Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 10

vom 15. März 2017

Katholikenrat (c) Bistum Mainz / Blum
Katholikenrat
Datum:
Mi. 15. März 2017
Von:
(MBN)
Katholikenrat (c) Bistum Mainz / Blum
Katholikenrat

Berichte

  • Katholikenrat befasste sich mit Rechtspopulismus
  • Jubiläum der Zivilen Konfliktberatung Rhein-Main

Vorschau

  • Aktionen zum Equal Pay Day (18.3.)
  • Zehn Jahre Abitur-online (22.3.)
  • Akademietagung zu Reliquienauthentiken (5.-7.4.)

 

Berichte

Stellungnahme gegen Rechtspopulismus auf den Weg gebracht

Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates mit Vortrag von Dr. Andreas Püttmann

Mainz. Der Katholikenrat des Bistums Mainz erarbeitet aktuell eine Stellungnahme gegen Rechtspopulismus. Das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz hat sich bei seiner Frühjahrsvollversammlung am Samstag, 11. März, im Erbacher Hof in Mainz rund zweieinhalb Stunden in einer engagierten Diskussion mit einem Entwurf des Vorstandes unter der Überschrift „Wir nehmen Stellung - Katholiken gegen Rechtspopulismus!“ auseinandergesetzt. Die vorgetragenen Anregungen und Änderungswünsche werden bei der nächsten Vorstandssitzung am Mittwoch, 22. März, in das Dokument eingearbeitet. Die Stellungnahme solle dann zeitnah veröffentlicht werden, sagte der Sprecher des Katholikenrates, Patrick Landua. Er bedankte sich bei den Mitgliedern für das „disziplinierte und sachorientierte Mitarbeiten“ an dem gemeinsamen Text. Moderiert wurde die Arbeit am Text von Andreas Belz vom Referat Politische Bildung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz. Belz ist auch Mitglied im Sprecherrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K & R).

Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung hatte am Freitagabend, 10. März, der Publizist Dr. Andreas Püttmann in das Thema Rechtspopulismus eingeführt. Er forderte dazu auf, das Gespräch mit Menschen zu suchen, die drohten, „in den Rechtspopulismus abzudriften“. Notwendig sei daher auch für Katholiken eine Selbstvergewisserung über den Wert der Demokratie. Püttmann räumte ein, dass man manche Menschen, die bereits ein geschlossenes Weltbild entwickelt hätten, kaum noch erreichen könne. Wörtlich sagte er: „Rechtspopulismus ist wie eine Droge, von der manche jeden Tag eine gewisse Dosis brauchen. Da kommt man dann nicht mehr ran.“

„Eine Einflugschneise für Rechtspopulismus in das katholische Milieu“ sei die Familienpolitik, sagte Püttmann. Er machte darauf aufmerksam, dass „Kirche“ im jüngst vorgelegten Wahlprogramm der Partei Alternative für Deutschland (AfD) nicht gewürdigt werde, sondern immer nur in einem anti-islamischen Kontext Erwähnung finde. So lasse sich im Wahlprogramm fünfmal das Wort „Kirche“ und zweimal das Wort „christlich“ finden. Allerdings seien Kirche und Christentum in sechs dieser sieben Nennungen nicht selbstständig thematisiert, „sondern nur instrumentalisiert“.

Als „wichtigsten Grund“ für das Aufkommen des Rechtspopulismus bezeichnete er die Ausbreitung des Internets: Die Rechtspopulismus-Bewegung habe vor allem damit zu tun, „dass die Qualitätsmaßstäbe der öffentlichen Kommunikation verfallen“, sagte Püttmann. Durch „die Auflösung der Bildungshierarchie“ sei es möglich, mit Vereinfachungen die Menschen aufzuhetzen. „So können sich destruktive Kräfte über das Internet schnell ausbreiten.“

Beziehungen nach Erfurt sollen intensiviert werden 

Ein weiteres Thema des Katholikenrates war unter anderem die Intensivierung der Beziehungen zum Katholikenrat des Bistums Erfurt. Patrick Landua kündigte an, dass für das Jahr 2018 eine Begegnung anvisiert worden sei und lud die Mitglieder ein, sich bei der Vorbereitung zu beteiligen. Er wies auch darauf hin, dass sich der Mainzer Katholikenrat wieder mit den Katholikenräten der Nachbarbistümer beim Katholikentag 2018 in Münster im Rahmen eines Forums zum Thema Rechtspopulismus engagieren werde. Am Samstagmorgen hatten die Katholikenratsmitglieder in der Kapelle des Erbacher Hofes mit dem Mainzer Diözesanadministrator, Prälat Dietmar Giebelmann, gemeinsam Eucharistie gefeiert. Giebelmann, der auch Dezernent für die Räte im Bistum Mainz ist, begleitete die Beratungen an beiden Tagen. 

Stichwort: Katholikenrat

Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz. Der Rat versteht sich als „das Organ des Laienapostolates im Sinne des Konzilsdekretes über das Apostolat der Laien“, wie es in der Präambel seines Statutes heißt. Mitglieder des Gremiums sind Laienvertreter aus den 20 Dekanaten, den katholischen Verbänden und aus dem Beirat von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz. Das Gremium tagt in der Regel zweimal im Jahr und hat 65 Mitglieder. Sprecher des Katholikenrates ist Patrick Landua aus Nierstein.

tob (MBN)

 

Konflikte ohne Waffen lösen

Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main trifft sich seit zehn Jahren

Mainz. Einblicke zu Praxis und Herausforderungen des friedenspolitischen Instrumentes des Zivilen Friedensdienstes bot Heinz Wagner bei einer Sitzung der Projektgruppe Zivile Konfliktberatung Rhein-Main am Freitag, 10. März, in der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz in Mainz. Der zivile Friedensdienst ist ein freiwilliger Dienst von professionell ausgebildeten Friedensfachkräften, die in Krisengebieten beratend und unterstützend tätig werden. Am Beispiel gewaltpräventiver Projekte in der libanesischen Bekaa-Eben, an der syrischen Grenze erläuterte er wie das Forum Ziviler Friedensdienst  (forumZFD) versucht, die Konflikte zwischen Libanesen und geflüchteten Syrern im Land zu überwinden. Mit mindestens 1,5 Millionen Flüchtlingen habe der Libanon bezogen auf die Einwohnerzahl die höchste Flüchtlingsrate weltweit, sagte Wagner. 

Wagner ist Vorsitzender der Stiftung Forum Ziviler Friedensdienst. Er sprach zum Thema „Ziviler Friedensdienst: volljährig, aber auch erwachsen? Das Beispiel Libanon“. Wagner war von 2004 bis 2014 hauptamtlicher Geschäftsführer des forumZFD. Er wies darauf hin, dass sich die Friedensfachkräfte des forumZFD in der Zusammenarbeit mit Libanesen und Syrern „mit großer Sensibilität“ zurückhielten, um eine gemeinsame Lösung der Konfliktparteien zu ermöglichen und nicht einen eigenen Lösungsvorschlag zu verwirklichen. Ein wesentlicher Punkt sei, dass die angestoßenen Projekte immer „beiden Seiten nutzen müssen“, sagte Wagner. Um die Nachhaltigkeit zu erhöhen, werde darauf geachtet, sowohl Libanesen als auch Syrer für die Trägerschaft einzubinden. Wagner stellte unter anderem ein Müll-Projekt, ein Wasserprojekt und ein Projekt zur Abwasserentsorgung vor. 

Gemeinsam mit zwei lokalen Organisationen, einer syrischen und einer libanesischen, bilde das forumZFD in der Bekaa-Ebene insgesamt zehn „Gemeinwesenarbeiter“ (community activists) aus. Das inzwischen abgeschlossene Projekt werde jetzt ausgeweitet. Wagner berichtete außerdem von einer Friedensdemonstration lokaler Nichtregierungsorganisationen, die das forumZFD unterstützt habe, anlässlich des Jahrestages des 1975 ausgebrochenen Bürgerkrieges in Beirut am 13. April. Dabei hätten an der Grenze zwischen einem sunnitischen und einem schiitischen Stadtviertel in Beirut rund 700 Teilnehmer eine Menschenkette für den Frieden gebildet. Für dieses Jahr seien zum Jahrestag landesweite Aktionen geplant. 

Die Idee des zivilen Friedensdienstes

Entstanden ist die Idee des zivilen Friedensdienstes bereits in den 1990er Jahren. Der Referent für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Alois Bauer, weist darauf hin, dass es in Deutschland bereits 1991 in der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg einen ersten Versuch gegeben habe, einen zivilen Friedensdienst einzurichten. Dieser Ansatz sei von Pax Christi und anderen Friedensorganisationen aufgegriffen worden. Später kamen auch die Entwicklungsdienste hinzu. Ein erstes Bemühen, mit einer interfraktionellen Arbeitsgruppe des Deutschen Bundestages die staatliche Förderung des Friedensdienstes zu erreichen, sei zunächst gescheitert. An den Gesprächen waren damals auch Pax Christi-Bischof Hermann Josef Spital (Trier) und der evangelische Bischof Wolfgang Huber (Berlin) beteiligt. Johannes Rau finanzierte 1997 als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident erstmals eine Ausbildung für den ZFD als Modellversuch. Seit 1999 wird die Projektarbeit vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Außenministerium unterstützt, anfangs mit drei Millionen Euro. Inzwischen beträgt der Jahresetat 45 Millionen Euro. Am ZFD sind neben dem forumZFD die anerkannten Entwicklungsdienste beteiligt und die evangelische „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden“.

Die Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main

Die Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main wird getragen von den beiden pax christi-Diözesanverbänden Limburg und Mainz, dem Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), dem Referat Weltmission / Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, dem Bildungswerk Hessen der DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner) und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Die Projektgruppe tagt viermal pro Jahr in öffentlicher Sitzung in Mainz oder Frankfurt.

Ziel der Projektgruppe ist es, „Projekte und Methoden der zivilen, gewaltfreien Konfliktbearbeitung und des Zivilen Friedensdienstes bekannter zu machen, zu ihrer gesellschaftlichen Verankerung und Weiterentwicklung beizutragen und hierfür in der Großregion Rhein-Main ein Netzwerk zivilgesellschaftlicher Gruppen und Organisationen aufzubauen“. Hervorgegangen ist die Projektgruppe aus der Kooperation bei der Ausstellung „Frieden braucht Fachleute“, die zwischen September 2004 und Februar 2006 im Rhein-Main-Gebiet zu sehen war. Das erste Treffen der Projektgruppe fand am 20. April 2007 zum Thema „Afghanistan“ statt.

Hinweis: www.gewalt-loest-keine-konflikte.de und www.forumzfd.de

tob (MBN) 

 

Vorschau 

Equal Pay Day (18.3.)

Aktion evangelischer und katholischer Frauenverbände und kirchlicher Einrichtungen 

Mainz. Anlässlich des zehnten Equal Pay Days findet am Samstag, 18. März, auf dem Leichhof in Mainz eine Straßenaktion kirchlicher Frauenverbände und Einrichtungen statt. Der Tag steht unter dem Motto: „Endlich partnerschaftlich durchstarten“ und will auf die Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. Auf dem Leichhof sind Mitmachaktionen, Informationen und Gespräche geplant. Zudem wird zwischen 12.00 und 13.00 Uhr die Chansonsängerin Chiara Zed zu hören zu sein. Der Equal Pay Day ist der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen. 

Veranstalter sind die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V., die Diözesanverbände des  Katholischen Deutschen Frauenbundes und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, die Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Mainz, die Evangelische Erwachsenenbildung Mainz sowie die Katholische Arbeitnehmer/-innen und Betriebsseelsorge Rheinhessen.

In einer Presseerklärung betonen die Veranstalter, dass noch immer keine Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern bestehe. In den oberen Gehaltsklassen seien die Frauen eine Minderheit, sagt Hildegard Sickinger vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Als Ursache sieht sie die familienbedingten Erwerbspausen sowie Teilzeitarbeit. Sie verringerten Aufstiegschancen von Frauen. Auch seien die typischen Frauenberufe im Sozialen Bereich oder im Dienstleistungssektor im Vergleich zu den männerdominierten technischen Berufen schlechter bezahlt. Für die Frauenverbände ist dies ein eindeutiger Sachverhalt: Die Entgelt-Ungleichheit ist eine Diskriminierung. Hier werde die Botschaft transportiert, dass die Arbeit von Frauen weniger wert sei. 

In einer größeren Lohntransparenz sehen die Verbände einen wichtigen Ansatz. Der Gesetzentwurf zu mehr Entgelttransparenz sei ein bedeutsamer Meilenstein in Richtung Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben. Mit dem Gesetz werde erstmals anerkannt, dass es Entgeltunterschiede überhaupt gibt, stellt Gisela Franzel von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands heraus. 

Hinweise: 

PM (MBN)

 

Zehn Jahre Abitur-online (22.3)

Feierstunde im Ketteler-Kolleg und -Abendgymnasium 

Mainz. Abitur-online, ein Angebot am Ketteler-Kolleg und Abendgymnasium, besteht zehn Jahre. Aus diesem Anlass findet am Mittwoch, 22. März, um 18.00 Uhr eine Feierstunde in den Räumen des Ketteler-Kollegs in Mainz statt, an dem unter anderem auch Diözesanadministrator Prälat Dietmar Giebelmann und Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, teilnehmen. 

Das Ketteler-Kolleg und Abendgymnasium ist eine Einrichtung des Zweiten Bildungswegs in Trägerschaft des Bistums Mainz. Abitur-online ist ein „alternativer Weg zum Abitur“, in dessen Rahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz- und Selbstlernphasen den Unterrichtsstoff erarbeiten. In der Präsenzphase werden alle Fächer zur Hälfte im Präsenzunterricht in der Schule unterrichtet, entweder an zwei Abenden oder an zwei Vormittagen jeweils sechs Stunden. Die andere Hälfte des Unterrichts wird von den Studierenden in eigener Verantwortung gestaltet: Sie erarbeiten den Lernstoff über eine internetbasierte Lernplattform. 

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter www.ketteler-kolleg.de/abitur-online

am (MBN)

 

Kulturdenkmäler des Frühmittelalters (5.-7.4.)

Tagung zu Reliquienauthentiken / Öffentlicher Abendvortrag am 5. April

Mainz. Im Mainzer Haus am Dom findet von Mittwoch, 5., bis Freitag, 7. April, eine Tagung zum Thema „Reliquienauthentiken. Kulturdenkmäler des Frühmittelalters“ statt. Die Tagung wird vom Sonderforschungsbereich „Materiale Textkultur“ der Universität Heidelberg in Kooperation mit der Bistumsakademie Erbacher Hof veranstaltet; Dr. Felicitas Janson, Studienleiterin an der Bistumsakademie, wird unter anderen in die Tagung einführen. 

Zudem laden Dr. Winfried Wilhelmy, Direktor des Dom- und Diözesanmuseums Mainz, und Dr. Hermann-Josef Braun, Leiter des Dom- und Diözesanarchives Mainz, die Teilnehmenden zu einem Besuch der aktuellen Sonderausstellung im Dommuseum „In Gold geschrieben. Zeugnisse frühmittelalterlicher Schriftkultur in Mainz“ ein. Außerdem ist am Mittwochabend um 19.00 Uhr ein öffentlicher Abendvortrag vorgesehen: Privatdozent Dr. Tino Licht, Heidelberg, spricht zum Thema „Dreizehn Heilige auf vier Zetteln von Pergament. Auf den Spuren der frühen Mainzer Schriftkultur.“

am (MBN)

Katholikenrat (c) Bistum Mainz / Blum
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