Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 1

vom 7. Januar 2016

STERNSINGER (c) Kindermissionswerk (Ersteller: Kindermissionswerk)
STERNSINGER
Datum:
Do. 7. Jan. 2016
Von:
Pressestelle Bistum Mainz
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Vorschau

  • Tausende Sternsinger im Bistum Mainz unterwegs
  • Januar-Veranstaltungen anlässlich „Rheinhessen 2016"
  • Vortrag „Kunst mit aller Macht" (13.1.)

Berichte

  • Neue Stabsstelle Kindertageseinrichtungen
  • GSW baut Flüchtlingsunterkunft
  • Italienische Gemeinde sammelte für Flüchtlingsarbeit

Personalien

  • Martinus-Medaille für Norbert Stumm

Dokumentationen

  • Predigt von Kardinal Lehmann zu Weihnachten
  • Predigt von Kardinal Lehmann zum Jahreswechsel
  • Predigt von Weibischof Bentz in der Christmette

Terminvorschau 2016

  • Ein Blick ins anstehende Jahr im Bistum Mainz

Vorschau

Segen bringen - Segen sein

Im Bistum Mainz sind zum Jahreswechsel wieder tausende Sternsinger unterwegs

Mainz. Unter dem Leitwort „Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere - in Bolivien und weltweit!" steht in den Tagen um den 6. Januar 2016 die 58. bundesweite Aktion Dreikönigssingen. Sie wird getragen vom Aachener Kindermissions-werk und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Aus dem Bistum Mainz werden sich auch in diesem Jahr wieder viele tausend Kinder und Jugendliche beteiligen. Eröffnet wird die diesjährige Aktion am Dienstag, 29. Dezember, in Fulda.

Zum Empfang der Sternsinger bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin am Dienstag, 5. Januar 2016, um 11.00 Uhr werden Sternsinger aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus in Langen (Dekanat Dreieich) das Bistum Mainz vertreten. Sternsinger aus dem Bistum Mainz werden auch wieder vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfangen. In die hessische Staatskanzlei in Wiesbaden kommen am Mittwoch, 13. Januar, um 10.00 Uhr Sternsingergruppen aus den Bistümern Limburg, Fulda und Mainz. In die Staatskanzlei nach Mainz sind ebenfalls am 13. Januar um 15.00 Uhr Gruppen aus den rheinland-pfälzischen Bistümern Limburg, Mainz, Speyer und Trier eingeladen.

Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, und Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Mathias Berger feiern am Samstag, 2. Januar, um 10.00 Uhr in der katholischen Kirche Liebfrauen in Nidda einen Aussendungsgottesdienst für die Sternsinger der oberhessischen Dekanate. Am Sonntag, 17. Januar, findet um 10.30 Uhr in der Kirche Christ-König in Höchst im Odenwald ein Dankgottesdienst zum Abschluss der diesjährigen Sternsingeraktion mit Weihbischof Bentz und Pfarrer Berger statt.

Beispielland ist in diesem Jahr Bolivien

Im Mittelpunkt der aktuellen Aktion Dreikönigssingen steht das Thema Respekt. „Respekt für jeden Menschen ist ein sehr wichtiges Gut. Gäbe es mehr Respekt in unserer Welt, gäbe es weniger Gewalt und Krieg", erklärt Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger". „Die aktuelle Realität sieht leider gänzlich anders aus. Menschen werden wegen ihrer Herkunft, wegen ihres Glaubens, ihres Aussehens oder ihrer Nationalität zu Opfern von Gewalt und Krieg, leiden unter Vertreibung und Flucht", betont Prälat Krämer. „Wenn die Sternsinger unterwegs zu den Menschen sind, dann setzen sie mit ihrem Leitwort auch ein Zeichen: Gegenseitiger Respekt ist die Grundlage für Gerechtigkeit und Frieden."

In Bolivien, dem Beispielland der Aktion, sei Respektlosigkeit ebenfalls ein alltägliches Problem, heißt es in einer Presseinformation des Kindermissionswerkes. Obwohl die An-gehörigen verschiedener indigener Volksgruppen in dem Andenstaat die Mehrheit der Bevölkerung stellen würden, seien Diskriminierung und Rassismus für sie beinahe an der Tagesordnung. Bolivien gehöre zu den ärmsten Ländern Südamerikas, fast jeder zweite Bolivianer lebe unter der Armutsgrenze. „In der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, Bildungs- und Arbeitsperspektiven, ziehen immer mehr Familien vom Land in die Städte. Dort werden die Neuankömmlinge oft ausgegrenzt und diskriminiert. Viele schämen sich für ihre Herkunft, ihre Kleidung und ihre Sprache - um dazuzugehören, passen sie sich an. Die eigene Kultur und die Traditionen der Menschen gehen dabei oft verloren. Nicht selten zerbrechen darunter familiäre Strukturen: Viele Väter verlassen ihre Familien, niemand spricht die Amtssprache Spanisch, die Kinder gehen nicht zur Schule - Ausgrenzung, Armut und Perspektivlosigkeit sind die Folgen", heißt es in der Presseinformation.

Im Jahr 2015 wurden im Bistum Mainz rund 1,5 Millionen Euro gesammelt

Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Bei ihrer zurückliegenden Aktion sammelten die Mädchen und Jungen zum Jahresbeginn 2015 bundesweit mehr als 45,5 Millionen Euro. Rund 330.000 Mädchen und Jungen sowie rund 90.000 Begleitende hatten sich in 10.515 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten beteiligt. Mehr als 1.600 Projekte für Not leidende Kinder in weltweit rund 100 Ländern konnten die Sternsinger zuletzt jährlich unterstützen. Im Bistum Mainz sammelten 309 Sternsinger-Gruppen rund um Jahreswechsel 2014/2015 rund 1,5 Millionen Euro.

Mit den Mitteln fördert die Aktion Dreikönigssingen weltweit Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung, soziale Integration und Rehabilitation sowie Nothilfe. Auch in diesem Jahr werden die Mädchen und Jungen - verkleidet als Heilige Drei Könige - den Segen „C + M + B * 2016" in die Häuser bringen - die Buchstaben C, M und B stehen für die lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat" - „Christus segne dieses Haus". Anfang Dezember war das „Sternsingen" in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.

Hinweis: Weitere Informationen sowie Kontakte zu Sternsingergruppen in Pfarreien des Bistums beim BDKJ und beim Bischöflichen Jugendamt (BJA), Referat Religiöse Bildung, Tobias Sattler, Am Fort Gonsenheim 54, 55122 Mainz, Tel.: 06131/253-626. E-Mail: bdkj-bja-religioesebildung@bistum-mainz.de . Informationen zur Aktion Dreikönigssingen auch im Internet unter www.sternsinger.de 

am (MBN)

Jubiläum „Rheinhessen 2016"

Veranstaltungen der Katholischen Kirche im Monat Januar

Rheinhessen. Das Bistum Mainz und seine rheinhessischen Dekanate beteiligen sich mit zahlreichen Veranstaltungen am Jubiläum „Rheinhessen 2016". Zu den Höhepunkten im Monat Januar gehören die „Lichtbrücke" von Samstag, 9., bis Samstag, 16. Januar, sowie der ökumenische Gottesdienst am Sonntag, 17. Januar, im Wormser Dom. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Veranstaltungen im Januar.

  • 9. bis 16. Januar: „Lichtbrücke". Mit Hilfe großer Lichtkanonen wird eine „Lichtbrücke" den Binger Rochusberg und den Ockenheimer Jakobsberg miteinander verbinden. Jeweils von 18.00 bis 22.00 Uhr zur vollen Stunde werden am Himmel wechselnde Farbspiele zu sehen sein. Die Premiere erfolgt bei der Eröffnungsveranstaltung am Samstag, 9. Januar, um 17.00 Uhr auf dem Jakobsberg bei Ockenheim.
  • 17. Januar: Ökumenischer Gottesdienst. Der ökumenische Gottesdienst mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und dem Präsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, um 15.00 Uhr im Wormser Dom ist der geistige Auftakt des Jubiläums.
  • 22. Januar: „Wege nach innen. Spiritualität und Mystik im Alltag". In der katholischen Pfarrkirche St. Wigbert, Pfaffenwaldstraße 1, in Schornsheim werden Texte aus der christlichen Mystik des Mittelalters gelesen - Beginn ist um 17.30 Uhr.
  • 24. Januar: „Literaturfrühstück". Dr. Katharina Weisrock stellt in der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim, Georg Büchner-Straße 1, um 10.00 Uhr die rheinhessischen Romane des Schriftstellers Wilhelm Holzamer (1870-1907) vor.

Hinweis: Weitere Informationen auch im Internet unter www.rheinhessen-katholisch.de

am (MBN)

„Kunst mit aller Macht" (13.1.)

Vortrag anlässlich der Ausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit"

Mainz. Anlässlich der Sonderausstellung im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum „Schrei nach Gerechtigkeit" findet am Mittwoch, 13. Januar, um 19.00 Uhr ein Vortrag statt. Dr. Stefan Heinz, Luxemburg, spricht im Mainzer Haus am Dom zum Thema „Kunst mit aller Macht - Erzbischöfe als Kunstförderer am Vorabend der Reformation". Veranstaltet wird der Vortrag von der Bistumsakademie Erbacher Hof in Kooperation mit dem Dom- und Diözesanmuseum. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

am (MBN)

Berichte

Neue Stabsstelle Kindertageseinrichtungen

Generalvikar Giebelmann begrüßte Mitarbeiterinnen

Mainz. Ab Januar 2016 hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, im Bistum Mainz eine Stabsstelle Kindertageseinrichtungen im Zentraldezernat eingerichtet. Die bereits bislang für diesen Aufgabenbereich zuständigen Mitarbeiterinnen werden aus der Abteilung Kirchengemeinden im Finanzdezernat herausgelöst.

Ein wesentlicher Grund für die Eingliederung der neuen Stabsstelle in das Zentraldezernat sind die gestiegenen Anforderungen an die Abteilung, die ab April außerdem noch durch dezentrale Mitarbeiter verstärkt wird. Der Generalvikar des Bistums, Prälat Dietmar Giebelmann, begrüßte bei einem Treffen am Montag, 4. Januar, die neuen Mitarbeiterinnen und wünschte Gottes Segen beim Engagement für die Belange der katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Mainz.

Die Leiterin der Stabsstelle, Hildegard Kewes, hob hervor, dass sich die Anforderungen an Kindertageseinrichtungen in den vergangenen Jahren stark verändert hätten. Sie sei sehr froh, dass das Bistum Mainz auf das veränderte Familienbild reagiert habe und die Kindertageseinrichtungen bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen unterstütze. Die neue Struktur und die neu eingerichteten Stellen seien ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit, die in den Kindertagesstätten des Bistums geleistet werde, sagte Kewes. In den rund 200 Einrichtungen des Bistums arbeiten etwa 2.500 Erzieherinnen und Erziehern sowie 610 Hauswirtschafts- und Reinigungskräfte.

Bei der Stabsstelle Kindertageseinrichtungen handelt es sich um die kirchliche Aufsichtsbehörde für die Kindertageseinrichtungen im Bistum Mainz. Ebenso werden Träger und Einrichtungen unterstützt, beispielsweise bei Finanzierungsverhandlungen mit öffentlichen Geldgebern, Angebotserweiterungen, Konflikten und Krisen, bei der Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben oder durch die Einführung von unterstützender Software. Die Stabsstelle wird weiterhin eng mit den verschiedenen Dezernaten und Verbänden sowie mit den staatlichen Stellen, die mit Kindertageseinrichtungen befasst sind, zusammenarbeiten. Die Budgetierung des Bereichs Kindertagesstätten und die Genehmigung der Haushalte liegt weiterhin beim Finanzdezernat unter Finanzdirektor Eberhard von Alten. Gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasverband wird die Implementierung eines wertorientierten Qualitätsmanagements in den Einrichtungen verantwortet.

Das Team um Oberverwaltungsrätin Hildegard Kewes wird mit einer bisherigen Leiterin einer katholischen Kindertageseinrichtung und einer weiteren Juristin (in Teilzeit) verstärkt, so dass die Stabsstelle insgesamt sechs Mitarbeiterinnen hat. Ab April 2016 werden zusätzlich dezentral bei den Dekanaten Bergstraße-Mitte und Seligenstadt angesiedelte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzukommen, die die Träger und Leiterinnen von katholischen Kindertageseinrichtungen bei deren Aufgaben vor Ort entlasten.

tob (MBN)

Erster Spatenstich für neue Gemeinschaftsunterkunft

Gemeinnütziges Siedlungswerk baut Gebäude für 50 Bewohner

Oberursel. Das Gemeinnützige Siedlungswerk (GSW) baut in Oberursel eine Wohnunterkunft, in der rund 50 Flüchtlinge bereits im Sommer nächsten Jahres Heimat finden sollen. Am symbolischen ersten Spatenstich am Mittwoch, 16. Dezember, nahmen neben dem Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, auch der Limburger Domkapitular Wolfgang Rösch und der Fuldaer Caritasdirektor Dr. Markus Juch teil. Die Bistümer Limburg, Mainz, Fulda sowie Erfurt sind mit ihren Caritasverbänden Gesellschafter des 1949 gegründeten Wohnungsbauunternehmens.

Flüchtlingen bei der Herbergssuche behilflich zu sein, bezeichnete Armin Niedenthal, Geschäftsführer der GSW, als Herausforderung und zugleich als große Chance. Dass bereits 300 Flüchtlinge in den Wohnungen des Unternehmens aufgenommen worden sind, hob auch Rösch in seinem Grußwort hervor: „Wir sind stolz, dass wir das GSW haben", sagte er. Es gelte, Menschen, die aus großer Not kämen, Heimat zu geben und als Kirche dafür zu sorgen, dass aus der Situation kein gesellschaftlicher Brennstoff erwachse.

Auf dem Gelände Obere Zeil im Oberurseler Stadtteil Bommersheim wird in Modulbauweise eine dreigeschossige Unterkunft entstehen, die mit 25 Zimmern Platz für 50 bis 60 Bewohner bieten soll. Das Gebäude, das mit einem begrünten Flachdach versehen wird, verfügt insgesamt über eine Wohn- und Nutzfläche von rund 1.200 Quadratmetern. Im Außenbereich wird eine Freifläche gestaltet - unter anderem mit Kinderspielplatz, Grillplatz sowie Fahrradabstellmöglichkeiten. Außerdem gehören drei PKW-Stellplätze dazu. Hausmeistern und Sozialarbeitern stehen zur Ausübung ihrer Tätigkeiten Büroräume zur Verfügung. Die Baukosten bezifferte Geschäftsführer Niedenthal auf rund 2,3 Millionen Euro. Bereits im Mai nächsten Jahres soll das Haus fertig sein. Es wird dann für einen Zeitraum von 25 Jahren an den Hochtaunuskreis zur Unterbringung von Flüchtlingen vermietet. Der Hochtaunuskreis plant die Inbetriebnahme der Gemeinschaftsunterkunft ab Sommer 2016.

br (MBN)

3.000 Euro für Flüchtlingsarbeit

Italienische Katholische Gemeinde in Mainz hat im Advent gesammelt

Mainz. Einen Scheck über 3.000 Euro für die Flüchtlingsarbeit des Bistums Mainz haben Carolina Giona und Teresa Sepe von der Italienischen Katholischen Gemeinde in Mainz bei einem Treffen am Mittwoch, 30. Dezember, im Bischöflichen Ordinariat Mainz an den Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, und Joanna Worytko von der Stabsstelle Integration und Migration übergeben.

Das Geld stammt aus verschiedenen Sammelaktionen, die die Italienische Gemeinde über den gesamten Advent durchgeführt hat. Die Gemeinde habe auf diese Weise dem Aufruf von Papst Franziskus für die Flüchtlinge nachkommen wollen, sagte Sepe. Generalvikar Giebelmann dankte den Gemeindemitgliedern für die großzügige Unterstützung der Flüchtlingsarbeit.

Hinweis: www.bistum-mainz.de/fluechtlingshilfe 

tob (MBN)

Personalien

Martinus-Medaille für Norbert Stumm

Generalvikar Giebelmann überreichte die Auszeichnung

Nackenheim. Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement in der Pfarrei St. Gereon ist Norbert Stumm mit der Martinus-Medaille des Bistums Mainz ausgezeichnet worden. Der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, überreichte die höchste Auszeichnung der Diözese für ehrenamtliches Engagement in einem Gottesdienst am Sonntag, 3. Januar, in Nackenheim-St. Gereon. Stumm ist seit 36 Jahren Mitglied im Pfarrgemeinderat, davon zwölf Jahre als Vorsitzender; darüber hinaus ist er seit 28 Jahren im Verwaltungsrat der Pfarrei tätig. Als Mitglied des Bauausschusses betreut er zudem seit 40 Jahren die Heizungsanlage der Kirche und hat die Weihnachtsbaum-Aktion der Pfarrei ins Leben gerufen. „Ich danke Norbert Stumm für sein ehrenamtliches Tun: Er tritt immer und überall für die Pfarrei St. Gereon ein", sagte Giebelmann in seiner Ansprache.

am (MBN)

Dokumentationen

Gottes Abstieg im Wort

Predigt von Kardinal Lehmann am Hochfest Weihnachten

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Freitag, 25. Dezember, im Mainzer Dom gepredigt. Die Überschrift zu seiner Predigt lautete: „Gottes Abstieg im Wort". Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Kardinals im Wortlaut:

Schon als Kind und vor allem als Ministrant kam mir der Weg der drei für Weihnachten vorgesehenen heiligen Messen wichtig vor. Es war schön, im Dunkeln der Nacht das Kommen Jesu als das Licht der Welt zu feiern. Das war wirklich Offenbarung in einem tiefen Sinne. Am frühen Morgen des Weihnachtsfeiertages feiert man die so genannte Hirtenmesse. Es gehen uns mit dem Licht des Morgens gleichsam die Augen darüber auf, was sich da in der Nacht ereignet hat. Dazu gehören vor allem einfache Menschen, die das Geschehen unbefangen zur Kenntnis nehmen und sich freuen über die Ankunft des Kindes, das der Welt den Frieden bringen soll. Aber doch hat diese Messe am Morgen noch etwas vom Erwachen. Deswegen ist die dritte Messe dann die volle Offenbarung. Jetzt werden wie bei einer Premiere zum ersten Mal die Vorhänge ganz aufgezogen. Jetzt ist es hell genug, um nicht nur zu ahnen, was hier Seltsames geschehen ist, sondern auch für alle Welt die Dimensionen und die Folgen dieses Geschehens zu ermessen. Dafür muss man schon etwas nachdenken, um nicht nur das bleibend Wundersame zu erkennen, sondern die Linien dieses trauten Geheimnisses in ihrer Bedeutsamkeit für die ganze Welt auszuziehen. Kein Wunder, dass diese Texte uns zunächst schwieriger erscheinen. Aber wenn wir uns Mühe geben, dann entdecken wir die wirkliche Tiefe des Weihnachtsgeheimnisses nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt.

So ist es auch schon mit dem Beginn des Hebräerbriefes, der neutestamentlichen Lesung am heutigen Tag. Ohne Vorspruch und Begrüßung fängt es gleich wie eine kräftige Ouvertüre an: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen ..." Gott und das Verständnis von ihm stehen am Anfang. Darum geht es. Es ist ein bestimmter Gott - im Griechischen mit Artikel -, nicht eine allgemeine Vorstellung von einem Gott oder gar von etwas Numinosem, Göttlichem. In diesen wenigen Sätzen am Anfang des Hebräerbriefes wird uns ein tiefer Einblick in die Religions- und Heilsgeschichte geboten. Sie ist bei aller Weite dennoch ganz vom biblischen Erfahren Gottes geprägt.

Für die Religion ist es ganz und gar nicht ausgemacht, dass Gott „spricht", zum Menschen und zur Welt hin. Ist nicht Gott gerade dadurch bestimmt, dass er jenseits unserer Händel, aber auch menschlicher Handlungen liegt, zu der auch das Sprechen gehört. Denken wir nur an Streit und Fluch durch Worte. Also muss etwas anderes gemeint sein, wenn gesagt wird, dass Gott gesprochen hat. Es ist ein Gott, der sich der Welt und dem Menschen zuwendet; Immanuel, „Gott-mit-uns" ist einer seiner Namen. Schon auf der ersten Seite der Bibel wird dieses Sprechen Gottes ganz wichtig. Aber es ist nicht nur ein Reden über etwas, sondern wenn Gott spricht, dann schafft er auch. Durch sein Wort entstehen alle Dinge. Darum ist für die biblische Religion, ja auch noch für den Islam - wir sprechen ja von einer gewissen Gemeinsamkeit der so genannten Abrahamitischen Religionen, die sich in Judentum, Christentum und Islam auf den gemeinsamen Stammvater Abraham berufen - die ganz enge Zusammengehörigkeit von Gott und Sprache bzw. Wort fundamental.

Diese Art des Sprechens im Alten Bund wird nun sehr genau näher bestimmt. Gott hat viele Male und auf vielerlei Weise einst zu den Vätern gesprochen. Man wird regelrecht an die vielgestaltige Religionsgeschichte erinnert: Viele Male und vielerlei Weise. Der ganze Reichtum dieser Art zeigt sich ja auch im Alten Testament. Es ist eine lange Geschichte über Jahrtausende, und es gibt ungeheuer viele Weisen, wie Gott redet und spricht, noch mehr als die Menschen: eine Erzählung, ein Lied, die Klage, ein Befehl, ein Traum. Wir liegen wohl nicht ganz falsch, wenn wir hinter diesen Worten auch das verschiedene Sprechen Gottes in den Religionen außerhalb der Bibel mithören, wie es besonders auch das Zweite Vatikanische Konzil in der Erklärung „Nostra aetate" formuliert hat.

Dennoch spüren wir auch eine Einschränkung in diesen Worten. Gott hat „einst" zu den Vätern gesprochen. Nicht nur die Vergangenheitsform wird benutzt, sondern auch ausdrücklich gesagt: „einst". Es war einmal. Dies ist gewiss auch ein Zeichen der Unvollkommenheit. Aber es ist durchaus ein auch heute noch wichtiges Geschehen. Wir trauen der Wahrheit dieses Wortes, das zu den „Vätern" und „durch die Propheten" zu uns kam. Auch wir blicken ja zurück auf das Kommen Jesu, das sogar unsere ganze Zeitzählung bestimmt. Mit aller Deutlichkeit geht der Text auf einen eigenen und neuen Höhepunkt zu, wenn er sagt: „In dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn." „In dieser Endzeit" - dies heißt, dass wir in der letzten Zeit der Welt und der Geschichte leben. Nach uns kommt keine grundlegend andere und noch neuere Zeit, die etwas noch Aufregenderes, ja gewissermaßen Moderneres bringen könnte. Es ist Gottes letztes Wort. Aber dies ist nicht wie in unserer menschlichen Sprache und bei unserem menschlichen Reden eine Drohung im Sinne des Ausspruchs „Dies ist mein letztes Wort".

Aber es ist klar, dass es in diesem Sinn das letzte Wort ist, das man nicht mehr überbieten, verbessern oder vertiefen kann. In äußeren Dingen kann man dies natürlich immer. Man kann zum Beispiel auch Gottes Wort besser übersetzen und noch angemessener verstehen. Die Bibelwissenschaften haben hier wirklich zu geradezu wunderbaren Einsichten geführt. Aber es kommt nichts Neues, gewissermaßen Grundstürzendes in die Welt. Der Text drückt es auf seine Weise aus, wenn er sagt, dass Gott „zu uns gesprochen hat durch den Sohn". In den Kulturen und Lebenswelten der Menschen gibt es wohl keine größere Nähe als das Verhältnis der Eltern zu den Kindern, besonders in der Alten Welt, aber auch bis heute überall zwischen Vater und Sohn. Wie dieser „Sohn" verstanden werden soll, wird nämlich erläutert: „den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat". Er hat ihn also sich selbst gleichgestellt, ihm die höchste Stellvertretung übergeben. Der Hebräerbrief formuliert sehr gut und in einem hohen Denken: „Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens." Nicht zufällig hat sich die Kirche in den späteren Streitigkeiten um die Natur Jesu Christi auf diese Verse berufen, um die so genannte Wesensgleichheit zu begründen, wie wir es heute noch im gemeinsamen Credo aller Christen bekennen: „Gott von Gott, wahrer Gott vom wahren Gott".

Er hat das All durch sein machtvolles Wort geschaffen und trägt es auch heute noch. Aber sein Wirken geht noch weiter: Er hat „die Reinigung von den Sünden bewirkt", er hat uns befreit von der Last der Schuld und uns neues Leben geschenkt. Aber wie geschieht dies? Blicken wir nur auf sein Kommen. Er kommt nicht mit äußerer Gewalt und Machtentfaltung. Er kommt, indem Gott selbst nicht nur spricht, sondern der Sohn wird das Wort, er wird einer von uns, nimmt Fleisch an und wohnt bei uns. Aber er streift sich nicht nur zum Schein einen menschlichen Mantel über, sondern er kennt auch von innen her menschliche Not, tiefste Ungerechtigkeit, Gottverlassenheit und den jämmerlichsten Tod seiner Zeit. Ja, noch mehr, dieser „Erlöser" und „Befreier" kommt nicht nur wie ein Kind, er kommt als Kind in unsere Welt.

Die Geschichte mit dem Sprechen Gottes lässt uns so tief in Gott hineinsehen wie nichts anderes. Ja, wir brauchen gar nicht in ihn und sein abgründiges Wesen hineinzusehen, sondern er kommt von sich aus zu uns und „entäußert" sich selbst. Und er kommt nicht zu uns mit einer erdrückenden Übermacht, sondern er kommt wirklich zu uns, indem er unser Los und Schicksal teilt. Ja, noch mehr: Er kommt zu uns dadurch, dass er auf Macht verzichtet, jedenfalls die Macht äußerer Gewalt, dass er schont und selbst das Verlorene liebt. Jetzt verstehen wir auch, dass man dies alles mit einem anderen Wort bezeichnen kann, das bei dem vielfältigen Sprechen Gottes eine zentrale Bedeutung hat: Gott ist barmherzig. So verstehen wir auch, dass Papst Franziskus eigens ein Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hat, um uns in die Tiefe des Geheimnisses unseres Glaubens zu führen. Die erste Station auf dem Weg zur Barmherzigkeit beginnt mit dem Herablassen, dem Abstieg Gottes in unsere Welt. Aber es ist nicht ein stolzes, „gnädiges" Sich-Herablassen von oben herab, sondern er wird Mensch, wirklich einer von uns.

Es klingt wie ein Märchen. Deswegen hat Weihnachten in aller Welt auch eine so große Anziehungskraft. Auch Ungläubige staunen, ob die Weihnachtsgeschichte für sie wahr ist oder nicht. Aber Weihnachten ist nicht nur ein künstlerisches Spiel. Und es will uns auch wirklich zum Guten verändern. Ja, das Licht in der Nacht leuchtet in alle Winkel unserer Welt hinein, auch nach Syrien und alle Orte des Grauens in unserer Welt; es leuchtet auch auf den Flüchtlingsströmen - 60 Millionen Menschen sind laut UNO unterwegs. Die Welt braucht dringend das Sprechen Gottes, das Licht für die Welt, die Hoffnung mitten in der Hoffnungslosigkeit. Wenn wir umkehren wollen, kann das gerade an Weihnachten sein. Amen.

(MBN)

Epochenschwelle?

Predigt von Kardinal Lehmann in der Jahresschlussandacht im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat in der Jahresschlussandacht am Donnerstag, 31. Dezember, auf das Jahr 2015 zurückgeblickt. Im Folgenden dokumentieren wir seine Predigt unter der Überschrift „Epochenschwelle?" im Wortlaut:

Ein Jahreswechsel bedeutet für uns Menschen immer einen Einschnitt. Er ist natürlich bei den einzelnen Menschen sehr verschieden: man blickt auf den Tod eines geliebten Menschen im zu Ende gehenden Jahr zurück oder ein bestandenes Examen, vielleicht auch einen Wechsel im Berufsleben. Aber insgesamt und über den Einzelnen hinaus haben wir über lange Zeit auch den Eindruck, es ändere sich nicht so viel. Freilich gibt es hier auch Ausnahmen, wie zum Beispiel der Fall der Mauer mit dem Gewinn der deutschen Einheit 1989/90. Manchmal gibt es schon auch epochale Einschnitte, wie zum Beispiel das Jahr 1968 mit geistigen Umwälzungen, die wir im Ausmaß oft erst später so richtig bemerken.

Wenn nicht alles täuscht, dann ist das Jahr 2015 auch mit stärkeren Einbrüchen und Veränderungen verbunden als sonst. Ich möchte einige Perspektiven dieser Art hervorheben, bevor ich auf einzelne Ereignisse zu sprechen komme. Ich denke vor allem an folgende neue Akzente:

Wir spüren immer stärker die Veränderungen unseres Klimas und des Wetters. Wir lassen uns jetzt nicht ein auf die manchmal törichten Streitereien, ob es nun einen Klimawandel gibt oder nicht. Es ist wohl unbestreitbar, dass durch die Veränderungen unseres Klimas unsere gegenwärtigen und vielleicht noch mehr künftigen Lebensbedingungen betroffen werden. Niemand weiß genau, woher im Einzelnen diese Wandlungen begründet sind. Gewiss hat die List der Natur, die wir nicht durchschauen und schon gar nicht beherrschen, ihre Hand mit im Spiel. Aber genauso sicher ist auch, dass unsere Lebensweise, mehr und mehr auf der ganzen Welt zum Beispiel durch die CO2-Ausstoßungen, einen hohen Anteil daran hat. Auch bisher eher verschonte Länder spüren die stärkeren Belastungen. Der verdüsternde Smog in den Hauptstädten vieler Länder, nicht nur in China, erschreckt uns. Die Veränderungen sind ganz besonders groß am Nordpol, wo es zur Zeit über Null Grad Wärme hat, während sonst zu dieser Zeit -40 Grad fast selbstverständlich sind. Es ist keine Utopie mehr, dass manche Länder und besonders Inseln im Pazifik künftig von Wasser überdeckt sein werden. Nicht wenige Experten sind der Meinung, die Hitze könne in Teilen des Nahen Ostens und in Afrika so hoch werden, dass dort Menschen einmal nicht mehr werden wohnen können. Wir wissen dies alles schon lange. Aber wir haben es verdrängt. Die welt-weite Klimakonferenz gegen Ende dieses Jahres in Paris hat fast alle Staaten der Welt - ich meine, es wären am Ende 194 gewesen - vereint und ein schon lange gesuchtes Programm zur Eindämmung der Schäden vereinbart. Papst Franziskus hat mit seiner dritten Enzyklika „Laudato si" vom Frühsommer dieses Jahres die Alarmglocken schrillen lassen, dass man es überall hören musste, aber er hat auch den Luxus unseres Lebensstils gerade angesichts der Not der Armen in aller Welt gegeißelt. Zugleich hat er uns Maßstäbe aus unserem Glauben aufgezeigt, die es uns ohne Groll erleichtern sollen, unseren Machbarkeitswahn einzuschränken, bereit zu sein zum Schonen und Verzichten und die Ressourcen unserer Erde miteinander zu teilen, gerade auch im Blick auf die Zukunft und damit die kommenden Generationen.

In diesem Kontext haben wir in diesem zu Ende gehenden Jahr auch die weltweite Flüchtlingskrise erfahren. Mehr als je nach dem Zweiten Weltkrieg sind nach Angaben der UNO zur Zeit 60 Millionen Menschen weltweit auf vielfach begründeter Flucht: Mangel an Wasser und Nahrung, kriegerische Auseinandersetzungen, totale Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit besonders junger Menschen im Blick auf Zukunftschancen, Verzweiflung wegen der Aussichtslosigkeit von Veränderungen; nicht zuletzt und leider mit steigender Tendenz die Flucht von aus religiösen Gründen Verfogten. Gewiss, vom Anfang der Menschheit an gab es Vertreibung und Flucht. Aber wir haben mehr als bisher die Möglichkeiten zur positiven Veränderung. In Wirklichkeit sind jedoch die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer geworden. Jetzt spüren wir, wie die Menschen in den betroffenen Ländern sich nicht mehr einfach vertrösten lassen. Sie brechen auf und stürmen trotz aller Gefahren auf dem Meer und zu Land in Länder, die ihnen geradezu als Paradies versprochen werden. Wir werden an die Völkerwanderung erinnert. Bei uns erzeugen diese Menschenmassen - so muss man wohl schon sagen - aus der Fremde, anderen Kulturen und Religionen bei vielen Menschen Ängste und Protestbewegungen. Wie könnte es auch anders sein? Viele Menschen sind jedoch gerade angesichts unserer Lebensmöglichkeiten der Meinung, wir könnten diese Herausforderungen bestehen, auch wenn es nicht leicht festzusetzende Grenzen gibt. Viele Menschen in unserem Land - dies darf man gerade am Ende dieses Jahres sagen - haben durch ihre ungewöhnliche Hilfsbereitschaft gezeigt, wie viel Solidarität, manchmal verborgen, bei uns lebt und wachgerufen werden kann. Ein herzliches Vergelt's Gott vielen Haupt- und Ehrenamtlichen! Wir werden wohl auch in Zukunft damit leben können und müssen.

Hinter dem Flüchtlingsdrama steckt noch ein tieferes Problem, das unsere Welt verändert. Wir haben jahrzehntelang immer wieder von der Globalisierung geredet: vor allem die modernen Medien haben uns kommunikativ näher zusammengebracht; wir wissen im Nu, wenn ein Unfall - wie immer er verursacht ist - irgendwo in der Welt geschieht, auch wenn es dabei wenige Opfer gibt; unsere wirtschaftliche Abhängigkeit ist eng verflochten mit sehr vielen anderen Weltregionen; wir bauen zum Beispiel Autos mit vielen Bauelementen von weit her; bestimmte Konsumgewohnheiten verbreiten sich in der ganzen Welt. Aber rücken wir wirklich näher zusammen? Teilen wir glaubwürdig und ehrlich die Lebenschancen der Welt? Kann man dies überhaupt? Da wir fast alles wissen und täglich durch neue Nachrichten abgestumpft werden, mehren sich auch Gleichgültigkeit und mangelnde Sensibilität den Nöten der Welt gegenüber. Alle unsere Hilfen sind wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Jetzt aber geschieht etwas, wenigstens in den bisherigen Dimensionen, Neues: Die globalisierte Welt ist nicht mehr statisch, weit von uns weg, irgendwie eine abstrakte Angelegenheit. Die benachteiligten und leidenden Menschen brechen auf und suchen selbst nach einer Verbesserung ihrer Lebenschancen. Angesichts der steigenden Not sind große Entfernungen für sie einschließlich der Gefahren unterwegs offenbar kein Grund zurückzuschrecken. Die Globalisierung zeigt ihre Auswirkungen nicht nur in fernen Ländern, sondern die betroffenen Menschen bringen sie in unsere Länder, ja sogar in unsere eigenen Häuser. Verzweifelt suchen viele nach Quartieren und Betten für sie. Ich bin fest überzeugt, dass damit etwas Grundlegendes in unserem Weltverständnis erfolgt. Wir werden in vielem im Blick auf unsere Maßstäbe für ein gelingendes Leben umdenken müssen, nicht nur auf uns allein schauen dürfen, sondern diese „Fremden" an unseren eigenen Lebenschancen teilnehmen lassen müssen. Dies ist ein gewaltiger Schritt, der ohne eine biblische „Umkehr" wohl kaum gelingen kann.

Dabei können wir schon entdecken, was sich bei uns selbst als Voraussetzung jeder Hilfe ändern muss. Europa macht bei diesen Herausforderungen eine jämmerliche Figur. Wir haben besonders die Europäische Union dabei im Blick. Waren schon die wirtschaftlichen Probleme in den letzten Jahren trotz vieler Erfolge durch die Einführung des Euro ernüchternd, so zeigen sich jetzt unverblümt fundamentale Risse in dem Grundgefüge nicht bloß der Euro-Länder. Viele sind auf den fahrenden Zug Europa weitgehend aus wirtschaftlichen Erwägungen aufgesprungen. Sie hatten eine Besserung ihrer ökonomischen und finanziellen Verhältnisse im Blick, aber waren sie auch bereit, gemeinsame Aufgaben mitzutragen, wenn man dabei primär der Geber und nicht der Empfänger ist, vielleicht sogar einmal Opfer bringen muss? Jetzt zeigt sich, dass man weitgehend von solchen egoistischen Interessen ausgegangen ist, weniger von dem, was uns von der gemeinsamen Geschichte und dem geistigen Erbe sowie den ethisch-religiösen Werten trägt. Gewiss, auch Verfassungsgrundsätze stehen zunächst auf dem Papier. Aber spätestens heute müssen wir erkennen, wie jämmerlich die Diskussion um einen Gottesbezug in der Präambel europäischer Verfassungsdokumente erfolglos versandet ist. Haben wir nicht doch auf die Wirtschaft allein (dieses „allein" ist entscheidend) gesetzt? Wie schwach ist dieses Europa in Wirklichkeit? Muss man nicht um unsere Zukunft fürchten, wenn wir nicht aus dieser Ohnmacht heraus-finden? Gerade die Ursprungskräfte Europas, besonders das Christentum (einschließlich des Judentums) und die klassische Antike, müssten uns zu einer neuen geistigen Gemeinsamkeit inspirieren, freilich im Durchgang durch Aufklärung und Moderne. Ich habe für mich leider oft den Eindruck, dass wir Kirchen zur Bewältigung dieser Krise bisher auch nicht viel beigetragen haben.

Mit diesen Perspektiven wollte ich zur Sprache bringen, was wir in diesem Jahr doch an wirklich Neuem erfahren haben. Gewiss, vieles war untergründig schon lebendig zu spüren. Aber es sind wohl Ereignisse und Faktoren, die auch unsere Zukunft prägen werden. Wir müssen uns geistig, spirituell und ethisch auf diese Sichtweisen umstellen und dabei wirklich von manchen Verirrungen abrücken und zu einem neuen Geist umkehren.

Dies ist für unsere Besinnung am Jahreswechsel am Ende wohl wichtiger als die Aufzählung unserer Verdienste vor Ort. Wir wollen diese gewiss nicht einfach vergessen. Sonst wären wir vielen Menschen in Gesellschaft, Staat und Kirchen undankbar. Ich will sie deshalb wenigstens ganz kurz nur aufzählen: Viele Menschen haben sich bei den PGR-Wahlen wieder zur Verfügung gestellt und an der Wahl teilgenommen. Wir haben viele Diakone und Priester, darunter auch jüngere, durch den Tod verloren. Wir spüren aber auch bei den Weihen, den Sendungen und Beauftragungen („Missio canonica"), dass wir immer wieder die Bereitschaft junger Menschen erfahren dürfen, in den Dienst der Kirche einzutreten. Die Kirche bleibt jung, wie wir es auch bei vielen neuen Ideen und Bewegungen sehen können. Das neu formulierte kirchliche Arbeitsrecht hilft uns hoffentlich, persönliche und mehr kollektive Konflikte auszuhalten und zu lösen. Wir nehmen auch teil an den Bemühungen um den Abbau von Spannungen zwischen den Kirchen und um eine wachsende Einheit. Beim Reformationsgedenken im Jahr 2017 machen wir vor allem auch durch unsere große Ausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit" im Dom- und Diözesanmuseum, die zeigt, wie die Menschen um 1500 lebten, mit. (Gehen Sie bitte bis zum 15. Januar hinein!) In den diözesanen Räten haben wir zwei größere Texte zur Taufpastoral und zu den Kindertagesstätten erarbeitet. Vor allem aber haben wir mit unserem Regens Dr. Udo Markus Bentz einen neuen Weihbischof, der den Weggang von Dr. Ulrich Neymeyr nach Erfurt ausgleicht. Größere Jubiläen stehen in den nächsten Jahren an: 1000 Jahre Wormser Dom, 1700 Jahre seit der Geburt des heiligen Martinus von Tours (*316), unseres Dom- und Bistumspatrons. Ja, und dann brauchen wir auch einen Nachfolger für mich, denn ich werde am 16. Mai, dem Pfingstmontag, 80 Jahre, und dies ist auch eine absolute Grenze für die Ausübung eines Amtes in der Kirche, abgesehen vom Papst. Bis dahin arbeite ich wie bisher gerne mit Ihnen zum Wohl und Heil der Menschen zusammen. Amen.

(MBN)

„Wo ist Bethlehem? Wo ist der Ort, an dem Gott geboren werden will?"

Predigt von Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz in der Christmette im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, hat in der Christmette am Donnerstag, 24. Dezember, im Mainzer Dom gepredigt. Im Folgenden dokumentieren wir seine Predigt unter der Überschrift „Wo ist Bethlehem? Wo ist der Ort, an dem Gott geboren werden will?" im Wortlaut:

Lieber Herr Kardinal, liebe Schwestern und Brüder!

Wo ist Bethlehem? Bethlehem ist dort, wo heute kein idyllisches Hirtenfeld mehr liegt sondern eine meterhohe Sperrmauer aus Beton steht und Bethlehem von Jerusalem fast vollständig abriegelt. Bethlehem ist dort, wo es regelmäßig zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen protestierenden Palästinensern und israelischen Soldaten kommt. Bethlehem ist dort, wo Christen vor Armut und bewaffneten Konflikten fliehen und auswandern. Das ist Bethlehem - eine Stadt rund 20 Kilometer südlich von Jerusalem.

Aber Bethlehem ist nicht nur diese Stadt im Heiligen Land. Wo ist Bethlehem? Bethlehem ist ein Ort überall - nämlich ein Ort, an dem Gott geboren werden soll.

Das Weihnachtsevangelium dieser Heiligen Nacht lebt von einem ganz starken Kontrast. Ist er ihnen aufgefallen? Da gibt es zunächst den schlichten Bericht über eine Volkszählung Ein politischer Machthaber wird genannt. Der bürokratische Aufwand einer Steuererfassung gibt den Rahmen ab. Da ist ein Paar, das keine Unterkunft findet. Da ist eine Frau, die ein Kind zur Welt bringt. Da wird auch von Hirten berichtet, die einfach ihren Beruf ausüben. Sie gehen ihrer gewohnten Tätigkeit nach. Soweit so gut. Alles nicht wirklich außergewöhnlich, eher alltäglich. Kein Stoff, um Weltgeschichte zu schreiben.

Das ist die eine Seite. Dann aber der Kontrast: In diese Alltäglichkeit bricht eine andere Welt ein. Ein Engel. Die Hirten trauen ihren Ohren nicht. Sie hören eine Stimme. Der bis eben noch schwarze Nachthimmel erstrahlt „vom Glanz des Herrn", wie es heißt. Der einsame klare Sternenhimmel ist jetzt voller Engel. - Der Evangelist Lukas malt mit Sprache ein Bild und will sagen: Über den Feldern von Bethlehem tut sich im wahrsten Sinne des Wortes eine ganz andere Welt auf. Das zuvor nüchtern erzählte, alltägliche Geschehen einer Geburt und ihrer Umstände erscheint jetzt in einem völlig neuen Licht: Ein Kind, das niemand kennt, ist der Retter der Welt. Ein Provinznest namens Bethlehem ist der Ausgangspunkt für eine neue Zeitrechnung in der Menschheitsgeschichte.

Wo ist Bethlehem? Wo ist der Ort, an dem Gott geboren werden soll?

Eine erste Antwort können wir wagen: Bethlehem ist dort, wo zwar dem vordergründigen Anschein nach ganz Menschlich-Alltägliches geschieht - mit allen Höhen und allen Abgründen - und doch auf einer tieferen Ebene noch einmal etwas ganz anderes passiert: Gottes Welt bricht ein in unsere alltägliche Menschen-Welt. Gottes Ewigkeit bricht ein in unsere menschliche Zeitlichkeit. Gott kommt in all dieses Menschliche - in all dieses allzu Menschliche unserer Welt, Zeit, Begrenztheit und Endlichkeit. Gott ist sich dafür nicht zu schade! Eine radikale Revolution des Gottesbildes: Der Unendliche nimmt endliche Gestalt an. Der alles übersteigende Gott in einem Kind. Gottes Größe und Macht zeigt sich in seiner Menschenfreundlichkeit. Schwestern und Brüder, das gibt unserem Leben eine ungeahnte Tiefendimension! Wer das glauben kann, der sieht die Dinge mit anderen Augen. Weil es diese heilige Nacht auf den Feldern von Bethlehem gibt, können und dürfen wir seither nie mehr zu klein vom Menschen und seinem Leben denken, denn Gott war sich nicht zu schade, unser Leben selbst zu leben und unser Menschsein zu teilen.

Diese Botschaft kann der Mensch nicht von sich selbst her „machen". Er kann sie nicht „erfinden". Er kann sie auch nicht von sich aus „konstruieren". Schauen wir genauer hin: Diese Botschaft kommt weder von den Eltern des Kindes noch von den Hirten. Die Initiative kommt „von oben" - wiederum in der Bilderwelt des Lukasevangeliums: von der göttlichen Höhe des Himmels her - herabsteigend in die Tiefen des menschlichen Daseins. Die Welt ist aus sich heraus zu einer solchen Botschaft nicht fähig. Weihnachten muss „von oben her" kommen. Daher im Bild der „offene Himmel" über den Feldern von Bethlehem. Weihnachten sprengt den engen Horizont dessen, wie wir von uns Menschen aus über Gott und die Welt denken.

Wo ist Bethlehem? Wo sind heute die Felder von Bethlehem?

Bethlehem ist also überall dort, wo wir dem menschlichen Leben, gerade dem schwachen, gebeugten, dem drangsalierten, auf Hilfe angewiesenen Leben mit den notwendigen Achtung und Ehrfurcht gegenübertreten und unsere eigenen Ressentiments, Vorbehalte, Ausgrenzungen und Instrumentalisierungen überwinden. Die Botschaft von Bethlehem setzt dem Menschen „von oben her" - von Gott her - Maßstäbe: „Ehre sei Gott in der Höhe..." Weihnachten will aber „von unten her" - von uns Menschen her - gehört, geglaubt und gelebt werden: „Friede den Menschen auf Erden..."

Wo ist Bethlehem? Wo sind heute die Felder von Bethlehem?

Den Vormittag heute habe ich im Hospiz in Mainz-Drais verbracht. Ich habe die Patienten besucht und bin mit Mitarbeiterinnen und einem der Seelsorger dort zusammengesessen. Es war ein wirklich weihnachtlicher Morgen. Beschenkt bin ich weggegangen. Dort habe ich etwas von Weihnachten und von den Feldern von Bethlehem erlebt: Eine dem Tod entgegengehende Frau schaute mich lächelnd an und sagte: „Alles, was ich jetzt noch erlebe, auch das Unscheinbarste, ist ein Geschenk!" Und ihre Freude war echt. Eine andere Frau hatte an ihrem Bett Engel und Schafe stehen. Ich war schon aus dem Zimmer draußen, da ließ sie mir durch eine Schwester eines von ihren Schafen hinterherbringen. Sie hat es mir geschenkt. Ich soll sie mitnehmen im Gebet. Und da sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf dem Wegstück des Sterbens eine Atmosphäre der Achtsamkeit und der Wertschätzung schaffen: Da wird mit einem Maßstab „von oben" „Friede auf Erden" gelebt. Da ist Bethlehem!

Bethlehem ist an diesem Weihnachtsfest gerade auch dort, wo geflüchtete Menschen untergebracht sind, die einer ungewissen Zukunft entgegensehen und warten, wie es weitergehen kann. Bethlehem wird dort sein, wenn wir ihnen die Möglichkeit geben, nach Wochen und Monaten der Drangsal erst einmal sein zu dürfen mit Achtung und Wertschätzung und willkommen. Aber Bethlehem wird auch dort sein, wo es uns gelingt, auf der anderen Seite den Menschen mit ihren diffusen Ängsten und Verunsicherungen, wo sie sich mit den Herausforderungen überfordert fühlen, ein glaubwürdiges Wort der Ermutigung zu bringen und wo es uns gelingt mitzuhelfen, Ängste abzubauen.

Das sind nur zwei Beispiele. Die Felder von Bethlehem sind heute vielerorts. Sie sind überall dort, wo wir diese ungeheure Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes bezeugen und mit konkreten Taten leben. Weihnachten gibt uns einen Maßstab für die Menschlichkeit vor, der uns zur Verantwortung ruft. „Mensch, bedenke Dein Geheimnis. Denk nicht zu klein von dir und leb nicht unter deinem Niveau!" (Kardinal Kasper) Das ist ein Anspruch, der uns erschrecken kann. Die Furcht kann aufkommen, überfordert zu sein. Ja, Weihnachten ist anspruchsvoll. Aber in der Mitte des Weihnachtsevangeliums steht der Engel, der jedem von uns zuruft: „Fürchte dich nicht!"

Wo ist Bethlehem? Alfred Delp brachte es auf den Punkt: „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern weil Gott es mit uns lebt." Wo uns das gelingt, Schwestern und Brüder, da ist Bethlehem!

(MBN)

Terminvorschau 2016

Ein Blick ins Jahr 2016

Terminvorschau für das Bistum Mainz

Mainz. In dieser aktualisierten Vorschau für das Bistum Mainz (Stand: 4. Januar 2016) sind ausgewählte Termine für das Jahr 2016 chronologisch zusammengestellt. Sie finden die Terminvorschau unter diesem Link. Eine erste Fassung wurde bereits Anfang Dezember 2015 veröffentlicht. Änderungen im laufenden Jahr werden im ausführlichen, monatlich erscheinenden Terminkalender der Pressestelle veröffentlicht (www.bistum-mainz.de/presse  in der Rubrik „Termine").

tob (MBN)

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