Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 13

vom 30. März 2016

MBN (c) Bistum Mainz (Ersteller: Bistum Mainz)
MBN
Datum:
Mi. 30. März 2016
Von:
(MBN)

Dokumentationen

  • Osterpredigt von Kardinal Lehmann
  • Predigt des Bischofs am Karfreitag

Bericht

  • Weihbischof Bentz predigte in der Osternacht

Vorschau

  • Jubiläum „Rheinhessen 2016“: Veranstaltungen im April
  • Studientag und Vortrag zu Martin Buber (7.4.)
  • Studiennachmittag zum Alten Testament (13.4.)
  • Tag der Caritas: „Barmherzigkeit ändert die Welt“ (16.6.)

Publikation

  • Broschüre zum Wirtschaftsplan 2016 erschienen


Dokumentationen

„Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“

Predigt von Kardinal Karl Lehmann im Pontifikalgottesdienst am Ostersonntag

Mainz. Am Ostersonntag, 27. März, ist im Mainzer Dom die Auferstehung Jesu Christi gefeiert worden. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hielt die Predigt. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt:

Kein Wort des Glaubens ist frei von Missverständnissen. Auch wer hohe Worte gebraucht, darf nicht sicher sein, ob er sie auf Anhieb richtig versteht. Im Gegenteil, je sublimer und frömmer unsere religiösen Worte sind, umso mehr können sie uns auch verleiten und verführen. Deshalb ist es auch mit dem Hinweis auf Auferstehung und ewiges Leben noch nicht getan. Darum ist es wichtig, wie wir davon reden. Dies gilt besonders auch für die Rede von Jesu Tod und Auferstehung. Deshalb wollen wir dem richtigen Verständnis von Auferstehung etwas nachdenken.

Die Rede von der Auferstehung hat nur einen Sinn, wenn Leben und Tod miteinander in aller Offenheit und Ehrlichkeit konfrontiert werden. Der Tod ist immer noch das Ereignis in unserem Leben, an dem wir uns – im Bild gesprochen – regelrecht die Zähne ausbeißen. Deshalb gibt es manche Denker, die lieber nicht von ihm reden möchten. Sie sagen gerne: Wenn der Tod ist, sind wir nicht mehr. Also kennen wir ihn nicht. Es ist dann besser zu schweigen. Reden wir lieber vom Leben. Aber damit kann der Mensch sich nicht zufriedengeben. So stranden wir mit unseren Gedanken, aber auch mit der Sehnsucht unseres Geistes und Herzens immer wieder an dieser unübersteigbaren Schranke des Todes. Man versucht diese Grenze entweder zu ignorieren und den Tod ganz an den Rand unseres Lebens zu verdrängen oder idealistisch über ihn hinauszuspringen in ein unendliches Reich des Geistes oder der Ideen. Beides aber befriedigt den Menschen nicht. Er wird dann immer wieder zurückgeworfen, entweder auf die Härte des Todes oder wenigstens auf die Frage nach dem oft verborgenen Sinn einer solchen Lebensgrenze.

Daraus entsteht dann die Frage, ob es wirklich ein Leben jenseits des Todes gibt. Für die Religion ist es ganz selbstverständlich, dass sie auf diese Fragen eine Antwort – wie immer geartet – geben muss. Auch da sind die Antworten außerordentlich verschieden. Es gibt sehr redselige, ja geradezu schwatzhafte Religionen, die genau wissen wollen, wie es auf der Himmelsreise aussieht. Andere malen das Jenseits so aus, als ob es eine Verlängerung des Diesseits wäre, nur ganz ohne Makel, Unvollkommenheit und Vergänglichkeit. Es gibt aber auch Religionen, die eher schweigsam sind, wenn es um ein Jenseits des Todes geht.

Dazu gehört in gewisser Weise auch, wenigstens streckenweise, die biblische Religion des Volkes Israel. Das Bewusstsein, dass Gott uns auch im Tod, im Reich des Todes (Unterwelt), nicht verlässt, ist keineswegs selbstverständlich. Die feste Überzeugung, dass Gott uns auch in den Niederungen des Lebens nicht preisgibt, schiebt sich immer stärker auch durch die Erfahrung z.B. der Ungerechtigkeit, des Leidens und der Todesnähe hin zur Gewissheit, die vor allem der Beter in den Psalmen als Wort Gottes hört: „Ich aber bleibe immer bei dir“ (Ps 73,23). Gott sagt uns das ewige Leben zu. Es ist nicht einfach die Verlängerung unserer Wünsche. In der fortschreitenden Geschichte des Alten Bundes wird diese Hoffnung über den Tod hinaus immer mehr entfaltet (vgl. z.B. Jes 25,8; 2 Makk 7,11.14.23.29.36; 12,43ff.).

Aber gerade auch so bleibt es eine echte Herausforderung, in rechter Weise von der Auferstehung zu reden. Es war offensichtlich besonders für griechisch denkende Menschen eine Versuchung, die Auferstehung Jesu Christi so zu deuten, als ob man mit ihr bereits den Schrecken des Todes hinter sich gelassen hat. „Die Auferstehung ist schon gewesen“ (vgl. 2 Tim 2,18) war eines der Missverständnisse, die wir auch im Neuen Testament greifen können. Man streift dann den Tod, aber auch den sterblichen Leib des Menschen, einfach ab wie Wasserperlen von einem Regenmantel. Daraus kann dann eine ganz falsche Lebensauffassung entstehen, so dass man vor diesem Hintergrund in einen regelrechten Taumel, in eine sich überschlagende Begeisterung verfällt. Dies muss gerade unmittelbar nach Ostern eine uns heute kaum mehr verständliche Verführung gewesen sein. Aber wenn man bedenkt, wie sehr am Karfreitag, dem Tod des Herrn, die Erde bebte und in vieler Hinsicht das Weltende nahe schien, dann kann man diese Versuchung vielleicht besser verstehen. Mit „Enthusiasmus“ meint man in der Religionsgeschichte vor allem einen Zustand, in welchem nicht mehr der Mensch bzw. sein Verstand, sondern eine in ihn eingegangene Gottheit sein Handeln und Sprechen bestimmt. Es ist dann eine Ekstase, in der der Mensch sich regelrecht überschlägt und zugleich verliert (vgl. z.B. Mt 10,20; Mk 13,11; 1 Kor 2,13.14; 14,23-25; Gal 3,2f.; Apg 11,28; 21,11; Offb 22,17). Es ist wie ein Rausch, in den man selig fällt und taumelt. Man denke hier in säkularem Gewand auch an Drogen. Man durchbricht eine Schallmauer – aber dann wohin?

Manche möchten das Urchristentum bzw. die erste Generation schlechthin als „enthusiastisch“ bezeichnen. Dies wäre aber höchst fragwürdig. Bereits der heilige Paulus kämpft schon von seinem ersten Brief an gegen ein solches Verständnis der Auferstehung (vgl. 1 Thess 4 und 5). Vor allem seine ganze Theologie des Kreuzes verhindert einen solchen falschen „Enthusiasmus“. Auch sonst verweist uns das Neue Testament mit der ganzen Osterbotschaft immer wieder darauf, dass der auferstandene Herr zugleich der Gekreuzigte ist. Und nicht nur das: Der Auferstandene ist erkennbar an den Wundmalen, die er an seinem Leib trägt (vgl. Joh 20,24ff.). Er ist kein Geist. Das Neue Testament legt einen großen Wert darauf, dass zwar die Auferstehung Jesu Christi erfolgt ist. Aber Paulus z.B. sagt niemals, die Christen seien bereits mit Jesus Christus auferstanden. Der Christ ist mit Jesus Christus gestorben und geht der zukünftigen Auferstehung entgegen, um dann immer beim Herrn zu sein. Paulus ruft deshalb immer auch zum Gehorsam gegenüber dem Anruf Gottes in dieser Welt und zum Bedenken der Verantwortung im Gericht auf. Er schließt eine schwärmerische Ausdeutung des „Ihr seid auferstanden mit Christus“ aus.

An dieser Stelle wird nun der Satz aus der heutigen Lesung aus dem dritten Kapitel des Kolosserbriefes ganz verständlich: „Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“ Das alte bisherige Leben mit seinen falschen Neigungen und Bosheiten ist abgetan. Bestimmende Wirklichkeit ist jetzt allein das Leben, das durch Gottes Macht uns an Ostern zuteil geworden ist. Dieses Leben ist gegenwärtig (vgl. auch Kol 2,12f.). Damit ist jedoch jede schwärmerische Vorstellung, als wäre das Heil in ungebrochener Fülle sichtbar vorhanden, der Tod bereits verschwunden und die Auferstehung der Toten schon geschehen (vgl. 2 Tim 2,18), entschieden abgewehrt. Das alte Leben – daran lässt der Kolosserbrief keinen Zweifel – ist mit dem Tod, den Jesus gestorben ist, zu Ende. Es kann keinen Anspruch mehr stellen. Das Leben aber, das Gott in der Auferstehung mit Jesus Christus an den Tag brachte, ist ganz an Jesus Christus gebunden. Der Mensch gewinnt das neue Leben nur da und nur dort, wo er mit Jesus Christus lebt, seinem Herrn gehorsam ist und ihm vertraut. Das alte Leben ist egoistisch, kapselt sich ein und verliert so vieles, am Ende alles.

Hier setzt der Kolosserbrief eine wichtige Schranke im Verständnis: Die Vollendung ist noch nicht erfüllt, sondern liegt in der Zukunft. Dieses neue Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Es kann nicht greifbar vorgewiesen werden, jedenfalls nicht jetzt. Hier gibt es eine doppelte Richtung: Das bereits in Jesus Christus angebrochene Heil ist nicht in ungebrochener Fülle sichtbar und greifbar vorhanden, aber es ist uns gewiss zugesagt als etwas, was im Himmel schon bereitet ist. Es ist ein Hoffnungsgut, das uns bereits geschaffen ist. Deswegen heißt es auch in 3,1: „Sucht das, was droben ist ... Denkt, was droben ist, nicht das Irdische.“ Darum ist Gott allein der Garant des neuen Lebens. Dieses ist freilich nur im Glauben zugänglich, erkennbar und gewiss. Er ist noch nicht am Ziel.

Diese Verborgenheit erfährt der Glaubende auf vielfache Weise. Er wird angefochten. Er muss immer wieder suchen und finden. Vieles im Leben bedrückt ihn. So muss er täglich das Kreuz auf sich nehmen. Wir müssen z.B. etwas auf uns nehmen, ertragen und durchtragen, was uns beschwert, vielleicht ein Leben lang. Man denke nur an chronische Krankheiten, an die Erfahrung unübersteigbarer Grenzen (auch unter uns Menschen), an den erschreckenden Unfrieden in unserer Welt. Wer uns ein Paradies auf Erden, den Himmel hier verspricht, führt uns in Wahrheit mindestens mit einem Bein in die Hölle. In wunderbarer Klarheit hat Paulus dies in den großen Kapiteln sechs bis acht des Römerbriefes dargestellt, wo er zugleich das Stöhnen und Seufzen der ganzen Schöpfung beschreibt. Alle trostlose Realität auf Erden hat bei allem drückenden Schwergewicht nicht das letzte Wort. Als Christen auf Erden leben wir zwar weiter in irdischen Beschränkungen, während die endgültige Herrlichkeit noch aussteht, aber uns auch verbürgt ist. Indem der Kolosserbrief besonders auch in den folgenden Versen darauf hinweist, dass unser wahres Leben zwar bei Gott verborgen ist, aber wir christlich leben können in der Welt (vgl. 3,5-4,1), vermeidet er die Gefahr einer Weltflucht, die das irdische und leibliche Leben abwerten würde. Die Bewährung im Alltag macht also das christliche Leben „mit Christus“ aus. Es gibt das ewige Leben schon in dieser Zeit, im Glück, in der Liebe, in selbstloser Hingabe, in der Vergebung, gewiss brüchig, fragmentarisch, aber real, in kleinen Dosen.

Wir spüren heute, besonders auch in diesen Tagen, das Bleigewicht und die Ambivalenz unseres Lebens, eben die Verborgenheit des Heils. Wir dürfen jedoch nie vergessen, was uns dazu Dietrich Bonhoeffer sagt: „Die Nacht ist noch nicht vorüber, aber es tagt schon.“ Jesus Christus, das Licht, hat die Finsternis vertrieben. Dies können wir an Ostern erkennen.

So darf am Ende auch bei allem Wissen, dass wir auf Hoffnung hin gerettet sind (vgl. Röm 5,3f.), eine letzte Siegesgewissheit des Glaubens nicht fehlen, ohne dass sie die Nüchternheit des Kreuzes vergisst. Sogar Paulus, der sonst sehr vorsichtig ist, wagt es, uns mit dem Alten Testament zu sagen: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel.“ (1 Kor 15,54f. mit Jes 25,8; Hos 13,14G/56; Röm 5 und 7).

Wir sind gegenüber solcher Begeisterung heute eher skeptisch und verleugnen solche Texte eher. Wenn wir aber ernst nehmen, wie verborgen das neue Leben, eventuell auch unter der Asche des Bisherigen ist, dann dürfen wir die große Tröstung unseres Glaubens, die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, nicht schwächlich zur Sprache bringen und bekennen. So gehört, wie gerade der Theologe des Kreuzes, der heilige Paulus, uns lehren kann, bei aller Verborgenheit des Heils gerade auch das Bekenntnis durchaus mit Siegesgewissheit zu unserem Glauben. Gewiss, Paulus spricht selten so siegesfroh wie hier. Aber auch andere Zeugen des Evangeliums bezeugen auf ihre Weise dasselbe. Darum kann uns auch der auferstandene Herr im Johannesevangelium zurufen: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (16,33, vgl. 1 Joh 2,13; 4,4; 5,1; 5,4f.) Amen.

(MBN)


„Das Hohe Lied der Liebe am Kreuz“

Predigt von Kardinal Karl Lehmann am Karfreitag im Mainzer Dom

Mainz. Am Karfreitag, 25. März, wurde im Mainzer Dom an das Leiden und Sterben Jesu Christi erinnert. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat die Predigt gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt:

Die Passionsgeschichte gehört gewiss zu den höchsten und tiefsten Erzählungen unseres Glaubens. Da darf man nichts zerreden. Es braucht keinen Kommentar, auch keine Predigt. Aber mit einigen scheuen Worten dürfen wir dem Geheimnis folgen und nachdenken, was es heute besonders bedeutet.

In diesen Tagen und Wochen haben wir es mehr als sonst mit dem Tod und dem Sterben einzelner Menschen und auch vieler Menschengruppen zu tun. Das Beispiel von Brüssel zeigt uns auch, wie nahe wir immer wieder mit entsetzlichen Geschehnissen konfrontiert werden.

In diesem Zusammenhang entsteht die Frage, wie wir mit dieser Todeserfahrung umgehen. Eigentlich denken wir zunächst, Gott hat vom Wortsinn her letztlich nichts zu tun mit dem Leid und dem Tod. Er ist gerade Gott, weil er jenseits dieser menschlichen Erfahrungen des Mordens, des Sterbens, mit oder ohne Gewalt, ist. Deswegen war es bis heute in vielen Religionen auch selbstverständlich, dass Gott von seinem Wesen her unsterblich ist und letztlich auch eben in seiner glanzvollen Welt nichts mit dem Leid zu tun hat. Trotz unseres Wissens vom Leiden und Sterben des Herrn haben wir uns doch auch sehr beeindrucken lassen von der Überzeugung eines Gottes, der vom Leid nicht betroffen werden kann. In den letzten Jahrzehnten hat die Theologie, unterstützt durch eine tiefere Auslegung der Heiligen Schrift, jedoch entdeckt, wie sehr man auch in einem gewiss noch vieldeutigen Sinn vom Leiden Gottes reden kann.

Zunächst heißt dies, dass Leid und Tod auch zum Sein und Handeln Gottes gehören. Er hat zunächst Mit-Leid, wendet sich den Menschen zu, verbirgt sich nicht durch die Flucht aus der Welt in die ewige Herrlichkeit, sondern hat Interesse am Menschen, wie schon auf der ersten Seite der Bibel sehr deutlich wird. Wenn wir heute durch den gegenwärtigen Papst die Barmherzigkeit besonders hervorheben, dann spüren wir auch, dass Gott sich auch um die Sorgen und Wunden der Menschen kümmert.

Es ist eine große und lange Geschichte im Alten Bund, wie Gott immer stärker in die Welt der Menschen herabsteigt. Insofern gehört dieser „Abstieg“ zur Geschichte der Offenbarung und unseres Heils. Er bedient sich damit vieler Wege und Mittel, um uns wirklich konkret zu erreichen: Schöpfung, Wort, Weisung, Führer des Volkes und die verschiedenen Propheten, die uns diese Sorge Gottes um sein Volk, manchmal auch mit drastischen Worten und Handlungen in ihrem Leben anschaulich machen.

Es ist nicht auszudenken, was Menschwerdung Gottes heißt. Gott kommt wirklich zu uns, in unsere oft so schäbige und ungerechte Welt. Er wird einer von uns. Am stärksten zeigt sich dies in seinem konkreten irdischen Leben. Er spielt nicht Menschsein, indem er auch das Leid und das Leiden kennen lernt, um es am Ende einfach wieder abzustreifen und als großer Sieger dazustehen. So ist es ja in vielen Teilen der Weltgeschichte, dass man gerade auch bei Helden und Heroen Leid zulässt, um am Ende einen noch strahlenderen Sieger feiern zu können. Jesus muss viele tiefe Leiden und Ungerechtigkeiten seiner Zeit hart am eigenen Leib erfahren. Es ist immer wieder die größte Versuchung gerade auch seiner Jünger, ihn von aller Erniedrigung und besonders Auslieferung an seine Gegner, ja von Leid fernzuhalten. Aber indem er immer wieder darauf verweist, dass er zur unaufgebbaren Solidarität gerade mit allen, die leiden, gekommen ist, weist er auch die Jünger zurecht. Hier ist wohl auch ein langer und tiefer Graben zwischen ihm und den Jüngern, aber die Frauen halten bei ihm auch in der größten Erniedrigung aus.

Wir werden gleich die Leidensgeschichte Jesu nach Johannes hören. Hier können wir in einer oft dramatischen Spannung mit Jesus auf diesen Weg der Einsamkeit und des Verlassen-Werdens gehen. Dann werden wir immer wieder staunend, aber auch manchmal kopfschüttelnd mit ihm den Weg gehen: Das ist unser Gott! Er hat nicht die Legionen von Engeln herbeigerufen, die ihn befreit hätten, er hat aber auch nie Zweifel gewähren lassen, als ob seine „Macht“, die gerade im Verhör vor Pilatus eine große Rolle spielt, am Ende untauglich und ohnmächtig wäre. Am stärksten ist und bleibt die Liebe Jesu durch die Hingabe seines Lebens für uns, für die Schwestern und Brüder, für alle, auch für die Feinde. Und gerade darin ist er unbesiegbar. Dies ist das Herz des Christentums, an dem wir selber immer wieder auch zweifeln, besonders wenn wir die Macht und Zerstörungswut der Menschen in unserer Welt sehen. Aber die Liebe hat den längeren Atem.

Durch die Ereignisse in unseren Tagen und Wochen, wo so viele Menschen auf eine schändliche Weise, völlig unverdient und manchmal geradezu sadistisch durch Gewalt ihr Leben verlieren, wird die Passionsgeschichte in diesem Jahr uns sensibel machen für Leid, das Menschen zugefügt wird. Dies gilt nicht nur für die Opfer der Attentate, sondern auch für die heimlichen und oft verborgenen Attacken der Macht über die Menschen. Dies soll uns stark machen gegenüber jedem Triumph der Macht.

Darum verehren wir auch gleich das Kreuz, das am Ende nicht ein Zeichen der machtmäßigen Unterlegenheit ist, sondern das Zeichen, in dem Gott selbst auf ganz andere Weise, nämlich in der Macht der Liebe, seine Überlegenheit erweist. Dies macht uns auch stark gegenüber allem massenhaften Verrat der Liebe in unserer Welt. Wir wollen zuerst hören, wie sich diese Liebe Gottes zu allen Menschen in den vielen Situationen und Lebenslagen der Menschen sowie in den Nöten und Aufgaben in unserer Welt auswirkt und auswirken kann – durch unser Bekenntnis des Glaubens und das Zeugnis unseres Lebens. Amen.

(MBN)


Bericht

„Leben wir nicht die Angst – leben wir die Hoffnung!“

Predigt von Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz in der Osternacht

Mainz. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz hat dazu aufgerufen, „miteinander und füreinander österliche Menschen“ zu sein, „die die Augen vor den harten Realitäten des Todes und der scheinbaren Abwesenheit Gottes zwar nicht verschließen, die dabei aber nicht stehen bleiben“. „Lasst uns österliche Menschen sein, deren Herz gefüllt ist mit der Sehnsucht und dem Vertrauen: Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Gerade in unseren Tagen, wo die Zeichen so brutal und beängstigend auf Tod stehen, braucht es die Zeichen unsrer österlichen Hoffnung. Leben wir nicht die Angst – leben wir die Hoffnung! Das ist unsere Verantwortung als Kirche, als Christen inmitten unsrer Gesellschaft. Setzen wir diese Zeichen, auch über alle Grenzen der Konfessionen hinweg“, sagte Bentz in seiner Predigt in der Osternacht im Mainzer Dom am Karsamstag, 26. März.

Weiter wies der Weihbischof darauf hin, dass die geistlichen Erfahrungen der ersten Osterzeugen „auch unser Osterglaube“ sei: „Wir haben den Auferstandenen immer nur im Hin und Her von Nähe und Distanz, von Glaube und Zweifel, von Vertrautheit und Fremdheit. Auch wer Gott mit ganzem Herzen sucht, wird immer auch seine Abwesenheit und Unbegreiflichkeit erfahren. Das spricht nicht gegen Ostern, sondern für die Auferstehung. Da zeigt sich: Der Auferstandene sprengt unsere Vorstellungen.“ Und weiter: „Wir dürfen der paradoxen Ostererfahrung der Frauen am Grab und der Jünger vertrauen: Wenn Gott uns fremd und weit weg erscheint, dann ist er uns auf überraschend andere und neue Weise ganz nah. Ein österlicher Mensch sein, heißt, sich diese Offenheit für Gottes so andere Weise, mir nahe zu sein, zu bewahren.“

am (MBN)


Vorschau

Jubiläum „Rheinhessen 2016“

Veranstaltungen der Katholischen Kirche im Monat April

Rheinhessen. Das Bistum Mainz und seine rheinhessischen Dekanate beteiligen sich mit zahlreichen Veranstaltungen am Jubiläum „Rheinhessen 2016“. Zu den Höhepunkten im Monat April gehören ein Klostertag bei den Kreuzschwestern in Bingen am 9. April sowie eine Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach im Wormser Dominikanerkloster am 24. April. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Veranstaltungen im April.

  • Samstag, 9. April: „Nah bei den Menschen – Gestern. Heute. Morgen“. Bei einem Klostertag bei den Kreuzschwestern auf dem Rochusberg bei Bingen präsentieren die Schwestern die geschichtliche Entwicklung, den aktuellen Stand und die Perspektiven ihrer Gemeinschaft. Dazu finden von 14.00 bis 17.30 Uhr im Hildegardishaus (Rochusberg 1) Führung und Gesprächsrunden mit den Schwestern statt.
  • Sonntag, 10. April, bis 9. Mai: „Rheinhessen“. Die Ausstellung mit Fotos von Thomas A. Hartmann, Bingen-Dromersheim, und Bildern von Aloisia Hartmeier, Monsheim, bietet Einblicke in die Vielfalt der rheinhessischen Landschaft. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11.30 bis 18.00 Uhr im Hildegard-Forum in Bingen (Rochusberg 1) zu sehen. Im Mai ist die Ausstellung auch montags geöffnet; bei Veranstaltungen und für Gruppen sind nach Absprache zudem andere Öffnungszeiten möglich.
  • Samstag, 23. April: „Der Judenfriedhof in Mainz“. Gang über den alten jüdischen Friedhof in Mainz mit Helmut Lehr. Beginn ist um 15.00 Uhr am Judenfriedhof, Am Judensand.
  • Sonntag, 24. April: „Die St. Georgskapelle - ein Kleinod der Region“. Willi Geisenhof bietet von 10.00 bis 11.30 Uhr und von 14.00 bis 16.00 Uhr Führungen an. Treffpunkt ist an der Heidesheimer St. Georgskapelle, Im Georgenflur.
  • Sonntag, 24. April: „Wandel und Tradition. Die St. Georgskapelle spiegelt 2.000-jährige Geschichte am Rhein“. Um 17.00 Uhr hält Walter Schleuß im Heidesheimer Pfarrzentrum in der Römerstraße einen Vortrag über die Kapelle.
  • Sonntag, 24. April: „Johann Sebastian Bach – Die Hohe Messe in h-Moll“. Erstmals erklingt in Worms das berühmte Werk des Leipziger Thomaskantors. Um 17.00 Uhr musizieren im Wormser Dominikanerkloster, Paulusplatz 5, das Ensemble Paulinum und das Barockorchester Pulchra Musica unter der Leitung von Christian J. Bonath. Der Eintritt beträgt 15 Euro.

Hinweis: Weitere Informationen auch im Internet unter www.rheinhessen-katholisch.de  

am (MBN)

 

„Martin Buber und die Bibel“ (7.4.)

Studiennachmittag und abendlicher Akademievortrag im Haus am Dom

Mainz. „Martin Buber und die Bibel“ heißt ein Studiennachmittag im Mainzer Haus am Dom am Donnerstag, 7. April, ab 14.30 Uhr. Im Einladungsflyer zu der Veranstaltung heißt es: „Die Hebräische Bibel und das biblische Denken, das Martin Buber mit dem Begriff des ,biblischen Humanismus‘ charakterisierte, steht im Zentrum nahezu aller Facetten des Werkes des berühmten Philosophen, an dessen Tod vor 50 Jahren diese kleine Tagung erinnern möchte.“ Die Referenten der Tagung, die die Bistumsakademie Erbacher Hof gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Mainz e.V. veranstaltet, sind: Dr. Damian Pfammatter, Visp/Schweiz, Professor Dr. Wilhelm Schwendemann, Freiburg, sowie Professor Dr. Ralf Rothenbusch, Studienleiter der Bistumsakademie.

Um 19.00 Uhr ist zudem ein Akademievortrag vorgesehen. Professor Dr. Karl-Josef Kuschel, Tübingen, spricht zum Thema „Einander im Geheimnis anerkennen: Martin Bubers Angebot im Dialog mit Christen“. Kuschel hat erst kürzlich eine Monographie zu „Martin Buber – seine Herausforderungen an das Christentum“ veröffentlicht und wird Buber als einen für das Christentum „bleibend wichtigen, weil herausfordernden Gesprächspartner“ vorstellen.

Hinweis: www.ebh-mainz.de/akademie

am (MBN)


„Brauchen wir das Alte Testament?“ (13.4.)

Studiennachmittag in der Bistumsakademie Erbacher Hof

Mainz. Ein Studiennachmittag der Bistumsakademie Erbacher Hof widmet sich am Mittwoch, 13. April, ab 14.30 Uhr der Frage: „Brauchen wir das Alte Testament? Eine alte und neue Kontroverse aus alttestamentlicher und neutestamentlicher Perspektive“. Referenten des Tages sind Professor Dr. Alois Stimpfle, Hannover, sowie Professor Dr. Ralf Rothenbusch, Studienleiter an der Bistumsakademie. Im Ankündigungsfaltblatt heißt es zum Inhalt der Veranstaltung: „Brauchen wir als Christen das Alte Testament tatsächlich nicht mehr? Oder ist die alttestamentliche Botschaft unverzichtbar auch für den christlichen Glauben und die Kirche, hat sie auch für die Christen einen Eigenwert? Welche Bedeutung besitzt die alttestamentliche Überlieferung für das Neue Testament? Dem widmet sich der Studiennachmittag, bei dem auch Gelegenheit zu Austausch und Diskussion sein soll.“

Hinweis: www.ebh-mainz.de/akademie

am (MBN)


„Barmherzigkeit ändert die Welt“ (16.6.)

Tag der Caritas und Seelsorge für Haupt- und Ehrenamtliche im Bistum Mainz

Mainz. Der diesjährige Tag der Caritas und Seelsorge im Bistum Mainz am Donnerstag, 16. Juni, steht ganz im Zeichen des derzeit laufenden Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Unter der Überschrift „Barmherzigkeit ändert die Welt“ sollen an dem Tag die „Bedeutung der Barmherzigkeit beleuchtet und Bezüge zu aktuellen kirchlichen und politischen Herausforderungen in unserem Bistum hergestellt werden“, heißt es in der Ankündigung.

Der Tag beginnt um 9.30 Uhr mit der Begrüßung durch den Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann. Mario Junglas, Caritasdirektor a.D., wird anschließend das Einführungsreferat zum Thema „Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und kirchlicher Dienst“ halten. Anschließend ist eine Diskussionsrunde vorgesehen, die von der ZDF-Journalistin Susanne Conrad moderiert wird. Vor dem Mittagessen ist die Preisverleihung der Ketteler-Stiftung vorgesehen, für den Nachmittag stehen Workshops auf dem Programm.

Den Abschluss des Tages der Caritas und der Seelsorge werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Heiligen Pforte der Barmherzigkeit im Mainzer Dom begehen: Gestaltet wird er von Subregens Pfarrer Markus Lerchl und Dr. Daniela Mohr-Braun, den Beauftragten für das Heilige Jahr im Bistum Mainz.

Hinweis: Es wird um eine Anmeldung bis zum 10. Mai gebeten. Weitere Informationen auch auf der Internetseite www.dicvmainz.caritas.de unter dem Reiter „Engagement & Spenden/Gemeindecaritas“. Hier kann auch der Flyer zu der Veranstaltung heruntergeladen werden.

am (MBN)


Publikation

„Unverzichtbare Grundlage solider Planung“

Broschüre zur Verwendung der Kirchensteuer im Wirtschaftsplan 2016 erschienen

Mainz. Gerade ist eine Broschüre zum Wirtschaftsplan 2016 des Bistums Mainz erschienen. Die Publikation informiert unter den Stichworten „EinBlick“ mit zahlreichen Beispielen sowie mit Grafiken und Tabellen über die Verwendung der Kirchensteuer im Bistum Mainz. Dokumentiert ist auch die Haushaltsrede zum Wirtschaftsplan 2016, die der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, der auch der Ökonom der Diözese ist, bei der Sitzung des Diözesankirchensteuerrates im Dezember 2015 gehalten hat. Darüber hinaus wird auch über den Haushaltsabschluss des Jahres 2014 informiert. Die Broschüre wird an alle Pfarreien und Einrichtungen des Bistums Mainz verschickt und kann auf der Internetseite der Diözese unter www.bistum-mainz.de/finanzen als pdf-Datei heruntergeladen werden.

In seinem Dankwort schreibt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann: „In meiner 33-jährigen Amtszeit als Bischof von Mainz habe ich immer wieder meine große Dankbarkeit all jenen gegenüber zum Ausdruck gebracht, die unsere Arbeit als Kirche für Gott und die Menschen in so vielfältiger Weise unterstützen. Dazu gehört auch die Kirchensteuer. Sie können sich in dieser Broschüre darüber informieren, auf wie vielen Feldern des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens das Bistum Mainz tätig ist. Außer in den Gemeinden sind wir z.B. auch in der schulischen Ausbildung junger Menschen seit langem besonders engagiert.“

Und weiter: „Wir sind dankbar, dass wir in den vergangenen Jahrzehnten fast kontinuierlich eine Steigerung der Einnahmen verzeichnen durften. Damit konnten wir nicht nur die laufenden Ausgaben stemmen, sondern auch manchen Nachholbedarf ausgleichen und unvorhergesehenen Ereignissen positiv begegnen. Vor allem ist es beglückend, hilfsbedürftigen Menschen in unserem Land und in aller Welt unter die Arme greifen zu können, nicht zuletzt auch Flüchtlingen, die Schutz bei uns suchen. Die Kirchensteuer bildet für all dies in finanzieller Hinsicht die unverzichtbare Grundlage solider Planung.“

Hinweis: Weitere Informationen auch im Internet unter www.bistum-mainz.de/finanzen

am (MBN)