Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 2

vom 13. Januar 2016

KLÖCKNER--LEHMANN--MERKEL (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
KLÖCKNER--LEHMANN--MERKEL
Datum:
Mi. 13. Jan. 2016
Von:
Pressestelle Bistum Mainz
LICHTBRÜCKE (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
LICHTBRÜCKE

Berichte

  • Angela Merkel bei Kardinal Lehmann
  • „Lichtbrücke" zum Jubiläum „200 Jahre Rheinhessen"
  • Sternsinger im Bischöflichen Ordinariat

Vorschau

  • Lange Nacht der Gerechtigkeit im Dommuseum (16.1.)
  • Neujahrsempfang von Kardinal Lehmann (16.1.)
  • Ökumenischer Gottesdienst im Wormser Dom (17.1.)
  • Ausstellung im Dom zum Nürnberger Prozess (21.-27.1.)
  • Kirchen laden wieder zum „Autofasten" ein (21.2.-20.3.)

Berichte

Angela Merkel bei Kardinal Lehmann

Bundeskanzlerin traf den Mainzer Bischof zum privaten Gespräch

Mainz. Die deutsche Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, und die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und rheinland-pfälzische Landes- und Fraktionsvorsitzende, Julia Klöckner, haben sich am Freitagabend, 8. Januar, mit dem Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, zu einem privaten Gespräch getroffen.

Das Treffen im Mainzer Bischofshaus fand am Rande der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstandes in Mainz statt. Bereits am Nachmittag hatte sich Kardinal Lehmann mit Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert zu einem Austausch getroffen.

tob (MBN)

Ein Regenbogen als „Zeichen des Friedens"

„Lichtbrücke" verbindet Ockenheimer Jakobsberg und Binger Rochusberg

Ockenheim. Eine „Lichtbrücke" verbindet seit Samstag, 9. Januar, den Ockenheimer Jakobsberg mit dem Binger Rochusberg. Noch bis zum kommenden Samstag, 16. Januar, werden jeden Tag von 18.00 bis 22.00 Uhr jeweils alle dreißig Minuten am Himmel wechselnde Farbspiele zu sehen sein, die mit Hilfe großer Lichtkanonen erzeugt werden.

„Aufgrund des großen Besucherinteresses haben wir uns dazu entschlossen, die Farbspiele doppelt so oft zu zeigen", sagte Thomas Klumb, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum, der das Projekt maßgeblich organisiert hat. Ursprünglich war geplant gewesen, die „Lichtbrücke" jeweils nur zur vollen Stunde zu zeigen. Die „Lichtbrücke" gehört zu den Auftaktveranstaltungen des Jubiläums „200 Jahre Rheinhessen" und ist ein gemeinsames Projekt des Bistums Mainz und von Rheinhessen Marketing. Neben dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst in Worms am Sonntag, 17. Januar, ist die „Lichtbrücke" das einzige gemeinsame Projekt der Diözese und Rheinhessen Marketing. Es wird am Ende des Jubiläumsjahres vom 23. bis 31. Dezember nochmals zu sehen sein.

Bei der Premiere am Samstag, 9. Januar, auf dem Jakobsberg wies der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, darauf hin, dass sich auch die katholische Kirche mit zahlreichen eigenen Veranstaltungen am Jubiläum beteilige. Rheinhessen sei immer „von heiligen Orten" sowie von Kirchen und Domen geprägt gewesen, „wohin die Menschen der Region seit Jahrhunderten" gepilgert seien. „Rheinhessen ist eine Kulturlandschaft, die sich immer an Gott rückgebunden wusste", sagte der Generalvikar. Die „Lichtbrücke" bezeichnete er als „einen Regenbogen, der ein Zeichen des Friedens ist".

Peter E. Eckes, Vorsitzender des Vorstandes von Rheinhessen Marketing e.V., bezeichnete in seinem Grußwort die Lichtbrücke als ein „wunderschönes künstlerisches Projekt". Eckes dankte dem Bistum für sein hohes Engagement bei der Mitgestaltung des Jubiläumsprogramms. „Wir wollen auch über 2016 hinaus an diesem Projekt weiterarbeiten. Das Jubiläumsjahr soll ein Impuls sein, über die Zukunft dieser Region weiter nachzudenken", sagte er.

Joachim Mertes, Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages, äußerte in seinem Grußwort die Hoffnung, dass nach dem Jubiläumsjahr mehr Menschen wissen, dass Rheinhessen zu Rheinland-Pfalz gehöre. Günter Reichart, Vorstand der Elektrizitätswerk Rheinhessen (EWR) AG, ein Sponsor des Projektes, sagte, dass die „Lichtbrücke" ein Aufbruch „in ein erfolgreiches und friedvolles neues Jahr sein soll". Zu Anfang hatte Pater Gallus Kappel, Prior des Klosters Jakobsberg, die Anwesenden begrüßt. Zu der Auftaktveranstaltung waren über 200 Gäste gekommen.

Thomas Gerdon von der Firma Thomas Gerdon Media Design, die die „Lichtbrücke" durchgeführt und das Projekt auch finanziell großzügig unterstützt hat, wies darauf hin, dass am Rochus- und am Jakobsberg jeweils sechs Hochleistungsscheinwerfer aufgebaut seien, die miteinander verbunden seien: „So ist eine gesteuerte Choreografie möglich", sagte er. Die Choreografie der „Lichtbrücke" mit Farbwechseln, Scheinwerferbewegungen und Stroboskop-Effekten sei so angelegt, dass sie jedem Betrachter einen eigenen Interpretationsspielraum ermögliche.

am (MBN)

Segenswünsche für das neue Jahr

Kardinal Lehmann empfing Sternsinger im Bischöflichen Ordinariat

Mainz. Eine Sternsingergruppe der Martinus-Schule in der Weißliliengasse in Mainz ist am Diensttag, 12. Januar, vom Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zusammen mit Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, den Mitgliedern der Dezernentenkonferenz und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bischöflichen Ordinariat in Mainz empfangen worden. Die Schüler überbrachten ihre traditionellen Segenswünsche zum neuen Jahr und sammelten Spenden für Not leidende Kinder in der Welt.

Kardinal Lehmann würdigte die Schüler als „wahre Boten des Evangeliums" und dankte ihnen für ihren Dienst. Anschließend machten sich die Schüler auf, um in der Mainzer Altstadt für die Sternsingeraktion zu sammeln. Die 58. Aktion Dreikönigssingen steht unter dem Leitwort „Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere - in Bolivien und weltweit!" Sie wird getragen vom Aachener Kindermissionswerk und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Hinweis: www.sternsinger.de 

tob (MBN)

Vorschau

Lange Nacht der Gerechtigkeit (16.1.)

Dommuseum beschließt Sonderausstellung mit einer besonderen Abendveranstaltung

Mainz. Zum Ausklang der Sonderausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation" veranstaltet das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum eine „Lange Nacht der Gerechtigkeit". Am Samstag, 16. Januar, werden von 18.00 bis 22.00 Uhr nochmals alle Säle der Ausstellung geöffnet sein. Mitarbeiter des Hauses bieten den Besuchern Informationen zu den Themenabschnitten der Ausstellung an und beantworten gerne auch individuelle Fragen. Musiker werden durch die Räume ziehen, die Weinhandlung „Gaumenschnaus" wird eine Kurzfassung der beliebten Rheingauer Weinprobe in der Kapitelstube anbieten. Im Kreuzgang lässt sich außerdem bei Kerzenschein eine Tasse Glühwein oder Punsch genießen.

Der Eintritt zur Langen Nacht kostet acht bzw. sechs Euro. Zu den Weinproben (um 19.30 Uhr, 20.30 Uhr oder 21.30 Uhr) ist wegen der begrenzten Teilnehmerzahl eine Anmeldung erforderlich. Der Kostenbeitrag beträgt 7,50 Euro (davon gehen drei Euro an die Museumspädagogische Werkstatt des Museums).

Hinweis: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Domstraße 3, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-379 (oder -344), Internet: www.dommuseum-mainz.de 

PM (MBN)

Neujahrsempfang von Kardinal Lehmann (16.1.)

Ansprachen von Generalvikar Giebelmann und Dr. Hildegard Dziuk

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, lädt am Samstag, 16. Januar, um 11.00 Uhr zu seinem traditionellen Neujahrsempfang in den Erbacher Hof in Mainz. Neben dem Kardinal werden der Dezernent für die Pastoralen Räte, Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, und die Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, Dr. Hildegard Dziuk aus Darmstadt, sprechen. Zum Neujahrsempfang sind unter anderen eingeladen: die Mitglieder des Domkapitels und der Dezernentenkonferenz, die Ordensoberen und die Leitungen der Geistlichen Gemeinschaften, die Mitglieder des Diözesan-Pastoralrates, des Diözesan-Kirchensteuerrates, der Verbände im Bistum Mainz und der diözesanen Einrichtungen sowie der Dekanatsräte der insgesamt 20 Dekanate im Bistum Mainz.

Hinweis für die Redaktionen: Pressevertreter sind beim Neujahrsempfang herzlich willkommen.

tob (MBN)

Ökumenischer Gottesdienst im Wormser Dom (17.1.)

Geistlicher Auftakt des Jubiläumsjahres „200 Jahre Rheinhessen" mit Lehmann und Jung

Worms. Den geistlichen Auftakt des Jubiläumsjahres „200 Jahre Rheinhessen" gestalten der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, und der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Sonntag, 17. Januar, im Wormser Dom. Bei dem ökumenischen Gottesdienst um 15.00 Uhr wird Kardinal Lehmann die Einführung halten; Kirchenpräsident Jung übernimmt die Predigt. Der Gottesdienst wird von Domorganist und Domkantor Dan Zerfaß gemeinsam mit den Dombläsern und einem ökumenischen Chor musikalisch gestaltet.

Rheinhessen bildet nach der im Wiener Kongress erfolgten Neuordnung Europas den rheinland-pfälzischen Teil des Bistums Mainz. Hier leben über 200.000 Katholiken in 108 Pfarreien. Insgesamt 204 katholische Kirchen und Kapellen prägen die Landschaft Rheinhessens - vom Dom St. Peter in Worms, über die St. Lambertus-Kirche in Bechtheim bis hin zur Basilika St. Martin in Bingen und nicht zuletzt der Bischofskirche, dem Hohen Dom zu Mainz. Bereits im Advent gab es eine Briefmarken-Sonderedition, die 37 rheinhessische Gotteshäuser zeigt. Über 100 Veranstaltungen werden im Jubiläumsjahr 2016 in den katholischen Pfarrgemeinden stattfinden: Konzerte, Lesungen, Kirchenführungen, Vorträge oder Gottesdienste bilden das Spektrum des katholischen Rheinhessens ab.

Am Samstag, 5. März, stehen die Elemente Wasser, Licht und Feuer im Zentrum der aufwändigen Illumination „Glaubensfeuer" im Rheinhessendom in Mainz-Gonsenheim. Von sieben Erhebungen Rheinhessens werden am Johannistag (24. Juni) große Feuer entzündet: Diese Johannis-Feuer markieren auch die „Halbzeit" des Jubiläums. Zum Beginn des Jubiläumsjahres „200 Jahre Rheinhessen" strahlt noch bis 16. Januar in den Abendstunden eine „Lichtbrücke" zwischen dem Rochusberg und dem Jakobsberg. Die „Lichtbrücke" wird auch zum Abschluss vom 26. bis 31. Dezember stattfinden.

tob (MBN)

„Nun war ich der Ankläger" (21.-27.1.)

70 Jahre Nürnberger Prozess / Ausstellung im Mainzer Dom zum Gedenktag 27. Januar

Mainz. Zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar rückt die ökumenische Arbeitsgruppe des Bischöflichen Ordinariates in diesem Jahr den Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in den Mittelpunkt ihrer Ausstellung. „70 Jahre Nürnberger Prozess: mit Recht gegen Kriegs- und Menschheitsverbrechen" lautet der Titel. Die Schau mit 15 thematisch geordneten Stelltafeln wird am Donnerstag, 21. Januar, ab 18.00 Uhr im Mainzer Dom von Landtagspräsident Joachim Mertes, dem Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, und Präses Ulrich Oelschläger von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eröffnet.

Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess vor dem Internationalen Militärtribunal (IMT) in den Jahren 1945/46 hat die Welt bewegt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurden Täter angeklagt, die eine staatliche Funktion inne hatten, erläutert Dr. Peter-Otto Ullrich, der die ökumenische Vorbereitungsgruppe der Mainzer Gedenkausstellung leitet. Napoleon beispielsweise wurde nicht angeklagt. Er wurde verbannt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges bahnte das Abkommen von Versailles den Weg zum IMT-Verfahren in Nürnberg. Wilhelm II. sollte angeklagt werden. Doch die Niederlande, wohin er geflohen war, lieferte ihn nicht aus. Eine solche Panne sollte sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht wiederholen. Deshalb schufen die alliierten Siegermächte am 8. August 1945 das „Statut für den Internationalen Militärgerichtshof" als Rechtsgrundlage. Der bis dahin größte Strafgerichtsprozess weltweit wurde am 20. November 1945 eröffnet, die Urteilsverkündung erfolgte am 1. Oktober 1946.

Warum Nürnberg? „Für Nürnberg als Gerichtsort sprach, dass die Stadt der Rassengesetze und Reichsparteitage neben München und Berlin am stärksten nationalsozialistisch geprägt war", erläutert Peter-Otto Ullrich. Nürnberg stehe für das Dritte Reich. Zudem verfügte die Stadt mit dem Justizpalast über ein geeignetes Gerichtsgebäude. Denn das Verfahren erforderte eine neue Dimension der Logistik. So nahmen an der Auftaktsitzung und der Urteilsverkündung mehrere hundert Journalisten aus aller Welt teil. Dazwischen flaute das Interesse allerdings teilweise erheblich ab. 27 deutsche Journalisten berichteten. Zum ersten Mal wurde eine Simultandolmetscheranlage installiert. So wurden unter anderem auch polnische Zeugen gehört. Zudem wurde alles lückenlos aufgezeichnet.

Dem Angeklagten Hermann Göring galt das besondere Interesse der Medienvertreter. Der einstige Reichsmarschall wollte gleich zu Beginn des Prozesses eine Erklärung abgeben. Das wurde ihm von den Richtern nicht gestattet. Er durfte lediglich sich selbst für „schuldig" oder „nicht schuldig" erklären - wie auch die anderen 23 Angeklagten nach ihm. Alle sagten „nicht schuldig" oder, wie Rudolf Hess, „nein". Warum durften die Angeklagten sich nicht ausführlich äußern? Ullrich: „Es sollte verhindert werden, dass die Angeklagten den Prozess für NS-Propaganda missbrauchen und die Alliierten ihrerseits beschuldigen, Kriegsverbrechen begangen zu haben." Das war im Londoner Statut festgelegt worden. Einig waren sich die Alliierten auch in dem Vorhaben, das Verfahren möglichst zügig durchzuführen. Der Prozess stellte rein mengenmäßig alles Bisherige, was man ansatzweise damit hätte vergleichen können, in den Schatten. An 218 Tagen wurde verhandelt. Das Sitzungsprotokoll umfasst 16.000 Seiten. Die Anklage legte 2.360 Beweisdokumente vor, die Verteidigung 2.700. Das Gericht hörte mehr als 200 Zeugen und prüfte 300.000 eidesstattliche Erklärungen. 27 Hauptverteidiger traten auf, unterstützt von 54 Assistenten und 67 Sekretärinnen. Die Anklage umfasste vier Punkte: Beteiligung an einem Plan oder einer Verschwörung gegen den Frieden, Beteiligung an einem Angriffskrieg, Verbrechen gegen das Kriegsrecht (insbesondere gegen die Haager und Genfer Konventionen) sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zum Tode durch den Strang wurden zwölf Angeklagte verurteilt, darunter Göring. Durch Suizid entzog er sich der Vollstreckung des Urteils. Sieben Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen, darunter Hess, Hitlers einstiger Stellvertreter. Drei Männer wurden freigesprochen.

„Die Anklage stützte sich vorwiegend auf Dokumente, die von den Tätern hinterlassen worden waren", erläutert Ullrich. „Aber auch die Opfer waren mit ihrem Leben und mit ihrem Tod Teil dieser Geschichte", zitiert die Mainzer Schau den israelischen Autor und Holocaust-Forscher Saul Friedländer. Zu den überlebenden Opfern, die in Nürnberg angehört wurden, gehörte Marie-Claude Vaillant-Couturier (1912-1996). Rückblickend schilderte die französische Fotoreporterin und Modefotografin, die Anfang 1942 in Paris als Mitglied der Resistance verhaftet und im März 1943 nach Auschwitz deportiert worden war, ihren Auftritt vor dem Internationalen Tribunal: „Zuerst ging ich sehr langsam an den Angeklagten vorüber, denn ich wollte sehen, wie sie waren, sie, die für die grauenhaften Verbrechen verantwortlich waren. Und stellte fest, dass sie sehr gewöhnlich waren. Gleichzeitig schaute ich ihnen dabei in die Augen, ihr Gesicht. Sie sollten mich ansehen, denn aus meinen Augen klagten Tausende, Hunderttausende unserer Opfer sie an." Eindrucksvoll beschreibt sie, was in ihr vorging: „Zugleich war es auch ein erhebendes Gefühl, denn es erschien mir wie ein Wunder, in Auschwitz gewesen zu sein und es lebend verlassen zu haben, und mich nun von Angesicht zu Angesicht mit der Elite der Nazi-Hierarchie wiederzufinden. Das war ein außergewöhnliches Gefühl. Und vor allem: Nun war ich der Ankläger."

Die öffentliche Wahrnehmung des Nürnberger Prozesses in Deutschland war äußerst vielschichtig. So fühlten sich insbesondere die beiden christlichen Kirchen zu Stellungnahmen herausgefordert. Einerseits zögerte etwa der evangelische Theologe Paul Althaus nicht, der nationalsozialistischen Führung „schweres Unrecht" vorzuwerfen, aber er suchte auch nach Argumenten, warum ebendiese Führungsspitze in Nürnberg nicht verurteilt werden sollte. „Der Nürnberger Prozess war identitätsstiftend für die BRD und die DDR", betont Peter-Otto Ullrich. Während es in der Bundesrepublik aber noch Jahre dauern sollte, bis der Unrechtsstaat der Nazis von einer großen Mehrheit als solcher angesehen wurde, verstand sich die DDR von Beginn an als antifaschistischer Staat. Bereits 1948 erklärte die Sowjetische Militäradministration die Entnazifizierung ihrer Besatzungszone für erfolgreich abgeschlossen.

Die Mainzer Ausstellung bleibt nicht in der Vergangenheit stehen, sondern sie dokumentiert „70 Jahre unterwegs zu einem neuen Völkerrecht". Es wird ein langer Bogen geschlagen zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, der im Jahr 2002 seine Arbeit aufgenommen hat. Zur Rechenschaft gezogen werden kann ein Täter allerdings hier nur dann, wenn er einem Staat angehört, der das entsprechende Statut von 1998 unterzeichnet hat. So verweist die Ausstellung „70 Jahre Nürnberger Prozess: Mit Recht gegen Kriegs- und Menschheitsverbrechen", dass es noch ein weiter Weg ist, um dem Recht Geltung zu verschaffen. Peter-Otto Ullrich: „Wir stehen noch immer vor großen Herausforderungen." Wie sind die Nürnberger Prinzipien heute anwendbar, lautet die große Frage. Wie kann man erreichen, dass Kriegsverbrecher angeklagt werden, auch wenn sie im Namen eines Staates handeln oder gar eines Staates, den es gar nicht gibt?

Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 27. Januar, jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr im Mainzer Dom zu sehen. Weitere Stationen der Ausstellung sind die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) vom 28. Januar bis 5. Februar und das Jugendhaus Don Bosco vom 1. bis 24. März. Am Sonntag, 24. Januar, findet in der Kirche der Evangelischen Studierenden Gemeinden (ESG), Am Gonsenheimer Spieß 1, um 19.00 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Erich Ackermann und Pastoralreferentin Christine Schardt statt. Am Dienstag, 26. Januar, laden das Katholische Bildungswerk Mainz und die Landeszentrale für politische Bildung ab 19.00 Uhr zu einer Lesung und einem Gespräch mit Thomas Darnstädt aus Hamburg in den Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26. ein. Das Thema lautet: „Menschheitsverbrechen vor Gericht. Der Nürnberger Prozess und die Folgen."

Der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus wurde im Dezember 1995 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ins Leben gerufen. Anlass ist die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945. Im Bischöflichen Ordinariat wurde der Gedenktag zunächst intern begangen, ab 1998 öffentlich und ab 2002 mit Auftakt im Dom. Seit 2011 bereitet eine ökumenische Vorbereitungsgruppe die Ausstellungen mit einem thematischen Schwerpunkt vor. Sie ist anschließend jeweils in der Christuskirche und dann im Wechsel in der KHG und der ESG zu sehen sowie im Jugendhaus Don Bosco und im Caritas-Haus in Bretzenheim.

ath (MBN)

Kirchen laden wieder zum „Autofasten" ein

Bistum Mainz wieder beteiligt / Aktion vom 21. Februar bis 20. März

Mainz. Evangelische Landeskirchen und Katholische Bistümer in Deutschland und in Luxemburg fordern auch in der Fastenzeit 2016 dazu auf, einmal auszuprobieren, wie viel Auto wirklich nötig ist. Ziel ist es, für vier Wochen die eigenen Mobilitätsgewohnheiten zu überprüfen und zu schauen, was geht und was nicht. Wie in den vergangenen Jahren ist das Bistum Mainz auch an der 19. Klima-Aktion „Autofasten" vom 21. Februar bis 20. März beteiligt. Unter den angemeldeten Teilnehmern werden unter anderem wieder Fahrkarten der beteiligten Verkehrsverbünde verlost.

„Manchmal geht es vielleicht etwas langsamer, doch die anders gefüllte Zeit in der Hektik des Alltags kann Ruhe bringen. Wer Mitfahrerinnen und Mitfahrer im Auto hat, den Bus oder Zug nutzt, kommt mit anderen Reisenden ins Gespräch", heißt es im gemeinsamen Appell der beteiligten Kirchen. „Außerdem helfen Sie schon jetzt aktiv bei der Umsetzung des von der Klimakonferenz beschlossenen Abkommens mit, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad vorsieht."

Zum Autofasten rufen auf: die Bistümer Trier, Mainz und Fulda, die Erzbistümer Luxemburg und Köln, der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, sowie die Evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und der Pfalz. Unterstützt wird die Aktion durch die Regierungen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz und Luxemburg. Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen in der Aktions-Region beteiligen sich mit besonderen Angeboten. Beteiligt sind auch Fahrradverleiher, Car-Sharing-Unternehmen, der Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), der NABU, das Mouvement écologique, Greenpeace Luxembourg, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und viele mehr.

Hinweis: www.autofasten.de 

PM (MBN)

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