Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 36

vom 30. September 2015

GIEBELMANN--DZIUK--REISSFELDER--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
GIEBELMANN--DZIUK--REISSFELDER--LEHMANN
Datum:
Mi. 30. Sept. 2015
Von:
Pressestelle Bistum Mainz
LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
LEHMANN

Berichte

  • Eine Million Euro zusätzlich für den Flüchtlingsfonds
  • 40. Interkulturelle Woche in Mainz eröffnet
  • Vortrag von Kardinal Lehmann zum Konzilsjubiläum
  • Neue Kindertagesstätte in Osthofen eingeweiht
  • Stiftertreffen der Ketteler-Stiftung in Klein-Zimmern
  • Richter am Kirchlichen Arbeitsgericht vereidigt
  • Polnische Zeitzeugen waren in Ilbenstadt zu Gast
  • Tagung der LAG Katholische Schulen in Mainz

Personalien

  • Bentz in Glaubens- und Jugendkommission gewählt

Dokumentation

  • Wort der Bischöfe zur Flüchtlingshilfe

Vorschau

  • Diözesantag für Personal- und Betriebsräte (14.10.)

Berichte

Eine Million Euro zusätzlich für den Flüchtlingsfonds

Sitzung der Diözesanversammlung des Bistums Mainz im Erbacher Hof

Mainz. Bei der jährlichen Diözesanversammlung des Bistums Mainz hat der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, angekündigt, dass das Bistum Mainz den Flüchtlingsfonds der Diözese zusätzlich mit einer Million Euro ausstatten wird. Der Haushalts- und Finanzausschuss der Diözese habe bei seiner Sitzung in der vergangenen Woche die Empfehlung ausgesprochen, dass der Kirchensteuerrat bei seiner turnusmäßigen Sitzung Anfang Oktober einen entsprechenden Beschluss fasst, sagte Giebelmann. Die Diözesanversammlung fand am Samstag, 26. September, im Erbacher Hof in Mainz statt.

Das Bistum Mainz hatte im Dezember des vergangenen Jahres einen Flüchtlingsfonds eingerichtet. Zweck und Ziel des Flüchtlingsfonds ist es, das ehrenamtliche Engagement der Pfarrgemeinden im Rahmen der örtlichen Flüchtlingshilfe finanziell zu unterstützen. Mit dem Geld werden primär Projekte der Pfarrgemeinden des Bistums Mainz unterstützt, die eine Willkommens- und Anerkennungskultur für die Flüchtlinge fördern. Wörtlich sagte Giebelmann: „Nach einem ersten Überblick engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit der Diözese über 2.000 Menschen in den Einrichtungen und Gemeinden. Das ist unser größter Schatz."

Vielfältige Hilfen für Flüchtlinge im Bistum

Der Generalvikar machte in seiner Rede deutlich, „dass die Flüchtlingshilfe für uns im Bistum Mainz eine Querschnittsaufgabe ist, an der sich alle Pfarreien, Verbände, Einrichtungen und auch die Dezernate im Ordinariat beteiligen". Über den Flüchtlingsfonds hinaus unterstütze das Bistum unter anderem den Bau einer ökumenischen Initiative für Flüchtlinge in Egelsbach, den Umbau des Liobahauses für Flüchtlinge in Worms und den Umbau des Kapuzinerklosters in Dieburg. Dort werden unbegleitete Kinder und Jugendliche unterkommen. Allein der Caritasverband in Gießen betreue über 300 unbegleitete Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus arbeite das Bistum auch mit der Stadt Mainz an einem Konzept, um zusätzlichen Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, sagte Giebelmann.

Er wies darauf hin, dass auch das Gemeinnütziges Siedlungswerk Frankfurt (GSW), das Wohnungsunternehmen der Bistümer Limburg, Mainz und Fulda sowie deren Caritasverbänden, rund 350 Flüchtlingsfamilien Unterkunft gegeben habe und außerdem eine Unterkunft in Oberursel baue. Sieben Klöster im Bistum hätten bereits Flüchtlinge in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Außerdem habe das Bistum zwei Häuser angemietet, um traumatisierten Frauen Schutz und Sicherheit zu geben, sagte Giebelmann.

Besonderen Wert legten Bistum und Caritas auf die Themen Bildung und Sprache, sagte Generalvikar Giebelmann. „Deswegen bieten wir in unseren kirchlichen Schulen Sprachkurse an." Die Qualifizierung von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern erfolge durch den Caritasverband. Insgesamt sind sieben Vollzeitstellen bei der Caritas allein mit dem Thema Integration befasst, erläuterte der Generalvikar. In Mainz sei die Caritas Träger des psychosozialen Zentrums, wo traumatisierte Flüchtlinge beraten und behandelt werden. Bei der konkreten Betreuung von Flüchtlingsunterkünften seien die Stiftung Juvente und die Malteserwerke verlässliche Partner. Wörtlich sagte Giebelmann: „Ich bin davon überzeugt, dass wir das Wort des Heiligen Vaters umsetzen und wirklich alle Pfarreien und klösterliche Gemeinschaften für eine Flüchtlingsfamilie Sorge tragen."

Enzyklika ist „Meilenstein in der Entwicklung der katholischen Soziallehre"

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, ging in seinem Vortrag auf die Enzyklika „Laudato si" von Papst Franziskus ein, die im Juni veröffentlicht wurde. Den Text, der vor allem durch die Zusammenführung der Gesichtspunkte Umweltgefährdung und Armutsbekämpfung geprägt sei, bezeichnete Lehmann als „Meilenstein in der Entwicklung der katholischen Soziallehre". Auch wenn der Mensch die Krone der Schöpfung sei, dürfe er nicht alles nur auf sich und die Brauchbarkeit für sich selbst beziehen. In der Enzyklika weite Papst Franziskus das sogenannte Gemeinwohlprinzip aus. Wörtlich sagte Lehmann: „Er hat mitten in unseren strittigen Diskussionen um den Klimawandel den Mut zu sagen, dass der Klimawandel entscheidend in der Verantwortung des Menschen besteht und nicht nur mit den Launen der Natur erklärt werden kann."

Und weiter: „Auf jeden Fall hat dies alles mächtige Konsequenzen für die Lebensqualität aller Menschen und verlangt eine Änderung unseres Lebensstils besonders der Industrienationen. Der Papst erlaubt kein Verschieben dieser notwendigen Änderungen. Die neue universale Solidarität braucht es jetzt sofort. Darum ist der Aufruf des Papstes auch so dringend. Er ist überzeugt, dass nur eine neue, ganzheitliche Spiritualität unser bisheriges Denken verändern kann." Deshalb sei das Anliegen der Enzyklika auch eine bleibende Aufgabe für Schule und Bildung, die Jugendarbeit und die pastoralen Gremien im Bistum, sagte Lehmann.

Weitere Themen des Tages waren die Änderung der Ehenichtigkeitsverfahren durch Papst Franziskus zum Dezember dieses Jahres. Der Offizial des Bistums Mainz, Domkapitular Dr. Peter Hilger, informierte über den aktuellen Diskussionsstand zum Thema. Constanze Coridaß von der Leitung des Bischöflichen Jugendamtes informierte über die Abschlussveranstaltung des Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz „Im Heute glauben". Geleitet wurde die Sitzung von der Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung, Dr. Hildegard Dziuk. Sie hatte zu Beginn dem neuen Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, im Namen der Mitglieder der Diözesanversammlung zu seiner Weihe gratuliert und ihm alles Gute für sein Amt gewünscht.

Stichwort: Diözesanversammlung

Die Diözesanversammlung des Bistums Mainz - die es in vergleichbarer Form nur noch im Bistum Rottenburg-Stuttgart gibt - tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. Sie ist nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, so etwas wie eine „kleine Synode des Bistums" mit seinen rund 750.000 Katholiken. Ihr gehören rund 125 Mitglieder an. Sie setzt sich unter dem Vorsitz des Bischofs aus den diözesanen Räten (Priesterrat, Katholikenrat und Konferenz der Dekane) und den Vertretern der Bistumsleitung zusammen. Hinzu kommen Vertreter der Ordensfrauen, der Ständigen Diakone, der Pastoralreferentinnen und -referenten, der Gemeindereferentinnen und -referenten sowie des Diözesan-Caritasverbandes. Außerdem können bis zu sieben Persönlichkeiten hinzugewählt werden. Die Organe der Diözesanversammlung sind der Vorstand mit dem Bischof als Vorsitzendem, der Diözesan-Pastoralrat (eine Art Hauptausschuss) und neun Sachausschüsse, die bei der konstituierenden Sitzung gebildet wurden.

tob (MBN)

40. Interkulturelle Woche eröffnet

Ökumenischer Gottesdienst im Mainzer Dom / Bundespräsident Gauck zu Gast

Mainz. Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom und einem Festakt in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz ist am Sonntag, 27. September, die 40. Interkulturelle Woche eröffnet worden. In einem Gemeinsamen Wort würdigen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, die Entwicklung Deutschlands zu einem Einwanderungsland. Dennoch gebe es Teile der Bevölkerung, die Probleme mit der zunehmenden gesellschaftlichen Vielfalt hätten: „In den vergangenen Monaten mussten wir erkennen, dass es in Deutschland auch heute noch offenen und verdeckten Rassismus gibt." Jeder Form von Ausgrenzung setzen die Kirchenvertreter das Konzept der Interkulturellen Woche entgegen: „Begegnung führt zum Abbau von Ängsten und lässt aus Unbekannten geschätzte Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden. Gespräche schaffen Verständnis. Gesellschaftliche Teilhabe erlaubt volle Gleichberechtigung und lässt Integration wachsen."

In seiner Einführung während des Ökumenischen Gottesdienstes dankte Kardinal Marx für die große Hilfsbereitschaft derer, „die in den letzten Wochen und Monaten dafür gesorgt haben, dass der Ansturm von Flüchtlingen in Deutschland bewältigt werden konnte: der Bundesregierung und den zuständigen Stellen auf allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung, den Wohlfahrtsverbänden und ihren professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vor allen Dingen den ungezählten ehrenamtlich Engagierten, die mit ihrer spontanen Hilfsbereitschaft und ihrem Einsatz ein überwältigendes Bild von Gast- und Menschenfreundlichkeit gezeichnet haben. Ein Bild im Großformat! So zeigt sich auch und gerade unsere christliche Identität: sich der Armen, der Leidenden, der Kranken, auch der Fremden anzunehmen, zu helfen und zu teilen." Auf den Erfahrungen des schon langen Weges der Interkulturellen Woche könne die künftige Arbeit weiter aufgebaut werden: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass zahlreiche Flüchtlinge mit ihren je eigenen kulturellen und religiösen Prägungen dauerhaft bei uns bleiben werden. Das wird Schwierigkeiten mit sich bringen, nicht alles wird glatt laufen. Aber wir wissen: Am besten wird Integration gelingen, wenn wir den neu zu uns Gekommenen von Anfang an aussichtsreiche Bildungs- und Berufsperspektiven eröffnen und ihnen eine aktive Teilhabe an unserem Gemeinwesen ermöglichen", sagte Kardinal Marx.

In seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst nahm der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm Bezug auf die Jahreslosung, die angesichts der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge aktueller denn je sei: „Nehmt einander an", dieser Appell sei nicht vereinbar mit religiöser oder anderer Intoleranz. „Gerade als Christinnen und Christen halten wir in diesen Tagen die gottgegebene unveräußerliche Menschenwürde hoch. Sie gilt allen." Es gebe keine spezielle Christenwürde, vielmehr gelte es, die Würde aller Menschen zu bewahren. „Ob als Einheimische oder Zugewanderte, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Alteingesessene, Neuzugezogene und Flüchtlinge auf der Durchreise - uns alle verbindet: dass wir Menschen sind." Umso dringlicher sei es, die Menschen, die zu uns kommen, zu integrieren. „Denn auch sie werden Teil der interkulturellen Gesellschaft, ob auf Dauer oder nur vorübergehend." Die Interkulturelle Woche mit ihren Begegnungsorten leiste dazu einen wichtigen Beitrag: „Wer sich wirklich begegnet und sich in die Augen schaut, wird feststellen, dass das fremde Gegenüber vielleicht gar nicht so fremd ist, sondern ähnliche Bedürfnisse, Sorgen und Hoffnungen hegt. Nicht selten sind durch solche Begegnungen Freundschaften fürs Leben entstanden", sagte Bedford-Strohm.

Metropolit Augoustinos betonte zur Eröffnung der Interkulturellen Woche: „Wir orthodoxe Christen dieses Landes haben mehrheitlich einen Migrationshintergrund; deswegen wissen wir auch um die Bedeutung der Begrüßung, aber auch der Integration in der hiesigen Gesellschaft, welche der nächste Schritt und das Ziel jeder Aufnahme neu hinzukommender Menschen hierzulande sein muss. Aus der so genannten ‚Willkommenskultur' muss eine ‚Integrationskultur' werden."

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte die Gäste im Mainzer Dom begrüßt. Lehmann würdigte die Interkulturelle Woche als „segensreiche Einrichtung". Gekommen waren unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling. Dem ökumenischen Gottesdienst schloss sich ein Festakt mit einer Ansprache von Bundespräsident Gauck in der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz an.

Die Interkulturelle Woche findet 2015 zum 40. Mal statt. Sie ist eine bundesweite Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Deutschlandweit sind während der Interkulturellen Woche mehr als 4.500 Veranstaltungen an über 500 Orten geplant.

Hinweis: Das „Gemeinsame Wort der Kirchen zur Interkulturellen Woche 2015" sowie die Einführung von Kardinal Reinhard Marx sind als pdf-Dateien zum Herunterladen unter www.dbk.de verfügbar. Der Ökumenische Vorbereitungsausschuss hat verschiedene Materialien erstellt, die unter www.interkulturellewoche.de  bestellt werden können.

SDBK/tob (MBN)

„Die Programmatik des Konzils neu zur Geltung bringen"

Festakademie „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil" / Vortrag von Kardinal Lehmann

Fulda. Zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat am Donnerstag, 24. September, in Fulda eine Festakademie „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil" stattgefunden. Vor rund 500 Gästen würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, das Konzil als visionär: „Es ist heute so aktuell wie damals und somit ein zentraler Impuls für das Wirken der Kirche auch im 21. Jahrhundert. Der geistliche und geistige Reichtum des Konzils ist noch gar nicht voll ausgeschöpft; die Kirche tut gut daran, aus diesem Quell weiter zu schöpfen."

Kardinal Marx betonte in seiner Ansprache, dass es der Kirche darum gehen müsse, die Programmatik des Zweiten Vatikanischen Konzils neu zur Geltung zu bringen. Nur wenn man die Anliegen des Konzils wieder konkret erlebbar mache, bestehe die Chance, dieses Ereignis auch jüngeren Generationen nahe zu bringen. „Deshalb haben wir Bischöfe einen mehrjährigen, thematisch strukturierten Gesprächsprozess auf allen Ebenen durchgeführt. Er hat Bezug genommen auf das Konzil. Es ging dabei um das Zeugnis der Kirche in der Welt und um ihre Sendung zu den Menschen", sagte Kardinal Marx. Mit Blick auf den vor zwei Wochen in Würzburg abgeschlossenen Gesprächsprozess betonte er: „Es hat sich in diesem Gesprächsprozess eine ganz neue Qualität des konstruktiven, Mut machenden und solidarischen Miteinanders herausgebildet. Das ist für mich ein Modell der Kirche, wie sie das Konzil gewollt hat. Will die Kirche auch in Zukunft kraftvoll sein, so wird ihr dies nur als mitfühlende und als pro-aktive, das heißt für die Menschen aktive Gefährtin gelingen, die um deren Lebenswirklichkeit, Hoffnungen, Sorgen und Nöte weiß und sie mit ihnen teilt", betonte Kardinal Marx.

Während der Festakademie hielt Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, einen Vortrag zum Thema „Das Konzil und seine Wirkungsgeschichte". Darin entfaltete er das Konzil als Prozess, insbesondere weil Papst Johannes XXIII. kein fertiges Konzilskonzept hatte. „Es scheint mir von großer Bedeutung zu sein, dass man den vielfältigen Prozesscharakter des Konzils selbst im Auge behält. Dies ist nicht einfach. Man muss nämlich im selben Augenblick in die Vergangenheit und die Zukunft blicken ... Ein Konzil vereinbart Texte, aber dabei bleibt es nicht. Ein Konzil schreibt Geschichte. Überall wird das gegenwärtige und künftige Leben der Kirche auf vielen Ebenen mitbetroffen", sagte Kardinal Lehmann, der in seinem Vortrag für einen differenzierten Blick auf die Konzilstexte und ihre Entstehungs- und Wirkungsgeschichte warb. „Gerade weil das Konzil in der Art des lehramtlichen Sprechens einen neuen Stil wählte und sich nicht mit der Verurteilung abweichender Lehren begnügen wollte, muss die vielschichtige, spannungsreichere und offenere Struktur der Aussagen stärker beachtet werden", sagte Lehmann.

„Zweifellos gibt es im konziliaren Geschehen auch das Wehen des Gottesgeistes. Dieser kann gewiss nicht gegenständlich ausgemacht werden. Er ist und bleibt unverfügbar. Aber zweifellos bezeugt er im konziliaren Geschehen auch seine innovatorische Kraft. Gewiss kann nicht jede ‚Neuerung' unmittelbar auf ein pneumatisches Wirken zurückgeführt werden. Aber manche Durchbrüche haben doch wohl etwas mit dieser erneuernden Dynamik des Gottesgeistes zu tun", betonte Kardinal Lehmann.

Er forderte dazu auf, sich durch die Besinnung auf das Konzil an ein geistiges und geistliches Erbe erinnern zu lassen, „dass wir der Vergesslichkeit unserer schnelllebigen Gesellschaft entreißen und in Dankbarkeit neu annehmen wollen. Solche Erinnerung führt uns durch Verkrustungen aller Art wieder zurück zu den unverbrauchten Quellen christlichen Lebens, vor allem zum Wort Gottes. So kann die Erinnerung neue schöpferische Kräfte entbinden, die faszinierender und wagemutiger sind als die neuesten Moden des Zeitgeistes, die morgen schon wieder von gestern sind. In diesem Sinne ist das Gedächtnis des Konzils ein herausforderndes Abenteuer, das die Wachheit und Bereitschaft, die Umkehrfähigkeit und die Sensibilität unseres Glaubens auf die Probe stellt. Gerade darum tut lebendige Erinnerung not. Es ist gewiss auch die Chance für eine reinigende Gewissenserforschung", sagte Kardinal Lehmann.

Während der Festakademie diskutierten auf einem Podium „Aggiornamento heute. Über die Rolle der Kirche in der modernen Gesellschaft" die Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann MdL, der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Schaumburg-Lippe, Dr. Karl-Hinrich Manzke, die ehrenamtliche Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Katharina Norpoth, und der Religionssoziologe und Philosoph Dr. Jean-Louis Schlegel.

Hinweis: Die Ansprache von Kardinal Marx und den Vortrag von Kardinal Lehmann können auf der Internetseite www.dbk.de heruntergeladen werden.

SDBK (MBN)

Neue Kita in Osthofen

Einweihung durch Giebelmann und Eberhardt

Osthofen. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Freitag, 25. September, gemeinsamen mit Diözesancaritasdirektor Prälat Hans-Jürgen Eberhardt die neu errichtete Kindertagesstätte Arche Noah in Osthofen eingeweiht. Die Stadt Osthofen hatte die neue viergruppige Einrichtung gebaut; der Caritasverband Worms hat die Trägerschaft übernommen. Bei der Einweihung führten die Kinder ein Singspiel zur Arche Noah auf. „So wie die Arche allen in der Not Sicherheit gab, so werdet auch Ihr, die Kinder und auch die Eltern, hier einen sicheren Ort haben", sagte Giebelmann.

tob (MBN)

Eine beispielhafte Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe

Das diesjährige Stiftertreffen der Ketteler-Siftung fand im St. Josephshaus statt

Klein-Zimmern. Das jährliche Stiftertreffen der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung fand in diesem Jahr, am Montag, 28. Sepember, im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josephshaus in Klein-Zimmern im Landkreis Darmstadt-Dieburg statt. Mit den wechselnden Veranstaltungsorten der Stiftertreffen will der Vorstand zeigen, wo und wie die Aktivitäten der Stiftung konkret werden, unterstrich der Vorstandsvorsitzende Tho-mas Karst bei der Begrüßung der rund 40 Teilnehmer. Er wies darauf hin, dass das St. Josephshaus vom Namensgeber der Stiftung, Bischof Ketteler, im Jahr 1864 gegründet wurde. Heute fördert die Kinder- und Jugendhilfe-Stiftung unter dem Dach der Ketteler-Stiftung das Haus und seine Aktivitäten für hilfsbedürftige junge Menschen.

Der Leiter des St. Josephshauses, Markus Pelz, informierte über die Struktur und die personelle Ausstattung der Jugendhilfeeinrichtung, die über 180 stationäre und 32 teilstationäre sowie 75 ambulante Plätze verfügt. 140 pädagogische und 65 nichtpädagogische Fachkräfte sind hier beschäftigt. Die Einrichtung ist an 15 Standorten in der Region Darmstadt-Dieburg präsent. Das St. Josephshaus bietet den jungen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen in ihren Wohngruppen „Heimat auf Zeit", wie Pelz erklärte. In der Familiengruppe werden Kinder von ein bis zwölf Jahren aufgenommen. Sie können bis zur Volljährigkeit bleiben. Die ehemalige „Knabenrettungsanstalt" hat heute ein modernes pädagogisches Konzept, in dem auch die Koedukation ihren Platz hat.

In familiären Krisensituationen kann das St. Josephshaus intervenieren und Kinder und Jugendliche „in Obhut nehmen". Die Gruppe der Inobhutnahme auf Zeit umfasst 18 Plätze. Die Verweildauer ist auf acht Wochen begrenzt. Sie ermöglicht eine „Auszeit" bei nicht auflösbaren Konflikten in der Familie und bietet Schutz vor körperlicher oder seelischer Gefährdung. Ein wichtiges Anliegen ist dabei die Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz. Das St. Josephshaus ist auch Ausbildungsstätte für Erzieher und Sozialpädagogen, unterstrich Pelz. In den Ausbildungsstellen des St. Josephshauses für handwerkliche Berufe geht es, wie Pelz unterstrich, darum, die Motivation und das Durchhaltervermögen der Jugendlichen zu stärken.

Ergänzt wird das Erziehungsangebot durch die Förderung in der Bischof Ketterler-Schule mit Standorten in Klein-Zimmern und Dieburg. Die staatlich anerkannte private Ersatzschule wird zurzeit von 75 Kindern und Jugendlichen besucht. Die Rektorin der Schule, Susanne Scheuch-Ahrens, erklärte, dass die Bischof Ketteler-Schule denen hilft, die in der Regelschule trotz ausreichender und zum Teil hoher Intelligenz nicht zurechtkommen und die „keiner haben will". Ihr geht es vor allem darum, dass im sozialen Lernen Teilhabe an der Gemeinschaft erreicht wird. Neben Erfolgserlebnissen in Schule und Freizeit ist es ihr wichtig, Schulabschlüsse zu erreichen. So berichtete sie, dass in diesem Jahr 18 Schüler den Realschulabschluss geschafft haben.

Rundgang durch die Einrichtung

Im Anschluss an einen Rundgang durch das Gelände unter Einschluss der Wohngruppen feierten die Teilnehmer des Stiftertreffens mit Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt eine heilige Messe in der Josephskapelle des Hauses. In seiner Predigt knüpfte Eberhardt an das Jesus-Wort an: „Wer eines dieser Kinder um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf." Er verwies auf die tausendfache Not der Flüchtlingskinder und stellte fest: „Wenn wir sie aufnehmen, erfüllen wir den Auftrag Christi." Das St. Josephshaus hat in diesem Jahr eine größere Zahl von unbegleiteten Flüchtlingskindern aufgenommen.

Berichte aus dem Stiftungsvorstand

Zum Abschluss war zwischen den Gängen des gemeinsamen Abendessens Raum für die Berichte der Vorstandsmitglieder der Stiftung. Stiftungsdirektor Dr. Werner Veith informierte über die Förderung einer Vielzahl von Projekten mit den Erlösen der Dachstiftung und der Treuhandstiftungen. Aus der Dachstiftung wurden im vergangenen Jahr 17 Projekte mit einer Gesamtsumme von 52.000 Euro gefördert. Veith hob hervor, dass in den kommenden Jahren die Ehrenamtsarbeit in den Verbänden und Gemeinden mit 50.000 Euro gefördert wird

Aus den Mitteln der Stiftung „Netzwerk Leben" wurden, wie er weiter darlegte, bisher insgesamt 226.000 Euro ausgeschüttet. Aufgrund der Flüchtlingswelle sei vermehrt mit Anträgen zu rechnen, um die Betreuung von traumatisierten Frauen und ihrer Kinder zu unterstützen. Veith kündigte an, dass ein aktualisierter neuer Flyer der Stiftung Ende des Jahres gedruckt werden könne, nachdem die Flyer aus der Gründungszeit aufgebraucht seien. Er berichtete auch über eine Fragebogenaktion des Vorstands, die das Ziel hatte, die Kommunikation mit den Stiftern und die gegenseitige Information so weit erforderlich, zu verbessern.

Karst stelle fest, dass die Stifter Bilanzen und Ertragsrechnungen für 2014 erhalten haben, aus denen sie die Entwicklung ihrer Stiftung nachvollziehen könnten. In einem Gesamtüberblick teilte er mit, dass es unter dem Dach der Ketteler-Stiftung jetzt 40 Treuhandstiftungen gibt, „zwei mehr als vor einem Jahr". Der Vorsitzende ging auch auf den diesjährigen Ketteler-Preis ein, der am 2. Juli verliehen worden war. Fünf Flüchtlingsinitiativen erhielten zur Würdigung ihres Engagements jeweils ein Preisgeld von 2.000 Euro. Darüber hinaus hielt Karst noch eine „erfreuliche Mitteilung" parat. Der neue Weihbischof Dr. Udo Bentz habe sich bereit erklärt, in der Nachfolge von Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr das Amt des Kuratoriumsvorsitzenden zu übernehmen. Volker Schneider habe dankenswerterweise nach dem Wechsel Neymeyrs nach Erfurt die Aufgabe stellvertretend übernommen. Die Wahl von Bentz sei für die Herbstsitzung des Kuratoriums im November geplant.

Wilfried Mönch beklagte in seinem Bericht über die finanzielle Entwicklung der Stiftung den kontinuierlichen Zinsrückgang. Die dadurch verursachte Minderung der Rentabilität auf nunmehr 2,8 Prozent sei noch verkraftbar. Allerdings halte der Vorstand Ausschau nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Anstelle von Staatsanleihen seien nun vermehrt Immobilien und Aktien ins Auge gefasst. Auch die Mikrofinanzen spielten zunehmend eine Rolle als sichere Anlagemöglichkeit. Das Kapital der Stiftung sei seit dem vergangenen Jahr von 14,9 Millionen Euro auf 15,8 Millionen Euro gewachsen, teilte er mit.

Sk (MBN)

Kompetenz im Alltag bewiesen

Giebelmann vereidigte Richter des Kirchlichen Arbeitsgerichtes

Mainz. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Freitag, 25. September, die Richter und Beisitzer für das Kirchliche Arbeitsgericht der Bistümer Limburg, Mainz, Speyer und Trier vereidigt. Die Vereidigung fand im Rahmen einer Feierstunde im Bischöflichen Ordinariat in Mainz statt. Giebelmann dankte den Anwesenden auch im Namen des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, dafür, dass sie sich für die Ämter zur Verfügung stellten. Es sei wichtig, dass das Gericht durch qualifizierte Richter besetzt sei, die ihre Kompetenz im Alltag bewiesen hätten. Das gemeinsame Gericht für die Diözesen Limburg, Mainz, Trier und Speyer wurde im Jahr 2005 eingerichtet. Geschäftsstelle ist das Bischöfliche Ordinariat in Mainz.

Das Kirchliche Arbeitsgericht entscheidet über Streitigkeiten, die sich aus der Anwendung der Mitarbeitervertretungsordnung (MAVO) und der Ordnung der Kommission zur Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechtes (KODA) ergeben. Richter und Beisitzer werden für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt.

Richter und Beisitzer des interdiözesanen Arbeitsgerichtes

Vorsitzender des interdiözesanen Arbeitsgerichtes ist Dr. Norbert Schwab, Präsident des Landesarbeitsgerichtes Mainz a.D.; stellvertretender Vorsitzender ist Dr. Curt Wolfgang Hergenröder, Professor für Bürgerliches Recht, Arbeits-, Handels- und Zivilprozessrecht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Hinzu kommen zwölf Beisitzer, je sechs für die Dienstnehmerseite und sechs für die Dienstgeberseite.

Die Beisitzer auf Dienstnehmerseite aus dem Bistum Mainz sind Maria-Theresia Gresch und Peter Schmalen; dazu kommen Thomas Eschbach, Bistum Speyer, Heiko Desgranges, Bistum Trier, sowie Thomas Klix und Johannes Müller-Rörig, Bistum Limburg. Die Beisitzer auf Dienstgeberseite aus dem Bistum Mainz sind der Justitiar der Diözese, Leitender Rechtsdirektor Professor Dr. Michael Ling, Caritasdirektor Bernd Bleines und Verwaltungsdirektor Günter Zwingert; dazu kommen Markus Geißler, Bistum Trier, Rechtsdirektor i. K. Professor Dr. Peter Platen, Bistum Limburg sowie Rechtsdirektor
i. K. Marcus Wüstefeld, Bistum Speyer.

am (MBN)

Heckwolf: Zeichen der Versöhnung

Jugendliche und Erwachsene sprachen mit KZ-Überlebenden aus Polen

Ilbenstadt. Der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, hat am Mittwoch, 23. September, fünf polnische Zeitzeugen, die Gast im Bistum Mainz waren, im Haus St. Gottfried in Ilbenstadt besucht. Die Zeitzeugen hatten in den Tagen zuvor Schulklassen und Erwachsenen über ihre Leidensgeschichte während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg berichtet. Heckwolf überbrachte die Grüße des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, und des gesamten Bistums und dankte den Zeitzeuginnen für ihre Bereitschaft, über ihre Erfahrungen zu sprechen: „Sie haben während der deutschen Besatzung Polens Furchtbares gelitten und unter äußerst schwierigen Bedingungen überlebt. Trotzdem, und trotz Ihres hohen Alters, nehmen Sie immer wieder die Beschwerlichkeiten der Reise und die Herausforderung auf sich, um jungen Deutschen von Ihren Erfahrungen zu berichten."

Heckwolf, der auch an einem Zeitzeugen-Gespräch teilnahm, hob hervor, dass eine große Lebens- und Versöhnungskraft bei den Gästen zu spüren sei. Die Zeitzeugen wollten mit ihrer Arbeit ein Zeichen der Versöhnung setzen, aber gleichzeitig auch mit ihren Berichten die Schüler aufklären und sie motivieren, sich für eine friedliche Zukunft einzusetzen. „Versöhnung - das klingt schön und ist doch oft so unendlich schwer. Jemanden die Hand entgegenstrecken, der mir Leid angetan hat - das erfordert viel Kraft. Wir hören die Mahnung: So etwas darf nie wieder geschehen! So dürfen Menschen nie mehr miteinander umgehen. Und dennoch: Wir erleben es gerade", sagte Heckwolf. Es bleibe der Auftrag insbesondere für junge Menschen, sich für das Leben und für die Menschen in Not zu engagieren.

Im Zeitraum von Montag, 21., bis Freitag, 25. September, fanden Begegnungen mit Schülerinnen und Schülern aus sieben Schulen (etwa 550 Jugendliche) statt. Zusätzlich gab es zwei Abendveranstaltungen in Bad Nauheim am 22. und Ilbenstadt am 23. September, an denen zahlreiche Erwachsene teilnahmen - darunter der Bürgermeister der Stadt Niddatal, Dr. Bernhard Hertel, und Pfarrer Andreas Weik von der evangelischen Kirchengemeinde Büdingen. Schirmherr der Veranstaltung in Ilbenstadt war Domdekan Heckwolf.

Organisiert und unterstützt wurde der Besuch von verschiedenen Einrichtungen des Bistums Mainz: den Dekanaten Wetterau-Ost und -West, dem Bildungswerk Oberhessen, dem Bischöflichen Ordinariat Mainz (Dezernate Seelsorge und Jugend) und dem Pax Christi-Diözesanverband in enger Kooperation mit dem Maximilian Kolbe-Werk in Freiburg. Besuche von polnischen Zeitzeugen an Schulen finden im Bereich des Bistums Mainz seit 2001 statt. Seitdem haben 62 Zeitzeugen an insgesamt 163 Besuchen teilgenommen. Zwei der Zeitzeugen kamen aus Belgien und Israel, alle anderen aus Polen. In diesem Zeitraum besuchten 30 Gruppen polnischer KZ- und Ghetto-Opfer 49 verschiedene Schulen. Insgesamt fanden 175 Schulbesuche statt, mit denen über 20.000 Schüler erreicht wurden. Zusätzlich fanden über 30 Abendveranstaltungen mit durchschnittlich 40 Besuchern statt. Zwei der Zeitzeugen haben schon 16 Mal an einer Begegnungswoche des Projekts teilgenommen. Weitere drei Zeitzeugen waren schon über zehn Mal, weitere fünf Zeitzeugen schon fünf bis sieben Mal dabei.

Hinweis: Weitere Informationen auch bei Alois Bauer, Telefon 06131-253263, E-Mail: alois.bauer@bistum-mainz.de  und bei Katja Steiner, Telefon 06131-253685, E-Mail: katja.steiner@bistum-mainz.de 

ab (MBN)

Jürgen Gieraths neuer Vorsitzender

LAG Katholischer Schulen in Rheinland-Pfalz tagte in Mainz

Mainz. Neuer Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Katholischer Schulen in freier Trägerschaft in Rheinland-Pfalz ist Jürgen Gieraths. Er wurde bei der Tagung der LAG am Montag, 21. September, in Mainz gewählt und tritt die Nachfolge von Carl Josef Reitz, Schulleiter am Bischöflichen Cusanus-Gymnasium Koblenz, an, der den Vorsitz nach sechseinhalb Jahren abgibt. Gieraths ist Direktor des privaten St.-Josef-Gymnasiums in Biesdorf. Die Tagung, an der mehr als 50 Schulleiterinnen und Schulleiter teilnahmen, fand in der Maria Ward-Schule in Mainz statt. Die 76 katholischen Schulen in Rheinland-Pfalz verteilen sich auf die vier Bistümer Trier, Speyer, Mainz und Limburg. Sie werden von über 25 000 Schülerinnen und Schülern aller Schularten besucht.

Die Tagung hatte mit einem Gottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes begonnen. Der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, richtete in seiner Predigt den Blick auf die vielfältigen Suchtformen, in die Kinder und Jugendliche in der heutigen Gesellschaft geraten können. Hier gebe es neue Formen von Not und Abhängigkeit, die es wahrzunehmen gelte. Katholische Schulen dürften nicht nur die Privilegierten und Leistungsstarken im Blick haben, sondern müssten sich besonders den Schwächeren und Benachteiligten zuwenden, sagte Giebelmann.

Im Mittelpunkt der Tagung stand anschließend ein Impulsvortrag von Professor Dr. Stefan Schmidt, Freiburg, zum Thema „Muße in Zeiten der Entschleunigung". Kinder und Jugendliche, so seine These, seien heute einer ungleich höheren Stressbelastung ausgesetzt als früher. Auslöser dafür seien ein Überangebot an Wahlmöglichkeiten, eine wachsende Beschleunigung, der Druck zur Individualisierung und die wachsende Funktionalisierung in allen Lebensbereichen. Dies führe zunehmend auch unter Jugendlichen zu Stress und Burnout. Um diesem Trend entgegenzusteuern, sollten Schulen bewusst auf Entschleunigung setzen und sowohl Zeiten als auch Räume für Muße reservieren. Schmidt stellte ein Konzept vor, mit dem Schülerinnen und Schüler lernen können, ihren Alltag bewusster zu gestalten und achtsamer mit sich selbst umzugehen.

Professor Dr. Bernhard Fresacher vom Katholischen Büro Mainz gab am Nachmittag einen Rückblick auf die schul- und bildungspolitischen Entwicklungen des vergangenen Jahres und nahm eine Einschätzung der aktuellen schulpolitischen Situation im Vorfeld der Landtagswahl vor.

am (MBN)

Personalien

Bentz in Glaubens- und Jugendkommission gewählt

Neuer Mainzer Weihbischof nahm erstmals an der Vollversammlung der Bischöfe teil

Fulda/Mainz. Der neue Weihbischof im Bistum Mainz, Dr. Udo Markus Bentz, ist bei der Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda in die Glaubens- und in die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Das wurde bei der abschließenden Pressekonferenz am Donnerstag, 24. September, bekannt gegeben. Bentz war am Sonntag, 20. September, im Mainzer Dom zum Bischof geweiht worden.

Hinweis: Der Pressebericht zum Abschluss der Vollversammlung im Internet unter www.dbk.de

am (MBN)

Dokumentation

„Bleiben Sie engagiert!"

Wort der deutschen Bischöfe zur Hilfe für die Flüchtlinge

Fulda. Im Anschluss an ihre Herbstvollversammlung haben die deutschen Bischöfe am Donnerstag, 24. September, ein Wort zur Hilfe für Flüchtlinge veröffentlicht. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut des Textes:

Krieg und Gewalt haben die Zahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden in ungeahnte Höhen getrieben. Besonders die Bürgerkriege in Syrien und im Irak, aber auch Schreckensregime und Verfolgung in Afrika entwurzeln Millionen Menschen. Sie suchen Schutz in den Nachbarländern oder machen sich auf den gefahrvollen Weg nach Europa. Hunderttausende hoffen, in unserem Land Zuflucht zu finden.

„Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen." Das Wort aus dem Matthäus-Evangelium sagt, was von uns Christen gefordert ist: Was ihr für die geringsten unter meinen Brüdern und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25,35.40). In den vielen verzweifelten Menschen erkennen wir unseren Herrn Jesus Christus.

Die aktuelle Krise hat in Deutschland ein großes Maß an Solidarität, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl geweckt. Der Einsatz der staatlichen Stellen, von Unternehmen, Gruppen der Zivilgesellschaft und vielen Einzelpersonen verdient hohe Anerkennung. Im Geist der Nächstenliebe haben auch unzählige Christen die Herausforderung der Stunde angenommen. Die Zahl ehrenamtlicher Helfer in den Kirchen wird auf 200.000 Personen geschätzt. Sie mühen sich um die Erstversorgung der hier ankommenden Flüchtlinge. Sie begleiten ihre ersten Schritte in der neuen Umgebung, kümmern sich um die Unterbringung und helfen beim Erlernen der deutschen Sprache. Vor allem die persönliche Begegnung ist von hohem Wert; sie gibt Menschen das Gefühl, nicht nur versorgt, sondern angenommen zu werden.

Die Kirche in unserem Land ist engagiert um Hilfe bemüht. Wir sind dankbar für den haupt- und ehrenamtlichen Dienst der Caritas, der Kirchengemeinden, Ordensgemeinschaften und vieler anderer, die den Bedürftigen in ihren materiellen und seelischen Nöten mit Rat und Tat beistehen. Durch Sonderfonds der Bistümer werden viele Flüchtlinge rasch und unkompliziert unterstützt. Viele Flüchtlinge finden in kirchlichen Häusern eine erste Bleibe. Gemeinsam mit Papst Franziskus appellieren wir an alle kirchlichen Einrichtungen und auch an alle Katholiken, weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Manche zweifeln, ob unser Land die vor uns liegenden Aufgaben meistern kann. Sie sind besorgt angesichts der sozialen Probleme, die auf uns zukommen. Auch fürchten nicht wenige um die kulturelle Prägung Deutschlands angesichts der großen Zahl von Zuwandernden, die einer anderen Religion und Kultur angehören. Aber wie steht es um die Wertegrundlagen unserer christlich geformten Zivilisation, wenn wir Hartherzigkeit an die Stelle von Erbarmen setzen und Abschottung an die Stelle von Gastfreundschaft, wie steht es um unsere christliche Identität, wenn wir Menschen an den Außengrenzen der Europäischen Union ertrinken lassen? Politische und wirtschaftliche Überlegungen haben ihre Bedeutung. Aber sie dürfen uns nicht davon abhalten, dem Gebot der Nächstenliebe zu folgen.

In den kommenden Jahren stehen unserem Land und Europa große Herausforderungen bevor. Manche Flüchtlinge mögen in die Heimat zurückgehen können, aber einiges deutet darauf hin, dass für Viele der Rückweg auf absehbare Zeit verschlossen bleibt. Die Ankunft von noch mehr Flüchtlingen scheint unausweichlich. So kann der gesellschaftliche Frieden bei uns nur gesichert werden, wenn Deutschland seine Kultur der Integration weiterentwickelt. Bildungs- und Berufsperspektiven müssen geschaffen werden. Und wir alle sind zu Miteinander und Wertschätzung aufgerufen. Dazu gehört von Seiten der ansässigen Bevölkerung die Bereitschaft, sich den Fremden gegenüber zu öffnen. Die Zuwanderer sind ihrerseits gehalten, Recht und Kultur ihrer vorübergehenden oder dauerhaften neuen Heimat anzuerkennen und sich auf das Gemeinwohl unserer Gesellschaft zu verpflichten. Gerade der alltägliche Umgang mit den Flüchtlingen kann Entscheidendes zu einer zügigen und möglichst konfliktfreien Integration beitragen.

Dabei dürfen die berechtigten Interessen der Bürger in Deutschland nicht vergessen werden. Nur eine Politik und eine gesellschaftliche Praxis, die sich am Prinzip der sozialen Gerechtigkeit orientieren, können den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern.

Mit Sorge beobachten wir, dass Flüchtlinge an manchen Orten Hass und sogar Gewalt erleben müssen. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind für Christen unannehmbar. Denn unabhängig von seiner Herkunft ist jeder Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Dies gehört zur Mitte unseres Glaubens. Deshalb verwirft die Kirche, wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, jede Diskriminierung eines Menschen um seiner Herkunft, Hautfarbe oder Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht (vgl. Nostra aetate 5). Wer Flüchtlingen und Migranten mit Hass begegnet, der tritt Christus selbst mit Hass entgegen.

Wir erinnern besonders auch an die christlichen Flüchtlinge, die im Nahen und Mittleren Osten oft dramatische Verfolgung erleiden. Sie verdienen unsere besondere Solidarität und Zuwendung. Wir ermutigen die Gemeinden, unsere Glaubensgeschwister in die Arme zu schließen und ihnen einen herzlichen Empfang zu bereiten. Ihr Platz ist mitten unter uns.

Die Ereignisse dieser Monate erinnern uns einmal mehr an die tiefgreifende Verflochtenheit der ganzen Menschheitsfamilie. Nur wenn überall auf der Welt menschenwürdige Lebensverhältnisse entstehen, müssen Menschen nicht ihre Heimat verlassen. Die Staaten sind hier gefordert, aber auch wir Bürger. Die Botschaft vom Reich Gottes ermutigt, uns für eine bessere Welt einzusetzen.

Allen, die helfen, sagen wir unseren herzlichen Dank! Jede Form der Unterstützung ist wertvoll und kostbar. Dazu zählt auch das Gebet. Wir bitten Sie: Bleiben Sie engagiert, lassen Sie sich von Hindernissen und Schwierigkeiten nicht entmutigen!

Fulda, den 24. September 2015
Für das Bistum Mainz: Kardinal Karl Lehmann

(MBN)

Vorschau

„In Zukunft sehen wir alt aus!" (14.10.)

Diözesantag für Personal- und Betriebsräte und Mitarbeitervertretungen

Mainz. Der traditionelle Diözesantag für Personal- und Betriebsräte und Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz am Mittwoch, 14. Oktober, steht in diesem Jahr unter der Überschrift „In Zukunft sehen wir alt aus! Strategien im Umgang mit dem demografischen Wandel". Der vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz veranstaltete Tag findet von 9.00 bis 16.30 Uhr im Erbacher Hof in Mainz statt.

Am Vormittag steht um 9.30 Uhr ein Impulsreferat von Stefan Sell auf dem Programm, der zum Thema „Notwendigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen des längeren Arbeitens im demografischen Wandel" spricht; Sell ist Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz. Anschließend sind unter der Überschrift „Betriebliche Realitäten" Erfahrungsberichte in Kurzstatements vorgesehen: es sprechen Daniele Schuck (Arbeitsmedizinischer Dienst, Procter & Gamble Manufacturing GmbH, Groß-Gerau), Karl-Otto Waas (Fachbereich Bauhauptgewerbe, IG BAU Gelnhausen-Friedberg) und Jürgen Eckel (Gesamtbetriebsratsvorsitzender, OHG Transgourmet GmbH & Co, Belieferung von Großverbrauchern, Mainz). Für den Nachmittag sind fünf Workshops sowie ein Schluss-Impuls von der Rüsselsheimer Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt vorgesehen.

Hinweis: Weitere Informationen und Online-Anmeldung auf der Internetseite des Referats Berufs- und Arbeitswelt www.arbeitswelt-bistum-mainz.de. Es wird um eine Anmeldung bis zum 5. Oktober gebeten.

am (MBN)

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