Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 43

vom 18. November 2015

MERTES--WOELKI (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
MERTES--WOELKI
Datum:
Mi. 18. Nov. 2015
Von:
Pressestelle Bistum Mainz
DREYER--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
DREYER--LEHMANN

Berichte

  • Traditioneller St. Martinsempfang in Mainz
  • Aktion „Eine Million Sterne" in Gießen und Worms
  • Predigt am Hochfest des heiligen Martin
  • Bentz besuchte Gelbes Haus in Offenbach
  • Weihbischof übernimmt Kuratoriumsvorsitz
  • Spitzengespräch zwischen Bischöfen und CDU
  • Minderjährige Flüchtlinge im Kloster Dieburg begrüßt
  • Abschluss der Vortragsreihe „Zeit der Orden?"
  • MVG spendet 1.500 Euro für Mainzer Dombauverein
  • Pilgern für Klimagerechtigkeit
  • Einnahmen des Domkonzerts für Flüchtlingsfonds

Publikationen

  • „Beichtbüchlein" von Johannes Lupi vorgestellt

Vorschau

  • Abschluss der Aktion „Wanderfriedenskerze 2015" (18.11.)

Berichte

Kardinal Woelki: Wir müssen Mauern überwinden

Vortrag beim traditionellen St. Martinsempfang in Mainz

Mainz. „Das christliche Abendland retten wir nicht, indem wir die Schotten oder die Grenzen dicht machen, sondern indem wir Obdachlosen ein Zuhause und Hungernden zu essen geben und Kranke versorgen." Das sagte der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, am Donnerstagabend, 12. November, beim St. Martinsempfang im Erbacher Hof in Mainz. Weiter sagte er: „Mauern überwinden, das müssen wir nun im 26. Jahr der Einheit neu lernen: die Mauern in den Herzen und Köpfen so vieler Menschen in unserem Land, die gerne wieder eine Mauer errichten würden - nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen Nord und Süd. Heute heißen diese Mauern: Begrenzung des Familiennachzugs; Mittelmeer; sichere Herkunftsstaaten; Dublin-Abkommen; Abschottung auch durch Zäune; aber auch Gewalt gegen Flüchtlinge, Rufmord und ideologisch motivierte Hetze." Das Thema seines Vortrages lautete: „Wer gibt schon seinen Mantel hin? Mit dem Heiligen Martin der ‚Globalisierung der Gleichgültigkeit' begegnen".

Woelki wies darauf hin, dass Terror und Gewalt, die Menschen zur Flucht aus ihren Herkunftsländern bewegt, zum Teil durch deutsche Waffenexporte „ermöglicht, verschärft und verlängert" werde. Allein 2011 habe Deutschland mit Rüstungsexporten einen Außenhandelsüberschuss von 6,7 Milliarden Euro erwirtschaftet, sagte Woelki. Wörtlich sagte er: „Wir alle verdienen daran. Die daraus resultierenden Steuereinnahmen fließen in unseren Straßenbau und in unsere Kindertagesstätten. In diese Kindertagesstätten wollen nun auch diejenigen gehen, die genau vor den Waffen geflohen sind, aus deren Verkaufsgewinn sie mitfinanziert wurden. Das ist eine Realität, der wir uns stellen müssen. Und wir dürfen nicht aufhören, für solche Realitäten Bewusstsein zu schaffen."

Es gebe viele Menschen, die ein solches Bewusstsein hätten und er sei „zutiefst dankbar für diejenigen, die auf ihre Art ihren Mantel mit Zuflucht suchenden Menschen teilen", sagte Kardinal Woelki. Viele aber ließen sich „in die Irre führen, dass ihre eigene Not durch die Flüchtlinge verschärft würde, oder dass nicht genug für alle da wäre, zum Beispiel nicht genug, um Familien zusammenzuführen". Weiter betonte er: „In Gewalt sind diese Irrmeinungen mittlerweile ausgebrochen, und ich glaube, es ist unsere christliche Aufgabe - barmherzig und entschieden - Nein zu sagen, wenn Menschen in unserem Land bedroht und gefährdet werden."

Leben und Sterben in Würde bleibt zentrale gesellschaftliche Aufgabe

Zweites Thema seines Vortrages war der Umgang mit Kranken und Sterbenden. „Dankbar" sei er für die Entscheidungen, die der Deutsche Bundestag in der vergangenen Woche zum Verbot geschäftsmäßiger Sterbehilfe und zur verbesserten Versorgung der Hospiz- und Palliativmedizin getroffen habe, sagte Kardinal Woelki. Und weiter: „Es bleibt auch nach der Entscheidung im Deutschen Bundestag, die eine Entscheidung für das Leben und für ein Sterben in Würde war, eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, um über die Frage danach, was ein Leben in Würde ist, zu streiten. Auch das vom Bundestag gesetzte starke Zeichen für den Lebensschutz und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft und ihren Zusammenhalt wird der weiteren flankierenden gesellschaftlichen Begleitung bedürfen."

Er machte deutlich, dass die Möglichkeiten der Selbstoptimierung Menschen zu der irrigen Annahme verleiteten, „dass nur ein Leben in Jugendlichkeit und Schönheit, Selbstbestimmung, Sportlichkeit und gewissem Auskommen, lebenswert und würdig sei", sagte der Kölner Kardinal. „Haben diejenigen, die sich in ihrer hilflosen Lage den Tod wünschen, nicht längst das Werturteil der sie umgebenden Gesellschaft verinnerlicht, wonach ihrem Leben keine Qualität und demnach kein Wert mehr zukommt? Genau eine solche Geringschätzung beeinträchtigten Lebens wird nämlich unvermeidlich, „wenn man die Kategorie ‚Lebensqualität' zugrunde legt."

Die Lebensqualität am Ende des Lebens habe ganz andere Inhalte, betonte Woelki: „Denn am Ende des Lebens zählt, dass man nicht allein ist, dass man sich seiner Hilflosigkeit nicht schämen muss, dass der Schmerz erträglich gemacht wird, dass niemand - auch man selbst nicht - einem das Gefühl gibt, eine Last zu sein, die Möglichkeit zu erzählen und sein Leben beschließen zu können. Für religiös sozialisierte Menschen zählt darüber hinaus, dass sie Seelsorge als geistlichen Trost erfahren und sich getragen fühlen dürfen vom Glauben daran, dass man nicht tiefer fallen kann als in die Hände Gottes. Mit Selbst-bestimmung als Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung hat diese Phase des Lebens wenig zu tun."

Sterben in Würde bedeute in christlicher Perspektive „nicht, den Zeitpunkt des Todes selbst zu bestimmen, sondern die Art und Weise des Sterbens würdevoll zu gestalten", hob Woelki hervor. Artikel 1 des Grundgesetzes („Die Würde des Menschen ist unantastbar.") impliziere auch, „dass man über keinen Menschen sagen darf: Es ist nicht gut, dass du lebst. Und wenn ein Mensch das in höchster Not von sich selber sagt, dann hat er in einer humanen Gesellschaft den Anspruch, dass er Mitmenschen begegnet, die ihm widersprechen und ihm sagen: Es ist gut, dass es dich gibt. Das ist die Grundlage unserer Werteordnung."

Dreyer würdigte konstruktiven Dialog

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigte in ihrer Ansprache den „offenen und konstruktiven Dialog zwischen katholischer Kirche und Landesregierung". Die Ministerpräsidentin hob die besondere Rolle der Kirche in der aktuellen Flüchtlingskrise hervor. Sie trage mit ihren vielen Helferinnen und Helfern sowie den Hilfsorganisationen dazu bei, den Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten. Gleichzeitig setze sich die Kirche in erheblichem Maß in der Seelsorge ein. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, dankte in seinem Schlusswort Landesregierung, Landtag und Fraktionen für die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.

200 Gäste aus Politik, Kirche und Verwaltung

Zu der traditionellen Begegnung hatte der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala, fast 200 Gäste aus Politik, Kirche und Verwaltung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt. Neben Ministerpräsidentin Dreyer waren unter anderen die Staatsministerinnen Eveline Lemke, Vera Reiß, Sabine Bätzing-Lichenthäler sowie die Staatsminister Roger Lewentz und Professor Dr. Gerhard Robbers gekommen. Neben Landtagspräsident Joachim Mertes und dem Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes Rheinland-Pfalz, Dr. Lars Brocker, waren außerdem gekommen: die Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Julia Klöckner, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Kathrin Anklam-Trapp, und die Landesvorstandsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Binz.

Aus den rheinland-pfälzischen Bistümern waren neben Kardinal Lehmann und Kardinal Woelki unter anderen der Bischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann, der Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, und der Apostolische Administrator des Bistums Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, gekommen. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von einem Ensemble des Erzbischöflichen Berufskollegs Köln unter Leitung von Oberstudienrat Andreas Biertz.

tob (MBN)

Schweigeminute für Terroropfer

Veranstaltungen in Gießen und Worms setzten ein Zeichen der Solidarität

Worms/Gießen. Bei der Aktion „Eine Million Sterne" in Gießen am Samstag, 14. November, ist mit einer Schweigeminute der Opfer des Terroranschlags in Paris gedacht worden. Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick, der Gießener Caritasdirektor Joachim Tschakert und die Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz verurteilten gemeinsam die Tat, „die Hass und Gewalt säen will und der wir unser solidarisches Handeln entgegensetzen sollen", wie es in einer Pressemitteilung des Diözesancaritasverbandes heißt.

Die Aktion „Eine Million Sterne" wurde am Samstag in Gießen sowie am Freitag, 13. November, in Worms begangen. Sie wurde von lokalen Caritasverbänden gemeinsam mit dem Caritasverband für die Diözese Mainz, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), den Dekanaten und Pfarrgemeinden veranstaltet. Schwerpunkte in diesem Jahr waren die Integration von Flüchtlingen in Deutschland sowie das Thema Landflucht in Bolivien.

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter www.caritas-worms.de , www.caritas-giessen.de  und unter www.dicvmainz.caritas.de 

am (MBN)

Christen dürfen der Wirklichkeit nicht ausweichen

Predigt von Weihbischof Bentz zum Hochfest des heiligen Martin

Mainz. „Der Christ kann und darf der ganzen Wirklichkeit, in die wir hineingestellt sind, nicht ausweichen." Das hat der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz am Sonntag, 15. November, bei seiner Predigt im Mainzer Dom besonders mit Blick auf die Flüchtlingskrise am Beispiel des heiligen Martin deutlich gemacht. „In jeder echten und ehrlichen humanitären Geste erscheint auch uns das Antlitz Christi." Von diesem Blickwinkel her gelte es, an der öffentlichen Meinungsbildung und der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Der heilige Martin habe sich am Stadttor von Amiens von der harten Realität des Bettlers treffen lassen. „Und diese neuen Erfahrungen verändern Martin. Getroffen von der Wirklichkeit konnte er eine geistliche Erfahrung machen und darin auch die Liebe zu Gott entdecken." An diesem Sonntag wurde im Dom das Hochfest des heiligen Martin von Tours begangen, der Patron des Bistums Mainz und des Mainzer Domes ist.

Für manche Menschen sei es schwer, sich angesichts der Flüchtlingskrise auf die Wirklichkeit einzulassen, sagte Bentz: „Sie spüren plötzlich selbst Angst. Sie erleben, wie in ihnen Bedenken aufsteigen und Fragen kommen: Für wie viele wird es reichen? Wie werden wir das alles bewältigen können? Welche Not gerät bei uns dadurch vielleicht aus dem Blick? Wie verändert diese Realität geflüchteter Menschen unsere Gesellschaft auf Dauer? Und solche Fragen darf man nicht verharmlosen - erst recht nicht ignorieren. Sie gehören dazu, wenn man wirklich die ganze Realität an sich heranlassen will."

Andere flüchteten vor dieser Realität „in Parolen der Abgrenzung", sagte Bentz. Und weiter: „Sie bauen mit Stammtischsprüchen Mauern und Zäune auf. Sie flüchten sich in Ressentiments. Sie flüchten sich in ein menschenverachtendes Denken, für das es in unserer Gesellschaft keinen Platz geben darf und kann. Auch dieser Realität dürfen wir nicht ausweichen. Wir dürfen auch diese Realität nicht verharmlosen, sondern müssen entschieden etwas dagegen setzen."

Wörtlich sagte Bentz: „Wir könnten versuchen, all diese Realitäten auszublenden, indem wir uns zurückziehen in eine fromme Innerlichkeit. Dann hat aber der Glaube nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun. Christlicher, geistlicher oder spiritueller würden wir dadurch aber nicht werden. Ganz im Gegenteil! Es ist schon in sich eine geistliche Herausforderung, sich der ganzen Wirklichkeit, die uns in dieser Zeit umgibt, zu stellen! An dieser Wirklichkeit vorbei können wir nicht geistlich leben!" Wer die konkrete Not nur auf Distanz halte, der könne aus einer solchen Haltung „gewiss trefflich diskutieren, streiten oder Strategien entwickeln. Wer diese Distanz aber aufgibt und sich persönlich treffen lässt von der konkreten Not und von der Wucht der bitteren Realität, der beginnt zu handeln."

Durch die Anschläge in Paris ist es dunkel geworden in Städten und Herzen

Zu Beginn des Gottesdienstes ging Weihbischof Bentz auf die Terroranschläge von Paris ein. „Am Freitagabend ist es dunkel geworden über Paris. Es ist dunkel geworden in den Städten und Herzen der Menschen. Wir alle sind davon betroffen." Die Anschläge machten „sprachlos vor Entsetzen". Wörtlich sagte er: „Sind denn die Lichter der Kinder bei den Martinsumzügen in dieser Woche umsonst gewesen? Nein, gegen Gewalt, Terror und Unmenschlichkeit müssen wir erst recht Zeichen setzen und mit diesen kleinsten Lichtern auf die Straße gehen. Es braucht diese Zeichen. Dahinein müssen wir das Martinsfest feiern." Und weiter: „Wo solch Unfassbares geschieht, da steht der Christ da und betet und er setzt ein Zeichen der Offenheit."

tob (MBN)

Arbeitslosigkeit ist noch nicht verschwunden

Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz besuchte Gelbes Haus in Offenbach

Offenbach. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz hat am Mittwochnachmittag, 11. November, das Gelbe Haus in Offenbach, eine Einrichtung der „Initiative Arbeit im Bistum Mainz e.V.", besucht und sich über Programme für langzeitarbeitslose Jugendliche und Erwachsene informiert. Es sei ihm ein Anliegen, ein möglichst breites Spektrum an Initiativen und Tätigkeiten im Bistum Mainz kennenzulernen und er freue sich, am Martinstag im Gelben Haus mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, sagte Bentz. „Ich danke Ihnen für den Enthusiasmus, mit dem Sie sich den von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zuwenden."

„Arbeitslosigkeit ist aus der öffentlichen Wahrnehmung fast verschwunden", sagte Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick, der auch Vorsitzender des Vereins ist. „Aber es gibt nach wie vor und unvermindert viele Menschen, die ohne Unterstützung und Begleitung keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden." „Hier setzt das Gelbe Haus seit mehr als 30 Jahren an", sagte der Geschäftsführer der Initiative Arbeit, Markus Hansen. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellte er Weihbischof Bentz die Projekte im Gelben Haus vor. So zum Beispiel ein Projekt, das arbeitslosen Müttern hilft, Hindernisse für eine Berufstätigkeit zu überwinden, also etwa eine Kinderbetreuung zu organisieren, Schuldenprobleme zu klären oder das Zutrauen in die eigenen Potenziale zu erhöhen.

In regen Kontakt kam der Weihbischof mit den Jugendlichen der Produktionsschule Holz. Hier arbeiten Schülerinnen und Schüler in einer Holzwerkstatt und holen zugleich ihren Hauptschulabschluss nach. Beeindruckt zeigte sich der Weihbischof von mobilen Holz-Unterkünften für Flüchtlinge, an denen die Jugendlichen derzeit arbeiten.

Die „Initiative Arbeit im Bistum Mainz e.V." ist Träger von Maßnahmen der Arbeitsförderung. An verschiedenen Standorten und Einrichtungen qualifizieren, beschäftigen, beraten und vermitteln die rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins arbeitslose Jugendliche und Erwachsene. In Projekten, Werkstätten und Zweckbetrieben erfahren Menschen über einen begrenzten Zeitraum konkrete Unterstützung und erleben sinnstiftende Arbeit und Orientierung.

jik (MBN)

Udo Bentz zum Vorsitzenden gewählt

Kuratorium der Ketteler-Stiftung tagte beim Sozialdienst katholischer Frauen in Gießen

Gießen. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz ist bei der Herbstsitzung des Kuratoriums der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung in Gießen einstimmig zum Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt worden. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil der frühere Vorsitzende, Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, nach seiner Berufung zum Bischof von Erfurt nicht mehr zur Verfügung stand. Die Wahl wurde in Abwesenheit des Kandidaten durchgeführt, weil Bentz durch die Teilnahme am Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom (16. bis 20. November) verhindert war. Er hatte allerdings im Vorfeld bereits erklärt, dass er das Amt gegebenenfalls annehmen werde. Das Kuratorium tagte am Montag, 16. November, im Versammlungsraum des Sprachheil- und Förderzentrums des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Gießen.

Nach der Wahl des Vorsitzenden standen die Berichte des Vorstands der Ketteler-Stiftung auf der Tagesordnung. Stiftungsdirektor Dr. Werner Veith zeigte auf, dass die Zahl der Förderanträge an die Stiftung in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist: von drei im Jahr 2010 auf 26 in diesem Jahr, mit einem Gesamtvolumen von 132.000 Euro. Ein großer Antrag des SkF Mainz an die Dachstiftung und die Netzwerk-Leben-Stiftung zur Hilfe für Flüchtlingsfrauen wurde auf zwei Jahre gesplittet, so dass ein Teil der vorgesehenen Fördersumme erst 2016 zur Verfügung stehe, erklärte Veith. Weitere Anträge beziehen sich unter anderem auf die Förderung der ehrenamtlichen Arbeit, weitere Flüchtlingsprojekte sowie kleinere Projekte wie Unterstützung des Kreuzbundes, der Schülerhilfe Dietzenbach, des Führerscheinprojekts des St. Josefshauses in Klein-Zimmern und die Beratung von Zwillingseltern in Bodenheim, wie der Stiftungsdirektor beispielhaft erläuterte.

„Transparenz und Offenheit gehören für die Ketteler-Stiftung und ihre Treuhandstiftungen zum Grundprinzip des nachhaltigen Wirtschaftens", unterstrich Veith. In diesem Sinn habe der Stiftungsvorstand beschlossen, der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft" beizutreten. Die Stiftung verpflichte sich damit, offen zu legen, woher ihre Mittel kommen, wofür sie eingesetzt werden, welche Ziele sie verfolgt und wer die Entscheidungsträger sind. Die Initiative Transparency International Deutschland wurde 2010 gegründet und wird unter anderem vom Bundesverband Deutscher Stiftungen (bei dem die Ketteler-Stiftung seit 2004 Mitglied ist), dem Deutschen Fundraising-Verband, dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen und dem Deutschen Spendenrat getragen.

Vorstandsmitglied Wilfried H. Mönch, Leiter der Pax-Bank Mainz, gab einen Überblick zur finanziellen Situation der Ketteler-Stiftung. Das Stammkapital liege bei 15 Millionen Euro, bei einem Plus von 150.000 Euro im vergangenen Jahr. Ausschüttungen aus den Erträgen erfolgen künftig erst nach den Ergebnissen der Bilanz, stellte er fest. Wegen der niedrigen Zinsen sei die Rendite weiter leicht gesunken und liege nun bei 2,8 Prozent. Die Niedrigzinsphase werde voraussichtlich noch fünf Jahre anhalten, nach pessimistischen Schätzungen sogar noch zehn Jahre. Zur Anlagestruktur teilte Mönch mit, dass 18,11 Prozent (2,8 Millionen Euro) in Aktien angelegt seien, 16,29 Prozent (2,61 Millionen Euro) in Mischfonds und 46,39 Prozent (7,43 Millionen Euro) in Rentenpapieren sowie 16,2 Prozent (2,6 Millionen Euro) in Immobilienfonds. Der Anlageanteil der Aktien sollte von bisher 20 Prozent auf 30 Prozent erhöht werden, forderte er.

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Karst stellte fest, dass die Zahl der Treuhandstiftungen (42) gleich geblieben ist. Er bedauerte ebenfalls die anhaltend niedrigen Zinsen, was die Anlagestrategie sehr erschwere. Er plädierte dafür, dass Dachstiftung und Treuhandstiftungen sich bei Anlageentscheidungen zusammen tun, um einen größeren Spielraum zu haben. Denn Anlagen seien häufig nur mit größeren Summen möglich, welche die einzelnen Stiftungen nicht aufbringen könnten. Eine diesbezügliche Poolbildung der Dachstiftung und der Treuhandstiftungen, über die Vorstand und Kuratorium schon länger nachdenken, solle 2016 weiter verfolgt werden.

Sprachheilzentrum und Agnes Neuhaus-Schule

Zu Beginn der Sitzung hatte die Geschäftführerin des SkF Gießen e.V., Yvonne Fritz, aus der Tätigkeit des Vereins berichtet. Unter der Trägerschaft des SkF gibt es in Gießen außer dem Sprachheil- und Förderzentrum und der Agnes Neuhaus-Schule unter anderem mehrere Kindertagesstätten und Don Bosco-Häuser, ein Frauenhaus, die Schwangerenberatung und ein Familienzentrum.

Der Leiter des Sprachheil- und Förderzentrums, Peter Kraus, und der Leiter der Agnes-Neuhaus-Schule, Dirk Engel, stellten ihre Einrichtungen vor und führten die Kuratoriumsmitglieder durch ihre Räume. Fritz teilte mit, dass der SkF Gießen 215 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftige und von 62 Ehrenamtlichen unterstützt werde, unter ihnen das ebenfalls anwesende Vorsandsmitglied Gerlinde de Camé, eine selbstständige Steuerberaterin, die in Zusammenarbeit mit der Finanzkommission und dem Wirtschaftsbeirat die finanziellen Entscheidungen begleitet.

Im Sprachheil- und Förderzentrum mit seinen rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können etwa 40 Kinder stationär aufgenommen werden. Sie werden psychologisch, logotherapeutisch und ergotherapeutisch betreut, um ihre Defizite und Einschränkungen so weit wie möglich zu beheben, erklärte Kraus. Wesentliches Ziel der Förderung sei die Verbesserung der Sprach- und Kommunikationsfähigkeit.

Engel legte dar, dass die Agnes Neuhaus-Schule (benannt nach der Gründerin des SkF), neun Klassen mit je acht Schülerinnen und Schülern umfasst. Sie befinden sich im Neubaugebiet Kolpingstraße (fünf Klassenräume), angegliedert an das Sprachheilzentrum, und im Wartweg (vier Klassenräume), im Bereich der St. Bonifatius-Pfarrei, wo auch der SkF seit seiner Gründung vor 25 Jahren ihren Sitz hat. Die Jugendlichen werden bis zum Schulabschluss gebracht oder vorzeitig in ihre Familien und Heimatschulen zurückgeführt.

Sk (MBN)

Spitzengespräch zwischen Bischöfen und CDU in Rheinland-Pfalz

Meinungsaustausch zu den Themen Familie, Bildung sowie Sozial- und Flüchtlingspolitik

Mainz. Vertreter der CDU-Landtagsfraktion und des CDU-Landesverbandes sind am Freitag, 13. November, zu einem Spitzengespräch mit Repräsentanten der Katholischen Kirche zusammen gekommen. Im Mittelpunkt des Treffens mit Vertretern der Bistümer Trier, Mainz, Speyer und Limburg unter Leitung der CDU Fraktions- und Landesvorsitzenden Julia Klöckner und des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, standen Fragen der Familien-, Haushalts-, Bildungs- und Sozialpolitik und natürlich die Flüchtlingspolitik.

Beide Seiten zeigten sich einig in der Bewertung, dass es sich bei Aufnahme, Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen um eine der größten Herausforderungen der Nachkriegsgeschichte handele, die nur im Zusammenwirkung aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte bewältigt werden könne. CDU-Fraktions- und Landesvorsitzende Julia Klöckner und der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, dankten ausdrücklich den vielen ehren- und hauptamtlichen Helfern, die sich mit großem persönlichem Engagement in den Dienst dieser Aufgabe stellen. Zugleich machte die CDU-Fraktions- und Landesvorsitzende deutlich, dass die Hilfs- und Aufnahmebereitschaft und eine adäquate Versorgung von Flüchtlingen nur gewährleistet werden könne, wenn die Grenzen der vorhandenen Ressourcen und Kapazitäten beachtet würden. Bischof Dr. Stephan Ackermann wies darauf hin, dass die Kirche aktuell vor allem humanitäre Hilfe für Flüchtlinge leiste: „Wo wir für die Zukunft noch zulegen müssen, ist der seelsorgliche Unterstützung von Flüchtlingen."

Fraktions- und Landesvorsitzende Julia Klöckner sprach zudem den Diskussionsprozess zum Thema Familie in der Katholischen Kirche an. In diesem Zusammenhang hob der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann hervor, mit „einer erfrischenden Freiheit" habe Papst Franziskus die Bischöfe bei der Familiensynode zu offenen Meinungsäußerungen aufgerufen. Dies sei eine neue, sehr begrüßenswerte Entwicklung. Er sei nicht enttäuscht darüber, dass es Ende der Synode kein Abschlussdokument gegeben habe, sagte Kardinal Lehmann. Vielmehr erwarte er nun ein nachsynodales Schreiben von Papst Franziskus. Im weiteren Gespräch betonte Klöckner die Bedeutung der Familie. Hier liege die Zukunft der Gesellschaft. Daher müsse alles getan werden, um Familien mit Kindern zu stärken. Die CDU-Landtagsfraktion plane deshalb ein Landesfamiliengeld mit dem Schwerpunkt kinderreicher Familien. Ausdrücklich begrüßte Klöckner, dass die katholische Kirche neue Wege schaffen will, um wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zu den Sakramenten zu ermöglichen.

Die CDU-Fraktions- und Landeschefin wies zudem auf die große Bedeutung des Themas Pflege hin. Mit der am gleichen Tag im Bundestag verabschiedeten Pflegereform würden die Pflegeleistungen erheblich verbessert. Es sei ihr ein zentrales Anliegen, dass Menschen nicht nur am Anfang, sondern auch am Ende des Lebens eine Hand haben, die sie halten. Schwerkranke und sterbende Menschen müssten in der letzten Phase ihres Lebens bestmögliche menschliche Zuwendung, Versorgung, Pflege und Betreuung erhalten, so Klöckner. Die kirchlichen Vertreter dankten der CDU-Fraktion im Rückblick ausdrücklich für die Unterstützung in der inzwischen beendeten Diskussion um die Kürzung der finanziellen Mittel für die Schwangerenberatung. Aktuelle Meldungen aus den Beratungsstellen zeigten, dass mit den Flüchtlingen sich gerade in diesem Feld zwischenzeitlich ein deutlicher Aufgabenzuwachs bemerkbar mache. Der Speyrer Generalvikar Dr. Jung regte an, auch im Themenfeld Familie immer wieder auf die bereits bestehenden Strukturen zurückzugreifen und diese zu stärken.

Teilnehmer des Treffens waren von Seiten der CDU unter anderen: die Fraktions- und Landesvorsitzende Julia Klöckner, der Parlamentarische Geschäftsführer Hans-Josef Bracht und die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Christian Baldauf, Marlies Kohnle-Gros und Alexander Licht sowie der Landesgeschäftsführer der CDU Rheinland-Pfalz Jan Zimmer. Von Seiten der Katholischen Kirche nahmen teil: Bischof Karl Kardinal Lehmann (Mainz), Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), Generalvikar Dietmar Giebelmann (Mainz), Generalvikar Dr. Franz Jung (Speyer), der Ständige Vertreter des Apostolischen Administrators Wolfgang Rösch (Limburg) und Ordinariatsdirektor Dieter Skala, Leiter Katholisches Büro Mainz.

PM (MBN)

Ein herzliches Willkommen für die „Wohngruppe Franziskus"

Elf unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge sind im Kapuzinerkloster Dieburg eingezogen

Dieburg. „Dieses Kloster war schon immer ein Ort, wo Menschen Zuflucht gefunden haben: Es ist gut, dass Ihr jetzt da seid." Das sagte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, am Mittwoch, 11. November, zu den bislang elf neuen Bewohnern im ehemaligen Kapuzinerkloster in Dieburg. Die männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, die aus Syrien und Afghanistan stammen, sind in der vergangenen Woche in das Haus eingezogen. Giebelmann übergab bei der kleinen Feier symbolisch den Schlüssel des Hauses an Markus Pelz, den geschäftsführenden Heimleiter der St. Josephshaus gGmbH.

Insgesamt sieben pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des St. Josephshauses in Klein-Zimmern, einem Zentrum für Kinder- und Jugendhilfe, das vom Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründet worden war, übernehmen rund um die Uhr die Betreuung der Jugendlichen. Die Einrichtung trägt den Namen „Wohngruppe Franziskus". Es sei wichtig, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sagte Giebelmann, „am wichtigsten ist jedoch die Begleitung und Integration der Jugendlichen". Gemeinsam mit der Referentin für Integration und Migration im Bistum Mainz, Joanna Worytko, überreichte er den Jugendlichen Deutsch- und Wörterbücher als Willkommensgeschenk. Insgesamt bietet das Kloster, das vom Bistum Mainz für 200.000 Euro umgebaut worden ist, Platz für 15 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Das Bistum Mainz hatte dem Landkreis Darmstadt-Dieburg das derzeit leerstehende Kapuzinerkloster in Dieburg im März zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.

Otto Weber, Leiter des Jugendamtes des Landkreises Darmstadt-Dieburg, würdigte die „seit langen Jahren gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem St. Josephshaus". Direkt an die Jugendlichen gewandt, sagte der Dieburger Bürgermeister, Dr. Werner Thomas: „Ich hoffe, Ihr fühlt Euch in diesem Haus und hier in Dieburg willkommen." Er dankte dem Mainzer Generalvikar für die „unkomplizierte Bereitschaft, Flüchtlinge im Kloster aufzunehmen. An den Pressetermin schloss sich ein gemeinsames Kaffeetrinken mit den Jugendlichen und ihren Betreuern an. Zum Abschluss fand eine kurze Andacht in der Kapelle des Klosters statt, die der Generalvikar gemeinsam mit dem Dieburger Pfarrer Alexander Vogl gestaltete.

Das Kapuzinerkloster in Dieburg befindet sich seit 1868 an der heutigen Stelle. Die Deutsche Kapuzinerprovinz hatte vor drei Jahren aufgrund des Nachwuchsmangels im Orden die Aufgabe des Dieburger Klosters zum Ende 2012 beschlossen. Die Geschichte der Kapuziner in Dieburg reicht in das Jahr 1650 zurück, als Kurfürst Philipp von Mainz den Kapuzinern das von den Konventualen aufgegebene Kloster in Dieburg schenkte. Der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler hatte den Orden 1860 nach Dieburg zurückgeholt. 1822 hatte die Gemeinschaft Dieburg wegen der Säkularisation verlassen müssen.

tob (MBN)

Ordensgemeinschaften können „Kontrastgesellschaft" sein

Abschluss der Vortragsreihe „Zeit der Orden?" mit Katharina Kluitmann

Mainz. Die Vortragsreihe „Zeit der Orden?" im Dominikanerkloster in Mainz schloss am Dienstag, 10. November, mit der Fragestellung, ob die katholischen Ordensgemeinschaften heute noch eine „Kontrastgesellschaft" sein können - ähnlich wie die traditionellen Orden in ihrer Gründungszeit oder die Neugründungen im 19. Jahrhundert, die sich dem Zeitgeist widersetzten und neue Wege suchten, um Reformen in Gesellschaft und Kirche anzustoßen. Die Franziskanerin Dr. Katharina Kluitmann, Lüdinghausen, hielt an diesem Abend einen Vortrag zum Thema „Die Letzte macht das Licht an! Orden als Kontrastgesellschaft". Sie setzte damit, wenn auch nicht ausdrücklich, einen Kontrapunkt gegen das Soloprogramm der Kirchenkabarettistin Ulrike Böhmer mit dem Titel „Die Letzte macht das Licht aus."

Das Ausrufezeichen nach „Licht an" signalisiert, dass es mit den Orden nicht zu Ende geht, trotz des Mangels an Nachwuchskräften. Obwohl ihr im Prinzip ein Fragezeichen lieber wäre, wie sie bekannte, brachte sie nachdrücklich ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass das Ordensleben unter bestimmten Bedingungen „Zukunft hat", obwohl das hohe Durchschnittsalter der Ordensleute dagegen spricht. Es gelte, diese Situation nüchtern zu gestalten, „indem wir tun, was wir können, indem wir Gott Gott sein lassen und daran festhalten, dass er uns fest hält".

Als Bedingungen für diese Zuversicht schlug sie „drei Eckpfähle ein": „Ordensleben hat Zukunft, wenn es eine tiefe Spiritualität lebt und den Mut hat, der Pflege der Gottesbeziehung Raum und Zeit und Energie und Kreativität zu widmen. Ordensleben hat Zukunft, wenn wir wirklich spüren, dass Gott unser entscheidender Reichtum ist, und wir deshalb bei denen sein können, die arm sind und uns brauchen." Und schließlich habe das Ordensleben auch Zukunft, „wo wir mit uns persönlich so in Kontakt sind, dass wir Begegnung wagen können; mit unseren Gemeinschaften, in gemeinschaftsübergreifenden Projekten und Konventen, bei ökumenischer und interreligiöser Begegnung, bei der Zusammenarbeit mit christlich Engagierten und mit Menschen guten Willens".

Vor diesem temperamentvoll vorgetragenen Plädoyer listete Kluitmann auf, was dafür und was dagegen spricht, dass die Orden zurzeit eine Kontrastgesellschaft sind. So gab sie zu bedenken, dass die Orden viel Gutes tun, aber auch in Institutionen, Krankenhäusern und Schulen eingebunden seien und deshalb nicht mehr alternativ handeln könnten. Sie seien geachtet als „prophetische Stimme" der Kirche, deren Gesellschaftskritik beachtet wird, und beliebt als Rückzugsoasen, aber auch so verbürgerlicht und angepasst, dass sie keine Kontrastgesellschaft sein könnten. „Selbst der Missbrauchsskandal hat vor unseren Toren nicht halt gemacht", stellte sie fest. Andererseits hätten die Orden noch etwas „von der Frische des Evangeliums, die Neues einbringt in unsere Gesellschaft".

Das Kriterium des Ordenslebens liege weder im Anbiedern an die Gesellschaft, noch in einer Gegenabhängigkeit, die sich darin gefalle, „anders zu sein als die Gesellschaff". Wenn man die Orden auf das reduziere, was sie in sozialer, politischer, seelsorglicher oder sonstiger Arbeit tun, nehme man ihnen das Herz, die Mitte, den Sinn. Das mache sie zu Lückenbüßern einer Gesellschaft, die soziale Verantwortung und Menschlichkeit „abschieben will". Nur aus der Mitte der Gottesbeziehung könne verstanden werden, was Ordensleben ist. Gott sei ein Kontrast zu vielem, was sich in der Gesellschaft abspiele. Zugleich sei er aber präsent in der Gesellschaft in vielen Menschen „guten Willens".

„Wir suchen ,Andersorte' auf, gehen an den Rand, und setzen uns so ins Abseits", betonte sie. Es sei auch zu fragen, was die Rolle der Orden in der Kirche ist. „Sind wir eine Kontrast-Kirche im Gegenüber zur hierarchisch verfassten Kirche, zu der wir zugleich aufs Engste gehören?" So viel Gutes sie in den Orden sehe, es sei nicht zu leugnen, dass sie „kleiner werden". Ein Durchschnittsalter von 65 bis 85 Jahren lasse keine anderen realistischen Schlüsse zu. Außerdem würden von den 20.000 Ordensleuten in Deutschland pro Jahr 1.000 sterben. Viele Gemeinschaften würden ganz „das Licht ausmachen". Für sie sei es eine Gnade gewesen, für ihre 2007 erschienene psychologische Studie über die Zukunft der Orden („Die Letzte macht das Licht an") 150 jüngere Ordensfrauen zu interviewen. Mit dieser Studie hatte die Psychologin und Theologin an der Gregoriana in Rom den Doktortitel erworben Die Vortragsreihe wurde von der Katholisch-Theo-logischen Fakultät Mainz und dem Ordensrat im Bistum Mainz veranstaltet. Moderator des Abends war der Mainzer Sozialethiker Professor Dr. Gerhard Kruip. Koreferenten zum Vortrag von Kluitmann waren der Missionsbenediktiner Pater Benedikt Nettebrock vom Kloster Jakobsberg und der Religionspädagoge Dr. Markus Müller.

Für den Benediktiner sind die Orden Kontrastgesellschaft gegen Mainstream und Konsum. Sie haben in der Rückbindung auf die Gesinnung Jesu innovative Kraft. Voraussetzung sei, dass sie die Sprache der Zeit sprechen. „Es gibt für uns nur eine Leidenschaft - die für Gott", unterstrich er. Wichtiger als das, was wir selbst leisten sei das, „was Christus in uns tut". Markus Müller erklärte, die Religionslehrer machten etwas Ähnliches wie die Orden, indem sie an die Grenze von der Kirche zur Welt gehen. Einige Orden seien in die Wüste gegangen, andere bewusst in die Städte. Er räumte ein, dass es in einer pluralen Gesellschaft schwieriger geworden sei, an die Grenze zu gehen. Es werde in der Zukunft eine plurale Kirche geben, von der keiner wisse, wie sie aussehen wird.

In der Aussprache unterstrich Kluitmann, dass die Orden unterschiedliche Ausprägungen haben und an ihrer Verschiedenheit festhalten. Sie seien die Antwort auf die Frage: „Gibt es eine plurale Kirche?" Wichtig sei bei aller Pluralität die Gottesbeziehung und das „gemeinsam Kirche-Sein". Moderator Kruip merkte an, dass es für die Orden schwierig sei, einen Kontrast zu bieten in einer Gesellschaft, die schon viele Kontraste hat. Pater Benedikt unterstrich, dass die Orden unterschiedliche Profile haben: Sie sollten ihren Wurzeln treu bleiben und nichts verwischen. Müller berichtete, dass er bei einem Aufenthalt bei Redemptoristen in Bolivien davon fasziniert gewesen sei, dass sie unter so schwierigen Bedingungen leben können. Pater Benedikt verwies auf das innovative Potenzial der Missionare im interkulturellen Kontext und im interreligiösen Dialog. Schwester Katharina erklärte, es sei notwendig, an „Andersorte" zu gehen, nicht aufzugeben und das Einende des gemeinsamen Gebets und des Austauschs von Gotteserfahrung in den Mittelpunkt zu stellen.

Sk (MBN)

1.500 Euro für den Mainzer Dombauverein

Mainzer Volksbank spendet für Sanierung des Domes

Mainz. Die Mainzer Volksbank (MVB) unterstützt die Arbeit des Mainzer Dombauvereins mit einer Spende von 1.500 Euro. Barbara Bug-Naumann, Generalbevollmächtigte und Vertriebsleiterin der MVB, hat der ersten Vorsitzenden des Mainzer Dombauvereins, Sabine Flegel, einen Scheck in dieser Höhe überreicht.

Zu der Übergabe vor dem Marktportal des Mainzer Domes waren am Mittwoch, 11. November, auch die Kinder der Kindertagesstätte St. Rochus mit ihren Laternen für das Martinsfest gekommen. Für die Kinder gab es von der Mainzer Volksbank außerdem Kakao, Brezeln sowie Domspardosen.

tob (MBN)

Pilgern für Klimagerechtigkeit

Gruppe aus dem Bistum Mainz wanderte auf Solidaritätsstrecke in Rheinhessen

Mainz. Anlässlich des großen Pilgerzugs für Klimagerechtigkeit durch Europa im Vorfeld des UN-Klimagipfels in Paris ist am Samstag, 14. November, eine Gruppe aus dem Bistum Mainz eine Solidaritätsstrecke von Dittelsheim-Heßloch nach Worms-Abenheim gewandert. Organisiert von der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Mainz, der Katholischen Jugendzentrale (KJZ) Worms, der KLJB Abenheim und unterstützt von Pax Christi Mainz, dem Umweltbeirat der Diözese sowie dem Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz wurden knapp neun Kilometer auf dem alten Jakobuspilgerpfad mit Zwischenstationen zurückgelegt.

Der geistliche Leiter der KLJB Mainz, Rüdiger Torner, eröffnete die Pilgerstrecke mit einem Impuls in der Hesslocher Kirche. Zudem wurde eine Gedenkminute für die Opfer und Angehörige der Anschläge in Paris wurde eingelegt. Auf dem Pilgerweg gab es Stationen zu den Themen „Erkenntnis", „Leben", „Energie", „Glaube" und „Hoffnung". Die abschließende Vesper wurde in der Kirche in Abenheim mit der Gemeindereferentin Martina Bugert gefeiert. Alois Bauer, Referent für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, wies in seiner Ansprache darauf hin, dass der Pariser Klimagipfel die „wohl letzte Möglichkeit" sei, den Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad zu begrenzen. Im Rahmen der Vesper wurde auch ein Päckchen Erde für den Versand nach Paris gefüllt: Denn aus allen Regionen, in denen der europäische Pilgerweg entlang ging, sollte Erde gesammelt werden.

am (MBN)

Benefizkonzert im Mainzer Dom

Einnahmen des nächsten Domkonzertes für Flüchtlingsfonds der Diözese

Mainz. Die Einnahmen des Domkonzertes am kommenden Sonntag, 15. November, werden dem Flüchtlingsfonds der Diözese Mainz zufließen. „Domdekan Prälat Heinz Heckwolf und ich haben uns kurzfristig entschlossen, das Domkonzert als ein Benefizkonzert zu veranstalten. Wir hoffen, dass zahlreiche Besucherinnen und Besucher zu dem Konzert kommen werden", sagte Domkapellmeister Karsten Storck am Mittwoch, 11. November.

Auf dem Programm des Domkonzertes am Sonntag um 17.00 Uhr stehen das „Requiem" von Gabriel Fauré und die Motette „Komm, Jesu komm" von Johann Sebastian Bach. Es musizieren Victoria Braum, Sopran, Harald Martini, Bariton, der Domkammerchor und das Domorchester unter Leitung von Domkapellmeister Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann an der Domorgel. Der Eintritt beträgt zehn bzw. fünf Euro.

Hinweis: www.domchor-mainz.de 

am (MBN)

Publikationen

„Merck das du ware sagest"

Professor Schilling stellte „Beichtbüchlein" von Johannes Lupi vor

Mainz. Wie Wissen und Bildung als Grundvoraussetzung für den christlichen Glauben an der Schwelle zur Neuzeit vermittelt wurden, zeigt das 1478 erschienene „Beichtbüchlein" des Frankfurter Stadtpfarrers Johannes Lupi in exemplarischer Weise. In seiner Buchreihe von Forschungsbeiträgen hat das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Mainz Professor Dr. Dr. Johannes Schilling für die Edition, Kommentierung und Übersetzung der Schrift gewinnen können.

Schilling ist Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte und Direktor des Instituts für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Christian Albrechts-Universität zu Kiel. Die Neuerscheinung trägt den Titel „‚Merck das du ware sagest' - Johannes Lupi. Ein Frankfurter Lehrer der Kirche im Späten Mittelalter." Lupi stellte das Buch am Mittwoch, 11. November, im Rahmen eines Pressegespräches im Dommuseum vor.

Die in nur noch zwei Exemplaren (eines davon ist zurzeit in der Sonderausstellung des Mainzer Dommuseums zu sehen) erhaltene Schrift ist ein einzigartiges Zeugnis des vorre-formatorischen Kirchenwesens im Erzbistum Mainz. Wie Schilling betonte, wendet sich die Schrift mit ihrer ebenso originellen wie lebensnahen Beichtanleitung an Klerus und Beichtkinder gleichermaßen und stellt in der Tiefe seiner Gedanken seinem Verfasser, dem gelehrten Pfarrer der Frankfurter Peterskirche, ein glänzendes Zeugnis seelsorgerlicher Arbeit aus. Im Anschluss an den Pressetermin stellte Schilling das Buch im Rahmen eines Vortrages im Dommuseum vor; an dem Vortrag nahm auch der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, teil.

Hinweis: Johannes Schilling: „‚Merck das du ware sagest' - Johannes Lupi. Ein Frankfurter Lehrer der Kirche im Späten Mittelalter". Forschungsbeiträge des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums 3. Herausgegeben von Dr. Winfried Wilhelmy. Redaktion: Dr. Gerhard Kölsch, Dr. des. Anja Lempges. Bildredaktion: Dipl.-Ök. Anja Coffeng M.A. Satz, Graphik und Layout: gutegründe GbR (Frankfurt). Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2015. 56 Seiten mit 50 farbigen Illustrationen, ISBN 978-3-7954-3074-0, Preis: 12,80 Euro

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Vorschau

Abschluss der Aktion „Wanderfriedenskerze 2015" (18.11.)

Gottesdienst für Mainz und Rheinhessen findet in Bingen-Büdesheim statt

Bingen-Büdesheim. Mit Gottesdiensten an verschiedenen Orten endet am Mittwoch, 18. November (Buß- und Bettag), die Aktion „Wanderfriedenskerze 2015". Der Gottesdienst für Rheinhessen und Mainz findet um 19.00 Uhr in der evangelischen Christuskirche in Bingen-Büdesheim (Dromersheimer Chaussee 1) statt. Bereits für 18.30 Uhr ist eine Statio an der katholischen Kirche St. Aureus und Justina vorgesehen; von dort aus wird die Kerze in einer Prozession zur Christuskirche gebracht. Die Leitung des Gottesdienstes, in dessen Rahmen der Opfer von Krieg und Terror gedacht wird, haben Gemeindereferentin Rita Litzenburger-Zintel und Pfarrerin Tanja Brinkhaus-Bauer inne.

Die 14. ökumenische Aktion „Wanderfriedenskerze" stand unter der Überschrift „Sie werden sicher wohnen" (Micha 5,3) und war am 1. September im Frankfurter Dom eröffnet worden. Seitdem standen sieben Kerzen im Rhein-Main-Gebiet im Mittelpunkt von über 150 Veranstaltungen, Gottesdiensten, Unterrichtsstunden, Firmlings- und Konfirmandengruppen. Schwerpunkt der diesjährigen Aktion war die aktuelle Flüchtlingskrise.

Start der Aktion im Jahr 2002

Unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001 in New York gründeten verschiedene christliche Gruppen, Gemeinden und Kirchen das Ökumenische Friedenskonveniat Rhein-Main, um über Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam zu beten und Friedensarbeit zu gestalten. Daraus ist 2002 die Aktion „Wanderfriedenskerze" entstanden: Besonders gestaltete Kerzen „wandern" seitdem in jedem Herbst durch die Rhein-Main-Region und brennen als „Licht des Friedens" bei ökumenischen und konfessionsübergreifenden Friedensgebeten, Gottesdiensten und vielen anderen Veranstaltungen.

Immer am 1. September - dem Beginn des Zweiten Weltkrieges - startet die Aktion „Wanderfriedenskerze" mit einem gemeinsamen Gottesdienst zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Von dort aus gehen die Friedenskerzen auf ihre Reise durch etwa 70 bis 80 Gemeinden, Schulen und christliche Einrichtungen in der Rhein-Main-Region. Um Buß- und Bettag endet die Aktion mit einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst oder dezentralen Abschlüssen. Im Anschluss werden die Friedenskerzen als verbindende Symbole für Frieden und Versöhnung an Partnerkirchen und -organisationen insbesondere in Krisen- und Konfliktgebieten in aller Welt weitergereicht.

Hinweis: Koordinator für das Bistum Mainz ist Alois Bauer, Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden, Telefon: 06131/253-263, E-Mail: frieden@bistum-mainz.de 

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Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz besuchte Gelbes Haus in Offenbach (c) Bistum Mainz
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