Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 10

Darmstadt, 9.3.2019: Bischof Peter Kohlgraf erläuterte die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz. (c) Bistum Mainz / Matschak
Darmstadt, 9.3.2019: Bischof Peter Kohlgraf erläuterte die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz.
Datum:
Mi. 13. März 2019
Von:
am (MBN)

Die Bilder zu den aktuellen MBN finden Sie am Ende dieser Seite zusammengefasst in einer Galerie.

Berichte

  • Hirtenwort von Bischof Peter Kohlgraf
  • Erster Gesprächstag zu konfessionsverbindenden Ehen
  • Zulassungsfeier zur Taufe im Mainzer Dom
  • „30 Jahre gelebte Inklusion“ in St. Petrus Canisius
  • Feierstunde zu „40 Jahre Pfarrer Landvogt-Hilfe“

Personalie

  • Neue Aufgabe für Caritasdirektor Thomas Domnick

Vorschau

  • Akademietagung mit Professor Schockenhoff (15.-16.3.)
  • Besuch von Zeitzeugen im Odenwald (17.-23.3.)
  • Lesung mit Sandra Schulz im Haus am Dom (19.3.)

Berichte

„Eine Kirche, die teilt“

Hirtenwort des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf zur Österlichen Bußzeit

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat in seinem diesjährigen Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit die geistlichen Dimensionen des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz entfaltet. „Der Weg, den wir beginnen, steht unter einer geistlichen Fragestellung: Wie gelingt es uns, die Botschaft des Evangeliums mit den vielen Menschen ins Gespräch zu bringen, besonders auch mit denen, die nicht zu unseren ,Kernkreisen‘ gehören? Dafür müssen wir uns selbst vergewissern, welche Motivation uns leitet, heute die Kirche Jesu Christi sein zu wollen und worin heute unser Auftrag besteht. Die sich daraus ergebenden Strukturüberlegungen haben nur dann einen Sinn, wenn sie tatsächlich die Folge einer derartigen geistlichen Orientierung sind“, schreibt Bischof Kohlgraf. In diesem Sinne entfaltet er in seinem Hirtenbrief die Aspekte „Leben teilen“, „Glauben teilen“, Ressourcen teilen“ und „Verantwortung teilen“. Er regt an, sich dafür am Ideal der christlichen Urgemeinde in Jerusalem zu orientieren.

Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der theologischen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz, den der Mainzer Bischof initiiert hat. Das Hirtenwort wird am ersten Fastensonntag, 10. März, in den Gottesdiensten (sowie in den Vorabendmessen am Samstag, 9. März) im Bistum Mainz verlesen. Es trägt den Titel „Eine Kirche, die teilt“. Das Hirtenwort ist auf der Internetseite des Bistums Mainz auch in Einfacher Sprache verfügbar; außerdem gibt es online erstmals eine Version in Deutscher Gebärdensprache: Nicole Pröbstl, Mitarbeiterin im Bischöflichen Ordinariat Mainz und selbst gehörlos, hat den Text im Videostudio des Bistums gebärdet. Das Hirtenwort erscheint in diesem Jahr zudem in englischer, französischer, italienischer, kroatischer, polnischer, portugiesischer und spanischer Sprache, um Gläubige anderer Muttersprachen sowie die Gemeinden anderer Muttersprache besonders anzusprechen. Auch diese Versionen sind online verfügbar.

Leben teilen: Nicht um binnenkirchliche Themen kreisen

Leben teilen meine, „Menschen zu sein, die ihre Beziehungen aus dem Geist des Evangeliums heraus gestalten, in Respekt, Interesse, Wertschätzung und Liebe allen Menschen gegenüber“, schreibt der Mainzer Bischof. Die Themen dieser Welt und ihrer Menschen sollten Themen der Kirche werden: „Wenn uns das gelingt, dann beugen wir auch der Gefahr vor, dass wir zu sehr um unsere binnenkirchlichen Themen kreisen, die viele Menschen nicht mehr als relevant erleben, und dass wir eine Sprache sprechen, die formelhaft und nichtssagend wird. Wer Leben teilt, versucht zu verstehen, was für den anderen Menschen wichtig ist. Er wird vorsichtiger im moralischen Urteil über andere, ohne beliebig zu werden.“ Auch die Kirche werde nur dann in ihren Idealen und ethischen Grundhaltungen ernst genommen, wenn sie zeige, „dass sie die Menschen kennt und nicht nur abstrakte Normen wiederholt“.

Weiter betont Kohlgraf, dass er „um die Bedeutung einer kirchlichen Präsenz vor Ort“ wisse. Er schreibt: „Die Kirche und die Menschen, die sie prägen, müssen erreichbar sein. Ich teile die Sorge mancher Menschen, dass sich die Kirche aus der Fläche zurückzieht. Es wird auf die Menschen ankommen, die ihren Glauben in den Dörfern und Stadtteilen, in den Gemeinden, Verbänden, in der Caritas, im Ehrenamt und in den vielen kirchlichen Orten leben, dass das Evangelium Hand und Fuß bekommt und erfahrbar bleibt. Die sinkende Zahl der Priester, Diakone und der hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger erinnert uns bei allen Schwierigkeiten daran, dass die Berufung, den Glauben zu leben und zu bezeugen, an alle Getauften ergeht.“

Leben teilen heiße auch, die Versäulungen und Vereinzelungen kirchlicher Angebote aufzubrechen, um „den gemeinsamen Auftrag in der Nachfolge Jesu für die Menschen unserer Zeit besser erkennen zu können“. Das Beharren „auf der eigenen Wahrheit, dem eigenen Nutzen, dem eigenen Interesse“ verhindere die Verkündigung des Evangeliums, schreibt der Mainzer Bischof.

Glauben teilen: Die Sendung als Christ neu kennenlernen

Zu den drängenden Fragen gehöre, „wie wir den Glauben weitergeben können“, betont Kohlgraf weiter, diese Frage stehe „vor allen anderen Themen“. Der Bischof unterstreicht, dass der Glaube im letzten von Menschen weitergegeben werde, „die selbst erfüllt und begeistert“ seien: „Dabei geht es nicht darum, andere nur zu belehren. Selbstverständlich haben wir ein inhaltlich gefülltes Glaubensbekenntnis. Die Aussagen müssen wir aber zunächst für uns selbst mit Leben und geistlicher Erfahrung zu füllen versuchen. Das ist ein lebenslanges Suchen und Gehen. Es ist unser Anliegen, mit anderen Menschen auf Glaubenswege zu gehen, ihre Fragen wahrzunehmen, selbst sprachfähig zu werden ,über die Hoffnung, die uns erfüllt‘ (vgl. 1 Petr 3,15), die eigenen und fremden Zweifel anzunehmen, und auch von anderen zu lernen.“

Wenn es so viele Wege zu Gott gebe, wie es Menschen gebe, „müssen unsere Bemühungen, Formen des Glaubenteilens zu entwickeln, sicher noch kreativer, vielfältiger und mutiger werden. Die Logik, dass dies automatisch von Generation zu Generation geht, ist längst hinfällig.“ Glauben teilen bedeute, „die Sendung, also die ,Mission‘ neu schätzen zu lernen, die sich jedoch nur in Begegnung und Beziehung verwirklichen kann“, schreibt der Mainzer Bischof.

Ressourcen teilen: Besitzstandswahrung kritisch befragen

Wichtigste Ressourcen der Kirche seien unter anderem die Sakramente, das Wort Gottes, die Glaubensbekenntnisse oder die Menschen und ihre Gemeinschaft. Weitere Ressourcen wie Geld, Gebäude und Personal dienten der Verwirklichung des kirchlichen Auftrags und den der Kirche anvertrauten Menschen. „Deshalb sind die materiellen Güter wichtig. Sie sind Instrumente, aber keinesfalls der Inhalt kirchlicher Anstrengungen. Die Erfahrung zeigt, dass sich in diesen Bereichen am wahrscheinlichsten Konflikte auf dem weiteren Pastoralen Weg auftun“, schreibt Kohlgraf. Ressourcen zu teilen werde eine „ständige Herausforderung“ bleiben: „Wenn wir aufgerufen werden, Ressourcen zu teilen, beinhaltet das, jede Form der Besitzstandswahrung kritisch zu befragen und bereit zu sein, Gewohnheiten zu verändern.“

Verantwortung teilen: Gut gegen egozentrische Machtausübung

Jede und jeder Getaufte habe das Recht und die Pflicht, Verantwortung für und in der Kirche zu übernehmen, schreibt Kohlgraf im letzten Teil seines Hirtenwortes, „aber in der Nachfolge Jesu als Dienst, nicht als Herrschaft über andere. Das gilt für Kleriker und für jeden anderen gläubigen Menschen in der Kirche.“ Im Verlaufe des Pastoralen Weges würden sich gewiss angestammte Berufsbilder verändern: „Verantwortung teilen bedeutet, dass sich zunächst unsere hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger auf einen gemeinsamen Weg machen, zu leben, wie man gemeinsam Verantwortung tragen kann in der Kirche für die Verwirklichung des Reiches Gottes.“ Sicher würden sich Formen herausbilden, in denen Leitungsaufgaben nicht nur vom Pfarrer ausgeübt werden. Auch wünsche er sich ein „vielfältiges und wertschätzendes Leben des gemeinsamen Auftrages“ beim Miteinander von Haupt- und Ehrenamt. Er wisse, dass viele Ehrenamtliche an Grenzen kommen, weswegen es nicht damit getan sei, nach Formen zu suchen, „in denen Ehrenamtliche einfach deckungsgleich in die Leitungsrolle eines Priesters oder eines anderen hineinkommen“.

Abschließend schreibt Kohlgraf: „Ich lade ein, ebenfalls die Grundhaltungen auf ein geistliches Fundament zu stellen. Gelingt es uns, die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit in Einmütigkeit zu leben, weil wir wissen und täglich leben, dass Christus in unserer Mitte ist und wir in seinem Dienst stehen? Verantwortung zu teilen ist ein gutes Mittel gegen jede Form von egozentrischer Machtausübung in der Kirche.“

Hinweise:

  • Weitere Informationen über den Pastoralen Weg im Bistum Mainz auch im Internet unter bistummainz.de/pastoraler-weg sowie bei der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Leitung: Dr. Wolfgang Fritzen, Telefon: 06131/253-526, E-Mail: pastoraler.weg@bistum-mainz.de

am (MBN)

 

Verantwortete Gewissensentscheidung ermöglichen

Erster Gesprächstag zu konfessionsverbindenden Ehen und zur Eucharistie

Darmstadt. „Mir ist es wichtig, dass wir im Bistum Mainz zu einem differenzierten Zugang zu diesem Thema finden.“ Das hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei einem Gesprächstag betont, der sich mit der Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz „Mit Christus gehen – der Einheit auf der Spur. Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ beschäftigte. Zum  Gesprächstag am Samstag, 9. März, waren rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Ökumenische Gemeindezentrum nach Darmstadt-Kranichstein gekommen. Als konfessionsverbindend werden Ehen bezeichnet, in denen der eine Partner katholisch, der andere evangelisch ist. Die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz war im Februar 2018 veröffentlicht worden. Die Veranstaltung wurde von Dr. Sabine Gahler, Leiterin des Bildungszentrums NR 30 in Darmstadt, moderiert.

Kohlgraf betonte, dass die Orientierungshilfe keine Einladung zu einem gemeinsamen Kommunionempfang für Paare in konfessionsverbindenden Ehen sei. Die Orientierungshilfe sei vielmehr eine „pastorale Handreichung“ für Seelsorgerinnen und Seelsorger, damit Paare, für die dies eine wichtige Glaubens- und Lebensfrage sei, geistlich so begleitet werden könnten, „dass sie eine verantwortete Gewissensentscheidung treffen können“. Diese seelsorglich begleiteten Entscheidungen werde er als Bischof akzeptieren. Kohlgraf bezeichnete die Orientierungshilfe als ein „relativ rigides Dokument“, deren Ziel die „seelsorgliche Begleitung im konkreten Einzelfall“ sowie die „Begleitung einzelner Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation“ sei. Es sei wichtig, „die geistliche Sehnsucht eines Einzelnen“ Ernst zu nehmen, sagte der Bischof weiter. Er erinnerte zudem die Priester an ihre seelsorgliche Pflicht, mit Menschen, die danach fragten, ein seelsorgliches Gespräch zu dieser Frage zu führen.

Pastorale Richtlinie geplant

Der Tag in Darmstadt-Kranichstein war der erste von insgesamt zwei Gesprächstagen; ein weiterer wird in Pohlheim stattfinden. Bischof Kohlgraf hatte die Gesprächstage bei der Diözesanversammlung im September 2018 angekündigt: „In den vergangenen Monaten hat mich eine Reihe sehr persönlicher Stellungnahmen und Erfahrungsberichte erreicht. Viele teilen die Ausrichtung der Orientierungshilfe, manche formulieren auch Anfragen“, hatte Kohlgraf in der Einladung zu den Gesprächstagen betont. Er wolle das Thema „breit diskutieren“, „verschiedene Stimmen hören und darüber ins Gespräch kommen“ sowie für positive und kritische Anfragen sensibilisieren.

Die Inhalte der Gesprächstage werden dann in eine Pastorale Richtlinie für das Bistum Mainz fließen, die die Orientierungshilfe für das Bistum Mainz funktionstüchtig machen soll. „Mit dem Nachdenken über die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen ist für uns alle die Chance verbunden, zu einem vertieften Verständnis zu finden, was Eucharistie für uns und unser Leben mit Christus bedeutet“, hatte der Bischof betont.

Stand des ökumenischen Dialogs

Zum Auftakt des Gesprächstages hatten PD Dr. Alexander Nawar, Ökumene-Referent des Bistums Mainz, und Dr. Jörg Bickelhaupt, Referent für interkonfessionellen Dialog vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW), über den „Ökumenischen Dialog hinsichtlich des eucharistischen Sakraments“ informiert. So erläuterte Nawar unter anderem das katholische und evangelische Verständnis der Eucharistie. Er betonte, dass im Bereich der konfessionsverbindenden Ehen die Einladung zum Empfang der Eucharistie theologisch vertreten werden könne.

Bickelhaupt sagte, dass die allermeisten mit ökumenischer Theologie befassten Theologinnen und Theologen die Auffassung vertreten würden, dass die Unterschiede in den theologischen Lehren von Eucharistie und Abendmahl sowie der eucharistischen Praxis „heute nicht mehr im Sinne einer kirchentrennenden Differenz“, verstanden würden. „Die gegenwärtig ökumenisch offenen Fragen betreffen nicht das Verständnis der Eucharistie selbst, sondern den Zusammenhang von Eucharistie, Kirche und Amt“, betonte er.

Den Ausführungen schlossen sich Erfahrungsberichte aus drei konfessionsverbindenden Ehen an. So berichtete das Ehepaar Katharina und Yannick Pultar, dass ihre Ehe bisweilen „nicht als gleichberechtigt“ wahrgenommen werde. Es sei ihre „größte Herausforderung“, dass ihre Ehe durch die Kirchen anerkannt und wertgeschätzt werde. Das Ehepaar Christine und Karl-Heinz Wiemann lobte die besondere Atmosphäre des Ökumenischen Zentrums in Kranichstein: Hier sei es möglich gewesen, die Unterschiede zwischen den Konfessionen kennenzulernen: „Das hat es uns erleichtert, über Ökumene zu sprechen und mit der Verschiedenartigkeit der Konfessionen zurecht zu kommen.“ Das Ehepaar Susanne und Andreas Barner berichtete, dass sie oftmals „zwischen Glauben und Kirche“ trennen mussten. Es bleibe eine „langfristige Frage“, wie Christen Christen zur Kommunion einladen. Pfarrer Martin Weber aus Heusenstamm warnte anschließend in seinen Ausführungen („Biografische, pastorale und theologische Anmerkungen eines Gemeindepfarrers zur Orientierungshilfe“) vor einer „hermeneutischen Verflüssigung“ des katholischen Glaubens. 

Hinweise:

  • Der zweite Gesprächstag findet am Samstag, 23. März, von 9.00 bis 13.00 Uhr in der Pfarrei St. Martin in Pohlheim bei Gießen statt. Eine Anmeldung ist noch bis Montag, 18. März, unter der E-Mail-Adresse stendtke@bistum-mainz.de möglich.
  • Den Text der Orientierungshilfe und weitere Informationen sind im Internet unter dbk.de/themen/oekumene zu finden.

am (MBN)

 

„Einen eigenen Weg zu Gott gehen“

Zulassungsfeier zur Taufe mit Bischof Kohlgraf im Mainzer Dom

Mainz. Acht Taufbewerber aus dem Bistum Mainz sind am Samstag, 9. März, bei einem Wortgottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes von Bischof Peter Kohlgraf zur Taufe zugelassen worden. Kohlgraf legte jedem einzelnen Taufbewerber als Zeichen des Segens und der Zuwendung die Hände auf. Die zwei Männer und sechs Frauen stammen unter anderem aus Butzbach, Heidesheim und Mainz und wurden von ihren Pfarrern, ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgern sowie Paten und Freunden begleitet. Der Gottesdienst im Mainzer Dom als zentrale Zulassungsfeier für die Katechumenen aus dem gesamten Bistum fand in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal statt.

Kohlgraf erinnerte in seiner Predigt daran, dass Christsein bedeute, „einen eigenen Weg zu Gott zu gehen“. Der Mainzer Bischof betonte, dass es „so viele Wege zu Gott gibt, wie es Menschen gibt“. Gott rufe die Menschen auf unterschiedliche Art und Weise an, diesem Ruf Gottes müsse man sich immer wieder neu aussetzen. „Gott braucht die Menschen als eigene Persönlichkeiten. Darum heißt es auch: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“, sagte er. Die musikalische Gestaltung des Wortgottesdienstes hatte Domorganist Professor Daniel Beckmann übernommen. Nach der Feier hatten sich die Teilnehmer noch mit Bischof Kohlgraf zum Austausch bei Kaffee und Kuchen im Erbacher Hof getroffen.

Die Bewerber befinden sich derzeit im so genannten Katechumenat, der Vorbereitungs-zeit für Jugendliche und Erwachsene, die Christen werden wollen. Höhepunkt des Katechumenats ist die Spendung der Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie. Die Feier dieser so genannten Einführungssakramente wird in den jeweiligen Heimatgemein-den in der Regel in der Osternacht begangen. Mit dem Sakrament der Taufe wird der Mensch in die Kirche aufgenommen. Die Taufe erfolgt durch die Worte: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dabei wird dem Täufling Wasser über den Kopf gegossen. In verschiedenen Riten wird die Taufe anschließend gedeutet, unter anderem durch die Salbung mit Chrisam-Öl. Dabei wird deutlich, dass der Getaufte durch die Taufe zu Christus gehört.

Hinweis: Weitere Informationen zum Katechumenat im Bistum Mainz bei Rainer Stephan, Referent für Gemeindekatechese im Bischöflichen Ordinariat, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-241, Fax: 06131/253-558, E-Mail: gemeindekatechese@bistum-mainz.de oder im Internet unter www.katechumenat.de

am (MBN)

 

Einander Segen sein

30 Jahre gelebte Inklusion: Festgottesdienst mit Bischof Kohlgraf in St. Petrus Canisius

Mainz. „Möchten Sie ein Freundschaftsbändchen?“ Lächelnde Kinder empfingen jeden Einzelnen der 500 Besucher vor der Gonsenheimer Kirche St. Petrus Canisius. Da mochte wohl niemand Nein sagen. Auf den gelben Bändchen standen die Worte „Einander Segen sein“ und „Weil Jeder wertvoll ist“. Dies war zugleich das Leitmotiv des Festgottesdienstes mit Bischof Peter Kohlgraf: Anlass waren „30 Jahre gelebte Inklusion“ in der Gemeinde von Monsignore Helmut Bellinger, der von Beginn an dabei war.

1985 hatte der damalige Mainzer Bischof Karl Lehmann den jungen Priester damit beauftragt, sich der Behindertenseelsorge im Bistum Mainz anzunehmen, was damals ein Novum war. In der Anfangszeit wohnte Pfarrer Bellinger im Gonsenheimer Pfarrhaus von St. Stephan. Als vier Jahre später in der Nachbargemeinde St. Petrus Canisius ein Wechsel in der Pfarrstelle anstand, war dies die Chance, der Behindertenseelsorge im Bistum Mainz eine Heimat zu geben. „Einander achten, sich Raum geben und einander beistehen“: Das sind seither die Prinzipien des Zusammenlebens in St. Petrus Canisius, erläuterte Helmut Bellinger. Unter den Besuchern waren auch viele ehemalige Gemeindemitglieder, die teilweise weit angereist waren, um an diesem Festgottesdienst mit anschließendem Beisammensein teilzunehmen.

„Es hat sich gelohnt, hierher zu kommen“, fasste Bischof Kohlgraf gleich zu Beginn zusammen, was die Mitarbeiter und Besucher wohl gleichermaßen empfanden. Denn die innere Fröhlichkeit der Menschen – darunter viele junge Familien mit Kindern – ließ sich deutlich auf ihren Gesichtern ablesen. Die Freude wirkte wie ein buntes Bändchen, das die Menschen miteinander vereint.

Insofern waren der Anlass und der Ort bestens geeignet für das Verlesen des aktuellen vorösterlichen Hirtenbriefs des Mainzer Bischofs. In St. Peter Canisius trug Bischof Kohlgraf den Brief in Leichter Sprache vor. Er appellierte an alle Katholiken im Bistum zum Nachdenken. „In der Kirche kann man das Leben teilen“, lautete eine wichtige Botschaft. „Das Leben teilen“ heiße auch, dass alle kirchlichen Gruppen miteinander sprechen: die Gemeinden, Kitas, Schulen, Klöster. „Und wir teilen auch unseren Glauben“, betonte der Bischof. „Wir sind von Gott begeistert. Nur so können wir auch andere Menschen vom Glauben begeistern.“ Und auch bei seiner folgenden Aussage traf er die Herzen der Festgemeinde: „Jeder Mensch ist anders. Und jeder Mensch glaubt anders an Gott. Das ist wirklich gut so.“

Die Frage, wie wir unser Leben teilen können, „gelingt ja hier ja schon sehr gut“, lobte Bischof Kohlgraf mit Blick auf die Gemeinde. „Sie blicken zurück auf 30 Jahre, in denen Sie Glauben und Leben teilen.“ Dazu gratulierte er ausdrücklich und dankte vor allem Monsignore Bellinger. Die Gäste erhoben sich von ihren Stühlen und applaudierten ihrem 73-jährigen Priester minutenlang. Am Ende beeindruckte der Gebärdenchor mit der Aufführung eines Liedes, bei dem die Besucher den Refrain unter Anleitung von Obmann Peter Boppert ebenfalls mit Gebärden begleiten durften. Denn seit dem Jahr 2004 hat auch die Gehörlosenseelsorge eine Heimat in St. Petrus Canisius. Die Gemeinde hat rund 4000 Mitglieder.

ath (MBN)   

 

Kohlgraf: „Gelebtes Engagement im Geist christlicher Nächstenliebe“

Feierstunde „40 Jahre Pfarrer Landvogt-Hilfe in Mainz“ / Festrede von Michael Ebling 

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Arbeit der Pfarrer Landvogt-Hilfe in Mainz gewürdigt und als „täglich gelebtes Engagement im Geist christlicher Nächstenliebe“ bezeichnet. Die Initiative sei aus dem Wunsch erwachsen, „Christsein konkret werden zu lassen und in die Gesellschaft hinzutragen“. Und weiter: „Die Botschaft, die von der Geschichte der Pfarrer Landvogt-Hilfe ausgeht, lautet: Jeder kann etwas tun und jeder ist aufgefordert, etwas zu tun. Sich den Schwachen zuzuwenden, ist nicht allein eine Sache von Organisationen und Institutionen, sondern eines jeden einzelnen.“ Der Mainzer Dekanatsreferent Jürgen Nikolay hatte das Grußwort von Bischof Kohlgraf zur 40-Jahr-Feier der Pfarrer Landvogt-Hilfe verlesen, da der Bischof wegen eines auswärtigen Termins nicht an der Feier am Freitag, 8. März, in den Räumen des Vereins auf der Mainzer Zitadelle teilnehmen konnte.

Kohlgraf hob in seinem Grußwort hervor, dass bei der Pfarrer Landvogt-Hilfe jeder Mensch willkommen sei und keine Bedürftigkeitsprüfung vorgenommen werde. „Die Pfarrer Landvogt-Hilfe mit ihrer Teestube und ihrem Kleiderlager ist ein Ort, wo Menschen sich nicht schämen müssen, wo sie sich angenommen und sicher fühlen können. Wir sprechen so oft vom christlichen Menschenbild, davon, dass der Mensch Ebenbild Gottes ist und ihm daher eine einzigartige Würde zukommt. Das sind große Worte. In der Arbeit der Pfarrer Landvogt-Hilfe, in dem Prinzip, dass jedem erst einmal ins Gesicht gesehen wird, und dass jeder ohne Wenn und Aber willkommen ist, werden sie konkret.“

Weiter heißt es im Grußwort des Bischofs: „Bei der Pfarrer Landvogt-Hilfe wirken sehr verschiedene Menschen zusammen. Ihre Anfänge und ihr Name, der die Erinnerung an den freigebigen und beliebten Mainzer Pfarrer Franz Adam Landvogt wachhält, verweisen auf die christliche Motivation des Engagements. Aber es engagieren sich in der Pfarrer Landvogt-Hilfe keineswegs nur Christen oder gar Katholiken. Vielmehr führt der Wunsch, zu helfen und Mitmenschlichkeit zu leben, Menschen guten Willens zusammen. Das zeigt auch: Viel Christliches geschieht durch Menschen, die sich nicht nominell Christen nennen, aber von dem Geist der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe geprägt sind. Ich sehe darin auch eine Botschaft an uns als Kirche, die Augen offen zu halten und ‚christlich’ nicht zu eng zu denken.“

In seiner Festrede würdigte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling das Engagement der Pfarrer Landvogt-Hilfe: „Ihr Engagement ist ein Zeichen gegen soziale Kälte und für Mitmenschlichkeit in unserer Stadt.“ Der Verein habe den Menschen stets Empathie entgegengebracht und für Empathie geworben, sagte Ebling. „Auf dieses Engagement kann eine Gesellschaft nicht verzichten.“ Guido Meudt, der erste Vorsitzende der Pfarrer Landvogt-Hilfe, hatte die Gäste begrüßt. Der Leiter des Mainzer Thaddäus-Heimes, Thomas Stadtfeld, hatte für den Mainzer Caritasverband ein Grußwort gesprochen. Die musikalische Gestaltung der Feierstunde hatte die Gruppe „May im März“ übernommen.

Gründung des Kleider- und Möbellagers im Jahr 1979

Die Geschichte der Pfarrer Landvogt-Hilfe beginnt am 15. Februar 1979 mit der Eröffnung eines Kleider- und Möbellagers in der Mainzer Dagobertstraße. Im Jahr 1977 hatte sich eine Gruppe engagierter Jugendlicher aus der Pfarrei St. Bonifaz zusammengefunden, um Armen zu helfen. Seit 2012 ist die Initiative im Pfarrer Landvogt-Haus auf der Mainzer Zitadelle zu Hause. Die Einrichtung ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet für „Frühstück und Abendessen, Duschen und Wäsche waschen, Zuspruch und Unterhaltung, Wärme und Nächstenliebe“. Aktuell hat der Verein 125 Mitglieder sowie 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und drei hauptamtliche Mitarbeiter. Im Jahr 2018 sind in der Pfarrer Landvogt-Hilfe über 21.000 warme Mahlzeiten ausgegeben worden.

tob (MBN)

Personalie

Caritasdirektor Thomas Domnick verlässt den Diözesanverband

Neue Aufgabe beim Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum in Offenbach

Mainz. Zum 1. September wechselt der Mainzer Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick als Geschäftsführer an die Spitze des Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrums (TKJHZ). Das TKJHZ mit Sitz in Offenbach ist einer der größten Kinder- und Jugendhilfeträger in Hessen. Das hat der Mainzer Diözesancaritasverband am Donnerstag, 7. März, mitgeteilt. Thomas Domnick verlässt den Caritasverband für die Diözese Mainz auf eigenen Wunsch, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu widmen. „Die Entscheidung von Thomas Domnick respektiere ich. Ich danke Herrn Domnick für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit und freue mich, dass er weiterhin im Bistum Mainz tätig sein wird“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz zu dem bevorstehenden Wechsel. Bentz ist auch Generalvikar das Bistums Mainz.

Domnick war seit 2008 Diözesancaritasdirektor. In seine Zeit fallen die Weiterentwicklung der Beratungsdienste hin zu Caritaszentren und damit verbunden die Sozialraumorientierung der Caritas im Bistum Mainz. Projekte wie beispielsweise „Sozialraumorientierte Netzwerke in der Altenhilfe“, „Frühe Hilfen“ und „Mitarbeitende in Führung bringen“ entstanden in seiner Amtszeit.

Thomas Domnick war maßgeblich an verschiedenen sozialpolitischen Entwicklungen beteiligt, so zum Beispiel beim Hessischen Kinderförderungsgesetzes und der Rahmenvereinbarung der Kinder- und Jugendhilfe in Hessen. „Ich habe die verbandliche Caritas in den vergangenen elf Jahren weiterentwickeln dürfen und dabei immer die Menschen am Rande der Gesellschaft im Zentrum meines Handelns gesehen. Ich bin dankbar für diese Zeit und viele wertvolle Momente und Begegnungen. Nun freue ich mich auf die berufliche Herausforderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ sagt Thomas Domnick zu seinem Wechsel.

mcb (MBN)

Vorschau

„Freiheit – Glück und Sinn des Lebens“ (15.-16.3.)

Akademietagung mit Professor Eberhard Schockenhoff

Mainz. Die Bistumsakademie Erbacher Hof lädt von Freitag, 15., bis Samstag, 16. März, zu einer Akademietagung mit Professor Dr. Eberhard Schockenhoff ein. Die Tagung steht unter der Überschrift „Freiheit – Glück und Sinn des Lebens“. Schockenhoff ist Professor für Moraltheologie an der Albert Ludwigs-Universität Freiburg und Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Hinweis: www.ebh-mainz.de

am (MBN)

 

Fragt uns, wir sind die letzten...“ (17.-23.3.)

Jugendliche sprechen mit KZ- und Ghetto-Überlebenden im Odenwald

Höchst. Zum 34. Male sind sechs Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos aus Polen und Belgien zu Gast im Bistum Mainz. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden von Sonntag, 17., bis Samstag, 23. März, im Kloster Höchst, Tagungshaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Höchst im Odenwald, wohnen und jeden Vormittag Schülerinnen und Schülern ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus schildern.

Ihre Berichte verdeutlichen die vielgestaltigen Auswirkungen des NS-Terrors auf den einzelnen Menschen und das Leid, dass durch Hass, Rassismus und Krieg verursacht wird. Die Frauen und Männer sind zwischen 81 und 97 Jahren alt. Sie wurden unter anderem in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Sachsenhausen, Ravensbrück, dem Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz sowie im Ghetto Sambor und in der „Jugendverwahrlager  Litzmannstadt“ inhaftiert. Begleitet werden sie von Ehren- und Hauptamtlichen des Bistums Mainz und des Maximilian-Kolbe-Werkes.

An den Gesprächen nehmen Klassen bzw. Jahrgänge aus folgenden Schulen teil:

  • Montag, 18.3: Heinrich Böll-Schule Fürth und Ernst Göbel-Schule Höchst
  • Dienstag, 19.3: Schule am Sportpark Erbach, Edith Stein-Schule Darmstadt und Theodor Litt-Schule Michelstadt
  • Mittwoch, 20.3: Georg Ackermann-Schule Rai-Breitenbach und Gymnasium Michelstadt
  • Donnerstag, 21.3: Goetheschule Dieburg und Bischof Ketteler-Schule Klein-Zimmern
  • Freitag, 22.3: Ernst Göbel-Schule Höchst und Starkenburg-Gymnasium Heppenheim.

Zusätzlich findet am Mittwoch, 20. März, um 19.30 Uhr eine öffentliche Veranstaltung mit dem Zeitzeugen Ignacy Golik im Kloster Höchst, Kirchberg 3, 64739 Höchst, statt. Ignacy Golik, Jahrgang 1922, wurde 1941 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz gebracht. Ende 1944 wurde er von der SS in ein Nebenlager des KZ Ravensbrück verschleppt, wo er beim Flugzeughersteller Heinkel Zwangsarbeit leisten musste. 1964 war Ignacy Golik Zeuge bei den Frankfurter Auschwitzprozessen. Diese Veranstaltung im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ wird mitgetragen vom Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Odenwaldkreis, Pax Christi, „Odenwald gegen Rechts“, dem Katholischen Dekanat Erbach und dem Evangelischen Dekanat Odenwald.

Organisiert wird der Besuch vom Bischöflichen Ordinariat Mainz (Dezernate Jugend und Seelsorge) in enger Kooperation mit dem Maximilian Kolbe-Werk in Freiburg, das seit vielen Jahren Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos auf vielfältige Weise unterstützt. Besuche von polnischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an Schulen im Bistum Mainz finden seit 2001 statt.

Hinweis: Weitere Informationen auch bei Alois Bauer, Telefon: 06131/253-263, mobil: 0151/14638709, E-Mail: alois.bauer@bistum-mainz.de, sowie beim Maximilian Kolbe-Werk, Telefon: 0761-200554.

PM (MBN)

 

„Das ganze Kind hat so viele Fehler“ (19.3.)

Lesung und Gespräch mit Sandra Schulz im Mainzer Haus am Dom

Mainz. Mit „Das ganze Kind hat so viele Fehler. Die Geschichte einer Entscheidung aus Liebe“ ist eine Lesung mit Gespräch am Dienstag, 19. März, um 19.30 Uhr im Mainzer Haus am Dom überschrieben. Die Journalistin und Buchautorin Sandra Schulz stellt an diesem Abend ihr im Rowohlt-Verlag veröffentlichtes Tagebuch vor, das sie während ihrer Schwangerschaft geführt hat. Schulz ist Mutter einer Tochter, die mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

am (MBN)

Bilder in druckfähiger Qualität zu den MBN Nr. 10/2019

Mi. 13. März 2019
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