Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 1

vom 8. Januar 2014

Mainz, 6. Januar 2014: Generalvikar Dietmar Giebelmann (rechts) gratulierte Monsignore Josef Manefeld zum 75. Priesterjubiläum. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 6. Januar 2014: Generalvikar Dietmar Giebelmann (rechts) gratulierte Monsignore Josef Manefeld zum 75. Priesterjubiläum.
Datum:
Mi. 8. Jan. 2014
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Fragebogen zur Familiensynode ausgewertet 
  • Fusion der Pfarrgemeinden Lich und Hungen

Vorschau

  • 50 Jahre Bildungswerk der Diözese Mainz (10.1.)
  • Neujahrsempfang von Kardinal Lehmann (11.1.) 
  • Jugendvespern im Mainzer Dom (ab 19.1.)

Personalien

  • 75. Priesterjubiläum von Monsignore Josef Manefeld

Publikationen / Neuerscheinungen

  • Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte erschienen 
  • Rede des Kardinals beim St. Martinsempfang 
  • Zweite Chagall-DVD von Monsignore Mayer

Dokumentationen

  • Pressemitteilung zum St. Rochus Krankenhaus Dieburg 
  • Predigt in der Jahresschlussandacht 
  • Weihnachtspredigt des Kardinals

Aktualisierte Terminvorschau 2014

  • Ein Ausblick in das neue Jahr

Berichte

„Die Umfrage öffnet uns nochmals die Augen"

Auswertung des Fragebogens zur Außerordentlichen Familiensynode

Mainz. Eine tiefe Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben bzw. den Ansichten einer großen Anzahl von Kirchenmitgliedern hat die Auswertung der weltweiten, vatikanischen Umfrage zum Thema Familie im Bistum Mainz ergeben. „Die Ergebnisse der Umfrage erzeugen und verstärken, auch wenn sie nicht repräsentativ sind, den Eindruck einer fatalen Situation. Eigentlich wissen wir schon lange darum. Vieles wurde verdrängt. Jetzt bietet uns Papst Franziskus auf mehrere Weisen die Chance einer klaren Wahrnehmung und dann auch einer entschlossenen Heilung der aufgezeigten Mängel: Die Umfrage öffnet uns nochmals die Augen und kann eine neue Offenheit und Ehrlichkeit herbeiführen helfen", schreibt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am 16. Dezember, in einer ersten Reaktion auf die Ergebnisse. Lehmann hatte im November die Katholiken im Bistum Mainz um die Teilnahme an der Umfrage gebeten, die im Vorfeld zur Außerordentlichen Synode zum Thema Familie im kommenden Jahr in Rom verschickt worden war. Die Synode vom 5. bis 19. Oktober 2014 steht unter der Überschrift „Die Pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung".

Differenzen zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben bzw. den Ansichten der Katholiken zeigten sich insbesondere beim Umgang der Kirche mit Wiederverheirateten Geschiedenen oder bei den Themen Empfängnisverhütung und Homosexualität. Darüber hinaus wurde ein eher rudimentäres Wissen über das katholische Eheverständnis deutlich. Trotz deutlicher Kritik an der Art und der Sprache des Fragebogens äußerten sich viele Einsender sehr dankbar, dass nach ihren Erfahrungen und Meinungen gefragt wird. Es brauche nun eine „ethische und spirituelle Umkehr zu Wahrheit, zu einem differenzierten, wenn auch einfachen Denken", betont Kardinal Lehmann weiter. „Wir können wirklich wieder die oft verschüttete Schönheit und Größe des menschlichen Leibes, von Sexualität und von Liebe, aber auch ihre Abgründigkeit und ihr Elend, die zur Hölle werden können, neu entdecken. Unser Glaube hat dafür die Ressourcen. Es ist auch manches dafür vorbereitet worden, beispielsweise in der Theologie oder in der Beratungspraxis. Eine Umkehr dazu kann neue Freude und frischen Schwung verschaffen. Papst Franziskus macht uns dazu Mut", betont er und verweist auf die Bischofssynode 2014.

Über 900 Rückmeldungen aus dem Bistum Mainz

Aus dem Bistum Mainz hatte es über 900 Rückmeldungen auf den Fragebogen gegeben. Die meisten Einsendungen kamen von Einzelpersonen und Ehepaaren, rund zehn Prozent der Einsendungen gaben die Meinung von diözesanen und pfarrlichen Räten, Gremien, Pastoralteams und Verbänden wieder. Auf Bistumsebene gab es Rückmeldungen von Diözesanpastoralrat und Katholikenrat, von verschiedenen Sachausschüssen der Diözesanversammlung, vom Referat „Ehe und Familie" des Dezernates Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat sowie von Fachdiensten für Ehe- und Familienberatung des Diözesancaritasverbandes. Die Auswertung der Umfrage im Bistum Mainz hatte Dr. Barbara Nichtweiß, Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat, sowie ihre Mitarbeiterinnen übernommen. Die Ergebnisse wurden an die Deutsche Bischofskonferenz weitergegeben.

Hinweise:

  • Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage mit einer umfangreichen und anonymisierten Zitatensammlung sowie weitere Informationen sind vorerst im Internet unter www.bistum-mainz.de/umfrage abrufbar.
  • Im kommenden Jahr ist eine gedruckte und erweiterte Veröffentlichung der Ergebnisse geplant.

am (MBN)

 

Fusion der Pfarrgemeinden Lich und Hungen

Generalvikar überreichte Dekrete zur Neugründung der Pfarrei

Lich. Bei einem Festgottesdienst am Sonntag, 5. Januar, hat der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, die Dekrete zur Fusion der Pfarrgemeinden in Lich und Hungen an Pfarrer Ulrich Neff überreicht. Die bisherigen Pfarrgemeinden St. Paulus in Lich und St. Andreas in Hungen hatten den Antrag auf Auflösung der bisherigen Pfarrkuratien und auf Neugründung einer gemeinsamen Pfarrei gestellt. Die neue Pfarrei trägt den Namen „St. Paulus und St. Andreas" und fasst die Namenspatrone der Kirchen zusammen. Mit rund 4.500 Katholiken sei die Pfarrei eine der wichtigen und großen Pfarreien in Oberhessen, sagte Giebelmann. „Wir beschäftigen uns nicht mit uns selbst und mit Strukturen, sondern wir wollen die Botschaft von Gott, der sich uns zuwendet, in die Welt hinaustragen", betonte der Generalvikar.

tob (MBN)

 

Vorschau

50 Jahre Bildungswerk der Diözese Mainz (10.1.)

Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Rheinschifffahrt im kommenden Mai

Mainz. Das katholische Bildungswerk der Diözese Mainz kann am Freitag, 10. Januar, sein 50-jähriges Bestehen begehen. Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Schifffahrt auf der MS Rhenus am Samstag, 10. Mai. „Wir werden 50 Jahre Katholischer Erwachsenenbildung im Bistum Mainz erinnern und würdigen, Danke sagen, feiern und miteinander in die Zukunft schauen - gemeinsam mit vielen Bildungsbeauftragten, Referentinnen und Referenten, die diese 50 Jahre durch ihr Engagement gestaltet und geprägt und dem Bildungswerk durch ihre Angebote Gesicht und Profil gegeben haben; mit wichtigen Kooperationspartnern, die uns unterstützen und begleiten; mit ehemaligen und jetzigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kolleginnen, Kollegen und Sympathisanten; mit dem Dezernenten für Weiterbildung, Domkapitular Prälat Jürgen Nabbefeld. Eine besondere Freude ist es für uns, dass unser Bischof, Kardinal Karl Lehmann, den Festgottesdienst mit uns feiern wird", heißt es in einer Pressemeldung des Bildungswerkes.

Ein Hauptarbeitsfeld sei von Beginn an die Bildungsarbeit in den Gemeinden gewesen, gestaltet und verantwortet durch ehrenamtliche Bildungsbeauftragte, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Anfänglich auf theologische Bildung konzentriert, habe man bald eine breite Themenpalette erarbeitet, die sich von Ehe- und Familienbildung über politische Bildung bis zur literarisch-kulturellen Bildung erstreckt.

Derzeit teilt sich die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Mainz in sechs regionale Bildungswerke auf: in das Katholische Bildungswerk Oberhessen mit Sitz in Gießen (Leitung: Andreas Boller), das Katholische Bildungswerk Südhessen bzw. Darmstadt-Dieburg mit Sitz in Darmstadt (Leitung: Dr. Elisabeth Eicher-Dröge bzw. Dr. Sabine Gahler), das Bildungswerk Bergstraße-Odenwald mit Sitz in Heppenheim (Leitung: Dr. Frank Meessen), das Bildungswerk Rheinhessen mit Sitz in Mainz (Leitung: Annette
Reithmeier-Schmitt und Joanna Worytko) sowie das Bildungswerk Mainz-Stadt (Leitung: Johannes Kohl). Kohl ist zugleich Direktor des Katholischen Bildungswerkes im Bistum Mainz und Bischöflicher Beauftragter für die Erwachsenenbildung.

Arbeitsschwerpunkt des Diözesanreferates Religiös-Theologische Erwachsenenbildung (Leitung: Dr. Eckhard Türk) ist „Theologie im Fernkurs" der Akademie Domschule Würzburg (Grund- und Aufbaukurs). Außerdem bietet das Diözesanreferat theologische Glaubenskurse für Nicht-Theologen an.

Hinweis: Bildungswerk der Diözese Mainz, Grebenstr. 24-26, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-280, Fax: 06131/253-528, E-Mail: bw.dioezese@bistum-mainz.de, Internet: www.bildungswerk-dioezese-mainz.de  

am (MBN)

 

Neujahrsempfang von Kardinal Lehmann (11.1.)

Ansprachen von Generalvikar Giebelmann und Dr. Hildegard Dziuk

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, lädt am Samstag, 11. Januar, um 11.00 Uhr zu seinem traditionellen Neujahrsempfang in den Erbacher Hof in Mainz. Neben dem Kardinal werden der Dezernent für die Pastoralen Räte, Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, und die Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, Dr. Hildegard Dziuk aus Darmstadt, sprechen. Zum Neujahrsempfang sind unter anderen eingeladen: die Mitglieder des Domkapitels und der Dezernentenkonferenz, die Ordensoberen und die Leitungen der Geistlichen Gemeinschaften, die Mitglieder des Diözesan-Pastoralrates, des Diözesan-Kirchensteuerrates, der Verbände im Bistum Mainz und der diözesanen Einrichtungen sowie der Dekanatsräte der insgesamt 20 Dekanate im Bistum Mainz.

Hinweis für die Redaktionen: Pressevertreter sind beim Neujahrsempfang herzlich willkommen.

am (MBN)

 

„Geh in die Tiefe" (ab 19.1.)

Jugendvespern in der Ostkrypta des Mainzer Domes

Mainz. Am Sonntag, 19. Januar, beginnen wieder die Jugendvespern in der Ostkrypta des Mainzer Domes. Sie stehen unter der Überschrift „Geh in die Tiefe" und beginnen jeweils um 18.00 Uhr. Die weiteren Termine sind der 4. Mai, 6. Juli, 7. September und 2. November. Eine weitere Jugendvesper findet am 9. März in der Mainzer Augustinerkirche statt. Veranstaltet werden die Jugendvespern vom Bischöflichen Jugendamt (BJA) Mainz und der Diözesanstelle Berufe der Kirche im Bistum Mainz.

am (MBN)

 

Personalien

75. Priesterjubiläum von Monsignore Manefeld

Kardinal Lehmann würdigte den Jubilar / Besuch von Generalvikar Giebelmann

Mainz. Monsignore Josef Manefeld konnte am Montag, 6. Januar, den 75. Jahrestag seiner Priesterweihe begehen. Zum Jubiläum überbrachte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, dem in der Mainzer Oberstadt lebenden Jubilar bei einem Besuch die Glückwünsche des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann. Zuvor hatte Pater Heinrich Büscher MSJ eine Hausmesse mit Manefeld sowie Freunden und Weggefährten gefeiert.

Kardinal Lehmann hatte beim Mitarbeitergottesdienst am Morgen im Mainzer Dom an das Jubiläum erinnert. Manefeld habe als Pfarrer in Hechtsheim mit „beispielhafter seelsorglicher Hingabe" gewirkt, sagte Lehmann. Manefeld war im Jahr 1939 von Bischof Albert Stohr zum Priester geweiht worden.

Josef Manefeld wurde am 1. April 1915 in Mainz geboren. Anschließend war er zunächst als Vikar in Rottweil am Neckar (Diözese Rottenburg-Stuttgart) tätig. Nach Wehrdienst (ab 1941) und Gefangenschaft wurde er 1948 Kaplan in Mainz-St. Stephan. 1951 wechselte er als Religionslehrer an die Mainzer Berufsschulen und ab 1956 an die Mainzer Maria Ward-Schule. 1959 übernahm er die Pfarrei in Mainz-Hechtsheim. Im Jahr 1967 wurde er Dekan des Dekanates Mainz-Land. Im Jahr 1978 wurde ihm der päpstliche Titel Monsignore verliehen. Manefeld trat 1984 in den Ruhestand.

tob (MBN)

 

Publikationen / Neuerscheinungen

Beiträge zur Quellenforschung

65. Jahrgang des Archivs für Mittelrheinische Kirchengeschichte erschienen

Mainz. Der 65. Jahrgang des Archivs für Mittelrheinische Kirchengeschichte ist erschienen. Die Publikation der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte (GfMK) widmet sich der Kirchengeschichte in den Bistümern Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier. Daneben enthält sie Beiträge zur Quellenforschung sowie Berichte aus der Arbeit der kirchlichen Denkmalpflege und in der Rubrik „Kirchenhistorische Chronik" Berichte von den Fakultäten der Bistümer und der Jahrestagung der Gesellschaft.

Im aktuellen Band finden sich zur Mainzer Kirchengeschichte unter anderen folgende Beiträge: „Die Geschichte der Verehrung und des Kultes Hildegards von Bingen (1179-2012)" von Matthia Eiden OSB, „Die Anfänge der Mainzer Kartause: Ein alter Orden in neuer Umgebung" von Michael Oberweis, „Die Stiftspfarrei Ilbenstadt. Konfessionelle Konflikte zwischen Kurmainz und Burg Friedberg" von Norbert Bewerunge, „Westfälische Kanoniker aus dem Fürstbistum Münster am Kollegiatstift St. Victor vor Mainz (1706-1802)" von Jörg Wunschhofer und „Die Mainzer Grundsätze von 1768. Eine Quelle aus den Vorbereitungen der Koblenzer Gravamina" von Sascha Weber. Von Seiten der Denkmalpflege im Bistum Mainz berichtet Diana Ecker über Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten im Jahr 2012. Die Entwicklungen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellt Dr. Thomas Berger vor.

Herausgegeben wird die Reihe von Privatdozent Dr. Michael Oberweis (Mainz) in Zusammenarbeit mit Professor Hans Ammerich (Speyer), Dr. Marie-Louise Crone (Limburg), Dr. Alessandra Sorbello-Staub (Fulda), Studiendirektorin Regina Schwerdtfeger (Mainz), Professor Bernhard Schneider (Trier) und Professor Winfried Weber (Trier).

Hinweise:

  • Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte nebst Berichten zur kirchlichen Denkmalpflege, hrsg. von Michael Oberweis, 65. Jahrgang 2013, Selbstverlag der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2013, 30 Euro, ISSN 0066-6432.
  • Internet: www.mittelrheinische-kirchengeschichte.de

tob (MBN)

 

Ein biblischer Blick auf die Demografie

Neuerscheinung: Ansprache von Kardinal Lehmann beim St. Martinsempfang

Mainz. Gerade ist die Ansprache des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, vom St. Martins-Jahresempfang 2013 des Katholischen Büros Mainz erschienen. Bei dem traditionellen Treffen im Erbacher Hof in Mainz hatte Lehmann im November zum Thema „Ein Blick mit der Bibel auf die Demografie" gesprochen. Herausgeber der im Altius-Verlag erschienenen Broschüre ist der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala. In seinem Vorwort schreibt er: „In seinen Ausführungen erläutert Kardinal Lehmann anschaulich biblische Grundlagen zum demografischen Wandel. Diese sind Ausgangspunkt vieler Überlegungen und zugleich ein spezifischer Aspekt, den es für Christinnen und Christen im Blick auf demografische Fragen mit zu bedenken gilt."

tob (MBN)

 

Zweite Chagall-DVD erschienen

Meditationen mit Monsignore Klaus Mayer

Mainz. Gerade ist eine zweite DVD mit einer Meditation von Monsignore Klaus Mayer zu den Chagall-Fenstern in Mainz-St. Stephan erschienen. Im Rahmen der 135-minütigen Aufnahme betrachtet Mayer alle Bilder in den drei Mittelfenstern im Ostchor der Kirche. Die DVD mit dem Titel „Die Vision vom Gott der Väter und der Heilsgeschichte" wurde im April 2013 aufgenommen. Zum Preis von 17,90 Euro ist sie in St. Stephan erhältlich. Bereits 2012 war eine rund 90-minütige DVD mit einer Meditation von Monsignore Mayer erschienen. Diese ist zum Preis von 14,90 Euro erhältlich

Hinweis: Beide DVDs können auch bestellt werden bei: Studio Tonmeister Musikproduktion, Marc Chagall-Straße 57, 55127 Mainz-Drais, Telefon 06131/240800, E-Mail: info@studio-tonmeister.de

tob (MBN)

 

Dokumentationen

Das Bistum steht zum St. Rochus-Krankenhaus

Presseerklärung zur Situation der Einrichtung in Dieburg

Dieburg/Mainz. Am Freitag, 3. Januar, ist eine Presseerklärung zur Situation des St. Rochus Krankenhauses in Dieburg veröffentlicht worden, die wir im Folgenden dokumentieren:

1. Seit Anfang des Jahres 2013 ist das Bistum Mainz bemüht, eine tragfähige und nachhaltige strategische Partnerschaft für das St. Rochus Krankenhaus in Dieburg zu etablieren.

2. Im Juni 2013 fand ein Treffen zwischen dem Bistum, dem Ministerium, dem Kreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt in Viernheim statt. Daraufhin begannen Verhandlungen mit Vertretern der St. Rochus Stiftung, dem Bistum Mainz, dem städtischen Klinikum Darmstadt und dem Kreisklinikum Darmstadt-Dieburg. Ziel dieser Verhandlungen war, eine strategische Partnerschaft zwischen den drei Häusern vertraglich zu regeln.

3. Am 20.9.2013 bat die Provinzoberin der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung das Bistum Mainz, das Marienhospital in Darmstadt ebenfalls zu verhandeln. Der Generalvikar des Bistums, Prälat Dietmar Giebelmann, stimmte dem am 23.9.2013 zu. Pfarrer Angelo Stipinovich informierte Landrat Klaus Peter Schellhaas und Stadtkämmerer André Schellenberg über diese Entwicklung. Es wurde vereinbart, zuerst die Verträge für die Partnerschaft mit St. Rochus fertig zu verhandeln und dann anschließend über das Marienhospital zu reden.

4. Ende Oktober 2013 wurde ein medizinisches Konzept für St. Rochus als Bestandteil des Vertrages von den Geschäftsführern Clemens Maurer (Klinikum Darmstadt) und Christian Keller (Kreisklinikum) vorgelegt. Da dies nach Meinung des Bistums eine viel zu hohe Anzahl von Entlassungen beinhaltete, wurde das Konzept abgelehnt und die Exklusivitätsklausel aufgehoben.

5. Im November 2013 informierten Stadtkämmerer und Landrat, dass nun ein neues medizinisches Konzept entwickelt wurde. Das neue Konzept erfasste beide Häuser (Rochus und Marien). Landkreis und Stadt wären nur bereit einzusteigen, wenn die katholischen Häuser in einer „Paketlösung" verhandelt werden. Pfarrer Stipinovich informierte Herrn Ralf Wedekind, Berater der Schwestern, und vereinbarte die Öffnung eines gemeinsamen Datenraums (Rochus und Marien) mit allen relevanten Daten für Due Diligence.

6. Ende November 2013 bat die Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung um Zeit, um die Entwicklungen zu beraten. Am 19. Dezember informierte Herr Wedekind Pfarrer Stipinovich, dass die Schwestern es sich nun „anders" überlegt hatten und stimmten gemeinsamen Verhandlungen nicht zu. Die Ordensgemeinschaft würde nun eigene Wege gehen.

7. Pfarrer Stipinovich informierte Landrat Schellhaas und Stadtkämmerer Schellenberg am 21.12.2013 per E-Mail über diese Entwicklung. Am 30.12.2013 schrieben beide - Herr Keller (im Auftrag des Landrates) und Herr Schellenberg -, dass die neue Situation neue Gespräche erforderlich machten und baten um Gespräche zu Beginn des neuen Jahres.

8. Am 2.1.2014 fand ein Gespräch im Bischöflichen Ordinariat Mainz zwischen Vertretern der Stiftung und dem Generalvikar statt. Die verschiedenen Möglichkeiten für das St. Rochus Krankenhaus wurden intensiv beraten und die finanziellen Rahmenbedingungen erörtert. Die besondere Sorge des Bistums um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stand im Mittelpunk dieser Beratung. Folgendes ist festgestellt und entschieden worden:

  • a. Das St. Rochus Krankenhaus ist sanierungsbedürftig. Auch mögliche Partner werden um eine Sanierung nicht herumkommen. In 2013 sind keine Sanierungsaufgaben unternommen worden, um den zukünftigen Partnern nicht vorzugreifen.
  • b. DAS BISTUM STEHT ZUM ST. ROCHUS KRANKENHAUS UND MÖCHTE KEINE LIQUIDATION.
  • c. Das Krankenhaus wird sobald wie möglich aus der Stiftung ausgegliedert (Voraussetzung ist die Zustimmung des Kuratoriums) und in eine gGmbH umgewandelt.
  • d. Ein „Sanierungsteam" bestehend aus Pfarrer Stipinovich, Frau Ursula Bauer (Beraterin des Generalvikars), ein/e neue/r Geschäftsführer/Geschäftsführerin und eine noch vom Bistum zu ernennende Person werden mit einer Eigensanierung beauftragt.
  • e. GLEICHZEITIG WERDEN WEITERE GESPRÄCHE MIT INTERESSIERTEN PARTNERN, WIE ZUM BEISPIEL DARMSTADT UND DARMSTADT-DIEBURG, WEITER GEFÜHRT. DIESE GESPRÄCHE SOLLTEN ABER ERST AB APRIL 2014 STATTFINDEN, DAMIT RUHE FÜR DIE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER EINKEHREN KANN. EBENFALLS MÜSSEN DIE NOTWENDIGEN SANIERUNGSSCHRITTE EINGELEITET WERDEN.

9. Am 2.1.2014 abends fand ein Treffen auf Einladung des Bürgermeisters Dr. Werner Thomas im Dieburger Rathaus zwischen der Ärzteschaft Dieburgs, Vertretern der Stiftung, Vertreter der Mitarbeitervertretung, Pfarrer Stipinovich und Frau Bauer statt. Die anwesenden Personen wurden über die Entscheidung des Bistums informiert und dringlichst gebeten, die Prozesse wohlwollend und unterstützend zu begleiten. Es ginge der Stiftung und dem Bistum keineswegs darum, große Summen Geld durch einen Verkauf/eine Partnerschaft zu verdienen, sondern vielmehr darum, einem traditionsreichen Krankenhaus eine tragfähige Zukunft zu geben. Ein Belegkrankenhaus kann nur funktionieren, wenn Ärzte tatsächlich mit dem Haus zum finanziellen Wohl aller Beteiligten zusammenarbeiten. Es war ein gutes und produktives Gespräch.

10. Das Bistum, die Stiftung und die Verantwortlichen erbitten die Dieburger Bevölkerung, die Ärzteschaft und die Presse um eine positive und konstruktive Begleitung der Sanierung und aller weiteren Schritte. Das Ziel bleibt der Erhalt eines vom christlichen Geist geprägten Krankenhauses in Dieburg, um den Menschen dort eine kompetente und ortsnahe medizinische Versorgung zu bieten.

Pfarrer Angelo Stipinovich,
3. Januar 2014

(MBN)

 

Wegmarken über die Jahre 2013/2014

Predigt von Kardinal Lehmann in der Jahresschlussandacht im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat in der Jahresschlussandacht am Dienstag, 31. Dezember, auf das Jahr 2013 zurückgeblickt. Im Folgenden dokumentieren wir seine Predigt im Wortlaut:

I. Was bleibt?

Wenn man am Ende eines Jahres all dem, was geschehen ist, nochmals nachgeht, wird man in einem solchen Dom, der über 1000 Jahre alt ist, nachdenklich und wohl auch selbstkritisch: Was hat im Horizont dieser Zeit Bestand? Worüber lohnt sich eigentlich zu reden? Ist nicht vieles Sand und Tand, das gestern, heute und morgen schnell weggeschüttet wird? In der Moderne wird dieses Problem noch grundsätzlicher. Ist nicht alles, wie ein moderner Historiker sagte, von einem „Geist der ewigen Revision" bestimmt, von der „spezifisch modernen Treulosigkeit", vom fortdauernden Verlust letzter Gewissheiten?

Man wird diese Beschreibung nicht einfach verneinen können, aber sie erschöpft doch nicht das, was die Menschen denken. Dies gilt auch für junge Menschen. Allen sonstigen Trends entgegen suchen junge Menschen seit Jahrzehnten mit ziemlicher Konstanz Glück in ihrem Leben, vor allem aber Beständigkeit in Beziehungen der Liebe und besonders auch in der Familie. Es gibt viele Tiefenschichten in uns selbst, die wir vielleicht gar nicht immer wahrnehmen. Deswegen dürfen wir uns auch von der Rasanz der Moden, die sich oft über Nacht abwechseln, nicht zu sehr bedrängen lassen. Unter diesen Bedingungen achten wir zwar sorgfältig auf die „Zeichen der Zeit". Deswegen passen wir uns aber nicht einfach dem Zeitgeist an. In einer solchen Situation spüren wir noch stärker, dass wir im Interesse des Menschen am Ende vor allem dem verpflichtet sind, was bleibt, ohne deswegen nur das Bisherige und Alte pflegen zu wollen. In der Geschwindigkeit heutiger Entwicklungen kann uns auch der Glaube helfen, für uns und andere besser unterscheiden zu lernen, was für uns wichtig ist und worauf wir verzichten können.

Freilich bedeutet dies auch, dass wir fundamentalen Herausforderungen nicht ausweichen, wenn sie uns erreichen. Wir müssen viele grundlegende Werte und Normen, die sich in einer langen Geschichte bewährt haben, angesichts der Veränderungen in der Welt und unter den Menschen gründlich bedenken. Nur dann können sie ihre Fruchtbarkeit und ihre Kraft bezeugen. Dies ist ganz gewiss auch so im Bereich von Sexualität, Liebe, Ehe und Familie. Wir werden darauf noch zurückkommen. Aber dies ist ein weites und tiefes Feld des Suchens und Findens, dem wir uns vielleicht doch bisher noch nicht genügend gestellt haben. Ganz gewiss gehören auch andere Themen dazu, die in diesen Tagen größere Beachtung gefunden haben, wie die moderne Migration und vor allem auch das weltweite Flüchtlingselend.

Wir brauchen nicht im Einzelnen zu wiederholen, was in unserer Welt geschah, angefangen von den vielen Katastrophen bis zu den Wahlen im Bund und in Hessen. Wir wollen uns dabei vor allem auf Ereignisse beschränken, die im Kern kirchlich beheimatet sind, auch wenn sie weit darüber hinausreichen.

II. Rücktritt von Papst Benedikt XVI. und Wahl von Papst Franziskus

Keiner kann über das Ereignis des Wechsels im Petrusdienst unserer Kirche im ersten Vierteljahr 2013 hinweggehen. Dabei dürfen wir Papst Benedikt XVI. nicht zu schnell vergessen. Der andere Stil von Papst Franziskus darf uns die Gemeinsamkeit beider nicht verdunkeln, die vor allem Papst Franziskus immer wieder herausstellt. Es ist nicht nur wahrhaft historisch zu nennen, wenn ein Papst von seinem Amt zurücktritt, wie es Benedikt XVI. zum ersten Mal seit Papst Cölestin, der im Jahr 1294 zurücktrat, getan hat. Nicht nur die 700 Jahre, die dazwischen liegen, offenbaren einen Hauch großer Geschichte, sondern dies hat auch Auswirkungen auf das Bild und Verständnis des Papstamtes in der Kirche und gewiss auch in der Ökumene: Wenn ein Papst demütig und bescheiden aus der Erfahrung der menschlichen Grenzen eine solche Konsequenz zieht, dann wird das Papsttum in dieser Perspektive durch einen solchen ganz unerwarteten Rücktritt auch menschlicher. Es rückt uns und vielen anderen näher. Außerdem hat Papst Benedikt XVI. als Professor, als Präfekt der Glaubenskongregation und erst recht als Nachfolger Petri vieles spirituell und theologisch für die Gegenwart und Zukunft der Kirche vorbedacht, was seine Fruchtbarkeit erst noch zeigen wird. Der Unterschied beider Päpste im Stil und in der Reaktion vieler Menschen darauf darf deshalb auch unsere bleibende Dankbarkeit für Benedikt XVI. nicht verdecken (vgl. meinen Hirtenbrief zur Österlichen Bußzeit 2013).

Dennoch war es gut, dass die Wähler in verhältnismäßig wenigen Wahlgängen sich entschlossen haben, einen Nichteuropäer, einen Lateinamerikaner und zum ersten Mal einen Jesuiten als Papst zu wählen. Papst Franziskus macht keinen Hehl daraus, dass er etwas anders in die Welt blickt als wir. Auch wenn italienisches Blut in seinen Adern fließt und er vertraut ist mit europäischer Bildung und Theologie, schaut er als jemand auf Europa und auch auf Rom, der andere Erfahrungen der Menschen in anderen Kontinenten mitbringt, hautnah und sehr konkret. Es ist für viele nicht leicht, sich an diese Blickwendung zu gewöhnen. Auf diesen Perspektivenwechsel kommt es aber an, wenn man Papst Franziskus verstehen will. Wir waren vielleicht auch schon zu lange der Nabel der Welt oder haben uns dafür gehalten. Außerdem tut es den Kirchen Europas gut, wenn sie einmal nicht besonders beobachtet werden, vielmehr manches in Ruhe wachsen kann, bis man Kraut und Unkraut unterscheiden kann. Dass der Papst, der sich zum ersten Mal nach dem großen heiligen Franz von Assisi Franziskus nennt, zentrale Forderungen und Werte der Verkündigung Jesu sehr zielorientiert aufgreift, gibt der Kirche einen neuen Schwung, auch wenn dies bei uns manchmal z.B. durch die Ereignisse im benachbarten Bistum Limburg überlagert wird. Dabei spielt das große Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils und der nach dem Konzil tief und neu erwachten Kirche Lateinamerikas, nämlich „Option für die Armen", eine zentrale Rolle. Dabei beschränkt sich die Rede von der Armut nicht auf materiellen Mangel und Kargheit an Gütern, sondern weiß sehr deutlich, dass man gerade auch bei vollen Töpfen satt, „fertig" und in diesem Sinne in ganz anderer Weise arm sein kann.

Lassen wir Papst Franziskus nicht allein. Es genügt nicht, dass wir seinen frischen, direkten und verständlichen Stil mit den konkreten Gesten bewundern - und ihn dann allein lassen. Er redet ja auch nicht nur von einer armen Kirche, die als Kirche gewiss noch einfacher werden kann, sondern zeigt nüchtern und mutig auch z.B. die Skandale im individuellen und gesellschaftlichen Leben von heute auf. Da ist von erbärmlich niedrigen Löhnen und von hoher Steuerhinterziehung die Rede. Vor diesem Hintergrund muss jeder sein Leben ändern.

III. Bedrängende Fragen im Umkreis von Sexualität und Ehe/Familie

Ähnlich ist es mit dem Ruf nach Reformen. Sie sind wahrhaftig notwendig. Aber jede Re-form, wenn sie glaubwürdig ist, fängt zuerst bei einem selbst an, nicht indem wir auf missliebige Personen oder eine hässliche Institution zeigen. Der Ruf nach solchen Reformen in der Kirche erging in den letzten Jahrzehnten besonders stark in Richtung einer Erneuerung der Dienste und Ämter, nicht zuletzt im Blick auf die Möglichkeiten von Frauen in der Kirche, vor allem aber einer Revision des kirchlichen Verständnisses von Sexualität, Ehe/Familie und besonders der Empfängnisregelung („Pille") und auch der Wertung der Homosexualität mit ihren gemeinschaftlichen Ausdrucksformen.

Papst Franziskus ist nicht nur ein großer Realist in der Kenntnis des Menschen. Offenbar ist er auch sehr entschlossen und zielstrebig im Aufgreifen von Problemen. So hat er die Umfrageaktion zur Bischofssynode 2014 über die Familienpastoral und damit zusammenhängende Fragen, die gewöhnlich zur Vorbereitung an die Bischofskonferenzen gerichtet werden, auf alle Gemeinden und jeden Katholiken umgeleitet. Freilich gab es so auch besondere Schwierigkeiten durch die nicht leicht verständliche Kirchensprache, eine mangelhafte Aufbereitung der Fragen selbst und den enormen Zeitdruck. Aber die Anerkennung und Freude der Menschen, dass sie auf diese Weise endlich selbst befragt werden und persönlich antworten können, hat dies doch eher wieder zurücktreten lassen. So haben viele Menschen in den Diözesen ihre Stimme hörbar gemacht. Dies gilt auch für unser Bistum, wo über 1.000 Antworten von Einzelnen und Gruppen eingegangen sind. Die Ergebnisse finden sich auf der Homepage des Bistums. Wir werden aber noch nach anderen Mitteln suchen, um die Resultate genügend bekannt zu machen. Freilich kommt es dabei auch auf die anderen deutschen Diözesen und die vielfältigen Antworten in der Weltkirche an. Über die Pluralität einer globalisierten Welt dürfen wir uns dabei nicht wundern.

Die Hauptantwort ist bekannt und wurde schon mehrfach mitgeteilt: In zentralen Fragen der Gestaltung menschlicher Sexualität und von Ehe/Familie denken sehr viele Katholiken - bis zu 80 Prozent und darüber hinaus - anders als die offiziellen Erklärungen der Kirche zum Ausdruck bringen. Ich habe das Verständnis von Sexualität und Ehe/Familie, die Empfängnisregelung und den Umgang mit Homosexualität und ihren Gemeinschaftsformen schon genannt. Ich habe selbst eine Würdigung der Ergebnisse, aber auch der Folgen für die weitere Arbeit am Ende der genannten Darstellung der Umfrageresultate in unserem Bistum versucht. Der Reformeifer darf sich jedoch nicht auf eine oberflächliche Kenntnis beschränken: die Aktion umfasst nicht alle Gruppen und Schichten des deutschen Katholizismus in statistischer Repräsentanz, ist aber aussagekräftig im Blick auf den kirchlichen Kern; sie wird dennoch ernst genommen, bedarf aber auch der Ergänzung; Fragen und ihr Trend bieten noch keine zuverlässigen Antworten; wir müssen auch darauf hören, was die Kirchen in aller Welt als ihre dringenden Wünsche formulieren; die Bischofssynode im Herbst des kommenden Jahres ist eine Etappe auf dem Weg zum Finden tragbarer Lösungen; wir werden bis zum Vorliegen solcher Orientierungen noch viel miteinander reden und erarbeiten müssen.

Alle diese Fragen sind nicht neu. Die Antworten aus Pastoral und Theologie waren oft unbefriedigend. Das Lehramt der Kirche musste deshalb auch da und dort auf Unklarheiten aufmerksam machen. Aber es selbst war durch die Art seiner Reaktion in den meisten Fällen auch kaum hilfreich beim Suchen nach neuen Wegen. Ich habe selbst seit über 45 Jahren, also noch 15 Jahre bevor ich Bischof wurde, bis heute, auf nationaler und internationaler Ebene an vielen Versuchen zu einer Weiterführung der Probleme und an einer Antwort mitgewirkt. Ich kenne also die Fragen und bin deshalb auch zurückhaltend mit Versprechungen, obgleich ich mir endlich Hilfen für viele offenkundige Notsituationen sehnlich wünsche.

Vielleicht kann man in den einzelnen Problembereichen, von einigen grundlegenden Prinzipien abgesehen, nicht für alles globale Antworten bis ins Detail erwarten. Man muss aber auch die Einheit und Wahrheit des Glaubens in so wichtigen Gestaltungsfragen des Glaubens bewahren. Der Ruf nach „Barmherzigkeit", der überall erschallt, kann nicht bedeuten, dass man alles, was ist, naiv zudeckt und still rechtfertigt. Nicht alles, was an Untreue und Willkür geschehen ist, darf man einfach übergehen. Zur Barmherzigkeit gehört auch die Gerechtigkeit. Ein Ausgleich zwischen beiden ist seit Jahrhunderten immer wieder gesucht worden. Es ist darum ganz wichtig, die einzelnen Situationen von Menschen aus gebrochenen Beziehungen zu unterscheiden. Die „Unterscheidung der Geister" wird eine große Aufgabe des christlichen Lebens, nicht nur spiritueller Eliten. Dann wird man zu gewiss nicht vollkommenen, aber tragbaren Lösungen vor allem in Einzelfällen kommen können. Die Betroffenen selbst behalten oder bekommen dabei eine große Verantwortung. In der Kirche kommt es zunächst vor allem darauf an, dass Menschen aus gebrochenen Beziehungen, ob wiederverheiratet oder nicht, einen angemessenen Platz in der Kirche behalten oder bekommen. Sie sind nicht, wie man besonders im Blick auf Wiederverheiratete oft denkt, einfach exkommuniziert. Diese Frage einer Beheimatung ist noch wichtiger als eine schlichte Zulassung zum Eucharistieempfang. Dies kann ja keine allgemeine Automatik sein, die es nie beim Empfang der Eucharistie gegeben hat. Wo sind denn Buße und Beichte geblieben?

In diesem Zusammenhang kann man auch die Probleme im Kontext der Homosexualität nicht ausklammern. Solange wir jedoch nicht genügend über die Homosexualität im Entstehen und im Verlauf wissen, ist Zurückhaltung besonders in ethischer und religiöser Hinsicht geboten. Dass Menschen, ohne verheiratet zu sein, füreinander eintreten und sich enger aneinander binden, was ja nicht einfach nur durch die Ausübung der Sexualität geschieht, hätte man schon früher in vieler Hinsicht günstiger beurteilen und erleichtern können. Dies gilt z.B. wenn Menschen einander aus unterschiedlichen Situationen und besonders aus verschiedenen Lebensaltern beistehen. Eine solche Partnerschaft und Gemeinschaft hätte man schon längst durch rechtliche Erleichterung stützen können. Aber es ist ein äußerst fragwürdiger Weg, wenn man zur Stützung von Lebensgemeinschaften, besonders wenn sie primär sexuell orientiert sind, die Ehe und die Familie als das auch für sie geltende Modell heranzieht. Die genannten Umfrageergebnisse sind hier aufschlussreich und zeigen, dass die Menschen doch recht unterschiedlich und sorgfältig werten. Dies schließt ja Toleranz dem Einzelnen gegenüber nicht aus. Hier sind tiefgreifende Klärungen notwendig. Die „traditionelle" Familie hat gute Karten, aber sie muss von den Generationen immer wieder neu entdeckt und bejaht werden.

Diese Fragen werden uns gewiss in nächster Zeit außerordentlich berühren und ansprechen. Wir dürfen den Lebensfragen sehr vieler Menschen von heute nicht ausweichen, wir dürfen sie aber auch nicht durch billige Antworten enttäuschen. Es gibt hier eine falsche Strenge, gegen die man sündigt, aber auch eine naheliegende Nachlässigkeit, die immer wieder verführerisch wirkt. In diesem Bereich sind auch die Lebenserfahrung und das Zeugnis besonders verheirateter Paare notwendig, wie sie heute christliche Ehe und Familie leben.

IV. Ein neuer Heiliger: Peter Faber SJ

Ich will noch eine letzte Sache im Übergang der Jahre erwähnen. In unserer Kirche und in jedem Bistum, ja in vielen einzelnen Gemeinschaften verehren wir Selige und Heilige. Das neue „Gotteslob", das wir im Lauf des Jahres 2014 einführen, nimmt große Rücksicht darauf. Zu unseren Mainzer Seligen gehörte schon bisher Petrus Faber, der vor allem im Lauf der Jahre 1542/43 in Mainz weilte. Er wurde Ende des Jahres 2013, am 17. Dezember, durch Papst Franziskus heilig gesprochen. Der Papst selbst wird am 3. Januar 2014 in der Kirche Il Gesù einen feierlichen Gottesdienst zu Ehren des neuen Heiligen halten. Papst Pius IX. hatte ihn bereits 1872 selig gesprochen.

Wer war Petrus Faber? Ich will wenigstens mit einigen Pinselstrichen eine Antwort versuchen. Er wurde 1506 in Savoyen bei Genf geboren, gehörte zu den fünf ersten Gefährten des hl. Ignatius von Loyola und lebte schon früh mit ihm und Franz Xaver als Stubengenossen in Paris zusammen. Er war maßgeblich beteiligt, als im Jahr 1539 der Jesuitenorden gegründet worden ist. Der hl. Ignatius hat ihn ganz besonders als Seelsorger und Exerzitienbegleiter geschätzt. Die damaligen Wirren der Zeit, auch in der Kirche, brachten es mit sich, dass Peter Faber zwischen Papst und Kaiser verschiedene Aufgaben erfüllen und in sehr vielen Hauptstädten Europas, besonders auch bei Fürstenhöfen und Bischöfen, tätig werden musste, obwohl er sich nach Ruhe und Beständigkeit sehnte. „Unser Herr weiß, warum Er mir nie die Gnade gibt, lange an einem Ort bleiben zu können; warum man mich immer dann abberuft, wenn die Sachen gut zu gehen beginnen und die eigentliche Erntezeit kommt. Bis jetzt hat das immer zum besten ausgeschlagen, das sehe ich wohl." (Brief an Ignatius vom 27.4.1542, Memoriale, 340).

Auf diesen vielen Wegen kam Petrus Faber als erster Jesuit nach Deutschland. Ganz unvermeidlich kam er dabei in das Land der Glaubensspaltung. Diese hat er jedoch nie vornehmlich politisch oder auch theologisch verengt, sondern stets unter pastoraler Perspektive wahrgenommen. Auf diesem Weg kam er 1540 zu den Religionsgesprächen nach Worms und 1541 nach Regensburg. Sie hatten noch eine Chance. Die Trennung zwischen den Kirchen schien noch nicht endgültig zu sein. Peter Faber gelangt 1542 nach Speyer und schließlich zur Seelsorge nach Mainz. Hier trifft er auch Kardinal von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, in Aschaffenburg. Er hält Vorlesungen in Mainz, vor allem über die Psalmen, und entfaltet hier eine reiche seelsorgliche Tätigkeit. Dazu gehört auch die Gründung eines Armenhospizes. Bevor er 1544 nach Köln zieht, um dort die erste Jesuitenniederlassung in Deutschland zu begründen, wird der Holländer Petrus Canisius (mit dem Familiennamen Kanis) nach Exerzitien bei Peter Faber am 8. Mai 1543 der erste deutsche Jesuit. Vieles geschah während dieser Jahre in der Mainzer Kirche St. Christoph. Wertvolle Teile seines Geistlichen Tagebuches, des „Memoriale", und wichtige Briefe schreibt er in der Mainzer Zeit nieder. Bald verlässt Peter Faber aber auch wieder Köln und muss auf Weisung des Ignatius nach Portugal und Spanien. Auf der Reise über Rom zum Konzil von Trient stirbt er im jungen Alter von 40 Jahren nach kurzer Krankheit am 1.8.1546 in Rom und wird dort begraben, wohl bei der heutigen Kirche Il Gesù.

Ich kann nur auf diese bei uns ziemlich vergessene, aber wunderbare Gestalt hinweisen. Besonders wichtig ist auch der Stil, mit dem er auf die Protestanten zuging. Dies war damals in dieser Form selten und klingt wie ein Stück aus entsprechenden Äußerungen des Zweiten Vatikanums. Ich möchte mit dem folgenden Zeugnis nur Mut machen, sich näher mit diesem großen Heiligen zu beschäftigen, am besten anhand des „Memoriale", also des schon genannten Merk- und Gedächtnisbuches über den Geistlichen Weg (vgl. die 1963, in 2. Auflage 1989 veröffentlichte Übersetzung von Peter Henrici im Johannesverlag, Einsiedeln/Freiburg i.Br.). In den Verhaltensregeln gegenüber den Protestanten heißt es: „Als Erstes muss, wer den Irrgläubigen unserer Zeit helfen will, zusehen, dass er ihnen viel Liebe entgegenbringt und dass er sie in Wahrheit liebt, indem er seinen Geist von allen Überlegungen frei macht, die der Achtung vor ihnen abträglich sein können. - Als Zweites müssen wir ihre Gunst zu gewinnen suchen, dass sie uns lieben und uns einen guten Platz in ihrem Geiste geben. Das geschieht, wenn man sich mit ihnen freundschaftlich über Dinge unterhält, die ihnen und uns gemeinsam sind, und sich vor allen Streitgesprächen hütet, wo einer den anderen herabzusetzen sucht. Zuerst nämlich müssen wir mit ihnen in den Dingen Umgang pflegen, die uns einen und nicht in den anderen, wo eine Verschiedenheit der Auffassungen zutage tritt." (Anweisungen für das Apostolat vom 7.3.1546, Memoriale, 374) Die Auseinandersetzung mit der Reformation und eine mögliche Wiedervereinigung sind nach Peter Faber nur möglich durch eine innere Erneuerung der katholischen Kirche selbst, also der praktischen christlichen Lebenshaltung. Es geht zuerst um unser Beispiel. So enden im Jahr 1546 Peter Fabers Instruktionen: „Jesus Christus, der Erlöser aller Menschen, erfülle sie [seine Adressaten im Orden] mit Seinem Heiligen Geist; denn Er weiß ja, dass Sein geschriebenes Wort allein nicht genügt!" (Memoriale, 376) Gerade deshalb haben wir als einen auch heute noch exemplarischen Glaubenszeugen Peter Faber, den neuen Heiligen, der gerade auch in Mainz - über St. Christoph und das Peter Faber-Haus in Bingen hinaus - vor allem auch spirituell noch bekannter werden kann und soll. Dies bleibt auch eine Aufgabe im Jahr 2014.

Es ist wohl nicht zufällig, dass Papst Franziskus Peter Faber noch im ersten Jahr seines Pontifikates heilig spricht. Er spricht gerne von ihm und führt ihn gelegentlich auch in seinen schriftlichen Äußerungen an. Papst Franziskus schenkt ihm höchstes Lob und sieht in ihm offenbar ein „Lebensvorbild" (vgl. z.B. Antonio Spadaro SJ, Das Interview mit Papst Franziskus, hrsg. von A. R. Batlogg SJ, Freiburg i. Br. 2013, 38-140, bes. 39). Am 26. November 2013 nennt er ihn in der Predigt im Gästehaus „Domus Sanctae Martae" und erinnert an Gedanken Peter Fabers über die Zeit (vgl. Memoriale, 2. Februar 1543, 196). Der Papst konzentriert diese Überlegungen und prägt im Anschluss an seinen Ordensbruder das Wort: „Die Zeit ist der Bote Gottes." Könnte es ein schöneres und geeigneteres Wort geben am Ende eines alten und Vorabend eines neuen Jahres? Amen.

(MBN)

 

Was Jesus Christus annimmt, erlöst er auch

Weihnachtspredigt Kardinal Karl Lehmann im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Mittwoch, 25. Dezember, im Mainzer Dom gepredigt. Die Überschrift zu seiner Predigt lautet: „Was Jesus Christus annimmt, erlöst er auch". Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Kardinals im Wortlaut:

Verehrte, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Gott wird Mensch. Aber verträgt sich beides miteinander, der allmächtige Gott und der sterbliche Mensch? Sind nicht Missverständnisse geradezu programmiert, um den menschgewordenen Sohn Gottes in seiner Einzigartigkeit zu verfehlen? Große Geister haben über Jahrhunderte dieses Geheimnis für uns Menschen zu erschließen versucht. Es bleibt ein Geheimnis. Aber es ist nicht sicher, ob nicht auch wir heute die Wahrheit von Weihnachten verkennen.

Jesus ist ein wirklicher Mensch wie wir alle. Die Evangelien beschreiben ihn in seiner ganzen Menschlichkeit: er wird von einer menschlichen Mutter geboren, wächst und reift heran, lernt einen Beruf, hat Hunger und Durst, wird versucht, wird müde, stellt Fragen, spürt Mitleid, freut sich besonders an Kindern, er wird aber auch zornig, vor allem über die Hartherzigkeit der Menschen, er hat Angst, leidet Schmerzen, wird ungerecht bestraft und stirbt schließlich am Kreuz. Jesus ist ein Mensch mit Leib und Seele, er hat die Höhen und Tiefen des Menschseins durchlebt und durchlitten. Er ist unser Bruder (vgl. Joh 20,17; Röm 8,29; Hebr 2,1).

Der Hebräerbrief fasst das Zeugnis der Evangelien zusammen: „Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat." (4,15) Er war in allem uns gleich, ausgenommen die Sünde. Vielmehr hat er sein Leben hingegeben „für viele", d.h. für alle (vgl. Mk 10,45). Diese Hingabe an den Willen des Vaters und für die Menschen bestimmt sein ganzes Leben und Sterben. In diesem Für-euch, Für-uns und Für-alle ist Jesus Christus in wirklich menschlicher Gestalt die Erscheinung der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes (vgl. Tit 3,4). Dass Jesus wie ein Verbrecher am Kreuz stirbt, war „für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit" (1 Kor 1,23). Darum fällt für die frühe Christenheit auch die Entscheidung mit dem Bekenntnis, „dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist". Wer sich dazu nicht bekennt, der ist ein Antichrist (vgl. 2 Joh 7; vgl. 1 Joh 4,3). Schon früh traten nämlich Irrlehren auf, die behaupteten, Jesus habe nur einen Scheinleib gehabt und er habe nur zum Schein gelitten. Einer der ersten Kirchenväter, Ignatius von Antiochien, erkannte bereits in seinem Brief an die Gemeinde von Smyrna um 110, dass wir dann auch nur zum Schein erlöst sind. Das Christentum würde sich in eine Scheinwirklichkeit auflösen.

Nur wenn Gott leibhaftig in unser menschliches Fleisch und Blut eingegangen ist, dann hat er uns auch in unserer Menschlichkeit erlöst. Heil und Erlösung sind dann nie nur innerliches Heil bloß unserer Seele, sondern zielen auf das Heil- und Ganzsein des Menschen. Wir müssen die Menschwerdung Jesu ohne untergründige Täuschung verstehen: die Menschheit Jesu ist keine Verkleidung, ein lebloses Instrument oder gar eine Art Marionette in der Hand Gottes. Nur wenn Jesus Christus nicht nur wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch ist, kann er uns erlösen, wie Anselm von Canterbury immer wieder betont. Nur allzu gern denken wir die Menschwerdung Jesu wie ein Märchen. Er streift wie ein Komet unsere Erde und unser Menschenleben. Nein, Gott selbst kommt wirklich in die Niederungen unseres Lebens, wird ein Kind, liegt in einer Krippe, wird unterwegs in der Fremde geboren, wird ein Flüchtlingskind. Er zieht nicht bloß die Gala-Uniform eines Menschen an, die er abstreift, wenn es blutig und brenzlig wird. Er leidet die Tiefen und Nöte des Menschen aus. Er spielt nicht Theater. Er erfährt von der Krippe bis zum Kreuz die Schikanen und die hinterhältigen Fallen der Menschen. Jesus leidet an der Härte der Menschen, an ihrer Unbußfertigkeit, am Hass, an den Krankheiten seiner Mitmenschen und an der Verachtung vieler Menschengruppen zur damaligen Zeit. Es sind nicht nur die Heiden und manche Nachbarn desselben Religionsstammes, wie etwa die Samariter, sondern auch Frauen und Kinder.

Jesus wird auf vollkommene Weise Mensch, in dem er diese Situationen annimmt und auch ausleidet. Dadurch gibt er uns gewiss ein Beispiel, das auch wir in solchen Situationen nicht einfach verzweifeln. Und doch bedeutet die Annahme des ganzen Menschseins mit seinen Höhen und Tiefen noch mehr. Er hat nämlich durch sein Kommen und durch die Hingabe seines Lebens das Unheil, das uns Menschen immer wieder bedrängt, grundlegend überwunden und Heilung gebracht. Die Heilige Schrift hat dafür sehr viele Worte und Bilder: Erlösung, Befreiung, Loskauf. Er schenkt uns neues Leben. Wir sagen dies so leicht. Es gehört gewiss zu den Grundaussagen unseres Glaubens, dass dies so ist. Aber wir müssen noch tiefer in diese Wahrheit eindringen: Alles, was Jesus Christus durch seine menschliche Natur angenommen hat, das hat er auch erlöst und geheiligt, befreit und erneuert. Dies gilt nicht nur für die Menschwerdung Gottes. Es ist nicht nur eine schöne Utopie, der wir an Weihnachten für einige Stunden erliegen. Die Menschwerdung Gottes ist zwar ein einmaliges Ereignis, aber zu ihr gehört die ganze Geschichte dieses Lebens mit allen Folgen. So gibt es keine menschliche Situation, die durch das Leben und Sterben Jesu nicht eine innere Umwandlung erfahren hätte. Weil Gott in Jesus Christus alles, was er angenommen hat, auch erlöst hat, darum gibt es grundsätzlich keine menschliche Situation mehr, in denen nicht die Liebe über alle Gestalten des Hasses und des Todes siegen könnte. Es gibt keinen Ort und keinen geschichtlichen Aufenthalt, der nicht zu einer Möglichkeit des Heils werden kann. Dies zeigen schon die Geburtsgeschichten bei Matthäus und Lukas, wenn man sie sorgfältig liest. Es gilt aber auch für den Abstieg Jesu in die Unterwelt, in die „Hölle". Auch dorthin bringt er Befreiung und Heil.

Wir können nämlich schon in den Geburtsgeschichten Jesu viele Nuancen und Anspielungen entdecken: Heimatlosigkeit, Kargheit des Lebens, Zurückweisung in der Not, Kindermord, Flucht. Mitten in diesem Elend der Geschichte gibt es jedoch die Kunde des Engels, die Verheißung vom Frieden auf Erden und die wenigen Treuen, die sich um das Kind sorgen. Der Glaube der Kirche hat schon sehr früh im Anschluss an die Hl. Schrift von einem „heiligen Tausch" gesprochen. „Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen." (2 Kor 8,9) Stets wiederholen die Väter des Glaubens von den Anfängen her dieses große Geschenk: „O beglückender Tausch! Die Bosheit vieler wird in dem einen Gerechten verborgen, die Gerechtigkeit des Einen rechtfertigt viele Ungerechte!" (Diognetbrief 9,2) Immer wieder wird uns gesagt: „Denn für uns ist er arm geworden, damit wir durch seine Armut reich würden." Der hl. Augustinus spricht schon vom „Tausch der Liebe". Martin Luther hat über ein Jahrtausend später vom „fröhlichen Wechsel" gesprochen. Der Jubel überschlägt sich geradezu, wenn dieser Platztausch zwischen Arm und Reich überschwänglich wird und z.B. Cyrill von Alexandrien zu dem Wort greift: „Gott ist Mensch geworden, damit wir Götter werden und Söhne". Es kann so auch geradezu ein gefährliches Wort werden.

Aber davor behütet uns das nähere und tiefere Verständnis. Diese Freude ist nicht folgenlos. Wenn unsere Maßstäbe durch diesen Platztausch auf den Kopf gestellt werden, dann hat dies auch Konsequenzen für unser Leben. Groß ist man z.B. nicht einfach durch Macht, Glanz und Überheblichkeit, schon gar nicht durch Gewalt. Die Größe Gottes zeigt sich - dies offenbart sich an Weihnachten - im Schonen und Verzeihen. Dann gilt dies auch für unsere Weihnachtsfreude. Die Bewegung, dass Gott unseretwegen arm wird, vollendet sich erst, wenn wir den von ihm empfangenen Reichtum weiterschenken. Sonst bleiben wir in einem Sinne reich, den die Heilige Schrift bitter tadelt (vgl. Mk 10,17ff.; Lk 12,22; 1,53; 6,24; 16,19ff. u.ö.). Wer zu dieser Freigiebigkeit bereit ist, der kann auch als Armer Reichtum schenken. So sagt der hl. Paulus: „Wir sind arm und machen doch viele reich." (2 Kor 6,10) Paulus spricht hier von einem „Ausgleich": „Im Augenblick soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss einmal eurem Mangel abhilft." (2 Kor 8,14, vgl. auch Vers 13)

Wir sind es gewohnt, dass wir seit über 50 Jahren (1961) die Menschen in Lateinamerika durch die Sammlung Adveniat in ihrer Armut unterstützen. Im Gesicht des Armen begegnet uns Jesus selbst. Dies gilt für die kleinen und großen Werke der Liebe. Der Papst aus Lateinamerika erinnert uns durch seine Worte und Gesten ganz leibhaftig an unseren Auftrag. Papst Franziskus hat diese Sammlung uns aus der Kenntnis der Fruchtbarkeit in diesem Jahr, in dem er zum ersten Mal Weihnachten mit uns feiert, in einem eigenen Grußwort an unser Herz gelegt und schreibt uns: „Die Liebe ist eine geistliche Kraft, die uns verwandeln will. Er, der unseretwegen arm wurde, lädt uns ein, ihm ähnlich zu werden: hinauszugehen, uns klein zu machen mit den Kleinen und arm mit den Armen ... In Europa, wo Wohlstand herrscht, ist uns manchmal nicht bewusst, wie groß die Armut in der Welt ist. Es fehlt an so vielem, nicht nur an Nahrung und Unterkunft, sondern auch an ärztlicher Versorgung, an Bildung, an einem gesunden Sozialgefüge ... Ich vertraue auf euer großes Herz, das, je mehr es sich verschenkt, umso mehr mit Gottes Gaben neu gefüllt wird." (Grußwort von Papst Franziskus zur Adveniat-Aktion 2013)

Meine sehr verehrten lieben Schwestern und Brüder, der Unmut und die Enttäuschung über Ereignisse in der Kirche, besonders auch in unserem Nachbarbistum Limburg, darf nicht dazu führen, dass wir die Hilfe für die Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika aufkündigen. Papst Franziskus bittet uns in besonderer Weise darum. Platztausch zwischen Reich und Arm, fröhlicher Wechsel der Liebe - das ist ein Thema von ungeahnter Tiefe. So kann Gott unser Schicksal wenden und macht aus unserer oft so aussichtslos erscheinenden Situation eine hoffnungsvolle. Die Freude an Weihnachten ist erst dann voll erlaubt, wenn wir Weihnachten in diesem Sinne zu Ende denken. Die Liebe Gottes ist unüberbietbar. Dann sollten wir auch alles für sie geben. Amen.

(MBN)

 

Aktualisierte Terminvorschau 2014

Ein Blick ins Jahr 2014

Terminvorschau für das Bistum Mainz

Mainz. In dieser Vorschau für das Bistum Mainz (Stand: 2. Januar 2014) sind ausgewählte Termine für das Jahr 2014 chronologisch zusammengestellt. Änderungen im laufenden Jahr werden im ausführlichen Terminkalender der Pressestelle (www.bistum-mainz.de/presse in der Rubrik „Termine") veröffentlicht, der monatlich erscheint. Die Terminvorschau finden Sie online unter folgendem Link.

tob (MBN)