Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 10

vom 19. März 2014

Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz (c) Bistum Mainz
Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz
Datum:
Mi. 19. März 2014
Von:
MBN
Mainz, 15. März 2014: Empfang für Kardinal Müller (vorne rechts) im Bischöflichen Ordinariat durch die Mitglieder des Mainzer Domkapitels und Kardinal Lehmann. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 15. März 2014: Empfang für Kardinal Müller (vorne rechts) im Bischöflichen Ordinariat durch die Mitglieder des Mainzer Domkapitels und Kardinal Lehmann.

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Berichte

  • Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit 
  • Empfang für Kardinal Gerhard Ludwig Müller 
  • Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates 
  • Kardinal Volk-Preis 2014 ausgeschrieben 
  • Aktion Autofasten ist gestartet (bis 13.4.) 
  • Seniorenzentrum in Einhausen eingeweiht 
  • Soirée mit den Professoren Halik und Joas

Vorschau

  • Wieder Führungen in der Augustinerkirche (ab 22.3.) 
  • Ausstellung in der Martinus-Bibliothek (ab 25.3.) 
  • „24 Stunden für Gott" (28.3.) 
  • Firmlingstreffen und Missa Chrismatis (14.4.)

Dokumentation

  • Predigt bei der Frühjahrsvollversammlung
Mainz, 14.3.2014: Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 14.3.2014: Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates

Berichte

Hirtenwort von Kardinal Lehmann zur Österlichen Bußzeit

Bischof schreibt über Umgang der Kirche mit zerbrochenen Ehen

Mainz. „Ich habe deshalb seit längerem den Eindruck, dass man bei der künftigen Behandlung des Problems wiederverheirateter Geschiedener keine pauschale Lösung finden wird, die einfach auf alle unterschiedslos angewendet werden kann." Das schreibt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, in seinem Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit. Es sei notwendig, die Lebenssituationen der Betroffenen gut zu unterscheiden. Das Hirtenwort wird am zweiten Fastensonntag, 16. März, in allen Gottesdiensten (sowie in den Vorabendmessen am 15. März) im Bistum Mainz verlesen. Es trägt den Titel „Dem Wort Jesu treu bleiben. Zum Umgang der Kirche mit zerbrochenen Ehen". Lehmann weist darauf hin, dass seine Ausführungen „keine praktische Lösung" böten, aber „auf einige Voraussetzungen dafür aufmerksam" machten.

Wörtlich schreibt der Kardinal: „So wird sich der Blick einerseits noch stärker auf die einzelne Person richten müssen, anderseits darf diese individuelle Rücksicht auch wieder nicht zu ungeregelter Willkür und Ungleichheit führen. Darum sind bei aller Würdigung der konkreten Situation und des Einzelnen so etwas wie ‚Pastorale Richtlinien' notwendig. Diese können dann eine Richtschnur werden für die Entscheidung der einzelnen Betroffenen, deren Gewissen hier ins Spiel kommen muss, im Gespräch mit ihren Seelsorgern, insbesondere im Blick auf die schwierige Frage einer Zulassung zum Empfang der heiligen Eucharistie. Dabei muss auch erwogen werden, ob auf dem Weg des kirchlichen Ehegerichts Hilfen möglich sind." Er hoffe sehr, dass die angekündigten Bischofssynoden in diesem und im kommenden Jahr „dazu die nötigen Voraussetzungen schaffen können".

Papst steht an der Spitze bei Suche nach verträglichen Lösungen

Am Anfang des Hirtenwortes würdigt der Kardinal den Einsatz des Heiligen Vaters für „dieses dornenreiche Problem". Dazu heißt es: „Papst Franziskus gibt uns Mut, uns wieder mit einem Thema zu beschäftigen, das in den letzten 50 Jahren hoch oben auf der Liste der pastoralen Dringlichkeiten der Kirche stand: der Umgang mit Gläubigen in schwierigen Ehesituationen. Im Grunde ist es sogar ein uraltes Problem. Indem der Papst eine zweitägige Versammlung der Kardinäle sowie zwei Bischofssynoden 2014 und 2015 zum Thema ‚Familienpastoral' einberufen hat und das Thema Ehe und Familie auch seit seiner Wahl vor einem Jahr immer wieder angesprochen hat, setzt er sich selbst an die Spitze bei der Suche nach verträglichen Lösungen. So ist auch die bekannte Umfrage Ende 2013 zur Familienpastoral entstanden. Die Auswertung auch in unserem Bistum zeigt, wie brennend die Frage nach dem Ort insbesondere wiederverheirateter Geschiedener in der Kirche ist."
Lehmann weist darauf hin, dass in der Umfrage zur Familienpastoral „der durchgehende Ruf nach der Erfahrung von Barmherzigkeit im kirchlichen Handeln gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen" laut wird. „Oft ist man der Überzeugung, dass die Kirche hier das Evangelium Jesu Christi verleugne und gegen den Geist der Bibel handele."

Weiter betont er: „Ich kann die erwähnte Kritik vielfach gut verstehen. Gewiss gab es in der Vergangenheit, nicht zuletzt in der Beichtpraxis, manche Härte, die den Eindruck von Gnadenlosigkeit hinterlassen hat. Auch wenn dies heute nicht mehr vorherrschend ist, erfahren sich viele in ihrer Situation noch immer als alleingelassen und ausgegrenzt, wie ich nicht zuletzt aus vielen Briefen weiß, die mich über die Jahre immer wieder erreicht haben." Weiter schreibt er: „Vor allem deshalb habe ich mich seit nunmehr 45 Jahren wiederholt und intensiv mit diesen Problemen beschäftigt, ja gerungen und nach gangbaren Lösungen gesucht. Ich fühle mich selbst durch Papst Franziskus ermutigt, hierin auch in Zukunft nicht nachzulassen, soweit mir dies möglich ist."

Gleichzeitig weist der Kardinal auf die Treue der Kirche zu Jesu Wort über die Ehe hin. Wörtlich heißt es: „Gewiss gehört die Barmherzigkeit in die Mitte des Evangeliums und muss ein Schlüsselwort für die Verkündigung der Kirche sein. Aber Barmherzigkeit als Grundforderung schließt auch bei Jesus selbst nicht die Geltung von Geboten als Richtschnur des Handelns aus. So ist die Kirche nicht nur auf Jesu Verkündigung von Gottes Barmherzigkeit verpflichtet, sondern nicht weniger auf seine Ermahnungen zur Treue in der Ehe." Und weiter: „Das Wort Jesu von der untrennbaren Bindung einer Ehe ist eine zentrale Säule seiner Verkündigung, die von der Kirche nicht preisgegeben werden kann, wenn sie ihrem Herrn treu bleiben will. Deswegen ist es auch so schwierig, diesen eindeutigen Auftrag Jesu in eine Balance zu bringen mit der Forderung nach Barmherzigkeit."

Das gut gemeinte Schlagwort „Barmherzigkeit" allein könne das Grundproblem nicht einfach auflösen, hebt Lehmann hervor. Wörtlich schreibt er: „Dafür sind auch die Situationen wiederverheirateter Geschiedener viel zu unterschiedlich: Es ist doch ein großer Unterschied, ob jemand seinen Ehepartner und seine Familie wegen einer neuen Beziehung leichtfertig im Stich lässt und endgültig verlässt, oder ob jemand selbst schnöde verlassen worden ist. Das Stichwort ‚Barmherzigkeit' allein darf nicht vergangenes und bleibendes Unrecht einfach zudecken. Jesu Verweis auf die ‚Herzenshärte' trifft auch heute noch manche brutale Wirklichkeit. Die Kirche darf ihre Augen davor nicht verschließen. Für mich ist es erstaunlich, dass in der ausgedehnten heutigen Diskussion die letztlich unauflösliche Spannung zwischen Liebe und Barmherzigkeit auf der einen Seite und Gerechtigkeit auf der anderen Seite nur ganz selten behandelt wird."

Abschließend betont der Kardinal, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kirche gehören: „In dieser gewiss schwierigen Lage danke ich zunächst allen Seelsorgern bzw. auch Beraterinnen und Beratern vor Ort, denn sie müssen - abgesehen von der Vielfalt der einzelnen Personen und Situationen - mit den eben beschriebenen Spannungen täglich umgehen. Die Unterschiede in der gegenwärtigen Praxis zwischen den einzelnen Gemeinden machen nicht nur ihnen große Probleme, sondern belasten auch die Verantwortung eines Bischofs. Deshalb bitte ich auch die Betroffenen in schwierigen Ehesituationen um Verständnis und Geduld. Sie sind ja keineswegs, wie man mitunter meint, einfach aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen; sie gehören zu uns und haben Anspruch auf den Beistand und die Hilfe der Kirche sowie ihrer Mitchristen. Sie sollen aber auch aktiv am Leben der Kirche teilnehmen. Ich möchte außerdem diejenigen nicht vergessen, die ihrem Ja-Wort in Ehe und Familie treu bleiben, manchmal unter großen Opfern. Bei der langen Lebenszeit, die heute zum Glück sehr vielen geschenkt ist, kann man dies nicht hoch genug schätzen. Diese eheliche Treue war für die Kirche schon sehr früh ein anschauliches Bild der Treue Gottes zu seinem Volk bzw. Jesu Christi zu seiner Kirche."

Hinweis: Der Wortlaut des Hirtenwortes „Dem Wort Jesu treu bleiben. Zum Umgang der Kirche mit zerbrochenen Ehen" ist verfügbar unter www.bistum-mainz.de/kardinal  

tob (MBN)

 

Empfang für Kardinal Müller

Kardinal Lehmann würdigte Präfekten der Glaubenskongregation

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, anlässlich seines ersten persönlichen Besuches in seinem Heimatbistum bei einem Empfang im Bischöflichen Ordinariat in Mainz gewürdigt. Bei dem Treffen am Samstag, 15. März, hob Lehmann besonders das wissenschaftliche Wirken von Kardinal Müller hervor und wünschte ihm „für seine Aufgaben Gottes reichen Segen". Zu der Begegnung waren auch die Mitglieder des Mainzer Domkapitels und der Dezernentenkonferenz gekommen.

Lehmann kündigte an, dass er Kardinal Müller noch zu einem eigenen Termin in das Bistum einladen wird. Wörtlich sagte er: „Dies ist ein erster Besuch, denn wir wollen natürlich später eine größere öffentliche Vorstellung ermöglichen, eventuell durch eine Veranstaltung im Erbacher Hof und einen feierlichen Gottesdienst im Mainzer Dom. Wir sind jedoch froh, dass wir Kardinal Müller bald nach der Feier in Rom unter uns begrüßen dürfen." Müller ist anlässlich einer familiären Feier in Mainz und wird am Sonntag, 16. März, einen Gottesdienst in seiner Heimat Mainz-Finthen feiern.

Als Dogmatiker „und zwar mit besonderem ökumenischem Akzent" habe Müller mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten „hohe Anerkennung gefunden in kirchlichen und wissenschaftlichen Gremien des In- und Auslandes, besonders auch in Rom", sagte Lehmann. Ausdrücklich benannte er die Veröffentlichung seiner „Katholische Dogmatik", mit der er „ein herausragendes Handbuch und Standardwerk geschaffen" habe. Außerdem habe er sich als wichtiger Gesprächspartner der lateinamerikanischen Befreiungstheologie erwiesen.

Kardinal Müller verwies darauf, dass seine Wurzeln im Bistum Mainz liegen. Besonders seine Zeit im Mainzer Willigis-Gymnasium habe er als prägend empfunden. Mit der Geschichte und mit vielen Persönlichkeiten des Bistums Mainz fühle er sich verbunden, betonte Müller: angefangen von Bischof Willigis und Sozialbischof Ketteler bis zu Bischof Albert Stohr, den Weihbischöfen Josef Maria Reuß und Wolfgang Rolly sowie Kardinal Hermann Volk, der ihn zum Priester geweiht hat. Besonders dankte er auch Kardinal Lehmann für die Begleitung und Unterstützung seines wissenschaftlichen Weges.

Zu Müllers Kardinalserhebung durch Papst Franziskus am 22. Februar waren Kardinal Lehmann und Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr nach Rom gereist. Lehmann hat den wissenschaftlichen Werdegang von Müller in besonderer Weise begleitet: Sowohl Promotion als auch Habilitation erfolgten bei ihm in Freiburg. Müller stammt aus Mainz-Finthen und gehört als Priester zum Bistum Mainz, wo er auch von 1978 bis 1982 Kaplan war.

tob (MBN)

 

Anregungen für Ehe- und Familienpastoral

Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Erbacher Hof

Mainz. Bei der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz am Freitagabend, 14. März, im Erbacher Hof stand die Ehe- und Familienpastoral im Mittelpunkt. Professor Dr. Hubertus Brantzen warb dafür, „neu mit den Idealen des Ehesakramentes umzugehen". Wörtlich sagte er: „Aus diesem Dilemma des Umgang mit Ideal und Wirklichkeit kommt niemand heraus, solange das Ideal der sakramentalen Ehe als Gesetz verstanden wird, das nur ein Entweder-Oder, nur ein Gelingen oder Scheitern, nur ein Erfüllen oder die Sünde zulässt. Könnte nicht stärker ein Verständnis herausgearbeitet werden, dass die Ehe als einen Weg und einen Prozess begreift?"

Eine Konsequenz könnte eine „gestufte Hinführung zur Ehe", also ein „Ehekatechumenat" sein. Wörtlich sagte er: „Ist es denkbar, dem Paar zum Beginn seines Weges einen Segen zu spenden, so wie es Jahrhunderte Brauch war, und einen begleiteten Weg hin zum Sakrament der Ehe anzubieten? Natürlich wird es - zum Glück - immer Paare geben, die in der Gemeinde und im Glauben so verwurzelt sind, dass sie einen solchen Segen vielleicht im Rahmen einer wieder zu belebenden Verlobungsfeier erhalten können, sich dann aber in der kirchlichen Trauung tatsächlich das Ehesakrament spenden. Andere aber dürften sich und ihren Stand des Glaubens ebenfalls ernst nehmen und sich auf einen Weg zur kirchlichen Trauung machen." Er wisse, dass es viele Widerstände gegen ein solches Denkmodell gebe, sagte Brantzen, doch „man darf ja laut denken".

Brantzen stellte insgesamt „Zwölf Schwerpunkte gegenwärtiger Ehe- und Familienpastoral" unter der Überschrift „Schlüssel an der tiefsten Stelle im Rhein" vor. Der Text ist als Anhang in der Broschüre zur Auswertung der Umfrage zur Familienpastoral in der Diözese Mainz veröffentlicht. Brantzen ist Leiter der Akademie für Ehe und Familie e.V. in Mainz und Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar sowie Ausbildungsleiter für die Kapläne sowie die Pastoralassistentinnen und -assistenten.

Moderiert wurde der Abend von der Sprecherin des Katholikenrates, Dr. Gloria Behrens, und der stellvertretenden Sprecherin, Jutta Löher. Am Samstag beschäftigte sich der Katholikenrat unter anderem mit den Thema Fusionen in der Pfarrgruppe Alsfeld-Homberg. Zu diesem Thema war als Referent Michael Krummeich eingeladen, Vorsitzender des Dekanatsrates. Außerdem stellte Dekanatsreferent Jürgen Nikolay das Projekt „Kulturwandel des Ehrenamtes" im Dekanat Mainz-Stadt vor.

Stichwort: Katholikenrat im Bistum Mainz

Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz. Der Rat versteht sich als „das Organ des Laienapostolates im Sinne des Konzilsdekretes über das Apostolat der Laien", wie es in der Präambel seines Statutes heißt. Mitglieder des Gremiums sind Laienvertreter aus den 20 Dekanaten, den katholischen Verbänden und aus dem Beirat von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz. Das Gremium tagt in der Regel zweimal im Jahr und hat derzeit rund 70 Mitglieder. Sprecherin des Katholikenrates ist Dr. Gloria Behrens, Bad Nauheim.

tob (MBN)

 

Ausschreibung des Kardinal Volk-Preises 2014

Junge Akademie zum Thema „Der religiöse Mensch ... Friedensengel oder Feuerteufel?"

Mainz. Der diesjährige Wettbewerb der Jungen Akademie widmet sich der Frage „Der religiöse Mensch ... Friedensengel oder Feuerteufel?". Die Bistumsakademie Erbacher Hof ruft beim traditionellen Wettbewerb um den Kardinal Volk-Preis Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren auf, sich kreativ - einzeln oder in einer Gruppe - mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die drei Erstplazierten erhalten Geldpreise. Einsendeschluss ist der 1. August.

Hinweis: Weitere Informationen bei Studienleiterin Silke Lechtenböhmer, Telefon: 06131/257-522, E-Mail: silke.lechtenboehmer@bistum-mainz.de

tob (MBN)

 

Aktion Autofasten startet (bis 13.4.)

Über 1.600 Frauen und Männer machen bei Autofasten mit

Mainz. 1.624 Frauen und Männer aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und dem Raum Aachen haben am Montag, 17. März, mit der Aktion Autofasten begonnen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Aktion vom Montag, 17. März, hervor. Im Bereich des Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbundes RNN haben sich 134 Personen zur Aktion angemeldet, im Bereich von HEAGmobilo und DADINA (Stadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt-Dieburg) sind es 133. Somit beteiligen sich im Bereich des Bistums Mainz und der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) 267 Personen. Im letzten Jahr waren es etwa gleich viele. Für vier Wochen wollen sie ihr Fahrzeug möglichst oft stehen lassen und Alternativen zum alltäglichen Gebrauch des Autos ausprobieren. Im vergangenen Jahr hatten sich insgesamt 1500 Personen an der Aktion Autofasten beteiligt.

An der Klima-Aktion der Katholischen und der Evangelischen Kirche im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg beteiligen sich auch Verkehrsverbünde, Car Sharing-Unternehmen oder Fahrradverleiher. Die Verkehrsverbünde haben verbilligte oder kostenlose Tickets für die angemeldeten Autofaster zur Verfügung gestellt. Noch bis zum 13. April dauert das Autofasten, das in diesem Jahr zum 17. Mal stattfindet.

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter www.autofasten.de und unter www.facebook.de/aktion.autofasten

ab (MBN)

 

Generalvikar weihte Caritaseinrichtung ein

Seniorenzentrum St. Vinzenz in Einhausen ist Projekt des Caritasverbandes Darmstadt

Einhausen. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Freitag, 14. März, das neue Seniorenzentrum St. Vinzenz in Einhausen eingeweiht. Mit dem Projekt hat der Caritasverband Darmstadt Raum für 40 ältere Bürger mitten in Einhausen geschaffen. Giebelmann betonte, dass die Caritas als Lebensäußerung der Kirche ältere Menschen niemals „am Rand ansiedeln werde", sondern dass ihr Platz mitten unter den Menschen sein müsse. Die Bewohner leben in der Einrichtung in kleinen, familiären Hausgemeinschaften zusammen.

tob (MBN)

 

Frohe Botschaft für Suchende, Zweifelnde und Ungläubige

Tomás Halik und Hans Joas sprachen im Erbacher Hof über „Glaube als Option"

Mainz. Für viele Zeitgenossen ist der christliche Glaube heute nur noch eine „Option" unter vielen Alternativen. Deshalb fühlen sich die Kirchen immer stärker herausgefordert, wie sie in einem Klima des Unglaubens und fortschreitender Säkularisation die Botschaft Jesu glaubwürdig verkünden und leben können. Mit dieser Fragestellung befasste sich am Montag, 10. März, eine Soirée in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz unter dem Thema „Glaube in Freiheit - Glaube als Option. Möglichkeit des Christseins heute und morgen". Referenten des Abends waren der Soziologe und Religionsphilosoph Professor Dr. Hans Joas, Freiburg, und der Soziologe und Theologe Prälat Professor Dr. Tomás Halik, Prag. Diplom-Theologin Silke Lechtenböhmer, Studienleiterin der Akademie, stellte im vollbesetzten Ketteler-Saal die Referenten vor und führte in die Thematik ein.

Halik war in der Zeit der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei enger Mitarbeiter des Prager Erzbischofs Kardinal Frantisek Tomásek. Er wurde 1978 in Erfurt heimlich zum Priester geweiht und wirkte - offiziell Psychotherapeut - als Seelsorger im Untergrund. Heute lehrt er Soziologie an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag und ist Rektor der Universitätskirche. Halik hob hervor, dass in der Krise der Kirche und des Glaubens auch eine Chance liege. Er ließ seine Sympathien mit den Atheisten deutlich werden und stellte fest, dass das „reinigende Feuer" der Religionskritik und die Rede vom „Tod Gottes" in der Kirche noch zu wenig beachtet worden sei. Der Weg des Suchens sei für die Kirche von heute und morgen das Entscheidendste.

Zugleich äußerte Halik auch Kritik an den Atheisten, deren Zahl ebenso im Sinken sei wie die der Gläubigen. Er habe ihnen immer wieder die Frage gestellt: „Wie ist der Gott, an den du nicht glaubest?" In der Gottesfrage sei der „Etwasismus" der meist verbreitete Glaube gemäß der Vermutung: „Etwas muss sein." Aus den Erfahrungen in seinem Land - die Tschechische Republik gelte als das am meisten atheistische Land der Welt - habe er die Überzeugung gewonnen, dass eine Verkündigung ohne Dialog Indoktrination wäre. Es gehe darum, die Fragenden, Suchenden und Zweifelnden aus dem „Vorhof" in den Raum der Kirche zu führen. Die kategoriale Seelsorge, zum Beispiel im Krankenhaus oder im Gefängnis, biete dazu gute Möglichkeiten. Ein Glaubensweg, der Zweifel nicht zulasse, führe in den Fundamentalismus. Er verdeutliche dies an der Gestalt des Zöllners Zachäus aus dem Lukas-Evangelium, der Interesse an Jesus zeige, aber auch Abstand halte. Es sei wichtig, solche „Zachäus"-Leute anzusprechen.

Hans Joas, der bis 2011 das Max Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt leitete, hat zurzeit einen Gaststatus (Fellow) am Institute for Advanced Studies (FRIAS) in Freiburg. Ein Weltbild, das auf Transzendenz verzichte und sogar vehement ablehne, werde heute weithin nicht als „Verlust" betrachtet, sondern als etwas „großartig Neues". Er beschrieb den „Aufstieg" der „säkularen Option" im Kontrast zum „Glauben als Option". Joas betonte, dass Säkularisierung ein sehr vielschichtiger Begriff sei, der sich zum Beispiel auf die Schwächung von Religion beziehe oder auf die Trennung von Kirche und Staat. Er verwies darauf, dass die Arbeiterbewegung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert eine „säkulare Bewegung" gewesen sei, im Unterschied zur Arbeiterbewegung in Großbritannien.

Er betonte, dass die USA im Vergleich zu Europa wenig säkularisiert seien. Auch in Europa habe es heterogene Entwicklungen gegeben, zum Beispiel im „katholischen" Bayern und im Eichsfeld im Unterschied zum übrigen Deutschland. Beim „Glauben als Option" handle es sich nicht um eine Auswahl wie aus einem Katalog, sondern um einen Prozess des Ergriffenseins. Im Blick auf die Zukunftsmöglichkeiten des Christentums sei ein „Untergangsgefühl" nicht angebracht, unterstrich Joas. Denn das Christentum befinde sich in der größten Expansionsphase seiner Geschichte. Die Folgen der Globalisierung des Christentums für Europa müssten gesehen werden. Es habe sich eine deutliche Gewichtsverschiebung ergeben. Die Wahl von Papst Franziskus sei dafür ein Indiz.

Im Anschluss an die beiden Vorträge fand ein weiterführendes Gespräch zwischen den Referenten statt, das der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz, der Anthropologe und Sozialethiker Professor Dr. Gerhard Kruip, moderierte und in das er zum Schluss das Publikum einbezog. Halik bekräftigte, dass der Glaube immer durch eine Krise hindurchgehen müsse und daraus die „Auferstehung des Glaubens" erwachse. Joas stellte fest, dass er hier einen anderen Akzent setze. Ihm gehe es stärker um ein Gefühl der Gewissheit vor aller Infragestellung, während Halik mehr den Zweifel und das Paradoxon des Glaubens betone. Die Kirche habe nur eine Chance, wenn sie Organisationsformen anbiete, die auf Freiwilligkeit beruhten.

Auf die Frage Kruips, was „attraktiv" am Christentum sei, erklärte Joas, das Zentrale von Jesus sei die Liebesbotschaft, das Ineinander von Liebe und Gerechtigkeit. Der Appell dieser unerhörten Botschaft wirke von selbst, mit Wucht, und werde sich durchsetzen. Halik betonte, er sei misstrauisch gegen das Wort „paradox". Nicht jede Niederlage könne als Sieg interpretiert werden, und nicht jeder Karfreitag führe zu Ostern. Als Sozialwissenschaftler gehe es ihm darum, die Gläubigen zu verstehen, nicht darum, zu werten. Es gebe Katastrophen, die bleiben, aber es gebe auch eschatologische Hoffnung. Joas erklärte, wie Jesus mit der Selbstsakralisierung des römischen Reiches und des jüdischen Volkes gebrochen habe, so gelte es auch heute, sich jeder Selbstsakralisierung zu verweigern. Abschließend plädierten Halik und Joas für eine erneuerte Sprache in der Theologie. Halik forderte „menschliche Nähe" in der Mediengesellschaft und Joas „strukturelle Reformen", ohne die die innere Reform der Kirche nicht gelingen könne.

Sk (MBN)

 

Vorschau

Führungen in der Augustinerkirche (ab 22.3.)

Auftakt der Reihe in der Kirche des Mainzer Priesterseminars

Mainz. In der Augustinerkirche in der Mainzer Altstadt werden auch in diesem Jahr wieder regelmäßige Führungen angeboten. Auftakt ist am Samstag, 22. März, um 11.00 Uhr. Die einstündigen Führungen finden in der Regel jeden Samstag statt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Die Seminarkirche des Mainzer Priesterseminars dürfe „mit berechtigtem Stolz eine ‚Perle' barocker Baukunst inmitten der malerischen Mainzer Altstadt" nennen, schreibt Regens Dr. Udo Bentz in seiner Einladung.

Hinweis: Nähere Informationen zu den Terminen gibt es im Sekretariat des Priesterseminars unter Telefon: 06131/266-331, Internet: www.bpsmainz.de  

tob (MBN)

 

Faksimile-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek (ab 25.3.)

Breviarium Grimani und Glockendon-Gebetbuch von Albrecht von Brandenburg

Mainz. In der Mainzer Martinus-Bibliothek werden ab Dienstag, 25. März, Miniaturen aus zwei Faksimilie-Ausgaben von Handschriften des 16. Jahrhunderts gezeigt. Unter der Überschrift „Kirchenfürsten, Kunstmäzene, Kodizes. Das Breviarium Grimani und das Gebetbuch des Albrecht von Brandenburg" werden auch die Zusammenhänge zwischen den beiden Werken aufgezeigt.

Das Breviarium Grimani gilt als Meisterwerk der Gent-Brügger Buchmalerei. Das Gebetbuch von Albrecht von Brandenburg stammt aus der Hand des Nürnberger Buchmalers Gabriel Glockendon. Bei der Vernissage zur Ausstellung wird am Dienstag, 25. März, Dr. Claus Weinert, Lektor beim Verlag Bibliotheca Rara in Münster, zur Einführung sprechen. Veranstaltet wird die Faksimilie-Ausstellung, die bei freiem Eintritt bis zum 25. April zu sehen ist, vom Verlag Bibliotheca Rara in Münster in Zusammenarbeit mit der Martinus-Bibliothek und dem Verlag Salerno Editrice in Rom.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Tel.: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten für die Ausstellung: montags bis freitags von 13.30 bis 17.30 Uhr und vom 31. März bis 4. April zusätzlich von 10.00 bis 12.30 Uhr

tob (MBN)

 

„24 Stunden für Gott" (28.3.)

Bistum Mainz beteiligt sich an Initiative von Papst Franziskus

Mainz. Das Bistum Mainz beteiligt sich an der Aktion „24 Stunden für Gott", die auf eine Initiative von Papst Franziskus zurückgeht. Dabei soll in der Fastenzeit das Sakrament der Beichte in den Mittelpunkt gestellt werden. „Wir laden ein, dass am Freitag, 28. März, ab 17.00 Uhr mindestens eine Kirche in jeder Diözese für 24 Stunden durchgehend geöffnet bleibt, um das Sakrament der Buße und der Versöhnung anzubieten" schreibt Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Neuevangelisierung, an die Bischöfe. In Rom wird Papst Franziskus die Initiative „24 Stunden für Gott" mit einer Bußfeier im Petersdom eröffnen. Der Päpstliche Rat zur Neuevangelisierung wird auf seiner Internetseite www.novaevangelizatio.va Materialien zu der Initiative veröffentlichen.

Im Bistum Mainz wird die Pfarrkirche St. Bonifaz (Bonifaziusplatz 1, 55118 Mainz) für diese Aktion geöffnet sein. Die Eröffnung feiert am Freitag, 28. März, um 18.00 Uhr Domkapitular Prälat Dr. Peter Hilger mit einer Eucharistiefeier. Anschließend werden unter anderen Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt und Ehrendomkapitular Klaus Forster für Beichtgespräche zur Verfügung stehen. Zum Abschluss der Aktion feiert Domdekan Prälat Heinz Heckwolf am Samstag, 29. März, um 17.00 Uhr die Vorabendmesse. Pfarreien aus dem Bistum Mainz, die sich ebenfalls an der Aktion beteiligen möchten, werden gebeten, ihre Termine der Internetredaktion des Bistums unter der E-Mail-Adresse internet@bistum-mainz.de mitzuteilen.

tob (MBN)

 

„Krafttraining für dein Vertrauen" (14.4.)

Firmlingstreffen in Mainz / Gemeinsame Feier der Missa Chrismatis

Mainz. Zu einem Firmlingstreffen unter der Überschrift „Feuer und Flamme" sind auch in diesem Jahr wieder alle Firmbewerber der Diözese am Montag, 14. April, nach Mainz eingeladen. Veranstaltet wird das Treffen gemeinsam vom Bischöflichen Jugendamt (BJA) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz. Der Tag beginnt um 13.30 Uhr mit einem Auftakt in St. Stephan. Ab 14.15 Uhr stehen verschiedene Workshops in und um das Willigis-Gymnasium auf dem Programm.

Den Abschluss des Tages bildet ein gemeinsamer Besuch der Missa Chrismatis („Ölweihmesse") mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und dem Bischofsvikar für die Jugendseeslorge, Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, um 17.00 Uhr im Mainzer Dom. Die Einstimmung auf den Gottesdienst beginnt um 16.30 Uhr. Im Rahmen der Missa Chrismatis weiht Bischof Lehmann traditionsgemäß das Katechumenenöl (mit dem der Täufling gesalbt wird), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet).

tob (MBN)

 

Dokumentation

„Echter Geist der Vergebung und Versöhnung"

Predigt von Kardinal Lehmann bei der Frühjahrs-Vollversammlung in Münster

Münster. Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstag, 13. März, im Hohen Dom zu Münster/Westfalen, gepredigt. Im Folgenden dokumentieren wir den Predigttext, der im Vortrag erheblich gekürzt wurde.

Schrifttext: Joh, 7,53-8,11 (Jesus und die Ehebrecherin)

7,53 Dann gingen alle nach Hause.
8,1 Jesus aber ging zum Ölberg.
2 Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.
3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte
4 und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.
5 Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?
6 Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7 Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.
8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
9 Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.
10 Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?
11 Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Predigt:

Bekanntlich wird kein Jesuswort im Neuen Testament so oft angeführt wie das Verbot Jesu, das die Scheidung der Ehe untersagt. Fünfmal wird es zitiert, gewiss immer in anderen Fassungen und Kontexten. Wir haben uns auch in dieser Vollversammlung, wie vorher schon die Versammlung der Kardinäle am 20./21. Februar in Rom, sehr mit der Deutung dieses grundlegenden Wortes Jesu für unsere Gegenwart beschäftigt. Darüber können wir hier nicht handeln. In diesen Tagen ist der gewichtige Vortragstext von Walter Kardinal Kasper in der Kardinalsversammlung in Rom in deutscher Sprache „Das Evangelium der Familie" erschienen.

Merkwürdigerweise spielt in den Veröffentlichungen und Diskussionen zu dieser Sache der Text, den wir soeben im Evangelium (Joh 7,53-8,11) gehört haben, eine geringe Rolle. Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass der Text im Johannes-Evangelium Jesu Wort über das Verbot der Ehescheidung nicht ausdrücklich erwähnt oder gar anführt. Auch sonst finden wir, sogar in der wissenschaftlichen Literatur, nicht so viele Hinweise auf die Erzählung „Jesus und die Ehebrecherin". Dies muss verschiedene Gründe haben, die wir in einer Predigt freilich nur kurz erwähnen dürfen.

[Dieser Abschnitt (7,53-8,11) fehlt in den ältesten Handschriften, den Übersetzungen und auch zum Teil bei den Kirchenvätern. Er taucht erst im frühen fünften Jahrhundert in den griechischen Handschriften auf. Doch ist das, was der Text sagt, auch schon viel früher, aber außerhalb dieser ältesten Handschriften bekannt. So wird ab dem zweiten Jahrhundert, z. B. im „Evangelium nach den Hebräern", erzählt, dass eine Frau wegen vieler Sünden vor dem Herrn angeklagt worden sei (so Hinweise vor allem in der Kirchengeschichte des Eusebius). Es gibt auch manche andere Textstücke und Fragmente außerhalb der Bibel, wo man offensichtlich die Erzählung von der Ehebrecherin, wenn auch vielleicht in einem anderen Rahmen, kennt, z.B. in einem syrischen Text des dritten Jahrhunderts (Didaskalia). Seltsam ist auch, dass dieser Text in manchen biblischen Handschriften nicht im Johannes-Evangelium gefunden wird, sondern bei Lukas, der von der „großen Sünderin" (vgl. 7,36-50) spricht, die ja zu unserer Geschichte eine gewisse Verwandtschaft aufweist. Es gibt dafür auch kürzere und etwas veränderte Fassungen, aber offensichtlich kannte man die Erzählung schon relativ früh. So spricht man von einem nicht-johanneischen Einschub. Manche gehen auch so weit, dass sie glauben, diese Geschichte gehöre eigentlich ihrer ganzen Ausrichtung nach nicht in das Johannes-Evangelium, es atme einen „unjohanneischen" Geist. Hieronymus hat die Geschichte in die lateinische Bibel-Übersetzung (Vulgata) aufgenommen und dadurch die Rezeption begünstigt, die im Übrigen im lateinischen Bereich schon früher erfolgte.

Eine eigentümliche Konsequenz ist, dass manche Kommentatoren diesen Text bei der Deutung des Evangeliums übergehen, so etwa R. Bultmann mit einer knappen Anmerkung in seinem berühmten Johannes-Kommentar, aber auch stillschweigend bei dem katholischen Exegeten L. Schenke. Andere berücksichtigen den Text nur in einem Anhang bzw. einem „Nachtrag", vor allem in der englischsprachigen Welt. Leider verfährt auch der Heidelberger evangelische Exeget Hartmut Thyen in seinem großen Kommentar zum Johannes-Evangelium aus dem Jahr 2005 so, dass er an einer ganz anderen Stelle außerhalb dieses großen, fast 800-seitigen Kommentars unsere Erzählung bespricht.

Natürlich gibt es bis zum heutigen Tag auch die gegenteilige Stellungnahme. Nach einem berühmten Wort von W. Heitmüller handelt es sich hier um eine „verlorene Perle alter Überlieferung". Von ihr schreibt R. Schnackenburg in seinem großen Johannes-Kommentar, dass die Erzählung es verdiene „dass man sich liebevoll mit ihr beschäftigt". Inzwischen hat sich manches geändert. Der Text hat eine größere Aufmerksamkeit erfahren. Daran hat die feministische Exegese einen Anteil, aber besonders auch die verstärkt interessierende Frage nach Recht und Versöhnung in der Kirche. Für die katholische Kirche steht spätestens seit dem Konzil von Trient (DS 1504) fest, dass diese Perikope fest zum Bestand des Johannes-Evangeliums und des Neuen Testaments gehört. Im Lesezyklus der Sonntagsevangelien hat sie einen festen Platz, nämlich am 5. Sonntag der Österlichen Bußzeit im Lesejahr C.

Es gibt aber wohl noch einen anderen Grund, warum diese Erzählung auf eine gewisse Zurückhaltung stößt. Immer wieder war man in der Kirche der Überzeugung, dass es schwere Sünden, wie Ehebruch und Mord, gibt, die man nicht vergeben könne. Getaufte, die solche Todsünden begingen, könnten keine Nachsicht erfahren. Manche Theologen, auch wenn dies eher bei wenigen Rigoristen geschieht, haben dann auch darüber nicht gehandelt und wohl auch weniger gepredigt. Engherzige Gläubige fürchteten, ihren Frauen könnte Straffreiheit für das Sündigen gegeben werden, wie schon Augustinus berichtet. Umso notwendiger ist es, dass wir heute diesem Text seinen Ort und sein Recht zurückgeben, ganz besonders im Zusammenhang der Diskussion über Gläubige in schwierigen Ehesituationen. Gewiss hilft die Erzählung auch beim Kampf gegen einen kirchlichen Rigorismus. Manchmal ist sie auch gegen das Judentum mit seiner Offenheit hinsichtlich der Scheidung - wenigstens in manchen judenfeindlichen Strömungen - verwendet worden.]

Es gibt viele Fragen an den Text. Wir stellen heute oft auch Fragen, die den Text und seine Verfasser gar nicht interessierten. Dann bekommen wir in der Regel auch keine Antwort. Jedenfalls gab es wohl schon früh eine Erzählung mit den Hauptelementen von Joh 8, die jedoch in mehreren Versionen im Umlauf war. Deswegen sollten wir das Gewicht, das die Erzählung in der Kirche und in einer großen Wirkungsgeschichte hatte, nicht unterschätzen. Ob die Erzählung auf eine Begebenheit im Leben und Wirken des irdischen Jesus zurückgeht, kann offen bleiben. Wir können es nicht mehr feststellen. Der Text lässt jedenfalls den Geist Jesu gut erkennen. Insofern muss den prinzipiellen Skeptikern widersprochen werden, die mir zu sicher sind, der Text könne auch im Kern kein historisches Jesusgut sein. Es ist auch durchaus möglich, dass die Erzählung, die sich sprachlich vom Johannes-Evangelium abhebt, einmal zur Tradition der ersten drei Evangelien gehörte oder ihr jedenfalls nahestand.

Der Text ist bei aller Subtilität und Hintergründigkeit relativ einfach. Es ist m.E. auch literarisch eine meisterhafte Erzählung. Mag auch der unmittelbare Anschluss bei 7,53 mit der Erzählung nicht so viel zu tun haben - man spricht von einem „Gelenk-Text" -, so gehört die ganze Geschichte doch in die Auseinandersetzung mit der Gruppe der „Schriftgelehrten und Pharisäer". Jesus lehrt im Tempel. Das Volk umgibt ihn und hört ihm zu. Die Gegner glauben, ihn endlich fassen und festnageln zu können. Sie fangen keine Diskussion an, sondern sie bringen Jesus eine Frau, die auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt wurde. Der Fall scheint eindeutig zu sein, denn das Gesetz sagt: „Wenn jemand sich mit der Frau seines Nächsten vergeht, dann sollen der Ehebrecher und die Ehebrecherin mit dem Tod bestraft werden." (Lev 20,10; Dtn 22,2) Was soll Jesus anderes übrig bleiben, als dass er sich der Praxis seiner Gegner anschließt und mit ihnen die sofortige Steinigung der Frau fordert (später wird dies durch die Erdrosselung ersetzt)? Alles geschieht in der größten Öffentlichkeit. Jetzt können sie Jesus, und nur dies ist ihr Ziel, auf die Probe stellen (vgl. Mk 12,13.15). Wenn Jesus ihr Vorgehen billigt, dann stimmt er auch sonst ihrem Gesetzesverständnis zu. Dann hat er kein Recht, eine eigene Lehre zu vertreten. Er ist dann vor allem Volk als falscher Lehrer entlarvt. Wenn er ihr Verhalten nicht billigt, missachtet er ein eindeutiges Gesetz und wird vor dem ganzen Volk als Gesetzesbrecher bloßgestellt. Wie wird sich Jesus aus dieser ausweglos erscheinenden Situation retten?

Jesus löst die Verlegenheit durch ein denkwürdiges Verhalten. Er bückt sich und schreibt auf den Boden. Er beachtet die Gegner gar nicht. Er gibt ihnen keine Antwort. Er ist ganz hingegeben diesem Spiel mit dem Finger auf dem Boden. Die Gegner sind voll Selbstsicherheit, die Frau ist von Angst erfüllt, das Volk wartet voller Spannung. Immer wieder hat man gerätselt, was Jesus auf den Boden geschrieben hat. Schreibt er ihre Sünden auf? Formuliert er sein Urteil? Dies sind jedoch alles Spekulationen. Oder soll es die Ruhe und Sicherheit Jesu zeigen, soll es die Gegner reizen oder ist es eine so genannte prophetische „Zeichenhandlung", die auf eine wichtige Stelle beim Propheten Jeremia hinweist, wo es heißt: „... die von dir abfallen, deren Namen werden auf die Erde geschrieben; denn verlassen haben sie den Grundquell lebendigen Wassers, den Herrn." (17,13)? Will Jesus damit sagen, dass auch seine Gegner Gott untreu geworden sind, es verdienen, dass sie in den Staub geschrieben und ausgelöscht werden? Umso mehr verlangen sie hartnäckig von Jesus eine Antwort. Schließlich erhebt sich Jesus und sagt zu ihnen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie." (8,7) Wiederum schreibt er auf die Erde. Darauf folgt eine unerwartete Wende im Gespräch: „Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten." (8,9) Damit sind wohl die Lebenserfahrensten gemeint. Man denkt an den heiligen Paulus und seine Aussagen im Römerbrief: „Alle stehen sie unter der Herrschaft der Sünde" (3,9), oder: „Darum bist du unentschuldbar - wer du auch bist, Mensch -, wenn du richtest!" (Röm 2,1) Und in der Bergpredigt erklärt Jesus: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." (Mt 7,1; Lk 6,27) Bald heißt es im Johannes-Evangelium: „Ihr urteilt, wie Menschen urteilen; ich urteile über keinen." (8,15; vgl. auch 8,46)

Die Gegner haben nur das Gesetz und die Schuld der Frau gesehen. Sie waren selbstsicher und selbstgerecht. Jesus erinnert sie an ihre eigenen Verfehlungen. Niemand kann einfach als „Schuldloser" auftreten. Alle sind auf die Geduld und Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Wie können sie da die sofortige Hinrichtung der Frau verlangen? Sie wollten die Frau als bloßen Fall behandeln; wenn es heißt, dass sie in der Mitte steht (8,3), dann wie ein stummes Demonstrationsobjekt, an dem ein Exempel statuiert werden soll. Sie haben vergessen, ihre eigene Situation vor Gott einzubeziehen. Jesus lässt ihnen Zeit und schreibt weiter. Es ehrt schließlich die Gegner, dass sie sich das Wort Jesu zu Herzen nehmen. Keiner behauptet, ohne Schuld zu sein. Keiner wirft den ersten Stein, zu dem Jesus sie aufforderte. Alle gehen weg. Sie gehen weg aus Scham, oder weil sie von ihrem Gewissen überführt worden sind. Man denkt an die Rigoristen aller Zeiten in der Kirche: Könnten sie nicht von der Sinnesänderung der „Schriftgelehrten und Pharisäer" lernen? Wenn sie sogar umkehren! Alle sind Sünder wie die Frau, alle haben Vergebung nötig.

Am Ende bleiben Jesus und die Frau allein zurück. Von der Volksmenge ist nicht mehr die Rede. Nun steht aber die Frau ganz anders - wiederum wird ja gesagt, dass sie „in der Mitte" steht (8,3.9) - da als vorher: nicht mehr als Demonstrationsobjekt, sondern in ihrer eigenen Würde. Das Wort „Mitte" hat jetzt einen anderen Klang. In wunderbarer Weise sagt dies der heilige Augustinus: „Relicti sunt duo, misera et misericordia", „zurückgeblieben sind zwei, die Erbarmenswürdige und die Barmherzigkeit". „Im Elend der eigenen Verlorenheit vom barmherzigen Gott angeschaut zu werden, das bedeutet, sich selbst auch wieder neu achten zu dürfen!"

Die Gegner sind alle weggelaufen. Jesus respektiert sie in ihrem stillen Schuldeingeständnis. Er schaut ihnen nicht nach, er sagt kein böses Wort gegen sie. Zum allerersten Mal spricht er selbst die Frau an. „Er forscht nicht nach ihrer Tat und deren Umständen und fragt nicht, wie sie sich zu entschuldigen gedenke, sondern lässt die Vergangenheit Vergangenheit sein." Er fragt sie nach ihren Richtern: „Wo sind sie? Hat dich keiner angeklagt/verurteilt?" (8,10) Keiner wagt es, über der Sünderin den Stab zu brechen. Jesus spricht auch nicht von der Schuld der Frau. Er weist uns hin auf die Schuldverfallenheit aller Menschen. Alle wissen sich schuldig - so oder so! Die Frau kommt zum ersten und einzigen Mal zu Wort und gibt Jesus auf die Frage, ob einer sie verurteilt habe, die Antwort: „Keiner, Herr." (8,11)

Nun darf man aber nicht übersehen, wie Jesus sich genauer verhält. Es ist für ihn trotz der großen Zurückhaltung keine Frage, dass die Frau gesündigt hat, und dass sie schuldig geworden ist. Er hebt das Gesetz nicht einfach aus den Angeln. Man macht also Jesus einen falschen Vorwurf, wenn man ihm eine übertrieben milde Haltung und eine heimliche Missachtung des Gesetzes vorwirft. Vielmehr blickt er in die Tiefe des menschlichen Herzens und erlässt einen grandiosen Freispruch, mit dem die Geschichte endet: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" (8,11) „Bedingungslos ergeht der Freispruch, versehen mit der ganzen Autorität dessen, der die Barmherzigkeit Gottes verkörpert. Jesus fordert von der Frau nicht zuerst Reue, Buße und Umkehrbereitschaft, sein Freispruch erfolgt voraussetzungslos, aus lauter Gnade; Jesus vergibt und stellt damit die Würde der Frau vor Gott wieder her... Erst aus der Vergebung erwächst die Kraft zum Neuanfang. Die Vergebung, welche die Vergangenheit Vergangenheit sein lässt, stiftet Zukunft... Kein leichthin daher gesagtes Wort der Vergebung, sondern ein solches, das den Menschen verändern will... Auch kein Wort, das die Schuld des Menschen - hier den Ehebruch - bagatellisiert, aber ein Wort, das nicht will, dass der Mensch in seiner Verschuldung niedergebeugt wird und den seelischen Tod stirbt. Ein Wort der Vergebung, das wahrhaft helfen will!"

Dies ist ein Wort, das auch heute in unseren Diskussionen um die Geschiedenen Wiederverheirateten seinen Platz hat. Die Treue zu Jesus hat gerade auch im Umgang mit den Sündern und Sünderinnen ihre große Bedeutung. Es ist ein echter Geist der Vergebung und Versöhnung. Dieses Recht will eine Umkehr zum Leben. Gott fordert die Frau freilich nachdrücklich auf, von diesem Handeln abzulassen, das sie vor ihre Richter und nahe dem Tod gebracht hat. Alle können daraus lernen: das neue Leben kann nur auf Vergebung beruhen. Nur die göttliche Vergebung kann solches Leben schenken.

Wenn wir Christen dies uns neu von Jesus sagen lassen, dann wird vieles möglich, was wir gewöhnlich für gänzlich unwahrscheinlich halten. Dies gilt nicht nur für die sündig gewordene Frau. Es gilt besonders auch für die Beichte, die eigentlich eine solche Vergebung statt Verurteilung sein soll und den Menschen vor der Verurteilung durch Gott, aber auch vor dem sozialen Tod retten soll, wie er zu jeder Verurteilung gehört. Der radikale Neuanfang im Rahmen eines Wunders oder als Sündenvergebung durch Gott selbst ist viel wichtiger als jede noch so gutgemeinte Moralpredigt. Freilich darf der Mensch nicht mehr in alte Gewohnheiten zurückfallen. Jesu Botschaft ist ein Ruf in die Umkehr. Es gibt keinen Grund, Jesu Freispruch zu verdächtigen und vielleicht sogar als eine Verführung zum Laxismus anzusehen. Es ist eine Ermächtigung zu einem neuen Leben. Jesus hat ein unglaubliches Vertrauen in den Menschen: Er sagt „Ich verurteile dich nicht", „bevor er davon weiß, dass die Frau nicht mehr sündigen wird." Er ist wahrhaftig Gottes Sohn.

Wir haben diese Besinnung im Horizont der gegenwärtigen und schon länger andauernden Diskussion über den Ort der Geschiedenen Wiederverheirateten in der Kirche durchgeführt. Gewiss ist mancher enttäuscht, weil die Erzählung in Joh 8 das Thema nicht konkreter anspricht. Wir hungern alle nach „Lösungen"! Vielleicht spielt auch deshalb unsere Perikope in der aktuellen Diskussionslage eine geringe Rolle.

Aber ich bin überzeugt, dass sie uns insgesamt etwas ganz Entscheidendes und Zentrales sagt, wie wir uns nämlich immer wieder das, was Schuld und Vergebung des Menschen von Gott her ist und heißt, ursprünglich vergegenwärtigen müssen. Wenn wir dies pastoral, spirituell und theologisch mehr einüben, dann könnten sich mehr Türen öffnen, als wir im Moment denken.

Amen.

(MBN)