Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 38

vom 22. Oktober 2014

Mainz, 14. Oktober 2014: Im neuen Madeleine Delbrêl-Raum des Erbacher Hofes wurde eine Büste der Mystikerin enthüllt, die der Künstler Karlheinz Oswald geschaffen hat. (c) Bistumsakademie Erbacher Hof
Mainz, 14. Oktober 2014: Im neuen Madeleine Delbrêl-Raum des Erbacher Hofes wurde eine Büste der Mystikerin enthüllt, die der Künstler Karlheinz Oswald geschaffen hat.
Datum:
Mi. 22. Okt. 2014
Von:
MBN
Mainz, 20. Oktober 2014: Kabinett-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek: Helmut Hinkel (links) zeigt die um 1300 unter den Augen von Llull entstandene Pergamenthandschrift der
Mainz, 20. Oktober 2014: Kabinett-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek: Helmut Hinkel (links) zeigt die um 1300 unter den Augen von Llull entstandene Pergamenthandschrift der "Ars demonstrativa", die es nur in Mainz gibt und Franz Stephan Pelgen präsentiert einen Band der Mainzer Llull-Edition aus dem 18. Jahrundert.

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
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Berichte

  • Jahresprogramm des Erbacher Hofes vorgestellt 
  • Kardinal Lehmann würdigt St. Josephshaus 
  • Religionslehrertag in Mainz
  • Ramon Llull-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek 
  • Annette Schleinzer sprach über Madeleine Delbrêl 
  • Hessische Bistümer legen Leitfaden für U3-Kitas vor

Vorschau

  • Kollekte zum Sonntag der Weltmission (26.10.) 
  • Vortrag über Ida Hahn-Hahn (28.10.) 
  • Ausstellung in der Mainzer Karmeliterkirche (bis 30.11.)
Mainz, 15.10.2014: Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak begrüßte die Teilnehmer des Religionslehrertages. (c) Bistum Mainz / Matschak
Mainz, 15.10.2014: Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak begrüßte die Teilnehmer des Religionslehrertages.

Berichte

„Christsein, warum?"

Jahresprogramm der Bistumsakademie Erbacher Hof vorgestellt

Mainz. „Mit unserem Jahresprogramm ‚Christsein, warum?' wollen wir eine Antwort auf die Frage geben, warum wir heute Christen sind und bleiben wollen, auch in Zeiten, in denen das Christentum stark in Frage gestellt wird." So bringt der Direktor der Bistumsakademie Erbacher Hof, Professor Dr. Peter Reifenberg, den inhaltlichen Schwerpunkt des gerade erschienenen Jahresprogramms seines Hauses auf den Punkt. „Wir müssen mit viel Gegenwind rechnen. Mit Beispielen eines gelebten Christseins - etwa aus dem Leben von Madeleine Delbrêl, Teresa von Avila oder Nikolaus von Kues - versuchen wir eine Antwort zu geben", erläutert Reifenberg. Das Angebot solle „eine nüchterne Apologie sein, die sich auf die Erfordernisse der gesellschaftlichen Dialogkultur einstellt".

„Wir sind sehr froh, dass wir zu dieser Thematik Kardinal Walter Kasper aus Rom für einen Vortrag gewinnen konnten", betont Reifenberg. Am 27. Januar 2015 wird er zum Thema „Barmherzigkeit - Schlüssel christlicher Lebenspraxis" sprechen. Bereits am Freitag, 7. November, wird der Freiburger Moraltheologe, Professor Dr. Eberhard Schockenhoff aus Freiburg, über „Die Bergpredigt. Aufruf zum Christsein - Provokation für Nichtchristen" referieren. Zum Jahresschwerpunkt gehören außerdem ein Studientag zu Teresa von Avila am 7. Februar 2015, eine Akademie-Reihe über die Mystik des Nikolaus von Kues, die am 9. Oktober beginnt, sowie Studientag (21. Februar 2015) und Lesekreis (ab 4. März 2015) über den Autor C.S. Lewis.

Studienleiterin Silke Lechtenböhmer weist auf die zahlreichen Kooperationen der Akademie hin. „Durch diese Vernetzung gelingt es uns sehr gut, Themen zu bündeln." Neben verschiedenen Instituten der Universitäten in Mainz, Frankfurt und Eichstätt gibt es Kooperationen unter anderem mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und dem Pfalzklinikum. Zum 50-jährigen Bestehen der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Mainz e.V. findet am 10. März 2015 ein Festakt im Erbacher Hof statt. Insgesamt ist das Thema Judentum im diesjährigen Programm stark ausgeprägt. Betreut wird der Bereich zusammen mit den biblischen Themen von Studienleiter Privatdozent Dr. Ralf Rothenbusch. Ein Studientag mit Exkursion zeigt „Jüdisches Leben in Rheinhessen" (8. Mai 2015) und eine dreiteilige Vortragsreihe widmet sich der jüdischen Kultur der „SchUM-Städte" Speyer, Worms und Mainz (ab 28. April 2015). Außerdem wird ein Studientag zu „Martin Buber und die Bibel" angeboten (26. Juni 2015). Das Werk von Marc Chagall steht beim Vortragsabend von Dr. Peter Waldmann (18. Mai 2015) und einer Akademietagung „Chagall lesen und neu sehen" im Mittelpunkt (26./27. März 2015).

Besondere Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit ergeben sich für Studienleiterin Dr. Felicitas Janson durch die angebotenen Reisen und Exkursionen der Akademie. „Kirchen, Kunst und Wein" ist eine Fahrt auf den Spuren von Nikolaus von Kues nach Bernkastel-Kues (13. Juni 2015) überschrieben, bei der auch der Besuch seiner Privatbibliothek auf dem Programm steht. „Eine solche Begegnung mit Kues an einem authentischen Ort unterstützt das Verstehen sehr." Geplant ist außerdem eine Studienwoche zum Denken Karl Rahners im Kloster Schlehdorf in Oberbayern (19.-25. April 2015). Grundsätzlich werden die kunstgeschichtlichen und kulturellen Angebote der Akademie „sehr gut angenommen", sagt Janson.

Erster Teil der Sanierung abgeschlossen

Reifenberg weist darauf hin, dass die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten des Altbaus im Erbacher Hof inzwischen abgeschlossen sind. Durch die Umbauten in den früheren Räumlichkeiten des Katholischen Bildungswerkes sind zwei neue Tagungsräume entstanden, die das Angebot des Hauses erweitern. Vier weitere Räume und die Bernhardkapelle wurden renoviert. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat die neu gestalteten Räumlichkeiten bei einer Akademieveranstaltung für Madeleine Delbrêl am Dienstagabend, 14. Oktober, gesegnet. Dabei wurde im neuen Madeleine Delbrêl-Raum eine Büste der Mystikerin enthüllt, die der Künstler Karlheinz Oswald für diesen Raum geschaffen hat.

„Die neuen Räume sind schlicht und nüchtern gestaltet und mit moderner Tagungstechnik ausgestattet", betont Reifenberg. Voraussichtlich im April 2015 werden die Arbeiten im sogenannten Willius-Bau des Hauses beginnen. Neben einer Umgestaltung des Eingangsbereiches werden auch Küche, Speisesäle, Übernachtungszimmer und Dach renoviert. Der Tagungsbetrieb wird in dieser Zeit im Altbau und im Haus am Dom fortgeführt. Der Abschluss der Arbeiten ist für Oktober 2015 vorgesehen.

tob (MBN)

 

„Eines der kostbarsten Stücke seines Vermächtnisses"

Kardinal Lehmann bei der 150-Jahr-Feier des St. Josephshauses in Klein-Zimmern

Klein-Zimmern. Als „eines der kostbarsten Stücke" des Vermächtnisses von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, das St. Josephshaus in Klein-Zimmern bezeichnet. Das Haus war am 25. Oktober 1864 als so genanntes Knaben-Rettungshaus eröffnet worden. „Wir sind vor allem auch dankbar, dass das St. Josephshaus trotz der schwierigen Ereignisse seit 150 Jahren noch existiert und sich eine große Anerkennung in dieser Zeit verschafft hat. Wir danken allen Rektoren, Leitern, Pfarrern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen Gönnern dieses Hauses für ihren großmütigen Einsatz", sagte Lehmann in einem Gottesdienst am Donnerstag, 16. Oktober, in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Klein-Zimmern. Das St. Josephshaus ist heute ein Kinder- und Jugendhilfezentrum mit unterschiedlichen ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten; Träger des Hauses sind das Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum Offenbach und der Verein St. Josephshaus e.V.

Predigt von Kardinal Lehmann über Ketteler

In seiner Predigt wies Lehmann unter anderem darauf hin, dass Bischof Ketteler in hohem Maße „in seiner Zeit in die Zukunft vorausgeblickt hat" und „vieles vorbereitet hat, was bis zum heutigen Tag wirkt". „So kann man in ihm mit guten Gründen einen Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils sehen", betonte der Kardinal. Ketteler habe wichtige Anstöße für die Entwicklung der Katholischen Soziallehre gegeben, sagte Lehmann und wies auf das Gespür Kettelers für den „weltgeschichtlichen, nicht aufzuhaltenden Wandel, der sich damals im gesellschaftlichen Gefüge und in den wirtschaftlichen Verhältnissen Deutschlands zu vollziehen begann", hin. „Eine Kirche, die täglich diesen Mann und sein Werk öffentlich vor Augen hat, muss sich durch neue Gesichter der Not hier und weltweit herausfordern lassen. Dabei war es ein wichtiger Grundsatz des politischen Willens Bischof Kettelers, mit allen bereiten und einsatzfähigen Gruppen das Gute anzustreben", betonte Lehmann.

Hinweis: www.st-josephshaus.de  

am (MBN)

 

Aufruf zum Glaubensmut

Begegnungstag „RELI + Religion in der Schule" mit Kardinal Lehmann

Mainz. Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, hat Religionslehrerinnen und -lehrer zu Glaubensmut aufgerufen. „Es ist wichtig, dort, wo wir stehen, ein Zeugnis des Glaubens zu geben", sagte er in einem Gottesdienst am Mittwoch, 15. Oktober, im Mainzer Dom. Der Gottesdienst fand anlässlich eines Begegnungstages für Religionslehrer und Mitarbeiter in der Schulpastoral statt. Zudem wies Lehmann in seiner Predigt darauf hin, dass trotz zunehmender Säkularisierung die Religion wieder „auf die Bühne der Welt" gekommen sei: „Wir beobachten derzeit eine unheimliche Verbindung von Religion, Politik und Macht in den Krisenherden der Welt". Dieser „Missbrauch der Religion" schade dabei allen Religionen, sagte der Kardinal.

An dem Begegnungstag „RELI + Religion in der Schule" nahmen rund 300 Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem Bistum Mainz teil; er stand unter der Überschrift „Dein Gott ist mir fremd". Der Tag wurde vom Dezernat Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz veranstaltet. Zu Beginn hatte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die anwesenden Teilnehmer in der Bistumsakademie Erbacher Hof begrüßt. Am Nachmittag standen zahlreiche Workshops rund um das Thema des Tages auf dem Programm.

Vortrag von Professor Söder: „Dein Gott ist mir fremd"

Im Mittelpunkt des Vormittags stand ein Vortrag von Professor Dr. Joachim Söder, Aachen, mit dem Titel „Dein Gott ist mir fremd. Eine Spurensuche im säkularen Umfeld". In seinem Vortrag wies Söder unter anderem darauf hin, dass die radikalste Form der modernen religiösen Entfremdung nicht im Rückgang von Glaubenswissen und Glaubenspraxis liege, sondern in der Erfahrung, rein säkular ein ethisch anspruchsvolles und sinnerfülltes Leben führen zu können. Der Gegensatz säkular-religiös sei unter diesen Prämissen einer selbstgenügsamen Abgeschlossenheit gegen alle „überweltlichen" Sinnerfahrungen gewichen. Allerdings - so Söder weiter - reagierten auch religiös ansprechbare Menschen heute allergisch auf jede von außen kommende Bevormundung. Der „ungebrochene Wille zur Authentizität" wehre sich vehement gegen Glaubensinhalte und -praktiken, die nicht durch individuelle Erfahrungen gedeckt seien.

Söder betonte, dass Individualität und Authentizität „keine Bedrohungen des Christlichen" seien. Auch der Mensch des säkularen Zeitalters empfinde das Bedürfnis nach Ganzheit, Fülle oder Transzendenz. „Aber er sucht es nicht primär in der Konformität mit Vorgegebenem zu stillen, sondern im Einklang mit dem Willen zur Echtheit. Diesen Willen ernst zu nehmen, nicht vorgefertigte Lehren ihm überzustülpen, ist das Gebot der Stunde, denn in ihm artikuliert sich christlicher Personalismus", sagte er. Die zentrale Herausforderung für Religion bzw. Religionsunterricht liege dabei nicht in der Vermittlung von Wissen, sondern im Ermöglichen von Erfahrungen. „Wie sind Transzendenzerfahrungen, die die innerweltliche Logik durchbrechen, möglich?", fragte Söder abschließend.

am (MBN)

 

Die Mainzer Prachtedition des Gelehrten Ramon Llull

Kabinettausstellung in der Martinus-Bibliothek bis zum 6. Februar 2015

Mainz. Mit einer Kabinettausstellung würdigt die Mainzer Martinus-Bibliothek ab Mittwoch, 22. Oktober, das Werk des mallorquinischen Philosophen, Logikers, Dichters und Theologen Ramon Llull (1232/33-1316), der durch eine Mainzer Pracht-Edition seiner Werke einen besonderen Bezug zur Gutenberg-Stadt hat. Von der geplanten Gesamtausgabe seiner Werke erschienen immerhin acht großformatige Bände, die zwischen 1720 und 1742 in der Mayerschen Druckerei von Johann Georg Häffner am Flachsmarkt in Mainz gedruckt wurden.

Mit diesem „typografischen Meisterwerk" hat Mainz damals wieder zur europäischen Spitzendruckkunst aufgeschlossen, hob der Mainzer Buchwissenschaftler Dr. Franz Stephan Pelgen in einem Pressegespräch am Montag, 20. Oktober, in der Martinus-Bibliothek hervor. Pelgen hält am Dienstag, 21. Oktober, um 18.15 Uhr bei der Vernissage den Eröffnungsvortrag. Er spricht zum Thema „Die Mainzer Llullausgabe im Mainzer Verlagswesen des 18. Jahrhunderts".

In der Kabinett-Ausstellung, die vom Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, konzipiert und realisiert worden ist, werden außerdem frühere Llull-Drucke aus dem Bestand der Martinus-Bibliothek gezeigt. Besonders hervorzuheben seien auch eine katalanische Handschrift aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und eine um 1300 entstandene Pergamenthandschrift. Es handele sich um das einzige Exemplar seiner „Ars demonstrativa" in Katalanisch und damit um ein echtes Unikat, von dem es auch keine Abschriften gebe, betonte Hinkel. Die Ausstellung unter der Überschrift „Von der mittelalterlichen Handschrift eines Universalgenies zur barocken Mainzer Prachtedition - Ramon Llull" wird zu den Öffnungszeiten der Martinus-Bibliothek bis zum 6. Februar 2015 gezeigt. Der Eintritt ist frei.

Hinkel erläuterte, dass Llull auf seinen Reisen und mit seinen Werken zum Christentum habe bekehren wollen, „aber nicht durch Zwang oder Gewalt, sondern durch Vernunft". Sein Schaffen sei mit über 270 Werken außerordentlich vielschichtig. Die Mainzer Edition der Mayerschen Druckerei habe viele Anstöße für eine Wiederbeschäftigung mit Llull gegeben, etwa durch eine kleinere Llull-Ausgabe auf Mallorca. Es lasse sich seitdem eine Linie auch von Mainzer Llullusforschungen bis in unsere Zeit verfolgen. Hinkel wies darauf hin, dass die Ausstellung im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz stattfindet.

Pelgen hob hervor, dass die Mainzer Llullus-Ausgabe nur noch in zwölf vollständigen Ausgaben erhalten sei, und „so beinahe Handschriftenrang" erreiche. Ivo Salzinger (1669-1728) hat die ersten Arbeiten für eine Gesamtausgabe von Llullus übernommen. Dafür gewann er zunächst den Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm und nach dessen Tod den Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (1695-1729). Von jedem Band seien 500 Exemplare gedruckt worden. Dabei sei der mehrfarbige Druck „unglaublich aufwändig" gewesen, sagte Pelgen. Ein solches Druckverfahren sei damals nicht wirtschaftlich und nur durch die finanzielle Unterstützung der Kurfürsten möglich gewesen. Da es keinen Verleger für die Bände gegeben habe, sei schließlich auch kein Gewinn durch einen Weiterverkauf erzielt worden. So habe es in den 1760er-Jahren zwar Druckvorlagen für zwei weitere Bände gegeben, doch seien diese nie in Druck gegangen.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Tel.: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum- mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr

tob (MBN)

 

„Prophetin der Nachkonzilszeit"

Vortrag von Dr. Annette Schleinzer über Madeleine Delbrêl

Mainz. Als „Prophetin der Nachkonzilszeit und als Pionierin des christlichen Glaubens in einer säkularisierten Welt" gelte Madeleine Delbrêl weit über ihre Heimat Frankreich hinaus. Das sagte Dr. Annette Schleinzer aus Magdeburg am Dienstagabend, 14. Oktober, im Erbacher Hof in Mainz. Sie sprach unter der Überschrift „Leidenschaft für Christus - Begegnung mit Madeleine Delbrêl (1904-1964)". Im Rahmen des Abends in der Bernhard-Kapelle des Erbacher Hofes segnete der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, die neu gestalteten Räumlichkeiten im Altbau des Erbacher Hofes. Dabei wurde eine Büste der Mystikerin Madeleine Delbrêl enthüllt, die der Künstler Karlheinz Oswald für einen nach ihr benannten Raum geschaffen hat. Am 13. Oktober jährte sich ihr Todestag zum 50. Mal.

Die große Resonanz auf ihr Leben erkläre sich besonders durch „ihr Charisma der Begegnung". Schleinzer, die sich - auf Anregung von Kardinal Lehmann - seit über 30 Jahren mit Madeleine Delbrêl beschäftigt, berichtete, dass „alle, mit denen ich gesprochen habe, erzählen, dass ihnen in Madeleine Delbrêl eine Lebendigkeit und Wärme entgegengekommen ist, wie sie sie noch kaum jemals erlebt hatten". Wichtige Themen seien für sie eine tragfähige Alltagsspiritualität und die Weitergabe des Glaubens in einer säkularisierten Welt gewesen.

Madeleine Delbrêl wurde 1904 in der südfranzösischen Stadt Mussidan/Dordogne geboren. Aufgewachsen in einem liberalen, religiös indifferenten Elternhaus, wurde sie in ihrer Jugend zur erklärten Atheistin. Eine tiefe Lebenskrise, die ihren Ausgang in einer gescheiterten Liebesbeziehung nahm, löste zusammen mit der Begegnung von jungen Christen die Hinwendung zu Gebet und zu Gott aus. Delbrêl verzichtete auf einen Klostereintritt. Sie fand Zugang zu einer Pariser Pfarrgemeinde, wo sie sich karitativen Aufgaben widmete. Sie habe nach einer Ausdrucksform gesucht, das zu vereinen, was in der kirchlichen Tradition lange als unvereinbar galt: „Ein Leben, das Gott den ersten Platz einräumen will - dies aber mitten in der Welt, ohne Gelübde, ohne Klausur, in keinem anderen kirchlichen Status als dem der Laien."

Immer bewusster sei ihr geworden, dass sie nicht nur Jesus Christus nachfolgen wollte, sondern „dass es ihre Berufung ist, Jesus Christus zu sein: seine Gebärden der Liebe unter den Bedingungen des heutigen Lebens zu leben". Im Oktober 1933 legte Madeleine Delbrêl mit zwei Gefährtinnen den Grundstein für ein solches Leben: Sie verließen ihr bürgerliches Milieu und zogen nach Ivry, eine Arbeiterstadt in der Pariser Bannmeile, die als erste französische Stadt kommunistisch regiert wurde. In diesem sozialen Brennpunkt wollten sie ein gemeinschaftliches Leben nach dem Evangelium aufbauen, ohne Regeln, Gelübde und Klausur.

tob (MBN)

 

Im Vertrauen wachsen

Bistümer in Hessen legen Leitfaden für U3-Kitas vor

Wiesbaden. „Im Vertrauen wachsen" heißt ein neuer Leitfaden zur Umsetzung des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans (HBEP) in den ersten drei Lebensjahren, den die vier katholischen Bistümer in Hessen - Fulda, Limburg, Mainz und Paderborn - jetzt vorgelegt haben. Damit werde speziell im Blick auf die U3-Kitas der staatlicherseits verantwortete Bildungs- und Erziehungsplan ins „Katholische übersetzt", sagte Professorin Magdalene Kläver, Justiziarin des Kommissariats der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen, am Dienstag, 14. Oktober, in Wiesbaden. Hier wurde der Leitfaden im Rahmen eines Fachgesprächs einem Fachpublikum aus Erzieherinnen, Kita-Leitungen, Träger-Vertretern und Koordinatoren vorgestellt.

Ausdrückliche Anerkennung für den Leitfaden gab es von Seiten der hessischen Landesregierung: Er stehe für den hohen Stellenwert, den die katholischen Bistümer der Qualität in ihren Einrichtungen einräumten, lobte Ministerialrätin Barbara Tiemann, Referatsleiterin für Kinder und frühkindliche Bildung im hessischen Ministerium für Soziales und Integration, die ausdrücklich von einem „gelungenen Werk" sprach. Sie wies insbesondere darauf hin, wie weit sich die Balance zwischen privater und öffentlicher Betreuung verschoben habe. Wurden 2007 noch rund 19.000 Kinder unter drei Jahren in Kitas betreut, sind es inzwischen bereits 45.000.

Der Leiter des Kommissariats der Bischöfe, Prälat Dr. Wolfgang Pax, sagte, dass der Staat hinsichtlich von Sinnkonzepten, Religion und Glaube bewusst ein Vakuum lasse, das von den Kirchen gefüllt werde. In einer sich verändernden Gesellschaft mit neuen Modellen der Berufstätigkeit von Müttern und Vätern ändere sich auch der Betreuungsbedarf für Kinder sowie dessen Zeiten und Formen. Die Kirche reagiere darauf mit entsprechenden Angeboten und müsse daher zugleich auch deutliche inhaltliche Aussagen dazu treffen. Der Leitfaden sei darüber hinaus als Botschaft an die Eltern zu verstehen: Wer Christ sei, wolle eben den Kleinsten und Schwächsten in besonderer Weise beistehen.

Professor Ralf Haderlein, Koblenz, stellte in seinem Referat Schlüsselprozesse der frühen Kindheit aus christlicher Perspektive vor. Für Kinder liege sie in der Zusage, ihre je eigene Persönlichkeit entwickeln zu können; für Eltern bestehe sie in der Verlässlichkeit, Transparenz und Sicherheit eines profilierten, nachhaltigen und werteorientiert gesteuerten Trägers. Pfarrgemeinden als Träger könne der Leitfaden Impulse geben, die Kitas als pastorale Orte kirchlichen Handelns zu entdecken. Wie der Leitfaden im Alltag umgesetzt werden könne, war Thema einer abschließenden Podiumsdiskussion.

rei (MBN)

 

Vorschau

Kollekte zum Sonntag der Weltmission (26.10.)

Missio ruft zur größten globalen Solidaritätsaktion der katholischen Kirche auf

Mainz/Aachen. Das Internationale Katholische Hilfswerk Missio ruft am Sonntag der Weltmission, 26. Oktober, bundesweit die Besucherinnen und Besucher der katholischen Gottesdienste zur Teilnahme an der größten weltkirchlichen Solidaritätsaktion auf: Die an diesem Tag in Deutschland und in mehr als 100 weiteren Ländern gesammelte Kollekte kommt den rund 1.000 ärmsten Diözesen der Weltkirche zugute. Das Bistum Mainz unterstützte im vergangenen Aktionsjahr mit 206.906 Euro diese globale Solidaritätsaktion. Bundesweit wurden knapp 3,65 Millionen Euro gespendet.

„Pfarreien und Diözesen in den am wenigsten entwickelten Ländern haben kaum eigene Einnahmen. Wenn sie keine Unterstützung von Diözesen aus reicheren Ländern haben, ist es für sie schwierig, ihre pastorale und soziale Arbeit zu finanzieren. Vor allem für diese Diözesen ist die weltweite Kollekte zum Sonntag der Weltmission bestimmt", erklärte Domdekan Prälat Heinz Heckwolf, Missionsdirektor im Bistum Mainz. Die Kollekte schließt den Monat der Weltmission der katholischen Kirche ab, der traditionell im Oktober stattfindet.

Missio lädt dazu jedes Jahr eine andere Ortskirche aus Afrika, Asien und Ozeanien nach Deutschland ein. Vom 5. bis zum 26. Oktober besuchen unter dem Leitwort „Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln" ein Dutzend Christinnen und Christen der katholischen Kirche aus Pakistan die deutschen Diözesen, um über ihren Alltag zu berichten. Im Bistum Mainz war Schwester Robina Victor OP zu Gast, die stellvertretende Leiterin der katholischen Mädchenschule „St. Catherine's High School" in der Stadt Faisalabad ist. „Wir laden alle Christinnen und Christen herzlich dazu ein, mit uns den Abschluss des Monats der Weltmission zu feiern, der in diesem Jahr das Engagement der Kirche in Pakistan für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Religionsfreiheit in den Mittelpunkt gerückt hat", betonte Heckwolf.

Stichwort: Missio

Das Internationale Katholische Missionswerk Missio mit Sitz in Aachen ist eines der großen Hilfswerke in Deutschland und fördert die katholische Kirche in 74 Ländern in Afrika, Asien und Ozeanien. Im vergangenen Jahr wurden 941 Einzelmaßahmen seiner Partner mit 49,1 Millionen Euro finanziert. Mit dem Geld soll die pastorale, soziale und interreligiöse Arbeit, die Infrastruktur sowie die Ausbildung von Laien, Priestern und Ordensleuten der katholischen Kirche in diesen Kontinenten gestärkt werden. Missio weist darauf hin, dass die Kirche mit ihrer Arbeit nicht allein die Christen erreiche, sondern zur Verbesserung der Lebensumstände der gesamten Gesellschaft beitrage. „In vielen Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens ist die Kirche oft noch die einzige Institution, die alle Menschen erreicht, da staatliche Strukturen schwach sind", schreibt Missio in einer Pressemitteilung.

Hinweis: Spendenkonto bei der Pax-Bank eG, Konto 122 122, BLZ 370 601 93, IBAN DE23370601930000122122, Stichwort „Kollekte Sonntag der Weltmission". Weitere Informationen auch im Internet unter www.missio-hilft.de

PM/am (MBN)

 

Vortrag über Ida Hahn-Hahn (28.10.)

Neuerscheinung von Dr. Hinkel zu den Mainzer Briefen an Christoph Moufang

Mainz. Mit einem Vortrag begleitet der Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, die Veröffentlichung der Mainzer Briefe von Ida Hahn-Hahn (1805-1880) an den Mainzer Domkapitular und Regens Christoph Moufang. In seiner Einleitung bezeichnet Hinkel die erstmals herausgegebenen Briefe als „eindrucksvolle Streiflichter auf die Stadt Mainz und ihre Bewohner, das Bistum, die politische und religiöse Lage der Zeit, die handelnden Personen und nicht zuletzt die Schreiberin selbst". Ida Hahn-Hahn war eine der meistgelesenen Autorinnen des 19. Jahrhunderts. Sie war eine für ihre Zeit sehr emanzipierte Frau, die mit großer Öffentlichkeitswirkung zum katholischen Glauben konvertierte und schließlich ein Kloster in Mainz gründete, ohne selbst Nonne zu werden.

Der Vortrag von Dr. Hinkel widmet sich besonders ihrer „katholischen Zeit" in Mainz und gibt Einblicke in das kirchliche, politische und kulturelle Leben dieser Epoche. Hinkel spricht am Dienstag, 28. Oktober, um 18.15 Uhr bei freiem Eintritt in der Martinus-Bibliothek unter der Überschrift „Ida Hahn-Hahn. Exzentrisch, selbstverliebt, überspannt - eine Künstlernatur?" Der reich bebilderte Band „Ida Hahn-Hahn. ‚Ich hätte große Lust mit Ihnen zu zanken.' Mainzer Briefe an Christoph Moufang" erscheint im Nünnerich-Asmus Verlag und Media GmbH in Mainz.

Hinweis: Ida Hahn-Hahn, „Ich hätte große Lust mit Ihnen zu zanken. Mainzer Briefe an Christoph Moufang". Herausgegeben und eingeleitet von Helmut Hinkel. Nünnerich-Asmus Verlag und Media GmbH, Mainz 2014, 312 Seiten, rund 150 unbekannte oder seltene Abbildungen von Mainzer Persönlichkeiten und Ansichten der Stadt und zum Teil im Krieg zerstörte Bauten, gebunden, 19,90 Euro. ISBN: 978-3-943904-60-4

tob (MBN)

 

„Wenn ihr schweigt, werden die Steine schreien..." (bis 30.11.)

Ausstellung zum Gedenktag 27. Januar wird nochmals in der Karmeliterkirche gezeigt

Mainz. Am Sonntag, 19. Oktober, ist in der Karmeliterkirche Mainz die Ausstellung „Wenn ihr schweigt, werden die Steine schreien... - Zeugnisse der NS-Verbrechen" eröffnet worden. Die Ausstellung, die von der ökumenischen Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" konzipiert und umgesetzt wurde, war zu Beginn dieses Jahres im Mainzer Dom und anschließend in der evangelischen Christuskirche, im Jugendhaus Don Bosco, in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Mainz sowie in der Geschäftsstelle des Diözesan-Caritasverbandes in Mainz-Bretzenheim gezeigt worden. In der Karmeliterkirche wird die Ausstellung bis Ende November gezeigt

Die nun eröffnete Ausstellung wurde durch die Biografien zweier Zeitzeugen aus dem Karmelitenorden, Pater Titus Brandsma und Bruder Raphael Tijhuis, ergänzt. Brandsma wurde als Gegner der Nationalsozialisten 1942 in Dachau ermordet. Er ist inzwischen selig gesprochen. Bruder Raphael überlebte, litt aber zeitlebens an den Folgen der Haft in Dachau. „Warum sollen wir das alles erzählen? Aber wir müssen sprechen, weil die Toten dies von uns verlangen; sie sprechen durch uns", wird er in der Ausstellung zitiert. Vor der Ausstellungseröffnung wurde in der Karmeliterkirche die Eucharistie gefeiert. In seiner Predigt betonte Pater Lorenz van Rickelen O.Carm, wie wichtig Erinnerung für die menschliche Existenz sei. Alois Bauer, Mitglied der ökumenischen Arbeitsgruppe, und Referent für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, führte anschließend in die Ausstellung ein.

Hinweis: Weitere Informationen zur Ausstellung auch im Internet unter www.bistum-mainz.de/frieden sowie unter www.karmeliten.de

PM/am (MBN)