Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 39

vom 7. November 2012

Mainz, 1. November 2012: Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat am Donnerstag, 1. November, Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (links vorne) als residierenden Domkapitular und Ordinariatsdirektor Pfarrer Klaus Forster (links hinten) als Ehrendomkapitular in ihre Ämter eingeführt. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 1. November 2012: Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat am Donnerstag, 1. November, Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (links vorne) als residierenden Domkapitular und Ordinariatsdirektor Pfarrer Klaus Forster (links hinten) als Ehrendomkapitular in ihre Ämter eingeführt.
Datum:
Mi. 7. Nov. 2012
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Einführung der neuen Domkapitulare im Mainzer Dom
  • Bistum übernimmt Trägerschaft eines Kindergartens

Vorschau

  • Fest des heiligen Martinus (11.11.) 
  • Vorbereitungstreffen zur Sternsingeraktion 2013 (10.11.) 
  • „Tag der Offenen Tür" beim Mainzer Hospiz (10.11.)

Dokumentation

  • Grußwort von Kardinal Lehmann beim Reformationstag

Berichte

Einführung der neuen Domkapitulare im Mainzer Dom

Kardinal Lehmann führte Weihbischof Neymeyr und Ordinariatsdirektor Forster ein

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat am Donnerstag, 1. November, Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr als residierenden Domkapitular und Ordinariatsdirektor Pfarrer Klaus Forster als Ehrendomkapitular in ihre Ämter eingeführt. Neymeyr ist als Domkapitular Nachfolger des im Februar dieses Jahres verstorbenen Weihbischofs Dr. Werner Guballa; Ordinariatsdirektor Forster ist seit dem 1. September der neue Personaldezernent für die Geistlichen, Ständigen Diakone und Ordensgemeinschaften im Bistum Mainz. Die Einführung fand vor der liturgischen Eröffnung der Pontifikalvesper zu Allerheiligen im Mainzer Dom statt. Das Mainzer Domkapitel hat traditionsgemäß sieben Mitglieder, neben dem Domdekan sechs Domkapitulare.

In seiner Ansprache würdigte Lehmann das Domkapitel als „wichtiges Symbol für die Kontinuität eines Bistums". Nach der Ansprache verlas der Bischöfliche Zeremoniar, Johannes Brantzen, die Ernennungsdekrete. Anschließend sprachen Neymeyr und Forster das Apostolische Glaubensbekenntnis und legten ihren Amtseid ab. Danach überreichte ihnen Lehmann das Kapitelkreuz. Schließlich führte Domdekan Prälat Heinz Heckwolf die neuen Domkapitulare zu ihren Plätzen im Chorgestühl des Mainzer Doms. Die musikalische Gestaltung der Vesper hatten der Mainzer Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann an der Orgel übernommen.

Ulrich Neymeyr wurde am 12. August 1957 in Worms-Herrnsheim geboren. Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Worms trat er in das Mainzer Priesterseminar ein und studierte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Philosophie und Katholische Theologie. Am 12. Juni 1982 wurde er im Mainzer Dom durch Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Mainz-Lerchenberg und Mainz-Drais wurde er 1984 zur Vorbereitung seiner Promotion beurlaubt und 1987 unter Leitung des Mainzer Patrologen Professor Dr. Theofried Baumeister OFM zum Doktor der Theologie promoviert. Seine Doktorarbeit widmete er dem Thema der Stellung der Lehrer im zweiten Jahrhundert. Seine Arbeit trägt den Titel „Die christlichen Lehrer im zweiten Jahrhundert. Ihre Lehrtätigkeit, ihr Selbstverständnis und ihre Geschichte". Nach dem Abschluss der Dissertation berief ihn Bischof Lehmann im August 1987 als Subregens und Ökonom an das Mainzer Priesterseminar. Ab 1993 leitete Neymeyr die Pfarrgemeinden Dreifaltigkeit und Auferstehung Christi in der Opelstadt Rüsselsheim, wo er sieben Jahre lang wirkte. Im Herbst des Jahres 2000 wechselte er als Pfarrer nach Worms-Horchheim und wurde zugleich Leiter der Pfarreien Worms-Wiesoppenheim und Offstein.

Am 20. Februar 2003 ernannte Papst Johannes Paul II. Pfarrer Dr. Ulrich Neymeyr zum Titularbischof von Maraguia und zum Weihbischof in Mainz. Am 21. April 2003 empfing er zusammen mit dem im Februar 2012 verstorbenen Weihbischof Dr. Werner Guballa von Kardinal Lehmann im Mainzer Dom die Bischofsweihe. Seit 1. Mai 2003 ist er Bischofsvikar für die Jugendseelsorge. Auf Ebene der Bischofskonferenz ist Neymeyr seit 2012 stellvertretender Vorsitzender der Jugendkommission und Mitglied der Publizistischen Kommission. Darüber hinaus ist er seit 2011 Mitglied im Aufsichtsrat des Institutes zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) und Vizepräsident der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte. Außerdem ist er Vorsitzender des Kuratoriums der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung.

Klaus Forster wurde am 12. April 1957 in Worms geboren. Er studierte von 1978 bis 1984 Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und absolvierte anschließend die Ausbildung zum Pastoralreferenten. Zunächst arbeitete er zwei Jahre als Pastoralassistent in St. Fidelis in Darmstadt, wo er auch Religionslehrer an der Berufsschule war. 1987 ging er nach Mainz und war für vier Jahre Assistent des Mainzer Weihbischofs Wolfgang Rolly. Im Jahr 1991 folgte der Eintritt in das Mainzer Priesterseminar. Im Jahr 1992 wurde er zum Diakon geweiht.

Der Mainzer Bischof Karl Lehmann weihte ihn am 10. Juli 1993 im Mainzer Dom zum Priester. Nach Kaplansstellen in Dieburg und Friedberg wurde er 1997 Pfarrer in Roßdorf und Ober-Modau. Im Jahr 2003 wechselte er nach Griesheim als Pfarrer der Gemeinden Heilig Kreuz und St. Stephan, die seit 2006 die Pfarrgruppe Griesheim bilden. Im Jahr 2011 wurde Forster von Kardinal Lehmann zum Geistlichen Rat ernannt. Er war außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbandes des Bezirks Darmstadt. Seit dem 1. September 2012 ist Forster als Ordinariatsdirektor der neue Personaldezernent für die Geistlichen, Ständigen Diakone und Ordensgemeinschaften im Bistum Mainz.

tob (MBN)

 

Trägerschaft eines Kindergartens übernommen

Feier mit Generalvikar Giebelmann in Pfarrei „Zum Heiligen Kreuz" in Neu-Isenburg

Neu-Isenburg. Die katholische Pfarrgemeinde „Zum Heiligen Kreuz" in Neu-Isenburg hat die Trägerschaft des Kindergartens im Pappelweg von der evangelisch-reformierten Buchenbuschgemeinde übernommen. Am Samstag, 3. November, feierte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, anlässlich der Übernahme der Trägerschaft mit den Eltern, Erziehern und Kinder einen Gottesdienst zur Einweihung. Nachdem die evangelische Gemeinde den Entschluss zur Abgabe der Trägerschaft gefällt hatte, hat die Pfarrei „Zum Heiligen Kreuz" nach intensiven Gesprächen mit Generalvikar Giebelmann, der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Stadt Neu-Isenburg die Trägerschaft zum 1. September übernommen.

tob (MBN)

 

Vorschau

Fest des heiligen Martinus (11.11.)

Pontifikalamt mit dem Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann im Dom

Mainz. Zum Fest des heiligen Martinus, Patron des Mainzer Domes und des Bistums Mainz, feiert der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Sonntag, 11. November, um 10.00 Uhr im Mainzer Dom ein Pontifikalamt. Konzelebranten sind Mitglieder des Mainzer Domkapitels. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernehmen die Domkantorei St. Martin und die Mainzer Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann an der Orgel. Um 15.00 Uhr feiert Domdekan Prälat Heinz Heckwolf gemeinsam mit dem Domkapitel eine Vesper mit Sakramentalem Segen im Westchor des Mainzer Domes. Die Vesper wird durch die Domkantorei St. Martin (Leitung: Domkapellmeister Storck) und Domorganist Beckmann an der Domorgel musikalisch gestaltet.

Um 18.00 Uhr lädt die Mainzer Dompfarrei zu einem Martinsspiel im Mainzer Dom ein, dem sich ein Martinsumzug anschließt. Die Mainzer Martinus-Schule in der Weißliliengasse veranstaltet am Dienstag, 13. November, ab 18.00 Uhr einen Martinsumzug; er beginnt am Liebfrauenplatz. Darüber hinaus ist von Mittwoch, 7., bis Mittwoch, 14. November, täglich von 18.00 bis 21.00 Uhr in der Martinus-Schule, Weißliliengasse, ein „Martinsleuchten zur Ehre des heiligen Martin" zu sehen.

Stichwort: Heiliger Martin

Am 11. November gedenken die Katholiken des heiligen Martin (Martinus). Die nach ihm benannten Umzüge erinnern an die Legende, wonach Martin noch als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben soll - erst später wurde er Bischof von Tours. Martin wird - so beispielsweise auch der Dachreiter des Mainzer Doms - meist hoch zu Pferd bei der Mantelteilung dargestellt. Im Bistum Mainz sind 22 Kirchen dem heiligen Martin geweiht, neben dem Mainzer Dom unter anderen die Basilika in Bingen.

Martin wurde um das Jahr 316 in der Stadt Sabaria geboren, die heute in Ungarn liegt. Der Sohn eines römischen Tribuns trat auf Wunsch seines Vaters in die römische Armee ein. Nach seiner Bekehrung ließ sich Martin im Alter von 18 Jahren taufen, quittierte seinen Dienst und wurde zunächst Missionar. Seit 371 war er Bischof von Tours und widmete sich der Mission der noch weitgehend heidnischen ländlichen Gebiete. Er starb am 8. November 397 auf einer Seelsorgereise. Sein Grab in Tours galt als fränkisches Nationalheiligtum. Sein Mantel wurde als so genannte „Reichskleinodie" verehrt und auf Feldzügen mitgeführt. Sie wurde in einem besonderen kleinen, dem Gottesdienst geweihten Raum aufbewahrt, der danach Kapelle (von lateinisch „cappa", zu deutsch „Mantel") genannt wurde. Der Kult um den heiligen Martin breitete sich rasch in Liturgie und Volksfrömmigkeit aus. Martin war einer der ersten Nichtmärtyrer, der als Heiliger verehrt wurde.

Zumeist am Vorabend des 11. November ziehen Kinder mit häufig selbst gebastelten Laternen zu einem Martinsfeuer. Sie werden dabei von einem Reiter begleitet, der, mit römischem Helm und Purpurmantel bekleidet, an den Soldaten Martin und dessen gute Tat erinnern soll. Die Martinsgans erinnert an die Legende, nach der sich der Heilige in einem Gänsestall versteckt haben soll, um seiner Wahl als Bischof zu entgehen. Die schnatternden Tiere verrieten ihn jedoch.

Stichwort: Martinus-Medaille

Auch in der Martinus-Medaille bleibt die Erinnerung an den Heiligen lebendig. Die silberne Medaille ist die höchste Auszeichnung des Bistums Mainz für ehrenamtliches Engagement. Sie zeigt auf der einen Seite den Westbau des Mainzer Domes, auf der anderen ist eine Abbildung des heiligen Martin mit dem Bettler zu sehen, die der Chormantelschließe des Grabmals von Adalbert von Sachsen im Mainzer Dom nachempfunden ist. In der Regel verleiht der Generalvikar der Diözese die Auszeichnung im Namen des Bischofs.

Hinweis: Weitere Informationen zum heiligen Martin sowie zu den Bräuchen rund um das Martinsfest auch im Internet unter www.martin-von-tours.de sowie auf der Internetseite des Bistums Mainz unter www.bistum-mainz.de/heiligenportal  

am (MBN)

 

„Segen bringen - Segen sein" (10.11.)

Vorbereitungstreffen zur Sternsingeraktion 2013

Langen/Mainz. Das Bischöfliche Jugendamt (BJA) Mainz und die Katholische Jugendzentrale (KJZ) Offenbach-Land laden am Samstag, 10. November, von 14.00 bis 18.00 Uhr zum diözesanen Vorbereitungstreffen für die Sternsingeraktion 2013 ein. Eingeladen sind diejenigen, die in ihrer Pfarrei für die kommende Sternsingeraktion zuständig sind oder Kinder und Jugendliche bei ihren Rundgängen begleiten. Das Treffen, das unter dem Motto der Aktion 2013 „Segen bringen - Segen sein" steht, findet im Haus Heiliger Franziskus in Langen statt. Auf dem Programm stehen unter anderem Informationen zum Beispielland Tansania. Darüber hinaus werden die Gruppen ausgelost, die zu den Empfängen bei den Ministerpräsidenten in Hessen und Rheinland-Pfalz gehen.

Krankenwagen-Jeep macht Halt im Bistum Mainz (14.-18.11.)

Darüber hinaus wird in Vorbereitung auf die Sternsinger-Aktion 2013 ein „Krankenwagen für Tansania" des Kindermissionswerks „Die Sternsinger", Aachen, Station im Bistum Mainz machen. Der Krankenwagen besucht alle 27 deutschen Bistümer und weist mit Aktionen, Informationen und einem „Erlebnisprogramm" auf die Aktion 2013 hin.

Die Termine im Bistum Mainz:

  • Mittwoch, 14. November: Vormittags Station an der Kirche Heilig Kreuz, Weserstraße 3 in Bensheim-Auerbach; nachmittags auf dem Beauner Platz in Bensheim
  • Donnerstag, 15. November: Station an der Kirche St. Bonifatius, Zanderstraße 13, in Bad Nauheim
  • Freitag, 16. November: Station auf dem Ballplatz in der Mainzer Innenstadt. Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, wird den Krankenwagen zwischen 10.00 und 11.00 Uhr besuchen.
  • Sonntag, 18. November: Vormittags Station auf dem Dorfplatz in Stadecken-Elsheim; nachmittags in Schwabenheim

Hinweis: Weitere Informationen beim BJA, Referat Religiöse Bildung, Tobias Sattler, Telefon: 06131/253-626, E-Mail: tobias.sattler@bistum-mainz.de, Internet: www.bdkj-mainz.de oder www.sternsinger.org

am (MBN)

 

„Tag der Offenen Tür" beim Mainzer Hospiz (10.11.)

Einrichtung ist seit September in der Weißliliengasse untergebracht

Mainz. Das Mainzer Hospiz ist seit September in der Weißliliengasse 10 (neben der Polizeiinspektion) untergebracht. Am Samstag, 10. November, von 13.00 bis 17.00 Uhr findet ein Tag der Offenen Tür statt, an dem die neuen Räumlichkeiten besichtigt werden können und haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter über die Hospizarbeit informieren.

Seit der Gründung im Jahr 1990 hat das Mainzer Hospiz eine steigende Akzeptanz erfahren. Immer mehr Anfragen nach allgemeiner und spezialisierter Hospiz- und Palliativversorgung, nach Trauerbegleitung und Beratungsgesprächen, nach Hospizkursen und Fortbildungen ließen die Einrichtung wachsen. Das hatte jedoch zur Folge, dass die Räumlichkeiten in der Gaustraße 28, wo die Mainzer Hospizgesellschaft seit 1994 ihren Sitz hatte, zu klein wurden. Durch den Umzug stehen jetzt in der Weißliliengasse 10 angemessene Räume zur Verfügung.

Hinweis: Hospiztelefon: 06131/235531, E-Mail: kontakt@mainzer-hospiz.de  

pm (MBN)

 

Dokumentation

Lehmann bei Wormser Feierlichkeiten zum Reformationstag

Grußwort des Mainzer Bischofs / Auftakt des Themenjahrs „Reformation und Toleranz"

Worms. Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt in der Wormser Dreifaltigkeitskirche haben die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch, 31. Oktober, den Reformationstag begangen. Nach dem Gottesdienst hat der Stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Jochen Bohl (Dresden), das von der Evangelischen Kirche ausgerufene „Jahr der Toleranz 2013" im Rahmen der Reformationsdekade der EKD eröffnet. Neben dem Festvortrag von Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich haben der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck Grußworte gesprochen. Im Folgenden dokumentieren wir die Rede von Kardinal Lehmann im Wortlaut:

Das Themenjahr 2013 „Reformation und Toleranz" hat im Gesamtzusammenhang der Reformationsdekade bis 2017 auch ökumenisch eine große Bedeutung. Wenn man an der Lutherstätte Worms ist, kann man nicht die Bedeutung des Auftritts Luthers 1521 für unser Thema übersehen. Schließlich bezieht er sich beim Widerstand gegen den verlangten Widerruf auf die Unverletzlichkeit des Gewissens: „Und so lange mein Gewissen durch die Worte Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es unsicher ist und die Seligkeit bedroht, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helf mir! Amen." (Modernisierte Form bei F. Dieckmann, Geschichte in Quellen: Renaissance, Glaubenskämpfe. Absolutismus, Bd. 3, München 1966, Nr. 50, S. 119ff.) Es ist das prägende Wort für die protestantische Tradition bis heute geblieben. Es ist ein „Schlüsseltext des Protestantismus" (Bernd Moeller), das gewiss einen zentralen Baustein im neuzeitlichen Verständnis der Toleranz ausmacht. Insofern ist auch Worms der richtige Ort für die Eröffnung dieses Themenjahres.

In der Lutherforschung der vergangenen Jahrzehnte und Jahre ist aber deutlich geworden, dass dieses Wormser Bekenntnis in der geläufigen Form „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir" zwar weitreichende Anstöße für die moderne Toleranz gegeben hat, aber nicht verdecken kann, wie mühsam und schwierig das Durchsetzen einer allgemeinen Toleranz gerade auch durch Luthers eigenständiges Denken gewesen ist. Es gibt gewiss Anhaltspunkte, die die moderne Entwicklung förderten. Ein Leben lang war für Luther wichtig, dass Glauben sich nicht zwingen lasse. Jede Gewalt um des Glaubens willen lehnte er ab. Aber er war, gestärkt durch die Erfahrungen des Bauernkrieges und des zunehmenden Widerstandes gegen das Wittenberger Reformationsmodell, von der inneren Notwendigkeit einer uneingeschränkten kirchlichen und glaubensmäßigen Einheitlichkeit überzeugt. Dies verband ihn mit dem bisherigen, „alten" Denken. Dies zeigte sich ganz besonders in Luthers Haltung gegenüber den Türken, „Papisten", Täufern und besonders in den späten Judenschriften. Der ausschließliche Wahrheitsanspruch trieb Luther auch dazu, bei den weltlichen Autoritäten Vertreibung durchzusetzen, gewiss nicht durch Feuer oder Schwert wie bei anderen religiösen Führern der Zeit. Aber es bleibt bei dem, was Heinz Schilling in seiner Luther-Biografie (Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs, München 2012) so formuliert: „Luther war Toleranz in modernem Sinne fremd. Eine Pluralität religiöser Wahrheit konnte er sich nicht vorstellen." (S. 627) Dies hängt nicht nur mit seinem prophetischen Selbstbewusstsein zusammen. Vielmehr gilt: „Von Pluralismus im modernen weltanschaulichen Sinne war auch das multipolare Europa der Konfessionen noch weit entfernt. Der von Luther angestoßene Prozess religiös-weltanschaulicher Differenzierung konnte erst nach weiteren schweren Kämpfen in den modernen Pluralismus münden... In der modernen Welt sind Politik und Religion getrennt, für den Reformator in dieser Form undenkbar, aber dennoch eine Konsequenz seiner Reformation." (S. 629) Gewissensfreiheit musste sich mehr und mehr auch und gerade für Andersdenkende und Fremde durchsetzen. Man denke auch an das Verhältnis zu den Calvinisten. „Gleichwohl hat seine ganz anders motivierte Rebellion gegen den exklusiven und autoritären Wahrheitsanspruch der kirchlichen Hierarchie dazu beigetragen, der neuzeitlichen Toleranz und dem modernen Pluralismus den Weg zu ebnen." (S. 630)

Diese allgemeine Religionsfreiheit musste sich mühsam durchsetzen. Gerade der christliche Glaube konnte seinen Wahrheitsanspruch nicht einfach preisgeben. Die im 19. Jahrhundert durch eine gewisse Spielart des extremen Liberalismus gestützte Verneinung allgemeingültiger Wahrheitserkenntnis machte eine gute Lösung noch schwerer. So hat man lange gerungen, um die Verbindung von Wahrheit und Freiheit zu finden. „An die Stelle des Rechts der Wahrheit ist ohne Einschränkung das Recht der Person getreten, womit ein Grundprinzip neuzeitlichen Freiheitsdenkens aufgenommen und anerkannt wurde." (E.-W. Böckenförde, Recht, Sittlichkeit, Toleranz, Ulm 2001, S. 66) Das Zweite Vatikanische Konzil hat in der lange umkämpften Erklärung über die Religionsfreiheit „Dignitatis humanae" - es ist eine der letzten Entscheidungen am 7. Dezember 1965 - diesen Schritt vollzogen: Wahrheit und Freiheit sind so miteinander verknüpft, dass Religionsfreiheit nicht gegen die Wahrheit, sondern um der Wahrheit willen als Recht besteht. Es bleibt darum auch der Wahrheitsanspruch des Glaubens und die Verpflichtung des Menschen, den wahren Glauben zu suchen und anzunehmen.

Wir sind dabei, diese spannungsvolle Einsicht über die Zuordnung von Recht und Freiheit zu realisieren. Dabei dürfen wir nicht nur an unsere innerchristliche Ökumene denken, sondern dieses Wort gilt auch im Blick auf den notwendigen Dialog mit den anderen Religionen und die Situation in vielen Ländern der Erde. Dies schließt die Bereitschaft ein, in dem, was mir als das Fremde begegnet, Wahrheit zu suchen, die mich angeht und mich weiterführen kann.

Dies ist wohl eine authentische ökumenische Aufgabe, die uns gerade auch im Themenjahr „Reformation und Toleranz" noch mehr zu eigen werden muss, recht geeignet im Themenjahr und beim Konzilsjubiläum.

(MBN)