Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 40

vom 15. November 2017

Chorheft Gotteslob (c) Bistum Mainz / Matschak
Chorheft Gotteslob
Datum:
Mi. 15. Nov. 2017
Von:
(MBN)
Katholikenrat (c) Bistum Mainz / Matschak
Katholikenrat

Berichte

  • Sanierte Räume der Martinus-Bibliothek gesegnet
  • Missio canonica für 34 Religionslehrer
  • Monsignore Klaus Mayer berichtet als Zeitzeuge
  • Herbstvollversammlung des Katholikenrates
  • Neues Chorbuch für das „Gotteslob“ erschienen
  • Tag des Ständigen Diakonats mit Bischof Kohlgraf
  • Erstes Seminar der Stipendiaten der Johannes Stiftung
  • Martinsspiel der Mainzer Dompfarrei

Personalien

  • Rücktritt des Bischofsvikars angenommen

Vorschau

  • Ingrid Reidt über das 15. Forum Sozialpastoral (30.11.)

 

Berichte

Ein offenes Haus, das zu Austausch und Gespräch einlädt

Bischof Kohlgraf segnete die sanierten Räume der Mainzer Martinus-Bibliothek

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 11. November, die sanierten Räume der Mainzer Martinus-Bibliothek gesegnet. Im Rahmen der Segensfeier in der Ausleihe der wissenschaftlichen Diözesanbibliothek des Bistums Mainz sagte er: „Die Martinus-Bibliothek ist ein wichtiger Ort in der Stadt Mainz, der für Menschen offen steht, die sich für Glauben und Theologie interessieren und wo diese Menschen auch kompetente Hilfe erfahren.“ In den vergangenen 18 Monaten war der Altbau der Martinus-Bibliothek in der Grebenstraße von Grund auf saniert worden. Das Bistum Mainz hat für die Baumaßnahme rund 1,5 Millionen Euro investiert. „Das Bistum kennt den Wert seiner Diözesanbibliothek und hat daher die notwendigen Renovierungsarbeiten mitgetragen“, betonte der Bischof. Durch die Sanierung werde die Bibliothek „mitten in der Mainzer Altstadt noch mehr zu einem offenen Haus, in dem nicht nur Bücher verwahrt werden, sondern das seine Schätze zeigt, interessante Themen aufs Tapet bringt und zu Austausch und Gespräch einlädt.“

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Die Martinus-Bibliothek ist eine moderne wissenschaftliche Bibliothek: Zu ihrem Bestand zählt eine beeindruckende Zahl von Handschriften und Inkunablen sowie von Literatur aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, die insbesondere die Mainzer Traditionen dokumentieren. Diese zu bewahren, zu erschließen und für die wissenschaftliche Arbeit zugänglich zu machen, auch mit den neuen digitalen Möglichkeiten, ist eine wichtige Aufgabe der Martinusbibliothek. Das ist nicht nur gelehrte Spielerei, sondern auch Pflege des kulturellen Gedächtnisses, insbesondere des Bistums, der Stadt Mainz und der Region. Zugleich aber ist die Martinusbibliothek ‚up to date’. Die Anschaffungen der letzten Jahre und Jahrzehnte spiegeln die gesamte Bandbreite der theologischen Fächer und der angrenzenden Gebiete wider.“ Damit erhielten Theologen und alle Christen „das notwendige Handwerkszeug“ für eine Auseinandersetzung mit „Gott und der Welt“. Im Anschluss an die Segensfeier fand ein „Tag der offenen Tür“ mit Führungen und Kurzvorträgen statt.

Presserundgang am Vortag

Am Vortag (10. November) war das neu gestaltete Haus im Rahmen einer Journalistenführung präsentiert worden. Die Martinus Bibliothek solle „kein Museum oder Archiv sein“, betonte der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, „sondern sie soll das kulturelle Erbe auf bestmögliche Weise einer großen Zahl von Nutzern zugänglich machen“. Durch die Sanierung sei jetzt eine Sicherung der traditionsreichen Bibliothek erfolgt und so „ein moderner Ort für wissenschaftliches Arbeiten und Austausch entstanden“. Er dankte dem Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der die Sanierung während seiner Regentenzeit initiiert hatte. Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, hatte in seiner Begrüßung auf die fünf Grundpfeiler der Arbeit in der Bibliothek verwiesen: „Sammeln, Ordnen, Erschließen, Vermitteln und Bewahren.“

Umfassende Sanierung

Beim anschließenden Rundgang erläuterte Architektin Edda Kurz aus Mainz die Sanierungsmaßnahmen, die bei laufendem Betrieb erfolgt sind. Alle öffentlich zugänglichen Bereiche vom Eingangs- und Garderobenbereich bis zum Lesesaal wurden renoviert. Bei der umfassenden Sanierung wurden die historischen Elemente der Ausleihe restauriert und neue Möbel und Einbauten hierzu in Bezug gesetzt. Neu eingerichtet ist die so genannte Würdtweinische Bibliothek, ein Seminarraum im Erdgeschoss, wo Veranstaltungen mit oder zu Beständen der Bibliothek durchgeführt werden können. Hier können Veranstaltungen mit oder zu Beständen der Bibliothek durchgeführt werden.

Im Erdgeschoss wurde ein 70 Quadratmeter großer, heller Ausstellungsraum neu geschaffen und ein großzügiger Eingangs- und Garderobenbereich gestaltet. Durch die Sanierung ist künftig auch ein barrierefreier Zugang zur Bibliothek möglich. Die Büros und Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden renoviert, die Vortragstechnik auf den aktuellen Stand gebracht, die Haustechnik erneuert und das Gebäude nach modernsten Brandschutzrichtlinien ertüchtigt. Diplom-Bibliothekarin Martina Pauly, die die Sanierung von Seiten der Bibliothek begleitet hat, wies darauf hin, dass sich die Bücher der Bibliothek auf insgesamt rund zehn Kilometer Regallänge verteilten.

Ausstellung über den heiligen Martin (bis 3.2.2018)

Anlässlich der Einweihung zeigt die Martinus-Bibliothek außerdem die Ausstellung „(Sankt) Martin. Der Mainzer Kirche Schutzpatron im Wandel der Zeit“. Die von PD Dr. Christoph Nebgen (Institut für Mainzer Kirchengeschichte) kuratierte Kabinettausstellung möchte zum einen den zahlreichen historischen Verbindungen zwischen Mainz und Martin und ihren religiösen und allgemein kulturellen Auswirkungen durch die Zeiten nachgehen. Zum anderen aber - und deshalb wurde im Titel der Ausstellung das Wörtchen Sankt eingeklammert - soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie aus ganz unterschiedlichen Gründen das historisch verbürgte Wissen über Martin und die Zusammenhänge, in die er in späteren Epochen gestellt wurde, manchmal in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander stehen.

Der Heilige und vor allem die Darstellung der berühmten Mantelteilung erhielten neben ihrer religiösen Bedeutung die Funktion eines identitätsstiftenden Symbols. Deswegen ist er bis heute im Mainzer Stadtbild und darüber hinaus in ehemals „Mainzer Gebieten“ häufig zu sehen. Neben zahlreichen Exponaten aus der Martinus-Bibliothek und Leihgaben aus dem Dom- und Diözesanmuseum sind unter anderem auch zwei gusseiserne Kanaldeckel aus Bingen und Aschaffenburg und ein Starkbier namens „Martinator“ aus Lahnstein in der Ausstellung zu sehen.

Die Martinus-Bibliothek

Die Martinus-Bibliothek ist die wissenschaftliche Diözesanbibliothek des Bistums Mainz und im Bischöflichen Priesterseminar beheimatet. Mit ihrer über 350-jährigen Tradition ist sie die älteste der heute noch bestehenden Mainzer Bibliotheken und steht Fachwissenschaftlern, aber auch Studierenden und allen Interessierten offen. Die Bibliothek verfügt über mehr als 300.000 Bände aus Theologie, Ethik, Philosophie und Kirchengeschichte, vor allem des Mainzer Raums. Hervorzuheben ist der bemerkenswerte Altbestand von 270 zum Teil mittelalterlichen Handschriften, etwa 300 Handschriften-Fragmenten sowie 1.000 Inkunabeln, also Büchern oder einzelnen Blättern, die zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahr 1454 und dem Jahr 1500 mit beweglichen Lettern gedruckt worden sind.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Telefon: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr

tob (MBN)

 

Missio canonica an 34 Religionslehrerinnen und -lehrer verliehen

Traditioneller Sendungsgottesdienst im Mainzer Dom mit Bischof Kohlgraf

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstag, 9. November, die Missio canonica an 34 Religionslehrerinnen und -lehrer aller Schulformen aus dem Bistum Mainz verliehen. Kohlgraf überreichte die Urkunden bei einem Gottesdienst im Westchor des Mainzer Domes. Die Missio canonica ist die kirchliche Bevollmächtigung für Religionslehrer. Ohne diese Sendung darf kein Lehrer katholischen Religionsunterricht erteilen.

In seiner Predigt sagte Kohlgraf, „dass die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche, in Ihrem Dienst eine Hilfe sein möchte“. Kirche wolle „Zeichen und Werkzeug für die Begegnung der Menschen mit Gott sein“. „In den Sakramenten soll gefeiert werden, dass Christus in seiner Kirche lebt und die Menschen berührt. Ich lade Sie ein, die Beziehung zu Christus zu vertiefen“, sagte der Bischof. Und weiter: „Die Kirche, die Sie sendet, ist ja kein Selbstzweck, sondern sie ist im Auftrag Jesu unterwegs. Für diesen Jesus können Sie nur gehen, wenn Sie selbst in der Beziehung mit ihm leben. In der Kirche, in den Sakramenten, in der Gemeinschaft der Glaubenden, lebt Jesus, der Auferstandene. Wir können nur etwas weitergeben, was in uns lebt. Schülerinnen und Schüler werden mit Ihnen viele Themen erarbeiten, sie werden mit Ihnen diskutieren und streiten, aber am Ende bleibt hängen, ob Sie für Jesus Christus brennen, für ihn unterwegs sind.“

Kohlgraf rief die Religionslehrerinnen und -lehrer dazu auf, lebendige Zeuginnen und Zeugen zu werden, „dass Gott auch heute lebt“. „Wir sind Teil einer lebendigen Tradition. Immer neu müssen wir schauen, was zentral für unseren Glauben ist und was sekundär. Kirche und Glaube müssen leben, gelebt werden. Heute laden wir Sie ein, Zeuginnen und Zeugen zu werden, in Tat und Wort. Es ist eine große Aufgabe, auch den jungen Menschen, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass die Kirche und die Welt sie brauchen. In der Begegnung mit dem Glauben anderer sollen sie lernen und erfahren, dass sie ihre Formen des Glaubens entdecken und leben dürfen“, betonte der Bischof.

Im Rahmen der Missio-Verleihung sprechen die Kandidaten zunächst gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis. Anschließend fragt der Bischof die Kandidaten: „Sind Sie bereit, die Botschaft der Kirche im Religionsunterricht zu lehren und sie im Leben zu bezeugen?“ Auf die Antwort „Wir sind dazu bereit!“ entgegnet er schließlich: „Ich sende Sie!“ Danach überreicht der Bischof den Kandidaten die Urkunde mit ihrer Missio canonica.

Die Eucharistiefeier war Abschluss einer Tagung des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz mit den Religionslehrern, die von Mittwoch, 8., bis Donnerstag, 9. November, im Erbacher Hof in Mainz stattfand. Die Tagung, an der auch die Dezernentin für Schulen und Hochschulen der Diözese, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, teilnahm, widmete sich verschiedenen Aspekten der Aufgaben eines Religionslehrers. Darüber hinaus bot die Tagung die Möglichkeit, die Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat kennenzulernen.

am (MBN)

 

Vom Terror zur Versöhnung

Schule in der Akademie: Klaus Mayer erzählte, wie er die Nazi-Zeit überlebte

Mainz. Es war eine überaus lebendige Geschichtsstunde, die knapp 40 Schüler am Freitag, 10. November, im Haus am Dom erlebten. Sie befragten den inzwischen 94-jährigen Monsignore Klaus Mayer über die Zeit des Nationalsozialismus und erfuhren auf beeindruckende Weise, wie der Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter das Grauen erlebt und wie er es überlebt hat. Die „Unterrichtsstunde“ fand anlässlich des 79. Jahrestags der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 statt.

Eingeladen hatte die Bistumsakademie Erbacher Hof in ihrer Reihe „Schule in der Akademie“. Studienleiter Professor Dr. Ralf Rothenbusch betonte, dass es sich bei Klaus Mayer um einen besonderen Zeitzeugen handele. Als Pfarrer von St. Stephan (1965 bis 1991) habe er einen wesentlichen Beitrag zum Versöhnungsauftrag der Kirche geleistet, indem er Marc Chagall in den 1970er-Jahren dazu bewegt hatte, die heute weltberühmten Fenster zu schaffen.

Klaus Mayer, Jahrgang 1923, erlebte eine behütete Kindheit bei seinen Eltern in Darmstadt. „Das änderte sich schlagartig mit dem 30. Januar 1933“, berichtete Mayer. „Mit der Machtüberlassung an die Nationalsozialisten begann der Terror sofort.“ Das bekam auch der zehnjährige Junge schnell zu spüren: von verhetzten Schülern aus Nazi-Familien wurden er und sein älterer Bruder Bernhard angepöbelt, weil sie jüdischer Herkunft waren.

„Sind Sie denn von Ihren Eltern jüdisch oder christlich unterrichtet worden“, stellte eine Schülerin sogleich die erste Frage an den Monsignore. Er hatte die Schüler eingangs ausdrücklich ermutigt, ihn „ausquetschen“ zu dürfen. „Eine religiöse Erziehung haben mein älterer Bruder Bernhard und ich bis dahin nicht gehabt.“ Aber auf Betreiben ihrer Mutter Emmi nahmen sie ab 1934 am „Konvertitenunterricht teil, damit wir im Glauben Halt finden“. Nach der Taufe nahm sie ihre Söhne von der Schule und schickte sie in das Internat des Benediktinerklosters Ettal in Bayern. Dort spielte die jüdische Herkunft zunächst keine Rolle.

Die Pogromnacht kennt Klaus Mayer aus Schilderungen seiner Großmutter. Nach der Zerstörung der Mainzer Synagoge stürmte eine Nazi-Horde am Vormittag des 10. November 1938 zur Wohnung seiner Großeltern, klingelte an der Tür und fragte die Großmutter: „Wo ist der Jud`?“ Gemeint war sein Großvater Bernhard Albert Mayer, der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. In seiner Amtszeit war die Mainzer Hauptsynagoge 1912 eingeweiht worden. Und jetzt sah er sich dieser Horde ausgeliefert, die in der Nacht zuvor dabei war, als die Synagoge angezündet wurde. Doch warum auch immer: Die Horde wurde nicht handgreiflich, sondern zog wieder ab. „Mein Großvater war zu dieser Zeit bereits 72 Jahre alt und sehr stark sehbehindert“, hat Klaus Mayer eine mögliche Erklärung. Sein Großvater emigrierte 1941 als 75-Jähriger mit seiner Frau Adele nach Argentinien, wohin Klaus Mayers Vater Karl schon 1933 geflohen war.

Im August 1941 war für Klaus Mayer Schluss in Ettal. Das Gymnasium der Benediktiner wurde aufgelöst und in ein „Deutsches Schulheim“ umgewandelt. In den Sommerferien erhielt Klaus Mayer in Mainz, der Geburtsstadt seiner Mutter, die dorthin zurückgezogen war, einen Brief des neuen NS-Schuldirektors. „Er teilte mit, dass ich entlassen bin.“ Einziger Grund: Klaus Mayer war „nicht arisch“. Sein Bruder Bernhard hatte in Ettal gerade noch sein Abitur gemacht und war im Juli 1941 nach Argentinien emigriert.

Mayer zog zu seiner Mutter nach Mainz. Sie bewirkte, dass er als „Externer“ an der Abiturprüfung  am Adam Karrillon-Gymnasium teilnehmen konnte, ohne jedoch den Unterricht besuchen zu dürfen. Er wurde in zehn Fächern geprüft über den Stoff von drei Jahren. „Um 4.00 Uhr morgens stand ich auf und lernte bis 22.00 Uhr, um die Stoffmenge zu bewältigen.“ Im März 1942 bestand er das Abitur. Im selben Monat begann die Deportation der Juden aus Deutschland mit dem Ziel ihrer planmäßigen Ermordung.

Was nun? Studieren durfte Klaus Mayer aufgrund seiner Herkunft nicht. Ausreisen konnte er nicht, denn seit Oktober 1941 bestand ein absolutes Ausreiseverbot für Juden. Wieder war es Emmi Mayer, die für ihren jüngsten Sohn einen Ausweg fand. Er konnte sich in einer Sprachenschule in Hamburg einschreiben, um sich auf eine mögliche spätere Emigration vorzubereiten. Im Juni 1942 zog er dorthin. In Hamburg schloss Klaus Mayer sich einem gewaltfreien Widerstandskreis an. Doch ein Jahr später musste er seine Zelte abbrechen, weil ein Blockwart in der Mainzer Neustadt seiner Mutter gedroht hatte: „Wenn Ihr Sohn nochmals zum Studium weggeht, kommt er ins KZ.“ Sechs Wochen nach seinem Abschied hob die Gestapo den Hamburger Widerstandskreis aus. Weil keine Namensliste existierte und niemand Klaus Mayer verriet, „blieb ich unentdeckt“. So trug auch jener Blockwart - wenn auch unfreiwillig - dazu bei, dass Klaus Mayer überlebte.

Jetzt galt es unterzutauchen. Wieder war es Emmi Mayer, die eine Überlebensmöglichkeit für ihren Sohn fand - als Hilfsarbeiter in einem Sägewerk auf der Ingelheimer Aue. Den 27. Februar 1945, den großen Bombenangriff auf Mainz, erlebte Mayer als 22-Jähriger in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus am Dom - in einem Luftschutzkeller am Liebfrauenplatz. „Es war die längste Viertelstunde meines Lebens“, schilderte er den sichtlich beeindruckten Schülerinnen und Schülern der Mainzer Maria Ward-Schule, des Mainzer Theresianums und der Frankfurter Jeschurun Religionsschule seine Erlebnisse. Klaus Mayer und seine Mutter überlebten als einzige ihrer Familie die Nazi-Zeit in Deutschland.

„Wie konnten Sie verzeihen nach allem, was Sie erlebt haben“, fragte eine Schülerin. „Die Städte in Deutschland waren zerstört“, antwortete Mayer, „aber noch viel schlimmer waren die Zerstörungen im Inneren der Menschen. Ich wollte daran mitwirken, dass die Menschen wieder Boden unter den Füßen bekommen. Darum bin ich Priester geworden  - um an der Versöhnung mitzuwirken.“ So sei er immer mehr hineingewachsen in die Mission der jüdisch-christlichen Verständigung. Und dafür stehen auch die Chagall-Fenster in St. Stephan, erläuterte der langjährige Pfarrer: „Jesus ist Jude. Darum ist Marc Chagalls Vision vom Gott der Väter tatsächlich Bibel pur.“

Klaus Mayer appellierte an die Schüler, Rassismus und Antisemitismus von Anfang an zu widerstehen, „damit sich die Geschichte nicht wiederholt“. Christine Paulus, 17-jährige Maria Ward-Schülerin, zog ein persönliches Fazit: „Das war ein sehr schönes Erlebnis, Klaus Mayer persönlich kennengelernt zu haben.“ Sein Buch „Wie ich überlebte“ hat ihre Klasse im Unterricht besprochen. „Ich fand es toll, wie lebhaft Klaus Mayer unsere Fragen beantwortet hat.“

ath (MBN)   

 

Herbstvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz

Laiengremium beschäftigte sich mit Ausbildung und Alltag Pastoraler Berufsgruppen

Mainz. Der Katholikenrat des Bistums Mainz hat sich bei seiner Herbstvollversammlung am Samstag, 11. November, im Erbacher Hof in Mainz mit der Ausbildung und dem Alltag der Pastoralen Berufsgruppen im Bistum Mainz beschäftigt. „Wir wollen einen Blick auf die Ausbildung von Hauptamtlichen im Bistum werfen und auch erfahren, wie sie die Pfarrgemeinde sehen“, sagte der Sprecher des Katholikenrates, Patrick Landua.

Gemeindereferent Bardo Frosch, unter anderem Ausbildungsleiter für Gemeindeassistentinnen und Gemeindeassistenten im Bistum Mainz, und Pastoralreferentin Stephanie Rieth, Ausbildungsreferentin am Pastoral- und Ausbildungsseminar für Kapläne und Pastoralassistentinnen und -assistenten im Bistum Mainz, informierten über den Ausbildungsweg zukünftiger Gemeindereferenten und Pastoralreferenten und stellten sich den Fragen der Mitglieder des Katholikenrates.

Frosch regte unter anderem an, das Berufsbild und die Berufsperspektiven bei Gemeindereferenten zu öffnen, die derzeit vor allem in den Pfarreien und in Schulen arbeiten. Rieth verwies auf die lange Tradition der gemeinsamen Ausbildung von Priestern und Pastoralreferenten im Bistum Mainz. Das Priesterseminar in Mainz solle zukünftig noch mehr ein Haus aller kirchlichen Berufe (Priester, Ständige Diakone, Gemeindereferenten, Pastoralreferenten) und ein Haus der Berufung werden. Pfarrer Christian Feuerstein, Ingelheim, ergänzte die Ausführungen mit seinen persönlichen Erfahrungen als Kaplan und Pfarrer.

Stellungnahme zu Kinderarbeit verabschiedet

Schwerpunkt des zweiten Sitzungsteils am Nachmittag war die Aktion Dreikönigssingen 2018. Pastoralreferent Tobias Sattler, Referent für Religiöse Bildung beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und im Bischöflichen Jugendamt (BJA), führte in die Thematik der diesjährigen Aktion ein, die unter der Überschrift „Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit“ steht. Der Katholikenrat verabschiedete zur diesjährigen Aktion Dreikönigssingen eine Stellungnahme.

In der Erklärung heißt es: „Wir helfen mit, das Bewusstsein in die Gesellschaft zu tragen, welche Verantwortung auch wir in den wohlhabenden Ländern in der Bekämpfung der Kinderarbeit, der Ausbeutung der Kleinsten der Gesellschaft, haben. Wir unterstützen die kommende Sternsinger-Aktion, die Projekte fördert, in denen sich unter anderem Kinderrechte-Clubs oder Kinder-Parlamente bilden. Wir fordern unsere Gemeinden, Dekanate und Verbände auf, Kampagnen und Aktionen gegen die Ausbeutung von Kindern zu unterstützen.“ Und weiter: „Zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern fordern wir von den Verantwortlichen, Schulbildung, Schulmaterial, Gesundheitsvorsorge und Schulessen kostenlos anzubieten, damit arme Familien entlastet und unterstützt werden. Bei Produkten, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden, können Familien ein Einkommen erzielen, das es ihnen erlaubt, ihre Kinder in die Schule statt zur Arbeit zu schicken. Deshalb fordern wir dazu auf, Initiativen im Kampf gegen die Kinderarbeit durch bewusste Kaufentscheidungen zu unterstützen.“

Stichwort: Katholikenrat

Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium in der Diözese Mainz. Der Rat versteht sich als „das Organ des Laienapostolates im Sinne des Konzilsdekretes über das Apostolat der Laien“, wie es in der Präambel seines Statutes heißt. Mitglieder des Gremiums sind Laienvertreter aus den 20 Dekanaten, den katholischen Verbänden und aus dem Beirat von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz. Das Gremium tagt in der Regel zweimal im Jahr und hat 65 Mitglieder. Sprecher des Katholikenrates ist Patrick Landua aus Nierstein.

am (MBN)

 

Neues Chorheft für das Gesangbuch „Gotteslob“ erschienen

Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dankte Redaktionsteam aus dem Bistum Mainz

Mainz. „Tagzeitenliturgie mit dem Gotteslob. Weihnachten und Advent“ heißt ein neues Chorheft, das jetzt beim Carus-Verlag erschienen ist. Das Heft will das Kapitel „Tagzeitenliturgie“ im katholischen Gesangbuch „Gotteslob“ erschließen und Gemeindechören ermöglichen, die Feier einer Vesper oder eines Abendlobs mit leichten bis mittelschweren Chorsätzen lebendig und festlich zu gestalten. Es wird vom Bischöflichen Ordinariat Mainz im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Ämter und Referate für Kirchenmusik der Diözesen Deutschlands und des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes (ACV) für Deutschland herausgeben. Mitglieder der Redaktionsgruppe überreichten am Dienstag, 14. November, im Bischöflichen Ordinariat Mainz dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sowie Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, und Domdekan Prälat Heinz Heckwolf ein Exemplar des Chorheftes.

Kohlgraf hatte das Geleitwort zu der Publikation geschrieben. „Wie kaum ein anderer Gottesdienst“ lebe die Tagzeitenliturgie von Gesang und Musik und entfalte dadurch eine „besondere Ausstrahlung“, schreibt der Bischof. Das Chorheft gebe wie die bereits erschienen Begleitpublikationen „vielfältige Möglichkeiten an die Hand, um die Vorlagen des ,Gotteslob‘ musikalisch abwechslungsreich und lebendig zu gestalten“. „Als Getaufte sind wir alle eingeladen, durch das Gebet den Tag zu heiligen und dies auch in Gemeinschaft zu tun“, schreibt der Mainzer Bischof. Das Chorheft solle dazu ermutigen, „dieser Einladung zu folgen und die Tageszeitenliturgie, insbesondere Vesper und Abendlob, als eigene Gottesdienste gemeinsam zu feiern“. Kohlgraf dankte dem Redaktionsteam unter Leitung von Mechthild Bitsch-Molitor, der Regionalkantorin für Mainz-Stadt, für ihr Engagement. Aus dem Bistum Mainz gehörten zudem Diözensankirchenmusikdirektor Thomas Drescher, der Wormser Domkantor Dan Zerfaß sowie Liturgiereferent Tobias Dulisch zum Redaktionsteam.

Hinweis: Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten auf der Internetseite des ACV www.acv-deutschland.de unter dem Reiter „Aktuelles“.

am (MBN)

 

„Auch ein Bischof hört nicht auf, Diakon zu sein“

Geistlicher Tag der Ständigen Diakone mit Bischof Peter Kohlgraf

Mainz. Am Samstag, 11. November, hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Geistlichen Tag der Ständigen Diakone in der Augustinerkirche einen Gottesdienst zum Hochfest des Bistumspatrons Martin von Tours gefeiert und die Arbeit der Diakone gewürdigt. Er begrüßte die anwesenden Diakone und ihre Familien und sagte: „Martin ist ein guter Begleiter für uns Diakone. Auch ein Bischof hört nicht auf, Diakon zu sein.“ An die Diakone und ihre Familien gerichtet sagte er: „Dieser kirchliche Dienst ist oft eine große Herausforderung, und für dieses Lebens- und Glaubenszeugnis danke ich Ihnen ganz herzlich.“ Laut Pfarrer Markus Warsberg, dem Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat, passen der diakonische Dienst und der heilige Martin gut zusammen, da Barmherzigkeit und Seelsorge für die Kranken im Beruf des Diakons eine Rolle spielen, vor allem im Dienst des „Diakons mit Zivilberuf“, der in seiner beruflichen Welt Menschen erreicht, die nicht in ein Pfarrhaus oder eine Kirche kommen. Es war der erste Geistliche Tag der Ständigen Diakone in Bischof Kohlgrafs Amtszeit.

Leben, wie der heilige Martin gelebt hat

In seiner Predigt hob Bischof Kohlgraf die Arbeit für den Glauben hervor, wie sie auch der heilige Martin von Tours gelebt hat, und erzählte: „Bezüglich des heiligen Martin hat ein Prediger einmal gesagt: Es ist zu wenig, hinter der Laterne herzulaufen. Du musst auch leben, wie der heilige Martin gelebt hat.“ Deshalb sei der heilige Martin nicht nur ein Heiliger für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Er habe fest und treu an seinem Glauben festgehalten, selbst als viele andere Menschen seiner Zeit einem Irrglauben nachfolgten, der Jesus als eine Art besonderen Engel, anstatt als Gott beschrieb. „Martin spürte: Wenn Christus nicht Gott ist, dann kann er uns nicht erlösen“, sagte Kohlgraf und fügte an: „Martin hatte ein Gespür für die Relevanz des Glaubens. Unser Christusbekenntnis kann nur dann ins Leben strahlen, wenn es wirklich orthodox, rechtgläubig ist und Christus nicht auf das reduziert, was wir verstehen können.“ Martin von Tours zeige, dass Glauben und Leben zusammen gehören. Kohlgraf schloss mit den Worten: „Als Christ ist es wichtig, im Sinne des heiligen Martin zu teilen, aber untrennbar dazu gehört auch, dass wir uns mit unserem Glauben befassen und diesen glaubwürdig und überzeugt vertreten.“ Im Gottesdienst konzelebrierten mit dem Bischof Pfarrer Markus Warsberg und der Spiritual der Diakone und Leiter des Instituts für Geistliche Begleitung, Pfarrer Winfried Hommel, sowie Personaldezernent Domkapitular Klaus Forster. Außerdem wirkten der Ausbildungsreferent, Diakon Norbert Tiegel, und der Sprecher der Diakone, Diakon Wolfgang Ludwig, mit.

Eine gemeinsame Idee von Seelsorge

Im anschließenden Impuls im Mainzer Priesterseminar erläuterte Bischof Kohlgraf seine Sicht auf den Ständigen Diakonat im Bistum Mainz. Zu Beginn sagte er: „Nehmen Sie es heute erstmal als ein erstes gemeinsames Kennenlernen. Aber nehmen Sie es mir ab, dass ich bereit bin, im Rahmen eines gemeinsamen Weges im Bistum sehr intensiv mit Ihnen gemeinsam über die Zukunft des Diakonats nachzudenken. Ich hoffe, dass ich ihnen heute vermitteln kann, dass mir der Ständige Diakonat ein sehr wichtiges Thema ist.“ Bei den künftigen Herausforderungen in der Seelsorge sei es ihm wichtig, auf die Unterschiedlichkeiten der Regionen einzugehen und kein Einheitsmodell über das Bistum zu gießen. Ziel sei es, durch eine gemeinsame Idee von Seelsorge Verbindung zu schaffen. Auch hier bezog er sich wieder auf den heiligen Martin, da der Gedanke des Teilens, des für die Menschen Da-Seins, vieles davon beinhalte, was für eine zeitgemäße Pastoral wichtig sei. Es bedeute, die Menschen mit ihren Sorgen wahrzunehmen und sich als eine dienende Kirche zu verstehen. Nach seinem Impuls stellten sich Bischof Kohlgraf, Pfarrer Warsberg und Diakon Ludwig in einer Diskussionsrunde den Fragen, Anregungen und Problemen der anwesenden Diakone.

Diakone mit Zivilberuf

In seiner Begrüßungsrede hatte Domkapitular Forster gesagt: „Danke für die Zeichen der Verbundenheit, die Sie durch Ihre Teilnahme zum Ausdruck bringen.“ Aktuell gibt es 136 Ständige Diakone im Bistum Mainz. Davon sind 94 aktive Ständige Diakone. 66 von ihnen sind „Diakone mit Zivilberuf“. Spiritual Winfried Hommel sieht in der Form des Diakons mit Zivilberuf die Zukunft und erklärt: „Ich möchte eine Lanze für die Diakone mit Zivilberuf brechen. Sie bringen durch ihr Zivilleben eine andere Dynamik mit.“ Doch im Rahmen des Treffens fanden weder Institutio noch Admissio neuer Kandidaten für den Ständigen Diakonat statt, weshalb es nächstes Jahr an Pfingsten auch keine Weihe geben werde, sagte Domkapitular Forster und fügte an: „Deswegen ist es eine Herausforderung für uns alle, der Frage nach der Berufung nachzugehen.“ Die Lage in der Berufung zum Ständigen Diakonat war auch ein Thema in der Jahreshauptversammlung der Ständigen Diakone, die am Nachmittag stattfand.

Hinweis: Ein Informationstag zum Beruf des Diakons findet am 5. Mai 2018 statt.

cb (MBN)

 

Kennenlernseminar der Stipendiaten

Start des Bildungsprogramms der Johannes Stiftung Bistum Mainz

Mainz. Von Freitag, 3., bis Samstag, 4. November, hat das erste Seminar im Rahmen des Stipendienprogramms der Johannes Stiftung Bistum Mainz stattgefunden. Ziel des Seminars war vor allem das Kennenlernen der rund 55 Kinder und Jugendlichen untereinander und mit dem Team der Stiftung. Mit dem Stipendium soll jungen Menschen mit Migrationshintergrund aus dem Gebiet des Bistum Mainz geholfen werden, einen guten Schulabschluss zu erreichen und ihre Talente zu fördern. Das Treffen fand in der Bistumsakademie Erbacher Hof statt.

Nach einer Begrüßung der neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten durch Bischofsvikar Prälat Dietmar Giebelmann gab es zunächst grundlegende Informationen, Vorstellungs- und Fragerunden sowie verschiedene Kommunikations- und Kooperationsspiele. Am Samstag nahmen die Stipendiatinnen und Stipendiaten unter anderem an einem Sprachtest teil und beschäftigten sich mit Werten, Stärken, Interessen und Erwartungen an die Stiftung und das Stipendium. Auf das Kennenlernseminar folgen im nächsten Jahr weitere gemeinsame Veranstaltungen wie Workshops, Lernwerkstätten, Exkursionen und Intensivkurse zur Verbesserung der Deutschkenntnisse.

Die Johannes Stiftung Bistum Mainz setzt sich für die Integration von Kindern und jungen Menschen mit Migrationshintergrund ein. Ziel der Stiftung ist es, lernwilligen und talentierten jungen Menschen dabei zu helfen, einen guten Bildungsabschluss zu erreichen und damit den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft und ein selbstbestimmtes Leben zu legen. Die Johannes Stiftung ist eine Unterstiftung der Stiftung Weltkirche des Bistums Mainz. Ihr Vorsitzender ist der ehemalige Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann; Bischofsvikar Giebelmann ist stellvertretender Vorsitzender.

Hinweise:

PM (MBN)

 

„Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“

Viele Kinder und Erwachsene besuchten Martinsspiel und -umzug der Dompfarrei

Mainz. Zwischen 500 und 600 Kinder und Erwachsene haben am vergangenen Samstagabend, 11. November, wieder am jährlichen Sankt Martinsumzug der Dompfarrei teilgenommen. Pfarrer Professor Dr. Franz-Rudolph Weinert von der Dompfarrei kümmert sich seit 15 Jahren um den Martinsumzug. „Es ist immer wieder ein Phänomen“, sagt er. „An dem Abend strömen so viele Menschen in den Dom. Es kommen Kinder, Erwachsene, Großeltern und Eltern. Das ist für mich eigentlich das Schönste, wenn der Dom so voll ist“, berichtet er und ergänzt, „da ist manchmal ein guter Geräuschpegel, aber das ist gar nicht tragisch.“ Auch dieses Jahr waren die Bänke wieder komplett gefüllt und sowohl Kinder, als auch Erwachsene lauschten dem Martinsspiel, das im Westchor aufgeführt wurde. Mitglieder der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) aus dem Rhein-Main-Gebiet inszenierten das zweite Jahr in Folge, die Geschichte der Mantelteilung, die Martin bis heute berühmt macht. Nach dem Schauspiel standen die Pfadfinder in ihren Soldatenverkleidungen und Martin mit Bischofsmitra am Marktportal des Doms Spalier, während sich die Kinder mit ihren Laternen zum Umzug bereitmachten.

Einen Schein auf die gute Tat des Martin werfen

Nach dem Martinsspiel segnet Pfarrer Weinert immer die Laternenlichter und die Kinder. „Das Benediktionale sieht eine Segnung der Lichter vor und die Kinder haben das auch gern und halten ihre selbst gebastelten schönen Laternen hoch. Aber vor allem werden auch die Kinder selbst gesegnet“, berichtet er. Seiner Meinung nach ist die gute Tat des Martin universell verständlich und hat bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Er erkläre den Kindern immer, dass sie mit ihren Laternen einen Schein auf Martins gute Tat werfen. Sankt Martin sei eine Lichtgestalt, die das Christliche verkörpert, die Gottesliebe und die Nächstenliebe. „Als Bischof liebte Martin Gott und war ganz für die Menschen da. Und das können Kinder von Martin lernen“, sagt er. Das gelte auch für muslimische Kinder, die am Martinsumzug teilnehmen. „Sie laufen einfach mit uns mit und können nachvollziehen, dass Martin ein ganz guter, heiliger Mensch gewesen ist, der sich der Armen angenommen hat“, erklärt Pfarrer Weinert.

Ein Ehrenamt, das ich gerne mache

Auf dem Marktplatz wartet bei gutem Wetter bereits ein Martindarsteller auf einem Pferd darauf, den Martinsumzug anzuführen. Seit gut 37 Jahren schlüpft Markus Scheiber einmal im Jahr in römische Sandalen und legt sich einen langen roten Mantel um den Hals. Als er 15 Jahre alt war, hat er zum ersten Mal die Rolle des heiligen Martin übernommen. „Das dann letztendlich so viele Jahre daraus werden, das war damals noch nicht zu ahnen“, scherzt er. Er freut sich, wenn er sieht, dass die Kinder Spaß an dem Umzug haben. „Das echte Pferd ist bestimmt auch ein Beweggrund für viele Kinder“, erklärt er. Dieses Jahr ritt er auf Sunny, einem Pferd vom Voltigier- und Förderzentrum Mainz-Ebersheim. Auch Pfarrer Weinert ist sich sicher: „Es muss ein echtes Pferd sein, die Kinder müssen das sehen. Da reicht ein Holzpferd nicht aus.“ Geführt von ehrenamtlichen Ordnern mit Fackeln, leitet Markus Scheiber die Kinder und Erwachsenen vom Marktplatz über den Leichhof bis zum Liebfrauenplatz. Dort in der Apsis der ehemaligen Liebfrauenkirche sammeln sich nochmal alle Teilnehmer am Ende des Martinsumzugs. „Es ist ein Ehrenamt, das ich gerne mache“, sagt der ehemalige Domministrant.

Schöner in einem Gotteshaus, das St. Martin geweiht ist

Das Martinsspiel findet erst seit ein paar Jahren im Mainzer Dom statt. „Vor 14 Jahren, als ich in die Dompfarrei kam, da fand ein kleines Martinsspiel noch am Brunnen des Kirschgartens statt und dann gab es einen Laternenzug durch die Altstadt“, erinnert sich Pfarrer Weinert. Damals haben Darsteller aus der Pfarrei und Ministranten auf dem Brunnen gestanden und die Mantelteilung dargestellt, doch von Jahr zu Jahr seien mehr Kinder gekommen, erklärt er und erzählt weiter: „Dann sind wir vom Kirschgarten in die Apsis der Liebfrauenkirche ausgewichen, um der wachsenden Anzahl an Kindern und  Eltern Platz zu bieten.“ Doch vor etwa fünf Jahren habe es sehr stark geregnet und dann wurde das Martinsspiel aus der Not heraus in den Dom verlegt. „Damals haben wir wegen der schlechten Witterung einen Martinsumzug durch den Dom und durch den Kreuzgang gehalten. Und daraufhin haben wir gesagt, das machen wir ab jetzt immer im Dom. Denn es ist schöner, wenn man sich im Gotteshaus, das St. Martin geweiht ist, im Martinsdom, trifft. Für die Menschen ist es auch schöner, denn dann müssen sie nicht bei Kälte und regnerischem Wetter schon vorher draußen in der Apsis stehen“, sagt Pfarrer Weinert. „Seitdem kommen noch mehr Leute.“ Sollte es doch mal wieder zu sehr regnen, könne der Umzug jederzeit wieder auf den Kreuzgang des Doms ausweichen.

Wenn es nicht langt, dann wird geteilt

Sowohl beim Umzug, als auch im Dom wird viel gesungen. Vor allem das Martinslied „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ gerne schon zu Beginn, berichtet Pfarrer Weinert. Unterstützt werden die Kinder dabei von einer Blaskapelle des katholischen Musikvereins aus Gau-Bischofsheim, der die Martinsveranstaltung schon viele Jahre begleitet. Gesungen werden alle typischen Martins- und Laternenlieder, wie „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ und „Brenne auf mein Licht“. Zum Schluss auf dem Liebfrauenplatz sammeln sich die Kinder noch einmal um Sankt Martin und Pfarrer Weinert bittet sie alle ihre Laternen in den Himmel zu recken und den heiligen Martin winkend bis zum nächsten Jahr zu verabschieden. Danach werden von der Dompfarrei gestiftete Brezeln an die Kinder verteilt, „und wenn es nicht langt, dann wird im Sinne des Martin geteilt“, lächelt Pfarrer Weinert.

cb (MBN)

 

Personalien

Rücktritt des Bischofsvikars angenommen

Giebelmann legt zum 1. Januar 2018 alle Ämter und Aufgaben nieder

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den Rücktritt von Bischofsvikar Prälat Dietmar Giebelmann angenommen. Giebelmann tritt zum 1. Januar 2018 von allen Ämtern und Aufgaben im Bistum zurück. Bischof Kohlgraf respektiert die Entscheidung von Giebelmann, die aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über die Ausrichtung der Diözese erfolgt, und dankt ihm für sein großes Engagement im Bistum Mainz. Giebelmann war als Bischofsvikar für das Dezernat Pastorale Räte sowie die Stabsstelle Stiftungen und die Stabsstelle Migration und Integration im Bischöflichen Ordinariat zuständig. Davor wirkte er als Diözesanadministrator, Generalvikar und Personaldezernent in der Bistumsleitung. Die Benennung der Nachfolge erfolgt zu gegebener Zeit.

tob (MBN)

 

Vorschau

Drei Fragen – Drei Antworten

15. Forum Sozialpastoral im Haus am Maiberg (30.11.)

Heppenheim. Am Donnerstag, 30. November, veranstaltet die Initiative Sozialpastoral ihr 15. Forum Sozialpastoral im Haus am Maiberg in Heppenheim. Die Veranstaltung trägt den Titel „Im Alter arm dran! Skandal der Altersarmut“. Die Veranstaltung beginnt um 9.00 Uhr und beschäftigt sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Thema Altersarmut. Es sollen Anstöße vermittelt werden, wie man sich den Betroffenen widmen kann. Am Nachmittag finden Workshops zu dem Thema statt. Voraussichtliches Ende ist um 16.15 Uhr. Im Interview erklärt Ingrid Reidt, katholische Betriebsseelsorgerin Südhessen und Mitglied der initiative Sozialpastoral, ausführlicher die Problematik und Lösungsansätze.

Mainzer Bistumsnachrichten: Warum ist aus Ihrer Sicht Altersarmut ein Thema, das dringend mehr Aufmerksamkeit braucht?

Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt: Altersarmut hat viele Gesichter. Sie ist materielle und seelische Not einer wachsenden Anzahl von Menschen und damit ein ernstes gesamtgesellschaftliches Problem. Mehr als  eine Million Rentnerinnen und Rentner sind schon heute auf Grundsicherung angewiesen, beziehungsweise auf Aufstockung durch das Sozialamt und auf den Gang zur Tafel. Das ist entwürdigend und für viele mit großer Scham verbunden. Die Zahl der Betroffenen wird in Zukunft aufgrund des demographischen Wandels, der Absenkung des Rentenniveaus, prekärer Beschäftigung, fehlender Rentenpunkte mit Blick auf Lebenshaltungskosten steigen. Betroffen sind vor allem Frauen. Verarmung im Alter ist daher kein Einzelphänomen oder „Schicksal“, das „vom Himmel fällt“. Ihr Ausmaß hat strukturelle Ursachen und ist ein Skandal. Selbst Menschen und Familien mit mittleren Einkommen, laufen Gefahr im Alter zu verarmen. Die, die schon jetzt arm sind, werden noch ärmer werden. Als Christen darf uns das nicht unberührt lassen.

MBN: An wen richtet sich Ihre Veranstaltung und was erwartet die Teilnehmer an dem Tag?

Reidt: Das Forum richtet sich an alle Hauptamtlichen aus Seelsorge und Caritas, sowie an interessierte Ehrenamtliche, die an unterschiedlicher Stelle diakonisch tätig sind. Der kollegiale Austausch und das Einbringen der eigenen Erfahrungen auf der Grundlage eines inhaltlichen Impulses schaffen gemeinsames Bewusstsein für soziale Brennpunkte in Gemeinden, Einrichtungen und Lebensräumen. Das Forum will für diese Brennpunkte sensibilisieren, zur Auseinandersetzung motivieren und Kräfte bündeln, um vor Ort und in unseren Regionen Armut zu lindern und zu verhindern.  

MBN: Wie hat sich die Problematik Altersarmut in den letzten Jahren verändert und wie können Seelsorge und Caritas bei der Bekämpfung unterstützend tätig sein?

Reidt: Der wichtigste und erste Schritt ist, der Not im wahren Sinn des Wortes ins Gesicht zu sehen, das heißt, nicht wegzuschauen und die Realität anzuerkennen: Altersarmut begegnet uns schon jetzt täglich auf den Straßen und  in den Pflegeheimen, bei Hausbesuchen und in der Tafel. Es geht um das Leben und die Würde alter Menschen. Die Anzahl von Flaschensammlern, Rentnern und Rentnerinnen in Minijobs hat drastisch zugenommen. Ebenfalls wächst die Anzahl von Frauen und Männern, die schon in jungem Alter in Armut leben und fürs Alter nicht vorsorgen können. Konkrete karitative und beratende Hilfe ist ebenso wichtig wie die politische Intervention und die Benennung der Ursachen in der Öffentlichkeit. Es gründen sich derzeit in vielen Regionen Bündnisse gegen Altersarmut, in denen auch Caritas und Seelsorge gemeinsam mit den Sozialverbänden als Stimme gefragt sind. Das heißt, dass wir konkrete Hilfen anbieten durch Unterstützung, Beratung und Zuwendung. Aber das heißt auch, mutig Ursachen zu benennen und mit Blick auf die Zukunft eine Veränderung der Strukturen einzufordern. Als mündige Christinnen und Christen haben wir den gemeinsamen Auftrag, uns in den Dienst der Menschen zu stellen, besonders in den Dienst der Armen und Benachteiligten. Es ist gut, wenn es zunehmend gelingt, uns mit unseren unterschiedlichen Professionen in Seelsorge und Caritas, haupt- und ehrenamtlich, problembewusst und empathisch den von Altersarmut betroffenen Menschen anzunehmen.

cb (MBN)

Vorstand Katholikenrat (c) Bistum Mainz / Matschak
Katholikenrat Herbst 2017 (c) Bistum Mainz / Matschak
Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum
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Missio canonica November 2017 (c) Bistum Mainz / Matschak
Ingrid Reidt (c) Bistum Mainz
Martinsspiel und -umzug der Dompfarrei (c) Bistum Mainz / Burger