Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 41

vom 22. November 2017

Missio-Projekt (c) Bistum Mainz / Blum
Missio-Projekt
Datum:
Mi. 22. Nov. 2017
Von:
(MBN)
Kohlgraf Vorlesetag 2017 (c) Bistum Mainz / Matschak
Kohlgraf Vorlesetag 2017

Berichte

  • Bischof bei Beirat der Katholiken anderer Muttersprache
  • Kohlgraf beteiligte sich am Vorlesetag im Mainzer Dom
  • Abschluss von „100 Jahre Caritas im Bistum Mainz“
  • Bistum schreibt erneut Umweltpreis aus
  • Rundgang durch neue Martinsausstellung in Mainz
  • Workshop des Demokratiezentrums Hessen
  • Bistum fördert Wohnraum für Flüchtlinge
  • Über 12.000 Euro für Missio-Projekt

Personalien

  • Weidner zum Vorsitzenden des Familienbundes gewählt

Vorschau

  • Konzert mit Albert Schönberger in Mainz (26.11.)

 

Berichte

„Sie sind ein Teil dieser wachsenden Vielfalt“

Herbstvollversammlung des Beirats von Katholiken anderer Muttersprache

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 18. November, an der Herbstvollversammlung des Beirats von Katholiken anderer Muttersprache teilgenommen. Das Treffen fand in der Italienischen Katholischen Gemeinde Mainz statt. Kohlgraf würdigte das Engagement der fremdsprachigen Gemeinden vor allem im Bezug darauf, dass sie Menschen Heimat bieten. „Ihre Gemeinden werden auch in der Zukunft eine Rolle spielen. Und ich meine sogar vielleicht eine wichtigere Rolle als bisher, wenn wir darüber nachdenken, dass kirchliches Leben vielfältiger wird. Vielleicht weniger, aber bunter und vielfältiger“, sagte Bischof Kohlgraf in seiner Begrüßung. Und weiter: „Ich bin sehr gerne gekommen, nicht nur wegen der Quantität der Mitglieder der muttersprachlichen Gemeinden, sondern auch wegen der Qualität Ihrer Arbeit.“

Nachhaltigkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit

„Ein Signal, das ich senden möchte, ist, dass wir jetzt überlegen, wie wir die Pastoral im Bistum Mainz in der Zukunft aufstellen können – und nicht nur für drei Jahre planen“, sagte Kohlgraf. Er betonte: „Im Grunde brauchen wir jetzt Ideen, die noch in 15 oder 20 Jahren tragfähig sind. Wir müssen jetzt eine gewisse Nachhaltigkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit in diese Planungen bringen.“ Es stünden Überlegungen an, wie man das Bistum in Zukunft strukturieren könne, auch im Hinblick auf größere Pfarreien. Wichtig dabei sei es, regional unterschiedliche Lösungen zu finden. „Dennoch brauchen wir eine verbindende Idee von Seelsorge in unserem Bistum“, fügte er an.

Außerdem sprach Bischof Kohlgraf über die zunehmenden Wanderungsbewegungen von Gemeindemitgliedern. „Leute definieren Heimat nicht mehr einfach mit dem Kirchturm vor Ort, sondern sie suchen sich ihre kirchliche Heimat woanders. Es ist das gute Recht eines freien Christen zu schauen, wo er Heimat findet, wo Unterstützung für sein geistliches Leben“, erklärte er. Die Gemeinden anderer Muttersprache seien ein Teil dieser wachsenden Vielfalt, und diese Vielfalt solle auch gefördert werden. Seiner Meinung nach zeichnet die fremdsprachigen Gemeinden vor allem die stärkere Verbindung zwischen Kirche, kulturellem Ausdruck und Identität aus. Er ergänzte: „Ich glaube, dass in Ihren Gemeinden ganz viel Leben ist, das auch unsere Arbeit befruchten kann.“

24 Prozent der Gesamtkatholikenzahl

In seiner Begrüßung zog Pastoralreferent Joaquim Nunes, Vorsitzender des Beirats der Katholiken anderer Muttersprache und Sprecher des Beirates, Bilanz: „Gemeinden anderer Muttersprache gibt es in unserem Bistum seit Ende der 1960er Jahre. Nicht immer werden wir vor Ort als gleichberechtigte Partner angesehen, doch mittlerweile leben insgesamt 173.000 Katholiken anderer Muttersprachen in unserem Bistum. Das sind knapp 24 Prozent der Gesamtkatholikenzahl.“ Die absolute Zahl und der Prozentsatz steige von Jahr zu Jahr weiter an und dadurch werde deutlich, dass die Gemeinden anderer Muttersprache auch weiterhin wichtig seien, erklärte er. Mit Blick in die Zukunft fügte er an: „Wir möchten unseren Beitrag für eine katholische – weltumspannende – Kirche vor Ort leisten: Eine Kirche in vielen Sprachen und Kulturen.“

Die fremdsprachigen Gemeinden stellen sich vor

Es war das erste Treffen der Gemeinden anderer Muttersprache in der Amtszeit von Bischof Kohlgraf. Unter Leitung der Geschäftsführerin der Diözesanen Räte, Martina Reißfelder, und Joaquim Nunes erarbeiteten die Teilnehmer vor der Begegnung eine kurze Präsentation und stellten dem Bischof sich und ihre Gemeinden vor. Dabei erklärten sie vor allem, wie sich die jeweiligen Gemeinden zusammensetzen, und an welchen Stellen es Kooperationen untereinander oder mit örtlichen Gemeinden gibt. Außerdem beschrieben sie Besonderheiten in religiöser und kultureller Hinsicht und formulierten ihre Wünsche für die Zukunft. Auf diese Weise bekam Bischof Kohlgraf einen Überblick über die italienischen, polnischen, kroatischen, portugiesischen und spanischen Gemeinden, sowie die rumänische Gemeinde und die indische Seelsorgestelle.

cb (MBN)

 

„Geschichten über den blauen Planeten“

Bischof Peter Kohlgraf las Grundschulkindern im Mainzer Dom vor

Mainz. Anlässlich des Bundesweiten Vorlesetages am Freitag, 17. November, hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf im Westchor des Mainzer Domes Kindern vorgelesen. Die 24 Kinder kamen aus der Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim. Kohlgraf las ihnen aus dem Buch „Die Grünen Piraten – Jagd auf die Müllmafia“ vor. Anschließend sprachen die Kinder mit Bischof Kohlgraf über die Geschichte.

Der Leiter der Büchereiarbeit im Bistum Mainz, Josef Staudinger, hatte zu Beginn die Kinder begrüßt. Er wies darauf hin, dass an 17 Orten in Mainz – davon drei im Mainzer Dom – Schulklassen und Kita-Gruppen vorgelesen werde. Insgesamt hätten sich rund 1.400 Kinder in 66 Gruppen angemeldet. „Dieser Tag möchte ins Bewusstsein rufen, wie wichtig das regelmäßige Vorlesen für Kinder ist“, sagte Staudinger. Auch weitere Mitglieder der Bistumsleitung lasen Kindern vor: so unter anderen Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, sowie die Domkapitulare Prälat Jürgen Nabbefeld und Klaus Forster.

Der Bundesweite Vorlesetag ist eine gemeinsame Initiative der Wochenzeitung „Die Zeit“, der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung. Er findet zum 14. Mal statt. Auch die Bücherei am Dom beteiligt sich in diesem Jahr wieder an dieser „Werbekampagne“ für das Vorlesen – wie in den vergangenen Jahren auch 2017 wieder in Kooperation mit der Stadt Mainz. In Mainz steht der Vorlesetag unter der Überschrift „Geschichten über den blauen Planeten“.

Hinweis: Weitere Informationen zum Vorlesetag gibt es auch im Internet unter www.bistum-mainz.de/buecherei-am-dom sowie unter www.vorlesetag.de

am (MBN)

 

„Älter - bunter - weniger“

Abschlussveranstaltung des Jubiläumsjahres „100 Jahre Caritas im Bistum Mainz“

Mainz. „Wandlungen nicht nur hinzunehmen, sondern auch zu gestalten, das fällt nicht immer leicht. Es braucht dazu eine Grundhaltung des Mutes und der Zuversicht. Das muss uns als Christen auszeichnen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Donnerstag, 16. November, anlässlich der Abschlussveranstaltung des Jubiläumsjahres „100 Jahre Caritas im Bistum Mainz“. Zu dem Tag im Ketteler-Saal des Erbacher Hofs in Mainz kamen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas aus dem ganzen Bistum. Die Fachtagung hatte den Titel: „Älter – bunter – weniger. Die große Demografie-Simulation: Den gesellschaftlichen Wandel spürbar erleben“.

„Kirche und Caritas sind eins“

In seiner Rede würdigte Bischof Kohlgraf die Bereitschaft der Caritasmitarbeiter, sich mit den Problemen auseinander zu setzen, die durch den demografischen Wandel entstehen. „Ich freue mich, dass Sie sich als Diözesan-Caritasverband im Jubiläumsjahr auch die Beschäftigung mit einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema vorgenommen haben“, sagte er. Und weiter: „Demografische Gesichtspunkte müssten bei unseren Diskussionen über die zukünftige Gestaltung von Pastoral und über pastorale Schwerpunkte eine viel größere Rolle spielen, als dies im Moment der Fall ist.“ Der Titel „Älter – bunter – weniger“ bringe seiner Meinung nach den demografischen Wandel prägnant auf den Punkt. Darin stecke eine hohe Brisanz, sowohl für die Arbeit der Caritas als auch für die Kirche insgesamt.

„Fürchtet euch nicht, wir gestalten mit“

Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick sprach in seinem Statement über Einschätzungen, Chancen und Herausforderungen des demografischen Wandels für die Caritas. In der derzeitigen „Epoche der Unübersichtlichkeit“, in der Menschen nach neuen Bezügen und Halt suchten, brauche es neue Sichtweisen. Die Frage, die im Raum stehe, sei: „Wie wollen wir als Caritas die Zukunft der Gesellschaft gestalten?“ Deshalb sollen die nächsten drei Jahre im Deutschen Caritasverband unter dem Schwerpunkt „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ stehen. Es sei ein politisch-sozialer Prozess, bei dem vor allem gleichberechtigte Teilhabe wichtig sei, erklärte Domnick. Klar sei, dass sich die Gesellschaft durch die Menschen, die zu uns kommen, zu einer neuen Gesellschaft verändern werden. „Das macht vielen Menschen Angst. Hier müssen wir als Caritas und Kirche deutlich machen: Fürchtet euch nicht, wir sind bei euch, wir gestalten mit und unterstützen“, sagte Domnick.

Drei wesentliche Fachbereiche

Diözesancaritasdirektor Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt deutete bereits in seiner Begrüßung auf die anstehende Anforderungen hin. „Wir müssen uns damit beschäftigen, was den demografischen Wandel ausmacht, und was die Herausforderungen an unsere Arbeit sind. Deshalb freue ich mich, dass Kolleginnen und Kollegen aus allen Regionen, aus den Bezirksverbänden, aus kooperativen Mitgliedsorganisationen, aus den Fachverbänden da sind, um gemeinsam hier zu hören, was uns vorgetragen wird, und gemeinsam in die Zukunft zu schauen.“ Dazu wurden vor allem drei wesentliche Fachbereiche identifiziert: Jugendhilfe, Altenhilfe sowie Migration und Integration. In ihrem Referat „Soziale Aufgaben im Wandel“ stellte zudem Theresa Damm vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Ergebnisse zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Arbeit der Caritas vor. Außerdem skizzierte sie mögliche Zukunftsaussichten der Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahren.

cb (MBN)

 

Bewahrung des „gemeinsamen Hauses“

Bistum Mainz schreibt wieder einen Umweltpreis aus

Mainz. Das Bistum Mainz schreibt auch in diesem Jahr einen Umweltpreis aus. Gesucht werden Projekte, die in besonderer Weise von der päpstlichen Enzyklika „Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ inspiriert sind und deren Botschaft in die konkrete Praxis vor Ort übersetzen, wie es in der Ausschreibung heißt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist Schirmherr des Preises: „Als Schirmherr des Preises lade ich Sie herzlich ein, die Ausschreibung zum Anlass zu nehmen, sich mit der Enzyklika des Papstes auseinander zu setzen und nach Wegen zu suchen, wie ,die Sorge um das gemeinsame Haus‘ bei uns im Bistum Mainz konkret werden kann.“ Und weiter: „Wir als einzelne und als Kirche müssen uns fragen, was wir in unserem Umfeld für eine ganzheitliche Ökologie und eine nachhaltige Entwicklung, was wir für die Umwelt und für die Armen tun können.“

Das Preisgeld beläuft sich auf insgesamt 5.000 Euro; es werden bis zu vier Preisträger ausgezeichnet. Zusätzlich werden zwei Sonderpreise für Kindergärten und Schulen in Höhe von je 500 Euro vergeben. Eine unabhängige Jury wird im Januar 2019 die Bewerbungen sichten und die Preisträger auswählen. Jedes Jurymitglied bewertet die Bewerbungen nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Bewerben können sich alle kirchlichen Gruppen, Verbände, Einrichtungen, Stiftungen, Kindergärten, Schulen, Pfarreien und Klöster im Bistum Mainz. Bewerbungsschluss ist der 1. Dezember 2018.

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter www.bistum-mainz.de/umweltpreis

am (MBN)

 

Wandel in der Darstellung des Heiligen

Ausstellung: „(Sankt) Martin. Der Mainzer Kirche Schutzpatron im Wandel der Zeit“

Mainz. Der heilige Martin hat seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. An diesen Akt der Nächstenliebe erinnern Kinder jedes Jahr bei einem Umzug mit selbstgebastelten Laternen. Doch Martin von Tours wurde, laut der über ihn verfassten Vita aus dem vierten Jahrhundert, über 80 Jahre alt. Was bestimmte sein Leben in den Jahren nach der Mantelteilung? Was dachten Menschen im Mittelalter über ihn? Warum ist der Mainzer Dom ein Martinsdom, und wie kommen Abbildungen der Mantelteilung auf Kanaldeckel in Aschaffenburg? Antworten auf diese und andere Fragen finden sich in der neuen Martinsausstellung „(Sankt) Martin. Der Mainzer Kirche Schutzpatron im Wandel der Zeit“ in der Mainzer Martinus-Bibliothek. Zur Einweihung der renovierten Bibliothek hat PD Dr. Christoph Nebgen vom Institut für Mainzer Kirchengeschichte die Kabinettausstellung im neuen 70 Quadratmeter großen Ausstellungsraum konzipiert. Sie ist bis zum 3. Februar 2018 zu besichtigen.

„Als Historiker würde es mich freuen, aufzeigen zu können, was mit den Klammern im Titel der Ausstellung angedeutet wird. Und zwar, dass die Gründe, warum Jemand verehrt wird, einem Wandel unterliegen“, sagt Nebgen. Auch Kontext und Zeitgebundenheit spielen dabei eine Rolle: „Die Fülle an Deutungen gehört auch zur Person. Nicht nur die Mantelteilung, sondern viel mehr Merkmale zeichen so eine Figur und ihre Heiligkeit aus.“ Was ihn an Martin von Tours fasziniere, sei der Fakt, dass er die Zerrissenheit ausgehalten habe zwischen seinem Wunsch als Mönch zu leben und dem Wunsch Anderer als Bischof aktiv in der Welt zu wirken.

Ein Heiliger einer Umbruchzeit

Schon zu Lebzeiten (316-397 n. Chr.) war Martin von Tours ein sehr angesehener Mann. Jedoch seien den Menschen damals ganz andere Merkmale für seine Heiligkeit wichtig gewesen. „Er wurde vor allem als ganz starker Bischof, als jemand, der das Mönchtum in den Westen gebracht hat, verehrt“, sagt Nebgen. „Aber auch als Missionar, der weite Reisen machte, um das Christentum an Mann und Frau zu bringen. Und als Gestalt, die ganz stark zwischen Politik und Kirche vermittelt und ganz eindeutige Positionen bezogen hat.“ Das zeige sich auch in der Ikonografie. Martin sei im ersten Jahrtausend meistens als Bischof oder als idealisierter Mönchsbischof mit Tonsur dargestellt worden. Ungefähr ein Jahrhundert nach seinem Tod sei Martin Reichsheiliger der Franken geworden und wurde dadurch auch zu einer politischen Identitätsfigur. „Dadurch wurde Martin auch immer mehr zum Ritterheiligen und zum Heiligen der Adligen. Damit brauchte er ein Pferd, um einfach die Standeserhöhung zu zeigen. Da rückt der Bettler immer mehr ins Abseits, und der prächtige, kräftige Ritter steht im Vordergrund“, erklärt Nebgen und ergänzt: „In der Frühzeit wurde der Bettler neben Martin dargestellt, doch im Laufe des politischen Kontexts ist Martin aufs Pferd und der Bettler an den Rand gedrängt worden. Das sind Dinge, durch die ich gern aufzeigen würde, wie Martin als Figur funktionalisiert worden ist.“

Martins Verehrung begann just in dem Moment, als die Franken nach dem Untergang des alten Imperium Romanum (476 n. Chr.) eine neue Herrschaft etablierten. „So wurde er zu einem Heiligen der Umbruchzeit zwischen Spätantike und frühem Mittelalter“, berichtet Nebgen. Als römischer Bürger, der in Gallien unter einer gallischen Mischbevölkerung wirkte, stehe er symbolisch für die untergegangene römische Kultur und gleichzeitig als Identitätsfigur für die neue Frankenherrschaft. Auch die alte römische Stadt Mainz sei damals fränkisch geworden. „Interessanterweise gab es bereits vor dem heiligen Martin von Tours einen Martin in Mainz. Der zweite Bischof von Mainz hieß Martin oder Marin, beziehungsweise Martinus oder Marinus. Die Vermutung liegt nahe, dass die Kirche, die er gebaut hat, schon eine Martinus-Kirche war. Als nun Martin von Tours hier als Heiliger dargestellt wurde, gab es schon Bezüge zum Namen und deshalb war es einfach, ihn hier einzuführen“, erzählt Nebgen. Der Mainzer Dom sei dementsprechend eine Martins-Kirche geworden und von da an begann sich die Martinsverehrung bistumsweit zu etablieren.

Kanaldeckel aus Aschaffenburg

Der Mainzer Erzbischof habe früher nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Macht besessen. So sei der heilige Martin häufig als Identitätsmarker im Herrschaftsgebiet, beispielsweise in Bingen und Aschaffenburg auf Ortswappen, Siegeln und Kanaldeckeln zu sehen gewesen, um den Bezug zu Mainz darzustellen. Die politischen Bezüge sind längst überholt, doch die Kanaldeckel gibt es noch. So findet sich in der Ausstellung auch ein Kanaldeckel mit Martinsmotiv aus Aschaffenburg. Auf die Kanaldeckel mit Mantelteilungsmotiv aufmerksam geworden sei er bei einem Betriebsausflug vor zwei Jahren in Bingen, erzählt Nebgen.

Nebgens Lieblingsexponat stammt aus dem Jahr 1947 und steht sinnbildlich dafür, wie der Heilige in ganz unterschiedliche Kontexte hinein übersetzt wird. Es ist eine kleine Grafik des Mainzer Künstlers Josef Plum. Diese zeigt den heiligen Martin in der üblichen Szenerie mit Schwert, Pferd und Mantel, jedoch ohne Bettler. Stattdessen mit zwei Soldaten, auf deren Rücken ein „PW“ geschrieben steht. „Das steht für prisoner of war (Kriegsgefangener)“, erklärt Nebgen. Im Hintergrund ist ein Wachturm und Stacheldraht zu sehen. „Es nimmt Bezug auf die Kriegsgefangenen in dieser Zeit und es hat seine eigene Geschichte. Ernst Plum, ein Mainzer Diözesanpriester und Bruder des Künstlers, war in diesem Jahr immer noch in russischer Kriegsgefangenschaft, und die Familie wusste nicht genau um sein Schicksal.“

Martin als Erkennungsmerkmal

In der Ausstellung sind zum Teil auch Exponate aus dem Dom- und Diözesanmuseum ausgestellt. Darunter finden sich Sedisvakanz-Medaillen und Brustkreuze der Domkapitulare. Eines der kostbarsten Stücke ist ein Imitat der Krümme des Bischofstabs von Erzbischof Wolfgang von Dalberg vom Anfang des 17. Jahrhunderts. „Es wurde ihm mit in seinen Sarg hineingelegt und lag dort für 350 Jahre, bis man das Grab in der Ostkrypta freigelegt hat“, sagt Nebgen und weiter: „Die Mainzer Bischöfe hatten lange den Martin oben in ihrer Krümme drin. Immer wenn sie mit ihrem Bischofsstab vorangegangen sind, hatten sie als Erkennungsmerkmal, aber auch als ideale Bischofsgestalt diesen Martin bei sich.“

Hinweis: Die Ausstellung im Erdgeschoss der Martinus-Bibliothek Mainz ist bis zum 3. Februar 2018 immer zu den Öffnungszeiten der Martinus Bibliothek (Montag bis Freitag 9.00-12.30 Uhr und 13.30-18.00 Uhr) geöffnet und kostenlos. Weitere Informationen unter Telefon: 06131-266222

cb (MBN)

 

Umgang mit rechten Parolen

Ein Workshop im Haus am Maiberg in Heppenheim

Heppenheim. „Es ist wichtig, überhaupt auf rechte Parolen zu reagieren, damit der Parolendrescher keine schweigende Zustimmung bekommt.“ Das sagt Ronja Lindenberg, die im Haus am Maiberg in Heppenheim einen Workshop zum Thema „Wort LOS! gegen rechts – Argumentationstraining gegen rechte Parolen“ leitet. Das Haus am Maiberg ist die Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz. Die Veranstaltung Anfang November richtet sich an Sozialarbeiter, Lehrer und Interessierte. „Ich habe Angst davor, dass rassistische und nationalistische Tendenzen Europa wieder spalten, und wir dadurch wieder in der Vergangenheit landen“, sagte Lindenberg. Ein Patentrezept gebe es nicht: „Es ist aber wichtig, Brücken zu bauen und miteinander zu reden, anstatt übereinander.“ Deshalb will sie bei den Teilnehmern das Gespür für rechte Parolen schärfen sowie passende Reaktionsstrategien aufzeigen.

„Irgendwo muss man anfangen, ein Stoppsignal zu senden“

„Stereotypen haben eine sortierende Funktion, doch sie werden schnell problematisch, wenn nur noch wahrgenommen wird, was erwartet wird“, beschreibt ein Teilnehmer die Problematik. Bei Vorurteilen komme auch noch die bewusste Nutzung von Emotionen hinzu, um etwas negativ darzustellen. Parolen schließlich seien Pauschalaussagen mit Absolutheitsanspruch, die mit Forderungen verbunden werden, erklärt Lindenberg. „Parolen bieten immer einfache Lösungen für komplexe Probleme an“, ergänzt sie. „Doch wie sende ich ein nicht-zustimmendes Stoppsignal?“ Wenn man Parolen höre, sei es das erste Ziel, aus der Defensive in die Offensive zu kommen. Das ließe sich am besten durch Nachfragen erreichen, damit der Gegenüber gezwungen sei, Aspekte genauer zu erklären. „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir mit Argumenten ein gefestigtes rechtes Weltbild nicht verändern können“, sagt Lindenberg, „aber irgendwo muss man anfangen, ein Stoppsignal zu senden.“ Dann zeige sich auch, ob die Parolen nur als Provokation oder Trotzreaktion losgetreten wurden.

„Theater der Unterdrückten“

Am Nachmittag finden sich die Teilnehmer des Workshops in Gruppen zusammen und spielen Szenarien in einem „Theater der Unterdrückten“, in denen sich die Mitwirkenden offenem Rassismus ausgesetzt sehen. Beispielsweise an der Supermarktkasse, wenn ein Asylbewerber länger braucht, weil ihm das Geld noch unbekannt ist oder beim Weihnachtsessen, zu dem der Sohn seine afghanische Verlobte mitbringt, was in der Familie auf Unmut stößt. Nach jeder Vorführung wurden Deeskalationsstrategien besprochen und in der nächsten Runde angewendet. So wurde den Teilnehmern Schritt für Schritt deutlich, wie effektiv auch kleine Veränderungen in der Wortwahl oder im Verhalten sein können. „Mein Wunsch ist, dass Ihr das heute Gelernte weitertragt und als Multiplikatoren arbeitet. Damit wir der pöbelnden Minderheit zeigen könne, das sie eine Minderheit ist. Denn es ist wichtig, sich im Alltag zu unterstützen und zu wissen, dass man etwas getan hat“, sagt Lindenberg am Ende der Veranstaltung.

2016 Regionalstelle im Haus am Maiberg eingerichtet

Veranstaltet wird das Argumentationstraining von der Regionalstelle Süd des Demokratiezentrums Hessen, mit deren Aufbau die Akademie für politische und soziale Bildung Haus am Maiberg 2016 beauftragt wurde. Mitarbeiter der Regionalstelle und Referent für Beratung von Rassismus und Extremismus, Michael Gerhardt, erklärt das Anliegen: „Bei unserer Arbeit spielen sowohl Intervention als auch Prävention eine Rolle.“ Er ist Mitglied eines mobilen Teams, das sich Strategien und Lösungsmöglichkeiten überlegt, wenn sich beispielsweise eine Jugendarbeiterin mit Musik rechter Gesinnung konfrontiert sieht und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Die Regionalstelle Süd arbeitet vor allem in den Landkreisen Darmstadt, Groß-Gerau, Odenwald und Bergstraße in Südhessen und ist mit den angrenzenden Regionen der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vernetzt. „Unser Wunsch ist es, Diskussionen zu erzeugen“, fügt er an. Sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen, die sich mit rechtsextremen, antisemitischen, rassistischen oder antidemokratischen Vorkommnissen konfrontiert sehen, werden dort beraten.

Seine Kollegin, Katharina Unkelbach, Referentin für Prävention von Rassismus und Extremismus, sagt, dass die Seminare helfen, sich seiner eigenen Stärken bewusst zu werden. „Man arbeitet für eine gute Sache und steht hinter den Inhalten. So ein Argumentationstraining ist praxistauglich, man kann es tagtäglich anwenden.“ Außerdem biete das Haus am Maiberg einen geschützten Raum, in dem die Teilnehmer offen sprechen können und bei den Mitarbeitern ein offenes Ohr finden. „Daher auch der Untertitel ‚Offen für Dialog‘, um zu zeigen: Wir sind auch bereit, unsere Vorstellungen zu überdenken“, ergänzt Gerhardt.

„Auch Christen sind gefordert, sich politisch zu engagieren“

Das Haus am Maiberg besteht seit mittlerweile 62 Jahren. Bischof Albert Stohr eröffnete das Haus 1955 als „Erwachsenenbildungsheim der Diözese Mainz“. Nach Sanierung und Modernisierung in den Jahren 1996 bis 1998 eröffnete der damalige Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, das Haus wieder als „Akademie für politische und soziale Bildung“. Seitdem ist Benedikt Widmaier Direktor des Hauses am Maiberg. „Das Haus am Maiberg ist wichtig, weil wir alle gefordert sind, uns auch als politische Bürger zu verstehen. Christen sind auch Bürger in Deutschland, und wir sind immer wieder gefordert, uns politisch zu engagieren und Partei zu ergreifen“, erklärt Widmaier und fügt an: „Dazu wollen wir das Wissen und das nötige Knowhow bieten.“ Als die drei wichtigen Säulen der politischen Bildungsarbeit nennt er: „Wissen vermitteln, die politische Urteilsfähigkeit schärfen und zum politischen Handeln befähigen und motivieren.“

Hinweise:

cb (MBN)

 

Bistum fördert pfarreigenen Wohnraum für Flüchtlinge

Bischofsvikar Giebelmann segnete renoviertes Pfarrhaus in Offenbach-Waldheim

Offenbach. Der Mainzer Bischofsvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Samstag, 18. November, das renovierte Pfarrhaus der Gemeinde Heilig Kreuz in Offenbach-Waldheim, gesegnet. Im Pfarrhaus, das nach Angaben von Pfarrer Andreas Puckel, seit rund fünf Jahren leer stand, wohnt seit Anfang Oktober eine syrische Familie mit vier Kindern. Die katholischen Christen waren aus der Stadt Jaramana in Syrien vor dem Bürgerkrieg geflohen und hatten seit September 2016 im Pfarrhaus von Pfarrer Puckel in Offenbach-Bürgel gewohnt. Die Stabsstelle Migration und Integration des Bischöflichen Ordinariates Mainz hat die Renovierung im Rahmen des Programms „Pfarreigener Wohnraum für Geflüchtete“ mit 70.000 Euro gefördert. Die restlichen 70.000 Euro für den Umbau kamen von der Gemeinde. Die Einweihungsfeier fand nach der Vorabendmesse in der Gemeinde statt.

Puckel, der auch Dekan des Dekanates Offenbach ist, zeigte sich dankbar über die große praktische Unterstützung, die die Familie aus der Pfarrei erhalten habe: „Das ist ganz klasse gewesen.“ Nicht nur beim Umzug, sondern auch mit Behördengängen und Deutschunterricht werde das Ehepaar mit ihren vier Kindern aus der Gemeinde unterstützt. Er sei dankbar, dass es über die Leiterin der Stabsstelle Migration und Integration, Oberverwaltungsrätin Joanna Worytko, möglich gewesen sei, die Umbaumaßnahmen zur Hälfte zu fördern, betont Puckel.

tob (MBN)

 

Über 12.000 Euro für Missio-Projekt

Geistliche hatten auf persönliche Geburtstagsgeschenke verzichtet

Mainz. Genau 12.050 Euro für ein Missio-Projekt sind anlässlich mehrerer Jubiläen von Geistlichen aus dem Bistum Mainz zusammengekommen. Anlässlich des 75. Geburtstages des Mainzer Domdekans, Prälat Heinz Heckwolf, und des 50. Geburtstages des Mainzer Weihbischofs, Dr. Udo Markus Bentz, im März hatten die beiden Geistlichen statt Geschenken um Spenden für das Missio-Projekt gebeten. Hinzu kommen die Spenden zum Goldenen Priesterjubiläum im Juli, das Domdekan Heckwolf gemeinsam mit Weihbischof em. Franziskus Eisenbach und Domkapitular em. Horst Schneider begehen konnte, und außerdem noch eine Einzelspende von Domdekan Heckwolf. Am Freitag, 17. November, überreichten Bentz und Heckwolf einen Scheck über den Betrag an die neue Mainzer Missio-Referentin Dr. Eva Baillie und ihre Vorgängerin, Dr. Annette Wiesheu, inzwischen persönliche Referentin von Bischof Peter Kohlgraf. Das Geld wird einem Handarbeitsprojekt von Massai-Frauen zu Gute kommen, das von Schwester Leah Kavugho in Tansania betreut und vom Hilfswerk Missio unterstützt wird. Heckwolf war Schwester Leah anlässlich ihres Besuches im Bistum Mainz im Herbst 2015 begegnet.

tob (MBN)

 

Personalie

Stephan Weidner neuer Vorsitzender des Familienbundes in RLP

Familienbund der Katholiken in Rheinland-Pfalz verabschiedet Neufassung der Satzung

Mainz. Stephan Weidner, Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz, ist zum neuen Vorsitzenden des Familienbunds der Katholiken (FDK) in Rheinland-Pfalz gewählt worden. Der FDK hat am Mittwoch, 15. November, dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht, die wir im Folgenden dokumentieren:

Die Mitgliederversammlung des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Familienbundes der Katholiken hat die Weichen für die Zukunft gestellt und intensiv über die zukünftige Ausrichtung des Verbandes diskutiert. In der nun verabschiedeten Neufassung der Satzung setzt sich die Mitgliederversammlung für folgende Ziele ein:

  • Förderung der menschlichen und christlichen Werte von Ehe und Familie in Kirche, Gesellschaft und Staat
  • Familienfördernde und -stützende Maßnahmen in Rheinland- Pfalz
  • Zusammenarbeit mit familienfördernden Organisationen, Verbänden und Einrichtungen
  • Bewertung und Diskussion der aktuellen familienpolitischen Lage im Land

Übergeordnetes Ziel ist die Verwirklichung von mehr Familiengerechtigkeit in Rheinland- Pfalz.

Gleichzeitig wählte die Versammlung, die aus Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanverbände Mainz, Speyer und Trier besteht, einen neuen Landesvorstand. Neuer Landesvorsitzender ist Stephan Weidner aus dem Diözesanverband Mainz. Er folgt auf Helga Schädler, die nach vielen Jahren aktiver Vorstandsarbeit nicht wieder kandidiert hatte. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Hildegard Weber aus Trier und Manfred Gräf aus Speyer gewählt. Der Vorstand setzt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung um, vertritt den Landesverband in der Arbeitsgemeinschaft der Familienorganisationen Rheinland-Pfalz und im Bundesverband des FDK und arbeitet in verschiedenen familienpolitischen Gremien des Landes mit.

(MBN)

 

Vorschau

Musik für Horn, Alphorn und Orgel (26.11.)

Konzert zum Christkönigssonntag in Mainz-Heilig Kreuz

Mainz. Unter der Überschrift „Jesus Christus, der Herr“ steht ein Konzert am Sonntag, 26. November, um 18.00 Uhr in der Kirche Heilig Kreuz (Weichselstraße 60) in Mainz. Zum Christkönigssonntag bringen der ehemalige Mainzer Domorganist, Albert Schönberger, sowie Anna Katharina Schneider (Horn) und Thomas Swartman (Horn und Alphorn) „klassische Horn- und Alphornmusik sowie freie Orgelimprovisationen“ zu Gehör, wie es in der Ankündigung heißt. Der Abend wird von Dr. Karl Josef Ludwig moderiert.

am (MBN)