Ausstellung zu Chorbüchern des Mainzer Karmeliterklosters (bis 23.3.25)

Zweite Sonderausstellung zum 100. Jubiläum des Dom- und Diözesanmuseums

Mainz, 6. November 2024: Die Ausstellungsbesucher werden im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum von einem großen blauen Drachen beim Rundgang zu den Karmeliter Chorbüchern begrüßt. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mi. 6. Nov. 2024
Von:
tob (MBN)

Mainz. Die zweite Sonderausstellung zum Jubiläum „100 Jahre Mainzer Dom- und Diözesanmuseum“ widmet sich den Chorbüchern des Mainzer Karmeliterklosters. „Zwölf Schreiber haben rund fünf Jahre an diesen Chorbüchern gearbeitet und allein das verwendete Pergament hat den Gegenwert eines Mainzer Stadthauses gehabt“, erläuterte Kuratorin Dr. Anja Lempges, um die Opulenz der ausgestellten Handschriften zu verdeutlichen. 

Die D-Initiale zeigt Johannes von Patmos mit zahlreichen Tieren. (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz / Marcel Schawe

Bei einer Journalistenführung am Mittwoch, 6. November, machte die stellvertretende Direktorin des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz, deutlich, dass die Bücher weit über ihren praktischen Bedarf im Kloster hinausgehen. Die überreiche Bilderwelt gehöre zu den qualitätvollsten und skurrilsten in der Buchmalerei des 15. Jahrhunderts und setzte in der Kulturlandschaft des Mittelrheins Maßstäbe.  

Eröffnet wird die Ausstellung mit dem Titel „Die ganze Welt auf Pergament. Die Chorbücher aus dem Mainzer Karmeliterkloster“ am Freitag, 8. November. Sie wird bis zum 23. März 2025 gezeigt. Anlass für die Ausstellung sind die erfolgte Restaurierung der Handschriften, die das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen der Landesförderung „Bestandserhaltung“ gefördert hat, sowie das diesjährige 100-jährige Jubiläum der Wiederbegründung des Karmeliterklosters in Mainz. Die Karmeliter Chorbücher sind außerdem im Rahmen des aktuellen Digitalisierungsprojektes der Universitätsbibliothek Mainz in diesem Jahr vollständig digitalisiert worden.

Mainz, 6. November 2024: Kuratorin Dr. Anja Lempges beim Rundgang durch die Ausstellung zu den Karmeliter Chorbüchern. (c) Bistum Mainz / Blum

Mit bis zu 26 Kilogramm pro Band und zusammen rund 1.600 Pergamentseiten gehören die sechs sogenannten Karmeliter-Chorbücher zu den Giganten der mittelalterlichen Handschriften. Die ab 1430 für das Mainzer Karmeliterkloster geschaffenen Bände, waren wichtiger Bestandteil der Chorausstattung. Lempges wies besonders auf die prunkvollen vergoldeten Zierinitialen hin, die ihr Vorbild im berühmten „Göttinger Musterbuch“ haben sowie die atmosphärisch dichten, mit Heiligen bevölkerten Landschaftsdarstellungen, welche die frühesten ihrer Art seien. Abgebildet sind nicht nur Heilige und Märtyrer, sondern auch unzählige Fabel- und Mischwesen, Monster, Drachen, Menschen, Tiere und Pflanzen in anmutigen bis derb-zotigen Szenen. Mit dem Ausstellungskatalog sei nun ein „wunderbarer Start zur Forschung über die Bücher geschaffen“, sagte Lempges. Es gebe aber noch genügend Ansatzpunkte zur wissenschaftlichen Weiterarbeit.

In der Ausstellung wird der Besucher von einem riesigen blauen Drachen begrüßt. Es werden unter anderem die Herstellung und Restaurierung der Bücher vorgestellt, das heißt, dass man echtes Pergament erfühlen kann, aber auch selbst eine 17 Kilogramm schwere Nachbildung in die Hand nehmen darf. Die Gesänge sind in einer künstlerischen Rauminstallation zu hören. Eingesungen wurde das Hörbeispiel von einer Schola unter Leitung des Mainzer Domkapellmeisters, Professor Karsten Storck.