Bischof Kohlgraf verabschiedete Spiritual Pater Clemens Löcher SJ

Professor Philipp Müller übernimmt die Aufgabe ab dem Wintersemester

Mainz, 27. Juni 2020: Wechsel beim Spiritual des Priesterseminars (v.l.n.r.): Clemens Löcher, Tonke Dennebaum, Bischof Peter Kohlgraf, Subregens Sebastian Lang, Philipp Müller und Weihbischof Udo Markus Bentz. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 27. Juni 2020
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den Spiritual des Mainzer Priesterseminars, Pater Clemens Löcher SJ, zum Abschied gewürdigt. Bei einem Gottesdienst in der Seminarkirche am Samstagvormittag, 27. Juni, dankte Kohlgraf dem Jesuiten in seiner Predigt für seinen „vorbildlichen Dienst“ als geistlicher Begleiter am Seminar über 18 Jahre. Löcher wechselt in gleicher Funktion ab dem Wintersemester an das Priesterseminar St. Georgen in Frankfurt. 

Mainz, 27. Juni 2020: Bischof Peter Kohlgraf würdigte Pater Löcher in seiner Predigt. (c) Bistum Mainz / Blum

Die Aufgabe eines Spirituals sei es, etwa in Begleitung, Beratung, mit geistlichen Vorträgen und anderen Angeboten den Begleiteten zu ihrem je eigenen geistlichen Weg zu verhelfen. „Heute darf ich Ihnen sehr herzlich danken für diesen demütigen und den Menschen zugewandten Dienst“, sagte der Bischof. Gleichzeitig gab Kohlgraf bekannt, dass der Mainzer Pastoraltheologe, Professor Dr. Philipp Müller, ab dem 1. Oktober ehrenamtlich als Spiritual am Mainzer Priesterseminar tätig sein wird. An dem Gottesdienst nahm auch der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, teil, der von 2007 bis 2017 Regens des Mainzer Priesterseminars war.

Geistliche Begleitung sei auch „eine kritische Anfrage an den zu Begleitenden“, sagte Kohlgraf. Wörtlich sagte er: „Sie muss helfen, die Geister zu unterscheiden, ob sie aus Gott sind und Bestand haben. Den anderen groß machen, heißt gleichzeitig zu helfen, im anderen Jesus groß werden zu lassen. Auch der Gesprächspartner des Spirituals muss lernen, Jesus wachsen zu lassen und selbst kleiner zu werden. Es ist das christliche Paradox, darin Leben in Fülle zu finden. Zurechtweisen, ermahnen, das gehört sicher nicht zu den angenehmen Aufgaben des Spirituals, aber zu den notwendigen. Das muss glaubwürdig geschehen, so dass deutlich wird, dass auch der Spiritual nicht Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die persönliche Glaubwürdigkeit ist die Grundlage jeder geistlichen Begleitung. Ich darf Ihnen, lieber Pater Löcher, für Ihr glaubwürdiges Zeugnis danken. Nur so kann jemand anderes Belehrung und Ermahnung erwägen und annehmen.“

Und weiter: „Wenn Menschen heute geistliche Wege abbrechen, sind sie nicht selten an der Begegnung mit der Realität gescheitert. Wenn wir in diesen Tagen in der Bischofskonferenz beginnen, nach neuen Wegen der Priester- und Theologenausbildung zu suchen, geht es um Realitätsnähe. Wir dürfen auch in unseren Seminaren keine ‚Blasen’ errichten und kultivieren. Es geht hier nicht um die Errichtung heiler Welten, sondern um gemeinsame Wege der Sendung in eine komplexe Welt, die aber Gottes Welt ist und bleibt. Und die Kirche steht hoffentlich mittendrin. Wir sind nicht das Schiff, das sich Gemeinde nennt, und um uns herum sollen die Menschen sehen, wie sie durch das Meer kommen. Wir sind Licht, wir sind Salz, wir sind Sauerteig - das sind die Bilder Jesu für uns als Kirche. Wir danken Ihnen, lieber Pater Löcher, für den nüchternen Blick. Sie haben nicht Traumwelten errichtet, sondern Sichtweisen auf die Wirklichkeit aus dem Glauben eröffnet.“

Am Ende des Gottesdienstes begrüßte Bischof Kohlgraf den Nachfolger von Pater Löcher: „Professor Philipp Müller hat sich bereit erklärt, diesen Dienst ab dem kommenden Wintersemester zu übernehmen. Dafür bin ich ihm von Herzen dankbar. Professor Müller ist kein Unbekannter, er wohnt hier und natürlich kennen ihn unsere Studierenden als Pastoraltheologen an der Universität Mainz. Er ist erfahren in der Priesterausbildung, er engagiert sich in der entsprechenden Kommission der Bischofskonferenz und ist ein gefragter theologischer Experte in Fragen der Berufungspastoral und der geistlichen Begleitung. Dass diese Aufgabe als Spiritual ein Professor übernimmt, ist seit Bardo Weiß gute Praxis.“ Weiß (1934-2018), der Professor für Dogmatik an der Mainzer Universität war, nahm von 1972 bis 1993 die Aufgabe als Spiritual am Mainzer Priesterseminar wahr.

Abschließend sagte Kohlgraf: „Lieber Herr Professor Müller, lieber Philipp, Dir wünsche ich diese Demut, Christus groß werden zu lassen, Dir wünsche ich den Mut zur Hilfe, die Geister zu unterscheiden, Geduld und Nüchternheit. Ich kenne Dich als einen solchen Menschen, Priester und Theologen. Ich bin sicher, dass unsere Studierenden in Dir einen guten und kompetenten Wegbegleiter finden.“

Mainz, 27. Juni 2020: Pater Clemens Löcher bei seinem Dankwort in der Seminarkirche. (c) Bistum Mainz / Blum

Clemens M. Löcher wurde am 16. Juli 1951 in Ludwigshafen-Oggersheim geboren. Nach Abschluss seines Studiums in Philosophie und Theologie in München und Frankfurt wurde er am 7. Oktober 1978 in München zum Priester geweiht. Anschließend absolvierte er ein Zweitstudium in den Fächern Germanistik, Geschichte und Kirchengeschichte in Basel/Schweiz. Seine Seelsorgetätigkeit umfasste zunächst vor allem Exerzitienarbeit und Einzelseelsorge. 1994 wurde Löcher Spiritual (Geistlicher Begleiter) im Priesterseminar in Eichstätt, bevor er 2002 als Spiritual ans Mainzer Priesterseminar wechselte.

Philipp Müller (Jahrgang 1960) empfing nach seinem Studium der Theologie und Geschichte 1991 die Priesterweihe in Freiburg. Anschließend war er wissenschaftlicher Angestellter an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Seine Promotion aus dem Jahr 1997, die mit dem Bernhard Welte-Preis ausgezeichnet wurde, trägt den Titel „Dem Leben dienen. Das Seelsorgeverständnis von Linus Bopp im Kontext heutiger Seelsorgekonzeptionen“. Ab 1999 übernahm er als Regens die Leitung des Erzbischöflichen Priesterseminars der Erzdiözese Freiburg in St. Peter (Schwarzwald). Im Jahr 2006 legte er seine Habilitation vor („Predigt ist Zeugnis. Grundlegung der Homiletik.“).

Ab 2008 war Müller Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Fachhochschule Mainz und im Jahr 2011 wurde er Professor für Pastoraltheologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Müller ist außerdem seit 2012 Berater der Kommission „Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“ der Deutschen Bischofskonferenz. 2014 wurde er mit dem Lehrpreis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ausgezeichnet.