Bislang ist Mainz als Zentrum frühmittelalterlicher Schreibkunst und Buchmalerei noch kaum gewürdigt worden, betonte der Direktor des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy, bei einer Journalistenführung durch die Ausstellung am Donnerstag, 23. März. Erstmals werden nun in einer Sonderausstellung die wichtigsten Mainzer Handschriften und Schrifterzeugnisse jener Epoche zusammengetragen, die einen umfassenden Einblick in die Mainzer Schriftkultur des Frühmittelalters vom siebten bis zum zehnten Jahrhundert geben. Höhepunkt der Ausstellung mit ihren 33 Exponaten sind die vier ottonischen Prunkhandschriften des Mainzer Domschatzes. Außerdem wurden zahlreiche Arbeiten aus Mainzer Museen und Bibliotheken sowie Leihgaben aus Trier und der Stiftsbibliothek Zeitz zusammengetragen.
Ziel der Ausstellung sei es, „Mainz als Zentrum der deutschen, wenn nicht gar der europäischen Schriftkultur zu würdigen“, sagte Wilhelmy. Mainz sei damals ein Bildungszentrum und ein religiöses Zentrum gewesen. Er verwies unter anderem auf die Mainzer Dombibliothek, die mit rund 6.000 Bänden eine der größten Bibliotheken ihrer Zeit gewesen sei. 1793 sei die Bibliothek, die im Obergeschoss des Kreuzganges untergebracht war, abgebrannt. Nur ganz wenige Handschriften haben sich erhalten. Wilhelmy hob hervor, dass die Ausstellung alle frühmittelalterlichen Handschriften aus Mainz versammle, die noch vorhanden seien. Viele der Handschriften seien bislang kaum bekannt, wie etwa das Festtagsevangelistar aus dem Stift St. Stephan in Mainz, das um 990 entstanden sei: Das in Gold auf Purpur geschriebene Evangeliar „ist einfach zum Niederknien und ein Höhepunkt der ottonischen Buchmalerei, wie sie Willigis in Mainz initiiert hat“, sagte Wilhelmy.
Wilhelmy wies darauf hin, dass Ausgangspunkt der Ausstellung die Tagung „Reliquienauthentiken. Kulturdenkmäler des Frühmittelalters“ gewesen sei, die vom 5. bis 7. April in Mainz stattfindet. Eine dort behandelte sogenannte „Inventarauthentik“, die wohl um 800 entstand und heute im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv aufbewahrt werde, sei vermutlich „das älteste Schriftstück der Stadt Mainz“. Die Authentiken müsse man sich „als Beipackzettel“ für Reliquien vorstellen, sagte Wilhelmy. Um diese gezeigten Authentiken herum sei dann die Sonderausstellung „in sehr kurzer Zeit“ entstanden. In nur sechs Monaten hätten die Mitarbeiter des Dommuseums die Schau vorbereitet. Gezeigt wird die Schau in der Schatzkammer des Dommuseums, die normalerweise den Mainzer Domschatz beherbergt. Wilhelmy kündigte an, dass der Domschatz ab Sommer oder Herbst in den Räumlichkeiten neu präsentiert werde.
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