Kohlgraf: „Ich möchte Ihnen Mut machen, diesen Weg zu gehen“

Auftakt für den Pastoralen Weg in den Dekanaten Bergstraße-Mitte und Rüsselsheim

Lorsch, 19.3.2019: Bischof Peter Kohlgraf bei der Außerordentlichen Dekanatsversammlung in Lorsch (c) Bistum Mainz / Matschak
Datum:
Mi. 20. März 2019
Von:
am/tob (MBN)

Lorsch/Rüsselsheim. Die erste Phase des Pastoralen Weges im Bistum Mainz hat in den Dekanaten Bergstraße-Mitte und Rüsselsheim am Dienstag, 19. März, mit außerordentlichen Dekanatsversammlungen begonnen.

Lorsch, 19.3.2019: Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur Außerordentlichen Dekanatsversammlung ins Paulus-Heim nach Lorsch gekommen. (c) Bistum Mainz / Matschak

„Wir gehen in eine Zeit, in der sich kirchlich sehr viel verändern wird. Dabei wollen wir nicht hilflos zusehen, sondern wir wollen diesen Weg aktiv gestalten. Ich möchte Ihnen Mut machen, diesen Weg zu gehen“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf im Paulusheim in Lorsch vor rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Dekanat Bergstraße-Mitte. Kohlgraf wies darauf hin, dass man mit dem Pastoralen Weg „nicht etwas komplett Neues“ anfange, sondern auf dem aufbaue, was es bereits an Gelingendem gebe. Die lokalen Gemeinden sollen die Orte des christlichen Lebens bleiben, betonte der Bischof. Gleichzeitig wolle man mit dem Pastoralen Weg die Grundfrage stellen, was die Menschen heute von der Kirche brauchen.

Und weiter: „Welche Motivation leitet uns, heute die Kirche Jesu Christi sein zu wollen?“, fragte er. Es werde ein „langer, spannender Weg, wo wir Ressourcen freisetzen, die wir jetzt noch gar nicht sehen“, sagte der Mainzer Bischof: „Ich erhoffe mir, dass wir in den kommenden Jahren Dinge entwickeln werden, an die wir heute noch gar nicht gedacht haben“. Er ermutigte dazu, für den anstehenden Prozess Menschen von außerhalb einzuladen. „Holen Sie sich auch den externen Blick: Das kann eine große Bereicherung sein“, sagte er.

Lorsch, 19.3.2019: Dr. Wolfgang Fritzen (l.) und Bischof Peter Kohlgraf mit einer Karte des Dekanates Bergstraße-Mitte (c) Bistum Mainz / Matschak

Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat Mainz, stellte die nächsten Schritte für das Dekanat Bergstraße-Mitte vor. „Das Dekanat soll nun – wie alle anderen Dekanate auch – in einem möglichst breiten Beteiligungsprozess bis zum Sommer 2021 ein Konzept entwickeln, das die pastoralen Schwerpunkte und zukunftsfähige Strukturen benennt“, erläuterte er. „In diesen zwei Jahren bleiben wir natürlich mit Ihnen im Gespräch.“ Er wies darauf hin, dass es im Dekanat Bergstraße-Mitte statt der bisher vier pastoralen Einheiten noch drei Pfarreien als Verwaltungseinheiten geben werde. Fritzen ging auch auf die äußeren Rahmenbedingungen ein: So werde die Zahl der Katholiken im Dekanat voraussichtlich von derzeit rund 36.000 Katholiken bis 2030 um rund 17 Prozent zurückgehen. Auch die Zahl der Vollzeitstellen in der Gemeindeseelsorge werde von derzeit 19 auf elf sinken.

In so genannten Kontraktgesprächen wird dann im Mai zwischen der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg und dem Dekanat ein verbindlicher Fahrplan für die anstehenden Aufgaben geschlossen. Ellen Ullrich und Michael Wagner-Erlekam werden das Dekanat als Prozessberater bei der Entwicklung des pastoralen Konzeptes unterstützen. Zu Beginn hatte Pfarrer Äneas Opitek, stellvertretender Dekan des Dekanates Bergstraße-Mitte, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt; moderiert wurde der Abend von Dekanatsreferent Stephan Volk. Zu Beginn der Versammlung hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Lied „Mit dir, Martin“, gesungen, das Pastoralreferent Tobias Sattler zum Pastoralen Weg komponiert hat.

Weihbischof Bentz im Dekanat Rüsselsheim

Rüsselsheim, 19.3.2019: Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz bei der Außerordentlichen Dekanatsversammlung in Rüsselsheim. (c) Bistum Mainz / Blum

„Mit dem Pastoralen Weg im Bistum Mainz gehen wir tatkräftig daran, Verantwortung für die Zukunft des Bistums zu übernehmen“, betonte der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, der auch am Dienstagabend, 19. März, zu einer außerordentlichen Dekanatsversammlung im Gemeindezentrum Johannes XXIII. in Rüsselsheim gekommen war. Bentz lud die Gläubigen dazu ein, sich in den kommenden Monaten und Jahren an der Gestaltung dieses Weges zu beteiligen. Und mit Blick auf die im November anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum Mainz sagte Bentz, der auch Generalvikar des Bistums Mainz ist: „In der kommenden Wahlperiode gibt es eine enorme Chance des Gestaltens für die neuen Pfarrgemeinderäte.“

Die bisherige Pfarrei wird künftig Gemeinde sein

Lorsch, 19.3.2019: Das von Tobias Sattler komponierte Lied zum Pastoralen Weg im Bistum Mainz (c) Bistum Mainz / Matschak

„Der Pastorale Weg im Bistum ist kein Sparprozess, sondern er ist eine Umgestaltung. Wenn wir uns im Rahmen der pastoralen Schwerpunktbildung fragen, was mir machen sollen, dann müssen wir uns zugleich immer auch fragen, was wir dafür lassen können. Diese beiden Punkte müssen immer zusammengedacht werden“, betonte der Weihbischof. Bentz hob besonders hervor, „dass die neu zu bildenden Pfarreien nichts mit unserem bisherigen Pfarreibegriff zu tun haben“. Und weiter. „Die Pfarrei wird künftig die Verwaltungseinheit sein, die von einem Pfarrer geleitet wird, wie es das Kirchenrecht vorschreibt. Das, was bisher die Pfarrei war, wird künftig die Gemeinde sein, wo in lokaler Verantwortung die pastoralen Schwerpunkte ausgestaltet werden.“

Der Weihbischof wies außerdem darauf hin, dass für die neuen Verwaltungseinheiten professionelle Verwaltungsleiter eingestellt werden sollen, da die ständig steigenden Anforderungen von Ehrenamtlichen allein nicht mehr geleistet werden könnten. Für die Verwaltung der Kindertagesstätten sind bereits in zahlreichen Dekanaten Geschäftsträger eingestellt worden. „Das sind wichtige Hilfen dazu, damit die Seelsorger wieder mehr Seelsorger sein können“, sagte Bentz.

Dr. Ursula Stroth, Referentin bei der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg, gab bei der Dekanatsversammlung eine Übersicht zum Zeitplan. Künftig soll es im Dekanat Rüsselsheim anstatt der acht pastoralen Einheiten drei Pfarreien als Verwaltungseinheiten für die Gemeinden des Dekanates geben. Stroth ging auch auf die bis 2030 prognostizierten Veränderungen im Dekanat Rüsselsheim ein. Demnach sei von einem Rückgang der Katholikenzahl von rund 19 Prozent auszugehen; auch die Zahl der Seelsorger werde in diesem Zeitraum sinken - um rund 40 Prozent. Während es aktuell rund 25 Stellen in diesem Bereich gebe, müsse man für 2030 mit nur noch 16 Stellen rechnen. Prozessberater für das Dekanat Rüsselsheim sind Annette Reithmeier-Schmitt und Jürgen Nikolay. Moderiert wurde der Abend von Dekanatsreferent David Hüser; die Begrüßung hatte Dekan Karl Zirmer übernommen. Die Außerordentlichen Dekanatsversammlungen hatten am 12. März in Darmstadt begonnen; sie enden am 12. April im Dekanat Alsfeld.

Der Pastorale Weg im Bistum Mainz

Bischof Peter Kohlgraf hatte im vergangenen September einen Vorschlag für den künftigen Pastoralen Weg im Bistum Mainz präsentiert, der auch mit einer theologischen und strukturellen Neuorientierung einhergehen soll. „Wir wollen eine Kirche des Teilens werden, in der nicht nur Leben und Glauben, sondern auch Ressourcen und Verantwortung geteilt werden“, betonte Kohlgraf. Leitfigur für den Pastoralen Weg soll der heilige Martin sein. In seinem aktuellen Fastenhirtenwort war Bischof Kohlgraf auf diese Aspekte ausführlich eingegangen.

Mit dem Pastoralen Weg wird es auch strukturelle Veränderungen geben. Von Seiten des Bischöflichen Ordinariates wird vorgegeben, wie viele Pfarreien als Verwaltungseinheiten in den 20 Dekanaten des Bistums Mainz gebildet werden sollen. Bis zum Jahr 2030 sollen die derzeit 134 Pastoralen Einheiten (Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde) im Bistum zu künftig rund 50 Pfarreien als Verwaltungseinheiten zusammengeführt werden.

Mit den strukturellen Veränderungen des Pastoralen Weges reagiert das Bistum Mainz auf die Entwicklungen der kommenden Jahre: So geht das Bistum davon aus, dass sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der Katholiken von aktuell 730.000 auf voraussichtlich rund 650.000 reduziert. Der Rückgang der Priester unter 75 Jahren von derzeit 198 auf 104 (im Jahr 2030 prognostiziert) sowie der Rückgang des Kirchensteueraufkommens sind weitere Aspekte dieser Entwicklung.

Weitere Informationen: Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Telefon:  06131/253-526, E-Mail: pastoraler.weg@bistum-mainz.de, Internet:  www.bistummainz.de/pastoraler-weg

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