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Kunst und Glaube in Burgund:Burgund - 5

Burgund
Datum:
21. Juni 2024
Von:
Pfarrer Ronald A. Givens

Aus dem Gottesdienst im Freien wird heute Abend wohl eher nichts. Auf dem Weg zu unserem Hotel wurde es immer grüner und ländlicher, während der Himmel immer schwerer und dunkler wurde. Irgendwann ist das Navi überfordert. Irgendwo hier, zwischen idyllischem Bach, Kühen, sattgrüner Wiesen und Bauerngehöften sollte unsere Unterkunft sein. Noch ein wenig mehr den steilen Hang hinauf, dann sind wir da. Die Zimmerverteilung ist ein Spaß. Verstreut über kleine Bauernhäuser, über Winkel und Treppen finden wir unter schwerem Regen zu den Zimmern. Es ist ruhig, es ist in der Natur, es ist schön. Wir sind angekommen an unserer letzten Station durch Burgund.

 

Burgund

Gestern Abend, in der alten Mühle, haben ein paar ganz Unentwegte noch mit dem Koch seinen Geburtstag gefeiert, nachdem er zuvor der Gruppe ein leckeres französisches Essen auf den Tisch gezaubert hat. Das Frühstück an der langen Tafel ist nicht minder gut, so dass der Morgen froh beginnt. Noch einmal folgen wir den Arbeiten des Steinmetz Künstlers Giselbert. Die Kapitelle in der Kathedrale von Autun sind jedes für sich es wert in aller Ruhe entschlüsselt zu werden.

Burgund

Beim Glockenmann verweilen wir länger. Die Mönche von Cluny haben den acht Tönen ihres Chorgesanges je eine eigene Bedeutung und Darstellung zugeordnet. Der vierte Ton wird dargestellt als ein Mann, der ein Glöckchen trägt. Es ist der Ton der Trauer und des Todes (das Tötenglöckchen). In Autun trägt der vierte Ton, seinen Ton wie Jesus am Kreuz. Das kleine Glöckchen am Lendenschurz symbolisiert: wenn mir alles genommen wird, bleibt mir doch die Musik und der Choral, das kann mir niemand nehmen, das ist Wegzehrung und Nahrung in der Not. Die beiden Figuren unter dem „Kreuz“ die ebenfalls Glocken anschlagen, greifen so die Lebensmelodie Christi auf, um ihr Herz seinem Herzen zu öffnen.

Burgund

Von Autun geht es hinüber nach Beaune, zum Hotel Dieu, einem wunderschönen ehemaligen Krankenhaus. Die Sonne in den mittelalterlichen Gassen der Stadt ist eine Wohltat, dazu buntes Leben in den Gassen. Restaurants und Cafés, die zum draußen Sitzen einladen. Nach dem Museumsbesuch wartet eine lange Mittagspause, zum Genießen, Schlendern, Schauen und Fotographieren.

Es ist beeindruckend vor dem Originalgemälde des Rogier van der Weyden zu stehen. Wie am Portal von Autun und an den zahlreichen anderen Kirchen, die wir in diesen Tagen gesehen haben, rufen auch hier Engel zum Jüngsten Gericht. Mir geht die Liedzeile durch den Kopf: „Christus, wenn der Himmel brennt….“. Van der Weyden hat seine ganze Auferstehung vor einen riesigen, feurigen, brennenden Himmel gestellt.

Jeder Tag ist anders. Ich bin gespannt, welche Bilder heute abend in der Gruppe geteilt werden, wer was für sich entdeckt hat.