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„Eigene Motivation ist wichtig“

Meike Jolie ist Referentin für Mitarbeitenden der globalen Kirche im Bistum Mainz.
Meike Jolie begleitet Priester und Ordensleute aus der Weltkirche, die im Bistum Mainz tätig werden wollen.
Datum:
5. Juni 2025
Von:
Anja Weiffen | Glaube und Leben

Wer kommt zu Ihnen?

Das Bistum arbeitet mit Orden und Bistümern in anderen Ländern zusammen. Einzelbewerbungen berücksichtigen wir eigentlich nicht. Wir gehen davon aus, dass die Kandidaten und Kandidatinnen wissen, worauf wir Wert legen. Sie sollten bestimmte Voraussetzungen mitbringen, Deutschkenntnisse auf Sprachniveau B2 (fortgeschrittene Sprachkenntnisse, Anm. d. Red.) und ein Bewusstsein dafür, dass Kirche hier anders ist als im Heimatland. Besonders wichtig ist die eigene Motivation, hier tätig sein zu wollen. In Videokonferenzen lernen wir die Kandidatinnen und Kandidaten vorab kennen.

Was findet im Vorbereitungsjahr statt?

Die Sprache spielt eine große Rolle. Das Sprachniveau C1 (fachkundige Sprachkenntnisse) soll erreicht werden. Für die Sprachkurse nutzen die Kandidatinnen und Kandidaten externe Angebote. Ich begleite sie währenddessen, etwa mit Einzelcoachings zu Fachvokabular, Aussprache und zur Fähigkeit, liturgische Texte vorzutragen. Wenn Letzteres nicht gut gelingt, führt das oft gleich zu Anfang zu frustrierenden Erfahrungen auf allen Seiten. Von Beginn an steht kulturelle Integration im Fokus.

Was ist das genau?

Es geht darum, die oft irritierenden Erfahrungen von Anders-Sein und Fremdheit positiv zu verarbeiten. Sonst besteht das Risiko der Abwertung und des Rückzugs. Die Kandidatinnen und Kandidaten sollen sensibel für das Thema werden und sprachfähig. Sie sollen verstehen lernen, wie sehr Menschen eigene Prägungen mitbringen. Trotz der einen Weltkirche wird der konkrete Glaube hier anders gelebt als etwa in Indien, Polen oder in afrikanischen Ländern. Ich lehne es aber ab, mit Listen von „das darf man“ und „das darf man nicht“ zu arbeiten. Ich biete Gespräche, Tutorien, Exkursionen an, damit sie Menschen und Kultur hierzulande kennen und verstehen lernen.

Zum Beispiel gibt es eine Exkursion zu Hildegard von Bingen. Wie wird die Rolle der Frau in der Kirche thematisiert?

Auch die ausländischen Priester haben meist schon in der Ausbildung mit Frauen zu tun gehabt, etwa als Sprachlehrerinnen. Im Vorbereitungsjahr lernen sie die verschiedenen pastoralen Berufe kennen, die für Frauen in der Kirche in Deutschland zugänglich sind. Sie erfahren dadurch, dass Frauen hierzulande inhaltlich Verantwortung in der Kirche übernehmen.

Was macht Ihnen Mut, dass die Weltkirche regional zusammenwächst?

Ich sehe in den jetzt gegründeten größeren Pfarreien im Bistum Mainz die Chance zu einem neuen Miteinander. Die Gemeinden anderer Muttersprache sind gleichberechtigt in diese Pfarreien integriert. Ich hoffe, dass Vielfalt als Schatz erkannt wird, nicht als Problem – getreu dem Wahlspruch des Papstes: (nos multi) „In illo uno unum“ aus einer Predigt von Augustinus, was heißt: „Wir, die wir vielfältig viele sind, sind eins in ihm, dem Einen.“

Hintergrund

Von den rund 250 Priestern im aktiven Dienst im Bistum Mainz sind etwa 60 Priester der Weltkirche (davon etwa die Hälfte Ordens-
priester). Im Bistum Limburg sind 35 Prozent der Katholiken andere Muttersprachler. Zu beachten ist laut Bistum, dass die Grenzen der Gemeinden der Katholiken anderer Muttersprachen nicht immer mit den Grenzen des Bistums Limburg identisch sind. Zu den Mitarbeitenden aus der Weltkirche zählen insgesamt 33 Priester, 2 Diakone und 11 pastorale Mitarbeitende , davon drei Ordensschwestern. Im Bistum Fulda haben 18 Prozent der katholischen Gläubigen eine andere Muttersprache als Deutsch. Nicht erfasst sind dabei andere Muttersprachler, die einen deutschen Pass haben und keine weitere Staatsbürgerschaft.
Darum geht auch das Bistum Fulda (wie das Bistum Mainz) eher von einem Anteil von 25 Prozent aus. 12 Priester arbeiten im Bistum Fulda in muttersprachlichen Gemeinden.