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Was ich von der COP mitnehme & warum ich stolz auf die Kirche bin

TedX-Talk
Was für eine wundervolle Energie. Was für eine Inspiration! Was für eine Hoffnung liegt da in der Luft. Es ist gegen 21 Uhr. Seit drei Stunden ist die Sonne rund um den Äquator bereits untergegangen; ich komme gerade von einem TedX-Talk zum Thema „A Pathway to ethical community-driven nature-based crediting“. Nun stehe ich da halb tanzend im Partylicht...
Datum:
24. Nov. 2025
Von:
Joshi Nichell
Die Jugend rappt

...eines Theaterraums mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Belém & Region und lausche dem spontanem Gerappe. Ich bin begeistert! Sie rappen, dass die COP nur eine Lüge sei, dass man Wasser nicht kaufen kann. Ich spüre Wut, Entschlossenheit, Bewusstsein und den Mut, für die Schöpfung eine Stimme zu erheben.

‚Klima‘ sollte in der Schule verpflichtend unterrichtet werden – in den Schulplan eingebettet werden, hören wir andere Jugendliche auf einem Vortrag einen Tag später sprechen. Gerne heißt es: „Die Kinder, die neuen Generationen – dort müssen wir ansetzen.“ Wird das der Schlüssel sein? Vielleicht. Vielleicht ist es auch nur ein verschieben, ein Ablenken von sich selbst?

Es macht mir auf alle Fälle viel Mut, diesen jungen energetischen Menschen zu sehen, ihnen zu lauschen. Ja, da ist Wille, da ist Überlebenswille da.

Spielerisch, tanzend konfrontieren wir uns den großen Klimafragen.

Und vielleicht liegt am Ende des Tages einer der Generalschlüssel im Mix aus der gelebten Einfachheit der indigenen Gemeinschaften und der der Kinder & Jugendlichen. Was die meisten Kinder, Jugendliche und Indigenen Gemeinschaften gemein haben: Es geht ums Spielen, ums Leben, nicht um Kommerz, um Konsum. Geld ist außen vor.

Jener Abend in Belém überrascht uns nochmal auf’s Neue. Wie blicke ich auf die COP, wurde ich gefragt. Ich wage es, ein kleines Fazit, ein Resumee zu ziehen – auch wenn es mir nicht leichtfällt. So ist die Weltklimakonferenz doch weit mehr als eine kleine Veranstaltung.

Eine Segnungsfeier beim ökumenischen Gipfel Tapiri.

Es ist meine erste Weltklimakonferenz, die ich so intensiv mitverfolge, dessen Energie ich versuche, zu erspüren, bei der ich live vor Ort bin. Und vorweg kann ich schon jetzt nehmen: Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, mal bei einer COP dabei gewesen zu sein. Und dann auch noch in diesem zauberhaften Land Brasilien.

Denn die COP30 ist mehr als ein Zusammentreffen einiger Delegierter aus diversen Ministerien etc. Sie ist eine Bewegung. Ein Movement. Ein Movimiento.

Und ein Zusammentreffen vieler kleiner Bewegungen. Einige dieser ‚Subbewegungen‘ sind kirchlicherseits. Ja, Kirche lässt offenbar das Klima nicht kalt… äh sich alleine erhitzen.

Maria hält dank ihrem Glauben dem Weltgeschehen stand.

Die Rolle von Kirche im Klimawandel & auf der COP30

Vielleicht fragst Du Dich: Warum schreibt dieser Joshi eigentlich auf einer kirchlichen Plattform? Ist Klima nicht total areligiös? Warum will da nun Kirche wieder mal mitmischen?

Kurz gesagt: Erstens, weil Kirche & der Glaube einen Schatz beinhalten, der uns in dieser Zeit, dem Anthropozän – dem Menschenzeitalter – sehr helfen kann.

So höre komme ich nach einem Vortrag mit Maria vom Movimiento Laudato Si ins Gespräch. Sie arbeitet mit finanziell armen Familien und ist im Blick auf den Klimawandel frustriert. Sie sagt nun: Das Einzige, dass ihr noch hilft, ist ihr Glaube. Er gibt ihr offenbar den entscheidenden Halt.

Es lohnt sich, sorgsam mit dieser Erde umzugehen.

Und Zweitens – neben dieser hoffnungsschenkenden Stütze – brauchen wir eigentlich nur in das erste Kapitel der Bibel zu schauen. Genesis 1 erzählt von einer Schöpfung, die Gott kreiert und für gut befindet. Und dann setzt er den Menschen in dieses Paradies mit dem klaren Auftrag, die Schöpfung NICHT zu zerstören. Oft wird das Gegenargument gebracht: Aber es heißt doch ‚Macht Euch die Erde untertan.‘ Tauchen wir ein bisschen tiefer in die Theologie ein, wird uns bewusst, dass es sich hier ziemlich sicher um eine nachträgliche Änderung durch die priesterlichen Bearbeiter handelt, um die kultisch wichtige Tötungsvollmacht und eine Generalerlaubnis ‚von Gott‘ zu erhalten. Denn anders ist der Bruch dieser eigentlich so friedvollen Idylle schwer zu erklären. Dafür spricht auch das Umfeld während der Entstehung des Alten Testaments. Die Priesterschaft versuchte offenbar, mehr Macht und Besitz zu erlangen. Was ebenfalls für ein nachträgliches Hinzufügen spricht, ist die Tatsache, dass Gott in der zweiten Schöpfungsgeschichte sinnhaft Gegensätzliches sagt: „[…] und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte“ (Gen 2,15). In der Lutherübersetzung (2017) heißt es „bebaute und bewahrte“. Ob bewahren oder hüten – beides widerspricht dem Gewaltherrschaftsauftrag aus Gen 1,28. Die zweite Schöpfungsgeschichte ist dabei vermutlich die Ältere. (Eine verstärkte Ausführung findest Du in meiner Bachelorarbeit.) Wir dürfen die Erde bewohnen und sanft bearbeiten, aber nicht zerstören. Auch Papst Leo XIV ist davon überzeugt: „Wir dürfen uns nicht an den Luxus der Ignoranz gewöhnen“, sagt er. „Der Glaube verlangt, die Schöpfung zu bewahren, nicht, sie zu benutzen.“ Das erinnert mich auch direkt an die Worte und Lebensweise der Indigenen. Sie bedienen sich an den Schätzen der Schöpfung, jedoch ohne Raubbau. Sie nehmen und geben. Sie (leider gilt das jedoch nicht mehr für alle…) holen keine Rohstoffe wie Gold aus der Erde, da der Boden heilig ist und aus ihm das Wasser – welches einen ungemeinen Wert hat – und die Basis für alle Lebensmittel hervorgeht.

Hoffnung - steht auf dem Rücken.

Kirche hat auch eine besondere Verantwortung, denn gewiss führt die Missinterpretation von Gen 1 auch bis zum heutigen Tage zu viel Ausbeutung. Da muss Kirche entschlossen entgegenwirken.

Darum freut es mich so sehr zu sehen, zu hören und zu erleben, dass Kirche hier in Belém – im Amazonasgebiet für eine bessere Welt ehrlich aktiv ist. Sie schaut hin, sie erhebt ihre Stimme und setzt sich unterstützend ein. So kommen wir bspw. in diesen Tagen bei einer Gruppe von CIMI unter, die sich als katholische Organisation als Nichtindigene für die Rechte der Indigenen (sogenannte Indiginista) einsetzt und es nun auch möglich gemacht hat, dass einige Indigene hier bei der COP teilnehmen können, Unterkunft, Transport & Verpflegung haben. Unterstützt wird CIMI von kirchlichen Organisationen wie Caritas, Misereor u. Ä. (viel auch aus Europa). Die Kirche scheint eine der großen Kämpfer:innen für die Indigenen zu sein, was uns schon im Gespräch mit Padre Edilberto bewusst wurde. Wie wundervoll eine Kirche zu erleben, die nicht nur ad intra (nach innen), sondern auch ad extra (nach außen) handelt und agiert. Und so veranstalten die Kirchen in diesen Tagen zum Beispiel auch den ökumenischen Treffpunkt und Veranstaltungsort Tapiri, an vier katholischen Standorten findet des Weiteren Programm statt und auf der Demo begegne dem Movimiento Laudato si. All das zeigt, uns als Kirche ist die Welt, deren Wandel & deren Herausforderungen nicht egal.

Die Kirche aktiv bei der Demo dabei!

Kirche kann auch durch Gebete und Gottesdienste, die oft mit der ‚Kirche‘ assoziiert werden und für eine Glaubensgemeinschaft von grundlegender Bedeutung sind, wirken, indem die Gläubigen die Sorgen der Menschen und ihrer Welt teilen und sich in religiösen und weltlichen Diskussionen für eine gemeinsame Schöpfung und Zukunft engagieren.

Papst Franziskus beschrieb es in seiner Enzyklika Laudato si` ganz wundervoll: „[…][D]ie Schöpfung kann nur als ein Geschenk begriffen werden, das aus der offenen Hand des Vaters aller Dinge hervorgeht, als eine Wirklichkeit, die durch die Liebe erleuchtet wird, die uns zu einer allumfassenden Gemeinschaft zusammenruft.“ (Nr. 76)

Für mich war es eines der auflussreichsten Gespräche vor der Ankunft in Belém.

Das gemeinsame Haus (‚casa commun‘) ist nicht nur ein christlicher Ausdruck, vielmehr höre ich ihn immer wieder auch von den Indigenen. Sie leben das Gemeinschaftliche offenbar auch sehr lebendig. So erzählt mir Poe, der Anführer des Stammes Kajapo, es gäbe bei ihnen keine Hierarchie, was ganz ausschlaggebend für ein gemeinschaftliches Leben sei. Und der „Capitan“ Francisco der Gemeinschaft Taquera sagt, entscheiden sei, nicht nur an sich, sondern an die ganze Welt zu denken. Im Grunde, was uns das Gebot der Nächstenliebe auch nahelegen möchte.

Frauen wie Maria erheben ihre Stimme!

Nachwirken der COP

Die COP30 ist nun vorbei und vielleicht stellst Du Dir die Frage: was nehme ich ganz persönlich für mich von dieser Conference of Parties COP 30 mit?

Da ist vor allem die tiefergehende Begegnung mit Indigenen, die ich so noch nie hatte. Menschen, die von ihrem Leiden erzählen und überzeugt sind, die Lösung, die Antwort auf die Klimafragen zu sein. Desweiteren nehme ich sehr viel Motivation für meinen ganz eigenen Klimaschutz im Alltag, der sich durch Radeln, Trampen, vegane Ernährung, weniger Konsumieren, eigenes Anpflanzen, Waldschutz, Begeistern für die Artenvielfalt dieser Schöpfung etc. entfaltet und mich darum auch nicht verzweifeln lässt, was ich als Grundlage für guten Klimaschutz empfinde.

Ich bin beeindruckt von den vielen Frauen, die lauthals ihre Stimme erhoben haben. Dass Frauen durchschnittlich sich mehr um ihren Körper und ihr Wohlbefinden kümmern, wissen wir. Folglich wundert es mich nicht, dass sie hier auch so stark vertreten waren. Im Kampf für ihre Rechte, für ihr Leben!

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Wasser, Flüsse & Wasserfälle, Bäume und Wald sehe ich jetzt nun noch heiliger und auch spiritueller an, als ich es vor den Begegnungen mit den Indigenen tat. Und ich habe ehrlich begriffen: Es gilt, die indigenen und traditionellen Gemeinschaften und Lebensstile zu fördern und zu schützen und sich von ihnen inspirieren zu lassen.

Auf der COP werden verschiedenste Themen behandelt – für mich – wie ihr merkt - wirken diesmal aber besonders vordergründig - die Themen der Indigenen. Dennoch wollen wir ein wenig auf weitere Erfolge – zumindest im Anriss schauen. Denn es gibt unzählige ‚Errungenschaften‘ & Erfolge, die gefeiert werden wollen. Feiern ist übrigens auch ein ganz wichtiger Teil und eine wundervolle Impression, die ich aus Belém mitnehme: Es wurde so viel gefeiert, getanzt und gesungen. Nur energetisch gut genährt, können wir im Sinne des Gemeinwohls zielführend agieren. Oder wie Albert Schweitzer sagt: „Gut ist, Leben zu erhalten und zu fördern, böse ist, Leben zu hemmen.“

Hier wird für Samen sammeln und neu säen geworben.

Und so treffen wir auch der COP auch ganz wundervolle Beispiele und Initiaven wie zum Beispiel eine, die in ganz Brasilien Samen bedrohter Baumarten sammelt und dann weit verteilt gepflanzt. So entsteht neuer Wald und Biodiversitätsschutz.  

Der President der COP30 schlägt am letzten Tag nochmal vor, an „FossilFuels“ zu arbeiten. Schon der brasilianische Präsident Lula hat zu Beginn etwas überraschend der Klimakonferenz einen Ausstieg dieser klimaschädlichen Stoffe (70% der Treibhausgasemissionen stammen von Fossilen Brennstoffen.) auf die Agenda gesetzt. Etwas sehr überraschend, zumal noch kurz vorher die Erlaubnis gegeben wurde, im Mündungsbereich des Amazonas nach Öl zu bohren, aber ganz durchblicken kann man da nicht.

Kolumbien veranstaltet nun im April 2026 (gemeinsam mit Niederlanden) einen Gipfel, um von den fossilen Brennstoffen loszukommen. Die Stimmen waren auch rund um die COP laut, aber leider auch die Gegenstimmen…

Tja, wenn tatsächlich jeder 25. Teilnehmer:in der Blue Zone ein Lobbyist der Fossilen Brennstoffe ist, ist ein Ausstieg dieser ein Kampf zwischen David und Goliath. Aber wir wissen alle: David hat gewonnen. Und das ist die Hoffnung, die ich in mir trage.  

David gegen Goliath.

Und so haben auch die Indigenen nicht aufgegeben. Und deutlich wird, die großen Regierungen haben Angst. Angst vor der Wahrheit, wie Lindomar von der Organisation CIMI sagt. Oder warum ist die COP dermaßen sicherheitstechnisch abgeriegelt worden? Wir wollen nicht mit der Angst spielen, dürfen aber verstehen, es zeigt uns, es lohnt sich Druck zu machen. Für Lindomar gilt es, wieder ein bisschen mehr mit dem Herzen die Welt zu betrachten. „Der Kapitalismus denkt nicht mit dem Herzen. Der Kapitalismus legt Münzen in unser Hirn.“ Wieder ein paar Münzen entfernen und dafür ein bisschen Herz reingeben, empfiehlt Lindomar. Für ihn – der ebenfalls in der Blue Zone unterwegs ist, gibt es in dieser Zone nur Münzen… Nur: money, money, money. Für ihn ist es sehr traurig, dass es eine COP innerhalb der COP gibt. Warum nicht einen gemeinsamen Tisch?, fragt er. Und so kann auch ich letztendlich die genauen Beschlüsse und Ergebnisse der Verhandlungen sind nur so wie Du im Internet lesen oder von anderen erzählt bekommen, da es in der zugänglichen angrenzenden Green Zone nicht einmal einen Live-Ticker gab… Darum empfehle ich Dir u.a. die Seite des Umweltministeriums, wenn Du Dich über weitere „Fortschritte“ informieren möchtest. Denn ja, es gibt definitiv welche, auch wenn im kapitalistischen Sinne wohl das Verhandeln die Debatten dominiert hat.

Auch hier bei DeutschlandFunk erhältst Du einen guten Überblick über die „Verhandlungsergebnisse“, die in der Blauen Zone stattfinden. 

An anderer Stelle lese ich mit großer Begeisterung: Kolumbien nimmt eine Vorbildrolle ein und will seinen Regenwald zu 100% schützen. Das ist das, was wir nun brauchen!

Und in der Green Zone erfahren wir in einem Vortrag: 153 Länder wollen in ihr Schulprogramm das Thema ‚Klima‘ implementieren.

Es gibt Erfolge, das brauchen wir nicht zu bezweifeln. Und damit ist auch klar: So eine COP hat ihre Wichtigkeit. Auch wenn bei weitem nicht so sehr viel entschieden wurde und man sich die Frage stellen kann, ob die paar Maßnahmen wirklich helfen. Ganz sicher! Denn machen wir weiter wie bisher, wird schon am Ende des Jahrhunderts das Leben für sehr viele Menschen zur reinen Tortur. In Folge werden Klimafluchtbewegungen erleben, einen Kampf ums Wasser und um lebenswerte Lebensräume. Wir dürfen uns schon heute auf verstärkte Extremwetterereignisse wie das Hochwasser in der Ahr einstellen. Wir entscheiden uns tagtäglich für bestimmte Folgen und Konsequenzen und umso wichtiger ist es, dass wir darum dem durch den Menschen verstärkten Klimawandel und Biodiversitätsverlust entgegenwirken. Auch, wenn bisher nicht alle mitziehen wollen.

„Jeder Tropfen höhlt den Stein“, so das Fazit des deutschen Umweltministers Schneider, der etwas enttäuscht von den Ergebnissen ist. Auch Maria vom Movimiento Laudato Si sagte sinngemäß auf Portugiesisch das Gleiche: „Jeder Tropfen höhlt den Stein.“ Come agua boli em pedra dura, bate forte até abrir fura."

Ein Verbinden mit Schmerz, Wut, Freude und Natur.

Was ich nun rund um die COP30 tiefergehend begriffen habe: Weitermachen, dranbleiben, Druck auf die Politik zu machen und auch bei sich selbst anzufangen. Ein genügsamerer Lebensstil, ein bisschen „indigener“ im Sinne von weniger Kommerz, weniger Konsum, mehr langfristiges ernten / wirtschaften, als kurzfristigen max. Profit zu erreichen, ein Leben verstärkt mit der Natur anstatt eines Benutzens der Natur. Sich vor allem selbst mehr als Teil der Natur zu sehen, zu fühlen und dann entsprechend als Teil dieser ‚Gemeinschaft‘, dieses ‚gemeinsamen Hauses‘ zu handeln, tut nicht nur der Erde gut, sondern auch jedem Einzelnen. ‚Weniger ist mehr‘ – das wissen wir doch eigentlich alle, oder? Und dabei muss sich das nicht wie schmerzhafter Verzicht anfühlen, es ist kein Luxusverlust – ganz im Gegenteil: Die alltägliche Freude in Dir wird zunehmen!

Auch ein spirituell verstärkteres Verbinden kann helfen. Bäume, Flüsse, Wasserfälle, Tiere – alles hat etwas dermaßen Perfektes, Wundervolles. Es ist die Schöpfung, zu der Gott sagt: „Und er sah, dass es gut war.“ (Gen 1) Und wir dürfen uns als Teil dieser perfekten Schöpfung sehen, unseres Einflusses und dem starken Abzweigen des naturverbundenen Weges seit spätestens der Industrialisierung bewusst werden und im Kleinen und Alltäglichen wieder zum staunenden, zum bewahrenden, zum genießenden und wertschätzenden Wesen inmitten so vieler anderer Wesen werden.

Die Antwort sind wir. Idigene als Inspiration.

Die klare Botschaft der indigenen Gemeinschaften auf der COP war für mich: Schützt und stärkt das simple Leben. Warum muss ich zwei Autos haben? Warum überhaupt eins? Warum sollte ich Pestizide alias Pflanzenschutzmittel verwenden, wenn diese Chemie erst seit ca. 70 Jahren produziert wird und seitdem korrelativ spürbar und wissend die Anzahl der Krebspatient:innen zunehmen? Warum pflanze ich in meinen Garten Steine anstatt einen schattenspendenden und luftreinigenden Baum? Warum möchte ich jeden Tag Fleisch konsumieren, wenn ich weiß, dass dafür der Regenwald in Brasilien abgeholzt wird, sich in Savanne verwandeln könnte und ich damit meine eigene Lebensfähhigkeit und Grundlage absäge… Mir sozusagen selbst schleichend und um die Ecke gedacht das Leben nehme? Ist das Luxus? Ich glaube, wahrer Luxus ist, die Heiligkeit und Schönheit, die Einzigartigkeit dieses Planeten, dieser Schöpfung, dieser Madre Tierra / dieser Mutter Natur zu entdecken, zu fühlen und mit ganzem Herzen zu umarmen.

 

Thiago ist stolz darauf, dass die COP30 in Belém stattfand.

Und weißt Du, was mich in diesen Tagen in Belém umarmt hat: Die Freundlichkeit, die Menschlichkeit, die Herzlichkeit der Einheimischen hierzulande. So hat bspw. ein fremder Mann an der Bushaltestelle abends spät noch extra über eine Stunde mit uns auf den passenden Bus gewartet, damit wir sicher nach Hause kommen. Desweiteren gibt es sogenannte COP-Busse, die eigentlich nur für Menschen der Blue Zone sind. Warum? Vielleicht um Sicherheit zu garantieren? Oder warum entsteht hier wieder so ein absurdes 2-Klassenmodell? Wir sind trotzdem häufig mit diesen kostenlosen, modernen und viel angenehmeren Bussen gefahren. Das ging aber nur, dank der Herzlichkeit der Busfahrer, die einfach angehalten haben, um uns einzusammeln auch ohne ausreichend Befugnisse. Die Busse fuhren meist ziemlich leer. Warum dann die Menschen am Straßenrand stehen lassen? Wir sind viel täglich mit den Bussen unterwegs und so unterhalten wir uns in diesen Tagen auch sehr viel mit den Einheimischen. An einer Bushaltestelle schmunzelt uns eine Belemerin an: „É a capital de Brasil agora“ (= „Jetzt ist es die Haupstadt von Brasilien.“) Und im Eingangsbereich der Green Zone der COP erzählt mir Thiago: „Belém erlebt jetzt einen richtigen Aufschwung. Endlich gelten wir etwas in Brasilien. Rio de Janeiro und Sao Paolo seien neidisch, dass die COP30 in Belém stattfindet.“ Amazonien und generell der Norden Brasiliens waren anscheinend bis dato für die Südbrasilianer nicht existent bzw. eher verachtet. Ich freue mich ehrlich gesagt sehr für Belém, wenn diese Klimakonferenz auch die Stadt aufwerten kann, wenn die Menschen hierzulande sich nun mehr gesehen fühlen. Denn ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass wahrer Klima-, Arten-, und Umweltschutz nur gelingt, wenn jede & jeder sich gesehen, geliebt und angenommen fühlt. „Wir müssen den Amazonas in uns retten, bevor wir es im Außen tun können“, erinnere ich mich an die Worte des Vortrags in der katholischen Fakultät. Kirche, Glaube und Religion können genau an dieser Stelle eine wertvolle, Selbstliebestärkende Rolle einnehmen und so ganz aktiv zum Schöpfungsschützer werden.

Mutter Natur wieder mehr ins Zentrum rücken.

Und mit diesen Gedanken und einem sehr positiven Gefühl reise ich aus Belém ab – von tiefstem Herzen wünschend, dass der Amazonasregenwald bestehen bleibt und wir den Ausstoß der Treibhausgase wie CO2 stark reduzieren können – insgesamt genügsamer und dankbarer für die Schöpfung, die Pachamama, die Mutter Natur sind. Jung und alt. Christ:innen und Nichtchrist:innen.  Amen.

 

Belém hat sehr schöne Flecken und es begeistert mich, welch große Mangobäume den Straßenrand zieren.

Auch in Deutschland geht die Reise weiter. Noch in Brasilien werde ich Schwester Elis aus Manaus wieder treffen und neuerdings auch den Bischof Dom Vincente. Die beiden werden nun ein paar Tage in Mainz & Region unterwegs sein und auch ich werde dort noch ein wenig von der Zeit berichten.

Als Auftakt folgt morgen oder spätestens Donnerstag dann noch hier auf dem Blog eine kleine Vorstellung zum Projekt & der Arbeit von Schwester Elis. Es wird Teil der diesjährigen bundesweiten adventlichen Weihnachtsaktion sein.

Ich danke Dir, liebe:r Leser:in für Deine Zeit, fürs Ein- & Abtauchen gemeinsam mit mir in und rund um die COP30. Du möchtest über meine Aktivitäten weiter informiert werden, dann trage Dich doch hier in meinen kleinen Mailnewsletter ein.

Vielen Dank auch für die wundervollen Mails, die ich von Euch erhalten habe!

Gesegnete Grüße vom letzten Tag im Norden Brasiliens,

Joshi

Das Leben auf der Straße.

OBRIGADO BRASIL!

Belém.

Belém.