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Impuls zum 1. Advent

„Kann ich selbst irgend etwas tun, um erleuchtet zu werden?“

„Genau so wenig wie du dazu beitragen kannst, dass die Sonne morgens aufgeht.“

„Was nützen dann die geistigen Übungen, die Ihr vorschreibt?“

„Um sicher zu gehen, dass du nicht schläfst, wenn die Sonne aufgeht.“

Diese Anekdote des Indischen Jesuiten Anthony de Mello (+ 1987) kann uns zur Haltung der Wachsamkeit ermutigen, denn jetzt, in der vor uns liegenden Zeit des Advents, ist die Gelegenheit für geistliche Übungen der Wachsamkeit. Wachsam sein bedeutet, sich in der Stille zu sammeln. Das kann vielleicht auch im Schein einer Kerze geschehen und muss nicht sogleich mit Sentimentalität abgetan werden. Ganz im Gegenteil: in der Zeit des stillen Wartens schaue ich aus nach dem, was wirklich Licht in den vielleicht manchmal grauen und verhangenen Alltag bringt und was hoffnungsvoll meinen Horizont weitet.

Nicht anders kann ich mir erklären, warum im Vorraum unserer Kirche beim Nothelfer-Altar in dieser Zeit der Pandemie so viele Opferkerzen entzündet werden. Natürlich sind diese Kerzen auf gezündet in einem je akuten und persönlichen Anliegen, aber doch auch, weil die Beter ihrer Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit, nach etwas Lichtvollem Ausdruck verleihen wollen. Dieses Lichtvolle stellt z.B. auch ein, wenn man sich früh am Morgen in den Horizont des neuen Tages begibt; ohne Worte erwarte ich immer wieder einmal die aufgehende Sonne und gerate ins Staunen und bin bereit für Neues.

Im Advent kann ich mich auf diese Weise (und auch noch bei manch anderer Gelegenheit) in Wachsamkeit üben; wachsam zu sein bedeutet dann:  warten und lauschen und suchen; und es bedeutet hoffen und ersehnen und in der Verdüsterung einen neuen Horizont erahnen. Adventlich wären wir also dann, wenn wir in der Übung der Wachsamkeit nicht nachlassen; wenn wir der Stille Raum geben; wenn wir hoffnungsvoll Ausschau halten nach neuen Lichthorizonten; wenn wir staunen und für Neues bereit sind und aufbrechen, weg von alten Gewohnheiten und uns dem kommenden Christus entgegensehnen. Im Tagesgebet des ersten Adventssonntags heißt es: „Hilf uns, dass wir … Christus entgegengehen.“

Datum:
Sa. 29. Aug. 2020
Von:
Pater Benedikt Nettebrock OSB – Kloster Jakobsberg

„Kann ich selbst irgend etwas tun, um erleuchtet zu werden?“

„Genau so wenig wie du dazu beitragen kannst, dass die Sonne morgens aufgeht.“

„Was nützen dann die geistigen Übungen, die Ihr vorschreibt?“

„Um sicher zu gehen, dass du nicht schläfst, wenn die Sonne aufgeht.“

Diese Anekdote des Indischen Jesuiten Anthony de Mello (+ 1987) kann uns zur Haltung der Wachsamkeit ermutigen, denn jetzt, in der vor uns liegenden Zeit des Advents, ist die Gelegenheit für geistliche Übungen der Wachsamkeit. Wachsam sein bedeutet, sich in der Stille zu sammeln. Das kann vielleicht auch im Schein einer Kerze geschehen und muss nicht sogleich mit Sentimentalität abgetan werden. Ganz im Gegenteil: in der Zeit des stillen Wartens schaue ich aus nach dem, was wirklich Licht in den vielleicht manchmal grauen und verhangenen Alltag bringt und was hoffnungsvoll meinen Horizont weitet.

Nicht anders kann ich mir erklären, warum im Vorraum unserer Kirche beim Nothelfer-Altar in dieser Zeit der Pandemie so viele Opferkerzen entzündet werden. Natürlich sind diese Kerzen auf gezündet in einem je akuten und persönlichen Anliegen, aber doch auch, weil die Beter ihrer Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit, nach etwas Lichtvollem Ausdruck verleihen wollen. Dieses Lichtvolle stellt z.B. auch ein, wenn man sich früh am Morgen in den Horizont des neuen Tages begibt; ohne Worte erwarte ich immer wieder einmal die aufgehende Sonne und gerate ins Staunen und bin bereit für Neues.

Im Advent kann ich mich auf diese Weise (und auch noch bei manch anderer Gelegenheit) in Wachsamkeit üben; wachsam zu sein bedeutet dann:  warten und lauschen und suchen; und es bedeutet hoffen und ersehnen und in der Verdüsterung einen neuen Horizont erahnen. Adventlich wären wir also dann, wenn wir in der Übung der Wachsamkeit nicht nachlassen; wenn wir der Stille Raum geben; wenn wir hoffnungsvoll Ausschau halten nach neuen Lichthorizonten; wenn wir staunen und für Neues bereit sind und aufbrechen, weg von alten Gewohnheiten und uns dem kommenden Christus entgegensehnen. Im Tagesgebet des ersten Adventssonntags heißt es: „Hilf uns, dass wir … Christus entgegengehen.“