

Unterwegs auf der Bonifatiusroute:Erde vom Bonifatiusacker

Die Wegmarke wirkt älter als sie ist: Westlich von Heldenbergen steht direkt an einer belebten Straße ein Bonifatiuskreuz, das mit seinen Knotenmustern mittelalterlichen irischen Vorbildern folgt. Errichtet wurde es allerdings erst Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dort soll der Leichenzug des Bonifatius im Jahr 754 eine Nachtrast eingelegt haben. Ob der Ort tatsächlich die Stelle markiert, an der der Sarg des Heiligen abgestellt und die Teilnehmer des Zuges sich ausgeruht haben, weiß fast 1300 Jahre später niemand mehr zu sagen. Aber es gibt Hinweise auf die Route. Unter anderem hat der Heimatforscher Heinrich Quillmann in der Nähe einen Bonifatiusacker, eine Bonifatiusquelle und einen Bonifatiushof ausgemacht. Noch ausführlicher und fundierter hat sich der Historiker Christian Vogel mit der Route beschäftigt und darüber eine wissenschaftliche Abhandlung verfasst.
Dennoch: Nicht jeder Schlenker des Zuges lässt sich so viele Jahrhunderte später rekonstruieren. Das bestätigt Julia Huneke, Kulturbeauftragte der Stadt Nidderau. Ich treffe sie am Hof Buchwald auf dem Ohlenberg. Der Ort, direkt an der Bonifatiusroute gelegen, ist keine 200 Meter hoch, doch von dort gibt es einen fantastischen Rundblick: Es lassen sich der Taunus, der Spessart, der Vogelsberg und der Glauberg entdecken, und in der Ferne zeichnet sich die Frankfurter Skyline ab.
Mitgebracht hat Julia Huneke ein Gläschen Erde vom Bonifatiusacker, eingesammelt von eben jenem Heinrich Quillmann, der sich ausgiebig mit Bonifatius beschäftigt hat. „Wenn sie Bonifatius nicht auf Gewässern transportiert haben, müssen sie ihn über die Höhenwege getragen haben. Im Tal wäre es viel zu sumpfig gewesen“, sagt Julia Huneke.
Sie erinnert sich daran, wie vor gut 20 Jahren die Bonifatiusroute ins Leben gerufen wurde. „Historiker und Archäologen auf der einen Seite und Touristiker auf der anderen haben lange um die Strecke gerungen“, berichtet sie. Einerseits sollte der Verlauf so authentisch wie möglich sein, andererseits auch zu Sehenswürdigkeiten führen, Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten bieten. Und ja, gut begehbar sollte der Weg natürlich auch sein. Herausgekommen ist ein Kompromiss, der sich bewusst Route und nicht Weg nennt.
Unabhängig davon, ob Bonifatius tatsächlich über den Hof Buchwald getragen wurde – der Ort dürfte dem heiligen Mann sicher gefallen: Dort stehen heute ein mächtiger steinerner Altar, Bänke und eine Friedenssäule. Mehrmals im Jahr werden hier ökumenische Gottesdienste gefeiert. Und in der übrigen Zeit lädt der Platz Pilgerinnen und Pilger zu Rast und Besinnung ein.