Interview „Meine Hoffnung“ mit Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars:Hoffnung ist eine Gnade
Was schenkt Ihnen persönlich Hoffnung?
Dass ich immer wieder die Erfahrung machen darf, dass Tiefpunkte in meinem Leben zugleich Wendepunkte sind. Das Leben verharrt nicht im Tiefpunkt. Das Leben drängt ins Leben. Es geht immer weiter, auch wenn manchmal erst mit etwas Abstand deutlich wird, dass es wieder bergauf geht. Erlebnisse, Begegnungen, Menschen lassen mich neues Zutrauen in mein Leben fassen.
Haben Sie Orte der Hoffnung? Oder erinnern Sie sich an Begegnungen, die Ihnen Hoffnung schenken?
In den Herbstferien fand ich mich ganz ungeplant auf einem Pilgerweg wieder. Ich war mit meinen beiden Töchtern bei meiner Schwägerin in Spanien zu Besuch. Wir kamen samstags am späten Abend an. Sie fragte uns: „Wir pilgern morgen zur Virgen de la Cabeza nach Benizalon, geht ihr mit?“ Wir hatten schneller ja gesagt, als wir überlegen konnten. Es war körperlich sehr herausfordernd. Um den Marienwallfahrtsort zu erreichen mussten wir gut 400 Höhenmeter überwinden. Aber der Ausblick hat mir die Sprache verschlagen. Da habe ich gespürt: Das ist ein heiliger Ort. Und es hat sich ein Gefühl der Hoffnung eingestellt. Ich habe erlebt, dass es sehr erfüllend sein kann, einfach nur einen Schritt vor den anderen zu setzen und anzukommen und die ganzen Aufgaben und Probleme meiner Welt haben für einen Moment das Bedrohende und Bedrängende verloren. Dieses Erlebnis war nachhaltig, ich kehre gerne zu diesen inneren Bildern zurück.
Was kann Ihre Hoffnung in Gesellschaft oder Kirche konkret bewirken?
Ich hoffe, dass ich aus meiner Hoffnung heraus lebe und in den Gesprächen und Begegnungen mit Menschen sowohl die Kirche in meinem täglichen Tun gestalten kann als auch in die Gesellschaft hineinwirken kann. Schritt für Schritt das verändern, was nicht gut ist in der Kirche und darüber hinaus – das gilt für mich besonders im Umgang mit sexualisierter Gewalt aber auch da, wo sich unsere Gesellschaft auseinanderbewegt.