Nachlese Pilgerreise

Ägypten 2

Datum:
So. 15. Juli 2018
Von:
Ronald Givens

Nur Matthäus berichtet in seinem Evangelium davon, dass Josef und Maria mit dem Jesuskind nach Ägypten vor Herodes geflohen sind. Zwischen drei und fünf Jahren soll die Hl. Familie als Flüchtlinge dort gelebt haben, bevor sie nach Nazareth gezogen sind.

Ob das nur eine Legende ist, eine symbolische Erzählung oder ob es tatsächlich so war, ist für die Menschen in Ägypten nicht wesentlich. Sie sind stolz darauf, dass Jesus in Ihrem Land sprechen und laufen gelernt hat. Dass er seine Kindheit bei Ihnen begonnen hat. Denn Gott, der Vater, muss sich ja was dabei gedacht haben, dass die erste Formung der Menschseins Christi am Nil stattgefunden hat. die ägyptischen Christen sind voller Freude, dass Maria und Josef überzeugt waren, dass Ägypten eines gutes Land für Flüchtlinge ist.

Und so erzählen die Orte, an denen die Heilige Familie Rast gemacht oder gewohnt hat, vom Alltag. Vom Wasserholen, vom Wäschewasser, von der Hitze, von der Angst und vom Hunger. Immer wieder haben Maria und Josef und ihr Kind erfahren, dass die Schöpfung ihnen geholfen hat: Eine Palme neigt sich, um ihnen Schatten zu spenden. Ein Esel kommt und trägt die müde Maria. Ein Fels öffnet sich, und Wasser sprudelt. All diese Erzählungen sagen: die Schöpfung hat sich den Blick für das Wesentliche bewahrt. Pflanze, Tier und Stein erkennen aus ihrem reinen „Herzen“ heraus, was diese Flüchtlinge brauchen, wer da bei ihnen unterwegs ist: Gott selbst.

Nicht nur die Schöpfung hilft der Hl. Familie, auch Ägypter. Bauern, Händler, Fischer. Dörfer nehmen sie auf, beherbergen sie, helfen den dreien.

Jesus wird sich in Israel am liebsten mit solchen Menschen umgeben: Fischer, Bauern, Dörfler. Und er wird barmherzig sein, gerade mit denen, die in seelischer, körperlicher oder geistlicher Not sind. Die ägyptischen Kopten sagen: das hat er in unserem Land gelernt, als er bei uns ein Flüchtling war.

Wie schön wenn ein Land sagen kann: bei uns lernen die Kinder Barmherzigkeit.