Zum Inhalt springen

Facit zum Fachtag gegen sexualisierte Gewalt am 3. Juni 2024 in Mainz:Wie lautet Ihr Fazit zum heutigen Fachtag?

Datum:
8. Juni 2024
Von:
Pfarrer Mathias Berger

Ich sehe alle bestätigt, die erkannt haben, dass es um systemische Fragen geht bei der Gestaltung eines KULTURWANDELS hin zu einer Kirche, in der Meschen einander achtsam, respektvoll, wertschätzend und transparent begegnen. Es ist gut, wenn alle lernen, dass Missbrauch die Spitze des Eisbergs ist und darunter vieles liegt, was wir Tag für Tag verändern, re-formieren können, dass unsere Kirchorte safer spaces werden für alle. Dabei sind vor allem die Perspektive der von Missbrauch in all seinen Facetten Betroffenen und die externe Perspektive unendlich wichtig, um unsere blinde Flecken aufzudecken und als System zu lernen. Kurz gefasst: es geht um bei Prävention um Organisationsentwicklung auf allen Ebenen. Der Fachtag war ein wichtiger Meilenstein dahin.

Was hat Sie heute besonders bewegt?

Es sind inzwischen viele, die mit achtsamen, wachen Augen in Sachen KULTURWANDEL unterwegs sind. Das macht Mut.
Besonders bewegend fand ich den Vortrag von Prof. Dr. Zollner: Der Blick in die diffizilen weltkirchlichen Lern- und Verweigerungsprozesse.
Wir müssen reden, übersetzen, mitnehmen, werben und uns dabei immer sensibel machen für Perspektiven, die wir noch nicht kennen. Haltungen verändern sich langsam, weil Umlernen/Verlernen Zeit braucht, bis es vom Verstehen und Begreifen zur Haltung wird. Und: das hört niemals auf, weil die konkreten Kontexte und Akteure ständig in Bewegung sind.
Und die vielen verschiedenen beruflichen und ehrenamtlichen Blickrichtungen im Workshop Kultur der Achtsamkeit. Im Austausch erlebe ich viel Empowerment für meinen eigenen Verantwortungsbereiche in meinen Gemeinden und in der Queersensiblen Pastoral.

Warum könnte sich dieser Fachtag positiv auf Ihre Arbeit, Ihr Umfeld, das Bistum Mainz auswirken? 

In den Abschlussstatements sagten wir, dass die Organisationsentwicklung auf allen Ebenen geschehen muss. „Oben“, beim konsequenten Willen der Führungskräfte zur Re-form und „unten“ im täglichen Leben. Dort fängt es an bei machtsensiblen und partizipativen Lernprozessen, die in die Leitbilder (ISKs) und in die täglichen Routinen gehören. Und da kann ich – können wir – täglich etwas tun: Feedbackrunden, Exit (Nicht-Mitmachen) ermöglichen, Empowerment (Kinderrechte, höchst persönliche Rechte thematisieren), Abläufe und Verantwortlichkeiten, vorhandene Macht transparent machen, Sprachregelungen treffen, Beschwerde ermöglichen… Es ist wichtig, dass wir da agieren im Bewusstsein, dass wir auf allen Ebenen Macht haben, zu entscheiden, ob wir diese Re-Formation unterstützen oder blockieren. Für mich ist dies das, was wir unter „Evangelisierung“ verstehen: die ständige Umkehr zu einer evangeliumsgemäßeren – für alle Menschen heilsamen - Sozialform des Kircheseins.

 

Mathias Berger, Gemeindepfarrer, Beauftragter für Queersensible Pastoral