Jedes Jahr am 11. November wird das St. Martinsfest mit Laternenumzug begangen.
Hier ein Eindruck aus dem Jahr 2021:
Auf dem Schloßgartenplatz beginnt es zu dämmern, die Straßenlaternen schalten sich ein. Es ist einer dieser ersten eiskalten Novembertage. Kleine Grüppchen aus drei, vier Erwachsenen eingepackt in dicke Mäntel, mit Mütze, Jacke und Schal kommen auf den Platz, begleitet von Kindern. Die Kinder tragen in der Hand Stecken, an denen bunte Laternen hängen. Es ist endlich soweit: St. Martin.
Nach der Coronapause im letzten Jahr konnte St. Martin wieder starten. Bei den Vorbereitungen stellte sich die große Frage: Wie viele Menschen werden kommen, zumal noch Corona grassiert? Kurzerhand wurde das Martinsspiel auf den Schloßgartenplatz verlegt, die Treppen der St. Elisabeth-Kirche bilden die Bühne. Die traditionellen Martinswecken und Schmalzbrote werden in Tüten verpackt, Punsch und Glühwein nur „to go“ vorbereitet.
Gegen 17 Uhr füllt sich der Platz. Jetzt geht es los. Zwei Männer betreten die Bühne. „Endlich wieder gemeinsam zusammenkommen, um St. Martin zu feiern“ begrüßt Pastoralreferent Dominique Humm die Menschen. Nach den letzten zwei Jahren mit Corona sei dies ein Zeichen der Hoffnung. „Gerade heute ist die Botschaft von St. Martin wichtiger denn je: Solidarität“ ergänzt Pfarrer Karl-Heinrich Stein. An diesem Abend hieße das auch aufeinander achten, Abstand halten und wenn es Mal enger wird auch Maske anziehen. Dann stimmen drei Trompeten das erste Lied an: „St. Martin, St. Martin, St. Martin ritt durch Schnee und Wind“ und die Bühne wird freigegeben.
Zwei Soldaten mit rotem Mantel, Schwert und Schild treten vor die Kirche. „Heute ist es echt scheiß kalt“ sagt der der erste Soldat. „Und wir müssen hier draußen noch die ganze Nacht aushalten, bevor wir wieder in die warme Kaserne dürfen“ antwortet der Zweite und fährt fort: „Ich schau Mal auf meine Wetter-App, wie sich die Nacht entwickeln soll.“ Er kramt unter seinem Mantel ein Smartphone heraus, wischt zweimal und zieht die Augenbraun hoch: „Es soll weiter anziehen, das wird eine harte Nacht.“
Die zwei Soldaten gehen weiter. An den Stufen der Kirche begegnen Sie einer Bettlerin in einer durchlöcherten Bluse. „Helft mir, ich friere“ ruft sie den Soldaten zu. „Geh einfach weiter und tu so, als ob wir sie nicht sehen“ raunt der erste Soldat seinem Kollegen zu. Der hält inne: „Aber sie wird erfrieren, es ist zu kalt.“ „Komm schon, ist nicht unser Problem“ fordert ihn der erste Soldat auf. „Ich hab´ eine Idee: Ich zerschneide meinen Mantel und gebe ihr die Hälfte.“ „Das wird Ärger geben, ich sag´s dir“ hält der erste Soldat dagegen, wartet aber. Der zweite Soldat nimmt seinen Mantel, zerteilt ihn mit dem Schwert und gibt eine Hälfte der Bettlerin, dann eilen sie weiter. „Danke“ ruft die Frau hinterher.
An der Kaserne angekommen legen sich die Soldaten zum Schlafen nieder. Im Traum sieht der zweite Soldat die Bettlerin wieder. „Danke Martin, du hast mir mit deinem Mantel das Leben gerettet. Erkennst du mich nicht? Ich bin es, Jesus!“ Der Soldat springt auf und ruft den Kindern zu: „Das hätte ich ja nicht gedacht, dass mir Jesus begegnet. Kommt Kinder wir ziehen durch die Stadt, um das allen weiterzuerzählen.“ Der Soldat verschwindet neben der Kirche im Hof und St. Martin erscheint kurz darauf auf einem weißen Pferd.
Mit St. Martin auf seinem Pferd an Spitze setzte sich ein Laternenzug in Bewegung, hinein in den Herrengarten. Dichter Nebel hüllte alles ein, die Lichter der Laternen waren nur ein Stück weit zu erkennen, ehe sie im Dunst verschwinden. Wie lang sich der Zug hinzieht ist nur zu erahnen. In der Mitte des Herrengarten wird auf einem Platz ein Stopp eingelegt. St. Martin nutzt die Gelegenheit seinem Pferd bisschen Bewegung zu gönnen und galoppiert vor den Augen der Kinder über den Platz. Die Trompeten stimmten „Laterne, Laterne“ und „Ich geh´ mit meiner Laterne“ an. Dann geht es weiter, wieder in Richtung St. Elisabeth-Kirche.
Als die Menschen auf dem Schloßgartenplatz ankommen, hat St. Martin mit seinem Pferd die Stufen der Kirche erklommen. „Vielen Dank St. Martin und bis zum nächsten Jahr!“ dankt Pastoralreferent Humm und St. Martin verschwindet mit seinem Pferd in der Dunkelheit.
Zum Abschluss wird zum Wärmen Punsch und Glühwein in die mitgebrachten Becher ausgeschenkt. Mit Schmalzbroten und Martinswecken steht, einzeln in Papiertüten verpackt, auch eine kleine Stärkung bereit. Auf den Tischen stehen Spendenkörbchen bereit – es wird gesammelt für ein Weisenhaus in Ugande (Teil der Aktion Patenschaft).
Die Laternenträger brechen langsam auf in alle Richtung, einzelne verweilen noch einen Moment zum Austausch. Dann wird abgebaut und auf dem Schloßgartenplatz kehrt wieder Ruhe ein.
Vielen Dank an alle Helfer, die das Martinsfest möglich gemacht haben.