(BeLü) Die Achte „Nacht der Kirchen in Darmstadt“ erfreut die Besucherinnen und Besucher in ganz Darmstadt mit einem vielfältigen Programmangebot – Spektakuläre Abseilaktion in Sankt Fidelis, Bull-Riding im Herrngarten – Erwartungen der Projektleitung wurden erfüllt.
Das größte Kirchenfest in Hessen hat am 14. Juni 2019 seine Attraktivität neuerlich unter Beweis gestellt. Mit 23.989 Besuchenden entsprach das Ergebnis weitgehend dem der von traumhaftem Sommerwetter begünstigten Kirchennacht 2017 (24.926 Besuchende). Unter dem einladenden Motto „Komm, sei Gast!“, hatten ab 19 Uhr bis spät in die Nacht hinein 35 Kirchen und kirchliche Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet von Arheilgen bis Eberstadt ihre Türen geöffnet und luden die Menschen zu insgesamt 130 Programmpunkten ein. Der Schwerpunkt lag auf musikalischen Angeboten von Orgelmusik über Klezmer bis Chorgesang. Daneben gab es Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen sowie geistliche Beiträge und die Möglichkeit, als Besucher selbst etwas zum Programm beizutragen oder sich auszuprobieren. Auch Kinder und Jugendliche kamen auf ihre Kosten.
Zum Erfolg der vom großen Geläut aller Darmstädter Kirchenglocken begleiteten Kirchennacht trug nicht zuletzt die „Meile der Menschlichkeit“ in der Wilhelminenstraße bei, die von Oberbürgermeister und Schirmherr Jochen Partsch, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und Bischof Dr. Peter Kohlgraf bereits um 14.30 Uhr auf der Aktionsbühne eröffnet wurde. An den Informationsständen der rund zwei Dutzend christlichen Hilfsorganisationen und sozialen Einrichtungen sowie bei Talks auf der Bühne – unter anderem auch mit der Dekanin des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt, Ulrike Schmidt-Hesse, und dem stellvertretenden Dekan des Katholischen Dekanats Darmstadt, Pfarrer Dr. Christoph Klock – ergaben sich wertvolle Gespräche über die Arbeitsweise der Organisationen und den Dienst, den sie für die Gesellschaft leisten. Gern genutzt wurde die Möglichkeit, sich aus erster Hand über Ausbildungswege und Praktika in unterstützungsbedürftigen Ländern zu informieren. Das wechselhafte Wetter mit regnerischen Eintrübungen bei insgesamt angenehmen Temperaturen konnte der guten Stimmung – auch wenn gelegentlich unter Dächern und Arkaden Schutz gesucht wurde – nichts anhaben.
Als eines der Highlights der diesjährigen Kirchennacht wird denen, die dabei waren, ganz sicher die spektakuläre Abseilaktion der Berufsfeuerwehr vom Turm der Sankt-Fidelis-Kirche in Erinnerung bleiben. Gebannt blickten die Zuschauer am 25 Meter hohen Turm hinauf zum kleinen Austritt, wo sich Lea Domis vom Team der Höhenrettung in voller Montur auf den auch für sie aufregenden Coup vorbereitete. Nur in der Ausbildung, aber noch nie in einer realen Situation habe sie geübt, im Ernstfall Menschen etwa bei einem Brand aus großer Höhe zu retten, sagte die sympathische 30-Jährige mit dem blonden Zopf und gab später zu, schon ein bisschen Bauchgrimmen gehabt zu haben. Unnötig, wie sich herausstellte, denn alles ging glatt.
Am straff gespannten Seil glitt sie langsam, aber sicher ihren Kollegen entgegen, die sie am Boden im Empfang nahmen. Zur Freude der Kinder hatte sie unterwegs mehrmals in einen mitschwebenden Korb gegriffen und es aus luftiger Höhe Süßigkeiten regnen lassen. Noch mit vielen weiteren spannenden Angeboten – darunter ein von Pastoralreferent Andreas Backert angeregtes Kerzenlabyrinth mit mehr als 100 zuvor von Gruppen aus dem Quartier bemalten Gläsern – zeigte die Gemeinde, dass sie zu feiern versteht.
Auch andere Veranstalter gaben sich viel Mühe. Der Ökumenische Arbeitskreis Arheilgen beispielsweise schuf in der Heilig-Geist-Kirche ein eindrucksvolles Lichtszenario und bot zum Kulturprogramm im geschützten Raum rund um die Kirche ein buntes Programm mit Spielstationen, Bastelangeboten, Weindorf, Wellness-Zelt und vielem mehr. In der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde zog der querschnittsgelähmte Schauspieler Samuel Koch die Zuhörer mit einer Lesung in seinen Bann. Kuratorin Larissa Anton führte in St. Ludwig durch die Engelausstellung „Himmlische Helfer“. Der Ökumenische Projektchor hatte in der Stadtkirche ein volles Haus.
Sankt Elisabeth beeindruckte mit tiefgründigen Stationen zum Thema „beschirmt werden“. In der Adventgemeinde (Graffitikirche) lauschten interessierte Zuhörer der Lesung des Glücksbuch-Autors Titus Müller. Für Eberstadt arrangierte der Ökumenische Arbeitskreis in der Sank-Josefs-Kirche ein anspruchsvolle „Kunst in der Kirche“-Programm, bei dem zu Orgelmusik abstrakte Bilder gemalt, zu Flötenmusik getanzt, Theater gespielt und in meditativem Sprechgesang das Verhältnis zu Gott reflektiert wurde.
Guten Zuspruch fand auch das Angebot der evangelischen Jugendvertretungen im Herrngarten zum Thema „Glaube – Jugend – Hoffnung“: Musik, kulinarische Angebote und als Höhepunkt ein mechanischer Bulle, der zum Rodeo Riding einlud, kamen bei den Heranwachsenden gut an. Ebenfalls unter freiem Himmel betreute Pfarrerin Ulrike Hofmann von der ökumenischen Kooperation Kirche & Co. eine offene Tischgemeinschaft mit dem Angebot zum Gespräch und Impulsen für unterwegs. Auf Tour waren auch drei Gesangsgruppen, die im „Gospeltrain“ der Straßenbahnlinien 7 und 8 zwischen Arheilgen und Eberstadt die Fahrgäste mit geistlichen und weltlichen Liedern erfreuten. Die Russische Kapelle auf der Mathildenhöhe bot aus Anlass ihres 120-jährigen Bestehens ein Festprogramm: Glockengeläut orthodox, Kirchenführung, Chorgesang, Dokumentarfilm. Mit einer Whiskyverkostung endete die Kirchennacht in der gut besuchten Bessunger Kirche.
Dass die Darmstädter Kirchennacht ein ökumenisches Projekt ist, gehört zu ihren Besonderheiten. Unter dem Dach des regieführenden Arbeitskreises Christlicher Kirchen ACK Darmstadt beteiligen sich daran evangelische, katholische, freikirchliche und orthodoxe Kirchen und Einrichtungen sowie ökumenische Initiativen. Der Vorsitzende der ACK und Projektleiter der Nacht der Kirchen, Bernd Lülsdorf, zeigt sich mit dem harmonischen Verlauf der achten Nacht der Kirchen in Darmstadt sehr zufrieden. An den vielen Veranstaltungsorten, die er in dieser Nacht besuchte, erlebte er „eine erlöste Leichtigkeit des Miteinanders und mit sich selbst“. Den Anspruch, Kirche offen und gastfreundlich darzustellen, habe die Nacht erfüllt.
Die „Nacht der Kirchen in Darmstadt“ ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ACK Darmstadt. Im Startjahr 2006 zählte sie 7.500 Besuchende. 2007 wurde sie wiederholt und ging dann in einen Zwei-Jahres-Turnus über. Seitdem hat sie den Charakter einer Biennale. 2017 kam die „Meile der Menschlichkeit“ in der Wilhelminenstraße hinzu.