Am 22.09.2021 trafen sich acht interessierte Gemeindemitglieder zum Thema virtuelles Wasser im Gemeindezentrum von St. Elisabeth. Angeleitet wurde der Workshop von unserer Pastoralassistentin Sara-Marie Hüser, die eingangs erklärte, dass das virtuelle Wasser unseren indirekten Wasserverbrauch beschreibt, der beispielsweise durch Produktionsprozesse oder lange Lieferwege verursacht wird.
Tatsächlich ist uns Teilnehmern schon zu Beginn der Veranstaltung aufgefallen, dass es sehr schwer einzuschätzen ist, wieviel indirektes Wasser jeder von uns täglich verbraucht, weil oftmals Herstellungsprozesse gar nicht bekannt und intransparent sind. Was verbraucht mehr Wasser in der Herstellung: ein Stück Rindfleisch oder ein Fahrrad? Keine Ahnung.
Mit einem kleinen filmischen Beitrag aus dem Dorf Almeria in Spanien (ZDF-Dokumentation Durst https://www.youtube.com/watch?v=fkHfunVAx-o Minute 6:25-9:25) wurde schnell klar, dass nicht nur der hohe Wasserverbrauch ein Problem ist. Da Länder, wie beispielsweise Brasilien, ihr Wasser aus dem eigenen Land für den Kaffeeanbau nutzen und diesen Kaffee in die Industriestaaten exportieren, verlieren diese Länder jährlich mehr und mehr an eigenem Wasservorrat. Seen wie der Aralsee in Asien oder der Tschadsee in Zentralafrika sind ein bekanntes Beispiel dafür, wie das Wasser vor Ort zur Produktion und zum Export von Gütern genutzt wird und dem Land selbst kein Trinkwasser mehr zur Verfügung steht.
Andersherum bedeutet dies erschreckenderweise aber auch, dass rund 50% des virtuell genutzten Wassers in Deutschland aus anderen Ländern stammt. Das ist mal eine Hausnummer.
Gemeinsam in der Gruppe haben wir Fotos von Lebensmitteln und Gegenständen nach ihrem virtuellen Wasserverbrauch sortiert - gar nicht so einfach. Dass ein Auto mit 400.000 Litern im Vergleich zur Tafel Schokolade mit 1700 oder eine Tasse Kaffee mit 140 Litern pro Tasse mehr indirektes Wasser verbraucht, leuchtet ein. Allerdings kaufen wir Lebensmittel häufiger, als ein Auto oder einen Laptop. Kaffee und Schokolade können sogar für den ein oder anderen wichtiger Bestandteil sein, um die eigene Alltagsroutinen noch meistern zu können. (Liste mit Lebensmitteln und Gegenständen: https://klassewasser.de/content/language1/downloads/klassewasser_Info%20virtuelles%20wasser_produktgalerie.pdf).
Auch haben wir auf unseren Smartphones kurzerhand unseren Wasser-Fußabdruck via Online-Test ermittelt. Hier der Link: http://wfd.de/wasserampel/
Besonders erschreckend war für einige von uns, dass wir uns eigentlich mit unseren Fahrrädern statt Autos, mit mehr Gemüse als Fleisch und der Mülltrennung daheim in Sicherheit wiegten, einen grünen bis zumindest guten gelben Fußabdruck zu haben. Viele waren jedoch im roten Bereich, spielt doch das Herkunftsland und der nachhaltige Anbau unserer Einkäufe eine ausschlaggebende Rolle für den virtuellen Wasserverbrauch. Kaum einer von uns achtet bewusst darauf.
Angeleitet von diesen vielen Fachinformationen durfte jeder von uns eine kleine Sache nennen, die er zukünftig anders machen wird, um den individuellen Wasserfußabdruck zu verringern. Der eine möchte zukünftig weniger online bestellen, um den Papierverbrauch zu reduzieren, der andere möchte lieber frisch kochen, statt Fertiggerichte zu essen. Genannt wurde auch das saisonale Kochen mit heimischen Gemüse sowie die Reduzierung des Fleischkonsums. Ein anderer möchte sein Auto so lange fahren „bis dass der Tod uns scheidet“.
Dieser spannende und lehrreiche Workshop war ein Bestandteil aus der Veranstaltungsreihe '„und er sah, dass es gut war"?! -aktiv nachhaltig leben'. Die nächste Veranstaltung in Kooperation mit dem Unverpackt-Laden in Darmstadt findet am 30. Oktober statt