Schmuckband Kreuzgang

" Unser Kercheblättche" - Mitteilungen 13/2023

Wort von Pfarrer Weber und Informationen aus dem Pastoralraum

Mitteilungen aus dem pastoralen Raum (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
Mitteilungen aus dem pastoralen Raum
Datum:
Sa. 28. Okt. 2023
Von:
Helena Doetsch

Unsere Friedhöfe, unsere Beerdigungen, unser Tod

Daran scheiden sich oft die Geister: Wie hältst Du es mit Friedhöfen? Für manche ein abschreckender Ort. Andere zieht es dahin. So verschieden sind die Menschen. Ich bin naturgemäß oft auf Friedhöfen, vor allem in Heusenstamm. Inzwischen auch in Dietzenbach. Ich erinnere mich aber auch an Friedhofsbesuche in Hamburg (nobel), in Wien (dort, wo man e schöne Leich schätzt), in Havanna (so ganz anders), in Prag (ein jüdischer Friedhof – hier werden die Gräber nicht nach 30 Jahren gekündigt – für Juden gilt die dauernde Totenruhe). Friedhöfe sind für mich besondere Orte – für die Toten und die Lebenden. Seit kurzem denke ich immer öfter darüber nach, wo ich meine „letzte Ruhe“ finden werde.

Beerdigungen sind heute sehr vielfältig geworden. Man kann sich überall bestatten lassen, anonym, unter Bäumen, konventionell, oder ganz apart: Die eigene Asche zum Diamanten pressen lassen. Eine besondere Rolle spielen beim Abschied Musik und Lieder. Am häufigsten beim Ranking übrigens das von Frank Sinatra: „I did it my way“. Inwieweit das dann noch individuell (my way) ist, darüber kann man durchaus nachdenken.

Der gravierendste Unterschied zu früher: Die Zahl der Urnenbeisetzungen wird im Vergleich zur Sargbeisetzung immer häufiger. Dabei ist letztere, zumindest für Katholiken,
immer noch von besonderer Bedeutung. Seit der Zeit der Katakomben wurde der Leichnam in die Erde gelegt und die Auferstehung von Leib und Seele sind Glaubensinhalte. Als sich seit der Industrialisierung die Bestattungskultur veränderte, empfahlen die Freimaurer ihren Mitgliedern die Feuerbestattung. Sie wollten damit ein Zeichen gegen den Glauben an die leibliche Auferstehung setzen. Als Reaktion verbot die katholische Kirche ihren Gläubigen darauf hin diese Art der Beisetzung. Allerdings gehört diese Frontstellung wohl definitiv der Vergangenheit an. Die Allerwenigsten, die sich verbrennen lassen, verstehen dies heute noch als atheistisches Statement. So kann man als Katholik heute auch diese Form der Beisetzung wählen.

„Früher“ waren die Toten noch lange zuhause aufgebahrt. Man schaute dem Tod im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht. Heute will man das nicht mehr. Manche nehmen Kinder nicht mit zu einer Trauerfeier, das sei nicht zuzumuten. Während virtuell gestorben wird auf Teufel komm raus – ist uns der reale Tod entrückt. Schade, wie ich finde. Er gehört zum Leben. Vielleicht hat das Wegschauen auch damit zu tun, dass der Tod Menschen nur noch sprachlos zurücklässt. Erst recht, wenn sie an keinen Gott mehr glauben (können).

Schauen wir dem Tod ruhig ins Gesicht. Er gehört zum Leben! Am Ende trifft er uns alle!

Martin Weber, Leitender Pfarrer im Pastoralraum

Informationen aus den Mitteilungen zum download:

KB 13 2023, Informationen