Schmuckband Kreuzgang

"Aller Anfang" ...

Predigt von Pfarrer Martin Weber an Neujahr 2023 in Sankt Martin

Weihnachten 2022 (c) Pfarrgemeinde Sankt Martin
Weihnachten 2022
Datum:
Di. 3. Jan. 2023
Von:
Helena Doetsch

„ANFANG“

„Aller Anfang“…….

  • Wie würden Sie, liebe Schwestern und Brüder, diesen Satz fortsetzen?
  • Aller Anfang ist schwer
  • Oder: Aller Anfang ist ein Wagnis und beginnt mit dem ersten Schritt
  • Vielleicht würden Sie an das Gedicht von Hermann Hesse denken: Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Anfänge haben es in sich. Vielleicht erinnern Sie sich an Anfänge in ihrem Leben. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich heute noch mit meiner Schultüte zur ersten Klasse. Oder erinnere mich an den Eintritt ins Priesterseminar. Das dürfte bei Ihnen ähnlich sein. Wie war es, als Sie in den Beruf eingetreten sind. Ihre Frau oder ihren Mann kennengelernt haben. Als das erste Kind geboren wurde. Dass wir den Anfang eines neuen Jahres feiern und nicht einfach so an uns vorrübergehen lassen, hat etwas mit dem besonderen Charakter der Anfänge zu tun.

Das finden wir auch in der Bibel, im „Buch der Bücher“. Die ersten Worte lauten dort: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde!“ (Genesis 1). Und die ersten Worte des Johannesevangeliums heben an mit dem gewaltigen Prolog: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“. Letzteres ist das, was dieser Evangelist von Weihnachten erzählt: Das ewige Wort Gottes kommt in die Welt und nimmt Fleisch an in dem Menschen Jesus.

Vertrauter ist uns diese Botschaft von Lukas. Im ersten Kapitel seines Evangeliums betont er, das zu erzählen, was er von denen gehört hat „die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren“ (Lukas 1,2)

Und so werden wir von ihm, heute am 1. Januar, am Oktavtag von Weihnachten, noch einmal nach Bethlehem geführt. Mit den Hirten stehen wir vor der Krippe. Gott fängt neu mit uns Menschen an: In der Geburt eines Kindes. Ein Kind spricht uns intuitiv an. Es weckt in uns die besten Empfindungen. Liebe, Güte, Hilfsbereitschaft. Das gilt auch für dieses Kind. Es ist ein besonderes Kind. Die Hirten haben die Botschaft der Engel noch im Ohr: „Euch ist heute der Heiland geboren!“. Sie wissen in diesem Kind um die Präsenz Gottes. Und doch zwingt dieses Kind nicht zur Anbetung, sondern lädt dazu ein. Die Hirten folgen dieser Einladung, sie eilen nach Bethlehem. Und Maria erwägt alles, was geschehen ist in ihrem Herzen.

So ist Weihnachten die Anfangsgeschichte Gottes mit uns Menschen. An Weihnachten geschieht eine definitive und nicht mehr überbietbare Zeitenwende. So sehr, dass wir sogar unsere Zeit danach ausrichten: Es ist das Jahr 2023 nach Christus – und deshalb, wie immer es auch sein wird: Ein anno domini, ein Jahr des Herrn.

Wie können wir als Christen in dieses Neue Jahr hineingehen? Das Evangelium gibt uns zwei sehr schöne Hinweise:

  • Mit den Hirten gilt es, sich auf den Weg zu machen. Immer und immer wieder. Aufzubrechen und neu zu beginnen. Mit einem Ziel vor Augen: Sie kommen, um das Kind zu sehen und es anzubeten. Sie sehen ein Kind: Ganz winzig, so wie es bei jedem Menschen winzig beginnt. Deshalb sollten wir die kleinen Schritte und die kleinen Brötchen mit großer Wertschätzung achten und ehren. Darauf werden wir uns auch in unserer Kirche einstellen müssen. Die kleine Herde, die wir sind, müssen wir nicht herbeireden. Das sind wir schon. Aber wir haben eine große Botschaft. Nachdem die Hirten bei dem Kind waren, rühmten sie Gott und haben weitererzählt, was sie erlebt haben. Die Nähe Gottes nämlich und die Freude, die daraus entspringt. Intuitiv haben sie erkannt, was Papst Benedikt am Ende seines geistlichen Testamentes so formuliert: „Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich sein Leib“.
  • Mit Maria – und das ist der zweite Verweis – gilt es all das „im Herzen zu erwägen“ und darüber nachzudenken. Im Herzen erwägen. Darauf kommt es an. Dass wir Herzensmenschen sind. Dass wir herzlich im Umgang mit anderen sein können. Dass auch unser Glaube nicht bloß verkopft, kalt und nüchtern, sondern ein Herzensglaube ist. Maria ist uns ein Vorbild dafür und überall, wo sie verehrt wird, spürt man das auch.

So gehen wir als Einzelne und als Gemeinde in dieses neue Jahr 2023 hinein. Ein anno domini – ein Jahr des Herrn. Und der Segen unseres Gottes möge auf einem jeden von uns ruhen. So wie wir es vorhin in der Lesung aus dem Alten Testament gehört haben: Der Herr segne und behüte dich! Der Herr blicke dich freundlich an und sei dir gnädig! Der Herr wende sich dir in Liebe zu und schenke dir seinen Frieden.

So dieses Neue Jahr anzufangen ist das Beste, was wir tun können!

Download: Predigt von Pfarrer Weber, Neujahr 2023