Schmuckband Kreuzgang

"Glaube ist: Feststehen in dem, was man erhofft..."

Predigt am 10.08.2025 von Diakon Oliver Schäfer in St. Martin

Predigt-lesen (c) PG Heusenstamm
Predigt-lesen
Datum:
Di. 12. Aug. 2025
Von:
Helena Doetsch

2025_08_10_Predigt_Oliver_Schäfer

19. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C:

Lesung: Hebr. 11, 1-2.8-12; Evangelium: Lk 12,32-38

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,

die Lesung heute aus dem Hebräerbrief beginnt mit einem der für mich wichtigsten Sätze im Neuen Testament: „Glaube ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.“ Der Verfasser des Hebräerbriefs tut nicht so, als würde er alles wissen. Und er gibt zu, dass Glaube nicht gleich Wissen ist. Denn wenn wir alles so genau über Gott wüssten, wie manche bigotten Menschen ja durchaus behaupten, dann wären wir entweder gottgleich, oder aber, wir bräuchten etwas erst gar nicht, was aber unbedingt unseren Glauben, also unsere Beziehung zu Gott ausmacht, nämlich das Vertrauen.

Glauben, das heißt eben, feststehen in dem, was wir erhoffen und überzeugt sein, von dem, was wir nicht sehen. Schon Menschen wie Abraham, und seine Frau Sara haben aufgrund dieser Hoffnung und aus dieser Hoffnung gelebt.

Dieses Hoffen und Vertrauen in Dinge, die man nicht sieht, geht viel tiefer und ist wertvoller als alles Wissen, denn es setzt eine Beziehung voraus. Warum sollte ich etwas annehmen, was ich nicht kontrollieren oder nachweisen kann? – Dann, wenn ich demjenigen, der es mir sagt bzw. der etwas verspricht, vertraue und davon ausgehe, dass er oder sie es gut meint mit mir. Kinder tun das bei ihren Eltern – zumindest bis zu dem Alter, wo sie dann alles, was die Eltern sagen, in Frage stellen. Sie spüren, die Eltern meinen es gut mit mir. Ich kann ihnen vertrauen, auch wenn ich das, was sie sagen, noch nicht weiß oder noch nicht erlebt habe, bzw. prüfen kann. Sie tragen mich und sind für mich da.

Dieses Vertrauen hatten, so hören wir im Hebräerbrief schon Abraham und Sara, unsere Urahnen im Glauben sozusagen. Und ein solches grundtiefes Vertrauen, eine solche tiefe Beziehung zu Gott, seinem Vater, hatte auch Jesus. Er stand so fest in seinem Glauben, im Vertrauen, er war so eng in der Beziehung zu Gott, seinem Vater, dass er sagen konnte: „Wer mich sieht, sieht den Vater“, und dass die Konzilsväter später sagten: Er ist Gott gleich.

Und er hat bei seinen Jüngern – und er tut das auch bei uns – geworben um dieses Vertrauen in Gott. Er hat uns gezeigt, dass auch wir in dieser Beziehung zum Vater stehen, auch wir ihn wie einen Vater oder eine Mutter annehmen dürfen. Jesu Vertrauen ging so weit, dass er selbst im Angesicht seines Todes beten konnte: „Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern deiner!“ (Lk 22, 42 – 43). Es drückt die Hoffnung aus, dass Gott uns auch im Tod nicht im Stich lässt. Wer diesen Satz beten kann – und das tun wir ja abgewandelt im Vater unser immer wieder, der drückt das tiefste Gottvertrauen aus, das man sich vorstellen kann.

Jesus hat Gott voll und ganz vertraut, auch in seinen schwersten Stunden. Dieses Vertrauen machte ihn unabhängig von Konsum, ja sogar freier von den täglichen Sorgen und Ängsten. Und so konnte er ohne irdischen Besitz, aber mit einem Schatz im Himmel, nämlich seinem Gottvertrauen, dazu auffordern, die Habe zu verkaufen und den Erlös den Armen geben. Er zeigt uns, dass all der Besitz kein Ersatz ist für den Schatz im Himmel, also die Beziehung zu Gott und das grundtiefe Vertrauen in ihm. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagt er dem scheinbar reichen und mächtigen Pilatus ins Gesicht.

Jesus fordert seine Jünger im Evangelium auch zur Wachsamkeit auf. Als Kind hat mich das immer etwas geängstigt. Was war, wenn Jesus kommen würde und ich nicht gerade aufmerksam war, am Beten oder an ihn gedacht hatte? Würde er mich dann bestrafen, würde ich dann leer ausgehen, nicht in den Himmel kommen?

Wenn wir heute die beiden Bibeltexte nebeneinander lesen, den Hoffnungstext aus dem Hebräerbrief und das, was Jesus zur Wachsamkeit sagt, dann kann das auch heißen: „Seid wachsam für das, was euch Hoffnung macht ,lasst euch nicht einschläfern von den Angstmachern und Unheilspropheten dieser Welt. Übt euch im Vertrauen in Gott, seid wachsam, dass nicht nur das, was ihr vor Augen seht, euer Leben und eure Sehnsucht bestimmt, damit die Hoffnung in Euch nicht verlorengeht. Bleibt wach für all die Dinge und Menschen, die euer Vertrauen stärken oder es brauchen.

Und so schließe ich meine Gedanken noch einmal mit den ersten Worten der heutigen Lesung: „Glaube ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugt sein von Dingen die man nicht sieht.

„Vertrauen“, so sagt ein Sprichwort, „ist die schönste Form von Mut“. Dieses Vertrauen wünsche ich uns allen.
Oliver Schäfer, Diakon