Ukraine, Syrien, haben sie es gehört, selbst im Weihnachtsevangelium kommt das unsägliche Leid der Menschen dort zu Wort.
Ukraine, Kiew, Syrien, Aleppo, das macht uns so hilflos, so traurig, das nimmt uns die Freude dieses Abends.
Da hungern die Menschen, da frieren die Kinder, da sterben die Verletzten. Weil man sich nicht an das hält, was einst die Völker vereinbart haben.
In der Genfer Konvention, die galt sogar im 2. Weltkrieg und wurde eingehalten. 2022 gilt das alles nicht mehr in der Ukraine, in Syrien!
Was predigen angesichts des unsäglichen Leides in aller Welt, in Syrien, im Jemen, in Eritrea, in Afghanistan und, und, und?
Was soll ich angesichts dieses Leids an Weihnachten predigen?
Liebe Gemeinde!
Weihnachten ist nicht etwas, was vor mehr als 2000 Jahren geschehen ist. Weihnachten geschieht immer wieder! Jedes Mal, wenn zwei Menschen einander verzeihen, dann ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn wir einem Menschen in Not helfen, dann ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn zwei Menschen sich echte Liebe schenken, dann ist Weihnachten. Da wird Jesus geboren und da werden Liebe, Friede, Gerechtigkeit, Hoffnung und Freude sichtbar. Gott ist Mensch geworden, damit wir Menschen wirklich Menschen werden können. Nun sagen wir vielleicht: „Wir sind doch alle Menschen.“ Ja, das stimmt! Wir sind Menschen!
Aber überlegen wir einmal, wie viel Unmenschlichkeit es heute in unserer Welt gibt. Wenn wir die Zeitung aufschlagen und die Nachrichten hören, wie viele traurige Ereignisse erfahren wir jeden Tag.
Ja, Gott ist Mensch geworden, damit wir in Jesus Christus ablesen können, wie Gott sich das Menschsein gedacht hat.
In Jesus wurde die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar. In einer Gesellschaft, in der eine Ehebrecherin durch Steinigung bestraft wurde, hat Jesus sich für die Sünderin eingesetzt. In einer Gesellschaft, in der die Aussätzigen sich vor anderen verstecken mussten, ist Jesus zu ihnen gegangen, hat ihnen seine Hände aufgelegt und sie geheilt. In einer Gesellschaft, in der es hieß: Auge um Auge, hat Jesus sogar den Menschen verziehen, die ihn gekreuzigt haben. Ja, Gott ist Mensch geworden, damit wir in dieser Weise Mensch werden können und menschlich miteinander umgehen.
Liebe Gemeinde! Gott ist Mensch geworden, damit wir unsere Würde richtig begreifen können. In der Bibel heißt es: Wir sind als Ebenbild Gottes geschaffen. Dadurch ist uns eine große Würde zuteil geworden. Wenn wir uns als Ebenbild Gottes verstehen, dann werden Not, Elend und Leid unserer Mitmenschen in uns Mitgefühl und Hilfsbereitschaft wecken.
Der frühere Erzbischof Schick von Bamberg sagt: „Wir dürfen sie nicht vergessen! Syrien muss Thema sein an Weihnachten.“
Im Facebook fand ich diese Antwort:
„Jesus ist nicht in diese Welt gekommen, weil alles easy ist, sondern weil die Welt Erlösung braucht. Wer darüber nachdenkt, Weihnachten ausfallen zu lassen, weil Terroristen es so wollen, der hält die Terroristen für mächtiger als den Herrn.“
Ja, diese Frau hat recht. Die Verbrecher sollen keine Macht haben über die Weihnacht. Wir fühlen mit den Menschen dort. Wir wissen um ihr Leid!
Und trotzdem wir stellen dagegen:
Unsere Hoffnung, unseren Glauben an das Gute im Menschen. Wir wollen Menschen sein, die die Botschaft der Weihnacht in ihr Herz aufnehmen:
Frieden auf Erden! Dafür dürfen Sie, darf ich meinen Beitrag bringen und fange damit in meiner kleinen Welt an.
Assad, Putin, die Attentäter dieser Welt, denen geben wir nicht so viel Macht, dass sie grausam auch unser Leben zerstören
und uns den Willen rauben, unseren Beitrag für den Frieden zu bringen.
In der Zeitung stand, dass es an Weihnachten in vielen Familien Krach gibt. Das muss nicht sein, wenn jede und jeder versucht,
in seiner kleinen Welt, achtsam zu sein im Reden, Rücksicht zu nehmen aufeinander, seinen Wohlwollen einzubringen,
dass das Miteinander gut gelingt.
Liebe Gemeinde!
Das Weihnachtsfest hat viele Gesichter: Für die meisten Menschen ist es ein frohes Familienfest. Aber für einige ist es ein trauriges und sorgenvolles Fest. Ein Mensch, der im vergangenen Jahr noch mit uns das Weihnachtsfest feierte, ist nicht mehr da. Was wird an diesem Fest in der Familie sein, in der der Vater oder die Mutter vor einigen Wochen gestorben ist? Oder was wird bei einer Frau sein, die sich vor Kurzem von ihrem Mann getrennt hat? Wie wird Weihnachten in einer Familie sein, in der jemand tot krank ist. Ja, wir erfahren in unserem Leben immer wieder Einsamkeit, Schmerzen, Not, Leid, Angst, Krankheit und Tod. Dies alles zeigt uns, die Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit in unserem Leben. Gerade in einer solchen Situation gibt uns die Botschaft des Weihnachtens:
"Fürchtet euch nicht. Denn ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Retter geboren: er ist der Messias, der Herr.“
Gott sandte also sein Licht, einen Retter, seinen Sohn in eine finstere Welt. Und das Licht leuchtete mächtig auf. Für dich bin ich Mensch geworden. Du bist nicht allein. Ich gehe alle Wege mit dir, um dich zu trösten, zu ermutigen und zu begleiten.
Wenn wir diese Gegenwart Gottes in uns spüren, dann spricht der Engel auch zu uns: „Ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch der Heiland geboren.“
Wir denken an die Menschen in aller Welt, die einen Toten, einen Kranken beklagen, und gleichzeitig wissen wir: Wir dürfen froh sein, einander zu haben, einander zu beschenken, einander gut zu sein, gute, frohe Zeiten miteinander zu verbringen.
Das größte Geschenk ist ein frohes Fest!
Das, was wir einander wünschen!
Die teuren Geschenken machen noch nicht Weihnachten aus,
Weihnachten lebt davon,
wie achtsam wir sind,
wie gut wir miteinander umgehen,
wie wir das leben,
was am Weihnachtsbaum erstrahlt:
Licht zu sein!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen. Ein frohes, lichtvolles, friedliches Weihnachtsfest. Amen.