Unterrichtung der Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Martin über die Zukunft des Hildegardishauses
Liebe Mitglieder der Pfarrgemeinde St.Martin, liebe Gemeinde,
die Gremien der Pfarrgemeinde St. Martin, d.h. der Pfarrgemeinderat und der Verwaltungsrat im Zusammenwirken mit Herrn Pfarrer Barton haben beschlossen, Sie im Sinne größtmöglicher Transparenz über die Zukunft des Hildegardishauses in Steinberg zu unterrichten. In den 1990er Jahren wurde der Katholischen Pfarrgemeinde St. Martin von der Familie Lorenz ein Grundstück zum Bau einer Kapelle unentgeltlich überlassen.
Ausgehend von der ursprünglichen Vorstellung, dass mit der wachsenden Bevölkerungszahl in Dietzenbach auch ein weiteres Wachstum der Pfarrgemeinde einhergehen würde, entwickelte sich im Laufe der Planung ein Gebäude mitvollständigem Gemeindezentrum, mit Kapelle und Jugend-Café. Neben den regelmäßigen Gottesdiensten in der Kapelle konnte das Jugend-Café Wolke 7 über annähernd 20 Jahre einen Beitrag zur Freizeitgestaltung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Stadt leisten, das Gemeindezentrum des Hildegardishauses konnte jedoch leider nicht wirklich mit Leben erfüllt werden. Zwar nahm die Bevölkerungszahl in Dietzenbach zu, nicht jedoch die Zahl der hierlebenden Katholiken. Die Nutzung des Hildegardishauses ging daher über die Jahre mehr und mehr zurück. In den letzten 10 Jahren fanden kaum mehr Veranstaltungen statt. Das Jugend-Café Wolke 7 kann schon länger nicht mehr - zuletzt auch wegen des fehlenden Personals - betrieben werden, so dass sich derzeit im Gemeindezentrum lediglich noch die Katholische Öffentliche Bücherei befindet und in der Wolke 7 derzeit noch die Initiative "Dietzenbach spielt" angesiedelt ist.
Genutzt wurde bis zum Beginn der Corona-Pandemie noch das Herzstück des Gebäudes, die Kapelle zur Feier von Gottesdiensten; Konzerte und andere Veranstaltungen konnten jedoch seither nicht mehr stattfinden. Ständig steigende Unterhaltungskosten für Heizung, Strom u. ä. sowie der im Laufe von rd. 25 Jahren aufgelaufene Instandhaltungsbedarf für das Hildegardishaus können von der Pfarrgemeinde nicht mehr gestemmt werden.
Allein die Betriebskosten des Hildegardishauses belaufen sich im Jahr auf rd. €30.000,00 und bzgl. des Gebäudes besteht selbst erheblicher Instandhaltungs-rückstau. Nach den schon seit geraumer Zeit geltenden Baubezuschussungsrichtlinien des Bistums Mainz erhalten wir keine Zuschüsse mehr für die Bauunterhaltung des Hildegardishauses. Die Nutzflächen beider Gemeindezentren - des Hildegardishauses und des Gemeindezentrums St. Martin - liegen bei etwa 1000 qm. Die für unsere Gemeindegröße von rd. 5000 Katholiken "zustehenden" 360 qm überschreiten wir damit bei Weitem. Dies bedeutet, dass sämtliche Kosten der Bauunterhaltung nebst Betriebskosten von der Pfarrgemeinde selbst aufgebracht werden müssen. Dies kann die Pfarrgemeinde nicht leisten.
Der Verwaltungsrat und - nicht zuletzt - Herr Pfarrer Barton mit großem persönlichen Engagement suchen daher seit annähernd 10 Jahren nach neuen Nutzungs-konzepten, um einerseits das Hildegardishaus zu halten, andererseits den finanziellen Anforderungen gerecht zu werden. Mit viel Zeit und Kostenaufwand auch des Bistums Mainz wurde erwogen, das Hildegardishaus in eine Kindertagesstätte mit Familienzentrum umzugestalten. Dieses Projekt - ursprünglich angestoßen durch das Bistum Mainz - ließ sich ausverschiedenen Gründen und Widerständen nicht umsetzen. Um die Betriebskosten des Hildegardishauses wenigstens annähernd decken zu können, wurden Teile des Hauses an das Theresien-Kinder- und Jugendhilfe-Zentrum Offenbach vermietet. Auch die dabei erzielte Miete reicht jedoch nicht aus, um eine Kostendeckung zu erreichen. Pfarrer Barton, die Pfarrgemeinderäte und die Verwaltungsräte haben in den vergangenen 10 Jahren viel Zeit und Engagement in die Suche nach neuen Nutzungskonzepte investiert, um eine Lösung zu finden. Dabei wurde die Situation noch dadurch erschwert, dass nicht nur die Anzahl der Katholiken, sondern auch die der Pfarrer und sonstigen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen den Pfarrgemeinden zurückgeht. Dem soll durch den "Pastoralen Weg" Rechnung getragen werden, was die Nutzung kirchlicher Gebäude in Zukunft wesentlich erschweren dürfte.
Als letzte Lösungsmöglichkeit, dem nicht mehr zu bewältigenden Kostendruck zu begegnen, bleibt daher nur der Verkauf des Hildegardishauses. Der Verkauf eines Gemeindezentrums mit Kapelle auf einem Grundstück, das als Gemeinbedarfsfläche und zur Nutzung kirchlicher Belange im Bebauungsplanausgewiesen ist, läßt sich nun nicht ohne Weiteres bewerkstelligen, da es hierfür einen freien Immobilienmarkt nicht gibt. Zudem war es Pfarrer Barton und den kirchlichen Gremien wichtig, den Verwendungszweck des Hildegardishauses für kirchliche oder caritative Zwecke zu erhalten.
Es fanden sich drei Interessenten für den Erwerb des Hauses, von denen am Ende die Syrisch-Orthodoxe Kirche übrigblieb. Die Verantwortlichen dieser Kirchengemeinde wollen das Gebäude als Gemeindezentrum und als Kirche nutzen und die Tagesgruppe des Theresien-Kinder- und Jugendhilfe-Zentrums weiter beheimaten. Es werden derzeit ernsthafte Verkaufsverhandlungen mit der Syrisch-Orthodoxen-Kirchengemeinde geführt, die hoffentlich zu einem alsbaldigen Abschluss führen. Im Rahmen des Kaufvertrages wird darauf geachtet werden, dass das Hildegardishaus nicht zum Spekulationsobjekt durch die künftigen Eigentümer durch die Änderung des Nutzungszwecks für andere als kirchliche Belange werden wird.
Im Hinblick auf den eingeschränkten Nutzungszweck und die nur sehreingeschränkte Zahl von Kaufinteressenten werden wir Abstriche bei der Höhe des Kaufpreises machen müssen. Ziel von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat ist es jedoch, den Wert der uns vor über 25 Jahren gemachten Zuwendung dieser und auch der Folge-Generation zu erhalten. Das Gebäude wird ohne bewegliches Inventar verkauft; die sich noch im Hildegardishaus befindliche Katholische Öffentliche Bücherei wird mit einem Teilihres Bestandes für Kinder, Jugendliche und junge Familien in das Katholische Familienzentrum St. Martin in der Talstraße übergehen. Eine Arbeitsgruppe wird im Zusammenwirken mit den unterschiedlichen Gruppierungen unserer Pfarrgemeinde versuchen, ein Nutzungskonzept für das Gemeindezentrum St. Martin zu erarbeiten, da wir alle näher zusammenrückenmüssen.
Der Pfarrgemeinde wird darüber hinaus Gelegenheit gegeben werden, sich in dem zur Zeit zulässigen Rahmen vor dem Hildegardishaus zu verabschieden.