Dreierlei zum Nachdenken
Vor wenigen Wochen veröffentlichte die Glaubenskongregation in Rom das Schreiben: Dignitas infinita. Darin erinnert Papst Franziskus an die „unendliche Würde“ eines jeden Menschen. Und er benennt so vieles, was diese Würde beeinträchtigt: Krieg, Armut, Ausbeutung, Abtreibung, Euthanasie…. Dieses Schreiben versteht sich ganz bewusst als Denkanstoß und nicht als eine erschöpfende Behandlung dieser Themen. Es ruft die christliche Anthropologie in Erinnerung: Jeder Mensch ist Person und hat Würde: Auch der ungeborene, demente, behinderte, schuldig gewordene Mensch. Ein wichtiges Element dieser Würde ist es, dass der Mensch frei agieren kann. Diese Freiheit ist aber nicht unbegrenzt, sondern eingebunden in natürliche Vorgegebenheiten. Dazu zählt zum Beispiel, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen ist.- Ein inspirierendes Schreiben, fundamental und doch nahe am Puls der Zeit.
Seit Monaten tobt in Israel und Palästina ein mörderischer Konflikt. Was würde Jesus wohl dazu sagen, selber Jude und von dem berichtet ist, dass er in großer Freiheit und zugewandt mit den Fremden umging. Ist sein Ratschlag, die „andere Wange hinzuhalten“ nicht lächerlich angesichts der Orgie von Gewalt? Ich glaube nicht: Denn so zu handeln erfordert Stärke und Affektkontrolle: Nicht sofort zurückschlagen. Denn wer „den anderen“ nur mit Hass betrachtet, verliert die Fähigkeit zur Liebe. Liebe aber nicht emotional, sondern im Sinne von Empathie: Der andere, die anderen haben auch ihre Wahrheit, ihre Interessen, ihre berechtigten Ansprüche. Leider fehlt genau das bei dem derzeitigen Konflikt. Die Einsicht, dass es dem einen Volk nur gut gehen kann, wenn es auch dem anderen gut geht.
Eine Umfrage belegt, dass viele junge Menschen sehr pessimistisch in die Zukunft blicken. Außerdem sei der Blick auf sich selbst oft ein negativer. Eine junge Autorin der FAZ – Rosalyn Kleutgens – sieht eine Ursache darin, dass Smartphones eine zu große Rolle spielen. Sucht generieren- jedes Tic Toc Video und jeder Like aktiviert die Ausschüttung von Dopamin und der Körper will immer mehr davon. Aber auch – angefeuert durch Influencer – falsche Selbstbilder erzeugen, die am Ende Frustration zurücklassen. Es stimmt wohl, dass der stundenlange Konsum von Algorithmen basierten Medien ein echtes soziales Experiment ist. Möglicherweise beeinflusst das die Entwicklung des menschlichen Gehirns mehr als es gut ist.
Es ist wichtig nachzudenken. Zumindest bei den Dingen, die Elementares, unser Menschsein betreffen. Aber letztlich brauchen wir bei alldem den Gottesgeist. Er lässt uns tiefer verstehen, worauf es wirklich ankommt.
Martin Weber, Pfr.
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