Italienischer Barock vom Feinsten
Nach mehrmonatiger „Corona-Pause“ ertönte wieder ein Konzert in der Konzertreihe der Kirchenkonzerte St. Martin. Das Corelli-Ensemble aus Gelnhausen präsentierte ein Programm italienisch geprägter Barockmusik.
Die vier Künstler: Uwe Sommerfeld, Barockvioline und Leitung, PohSuan Teo, Barockvioline, Saale Fischer, Cembalo und Christian Niebling, Viola da Gamba, sämtlich mit internationaler Musikerfahrung interpretierten die Werke in historischer Aufführungspraxis auf ihren originalgetreu nachgebauten Instrumenten des 18. Jahrhunderts. Der hierdurch erzeugte filigranere Klang (Darm- statt Stahlsaiten, kürzere Stege, geringere Bogenspannung usw.) läßt die Feinheiten dieser Musik, vor allem die polyphonen Strukturen besser erkennen, als es mit modernen Instrumenten möglich ist. Gefordert ist hier eine andere Spieltechnik, welche das Ensemble meisterhaft beherrschte. Keine Vibrati, dafür in den langen Tönen ein gekonntes Auf- oder Abschwellen wie ein organisches Atmen, stets im Einklang mit der Emotion der Musik.
Dazu in der Funktion des „Basso continuo“ der warme Ton des mit Kielen von Vogelfedern zum Klingen gebrachten Cembalos, zur Abrundung des Streicherklangs und von Saale Fischer mit reichlichen phantasievollen Verzierungen versehen.
Einen lebendigen Dialog lieferten sich die Violinen in den beiden Sonata da Chiesa und da Camera von Arcangelo Corelli, die Fugen klar akzentuiert, kurze Bögen, ohne abgehackt zu wirken, farbig abgesetzt gegen die langen sanglich vorgetragenen Töne.
Ähnlich wurden die beiden „Sinfonia“ von Alessandro Stradella vorgetragen, wobei hier besonders die Viola da Gamba gefordert war, beispielsweise im ersten Fugenintermezzo, eingeleitet von der Gambe. Hinreißend ihr warmer Klang vor allem in den langsamen Sätzen, von Christian Niebling sehr musikalisch vorgetragen. Am Schluss ein schwungvoller 1/3er Rhythmus, vom Ensemble tänzerisch gespielt, unterlegt von höchst virtuos gestrichenen 1/16tel Läufen der Gambe. Mit ebensolchen technischen Hürden war die “Bella Pastora“ (die schöne Hirtin) von Heinrich Schmelzer versehen, einem Wiener Hofkomponisten mit italienischer Ausbildung. Das Stück im Stile einer Chaconne mit immer wiederkehrendem Basso ostinato, die Oberstimmen mit zunächst langsamen, dann immer schneller werdenden Variationen und wechselndem Rhythmen, bis sie im Prestissimo-Tempo schier ineinander purzeln, beherrschten die Künstler bravourös. Vivaldis Sonata da Camera scheint für seinen Musikstil eher atypisch und gleicht mehr dem Temperament Corellis, vom Ensemble sehr lebendig gespielt und die absteigende Chromatik im zweitletzten langsamen Satz genüsslich auskostend.
Einen Höhepunkt erfuhren die Hörer mit J. Seb. Bachs G-Dur Triosonate, ein mitreißender Trilog sämtlicher obligater Stimmen, der langsame Satz mit ansprechenden Phrasierungen, der schnelle Schlußsatz im konsequenten Legato. Als Zugabe trugen die Musiker Bachs Air aus der D-Dur Ouvertüre vor.
Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus.