"Zieht euch warm an!" - so sagt man zuweilen, wenn man sich auf etwas gefasst machen muss. Das kann man jetzt wortwörtlich verstehen. Nach dem heißen Sommer und den letzten schönen Herbsttagen steht der Winter vor der Tür. Das ist in diesen Tagen keine meteorologische Selbstverständlichkeit, sondern eine Herausforderung: „Zieht euch warm an!“. Denn das ist kein Winter wie viele andere. Diesmal haben wir die Angst im Nacken, ob das Gas und auch die Stromvorräte reichen. Und die Aussicht, für all das horrende Preise zahlen zu müssen. Diese Gemengelage ist der Hintergrund zahlreicher Befürchtungen und treibt die Menschen um. Zumal das mit weiteren Preissteigerungen, mit Rezession und Inflation verbunden ist. Das betrifft den Staat als Ganzen, die Privathaushalte und selbstverständlich auch die Haushalte unserer Kirchengemeinden. Dass wir in dieser Situation sparen müssen, liegt so was von auf der Hand. Aber unsere Gesellschaft hat sich geändert. Ich kann mich als Kind noch erinnern, dass zuhause die Küche mit einem Holzofen geheizt wurde; das Wohnzimmer war eiskalt und in den Betten gab es kupferne Bettflaschen. Dahin können wir bestimmt nicht zurück. Letztlich geht es also nur über das Sparen. Zuhause und auch in unseren Kirchen. Die Grade müssen herunter, das ist klar. Die Heizung ganz abdrehen, wie einige meinen, geht für mein Empfinden aber nicht.
Es sei denn, wir wollen die Leute nach Corona nun ganz vertreiben. Zumal Gebäude, Leitungen und Orgeln einfach eine gewisse Grundtemperatur benötigen. Wir überlegen, diese auf 8 Grad festzulegen und in den Gottesdiensten auf 12 Grad zu gehen. Da muss man sich tatsächlich warm anziehen. Aber wir dürfen uns dennoch nicht totsparen. Wir brauchen nämlich in diesen, nicht nur temperaturmäßig kalten und kälter werdenden Zeiten, die Wärme der frohen Botschaft und die Versammlung derer, die sich daran wärmen.
Noch wichtiger aber ist, dass das innere Feuer in uns nicht verlischt. Das Feuer des Heiligen Geistes. Das Feuer unseres Glaubens, unserer Hoffnung, unserer Liebe. Gerade in diesen schweren Zeiten dürfen wir uns ja festmachen in Gott. Auch wenn alles vergeht und unsicher ist, ER ist doch derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Paulus schreibt einmal – und vielleicht passt das sogar in diese Zeit, in der Kampf und Krieg uns wieder nahegekommen sind: „Legt die Rüstung Gottes an, damit ihr in allem standhalten könnt. Zieht als Panzer die Gerechtigkeit an. Greift zum Schild des Glaubens. Nehmt den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes. Und hört nicht auf zu beten und zu flehen.“ (Eph. 6,14 ff)
Martin Weber, Pfr.