Schmuckband Kreuzgang

sich "Zeit nehmen, die Säge zu schärfen"

KB 10 - Wort von Diakon Schäfer und Mitteilungen, 16.08.-14.09.2025

2024_Mitteilungen-aus-dem-Pastoralraum (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
2024_Mitteilungen-aus-dem-Pastoralraum
Datum:
So. 7. Sept. 2025
Von:
Helena Doetsch

Mitteilungen aus dem Pastoralraum:
2025_KB 10_Mitteilungen

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"In einem Buch über das Thema Achtsamkeit habe ich folgende Geschichte gelesen:

Ein Mann läuft an einer Waldlichtung vorbei und sieht einen Arbeiter, der fieberhaft damit beschäftigt ist, einen Baum umzusägen. „Was machen Sie da?“ fragt der Mann. „Das sehen Sie doch“, antwortete der andere ungeduldig. „Ich säge einen Baum ab.“

„Sie sehen erschöpft aus! Wie lange sind Sie denn schon zugange?“ „Über fünf Stunden“ antwortete dieser, „und ich bin k.o! Das ist harte Arbeit.“ „Warum machen Sie dann nicht ein paar Minuten Pause und schärfen die Säge? Ich bin sicher, dass es dann viel schneller ginge.“ „Ich habe keine Zeit, die Säge zu schärfen.“ Ruft der Arbeiter. „Ich bin zu sehr mit dem Sägen beschäftigt.“

An viele meiner Mitmenschen, aber auch an mein eigenes Verhalten muss ich denken, wenn ich diese Geschichte lese. Wir wollen oftmals möglichst schnell an ein Ziel kommen, ein Ergebnis vorweisen, etwas erledigen – und tun dies wie es in der Geschichte heißt „fieberhaft“ und „ungeduldig“. Das führt nicht immer zu einem besseren oder schnelleren Ergebnis. Stellen wir uns vor, wir würden eine Autoreise machen und denken, wir hätten keine Zeit zum Tanken, ein Haus bauen und würden uns nicht die Zeit nehmen, es genau zu planen, oder, was sicher sehr häufig passiert: mit Menschen zusammenleben oder arbeiten, ohne uns Zeit füreinander zu nehmen. Dann werden die Sägezähne stumpf. Wir verbeißen uns.

Wie oft geben wir nicht „Vollgas im Leerlauf“.

Das sich „Zeit nehmen, die Säge zu schärfen“, oder der Aufruf zur Achtsamkeit mag von einigen belächelt werden, aber es kann vor blindem Aktionismus und unproduktiver Geschäftigkeit schützen. Für mich ist das „Zähneschärfen“ damit verbunden, vor manchen Dingen und Problemen zunächst einen Schritt zurückzutreten, bevor ich mich ans Tun mache, so wie im Museum, wenn ich ein Bild genau betrachten möchte. Und es ist mit dem Gebet verbunden, das auch meine spirituellen Werkzeuge und meine Sinne wieder schärft, so wie es im Mittagshymnus des Stundengebetes heißt:

„Die Glut des Mittags treibt uns um, die Stunden eilen wie im Flug. Du Gott, vor dem die Zeiten stehen, lass uns ein wenig bei Dir ruhen. Wir atmen fiebrig und gehetzt, der Streit flammt auf, das rasche Wort. In deiner Nähe, starker Gott, ist Kühlung, Frieden und Geduld.“ Solche wichtigen Zeiten wünsche ich uns."
Oliver Schäfer, Diakon

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Mitteilungen aus dem Pastoralraum, KB 9, 19.07.-16.08.2025:

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