Die Wettervorhersage sprach für Regen - deshalb haben wir schweren Herzens entschieden, den Fronleichnams-Gottesdienst nicht wie üblich auf dem Goldberg, sondern in der Kirche St. Georg zu feiern. Dies tat der Feierlichkeit dieses besonderen Tages natürlich keinen Abbruch – auch und besonders weil viele Gemeindemitglieder den Weg in die Kirche gefunden haben. Auch wenn der Blumenteppich ein bisschen kleiner ausfallen musste ... das Team griff mit den vielen bunten Farben das Logo des Nieder-Olmer Bündnisses für "Demokratie, Vielfalt und Toleranz" auf.
Deutlich wurde dies auch in der Predigt, die an diesem Tag Andrea Keber hielt.
„… Wenn wir in seiner Nachfolge stehen, in seinem Auftrag unterwegs sind … wie sieht es mit unserem Handeln und mit unserer Haltung aus? Sprechen wir Ungerechtigkeiten an? Stehen wir auf gegen Ausgrenzung und menschenverachtende Machenschaften?
Wir alle tun sicherlich unser Möglichstes in den unterschiedlichsten Bereichen, auch wenn es nicht immer einfach ist, Ungerechtigkeiten, Missstände anzusprechen. Denn allzu leicht wird man damit zum Außenseiter und das ist etwas, was uns Menschen nicht so liegt. Anecken, stören, ausscheren, anders ticken – das fühlt sich nicht besonders gut an. Ich weiß, wovon ich spreche. Im Grunde sind wir harmoniesüchtig und haben irgendwie Sorge, dass wir vielleicht nicht ins System – in welches auch immer – passen.
In der Zeitschrift „Publik Forum“ habe ich vor Kurzem in einer Kolumne gelesen, dass es Menschen mit einer ganz besonderen Gabe gibt: Auf Englisch nennt man diese Gabe „the gift of not fitting in“. Also die Gabe oder sogar das Geschenk, nicht richtig reinzupassen in ein System. Vieles in Frage zu stellen, nicht zu allem Ja und Amen zu sagen. Das ist anstrengend – für alle.
Aber: Ist nicht genau das erforderlich, um Veränderungen anstoßen zu können. „Es ist halt, wie es ist“, ist pragmatisch und bequem – aber eine solche Haltung verändert nichts. Weder im gesellschaftlichen und schon gar nicht im kirchlichen Bereich.
Jesus muss die Gabe „the gift of not fitting in“ in besonders ausgeprägter Weise besessen haben. Konsequent ist er seinen Weg gegangen, weil er davon überzeugt war, dass es der Weg der Liebe hin zu den Menschen ist. Er hat diese Konsequenz mit dem Leben bezahlt und uns gleichzeitig mit seiner Auferstehung eine unbezahlbare Hoffnung geschenkt. Gibt es einen größeren Liebesbeweis?
Ich bin nicht per se mutig – wirklich nicht. Und ich bin dankbar, dass ich in einem demokra-tischen Land lebe, in dem ich offen meine Meinung äußern kann. Aber leben in seiner Nachfolge verstehe ich eben auch so, dass ich – nach meinen Möglichkeiten – einstehe für Achtung, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Dass ich – nach meinen Möglichkeiten – versuche, Systeme der Machtgier, des Missbrauchs, der Ungerechtigkeit, der Ausgrenzung und des Hasses zu durchbrechen. Jesus selbst gibt mir und uns die Kraft dazu – er selbst ist die Kraft, die Leben schafft. Damit die Liebe bleibt. Amen“
Danke den Musikfreunden Zornheim, die den Fronleichnams-Gottesdienst musika-lisch mitgestaltet haben und allen, die vorbereitet und mitgewirkt haben.