Kreta - Eine Reise beginnt im Herzen!

Gruppenbild 2 komp (c) Annette Pospesch
Gruppenbild 2 komp
Datum:
Sa. 29. Juni 2024
Von:
Andrea Keber

„Kalinichta“ … so begrüßte uns Alexander Kreisel in der Orthodoxen Akademie von Kreta als wir am 15. Juni dort ankamen. Wir … das waren 50 Frauen und Männer aus Nieder-Olm, Zornheim und weiteren Orten, die sich der ökumenischen Gemeindefahrt der beiden Kirchengemeinden angeschlossen hatten.
Entstanden ist die Idee bereits vor fast drei Jahren, als Pfarrerin Elke Stein und Pfarrer Hubert Hilsbos gemeinsam in der Akademie zu Gast waren. Alexander Kreisel, Mitglied im Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde und „Ur-Nieder-Olmer“, leitet dort seit 1996 jährlich einen Natursteinlehrgang, den junge Menschen im Rahmen ihrer Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbau absolvieren. Steine klopfen, Brücken bauen, Mosaike gestalten - in reiner Handarbeit wird Jahr für Jahr ein Meditationsweg von der Akademie zu Felsenkapelle des Hl. Markarios ein Stück weiter gebaut. 2021 wurde dieser Weg in einer festlichen Feier von einem Priester der griechisch-orthodoxen Kirche und unter Beteiligung von Pfarrer Hilsbos und Pfarrerin Stein gesegnet und eingeweiht. Ein starkes ökumenisches Zeichen!

Wie es dann oft so ist … beeindruckt von der Schönheit der Insel, der Gastfreund-schaft der Menschen und den Erlebnissen war man sich schnell einig: Solch eine Fahrt möchten wir gemeinsam als ökumenische Gemeinde anbieten! Und nun war es soweit!

Es würde den Rahmen dieses Pfarrbriefs sprengen, wollten wir über all das im
Detail berichten, was wir gesehen und erlebt haben:

  • Das Kloster Gonia, eines der größten und am besten erhaltenen Klöster auf Kreta. Es befindet sich in Sichtweite der Akademie, die auf dem Gelände des Klosters gebaut wurde.
  • Die Akademie selbst, deren Hauptaufgabe es ist, den Dialog zwischen der Orthodoxie und den anderen Konfessionen und Religionen, zwischen dem Glauben, der Wissenschaft und der Zivilisation zu fördern. Die Studienleiterin der Akademie, Frau Katerina Karkala-Zorba, brachte uns die Arbeit und das Anliegen der Akademie in eindrucksvoller Weise näher.
  • Den Meditationsweg mit den tollen Mosaiken, kleinen Altären und Brunnen und den Nachbildungen der „Vater unser Fenster“ der evangelischen Kirche in Nieder-Olm. 
  • Die Höhle der Agia Sophia und das Kloster Chrisoskalitissa, von wo aus man einen herrlichen Ausblick hat.
  • Die Stadt Chania mit dem venezianischen Hafen, den kleinen engen Gässchen und den unzähligen Tavernen…
  • Ikonenwerkstatt, Honigprobe, Ölmanufaktur, Markttag, Ausgrabungsstätte in Aptera, ältester Olivenbaum (ca. 3500 bis 5000 Jahre alt), Botanischer Garten, …
  • Die reizvolle, unterschiedliche Landschaft Kretas, das Baden im Meer, die Sonne, das gute Essen, der leichte Tischwein, der unterhaltsame Kretische Abend mit Musik und Tanz, gemeinsamer Jubel über das 2:0 der Deutschen Nationalmannschaft
  • Die Gottesdienste – katholisch und evangelisch – die wir gemeinsam gefeiert haben. 
  • Neben all dem Schönen wird uns ein Tag in ganz besonderer und bedrückender  Erinnerung bleiben. Der 2. Weltkrieg hat auch auf Kreta schreckliche Spuren hinterlassen. Welche Verbrechen unter anderem begannen wurden, wird in dem Film „Der Balkon“ geschildert, der von dem Massaker berichtet, für das die deutsche Wehrmacht in einem Dorf in Nordkreta verantwortlich war. Im Oktober 1943 wurden dort 82 Dorfbewohner, überwiegend Kinder und alte Leute ermordet und fast alle Häuser zerstört. Ein Dokument auf dem Hintergrund eines kollektiven Traumas, der unterlassenen Aufarbeitung in Deutschland und der verweigerten Wiedergutmachung. Und dann sehen wir auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Maleme - unweit der Akademie - die Grabsteine von fast 4.500 jungen Männern … viele noch nicht einmal 20 Jah-re alt. Die meisten verloren ihr Leben bei der Luftlandeschlacht Ende Mai 1941. Ihre sterblichen Überreste verblieben lange Jahre im Kloster Gonia. Trotz allem Leids, trotz all der erfolgten Verbrechen, setzten sich die griechischen Priester dafür ein, dass die Gefallenen eine menschenwürdige letzte Ruhestätte fanden. Ein starkes Zeichen der Versöhnung!

Die Abende verbrachten wir meist auf der Terrasse der Akademie und ließen in
intensiven Gesprächen den Tag Revue passieren, diskutierten über „Gott und die Welt“ oder genossen einfach den herrlichen Blick aufs Meer.

Dass der Rückflug mehr als chaotisch war … dass der Flug überbucht war … dass eine Gruppe sogar zwei weitere Nächte auf Kreta verbringen musste und wir letztlich in vier verschiedenen Maschinen wieder in Frankfurt ankamen, all das wird verblassen… bleiben wird die Erinnerung an eine tolle, beeindruckende und besondere Reise, für die unser herzlicher Dank allen, die dabei waren, gilt!

Vor allem aber sagen wir DANKE an Katerina Karkala-Zorba und Alexander Kreisel. Ohne euch wäre diese Reise nicht das gewesen, was sie war … eine Reise, die unser Herz berührt hat! DANKE – Efcharistó!

IMG_2052 (c) Andrea Keber

Impressionen einer besonderen Reise