Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 17

vom 3. Mai 2017

Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
Tag der Arbeit
Datum:
Mi. 3. Mai 2017
Von:
(MBN)
Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
Tag der Arbeit

Berichte

  • Vorabend zum 1. Mai widmete sich dem Sonntagsschutz
  • Ehrendoktorwürde für Kardinal Lehmann
  • Jahreshauptversammlung des PWB
  • Tagung zu SchUM-Städten im Mainzer Haus am Dom
  • Erstmals Gesundheitstag des Bischöflichen Ordinariates

Vorschau

  • After Work-Gespräche starten (ab 3.5.)
  • Gottesdienst zum Gutenberg-Marathon (6.5.)
  • Wallfahrt für Behinderte nach Dieburg (6.5.)
  • Weihbischof kommt zur Kreuzwallfahrt (7.5.)
  • Zeitzeugen zu Gast im Kloster Jakobsberg (7.-13.5.)

 

Berichte

Domdekan Heckwolf: Eine neue Sonntagskultur entwickeln

Vorabend zum „Tag der Arbeit“ unter dem Motto „Sonntagsschutz - würdig und Recht“

Mainz. „Wenn wir den Sonntag als einen besonderen Tag wiedergewinnen wollen, der sich abhebt vom Alltag, dann sind wir Christen aufgerufen, den Sonntag neu zu entdecken: Eine neue Sonntagskultur zu entwickeln, die gemeinsames Leben und das gemeinsame Feiern des Gottesdienstes miteinander verbindet. Sonntagsheiligung fängt also zuallererst bei uns selbst an.“ Das sagte der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, beim Gottesdienst am Vorabend des „Tages der Arbeit“ im Mainzer Dom. Es lohne sich, den Sonntag wieder zu entdecken, „ihn bewusst zu leben und öffentlich für ihn einzutreten: als einen Tag für uns und einen Tag für Gott“, sagte der Domdekan.

Heckwolf wies darauf hin, dass die Woche mit der Feier des Sonntages als kleiner Osterfeier beginne. Wörtlich sagte er. „Ist uns bewusst: Die Woche beginnt mit einer Feier und nicht mit der Arbeit? Ich kann mir das Leben nicht erarbeiten. Längst bevor ich etwas tue, lebe ich. Das Wichtigste im Leben kann ich weder selbst machen, noch verdienen. Es ist mir geschenkt.“ Der Gottesdienst am Sonntag, 30. April, war Auftakt zum traditionellen Empfang am Vorabend des 1. Mai - „Tag der Arbeit“.

Konzelebranten des Gottesdienstes waren Pfarrer Dr. Friedrich Franz Röper, Mainz, Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Dekan Hans-Joachim Wahl, Präses des Kolpingwerkes Diözesanverband Mainz, und Pfarrer Harald Christian Röper, Ehren-Präses von Kolping im Bistum Mainz. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Domorganist Daniel Beckmann an der Orgel und der „KirRoyal Chor“, Gernsheim, unter Leitung von Sigrid Fell übernommen. Veranstaltet wird der traditionelle Vorabend zum „Tag der Arbeit“ vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, dem Diözesanverband Mainz der KAB und dem Diözesanverband Mainz des Kolpingwerkes.

Papier: Sonntagsschutz gehört zur vom Grundgesetz konstituierten Werteordnung

Beim anschließenden Empfang unter der Überschrift „Sonntagsschutz - würdig und Recht“ im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes referierte der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Professor Dr. Hans-Jürgen Papier, zum Thema Sonntagsschutz - würdig und Recht“. Er sprach sich dafür aus, auch langfristig „auf die in diesem Land rechtlich verankerte und geprägte Sonntags- und Feiertagskultur zu setzen“. Wörtlich sagte er: „Wenn die Bewahrung der so genannten Leitkultur überhaupt einen vernünftigen Sinn haben kann, dann als Forderung auf Erhaltung, Bewahrung und Durchsetzung der vom Grundgesetz konstituierten Werteordnung. Zu ihr gehört aber unzweifelhaft der hier diskutierte Sonntagsschutz.“

Der in Artikel 139 der Weimarer Verfassung verankerte Sonn- und Feiertagsschutz sei „als verfassungsrechtliche Wertung zu verstehen, als Schutzauftrag an den Gesetzgeber bei der Erfüllung und Konkretisierung seiner grundrechtlich begründeten Schutzpflichten“, erläuterte Papier. Beim Sonntagsschutz gehe es „nicht nur um die Anerkennung eines zentralen Rhythmus der christlich-jüdischen Kultur, vielmehr wird mit der Gewährleistung rhythmisch wiederkehrender Tage der Arbeitsruhe auch das Sozialstaatsprinzip konkretisiert“, betonte Papier. Zu Recht betone das Bundesverfassungsgericht, „dass der verfassungsrechtliche Sonntagsschutz sich nicht nur auf die Ausübung der Religionsfreiheit bezieht, die Arbeitsruhe diene auch der physischen und psychischen Regeneration und damit der körperlichen Unversehrtheit“. Weiterhin diene die Arbeitsruhe ebenso dem Schutz von Ehe und Familie und der Vereinigungsfreiheit.

Wörtlich sagte der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes: „Die soziale Bedeutung des Sonntagsschutzes basiert im Wesentlichen auf der synchronen Taktung des sozialen Lebens. Der zeitliche Gleichklang einer für alle Bereiche regelmäßigen Arbeitsruhe stellt ein grundlegendes Element für die Wahrnehmung der verschiedenen Formen gesellschaftlichen und sozialen Lebens dar. Die generelle Arbeitsruhe an Sonntagen eröffnet dem Einzelnen ferner die Möglichkeit der physischen und psychischen Regeneration. Das Bundesverfassungsgericht stellt in der oben angeführten Entscheidung daher zu Recht fest, dass auch aus arbeitswissenschaftlicher Sicht der Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen wesentliche Bedeutung für das individuelle Wohlbefinden und die gesundheitliche Stabilität des Einzelnen zukommt.“

Bei der anschließenden Diskussion hob Ingrid Reidt von der Katholischen Betriebsseelsorge Rüsselsheim hervor, dass sich die „Allianz für den freien Sonntag“ für das Wohl der Menschen und der Innenstädte einsetze. Die Ursachen für die Härten in der Diskussion um den Sonntagsschutz sieht sie vor allem „im brutalen Wettbewerb des Einzelhandels“. Rolf Richter, Bürgermeister der Stadt Bensheim, hob hervor, dass die verkaufsoffenen Sonntage für ihn eine wichtige Bedeutung für die Attraktivität der Städte besitzen. Dr. Michael Vollmer, Facharzt für Arbeitsmedizin aus Seeheim-Jugenheim, verwies auf die gesundheitlichen und psychischen Belastungen, die durch Sonntagsarbeit entstehen können. Die Moderation der lebhaften Aussprache, in die auch das Publikum einbezogen wurde, hatte Claudia Deeg vom Südwestrundfunk (SWR) übernommen.

In seinem Schlusswort dankte der Mainzer Diözesanadministrator, Prälat Dietmar Giebelmann, allen, die zum guten Gelingen des Vorabends zum „Tag der Arbeit“ beigetragen hatten. Mit Blick auf den verkaufsoffenen Sonntag, der am Tag der Veranstaltung in Mainz stattgefunden hatte, sagte Giebelmann: „Der Sonntagsschutz wäre am meisten gewährleistet, wenn niemand hinginge.“ Die Begrüßung der rund 200 Gäste im vollbesetzten Ketteler-Saal des Erbacher Hof hatte die Mainzer Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes, Jutta Schad, übernommen. Schad ist im Kolping-Bundesvorstand Leiterin der Kommission „Mitwirkung in der Arbeitswelt“.

Heckwolf verlieh Preis der „Pfarrer Röper-Stiftung“

Für besonderes Engagement im Bereich der Ausbildung hatte Domdekan Heckwolf direkt nach dem Gottesdienst im Mainzer Dom den Preis der „Pfarrer Röper-Stiftung“ verliehen. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr das Autohaus Haese GmbH in Mainz-Kastel. Juniorchefin Christina Haese, die für die Ausbildung zuständig ist, nahm die Auszeichnung entgegen.

Horst Haese hatte 1973 das Autohaus als eine „Ein-Mann-Werkstatt“ in Wiesbaden gegründet. Inzwischen ist das Autohaus Haese ein Familienunternehmen. In der Firma sind an fünf Standorten in Mainz, Mainz-Kastel und Wiesbaden aktuell 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Heckwolf würdigte in seiner Ansprache den großen Einsatz im Bereich der Ausbildung. Inzwischen seien über 100 junge Menschen erfolgreich in den Berufen Kraftfahrzeugmechatroniker und Automobilkaufmann/-frau ausgebildet worden. Einen besonderen Stellenwert nehme dabei auch das Eintreten für benachteiligte Jugendliche ein. Zurzeit befinden sich 13 Auszubildende im technischen und fünf Auszubildende im kaufmännischen Bereich.

Der „Röper-Preis“ wird seit 2004 an Menschen und Firmen verliehen, die sich in besonderer Weise für die Integration von benachteiligten Jugendlichen in die Arbeitswelt einsetzen. Die Preisträger erhalten neben einer Urkunde eine Bronzeskulptur. Sie stellt eine Frauengestalt als Symbol der „Caritas-Nächstenliebe“ dar. Die Figur wurde vom Bildhauer Karlheinz Oswald entworfen und ausgeführt. Bisher wurde damit das Engagement von 27 Einzelpersonen, Unternehmen und Initiativen herausgehoben und öffentlich gewürdigt.

tob (MBN)

 

Ehrendoktorwürde für Lehmann

Früherer Mainzer Bischof erhielt Auszeichnung gemeinsam mit Altbischof Huber

Bochum. Der frühere Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, ist mit der Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet worden. Lehmann erhielt die Auszeichnung am Mittwoch, 26. April, gemeinsam mit dem evangelischen Bischof em. Professor Dr. Wolfgang Huber, von 2003 bis 2009 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Lehmann und Huber erhielten die Auszeichnung für ihre Verdienste um Wissenschaft, Kirche, Gesellschaft, Politik und die Verständigung der Religionsgemeinschaften. Anlass sei das Gedenken zur 500. Wiederkehr der Reformation in diesem Jahr: „Damit setzen wir im Lutherjahr bewusst ein Zeichen der Ökumene“, sagte Professor Dr. Georg Essen, Dekan der Bochumer Fakultät. „Bischof Huber und Kardinal Lehmann haben in den zurückliegenden Jahrzehnten die Entwicklung ihrer Kirchen in leitenden Positionen entscheidend mitgeprägt. Sie haben dabei eine große ökumenische Offenheit gezeigt“, sagte er.

am (MBN)


„Freiwilligendienst in der Pastoral“ im Bistum Mainz möglich

Jahreshauptversammlung des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe (PWB)

Mainz. Pfarrer Markus Lerchl, Diözesandirektor des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe (PWB) und Leiter der „Infostelle Berufe der Kirche Mainz“, hat bei der Jahreshauptversammlung des PWB am Mittwoch, 26. April, im Mainzer Priesterseminar das Projekt „Freiwilligendienst in der Pastoral“ vorgestellt. Ab dem 1. September wird es möglich sein, dass junge Menschen im Rahmen eines Freiweilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) ein Jahr in der Seelsorge im Bistum Mainz mitarbeiten. Das PWB ist eine Gebetsgemeinschaft, die junge Menschen auf ihrem Weg in einen kirchlichen Beruf begleitet.

Die Teilnehmer am „Freiwilligendienst in der Pastoral“ könnten als Mitglied eines Pfarrteams Erfahrungen in der Seelsorge sammeln und die Arbeit in den kirchlichen Berufen über eine längere Zeit kennenlernen, erläuterte Lerchl. Das könne eine wichtige Hilfe für die Entscheidung über einen möglichen Berufsweg in der Kirche sein. Bewerber für den Freiwilligendienst müssten 18 Jahre alt und katholisch sein, sagte Lerchl. Das Projekt „Freiwilligendienst in der Pastoral“ ist eine Kooperation der „Infostelle Berufe der Kirche Mainz“ mit dem Referat Freiwilligendienste des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Referat Freiwilligendienste des Caritasverbandes für die Diözese Mainz.

Im Rahmen der Sitzung präsentierte Lerchl außerdem den Rechenschaftsbericht des PWB. Aus ihm geht hervor, dass das Werk im vergangenen Jahr zinslose Darlehen an insgesamt sechs Theologiestudierende vergeben hat. Pfarrer Lerchl dankte den Mitgliedern des PWB für ihre Gebete für die Anliegen der Berufungspastoral. Am vierten Ostersonntag (7. Mai), dem Weltgebetstag um geistliche Berufungen, werden rund 20 Theologiestudierende in verschiedenen Gemeinden des Bistums Mainz Zeugnis von ihrer Berufung geben. Die Aktion wird mit einem Gebets-Faltblatt für die Studierenden, die sich auf einen kirchlichen Beruf im Bistum Mainz vorbereiten, begleitet.

Im Mainzer Priesterseminar haben zum aktuell laufenden Sommersemester zwei neue Studenten ihr Theologiestudium aufgenommen, berichtete Lerchl. Nach wie vor wohne  mit elf Seminaristen eine kleine Gemeinschaft im Mainzer Priesterseminar. Die Hausleitung verfolge nach wie vor das Konzept, das Mainzer Priesterseminar als Haus aller kirchlichen Berufe im Bistum Mainz zu etablieren und die Berufsgruppen untereinander zu vernetzen, sagte Lerchl. Er wies darauf hin, dass es im Bistum Mainz in diesem Jahr keine Priesterweihe und keine Weihe von Ständigen Diakonen geben wird.

Gemeinsame Eucharistiefeier

Das PWB bietet unter anderem Besinnungstage und Wallfahrten an. Neben den zinslosen Darlehen für Studierende werden auch Projekte zum Thema Berufung finanziell unterstützt. Zu Beginn der Versammlung hatte Lerchl, der auch Subregens des Mainzer Priesterseminars ist, zusammen mit den Mitgliedern eine Eucharistiefeier in der Seminarkirche gefeiert. Zum Team der Infostelle gehört außerdem Brigitte Helmerich im Sekretariat.

Stichwort: Päpstliches Werk für geistliche Berufe (PWB)

Das PWB ist eine Gebetsgemeinschaft für Berufungen von Priestern, Diakonen, Ordensleuten sowie Gemeinde- und Pastoralreferenten, Religionslehrern und Katecheten. Durch Gebet und finanzielle Hilfe unterstützen die Mitglieder das Anliegen um kirchliche und geistliche Berufe. Gegründet wurde das PWB 1926 von Frauen in Freiburg als „Frauenhilfswerk für Priesterberufe“. 1941 errichtete dann Papst Pius XII. das „Päpstliche Werk für Priesterberufe“. Der Mainzer Bischof Dr. Albert Stohr führte es 1947 im Bistum Mainz ein. Derzeit hat das PWB im Bistum Mainz 695 Mitglieder. Neben 243 Einzelmitgliedern treffen sich die übrigen in rund zwanzig Gebetsgruppen im Bistum.

2016 hatte das Zentrum für Berufungspastoral in Freiburg unter der Überschrift „Frauen für Priester. 90 Jahre Einsatz für Berufungen“ eine Broschüre zum 90. Jubiläum der Gründung des „Frauenhilfswerkes für Priesterberufe“ herausgegeben, um an die Anfänge der Gebetsgemeinschaft zu erinnern. Ideengeberin für die Gründung 1926 war Prinzessin Maria Immaculata von Sachsen, die im damaligen Freiburger Erzbischof, Dr. Carl Fritz, einen Unterstützer fand. Mit dem Hilfswerk wollte sie dem Priestermangel nach dem ersten Weltkrieg begegnen und es mittellosen Männern ermöglichen, ein Theologiestudium aufzunehmen. Allein im Erzbistum Freiburg waren im ersten Weltkrieg 100 Seminaristen gefallen. Das „Frauenhilfswerk für Priesterberufe“ wurde 1939 durch die Nationalsozialisten verboten und die Weiterführung unter Strafe gestellt.

Hinweis: Infostelle „Berufe der Kirche Mainz“, Himmelgasse 7, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-536, Fax: 06131/253-588, E-Mail: berufederkirche@bistum-mainz.de, Internet: www.berufe-kirche-mainz.de

tob (MBN)

 

Juden und Christen als Nachbarn

Tagung im Erbacher Hof widmete sich den SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz

Mainz. Schon in frühen rabbinischen Auslegungen finden sich Hinweise darüber, was jüdische Gelehrte unter einem nachbarschaftlichen Miteinander verstehen: „Ein guter Nachbar sollte Tag und Nacht erreichbar sein“, zitierte der Mainzer Judaistik-Professor Andreas Lehnardt am Donnerstag, 27. April, bei einer zweitägigen Tagung im Haus am Dom, an der mehr als 100 Interessierte teilnahmen. Eingeladen hatten die Bistumsakademie Erbacher Hof, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und der Lehrstuhl für Judaistik am Fachbereich Evangelische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz insgesamt 14 Referenten. Titel: „Zwischen Pogrom und Nachbarschaft – Beziehungen und gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in den SchUM-Städten während des Mittelalters“. Die Tagung stand im Kontext der Bewerbung der SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz für das UNESCO-Welterbe.

Ein Nachbarschaftsrecht als verbindliche Rechtsgrundlage gab es in der Diaspora nicht, betonte Lehnardt. Die Gesetze des Gastlandes bildeten die rechtliche Basis für das Zusammenleben. Überliefert sind indes viele „Responsen“ jüdischer Gelehrter. „Angesichts der Enge des mittelalterlichen Zusammenlebens kam es immer wieder zu Konflikten und zu Fragen des Nachbarschaftsrechts“, berichtete der Judaistik-Professor. Denn Juden und Nichtjuden lebten in den mittelalterlichen Städten wie Mainz, Worms und Speyer Wand an Wand, Haus an Haus. Juden lebten bevorzugt in einer gewissen Nähe zur Synagoge und zur Mikwe. Und sie achteten darauf, den Zuzug von Nichtjuden in ihre Gassen „nicht unnötig zu erleichtern“, erläuterte Lehnardt.

„Welche Rechte habe ich, wenn ein nichtjüdischer Nachbar durch einen Anbau seines Hauses mein Anwesen beeinträchtigt?“ So war etwa der Anbau von Aborten oder Badehäusern einerseits mit hygienischen Fortschritten verbunden, ging aber mit starken Geruchsbeeinträchtigungen einher. Eine mögliche Lösung war, das Bad nur einmal wöchentlich zu befeuern, um die Belästigungen zu minimieren.

Manche „Responsen“ sorgten für Irritationen. Die Frage, ob ein Jude ein Kleidungsstück verwenden darf, das ihm ein Nichtjude geschenkt hat, entschied der in Worms wirkende Rabbi Shlomo ben Jizchak (1040-1105), genannt Raschi, mit Nein. Die Begründung: Das Kleidungsstück bestehe aus zweierlei Stoff, aus Hanf und Wolle. Wenn nun ein Christ einem jüdischen Bettler einen Mantel schenken wollte, war dieser angewiesen, das Geschenk abzulehnen. Dies werde der Christ mit Befremden wahrgenommen haben.

„Darf ein Nichtjude am Sabbat die Kuh eines jüdischen Besitzers melken?“ Das war heikel, erläuterte Lehnardt. Eigentlich war es nicht gestattet, denn der Sabbat galt streng genommen auch für die Kühe der jüdischen Besitzer. In diesem Fall wurde eine unkonventionelle Lösung gefunden: Der jüdische Besitzer überlässt dem Nichtjuden die Kuh am Sabbat und kauft ihm später die Milch ab.

Die christlichen Ammen in jüdischen Haushalten waren ein hoch sensibles Thema. „Muss die Amme sich koscher ernähren?“ „Darf ein jüdischer Säugling die Nacht bei einer christlichen Amme verbringen?“ Solche Fragen seien vielfach diskutiert worden und es kam zu verschiedenen Lösungen, berichtete Lehnardt. Der jüdische Säugling durfte jedenfalls nicht über Nacht zur christlichen Amme. Denn es bestand unter anderem die Gefahr, dass er getauft werden könnte. Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1647-73) erließ schließlich ein Verbot, um das Thema zu beenden.

Den Abschluss der Tagung bildete eine Exkursion nach Worms, die der langjährige Landeskonservator Dr. Joachim Glatz leitete. Am gotischen Südportal des Wormser Doms ging Glatz detailliert auf die antijüdischen Aspekte ein, die hier zu sehen sind. Denn die vermeintlich gutnachbarschaftlichen Zeiten wurden immer wieder durch Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden unterbrochen. Studienleiter Professor Dr. Ralf Rothenbusch von der Akademie Erbacher Hof betonte, dass „die Geschichte von Juden und Christen in den SchUM-Städten ein wichtiger Teil der Geschichte des Bistums Mainz ist“. Die meisten Christen in Deutschland hätten erst nach einer jahrhundertelangen schrecklichen Leidenszeit der jüdischen Bevölkerung gelernt, „dass die Juden nicht nur Landsleute, sondern auch ihre älteren Geschwister im Glauben sind“.

ath (MBN)

 

„Gesund mit Leib und Seele“

Erstmals fand im Bischöflichen Ordinariat Mainz ein Gesundheitstag statt

Mainz. Erstmals hat für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariates Mainz ein Gesundheitstag stattgefunden. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich am Freitag, 28. April, in den Erbacher Hof ein, um an einen der sechs angebotenen Workshops teilzunehmen oder den „Marktplatz des Gesundheitsschutzes“ zu besuchen. Hier konnten sich die Besucher an Informationsständen sowie bei Mitmach-Aktionen mit Experten zu Gesundheitsthemen austauschen und beraten lassen. Darüber hinaus fanden Aktionen zu gesunder Ernährung, Rückengesundheit, Stressprävention und -bewältigung, Sport und Bewegung sowie zu ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung statt.

„Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns ein wichtiger Wert“, sagte der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, in seiner Begrüßung und dankte der Stabstelle Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Mainzer Ordinariat für die Organisation des Tages. „Dieser Tag ist eine Premiere. Ich bin gespannt, wie wir das Thema Gesundheitsschutz als Teil und Personalpflege und -förderung weiterführen werden“, sagte er. Christian Döhren, Leiter der Stabsstelle Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, wies darauf hin, dass der Gesundheitstag anlässlich des „Welttags für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ stattfinde. Es bleibe nach wie vor eine große Herausforderung, „die Gesundheit am Arbeitsplatz zu bewahren“, sagte er. Er wünsche sich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „etwas für Beruf und Alltag mitnehmen können“.

am (MBN)

 

Vorschau

After Work-Gespräche 2017 (ab 3.5.)

Thema: „Entspannt in den Feierabend. Geht das noch?“

Mainz. Am Mittwoch, 3. Mai, startet die diesjährige Reihe der After Work-Gespräche 2017. Sie wird gemeinsam vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland, von der Regionalstelle Rheinhessen im Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (ZGV) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) veranstaltet. Die Reihe steht unter der Überschrift „Entspannt in den Feierabend. Geht das noch?“ Die Veranstaltungen, die sich an Betriebs- und Personalräte, Mitglieder der Mitarbeitervertretungen und Interessierte richten, beginnen jeweils um 17.30 Uhr und enden um 19.30 Uhr mit einem Imbiss.

Die Termine im Einzelnen:

  • Mittwoch, 3. Mai: „Umbrüche in der Arbeitswelt – Kommt die Psyche noch hinterher?“ – mit Referaten von Professor Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel („Belastungen in der Arbeitswelt“) und von Giuseppe Di Benedetto („Datenflut am Arbeitsplatz – Personalräte gestalten den Umbruch“). Die Veranstaltung im  Julius Lehlbach-Haus (Kaiserstraße 26-30) wird von Hans-Georg Orthlauf-Blooß, Referat Beruf- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, moderiert. Begrüßen wird Susanne Wagner, DGB Rheinland-Pfalz/Saarland.
  • Montag, 15. Mai: „Druck in der Arbeitswelt – Stabilität bewahren“ – mit Referaten von Monika Brinkmann-Kramp („Was die Seele stark macht – die Säulen der Resilienz“) und Andrea Valentiner-Branth („Balance PLUS – Belastungen erfolgreich bewältigen“). Die Veranstaltung im Jugendhaus Don Bosco (Am Fort Gonsenheim 54) wird von Dr. Julia Dinkel vom ZGV moderiert; die Begrüßung übernimmt Hans-Georg Orthlauf-Blooß, Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz.
  • Dienstag, 23. Mai: „Abschalten und Runterfahren – Wann ist Feierabend?“ – mit Referaten von Michael Ebenau („Zeit und Arbeit – Wie ist das Verhältnis“) und Wolfgang Förster („Die Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten bei der Daimler AG in Wörth“). Die Veranstaltung im ZGV der EKHN (Albert Schweitzer-Straße 113-115) wird von Henning Henn, DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, moderiert. Es begrüßt Heike Miehe vom ZGV.

Hinweise: Weitere Informationen auch im Internet unter www.arbeitswelt-bistum-mainz.de

am (MBN)


Ökumenischer Gottesdienst zum Gutenberg-Marathon (6.5.)

Feier mit Pfarrer Michael Tomaszewski und Dekan Andreas Klodt im Mainzer Dom

Mainz. Der ökumenische Gottesdienst am Vorabend des diesjährigen Mainzer Gutenberg-Marathons findet am Samstag, 6. Mai, um 18.00 Uhr im Mainzer Dom statt. Gestaltet wird der Gottesdienst vom evangelischen Dekan Andreas Klodt und Pfarrer Michael Tomaszewski, katholischer Schulseelsorger am Gymnasium Theresianum in Mainz. Für den musikalischen Rahmen sorgt die Band „Regenbogen“ unter Leitung von Hans Robert Maier aus Mainz-Finthen.

am (MBN)

 

Behindertenwallfahrt in Dieburg (6.5.)

Festgottesdienst mit Diözesanadministrator Giebelmann

Dieburg. Am Samstag, 6. Mai, findet die traditionelle Behindertenwallfahrt der Diözese Mainz zum Heiligtum der Schmerzhaften Muttergottes in Dieburg statt. Um 10.30 Uhr wird der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, einen Festgottesdienst auf dem Wallfahrtsplatz vor der Gnadenkapelle in Dieburg zelebrieren. Um 14.30 Uhr steht ein geistliches Konzert in der Wallfahrtskirche auf dem Programm. Zum Abschluss der Wallfahrt feiert der Diözesan-Behindertenseelsorger, Monsignore Helmut Bellinger, um 15.30 Uhr eine Marienandacht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

am (MBN)

 

Kreuzwallfahrt in Hanau-Steinheim (7.5.)

Festhochamt und Festpredigt mit Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz

Hanau-Steinheim. Am Sonntag, 7. Mai, findet wieder die traditionelle Wallfahrt zu Ehren des Heiligen Kreuzes in Hanau-Steinheim statt. Der Tag beginnt um 9.30 Uhr mit einer eucharistischen Prozession mit dem Gnadenkreuz; ihr schließt sich um 10.00 Uhr ein Festhochamt mit dem Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz an. Musikalisch wird das Festhochamt vom katholischen Kirchenchor St. Johann Baptist mitgestaltet. Mit der Verehrung des Gnadenkreuzes in einer Andacht um 15.00 Uhr endet die Wallfahrt.

Stichwort: Kreuzwallfahrt in Hanau-Steinheim

Die Legende zur Entstehung der Kreuzwallfahrt in Hanau-Steinheim hat Pater Aloysius Moehrlein 1747 in seinem Buch „Verehrung des wunderthätigen Kreuzbildes unseres Heiland Jesu Christi zu Niedersteinheim“ überliefert. Der Seligenstädter Mönch, der Pfarrer in Steinheim war, berichtet darin, dass am 3. Mai 1309 - dem Fest der Kreuzauffindung - eine Wasserleiche im Main bei Steinheim entdeckt wurde. Drei Mal hätten die Steinheimer versucht, die Leiche wieder in den Fluss zu stoßen, doch jedes Mal sei sie wieder ans Ufer gespült worden. Da hätten sich die Steinheimer entschlossen, den unbekannten Leichnam auf dem alten Friedhof in der Nähe der Kirche St. Nikolaus zu beerdigen. Beim Ausheben des Grabes soll der Christuskorpus entdeckt worden sei, der bis heute in der Kreuzkapelle verehrt wird. Wallfahrtstage sind der Sonntag in der Oktav des Festes Kreuzauffindung (3. Mai) und der Sonntag in der Oktav von Kreuzerhöhung (14. September).

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter www.kreuzwallfahrt.de

am (MBN)


„Fragt uns, wir sind die letzten...“ (7.-13.5.)

Jugendliche sprechen mit KZ- und Ghetto-Überlebenden im Kloster Jakobsberg

Ockenheim. Von Sonntag, 7., bis Samstag, 13. Mai, wird wieder eine Gruppe von sechs polnischen KZ- und Ghetto-Überlebenden im Kloster Jakobsberg wohnen. Die Zeitzeugen werden mit Schülerinnen und Schülern folgender Schulen Gespräche führen und von ihrem Leiden während der deutschen Besatzung Polens berichten: Berufsbildende Schulen Bingen, Hildegardis-Schule, Bingen, Gymnasium am Römerkastell, Bad Kreuznach, Maria Ward-Schule, Mainz, Sebastian Münster-Gymnasium, Ingelheim, Gymnasium Nieder-Olm.

Am Montag, 8. Mai, wird der Mainzer Diözesanadministrator Prälat Dietmar Giebelmann um 19.00 Uhr die Zeitzeugen im Kloster Jakobsberg besuchen. Zudem findet am Mittwoch, 10. Mai, um 19.30 Uhr mit der Zeitzeugin Alodia Witaszek-Napierała eine öffentliche Abendveranstaltung statt. Im Gemeindehaus der Evangelischen Christuskirche in Bingen-Büdesheim (Dromersheimer Chaussee 1) berichtet Alodia Witaszek-Napierała, die als Kind gemeinsam mit ihrer Schwester in das „Jugendverwahrlager Litzmannstadt“ im heutigen Łódź gebracht wurde, über ihre Erlebnisse.

Da sie und ihre Schwester den rassistischen Idealen der Nazis entsprachen, wurde Alodia zur „Germanisierung“ ausgewählt und zur Umerziehung in verschiedenen Kinderheimen untergebracht. Im April 1944 wurde Alodia unter ihrem neuen Namen Alice Wittke als vermeintliches Waisenkind aus Deutschland von einem kinderlosen deutschen Ehepaar adoptiert. 1947 kehrte Alodia nach Polen zurück. Es begann die schwierige Zeit des Wieder-Erlernens der Muttersprache und der Rückkehr in eine fast vergessene Familie.

Alodia Witaszek-Napierała engagiert sich seit vielen Jahren als Zeitzeugin. Im Rahmen der Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz berichtet sie mehrmals im Jahr in Schulklassen in Rheinhessen, im Odenwaldkreis und in der Wetterau von ihren Erlebnissen. Ihre Schilderungen in deutscher Sprache - die sie nach dem Krieg erneut erlernt hat und bis heute sehr gut spricht - beeindrucken Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Ihr Schicksal zeigt die unerbittliche Härte, mit der die Nationalsozialisten ihren völkischen Rassenwahn durchzusetzen versuchten.

Organisiert wird der Besuch vom Referat für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz und dem Pax Christi Diözesanverband Mainz in enger Kooperation mit dem Maximilian Kolbe-Werk in Freiburg, das seit vielen Jahren Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos auf vielfältige Weise unterstützt. Besuche von polnischen Zeitzeugen im Bistum Mainz finden seit 2001 statt.

Hinweis: Weitere Informationen bei Alois Bauer, Telefon: 06131/253-263, E-Mail: frieden@bistum-mainz.de, Stephanie Roth, Telefon: 06042/4057522, E-Mail: zeitzeugen@stephanie-roth.de, sowie bei Katja Steiner, Telefon: 06131/253-685, E-Mail: katja.steiner@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/zeitzeugen

PM (MBN)

Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
Gesundheitstag (c) Bistum Mainz / Matschak
Ehrenpromotion Lehmann Bochum (c) Bistum Mainz / Nichtweiß