Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 31

vom 24. August 2016

Rochuswallfahrt 2016 (c) Bistum Mainz / Blum
Rochuswallfahrt 2016
Datum:
Mi. 24. Aug. 2016
Von:
(MBN)
Rochuswallfahrt 2016 (c) Bistum Mainz / Blum
Rochuswallfahrt 2016

Berichte

  • 350. Rochuswallfahrt mit Weihbischof Bentz
  • Oblatenmissionare verlassen den Hartenberg in Mainz
  • Krisenseelsorgekurs erfolgreich abgeschlossen
  • Freistellungen in Wormser Kita St. Cyriakus aufgehoben
  • 70 Jahre Altenhilfe im Burkhardhaus in Worms

MBN vor 40 Jahren

Vorschau

  • Sendungsfeier für zwei Pastoralreferenten (3.9.)

 

Berichte

„Ein lebendiges Zeichen für unseren christlichen Glauben“

Weihbischof Bentz predigte bei der 350. Rochuswallfahrt in Bingen

Bingen. „Der Rochusberg und die Wallfahrtswoche sind ein lebendiges Zeichen für unseren christlichen Glauben und für unsere Überzeugung, dass Gott das Schicksal von uns Menschen nicht gleichgültig ist.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, zum Auftakt der 350. Rochuswallfahrt am Sonntag, 21. August, auf dem Rochusberg in Bingen. Er war Hauptzelebrant und Prediger des Eröffnungsgottesdienstes der Wallfahrtswoche im Jubiläumsjahr. Mit Blick auf das diesjährige Jubiläum „200 Jahre Rheinhessen“ sagte er: „Die Rochuswallfahrt gehört mit den anderen Wallfahrten hier am Rhein zur christlichen und kulturellen Identität dieser Region. Das Erbe dieser Wallfahrt ist Gabe und Auftrag zugleich.“

Der Weihbischof ging in seiner Predigt darauf ein, dass auch der moderne Mensch das Thema Religion und die Frage nach Gott nicht einfach „ausradieren“ könne. „In immer neuen Anläufen ist eine sich auch noch so säkular gebende Gesellschaft damit konfrontiert. Auch unsere Gesellschaft heute.“ Dabei lasse sich Gott nicht „auf unsere, oft engen und kleinlichen, menschlichen Vorstellungen“ reduzieren, betonte Bentz: „Unser christlicher Glaube bezeugt Gott als den Schöpfer und Urheber von allem. Deshalb ist und bleibt Gott immer auch ein unergründliches Geheimnis.“ Gott könne auch nicht für menschliche Zwecke instrumentalisiert werden.

Gerade durch die Menschwerdung von Jesus Christus, habe Gott „einen eigenen Weg gewählt, seine Beziehung zur Welt zu gestalten: Er ist selbst in die Welt gekommen.“ Und weiter: „Gott hat selbst das Schicksal von uns Menschen auf sich genommen, um mit uns Freude und Leid, Trauer und Hoffnung zu teilen.“ Mit Blick auf die Rochuswallfahrt betonte der Weihbischof: „Wenn die Menschen seit 350 Jahren hierher auf den Rochusberg wallfahren, um den heiligen Rochus zu ehren und ihren Glauben zu feiern, dann ist der innerste Antrieb genau dieser Glaube an einen Gott, dem das Schicksal und die Not des Menschen nicht gleichgültig ist: weder die großen Nöte der Menschheit noch die persönliche Erfahrung von Leid.“

Der Tag begann um 8.15 Uhr mit der Prozession zur Rochuskapelle von der Basilika St. Martin. Das Binger St. Rochusfest steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Gott und die Welt“. Während der Wallfahrtswoche (22. bis 27. August) ist täglich um 9.30 Uhr ein Pilgeramt mit anschließendem Kreuzweg; ab 8.30 Uhr besteht jeden Tag Gelegenheit zur Beichte. Um 13.30 Uhr wird täglich eine Pilgerandacht gefeiert, um 17.00 Uhr eine Vesper. Prediger der Wallfahrtswoche ist Dompräbendat Professor Dr. Franz-Rudolf  Weinert aus Mainz. Die Wallfahrtswoche endet am Sonntag, 28. August, um 10.00 Uhr mit einem Festamt mit Abt em. Anselm Zeller OSB, Fiecht/Tirol.

Stichwort : Rochuswallfahrt in Bingen

Seit dem 17. Jahrhundert findet in Bingen jährlich am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt eine große einwöchige Wallfahrt zu Ehren des Pestheiligen Rochus statt. Dieser Brauch erinnert an das Pestjahr 1666, als in Bingen die Pest wütete. Damals schworen die Binger Amtmänner vor dem Mainzer Domkapitel, die Wallfahrt zum Abwenden der Pest jährlich durchzuführen. Die Wallfahrtsprozession  beginnt an der Binger Basilika St. Martin und führt auf den Rochusberg zur Rochuskapelle. Dabei wird die Statue des Heiligen Rochus von Kindern in Pilgertracht, sogenannten „Rochusjern“, begleitet. Bis heute nehmen an der Wallfahrt Repräsentanten der Stadt Bingen teil. Die ganze Woche über gibt es neben den täglichen Wallfahrtsgottesdiensten Beichtgelegenheiten, außerdem finden Vespern und geistliche Konzerte statt.

Die Rochuskapelle wurde seit ihrer Erbauung 1666 zweimal zerstört. Der heutige spätgotische Bau wurde 1895 auf den Fundamenten der ursprünglich barocken Kirche errichtet und im selben Jahr eingeweiht. Auch andernorts wird der heilige Rochus mit Wallfahrten verehrt, im Bistum Mainz etwa in Rodgau-Weiskirchen und Mainz-Kastel. Die Binger Prozession ist jedoch mit jährlich bis zu 10.000 Pilgern die größte Rochuswallfahrt im Bistum Mainz. Anfangs wurde sie von den Kapuzinern betreut, seit 1920 hat diese Aufgabe das Oblatenkloster St. Rupertus übernommen.

Der heilige Rochus wurde um 1295 in Montpellier als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Der Legende nach verschenkte er nach dem frühen Tod der Eltern sein gesamtes Erbe und machte sich als Pilger auf den Weg nach Rom. Dort wütete jedoch gerade die Pest. Rochus pflegte die Kranken und stand ihnen bei. Auf seinem Rückweg nach Hause erkrankte er selbst. Da sich niemand seiner annehmen wollte, zog er sich in eine Hütte im Wald zurück, um dort zu sterben. Dort erschien ihm ein Engel, der ihn gesund pflegte und Hilfe sandte. Zurück in Montpellier erkannte man ihn aufgrund seiner Verunstaltung nicht und warf ihn ins Gefängnis. Erst als er gestorben war und ein helles Licht seinen Leichnam umstrahlte, wurde der Irrtum bemerkt und er wurde feierlich beigesetzt. Die ersten Wallfahrten entstanden im 15. Jahrhundert, nachdem 1414 die Prozession zu Ehren des Heiligen vom Konstanzer Konzil als ein Mittel gegen die Pest propagiert wurde.

tob (MBN)

 

Ein schmerzlicher Schritt

Oblatenmissionare verlassen den Hartenberg und wechseln nach Hünfeld und Finthen

Mainz. Am 1. Juni 1961 wurde das Oblatenkloster St. Rabanus Maurus auf dem Hartenberg in Mainz offiziell als Rektorat errichtet. Drei Jahre später beziehen die Provinzleitung, die Verwaltung, der Verlag der Oblaten und der Marianische Missionsverein (MMV) ihre Büros am Drosselweg. Zu diesem Zeitpunkt leben 48 Oblatenmissionare in dem neuen Haus.

Ende des Jahres 2016 werden die Patres und Brüder ihr Kloster nach 55 Jahren aufgeben. Im Laufe der Zeit ist das Haus für die Gemeinschaft zu groß und zu teuer geworden. Anfang des Jahres lebten noch 16 Mitbrüder im Haus, davon waren nur vier nicht im Rentenalter. „Nüchtern betrachtet ist das Haus zu groß für unsere älter und kleiner werdende Gemeinschaft. Viele früher von Mitbrüdern erledigte Arbeiten müssen heute von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernommen werden. Ein zu großes Haus, mit hohen Fixkosten und erheblichen Ausgaben für Angestellte, ist für uns finanziell nicht tragbar“, so Pater Stefan Obergfell OMI, der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz. Die Schließung des Hauses war nach Meinung der Provinzleitung deshalb der einzig mögliche Schritt, auf die Situation zu reagieren.

Der Umzug der Gemeinschaft

Der Provinzial und seine Mitarbeiter werden nach Hünfeld ins Bonifatiuskloster umziehen. Die meisten Mitbrüder des Hauses in Mainz werden in Niederlassungen der Gemeinschaft in Deutschland und Österreich versetzt, einige sind bereits umgezogen. Eine kleine Hausgemeinschaft wird in Mainz bleiben. Fünf Mitbrüder werden im Herbst dieses Jahres in den Stadtteil Mainz-Finthen umziehen. Dort werden dann auch der MMV, der Verlag der Oblaten, und die Kontaktstelle Medien und Kommunikation mit den Zeitschriften „Der Weinberg“ und „Gottes Wort im Kirchenjahr“ ihre Büros haben.

„Ich weiß, dass die Schließung des Klosters für viele Menschen sehr schmerzlich ist. Neben den Mitgliedern der Pfarrei Johannes Bosco in Mainz, auf deren Pfarrgebiet das Kloster liegt, denke ich besonders auch an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Den Patres und Brüdern des Klosters fällt der Weggang ebenfalls nicht leicht. Der Verlust dieses Hauses ist für viele Mitbrüder sehr hart, viele von ihnen leben seit 40 und mehr Jahren im Kloster St. Rabanus Maurus. Mainz ist zur Heimat geworden. All das werden wir verlieren. Nicht weil wir wollen, sondern einfach, weil wir keine andere Wahl haben“, so Pater Obergfell.

Die zukünftige Nutzung des Klostergeländes

Das Kloster und das dazu gehörende Grundstück am Drosselweg wurden bereits verkauft. Dort wird die BWL-Wohnungsbaugesellschaft gemeinsam mit dem Bauträger Fischer+Co. das Projekt „Wohnen am Oblatenkloster“ verwirklichen. Es werden sechs Wohnhäuser mit Tiefgarage errichtet werden. Insgesamt entstehen 160 barrierefreie Wohnungen, die die Standards des KFW Effizienzhaus 55 erfüllen. Baubeginn ist im Frühjahr 2017, die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen sollen Ende des Jahres 2018 bezugsfertig sein.

Hinweis: Die Provinzprokur ist zum 15. August 2016 in neue Büroräume umgezogen.Die neue Anschrift lautet: Provinzprokur der Mitteleuropäischen Provinz der Oblaten M. I., Gleiwitzer Str. 5a, 55131 Mainz - Die Telefonnummern und E-Mail-Adressen haben sich nicht verändert.

PM (MBN)

 

Krisenseelsorgekurs erfolgreich abgeschlossen

Domkapitular Forster überreichte mit Propst Albrecht Zertifikate an 18 Teilnehmer

Wiesbaden. „Ich danke Ihnen herzlich, dass Sie sich dieser Aufgabe annehmen. Ich weiß aus persönlichem Erleben, wie wichtig dieser Dienst ist“, sagte Domkapitular Klaus For-ster im Gottesdienst zum Abschluss des Ausbildungskurses Krisenseelsorge am 18. Juni im Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod. Zusammen mit Propst Oliver Albrecht leitete er den Gottesdienst, in dem den 18 neuen Krisenseelsorgerinnen und Krisenseelsorgern ihre Zertifikate überreicht wurden. Der ökumenische Kurs wird gemeinsam verantwortet vom Bistum Mainz und dem Religionspädagogischen Institut (RPI) der Evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck (EKKW) und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

An den zehn Schulungstagen ging es unter anderem um Reaktionsmöglichkeiten bei einem plötzlichen Todesfall, einem schweren Unfall, einem Suizid oder einer Gewalthandlung an der Schule. Dabei ging es nicht nur um die Vermittlung theoretischen Wissens, sondern in vielen Phasen um praktische Übungen und Reaktionen. Schließlich wurde auch die Frage nach der eigenen Betroffenheit und Resilienz gestellt.

Krisenseelsorge ist noch ein recht neues Arbeitsfeld in den Schulen, hat sich aber in den südhessischen und rheinhessischen Gebieten des Bistums Mainz und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau inzwischen etabliert. Hier haben die Kirchen flächendeckend Krisenteams aus erfahrenen Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern aufgebaut, die gut geschult und vorbereitet Schulen in Notfällen unterstützen können. Über eine Notfallnummer, die den Schulleitungen vorliegt, kann ein Krisenteam angefordert werden. „Im vergangenen Jahr gab es über 20 Einsätze”, berichtete Dr. Brigitte Lob, Schulpastoralreferentin des Bistums Mainz, die zusammen mit Studienleiter Matthias Ullrich vom RPI der EKKW und der EKHN den Krisenkurs leitete. Als Fachreferenten waren Notfallseelsorger Andreas Mann (EKHN) und Diplom-Psychologin Monika Brinkmann-Kramp (Bistum Mainz) in die Leitung des Kurses eingebunden. Die Zertifikate wurden schließlich von Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, und dem Kirchlichen Schulamtsdirektor Wolfgang Wendel überreicht.

mu (MBN)

 

Freistellung von Mitarbeiterinnen der Kita Worms-St. Cyriakus aufgehoben

Elternschaft spricht ihr Vertrauen aus / Dienst wird am 22. August wieder aufgenommen

Worms. Zum 10. Juni dieses Jahres sind drei Mitarbeiterinnen der Kindertageseinrichtung St. Cyriakus in Worms aufgrund von Vorwürfen zweier Familien, deren Kinder bis zum vergangenen Jahr in der Einrichtung betreut wurden, von ihrem Dienst freigestellt worden.

Die derzeitige Elternschaft hat allen Mitarbeiterinnen der Einrichtung ihr Vertrauen ausgesprochen und wünscht, dass die Abläufe in der Einrichtung zur Normalität zurückkehren. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist nicht davon auszugehen, dass sich die Vorwürfe bestätigen. Vor diesem Hintergrund wurde die Freistellung aufgehoben. Die Mitarbeiterinnen werden ihren Dienst zum 22. August 2016 wieder aufnehmen. Die Öffnungszeiten bleiben bis einschließlich 31. August 2016 auf 14.00 Uhr reduziert.

Das Bistum Mainz und der Träger der Einrichtung sind dankbar, dass durch die Unterstützung verschiedener Mitarbeiterinnen, überwiegend aus anderen katholischen Einrichtungen in Worms, das Betreuungsangebot in der Kindertageseinrichtung mit geringen Einschränkungen weiter aufrecht erhalten werden konnte sowie für das kooperative Verhalten der beschuldigten Mitarbeiterinnen.

(MBN)

 

70 Jahre Altenhilfe im Burkhardhaus in Worms

Festgottesdienst mit Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann

Worms. Gemeinsam mit Propst Tobias Schäfer und Caritasdirektor Georg Diederich sowie den Bewohnern und Mitarbeitern des Burkhardhauses hat der Mainzer Diözesanadministrator, Prälat Dietmar Giebelmann, am Samstag, 20. August, im Rahmen eines Festgottesdienstes das 70. Jubiläum der stationären Altenhilfe in Worms gefeiert. „Das Burkhardhaus hat zwei Herzen - die Kapelle und die Küche“, sagte der Diöze-sanadministrator. Er würdigte besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung, die den Bewohnern des Hauses helfen, möglichst selbstständig zu leben und „ihnen die Hilfe geben, die sie brauchen“.

(MBN)

 

MBN vor 40 Jahren

„In der Regel ein halbes Jahr Wartezeit“ ist ein Artikel der Bistumsnachrichten über den neuen schulpsychologischen Dienst an katholischen Schulen überschrieben. Darin heißt es: „Sechs bis sieben Monate muss ein Schüler warten, wenn er Rat und Hilfe in Schulschwierigkeiten beim Schulpsychologen sucht. Dies geht aus einem Bericht hervor, den der schulpsychologische Dienst in freier Trägerschaft in Mainz und Bingen im Juli 1976 für die ersten drei Jahre seiner Tätigkeit erstellte. Dabei wurden von den beiden Schulpsychologen 544 Ratsuchende - 207 Schüler und 337 Schülerinnen - der Martinus Grund- und Hauptschulen, des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums und seiner Realschule sowie der Maria Ward-Schule, alle in Mainz, und der Hildegardis-Schule in Bingen betreut. Die Gesamtschülerzahl dieser drei Gymnasien, einer Realschule, einer Hauptschule und vier Grundschulen betrug im Schnitt 5.000.

Es sind in erster Linie Leistungsprobleme, die die Jugendlichen beim Schulpsychologen Hilfe suchen lässt. Aber auch Verhaltensstörungen und Schullaufbahnfragen sind Gründe dafür. In über 220 Fällen ergriffen die Lehrer die Initiative, in annähernd 200 Fällen die Eltern und fast 130 Mal meldeten sich die Schüler selbst zur Beratung an. (…) Entscheidend bei der Arbeit der Schulpsychologen ist die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Dementsprechend standen die Gespräche mit den Eltern und ihre Beratung – es erfolgten 880 – im Vordergrund. Aber auch Gespräche mit den Lehrern und therapeutische Sitzungen mit den Schülern in Gruppen und einzeln gehören zu den Hilfsmaßnahmen.“

Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12 vom 2. August 1976

 

In der kurzen Meldung „Schwere Vorbehalte gegen das Musical ‚Ave Eva’“ heißt es: „Der im Herbst im Rahmen einer katholischen Jugendwoche in einer Mainzer Kirche beabsichtigten Aufführung des Musicals ‚Ave Eva oder der Fall Maria’ konnten der Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, und seine Berater aus erheblichen formalen, besonders aber inhaltlichen Vorbehalten nicht zustimmen. Diese Entscheidung gilt für den Bereich der gesamten Diözese Mainz. Wie die Bischöfliche Pressestelle auf Anfrage bereits mitgeteilt hatte, hat der Plan, das Musical aufzuführen, von Anfang an zu erheblichen Auseinandersetzungen geführt. Seine Problematik war in mehreren Gesprächen mit den verantwortlichen Jugendseelsorgern diskutiert worden.“

Um den Vorgang zu verstehen, ist ein tieferer Blick in das Archiv der Bischöflichen Pressestelle notwendig. Die folgenden Zitate aus damaligen Veröffentlichungen vermitteln einen guten Eindruck in die vor 40 Jahren geführte Diskussion.

Hintergrund ist die Auseinandersetzung um die Aufführung des Sacro-Pop Musicals „Ave Eva oder der Fall Maria“ von Pfarrer Wilhelm Willms (Text) und Peter Janssens (Musik), die im Rahmen eines geplanten katholischen Jugendtages im Oktober 1976 in Mainz vorgesehen war. Höhepunkt der Auseinandersetzungen um das Stück in Deutschland war eine Aufführung am 12. Dezember 1975 in der Münchner Benediktinerkirche St. Bonifaz, wo während der Aufführung vor rund 1.000 Zuschauern etwa ebenso viele Menschen vor der Kirche mit einer Lichterprozession gegen das Stück protestierten. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Julius Döpfner, hatte sich für eine  Aufführung ausgesprochen. Der Regensburger Bischof Rudolf Graber und der Augsburger Bischof Josef Stimpfle hatten sich gegen das Stück ausgesprochen. Kardinal Volk wird in einem Artikel der Allgemeinen Zeitung (28. Juli 1976), der zwei Tage nach seiner ablehnenden Entscheidung erschienen ist, mit den Worten zitiert: „So kann man nicht über Maria sprechen.“

In der Zeitschrift des Bischöflichen Jugendamtes „Uwe“ (Ausgabe vom 1. September 1976) erläuterte der damalige Leiter des Seelsorgeamtes, Ordinariatsrat Josef Seuffert, die Entscheidung von Kardinal Volk: „In der Folgezeit wurde die Angelegenheit jedoch derart öffentlich hochgespielt, dass der Bischof zur Meinung kam, er könne nun nicht mehr einer eigenen Stellungnahme ausweichen. Er nahm sich Zeit, den Text mehrere Male genau zu lesen. Er nahm sich die Zeit zu drei langen Gesprächen mit Mainzer Jugendseelsorgern. Er nahm sich die Zeit in einer Zusammenstellung deutlich zu machen, was für und was gegen den Text spricht. Hinter dem schließlich ausgesprochenen Nein steht also keine pauschale Ablehnung. Jedoch erschienen dem Bischof die negativen Elemente so gravierend, dass er nein sagte, auch auf die Gefahr hin, missverstanden zu werden. Die Einzelbegründung bezog sich vor allem auf einige theologisch falsche Aussagen, auf die unangemessene Sprache an vielen Stellen und auf die Menschenverachtung, die an einigen Stellen massiv erscheint. (Die Angriffe gegen die ‚Amtskirche’ spielten keine Rolle; derlei ist im Augenblick wieder so in Mode, dass es bei den Betroffenen nur ein müdes Lächeln erzeugt.) Hier einzelne Texte zu nennen, würde nicht weiterführen, da man beliebig auch vertretbare Texte zitieren kann. Da hilft nur das Lesen des Ganzen oder ein ausführliches Gespräch. Kommen wir nochmals zum Anfang zurück: Dass eine solche Sache das Grundvertrauen auf die Probe stellt, ist nicht schlimm, im Gegenteil. Man kann daran wachsen. Aber auf der anderen Seite ist das Musical so wichtig nicht, dass nun eine Mauer zwischen einigen Jugendgruppen und dem Bischof aufgerichtet werden müsste.“

Der damalige Sprecher der Katholischen Studierenden Jugend des Bistums Mainz, Peter Frey, schrieb in der gleichen Ausgabe des „Uwe“ unter der Überschrift „Die Sache mit Maria“ Folgendes: „Wilhelm Willms, Pfarrer, Gedichte-Macher und Christ, hat ein Stück geschrieben, in dem es um eben diese Maria geht: all das unverständliche, kitschige, pompöse, mit Weihrauch überladene und Verehrungsgeruch durchdrungene Gehabe um sie, Maria, wird hineingenommen. Und auf einmal wird im Stück, im Stück, das ‚Ave Eva’ heißt, das die Frau an den richtigen Platz setzt, das Unverständliche klar durchsichtig, das Kitschige festlich, das Pompöse selbstverständlich, der Weihrauchmief Blumenduft und Verehrung unbändiges bewusstes Feiern. Ave Eva: das Fest des neuen Menschen!“ Und weiter: „Auf einmal haben die Bilder angefangen zu mir zu sprechen. Sie haben mir einen Weg gezeigt zu diesem Mädchen Maria; auf einmal ist sie für mich lebendig geworden. Sie steht als Beispiel, als Ermahnung und Maßstab klar vor mir. Auf einmal ist sie greifbar geworden, kein ernsthaft-feierlicher Kultgeruch hindert mehr meinen Durchbruch zu ihr.“ Das Stück habe ihm gezeigt, „dass Kirche gar nicht verstaubt und feierlich, sondern brandaktuell und anspruchsvoll ist“, schreibt Frey. Und abschließend: „Ich bin in dieser Kirche gefragt, ich muss meinen Anteil einbringen, um die Kirche, die Bewegung in seiner Nachfolge, in seinem Geist, die Bewegung in seinem Leib, glaubwürdig zu machen. In der Kirche kann ich ein Stück Auferstehung werden! Mehr kann ich eigentlich nicht sagen. Außer, dass es mir fast schon wieder ein Stück von meiner Hoffnung nehmen könnte, wenn ich sehe, dass die Kirche, diesmal die offizielle, aber eben die Kirche, zu der auch ich verantwortlich gehöre, dass sie meine Bilder, meine Vergleiche, meine Ausdrucksmöglichkeiten nicht ernst nimmt, ja sie nicht einmal toleriert. Und mindestens für Toleranz sollte in der Kirche Platz sein.“

Der damalige Mainzer Diözesanjugendseelsorger Harald Seredzun schreibt in seiner Einleitung zum „Uwe“: „Als einer, der an der Gesprächen der Mainzer Jugendseelsorger mit dem Bischof teilgenommen hat, ist es mir ein persönliches Anliegen, die Feststellung zu treffen, dass es Bischof Volk ungeheuer schwer gefallen ist, das Verbot auszusprechen. Der Bischof hat mit dieser Entscheidung tagelang gekämpft und sich mit dem Text des Musicals vielleicht intensiver befasst als manch anderer Gesprächsteilnehmer. Seine Entscheidung, ein Verbot auszusprechen, ist als Gewissensentscheidung zu respektieren. Das hindert nicht, in der Sache einen anderen Standpunkt zu vertreten. Ich persönlich bedauere die Entscheidung des Bischofs außerordentlich. Nicht weil ich an ‚Ave Eva’ neben vielem, das ich für gut halte, nichts zu kritisieren fände, sondern weil ich fürchte, dass ein solches Verbot des Bischofs bei vielen Jugendlichen die bestehende Vertrauenskrise gegenüber der Amtskirche verstärkt.“

Aufgeführt wurde das Stück dann am 10. Oktober 1976 in einem nicht-kirchlichen Raum, dem Elzer Hof in Mainz. Veranstalter der Aufführung, an die sich eine Diskussion zum Stück anschloss, war die von Johannes Fassbender initiierte „Aktionsgemeinschaft Mainzer Christen“. Die Allgemeine Zeitung beginnt ihren Bericht über die Aufführung am 12. Oktober 1976 mit folgendem Absatz: „Wie stark muss das Bedürfnis junger Menschen nach einem Gemeinschaftserlebnis sein, dass es bei der Aufführung von ‚Ave Eva oder der Fall Maria’ im Elzer Hof zu einer solchen Entladung von rauschhafter Begeisterung kommen konnte. Hier verschmolzen verschiedene Faktoren zu einem irrationalen Moment. Es geschah das, was sich die Kommentatoren der politischen Phänomene im Dritten Reich aus der historischen Perspektive von heute kaum noch erklären können: das Massenerlebnis, den Sog der Faszination, das Einschwenken der eigenen, individuellen Reaktionen in eine vorgewiesene Richtung. So kann sich ein Strom von Emotionen bilden, so entsteht ein ‚Wir-Bewusstsein’, in das sich Ratlose, Nicht-Verstandene, allein Gelassene, Unbefriedigte, für ein paar Stunden mit einem lange entbehrten Glücksgefühl hineinstürzen. Unter den tausend mitklatschenden und begeisterten jungen Menschen gab es auch einige, die sich vom Ereignis der Stunde nicht ‚überrollen’ ließen, aber diese Minderheit trat nur in der Diskussion in Erscheinung.“

Auch über die „provozierenden Stellen“ des Musicals schreibt Thomas Halbe in seiner Konzertkritik in der Allgemeinen Zeitung: „Da wirbt der ‚logos’, der Geist, das Wort, ‚das Fleisch geworden ist’, in Gestalt eines Täuberichs um die Jungfrau ‚ruckediku, ruckediku, schön bist du“. Oder ein Engel kommt durch die Luft, kann bei einem Mädchen landen, das schwanger wird. Solche Beispiele ließen sich mühelos vermehren. Maria ist in dem Musical das Mädchen, das ein uneheliches Kind bekommt, sich vor einem ‚bürgerlichen’ Gericht mit all seinen gesellschaftlichen Vorurteilen verantworten und fliehen muss.“

Bis heute gesungen wird das bekannteste Stück aus dem Musical „Ave Eva oder der Fall Maria“, nämlich der Kanon „Der Himmel geht über allen auf“.

Unter der Überschrift „Dichtes Hilfenetz für Spätaussiedler“ schreiben die Bistumsnachrichten: „Die von den neuen Pfarrgemeinderäten des Bistums Mainz bestellten Verantwortlichen für die Aussiedler in ihren Pfarrgemeinden werden im Oktober/November zu ersten Informationstagen zusammenkommen. Der Diözesan-Caritasverband und die Abteilung Pfarrgemeinderäte des Bischöflichen Ordinariates haben dazu gemeinsam eingeladen. Sie werden dabei die vom Deutschen Caritasverband bereits Ende 1973 vorgelegten ‚Hilfen für Spätaussiedler und ihre Familien’ durcharbeiten, die umfassende praktische Anleitungen zur Eingliederung in die so ganz anderen neuen Lebensverhältnisse und gerade auch in die Pfarrgemeinden bieten. Das Hilfenetz der Caritas in der Diözese Mainz für die Spätaussiedler, vorwiegend aus Polen und Russland, die zu 90 Prozent katholisch sind, ist dicht. Es zählen dazu 18 Caritasverbände und -stellen. (…) Jede Stelle ist mit einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin besetzt, die auch für Spätaussiedler zuständig ist.“

Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 13 vom 19. August 1976

 

In mehreren Artikeln der Bistumsnachrichten geht es um die neue Rätestruktur im Bistum Mainz: „Am  11. September wird in Mainz der Katholikenrat des Bistums Mainz zum ersten Mal zusammentreten. Damit wird der von der Synode der deutschen Bistümer empfohlenen Neustrukturierung der diözesanen Räte auch im Bistum Mainz entsprochen. Denn dieses Gremium bestand bisher in dieser Form nicht.“ Außerdem ersetzte die Diözesanversammlung mit dem Diözesan-Pastoralrat als kleinerem Gremium den bisherigen Pastoralrat.

Ausgangspunkt für die neue Rätestruktur waren die Pfarrgemeinderatswahlen, bei denen sich in den 378 Pfarrgemeinderäten rund 3.800 Katholiken engagieren. Wörtlich heißt es in den Bistumsnachrichten: „Die Erfahrungen mit den seit über acht Jahren im Bistum Mainz arbeitenden Pfarrgemeinderäten bezeichnete Weihbischof Wolfgang Rolly, Bischöflicher Referent für die Räte, im Hinblick auf die Sitzung des Katholikenrates gegenüber der Bischöflichen Pressestelle als überwiegend positiv. Die Pfarrgemeinderäte hätten das Miteinander der Christen in den Pfarrgemeinden verdeutlicht und vielfältige Initiativen ermöglicht und mitgetragen.“ Und weiter: „Auf die Neustrukturierung der diözesanen Räte eingehend, betonte Weihbischof Rolly, dass im Bistum Mainz wie bisher die bewährte Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien in dem obersten Beratungsgremium des Bistums, der Diözesanversammlung und ihren Ausschüssen, zukünftig fortgeführt werden solle. Niemand habe dieses Miteinander aufgeben wollen, weil nur in dem Miteinander von Priestern und Laien der Auftrag der Christen in Kirche und Welt verwirklicht werden könne. Während es bei der Diözesanversammlung vorwiegend um innerkirchliche Fragen gehe, präzisierte Weihbischof Rolly, habe der neugebildete Katholikenrat als Vertreter des Laienapostolates vor allem die Aufgabe, im öffentlich-gesellschaftlichen Raum die Entwicklungen zu verfolgen und dazu Stellung zu nehmen. Gerade dieser Bereich sei bisher zu kurz gekommen, gewinne aber mehr und mehr an Bedeutung für die Kirche selbst und das Leben der Katholiken in unserer Gesellschaft. Die Mitglieder des Katholikenrates seien daher aufgefordert, einen Beitrag aus ihren ureigenen Erfahrungsbereichen Familie, Beruf, Gesellschaft und Kirche mehr als bisher einzubringen.“

Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 14 vom 27. August 1976

 

Vorschau

Sendungsfeier für zwei Pastoralreferenten (3.9.)

Gottesdienst mit Diözesanadministrator Giebelmann im Mainzer Dom

Mainz. Am Samstag, 3. September, findet im Mainzer Dom um 10.00 Uhr die Sendungsfeier einer Pastoralreferentin und eines Pastoralreferenten im Bistum Mainz statt. Im Rahmen eines Gottesdienstes wird der Diözesanadministrator des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, Maria Weckler und Aaron Torner in den pastoralen Dienst des Bistums senden. Die beiden haben ihre Sendung unter ein Leitwort des Apostels Paulus gestellt: „Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt; denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können.“ (Kol 4,6). Nach dem Gottesdienst findet im Bischöflichen Priesterseminar (Augustinerstraße 34) ein Empfang statt.

Maria Anna Weckler wurde am 3. Oktober 1986 in Bad Nauheim geboren und wuchs in ihrer Heimatgemeinde St. Gallus in Rockenberg (Dekanat Wetterau-West) auf. Nach dem Abitur 2006 am Weidig-Gymnasium in Butzbach, ging sie zum Studium nach Mainz an die Johannes Gutenberg-Universität. Zunächst studierte sie Katholische Theologie auf Lehramt und wechselte später ins Vollstudium. 2012 schloss sie das Theologiestudium mit dem Diplom ab. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit der Auferstehungshoffnung im zweiten Buch der Makkabäer, einer alttestamentlichen Spätschrift.

Während der anschließenden Berufsausbildung zur Pastoralreferentin war Maria Weckler zunächst als Pastoralassistentin im Praktikum in der Pfarrei Don Bosco in Mainz eingesetzt. Seit 2014 arbeitet sie als Pastoralassistentin im Odenwald im Pfarreienverbund „Am Odenwälder Einhardsweg“ mit Schwerpunkt in Bad König, Michelstadt und Vielbrunn im Dekanat Erbach. Dort wird sie über die Sendungsfeier hinaus im Einsatz bleiben.

Aaron Jakob Torner wurde am 28. Januar 1988 in Kirchheimbolanden geboren und wuchs in ihrer Heimatgemeinde Christkönig in Köngernheim (Dekanat Mainz-Süd) auf. Aaron Torner ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Mit seiner Berufswahl als Pastoralreferent tritt Torner in die Fußstapfen seines Vaters, der als Gemeindereferent im Bistum Mainz tätig ist. Nach dem Abitur 2007 am Bischöflichen Willigis-Gymnasium in Mainz nahm er das Studium der Katholischen Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität auf. Ein Studiensemester verbrachte er an der Leopold-Franzens Universität in Innsbruck. 2012 schloss er das Theologiestudium mit dem Diplom ab. In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit Heilungskonzepten im Alten Testament.

Während seiner pastoralen Berufsausbildung war Aaron Torner zunächst als Pastoralassistent im Prakikum in der Pfarrgemeinde St. Marien in Griesheim im Dekanat Darmstadt eingesetzt. Seit Sommer 2014 ist er als Elternzeitvertretung im Bischöflichen Jugendamt in Mainz Referent für Religiöse Bildung. Diese Aufgabe wird er nach der Sendungsfeier bis zum Ende der Elternzeitbefristung weiterführen.

cd (MBN)

Rochuswallafhrt 2016 (c) Bistum Mainz / Bluim
Rochuswallfahrt 2016 (c) Bistum Mainz / Blum
Rochuswallfahrt 2016 (c) Bistum Mainz / Blum
Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum