Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 29

vom 15. August 2018

Bellinger Verdienstmedaille (c) MSAGR RLP
Bellinger Verdienstmedaille
Datum:
Mi. 15. Aug. 2018
Von:
(MBN)
Sednungsfeier Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum
Sednungsfeier Pastoralreferenten

Personalien

  • Zitatesammlung zum Jahrestag der Bischofsweihe (27.8.)
  • Monsignore Bellinger mit Staatsmedaille ausgezeichnet

Berichte

  • Kirchensteuerrat verabschiedete Jahresabschluss 2017
  • Sendungsgottesdienst für drei Pastoralreferenten
  • Kohlgraf feierte zum Schuljahresbeginn mit KBS Mainz
  • Neu gestaltete Domschatzkammer in Mainz eröffnet
  • Sommerakademie der Johannes Stiftung Bistum Mainz

Publikation

  • Dokumentation zum Tod von Kardinal Lehmann

Vorschau

  • 352. Rochuswallfahrt in Bingen (19.-26.8.)
  • Interview zum Diözesankirchenmusiktag (15.9.)

MBN vor 40 Jahren

  • Tod von Papst Paul VI. und die Wahl von Papst Johannes Paul I.

 

Personalien

O-Ton Kohlgraf

Zitatesammlung zum ersten Jahrestag der Bischofsweihe

Mainz. Am Montag, 27. August, jährt sich die Bischofsweihe von Peter Kohlgraf zum ersten Mal. Mit einer kleinen Sammlung von Zitaten blicken wir zurück auf die ersten zwölf Monate des neuen Mainzer Bischofs. In einer umfangreichen Bildergalerie auf der Internetseite der Bischöflichen Pressestelle sind außerdem zahlreiche Fotos aus dieser Zeit verfügbar.

Als Ihr neuer Bischof erlaube ich mir, eine Vision zu haben und sie mit Ihnen zu teilen. Meine Vision für das heilige Volk Gottes im Bistum Mainz gründet auf meinem bischöflichen Wappenspruch: Das Reich Gottes ist nahegekommen. Mit dieser Verheißung schickt Jesus seine Jünger los. Sie sollen dieses Versprechen überall verkünden. Gott ist unter euch am Werk, die Welt ist nicht gottlos, Gott hat die Welt nicht verlassen, ganz im Gegenteil. Jesus ist nicht naiv. Er spricht dieses Wort nicht in eine heile Welt. Die Menschen damals waren nicht schlechter oder besser als die Menschen unserer Welt heute. Jesus geht durch diese Welt und viele Dinge werden für ihn zum Hinweis auf Gottes Gegenwart. Er selbst vermittelt die Liebe Gottes in der Zuwendung zu den Schwachen, den Kranken, den Armen, den Sündern. Er spricht in Gleichnissen von dieser Gottesherrschaft, die man suchen und finden kann wie einen kostbaren Schatz. „Die Welt ist Gottes so voll“, sagt der Jesuitenpater Alfred Delp in der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte kurz vor seiner Hinrichtung. Auch er war nicht naiv, aber er wusste, dass Gott die Welt und seine Menschen nicht aus seinen guten Händen lässt. In seinem Sohn Jesus hat uns Gott dies auf greifbare Art und Weise bewiesen. Jesus ging mit sehenden Augen durch diese Welt, und er hat bis heute seinen Platz mitten unter den Menschen mit ihren Freuden und Hoffnungen, ihrer Trauer und ihren Ängsten. Wenn wir als Kirche das Reich Gottes heute finden wollen, muss unser Platz mitten in unserer Welt, unter unseren Zeitgenossen, sein. Jedes Mitglied der Kirche ist berufen, sich einzumischen in politische Debatten, mitzumachen, wo Hilfe gebraucht wird, den Mund aufzumachen, wo andere schweigen, eine respektvolle Sprache zu sprechen, wo andere Hass säen. Und hinzuschauen und zu hören, was der andere Mensch braucht. Unsere Welt ist ein Buch, in dem wir lesen können, was Gott heute von uns will. Nicht selten gibt es die Versuchung des Rückzugs in die kleine glaubensstarke Gruppe. Natürlich bleiben die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche die entscheidenden Fundamente kirchlichen Lebens, aber doch nicht hinter den verschlossenen Türen unserer Kirchen. Wenn wir nicht lernen, unseren Glauben in Tat und Wort hinauszutragen und in einem wirklichen Gespräch und Begegnung mit unserer Welt zu bezeugen, werden wir blind für Gottes Reich. „Wir“ - das sind alle Getauften. In diesem Auftrag müssen wir ökumenisch unterwegs sein. Er/unser Gott ist oft schon längst da, bevor wir kommen.

Das Reich Gottes wächst - ist das nicht eine großartige Botschaft in eine kirchliche Erfahrung, dass wir kleiner und irgendwann auch ärmer werden? Als Jesus seine Jünger losschickte, war das Christentum keine Massenbewegung. Die Jünger, Männer und Frauen, ziehen los in aller Einfachheit, aber einer großen Glaubwürdigkeit und einer starken Hoffnung. Sie wussten: Der Herr ist mit uns unterwegs. Er ist da, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Er ist da, wo sich Menschen in Liebe einem anderen Menschen zuwenden, er ist da, wo Gottes Wort gelesen, gelebt und bezeugt wird. Wir werden neu lernen dürfen, dass wir das Heil nicht machen, aber sakramental anbieten und vermitteln können. Die Eucharistie möge die Quelle unseres Lebens bleiben. Meine Vision beinhaltet, dass Menschen neue Freude daran bekommen, ihre Taufberufung zu leben und dass daraus ein Boden entsteht, dass junge Leute erfahren, dass die Kirche ein Ort des Lebens sein kann. Das Reich Gottes ist in den Familien, die den Glauben praktizieren, bei den vielen Ehrenamtlichen, die das in die Kirche und die Welt einbringen, was sie können und was anderen dient. Die Kirche als Ort des Lebens wird dort konkret, wo in Gruppen und Begegnungen Menschen erfahren, dass sie nicht allein auf der Suche nach einem sinnvollen Leben sind. Neben der traditionellen Gemeinde müssen wir alles unterstützen, was Vielfalt fördert. Daraus mögen neue Berufungen erwachsen für einen geistlichen oder kirchlichen Beruf. Wir sollten uns nicht damit abfinden, dass man über den Glauben nicht spricht. Glauben und Lieben sind nichts Peinliches.

Mit dieser Vision möchte ich nicht allein bleiben. Ich bitte Sie alle, sich auf die Schönheit des Gottesreiches einzulassen, dem Evangelium zu glauben. „Das Reich Gottes ist nahegekommen“, diese apostolische Botschaft möchte ich mit Ihnen gemeinsam leben.

Aus dem Schlusswort am Ende des Weihegottesdienstes am 27. August 2017 im Mainzer Dom.

 

Insgesamt glaube ich, dass wir noch eine wichtige Stimme sind, bin mir aber nicht sicher, ob das in 20 Jahren noch so sein wird. Aber ich sehe das ganz entspannt. Es könnte so kommen, dass wir Kirchen nicht mehr nur als „die Werteagentur“ für den Staat wahrgenommen werden und nicht nur Themen bedienen, die der Staat für wichtig hält, sondern innovativ selbst Themen setzen und in die Gesellschaft bringen.

Auf die Frage „Welches Gewicht hat die Stimme der Kirche heute noch in der Gesellschaft?“ im Interview vom 27. Oktober 2017 mit Jens Bayer-Gimm und Karsten Packeiser vom Evangelischen Pressedienst (epd).

 

Ich merke, dass alle Herausforderungen nur gut zu bewältigen sind, wenn sie vom Geist Gottes begleitet werden, sonst werden sie hohl und im wahrsten Sinne geist-los. Vielleicht haben Sie auch manchmal den Eindruck, dass Ihr Leben läuft, aber oft nur noch routiniert und ohne Ziel und Inhalt. Daher bemühe ich mich täglich um ein „geistliches“ Leben. Im regelmäßigen Gebet trage ich meinen Alltag vor Gott, ich halte ihm die Menschen hin, die mir begegnen, ich halte ihm meine offenen Hände hin, dass er sie füllen möge. Die Heilige Schrift und die Eucharistie versuche ich zu meiner täglichen Nahrung zu machen. Die Zeit für Gott ist nie verschwendete Zeit.

Auch die Wege des Bistums müssen wir geistlich gehen. Es geht nicht darum, dass wir machen und schaffen, sondern dass wir Gott schaffen lassen. Bei allem notwendigen Einsatz, den wir bringen, dürfen wir auch zugeben, dass unsere Hände leer bleiben, wenn Gott sie nicht füllt. Das kann den Druck herausnehmen, denn es geht um Seine Kirche.

Aus der ersten monatlichen Rubrik „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ vom 3. Dezember 2017 unter der Überschrift „Geistlich leben“.

 

2017 war in ökumenischer Hinsicht ein wichtiges Jahr. Evangelische Christen haben Reformationsgedenken gefeiert, wir haben uns dem Christusfest angeschlossen. Wir begreifen mehr und mehr, dass wir Wege gemeinsam gehen müssen. Der Papst ermutigt bei einer Begegnung mit evangelischen Christen aus Deutschland, nicht in der Vergangenheit zu verweilen, sondern konkrete Schritte weiter zu gehen, die zur Einheit hinführen. Es wird zunehmend eine Realität, dass nicht glaubende Menschen nach einem christlichen Bekenntnis fragen, nicht nach der Konfession. Wenn wir als Christen einen Auftrag in unserer Gesellschaft haben, können wir ihn nicht gegeneinander leisten, auch nicht den Dienst am Frieden, an einem menschenwürdigen Land und Europa, nicht in dem Bemühen, dem einzelnen Menschen zu dienen.

Aus der Predigt am 31. Dezember 2017 im Gottesdienst zum Jahresschluss im Mainzer Dom unter der Überschrift „Die Themen der Welt sind die Themen der Kirche“.

 

Fassenacht und Kirche hängen zusammen. In vielen Reden, aber auch in zahlreichen Akteuren zeigt sich diese Verbindung. Nur wer sich des Lebens freuen, über sich und die Welt auch lachen kann, erlebt den Übergang in die Fastenzeit als einen echten Einschnitt in seine Lebensgestaltung. „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten“, ermutigt die heilige Theresia von Avila. Wer nur der Schwere des Lebens nachhängt und nicht die Unterschiedlichkeit der Feste und Zeiten während des Jahres genießen und bewusst gestalten kann, wird auch die österliche Bußzeit nicht als eine besondere Zeit erleben können. Wenn schließlich die Fastenzeit beginnt, sind wir eingeladen, uns dem Urheber unserer Freude zuzuwenden und ihm im Gebet, durch bewussten Verzicht und durch tätige Nächstenliebe Raum zu geben. Die ausgelassene Freude der Fassenacht und die Zeit der Hinkehr zu Gott sind für uns Christen zwei Seiten einer Medaille. Von daher mein Dank an die aktiven Fassenachter!

Aus der monatlichen Rubrik „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ vom 4. Februar 2018 unter der Überschrift „Zwei Seiten einer Medaille“.

 

Die Kirche muss nach ihrem Platz in der Welt und in der Gesellschaft fragen. Wenn ich Kirche als Gegen- oder Sonderwelt aufbaue, dann kommt es zu den Folgen der eben beschriebenen Haltung. Kirche verstand sich oft als „societas perfecta“, also als perfekte Gesellschaft. Was sie tut, was der Bischof tut, der Priester, der Pfarrer, wird dann schnell unangreifbar. Wenn ich ihn kritisiere oder hinterfrage, stelle ich ja möglicherweise den Willen Gottes infrage. Es ist eine gute Entwicklung, wenn sich Kirche, der Bischof, der Priester und jede und jeder Glaubende nicht der Gesellschaft gegenüber stellt und seine Eigenwelt bildet, sondern wenn wir uns mehr und mehr als Teil unserer Gesellschaft verstehen lernen und mitten in der Welt das Evangelium zu leben beginnen. Dann müssen wir uns auch an die Regeln und Gesetze dieser Welt halten, sofern sie nicht dem Evangelium widersprechen. Dann muss es auch Kritik geben und Kontrolle. Dann ist die Begegnung zwischen Kirche und Welt keine Einbahnstraße, sondern ein Austausch zweier Partner.

Aus der Predigt am 25. Februar 2018 in Bad Vilbel-St. Nikolaus unter der Überschrift „Braucht die Welt noch eine Kirche? - Kirche als Volk Gottes“. Kohlgraf predigte im Rahmen der Fasten-Predigtreihe „Brauchen wir noch die Kirchen?“

 

Ich lade Sie heute dazu ein, Christus heilig zu halten, ihn als den Allerheiligsten neu ins Leben zu holen. Denn ich bin davon überzeugt, dass es nicht zum Frieden einer Gesellschaft beiträgt, wenn den Menschen nichts heilig ist. Tatsächlich möchte ich für Christus etwas einsetzen, ich möchte mein Leben in seiner tiefen Freundschaft führen. Deswegen lässt es mich nicht kalt, wenn andere lieblos über Christus, die Kirche und meinen Glauben reden, wenn christliche Symbole oder Überzeugungen verächtlich gemacht werden. So wie ich als Katholik die Überzeugungen eines anderen Menschen tolerieren möchte, erwarte ich dies für meine Glaubensüberzeugungen ebenfalls. Alle Menschen in unserer Gesellschaft müssen so immer wieder eine wirkliche Toleranz einüben, nicht indem wir Überzeugungen aufgeben, sondern gegebenenfalls Überzeugungen austauschen und den anderen zu verstehen versuchen. Wenn ich Menschen begegne, die von sich sagen, ihnen sei keine Überzeugung heilig, wird es mir eher angst und bange. Beliebigkeit fördert nicht die Toleranz, sondern das Desinteresse an der Meinung eines anderen. Der Verlust eines klaren Standpunkts auch im Glauben ist kein Zeichen von Toleranz, sondern möglicherweise der Abbruch eines klaren und klärenden Gesprächs mit Positionen. Mein Allerheiligstes ist Christus selbst, für den ich mich einsetzen möchte, der mir lebenswichtig ist. Von dieser Überzeugung möchte ich reden und in diesem Glauben handeln. Dieser Glaube gehört in die Öffentlichkeit.

Aus der Predigt beim Pontifikalamt zu Fronleichnam am 31. Mai 2018 im Mainzer Dom.

 

Priester ist wirklich ein spannender, erfüllender Beruf mit vielen Möglichkeiten, ganz unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten einzubringen und wirksam zu sein. Viel wichtiger als das Feilen an Berufsprofilen ist es aber, dass wir das Evangelium glaubwürdig leben. Das ist entscheidend! Wenn es gute Vorbilder gibt, die junge Menschen überzeugen, dann finden wohl auch wieder mehr Menschen den Weg zum Priestertum. Und das gilt insgesamt für die Kirche: Sie ist nur zukunftsfähig, wenn wir glaubwürdig sind.

Aus einem Interview mit Anja Weiffen und Maria Weißenberger zum Silbernen Priesterjubiläum (18. Juni 2018), das am 17. Juni 2018 in der Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ erschienen ist.

 

Ich bin gerne Bischof von Mainz.

Aus dem Dankwort vom 17. Juni 2018 am Ende des Gottesdienstes zu seinem Silbernen Priesterjubiläum (18. Juni 2018) im Mainzer Dom.

 

Bei meinen Besuchen in den 20 Dekanaten des Bistums in der ersten Jahreshälfte habe ich viele tolle, hoch engagierte Menschen getroffen, die ein buntes und vielfältiges kirchliches Leben tragen und gestalten - trotz aller Schwierigkeiten. Überall habe ich sehr offene und intensive Gespräche geführt und gemerkt, wie wertvoll die persönliche Begegnung und der direkte Austausch sind. Mir ist im Laufe der Besuche auch nochmals deutlich geworden, wie unterschiedlich die Situation in unseren Dekanaten ist. Bei allen Planungen, die jetzt anstehen, wird es am wichtigsten sein, dass funktionierendes kirchliches Leben vor Ort erhalten bleibt. Dazu bitte ich alle um ihr Wohlwollen und die Bereitschaft, Kirche und Gesellschaft auf neuen Wegen mitzugestalten.

Anlässlich seines letzten Besuchstages im Dekanat Gießen am Donnerstag, 21. Juni 2018. Kohlgraf hatte seit Januar 2018 alle 20 Dekanate des Bistums Mainz besucht, um die Anliegen und Herausforderungen im Bistum Mainz noch genauer kennenzulernen.

 

Ich habe nicht den Eindruck, dass wir permanent um Reizthemen kreisen. Vielleicht ist das die mediale Wahrnehmung. Ich rede jedenfalls nicht den ganzen Tag über Homosexualität und Zölibat, sondern komme durchaus dazu, über zentrale Fragen des Glaubens zu sprechen. Manchmal ist es ja so - das habe ich als Bischof gemerkt -, dass Themen von den Medien vorgegeben werden, die ich mir nicht unbedingt aussuche und trotzdem dazu Stellung nehmen muss. Als ich hier Bischof wurde, wollten alle meine neue Wohnung sehen. Ich war erstaunt, wie interessant so eine bischöfliche Wohnung ist. Hätte ich denen gesagt, ich erzähle euch an dem Morgen etwas über die Auferstehung von den Toten, wären wahrscheinlich weniger gekommen. Für mich würde ich andere Prioritäten setzen.

Auf die Frage, ob die Kirche nicht andere „Themen anschneiden“ müsste, statt der immer gleichen „Reizthemen“ binnenkirchlicher Debatten. Kohlgraf äußerte sich in einem Interview mit Regina Einig von der Wochenzeitung „Die Tagespost“, das am 28. Juni 2018 erschienen ist.

 

Für mich stellt sich die Frage: Sagst du deine Meinung zu bestimmten Themen? Ich werde dies weiterhin tun. Ich würde aber alle an Debatten Beteiligten bitten, grundsätzlich anzunehmen, dass der Bischof von Mainz differenzierter und im wahren Sinne des Wortes katholischer denkt, als es manche Schlagzeile vermuten lässt. In allen Debatten sollte man dem anderen immer mit der Grundhaltung begegnen, dass er eine gläubige, im Gebet getragene und durch reifliches Nachdenken gereifte Position vertritt, auch wenn man sie nicht teilen muss. Ein wenig Sorge macht mir aber, dass mancher auch auf gegnerische Positionen lauert, um sofort zubeißen zu können. Von allen an Debatten Beteiligten wünsche ich mir eine stärkere Bereitschaft, sich auf eine differenzierte Sicht einzulassen, die mehr ist als eine plakative Schlagzeile.

Aus der monatlichen Rubrik „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ vom 1. Juli 2018 unter der Überschrift „Mehr als plakative Schlagzeilen“ zu der Erfahrung, dass in der gesellschaftlichen Debattenkultur auch differenzierte Positionen oftmals auf wirksame Schlagzeilen reduziert werden.

tob (MBN)

 

Jahrzehntelanges Wirken für Menschen mit Behinderung

Monsignore Bellinger mit Staatsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet

Mainz. Monsignore Helmut Bellinger, seit über 30 Jahren Behindertenseelsorger des Bistums Mainz, ist am Mittwoch, 8. August, mit der Staatsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz für besondere soziale Verdienste ausgezeichnet worden. Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler überreichte Bellinger die Medaille im Rahmen einer Feierstunde im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz. In ihrer Laudatio würdigte Bätzing-Lichtenthäler Bellingers „jahrzehntelanges und allseits anerkanntes Wirken zum Wohle der Menschen mit Behinderung“: „Mit Hilfe des Bistums, aber auch anderer Organisationen haben Sie Räume für behinderte und nichtbehinderte Menschen geschaffen. Ihr großes Engagement geht dabei weit über Ihre dienstlichen Verpflichtungen hinaus und nimmt Sie rund um die Uhr in Anspruch. Dabei setzen Sie sich auch weit über die Grenzen von Mainz hinaus für die beeinträchtigten Menschen ein.“

Helmut Bellinger, geboren am 9. April 1945 in Wahlert, wurde am 13. Juni 1981 im Mainzer Dom von Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht und wirkte nach seiner Priesterweihe als Kaplan in Mainz-Mombach und Dietzenbach. Seit 1985 ist Bellinger Behindertenseelsorger im Bistum Mainz und seit 1989 außerdem mit halber Stelle Pfarrer in Mainz-Gonsenheim, St. Petrus Canisius. 1998 wurde Bellinger zum Geistlichen Rat ernannt. 2016 ernannte ihn Papst Franziskus zum Kaplan Seiner Heiligkeit (Monsignore).

Behindertenseelsorge im Bistum Mainz

Die Behindertenseelsorge der Diözese ist in der Pfarrei St. Petrus Canisius angesiedelt. Sie bietet Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörigen und Freunden das ganze Jahr über verschiedene Bildungs- und Begegnungsveranstaltungen an und lädt zu regelmäßigen Treffen, Freizeiten und gemeinsamen Wallfahrten ein. Die Angebote der Behindertenseelsorge, die durch zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt werden, werden auch durch den Förderverein der Behindertenseelsorge im Bistum Mainz gefördert. Zum Team der Behindertenseelsorge gehören neben Pfarrer Helmut Bellinger zudem Jürgen Rath und Margit Feist: Rath ist für die Blinden- und Behindertenseelsorge zuständig, Feist für die Gehörlosenseelsorge.

Hinweis: Behindertenseelsorge im Bistum Mainz, Alfred Delp-Straße 64, 55122 Mainz, Telefon 06131/45522, E-Mail: behindertenseelsorge@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/menschen-mit-behinderung

am (MBN)

 

Berichte

Kirchensteuerrat verabschiedet Jahresabschluss 2017

Kohlgraf: Finanzielle Ressourcen bilden Grundlage künftiger pastoraler Planungen

Mainz. Bei der Sitzung der Vollversammlung des Kirchensteuerrates unter Vorsitz von Bischof Peter Kohlgraf hat die Finanzverwaltung des Bistums Mainz am Mittwoch, 8. August, im Erbacher Hof den zusammengefassten Jahresabschluss 2017 für das Bistum Mainz und den Bischöflichen Stuhl zu Mainz vorgelegt. Der Jahresabschluss wurde wie im vergangenen Jahr nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften in der für große Kapitalgesellschaften vorgeschriebenen Form aufgestellt. Nach einer Aussprache wurde der Abschluss, der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen worden ist, von den Mitgliedern des Kirchensteuerrates verabschiedet.

Kohlgraf dankte dem Finanzdirektor des Bistums Mainz, Christof Molitor, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Finanzverwaltung für ihre Arbeit. „Der Blick auf unsere finanziellen Ressourcen bildet die Grundlage für unsere künftigen pastoralen Planungen“, sagte er. „Unsere Strukturen werden sich an der voraussichtlichen Entwicklung der Katholikenzahlen in den Dekanaten, dem pastoralen Personal, das uns zur Verfügung steht, und geringer werdenden finanziellen Mitteln ausrichten müssen“, sagte der Bischof. Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der Generalvikar des Bistums Mainz ist, unterstrich in diesem Zusammenhang: „Uns bewegt die Frage, welche seelsorglichen Akzente wir in den kommenden Jahren setzen sollen, und wie wir diese mit dem uns zur Verfügung stehenden Geld kreativ umsetzen können.“ Bentz ist auch Ökonom des Bistums Mainz.

Blick auf die Kirchensteuerentwicklung

Im laufenden Jahr 2018 haben sich die Kirchensteuereinnahmen im Bistum Mainz bis einschließlich Juli mit minus 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr negativ entwickelt. Zwar seien die Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer mit plus 3,7 Prozent konjunkturell positiv, sagte Finanzdirektor Molitor. Allerdings sei die Kircheneinkommenssteuer deutlich negativ, was mit einer hohen Kirchensteuerrückzahlung in Rheinland-Pfalz in der ersten Jahreshälfte zusammenhänge. Er hoffe, dass dieser negative Einmaleffekt im Laufe des Jahres kompensiert werden könne.

Die Bilanzsumme beläuft sich auf 1,23 Milliarden Euro. Vom Gesamtvermögen an Grundstücken und Bauten in Höhe von 255,9 Millionen Euro zum 31. Dezember 2017 entfallen knapp 90 Prozent auf kirchliche Gebäude wie Kirchen, Klöster, Schulen, Kindertageseinrichtungen sowie Bildungs- und Tagungshäuser. Neben dem Sachanlagevermögen sind die Wertpapiere des Anlagevermögens (863,8 Millionen Euro) größter Aktivposten. Dem Wertpapiervermögen stehen aber Verpflichtungen in gleicher Höhe insbesondere aus Altersversorgung für Geistliche und Lehrer sowie Bauerhaltung gegenüber. Das Bistum Mainz und die Pfarreien unterhalten rund 1.700 Immobilien.

Die Gesamterträge summieren sich auf 311,3 Millionen Euro, wovon der Großteil aus Kirchensteuern stammt (221,3 Millionen Euro). Insgesamt ergibt sich ein Jahresfehlbetrag von 7,15 Millionen Euro. Der Verlust ist insbesondere auf die Verminderung des Rechnungszinses für die Pensions- und Beihilferückstellungen zurückzuführen und wurde durch Entnahmen aus den dafür gebildeten Zweckrücklagen ausgeglichen, so dass sich ein Bilanzgewinn von null Euro ergibt. Wegen einer weiteren Verminderung des handelsrechtlich vorgegebenen Rechnungszinses für die Pensions- und Beihilferückstellungen wird auch für das Jahr 2018 mit einem Jahresfehlbetrag gerechnet.

Stichwort: Diözesankirchensteuerrat

Der Diözesankirchensteuerrat berät die Bistumsleitung in Haushalts- und Finanzfragen, verabschiedet den Wirtschaftsplan, setzt die Hebesätze für die Kirchensteuer fest, und beschließt über die Rechnung und Entlastung der Finanzverwaltung des Bistums Mainz. Die Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit der anwesenden Mitglieder gefasst. Die Amtsdauer beträgt jeweils vier Jahre. Mitglieder sind nach den Statuten unter anderen der Mainzer Bischof als Vorsitzender, der Generalvikar als sein Stellvertreter sowie jeweils ein gewählter Laienvertreter der Verwaltungsräte aus den 20 Dekanaten des Bistums. Geschäftsführender Vorsitzender ist Dr. Volker Kurz aus Mühlheim-Dietesheim. Hinzu kommen je zwei Mitglieder des Priesterrates und der Dekanekonferenz und vier Mitglieder des Katholikenrates.

am (MBN)

 

Keine spirituellen Heldentaten, sondern alltäglicher Dienst

Sendungsgottesdienst für drei neue Pastoralreferenten mit Bischof Peter Kohlgraf

Mainz. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, hat am Samstag, 11. August, zwei Frauen und einen Mann als Pastoralreferentinnen und als Pastoralreferent in den Dienst des Bistums Mainz gesendet. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Mainzer Dom erhielten Anna Mersch, Erik Napp und Marlene Vetter die kirchliche Sendung für ihren Dienst im Bistum Mainz. Eingesetzt werden die Neuen als Dekanatsreferentin im Dekanat Offenbach (Anna Mersch), im Religionsunterricht an der Elisabeth Selbert-Berufsschule in Lampertheim (Erik Napp) sowie in der Schulseelsorge und im Religionsunterricht an der Marienschule in Offenbach (Marlene Vetter).

In seiner Predigt ging Kohlgraf auf die Heilige Klara von Assisi ein, deren Fest an diesem Tag begangen wurde: „Sie ist ein Mensch der tiefen Sehnsucht nach Gott, dem Höchsten, dem Urgrund des Lebens, sie sucht nicht etwas, sie sucht das Ganze, sie sucht ‚das’ Leben. Das scheint mir ein erster guter Gedanke am Tag der Sendung zu sein: in die Tiefe gehen, Menschen der Gottsehnsucht werden, die sich nur mit Gott allein zufrieden geben, die allein dem Höchsten dienen wollen. Gott sendet Sie heute, niemand geringerer. Er nimmt Sie in seinen Dienst, er, der Höchste. Ihm dürfen Sie die Wege in die Welt und zu den Menschen ebnen, niemand Geringerem. Das ist ein großartiger Ruf, den man tatsächlich auch in recht verstandenem Stolz bezeugen darf: Ich bin im Namen des Höchsten unterwegs. Das ist keine Überheblichkeit, sondern ein demütiges Zeugnis. Jeder und jede Gesandte ist nicht im eigenen Namen unterwegs. Er ruft, er sendet.“ Weiter sagte der Bischof: „Von der heiligen Klara gilt es nun zu lernen, Meisterinnen und Meister des Wesentlichen zu werden, in die Tiefe zu gehen, allein dem Höchsten zu dienen und nicht dem Sekundären, das sich auch in der pastoralen Arbeit oft in den Vordergrund schiebt. Das heißt aber auch, dass wir gerufen sind, ein Leben lang Spurensucher dieses Höchsten zu bleiben, nach seinem Willen zu fragen, mit ihm im Gespräch zu bleiben. Menschen suchen heute gewiss auch nach Menschen, die eine Ahnung vom wahren Leben in sich tragen.“

Klara habe sich in ihrem Leben bemüht, Christus ähnlich zu werden: „Das Eintauchen und die Christusähnlichkeit sind keine spirituellen Heldentaten, sondern der alltägliche Dienst, das Aushalten der schwesterlichen Gemeinschaft mit allen Menschlichkeiten und Begrenzungen: Das ist der Platz ihres Dienstes. Der pastorale Alltag wird für Sie, liebe Frau Mersch, liebe Frau Vetter und lieber Herr Napp, vieles von diesen Erfahrungen enthalten. Das Alltägliche lieben, den Menschen freundlich begegnen, Christus immer wieder im Gebet und in der Betrachtung die eigenen Grenzen hinhalten und mit ihm den Weg des Abstiegs gehen in Menschlichkeit und Menschenfreundlichkeit. Das ist die entscheidende Erfahrung christlicher Existenz und Spiritualität“, sagte Bischof Kohlgraf.

Konzelebranten waren der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, und der Ausbildungsleiter, Regens Dr. Tonke Dennebaum. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel und einer Schola von Studierenden und Auszubildenden aller pastoralen Berufe unter der Leitung von Mechthild Bitsch-Molitor, Leiterin der kirchenmusikalischen Ausbildung im Bistum Mainz. Die Sendungsfeier stand unter dem biblischen Leitwort: „Du zeigst mir den Weg zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle“ (Psalm 16,11). Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang in der Aula des Mainzer Priesterseminars statt.

Stichwort: Pastoralreferent/Pastoralreferentin

Pastoralreferenten sind Diplom-Theologen bzw. Theologen mit dem Abschluss „Magister Theologiae“ im pastoralen Dienst der Kirche. Der Beruf steht Männern und Frauen - verheiratet oder unverheiratet - gleichermaßen offen. Grundlage für den Beruf ist der Leitgedanke des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche als Volk Gottes in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964: „Das Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“ (Lumen Gentium 33)

Bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, der so genannten „Würzburger Synode“ von 1971 bis 1975, wurde dieser Ansatz weitergeführt, und so entstand dieser pastorale Beruf für Laien mit theologischem Hochschulabschluss. Pastoralreferenten ergänzen neben Gemeindereferenten den Dienst des kirchlichen Amtes, also von Diakonen, Priestern und Bischöfen, mit eigener Kompetenz in bestimmten pastoralen Sachgebieten. Die Beauftragung für ihren Dienst erhalten Pastoralreferenten in einem Sendungsgottesdienst durch den Bischof.

Pastoralreferenten gibt es mittlerweile seit über 40 Jahren. Im Bistum Mainz gibt es den Beruf seit 1973. Im Rahmenstatut der Deutschen Bischofskonferenz für Pastoralreferenten/Pastoralreferentinnen aus dem Jahr 1987 heißt es über die Aufgaben der Berufsgruppe: „Spezifische Aufgabe der Pastoralreferenten ist es, mit den Gliedern der Gemeinden nach Wegen zu suchen, wie das Evangelium jeweils in Familie, Kirche und Gesellschaft gemäß den persönlichen und beruflichen Situationen gelebt und bezeugt werden kann. Durch die Begleitung von Einzelnen und die Arbeit mit Gruppen hel­fen sie, Kirche mit aufzubauen und Lebensbereiche der Gesellschaft mitzugestalten.“ (Kapitel 1, Beruf und kirchliche Stellung)

Im Bistum Mainz sind Pastoralreferenten vor allem in der kategorialen Seelsorge tätig. Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei der Religionsunterricht an Gymnasien und Berufsschulen sowie die Schulseelsorge dar. Darüber hinaus sind Pastoralreferenten in der Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul- und Betriebsseelsorge eingesetzt, ebenso wie in Cityseelsorge, Polizeiseelsorge, Telefonseelsorge und der geistlichen Begleitung. Ebenso sind sie als Referenten und leitende Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat oder als Dekanatsreferenten tätig. Nur wenige Pastoralreferenten arbeiten im Bistum Mainz in der Gemeindeseelsorge. In den deutschen Bistümern sind die Arbeitsfelder für Pastoralreferenten sehr unterschiedlich. Zwar sehen die Rahmenstatuten der Deutschen Bischofskonferenz vor, dass die Gemeindeseelsorge nicht das primäre Einsatzgebiet der Berufsgruppe sein soll, doch hat sich in vielen deutschen Diözesen gerade dieser Bereich zu einem Schwerpunkt entwickelt.

Derzeit gibt es im Bistum Mainz rund 150 Pastoralreferenten/-assistenten, davon sind derzeit 17 in der Gemeindeseelsorge tätig. Als Pastoralassistenten werden diejenigen bezeichnet, die sich in der Ausbildung zum Pastoralreferent befinden. Bereits während des Theologiestudiums findet für die Interessenten am Beruf des Pastoralreferenten eine studienbegleitenden Ausbildung statt: vom ersten bis zum fünften als „Infokreis“ und ab dem sechsten Semester als „Bewerberkreis“.

Hinweis: Bischöfliche Beauftragte für Pastoralreferenten im Bistum Mainz ist Carola Daniel, Personaldezernat, Heringsbrunnengasse 4, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-185, Internet: www.bistum-mainz.de/pastoralreferenten        

tob (MBN)

 

„Im Labyrinth des Lebens“

Bischof Kohlgraf feierte Gottesdienst zum Schuljahresbeginn der KBS Mainz

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Freitag, 10. August, im Mainzer Dom einen Gottesdienst zum Schuljahresbeginn der Katholischen Berufsbildenden Schule (KBS) Mainz gefeiert. Er stand unter dem Motto „Im Labyrinth des Lebens – den Aufbruch wagen“. Zur KBS Mainz gehören die ehemals selbstständigen Schulen Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Schule und die Elisabeth von Thüringen-Schule, die seit dem 1. August 2016 schulrechtlich verbunden sind. Der diesjährige Schulanfangsgottesdienst solle nun auch spirituell deutlich machen, „dass eine neue Schule entstanden ist“, die die Traditionen der alten Schulstandorte weiterführen wolle, sagte der Direktor der Schule, Jürgen Weiler. An der KBS werden unter anderem junge Menschen schulisch und beruflich weiter qualifiziert bzw. zu künftigen Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet.

Bischof Kohlgraf wies darauf hin, dass man mit dem Schulgottesdienst das zukünftige gemeinsame Leben und Arbeiten unter Gottes Segen stellen wolle. „Es soll ein guter und gesegneter Weg sein, den Sie alle gemeinsam gehen sollen“, sagte er. Zudem rief er in seiner Predigt die Schülerinnen und Schüler dazu auf, in ihrem Leben Gott zu finden. Dazu müsse man zuerst bei sich selbst „in die Tiefe“ zu gehen und sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden zu geben. „Dann kann ich spüren, dass Gott längst in mir ist“, sagte Kohlgraf. Gott begleite einen Menschen, wenn er Veränderungen wagt. „Fürchtet nicht das Neue, denn Gott geht diesen Weg mit“, sagte er. Er hoffe, dass bei einer katholischen Schule Glaubens- und Lebenserfahrungen Teil des Alltags seien, wo sich die Schulgemeinschaft auf der Suche nach Gott gegenseitig stärkt und unterstützt.

Hinweis: www.kbs-mainz.de

am (MBN)

 

Neu gestaltete Domschatzkammer wieder eröffnet

Feierstunde mit Domdekan Heckwolf in der Memorie des Mainzer Domes

Mainz. Mit einer Feierstunde in der Memorie des Mainzer Domes am Donnerstag, 9. August, hat der Mainzer Domdekan Prälat Heinz Heckwolf die neu gestaltete Schatzkammer des Mainzer wieder eröffnet. In den vergangenen anderthalb Jahren war die bisherige Präsentation des Domschatzes überarbeitet worden: Die jetzt zwei geteilte Präsentation in der spätgotischen Nikolauskapelle zeigt die wechselvolle Geschichte des alten und neuen Mainzer Domschatzes. Die Domschatzkammer kann ab Freitag, 10. August, wieder besichtigt werden.

„Wir zeigen 80 Objekte, das ist etwa die Hälfte des Mainzer Domschatzes“, sagte der Direktor der Mainzer Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy, bei einem Presserundgang durch die neu gestaltete Domschatzkammer am Mittwoch, 8. August. Allerdings sei in der Ausstellung vor allem der neue Domschatz zu sehen, betonte Wilhelmy, da der alte Mainzer Domschatz, der über Jahrhunderte hinweg als einer der kostbarsten des Abendlandes galt, 1803 mit dem Untergang des alten Erzbistums Mainz unwiederbringlich verloren ging: Der letzte Erzbischof des Bistums Mainz, Karl Theodor von Dalberg, ließ den Schatz einschmelzen.

So widmet sich der erste Teil der Ausstellung der Geschichte des alten Domschatzes, deren Anfänge sich bereits unter Erzbischof Willigis verorten lassen. Lediglich zwei Objekte, die am Beginn der Ausstellung zu sehen sind, stammen wahrscheinlich noch aus dem alten Domschatz: Eine romanische, einst wohl zur Reliquienaufnahme bestimmte hölzerne Dose, die wohl aufgrund ihres geringen Wertes dem Verlust entging. Sowie eine teilvergoldete silberne Bursa aus der Zeit um 1500, die aufgrund der dargestellten Heiligen, nämlich Martin und Ägidius, wohl einst im Ägidienchörlein der Memorie des Martinsdomes Verwendung fand. Zudem ist in diesem Teil der Ausstellung auch das aus byzantinischer Seide gefertigte Messgewand von Erzbischof Willigis zu sehen.

„Die Schatzkammer ist eine begehbare Sakristei“

Der zweite Teil der Präsentation zeigt den neuen Mainzer Domschatz. Die Objekte werden gemäß ihrer Verwendung in der Liturgie gezeigt, Orientierungspunkt sind dabei die sieben Sakramente der Katholischen Kirche. „Unsere Schatzkammer ist eine begehbare Sakristei, alle Objekte können auch in der Liturgie verwendet werden“, betonte Wilhelmy. Ein Schwerpunkt der Neugestaltung liege deshalb auf der didaktischen Vermittlung, wozu diese Geräte dienten und dienen, denn einige finden weiterhin an besonderen Hochfesten im Rahmen der Domliturgie Verwendung. Zeitgenössische Goldschmiedearbeiten stehen dabei neben romanischen Kruzifixen und Weihwassergefäßen, liturgischen Büchern mit gotischen Prunkdeckeln oder barocken Strahlenmonstranzen. Gezeigt werden zudem die  Bischofsstäbe von Kardinal Karl Lehmann, Kardinal Hermann Volk und Bischof Albert Stohr sowie von Bischof Emmanuel von Ketteler.

Nicht nur die Insignien der Bischöfe trugen und tragen zum Wachsen des Mainzer Domschatzes bei. Nach diesem Verlust im 19. Jahrhundert speiste sich eine erste Neuausstattung des Domes mit liturgischen Geräten zunächst mit Abgaben aus säkularisierten Kirchen und Klöstern; sie bildeten eine erste Basis für den heutigen Domschatz. Eine weitere Quelle waren Grabfunde, die seit dem frühen 19. Jahrhundert und verstärkt in den 1870er und 1920er Jahren während der Fundamentierungsarbeiten im Dom gemacht wurden. Auch von Pfarreien des Bistums wurden und werden aus konservatorischen Gründen sowie aus Angst vor Diebstahl wertvolle Objekte abgegeben. Und immer wieder spenden Geistliche im Ruhestand ihre liturgischen Geräte dem Domschatz.

Hinweis: www.dommuseum-mainz.de

am/PM (MBN)

 

„Ferien mit Spaß und Ratio!“

Sommerakademie der Johannes Stiftung Bistum Mainz

Mainz. Unter dem Motto „Ferien mit Spaß und Ratio!“ fand in den drei letzten Wochen der Sommerferien die Sommerakademie der Johannes Stiftung Bistum Mainz statt. 50 Stipendiatinnen und Stipendiaten lernten dabei im Jugendhaus Don Bosco in Mainz gemeinsam. Unter anderem wurden Intensivkurse Deutsch, Trainings zur Abiturvorbereitung und Filmworkshops angeboten. Auch ein Freizeitprogramm, ein AG-Angebot und individuelle Beratung standen auf dem Programm. Seit dem Schuljahr 2017/2018 unterstützt die Johannes Stiftung Bistum Mainz zugewanderte junge Menschen mit einem Schülerstipendium.

„Viele junge Menschen sind auf der Suche nach Schutz nach Deutschland gekommen“, betont Diözesancaritasdirektor Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt. „Mit dem Stipendienprogramm der Johannes Stiftung Bistum Mainz wollen wir diesen Kindern und Jugendlichen dabei helfen, einen guten Bildungsabschluss zu erreichen.“ Joanna Worytko, Vorstandsmitglied der Johannes Stiftung Bistum Mainz, hebt hervor: „Unser Anspruch ist es, nicht nur die fachlichen Kompetenzen unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten zu verbessern. Unser Bildungsprogramm soll auch das Selbstbewusstsein, die sozialen Kompetenzen und die Kreativität der jungen Menschen fördern. Die Gemeinschaft zählt.“

Die im Mai 2016 gegründete Johannes Stiftung Bistum Mainz setzt ihren Schwerpunkt auf die Förderung der Bildung, Erziehung und Chancengerechtigkeit von Kindern und jungen Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Gebiet des Bistums Mainz. Im Zentrum der Stiftungsarbeit steht das Schülerstipendium, welches Schülerinnen und Schülern Unterstützung bietet, um einen guten Bildungsabschluss zu erreichen und damit den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche und persönliche Zukunft zu legen. Im Herbst 2017 konnten erstmals 55 Stipendien an neu zugewanderte Kinder und Jugendliche vergeben werden.

Hinweise: 

PM (MBN)

 

Publikation

„Auf Wiedersehen!“

Dokumentation zum Tod und zur Beisetzung von Kardinal Lehmann erschienen

Mainz. „Auf Wiedersehen!“ heißt eine Dokumentation, die jetzt zum Gedenken an Kardinal Karl Lehmann, seinen Tod und seine Beisetzung in diesem Jahr erschienen ist. Der Band lässt zudem die letzten Lebensmonate von Kardinal Lehmann nochmals Revue passieren. Herausgeberin der Dokumentation ist die Leiterin der Abteilung Publikationen im Bistum Mainz, Dr. Barbara Nichtweiß, viele Jahre enge Mitarbeiterin von Kardinal Lehmann. Lehmann war am 11. März im Alter von 81 Jahren verstorben.

In seinem Geleitwort schreibt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf: „Die Zeit nach dem Tod des Kardinals war für uns eine geistliche Zeit: Im Mittelpunkt standen das dankbare Gedenken, das Gebet und die Feier des Trauergottesdienstes. Die vorliegende Dokumentation lädt dazu ein, auf diese Tage des Abschiednehmens zurückzuschauen. Neben einer Dokumentation der Trauerfeierlichkeiten mit Bildern sowie den Texten der Predigten und Ansprachen versammelt die vorliegende Schrift einige Auszüge aus den Kondolenzschreiben und Eintragungen in die Kondolenzbücher, die sehr persönlich an den Verstorbenen erinnern.“ Und weiter: „Auf Wiedersehen! – so schließt Kardinal Lehmann sein geistliches Testament. Dieser schlichte Abschiedsgruß ist Ausdruck der tiefen Hoffnung auf ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf das Glaubens- und Lebenszeugnis von Kardinal Lehmann, das über seinen Tod hinaus wirksam bleiben wird.“

Hinweis: „Auf Wiedersehen! Zum Gedenken an Karl Kardinal Lehmann, seinen Tod und seine Beisetzung im März 2018“ – Dokumentation hrsg. von Dr. Barbara Nichtweiß im Auftrag des Bistums Mainz, erschienen in der Reihe „Mainzer Perspektiven. Berichte und Texte aus dem Bistum, Band 19“, Publikationen Bistum Mainz 2018, 72 Seiten mit zahlreichen Fotos, ISBN: 978-3-934450-70-7, fünf Euro.

am (MBN)

 

Vorschau

352. Rochuswallfahrt (19.-26.8.)

Pontifikalamt mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf

Bingen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist Hauptzelebrant und Prediger bei der 352. Rochuswallfahrt am Sonntag, 19. August, um 10.00 Uhr auf dem Rochusberg bei Bingen. Die Prozession zur Rochuskapelle beginnt um 8.15 Uhr an der Schillerstraße in Bingen. Am Nachmittag ist um 15.00 Uhr eine Vesper vorgesehen; der Tag endet mit einem Taizé-Gebet um 19.30 Uhr. Das Binger St. Rochusfest steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Die Bewahrung der Schöpfung“.

Während der Wallfahrtswoche (20. bis 25. August) ist täglich um 9.30 Uhr ein Pilgeramt mit anschließendem Kreuzweg; ab 8.30 Uhr besteht jeden Tag Gelegenheit zur Beichte. Um 13.30 Uhr wird täglich eine Pilgerandacht gefeiert, um 17.00 Uhr eine Vesper. Prediger der Wallfahrtswoche ist Pater Volker Stollewerk OMI aus Bingen. Die Wallfahrtswoche endet am Sonntag, 26. August, um 10.00 Uhr mit einem Festamt mit Pater Provinzial Stefan Obergfell OMI, Hünfeld.

Das Rochusfest geht auf ein Versprechen des Binger Stadtrates aus dem Jahr 1666 zurück: Von der damals herrschenden Pest bedroht, gelobten die Binger, eine Kapelle auf dem Rochusberg zu errichten, am Festtag des heiligen Rochus (16. August) eine Prozession dorthin zu unternehmen und ihm einen halben Feiertag zu widmen. Im 19. Jahrhundert wurde der Feiertag zu einer Festwoche erweitert, die zwischen den beiden Sonntagen, die auf den 16. August folgen, stattfindet. Die Rochuskapelle wurde seit ihrer Errichtung dreimal zerstört und wieder aufgebaut. In ihrer heutigen Form stammt sie aus dem Jahr 1895.

Hinweis: Weitere Informationen zu allen Gottesdiensten beim Basilika-Pfarramt St. Martin, Telefon: 06721/990740 oder im Internet unter www.rochusfest.de

am (MBN)

 

„1000 TÖNE WEITER“ (15.9.)

Interview mit Thomas Drescher zum Diözesankirchemusiktag in Worms

Worms/Mainz. Das Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz lädt am Samstag, 15. September, zum vierten Diözesankirchenmusiktag nach Worms ein. Der Tag richtet sich vor allem an diejenigen, die im Bistum Mainz kirchenmusikalisch aktiv sind, als auch an diejenigen, die mit der Kirchenmusik in den Pfarreien mittelbar zu tun haben: Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten, Küster und an Mitglieder von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten sowie alle Interessierten. Im Interview äußert sich der Mainzer Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Drescher zu den Inhalten des Tages.

Mainzer Bistumsnachrichten (MBN): „1000 TÖNE WEITER“ heißt das Motto des Diözesankirchenmusiktages. Wie ist das Motto des Tages zu verstehen?

Thomas Drescher: Dahinter verbirgt sich zweierlei. Zum einen ist es eine Referenz an den Wormser Dom, der jetzt 1.000 Jahre alt ist und der das ganze Jahr über groß gefeiert wird. Und in diesen 1.000 Jahren ist im Wormser Dom in ganz verschiedener Art und Weise Musik gemacht worden: vom Gregorianischen Choral bis hin zur Musik unserer Zeit. Das Motto soll zum anderen auch in die Zukunft weisen: Denn Musik im Gottesdienst soll auch weiterhin gepflegt und weiter entwickelt werden. So liegt in unserem Motto eine große zeitliche Spanne und Spannung.

MBN: Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?

Drescher: Wir beginnen um 10.00 Uhr mit einem Morgenlob im Wormser Dom. Danach stehen verschiedene Workshops auf dem Programm, die am Nachmittag wiederholt werden – die Workshops decken die ganzen Facetten der Kirchenmusik ab. Ergänzt wird das Programm durch das Ökumenische Stadtgeläute am Mittag und kleine Geistliche Konzerte am Nachmittag sowie eine Podiumsdiskussion mit unserem Bischof Peter Kohlgraf zum Thema „Kirchenmusik als Element der Seelsorge“. Abschließen werden wir den Kirchenmusiktag um 18.00 Uhr mit einem Gottesdienst im Wormser Dom.

MBN: Was ist für Sie das Besondere des Tages?

Drescher: Es ist ja so, dass dieser Tag nicht oft stattfinden kann – es ist der vierte Diözesankirchenmusiktag nach 1997, 2004 und 2011. Daher ist er an sich etwas Besonderes. Und es ist die Tatsache, dass sich hier die Kirchenmusik im Bistum Mainz einmal gebündelt präsentieren kann.

MBN: Was können spontane Besucher an diesem Tag erleben?

Drescher: Sie können den organisierten Glockenspaziergang mitmachen, der zum Ökumenischen Stadtgeläute angeboten wird. Die kleinen Geistlichen Konzerte in den Wormser Innenstadtkirchen am Samstagnachmittag sind öffentlich und natürlich die Gottesdienste. Am besten: Einen Blick in das Programmheft des Tages werfen, da steht alles drin.

MBN: Worauf freuen Sie sich an diesem Tag ganz persönlich?

Drescher: Ich freue mich darauf, in Worms ein großes Fest der Kirchenmusik zu feiern und darauf, vielen kirchenmusikalisch Tätigen in unserem Bistum zu begegnen. Ich freue mich auch, dass sich unser Bischof an diesem Tag die Zeit genommen hat, dabei zu sein.

MBN: Mit wie vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern rechnen Sie?

Drescher: In den Wormser Dom können meines Wissens 500 bis 600 Menschen sitzen. Wenn so viele kämen, wäre das schön.

MBN: Wie sehen Sie die Kirchenmusik im Bistum Mainz generell aufgestellt?

Drescher: Wir haben über 1.000 begeisterte neben- und ehrenamtlich tätige Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker und ein tolles Team an Hauptamtlichen vor allem in den größeren Städten. Hier ist quantitativ allerdings noch Luft nach oben: Die Regionen, die die Kolleginnen und Kollegen außerdem noch zu betreuen haben, sind flächenmäßig zu groß. So ist es schwer für sie, mit den Neben- und Ehrenamtlichen in einem guten Kontakt zu stehen und sie ausreichend zu unterstützen. Aber das wird eines der Themen im Zusammenhang mit dem Pastoralen Weg sein, den Bischof Kohlgraf angestoßen hat.

Hinweis: Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Online-Anmeldung im Internet unter www.dkmt.bistummainz.de. Der Anmeldeschluss ist bereits am Mittwoch, 15. August.

am (MBN)

 

MBN vor 40 Jahren

Der Tod von Papst Paul VI. und die Wahl von Papst Johannes Paul I. sind wesentliches Thema der MBN-Ausgaben im August 1978: „Fünfzehn Minuten läuteten am Montag, 7. August, die Glocken der katholischen Kirchen im Bistum Mainz im Andenken an den verstorbenen Heiligen Vater, Papst Paul VI. Alle Kirchen und kirchlichen Gebäude waren zum Zeichen der Trauer bis zum Ende des Beerdigungstages am Samstag, 12. August, auf Halbmast geflaggt. In jeder Pfarrei und Klosterkirche des Bistums wurde ein feierliches Requiem gehalten. Im Dom zu Mainz konzelebrierte Kardinal Volk mit den Domherren ein Pontifikalrequiem.

Im Vertrauen auf den Heiligen Geist habe Papst Paul VI. das Konzil fortgeführt und sich lebhaft an den Arbeiten im Auftrag des Konzils zur Erneuerung der Kirche beteiligt, erklärte Kardinal Volk im Gedenken an den verstorbenen Papst. Sein großes Anliegen sei der Friede unter den Völkern und unter den Konfessionen gewesen. Durch bedeutsame Enzykliken habe sich Papst Paul VI. als furchtloser und selbständiger Lehrer der Kirche erwiesen und sei so zu einem Lehrer der Menschen geworden. Er habe die katholische Kirche den Menschen präsent gemacht, die Katholiken in aller Welt auf die Grundwerte des Glaubenslebens verpflichtet, den Bann gegenüber der orthodoxen Kirche aufgehoben und die Kontakte mit Juden und Mohammedanern als Gottgläubige aufgenommen, unterstrich der Kardinal. Die Vereinfachung des vatikanischen Zeremoniells sei ebenso ein Verdienst von Papst Paul VI. gewesen, der durch sein bescheidenes persönliches Leben den Gläubigen ein gutes Vorbild gewesen sei.

Annähernd 900 Personen trugen sich in das vom Bischöflichen Ordinariat Mainz aufgelegte Kondolenzbuch anlässlich des Todes von Papst Paul VI. ein. Eröffnet wurde es vom Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, gefolgt von Generalvikar Martin Luley und den Domherren. Eingetragen hat sich auch die rheinland-pfälzische Kultusministerin Dr. Hanna-Renate Laurien, zugleich im Namen des in Urlaub weilenden Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel. Der Mainzer Oberbürgermeister Jockel Fuchs schrieb: ‚Mainz verneigt sich in Ehrfurcht und Trauer vor einem großen Papst und Freund unserer Stadt’. Der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Rheinland-Pfalz, Hubertus Schmoll, dankte mit seiner Unterschrift für die Hilfe und Aufgeschlossenheit der katholischen Kirche und Papst Pauls VI. für die Vertriebenen.

Die bevorstehende Papstwahl sei von großer Bedeutung, weil daraus der erste nachkonziliare Papst hervorgehen werde, sagte der Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, in Hörfunk- und Fernseh-Interviews des Südwestfunks Mainz und des ZDF vor seiner Abreise nach Rom am 11. August. Der künftige Papst müsste neue eigene Entscheidungen treffen, wenn vermieden werden sollte, dass sich die Kirche nicht mehr allen Menschen zuwendete. Er betrachte diese von Papst Paul VI. forcierte Zuwendung aber als eine bleibende Aufgabe der Kirche, betonte Kardinal Volk. Das Alter des neuen Papstes sei nicht entscheidend, sowohl Johannes XXIII. als auch Paul VI. seien trotz ihres Alters in ihrer Weise jung gewesen und hätten entscheidende Schritte getan. ‚Es muss ein weiser Mann sein’, entschied der Kardinal.

Nicht grundsätzlich ausschließen wollte er die Wahl eines Nichtitalieners zum Papst, halte sie aber im Augenblick als noch nicht wahrscheinlich. In diesem Zusammenhang erinnerte Kardinal Volk daran, dass der Papst auch Bischof von Rom, jeder Kardinal auch ein Pfarrer in Rom mit einer Titelkirche sei. Im Konklave als der Wahlversammlung der Kardinäle wählten römische Pfarrer also auch ihren Bischof. Er glaube nicht, dass in Deutschland jemand an einen deutschen Papst denke, meinte Kardinal Volk. In den letzten Jahrzehnten seien die Päpste immer sehr deutschfreundlich gewesen. Er könne auch keine Zunahme eines konservativen Trends feststellen. Papst Johannes XXIII. habe das Konzil zwar einberufen, aber nicht einen Konzilsbeschluss unterschrieben. Sie alle trügen die Unterschrift von Papst Paul VI., der sie sehr ernst genommen habe. Er habe nur unterschrieben, wenn er damit einverstanden gewesen sei. Papst Paul VI. habe die Konzilsbeschlüsse konsequent und auch sehr weitgehend ausgelegt. So habe er Sekretariate für Kontakte mit Gottesgläubigen, mit Nichtglaubenden errichtet, den Weltkirchenrat besucht, die Kontakte mit der reformatorischen Kirche gesucht und gefördert.

Natürlich habe er keine Ahnung, wer der Nachfolger Papst Pauls VI. werden könne, erklärte Kardinal Volk. Es sei sicher schwierig, unter 115 möglichen Kandidaten den richtigen zu finden. Das Kardinalskollegium sei so vielschichtig wie die Kirche selbst mit ihren lebendigen Ortskirchen in Asien, Afrika, Amerika. Er kenne sie zwar nicht alle, aber doch eine Reihe durch das Konzil und vor allem durch die Arbeit in den Kommissionen. Entscheidend sei, dass man die profilierten Kardinäle kenne, betonte Kardinal Volk. Denn selbstverständlich kämen nicht alle in Frage. ‚Niemand in der Welt wird daran denken, mich zum Papst zu wählen, weil ich sicher nicht zu den Profilierten gehöre.’ Um diese herauszufinden, dienten die vorbereitenden Gespräche in Rom. Wahrscheinlich werde es mehrere Kandidaten und mehrere Wahlgänge geben.

Zum Gebet für den verstorbenen Papst in Dankbarkeit und Liebe und für eine glückliche Wahl des neuen Papstes forderte der Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, im mit Domherren konzelebrierten Pontifikalrequiem die den Mainzer Dom füllenden Gläubigen am 10. August auf. ‚Bitte lassen Sie mich nicht allein. Helfen Sie durch Ihr Gebet zu einer glücklichen Papstwahl.’ Der Kardinal dankte allen Katholiken und Nichtkatholiken für ihr Erscheinen zu diesem Gottesdienst, insbesondere Kirchenpräsident Helmut Hild von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Otto Meyer, Innenminister Kurt Böckmann und Oberbürgermeister Jockel Fuchs. Es sei ein Zeichen der Wirksamkeit des verstorbenen Papstes über die katholische Kirche hinaus, dass sein Tod auch bei Nichtkatholiken Anteilnahme erwecke, betonte Kardinal Volk.

Er stellte die Würdigung des verstorbenen Papstes unter dessen letztes Wort ‚Gott, hier bin ich‘. Wenn der Teppich des Lebens zu Ende gewebt sei, ende das Leben nicht, unterstrich der Kardinal. Der Tod mache uns frei für die Wirklichkeit des Schauens Gottes, bei dem die ewige Heimat ohne Tod sei. Als die zwei großen Anliegen Papst Pauls VI. stellte der Kardinal den Frieden in der Welt und die Festigung der Kirche nach innen heraus. Beide bedingten einander. Die Öffnung nach außen sei nicht möglich ohne die innere Festigkeit. Papst Paul VI. habe die Kurie internationalisiert und das Hofzeremoniell vereinfacht. Bei seinen Audienzen habe es keine gewollte Distanz gegeben.  Zwei Enzykliken hätten in der Welt Aufsehen erregt, ‚Populorum progressio’ und ‚Humanae vitae’. Die Probleme des Ausgleichs zwischen den armen und reichen Völkern würden heute weltweit diskutiert. Auch in der Frage der Geburtenregelung sei eine Fernwirkung im menschlichen Handeln festzustellen. Viele Frauen rührten die Medikamente nicht mehr an, so dass man sich fragen müsse, ob Papst Paul VI. nicht doch richtiger erkannt habe, dass die Menschen nicht alles tun dürften, was sie tun könnten.

Generalvikar Martin Luley verabschiedete Kardinal Volk für seine Romreise und versicherte ihm, dass ihn das Gebet der Gläubigen bei seiner schweren Verantwortung begleiten werde.“

Aus den Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 19 vom 11. August 1978

 

„Neuer Papst in Mainz nicht unbekannt“ schreiben die Bistumsnachrichten nach der Wahl von Papst Johannes Paul I.: „‚Wir haben wieder einen Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche. Nach nur eintägigem Konklave wurde der Bischof von Venedig - Patriarch Albino Luciani - von den 111 wahlberechtigten Kardinälen mit sehr großer Mehrheit zum Papst gewählt. Er nahm die Wahl an. Er nennt sich als Papst Johannes Paul I.’ In einer Verlautbarung des Bischofs von Mainz, Kardinal Hermann Volk, vom 28. August an alle Gläubigen der Diözese stellte er weiter fest, in Mainz sei der neue Papst Johannes Paul I. gar nicht unbekannt. Im Jahr des Domjubiläums habe er am 19. Mai 1975 im Dom den Gottesdienst für die zahlreichen italienischen Gläubigen, die in unserem Lande arbeiteten, gehalten. Er habe im Bischofshaus gewohnt. Von daher habe er ihn gekannt. Er spreche gut Deutsch und sei ein sehr freundlicher Gast gewesen, betonte der Kardinal.

‚Bei der Erklärung des Gehorsams, den die Kardinäle einzeln dem Nachfolger des heiligen Petrus versprechen, habe ich ihm freudigen Herzens meine Verehrung und Treue zum Ausdruck gebracht. Ich denke, ich habe in Ihrer aller Namen gesprochen. Denn er ist nicht nur der neue Papst, nicht nur ein verehrenswerter Priester und geistlicher Mensch, er ist auch eine kluge und selbstständige Persönlichkeit. Seine Bescheidenheit ist Ihnen bei seinen ersten Ansprachen, die Sie in den Medien hören konnten, deutlich geworden. Bei dem an die Wahl im Konklave sich anschließenden Abendessen saß er als Papst im weißen Talar an dem gleichen Platz wie vorher als Kardinal.’

Papst Johannes Paul I. habe um unsere Mithilfe gebeten im Gebet, aber auch in der Festigkeit des Glaubens, erklärte Kardinal Volk. Es bestehe kein Zweifel, dass er der Kirche, der ganzen Menschheit dienen wolle. ‚Das wollen wir dann auch tun, jeder an seinem Platz in der ihm möglichen Weise. Dann brauchen wir mit der uns zugesagten Hilfe Gottes um die Kirche, das Schifflein Petri, nicht besorgt zu sein.’ Im Hohen Dom zu Mainz findet das Pontifikalamt aus Anlass des Beginns des Pontifikates von Papst Johannes Paul I. am Sonntag, 10. September 1978, um 10.00 Uhr statt. Kardinal Volk wird am Sonntag, 3. September, in Rom an der Heiligen Messe zum Beginn des Pontifikates von Papst Johannes Paul I. teilnehmen.

Aus den Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 21 vom 30. August 1978

Sednungsfeier Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum
Sendungsfeier Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum
Sendungsfeier Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum
Sendungsfeier Pastoralreferenten (c) Bistum Mainz / Blum
Schulgottesdienst KBS Mainz (c) Bistum Mainz / Matschak
KBS Schulgottesdienst (c) Bistum Mainz / Matschak
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