Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 15

vom 23. April 2014

Mainz, 16. April 2014: Bei der dritten Auflage des Domstollenverkaufs durch
Mainz, 16. April 2014: Bei der dritten Auflage des Domstollenverkaufs durch "Werner´s Backstube" kamen 5.000 Euro für den Dombauverein zusammen (v.l.n.r.): Domdekan Heinz Heckwolf, Sabine Flegel und Peter Rösch.
Datum:
Mi. 23. Apr. 2014
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Vorschau

  • Eröffnungsgottesdienst der Landesgartenschau (27.4.) 
  • Vorleseaktion in der Mainzer Coface-Arena (29.4.) 
  • Ehemaligentreffen in der Binger Hildegardisschule (2.5.)
  • Akademiesoirée mit Lehmann zu Peter Faber (6.5.) 

Berichte

  • 5.000 Euro durch Verkauf des Mainzer Domstollens

Publikationen

  • Neuerscheinung: „Fides Moguntina"

Dokumentation

  • Osterpredigt von Kardinal Lehmann
Der Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel (c) Bistum Mainz / Blum
Der Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel

Vorschau

Erstmals gemeinsames Programm der Kirchen

Eröffnungsgottesdienst der Landesgartenschau in Gießen (27.4.)

Gießen/Darmstadt/Kassel/Mainz. Die evangelische und katholische Kirche starten ihr gemeinsames Programm auf der Landesgartenschau in Gießen am Sonntag, 27. April, mit einem ökumenischen Gottesdienst unter dem Motto „Übers Leben". Auf der Hauptbühne des Landesgartenschaugeländes werden ab 12.00 Uhr der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Martin Hein, und der Weihbischof des Bistums Mainz, Dr. Ulrich Neymeyr, gemeinsam eine Feier gestalten. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von dem christlichen Liedermacher Clemens Bittlinger und seiner Band.

Der Gottesdienst am Sonntag bildet den Auftakt für das Programm der Kirchen, bei dem sie bis zum 5. Oktober an 163 Tagen über 400 Veranstaltungen präsentieren. Erstmals arbeiten dabei die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Bistum Mainz auf einer hessischen Landesgartenschau zusammen. Unter dem Motto „Übers Leben" laden die drei Kirchen zu geistlichen und kulturellen Angeboten nach Gießen ein. Im Mittelpunkt wird die so genannte „LichtKirche" auf dem Gelände der Landesgartenschau stehen. Rund um das mobile Gotteshaus und auf der zentralen Landesgartenschau-Bühne sowie auf dem Kirchenplatz in der Innenstadt werden die Besucherinnen und Besucher zu kirchlichen Veranstaltungsangeboten eingeladen.

Zum Programm gehören mit den „Mittagsgedanken" und dem „Reisesegen" tägliche Andachten aber auch besondere Gottesdienste, Gesprächsmöglichkeiten, Lesungen und Konzerte. Höhepunkte sind unter anderem Auftritte des deutschen Liedermachers Samuel Harfst (4. Juni) und der Bestsellerautorin Hera Lind (11. Juni) sowie ein Abend mit dem Kabarettisten Lars Reichow (30. August). In Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Dekanaten und zahlreichen Einrichtungen wollen die christlichen Kirchen mitten auf der Landesgartenschau eine „Insel für die Seele" errichten. Dort laden sie zum Genießen, Verweilen, Begegnen und Besinnen ein. Mehr als 100 Ehrenamtliche aus Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen sowie vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dafür während der Landesgartenschau vor allem bei der „LichtKirche" im Einsatz. Das mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnete transportable Gotteshaus war zuvor schon bei der Landesgartenschau in Bad Nauheim und der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt zu sehen.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, sieht in dem Angebot auf der Landesgartenschau eine gute Möglichkeit, mit Menschen über Grundgedanken des Christentums ins Gespräch zu kommen. So könne „die Schönheit der Natur" auch die Sehnsucht nach dem Paradies aber auch nach Frieden, Gerechtigkeit und nach Gott wecken. „Als Kirchen wollen wir auf dem Gießener Gartenschaugelände offen sein für die ganz verschiedenen Sehnsüchte der Besucherinnen und Besucher. Mit der ,LichtKirche‘ wollen wir den Fragen, den Freuden und Leiden der Menschen Raum geben", sagt Jung.

Nach Worten des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, sei die Landesgartenschau ein „besonderer Ort der Begegnung", der Räume eröffne, um die Vielfalt von Gottes Schöpfung zu erleben. Das gemeinsame Projekt der evangelischen und katholischen Kirche sei ein hoffnungsvolles ökumenisches Signal. Es zeige, was Christen unterschiedlicher Konfession im Alltag verbinde. Er wünsche dem Projekt „Übers Leben", dass die vielen ehrenamtlich Engagierten dazu beitragen, „die Besucherinnen und Besucher an der „LichtKirche" herzlich zu empfangen, damit sie finden, was sie suchen: eine stille Minute, ein fröhliches Konzert oder ein offenes Ohr - eben das, was nötig ist in diesem Leben."

Weihbischof Ulrich Neymeyr vom Bistum Mainz sieht in der kirchlichen Zusammenarbeit in Gießen einen „wichtigen Ausdruck der gelebten Ökumene". Auch die katholische Kirche wolle „dort sein, wo die Menschen sind". Deshalb ginge es im Programm der Kirchen um das, was Menschen erfreue oder beglücke und zugleich um das, was sie lähme oder belaste.

Hinweis: Fotomotive, ausführliches Programm und mehr Informationen im Internet unter www.lichtkirche.de

PM (MBN)

 

Vorlesen in der Mainzer Coface-Arena (29.4.)

Bücherei am Dom beteiligt sich am Welttag des Buches

Mainz. Die Bücherei am Dom in Mainz veranstaltet anlässlich des Welttags des Buches am Dienstag, 29. April, ab 9.00 Uhr eine Vorleseaktion in der Mainzer Coface-Arena. Rund 700 Kinder werden in das Fußballstadion kommen, um sich von Sportlern, Journalisten und anderen Lesebegeisterten vorlesen zu lassen. In vier Runden, jeweils zur vollen Stunde von 9.00 bis 12.00 Uhr, wird an sieben verschiedenen Orten im Stadion vorgelesen; anschließend können die Kinder Fragen stellen und haben Zeit für einen kleinen Rundgang durch das Stadion.

Hinweis: Weitere Informationen bei Josef Staudinger, Leiter der Bücherei am Dom, Telefon 06131/253-292, E-Mail: buechereiarbeit@bistum-mainz.de, Internet: www.welttag-des-buches.de

am (MBN)

 

Ehemaligentreffen in der Hildegardisschule (2.5.)

Veranstaltung anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Binger Schule

Bingen. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Binger Hildegardisschule sind die ehemaligen Schülerinnen der Schule am Freitag, 2. Mai, zu einem Treffen eingeladen. Der Tag beginnt um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Binger Basilika St. Martin. Anschließend findet um 11.30 Uhr eine Feierstunde in der Aula der Schule statt; für 14.00 Uhr ist dann ein Ehemaligentreffen bei Kaffee und Kuchen in der Schule vorgesehen.

Hinweis: Es wird um eine Anmeldung unter www.hildegardisschule.org gebeten. Auch unter der Adresse Private Hildegardisschule, Vorbereitungsteam 2. Mai 2014, Holzhauserstraße 16, 55411 Bingen, ist eine Anmeldung möglich.

am (MBN)

 

„Peter Faber - ein neuer Heiliger, auch für Mainz" (6.5.)

Akademiesoirée mit Kardinal Karl Lehmann in der Bistumsakademie Erbacher Hof

Mainz. „Peter Faber - ein neuer Heiliger, auch für Mainz" heißt eine Soirée in der Bistumsakademie Erbacher Hof am Dienstag, 6. Mai, um 19.00 Uhr. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird an diesem Abend eine Hinführung zu dem Weggefährten des heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, geben.

In der Reihe der „Mainzer Perspektiven" ist jetzt auch ein Buch über den heiligen Peter Faber (1506-1546) mit dem Titel „Die Zeit ist ein Bote Gottes" erschienen, worin auf 104 Seiten verschiedene Beiträge und Quellen vor allem über Fabers Zeit in Mainz in den Jahren 1542/1543 zusammengetragen worden sind. Faber, der einer der Mitbegründer des Jesuitenordens (Gesellschaft Jesu) ist, war im Dezember 2013 von Papst Franziskus heiliggesprochen worden. Er war der erste Jesuit überhaupt in Deutschland und hat in Mainz mit Petrus Canisius den ersten deutschen Jesuiten für den Orden gewonnen.

am (MBN)

 

Berichte

Verkauf des Mainzer Domstollens erbrachte 5.000 Euro

„Werner's Backstube" übergibt Scheck für Mainzer Dombauverein

Mainz. Beim Verkauf des Mainzer Domstollens durch die Mainzer Bäckerei „Werner's Backstube" sind im vergangenen Advent 5.000 Euro für den Mainzer Dombauverein zusammengekommen. Peter Rösch von der Bäckerei „Werner's Backstube" hat am Mittwoch, 16. April, in der Filiale in der Schöfferstraße der Vorsitzenden des Mainzer Dombauvereins, Sabine Flegel, und dem Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, einen Scheck über diesen Betrag überreicht.

Die 2.000 Domstollen waren in einer Schmuckdose zu Gunsten des Mainzer Dombauvereins verkauft worden. Vom Verkauf des Gebäcks waren jeweils zwei Euro für den Mainzer Dombauverein bestimmt. Inhaber Manfred Werner hat den Spendenerlös auf 5.000 Euro aufgerundet. Der Stollenverkauf fand bereits zum dritten Mal statt.

tob (MBN)

 

 

 

 

Publikationen

Neuerscheinung: Fides Moguntina - Studien zur Mainzer Kirchengeschichte

Sammelband mit Arbeiten des Direktors der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel

Mainz. Im Nünnerich-Asmus Verlag ist ein umfangreicher Sammelband mit kirchenhistorischen Arbeiten von Dr. Helmut Hinkel, Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, erschienen. Das reich bebilderte Buch „Fides Moguntina - Studien zur Mainzer Kirchengeschichte" war Ende letzten Jahres anlässlich seines 70. Geburtstages erschienen. Auf 560 Seiten sind 37 quellen-, personen- und kulturgeschichtliche Studien aus seiner 40-jährigen wissenschaftlichen Tätigkeit enthalten. Thematisch geht es dabei unter anderem um Frömmigkeitsgeschichte, Liturgie, Bruderschaftswesen und rare Heiligenkulte des Mainzer Raumes, aber auch um den Mainzer Dom, Buch- und Bibliotheksgeschichte sowie exemplarische Pfarrgeschichten aus der Stadt und dem (Erz-)Bistum Mainz.

Herausgegeben wurde der Band vom Direktor des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy. Dr. Hinkel ist seit 1985 wissenschaftlicher Direktor der Bibliothek des Mainzer Priesterseminars. Seit dem Jahr 2000 trägt die Einrichtung als theologische Zentralbibliothek des Bistums den Namen „Martinus-Bibliothek" - nach dem Mainzer Diözesanpatron Martin von Tours.

Herausgeber Dr. Wilhelmy schreibt in seinem Geleitwort: „Bereits in der Diplomarbeit richtet Hinkel den Fokus auf jene Epoche, der er über vier Jahrzehnte hinweg wissenschaftlich treu bleiben wird und die auch im Zentrum seiner persönlichen Vorliebe steht: dem Barock. In seiner 1976 vorgelegten Dissertation ‚Pfarrer und Seelsorge im Aschaffenburger Raum. Die Landkapitel Montat und Rodgau 1550-1650' und weiteren frühen Schriften gilt sein besonderes Augenmerk noch den Anfängen der Epoche im konfessionellen Zeitalter, vulgo ‚Gegenreformation', besser ‚Katholische Reform' genannt. Später geraten auch Hoch- und Spätbarock sowie die Zeit der Aufklärung in seinen Forscherblick. Fokussiert auf das Gebiet des (Erz-)Bistums Mainz geht es in seinen Beiträgen fast immer um die Frömmigkeitsgeschichte und den Heiligenkult jener Epoche."

Auch auf Hinkels besonders Stil geht Wilhelmy ein: „Gerne darf dem Forschungsgegenstand auch ein gewisser Hang zum Skurrilen innewohnen. Von daher war es nur folgerichtig, dass einer von Hinkels opulentesten Artikeln der legendären Päpstin Johanna gewidmet ist. Stets muss der vorzustellenden Person ein gewisser Witz zu eigen sein und sie muss Ecken und Kanten besitzen, dann geht der Jubilar freudig und mit den ihm eigenen ironischen Brechungen ans Werk."

Hinweis: Helmut Hinkel: Fides Moguntina - Studien zur Mainzer Kirchengeschichte. Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz 2013. 560 Seiten, 292 Abbildungen, 39,90 Euro. ISBN 978-3-943904-34-5.

tob (MBN)

 

Dokumentation

Glaubensweg zwischen Karfreitag und Ostern

Predigt von Kardinal Karl Lehmann im Pontifikalgottesdienst am Ostersonntag

Mainz. Anlässlich des Osterfestes am Sonntag, 20. April, hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, ein Pontifikalamt im Mainzer Dom gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt:

Die Zeit zwischen Karfreitag und Ostern, dem Tod Jesu und seiner Auferstehung, ist nicht so leicht zu verstehen. Auf jeden Fall können die drei Tage ganz unterschiedlich interpretiert werden. Dies gilt nicht nur für die Ereignisse selbst, die uns weitgehend in die Verborgenheit Gottes hinein entzogen sind, sondern auch und gerade für die glaubenden Menschen. Die Auferstehung selbst, durch die Jesus vom Vater ganz der Macht des Bösen und des Todes entrissen und davor gerettet wird, ist ein Geheimnis in Gott selbst. Wir Menschen wissen vor allem durch die Verkündigung der Engel, aber auch der menschlichen Boten davon. Ihre Worte werden beglaubigt durch die Erscheinungen des Herrn, die ja alle vier Evangelien in hohem Maß bestimmen. In den Erscheinungen öffnet sich das sonst strikt verborgene Leben Gottes und das Eintreten für seinen Sohn hinein in die Geschichte. Die Erscheinungen stehen sozusagen zwischen Gott und der Geschichte, Transzendenz und Welt. Sie nehmen an beiden Wirklichkeitsbereichen teil und sind deswegen auch manchmal in einer Art von Schwebe zwischen Gott und der Geschichte.

So ist es auch mit dem Evangelium des heutigen Ostersonntags, wo es vor allem um zwei Pole geht: die Entdeckung des leeren Grabes mit dem Besuch von Petrus und dem „Jünger, den Jesus liebte" am Ostermorgen. Damit verbunden ist der Besuch der Maria von Magdala beim Grab, die ja vor allem Petrus und den Lieblingsjünger herbeiholte, weil das Grab leer war und davon ausgehend natürlich großer Schrecken entstand. Aber wichtiger fast noch ist das Erscheinen des Herrn - und dies ist der zweite Höhepunkt der Erzählung - vor Maria von Magdala. Wir verstehen diese Geschichte vor allem als einen exemplarischen Glaubensweg, den Maria von Magdala damals gehen musste, und der für alle Glaubenden der Folgezeit beispielhaft wurde. Dabei müssen wir noch auf zwei Beobachtungen aufmerksam machen: Während in der übrigen Tradition die erste Erscheinung vor allem Petrus zukommt (vgl. z.B. 1 Kor 15,5) und das Erscheinen Jesu vor den Frauen - sie hatten damals keine rechtliche Anerkennung als zuverlässige Zeugen - eher zurückgedrängt wird, erscheint hier Maria von Magdala in einer besonderen Stellung im Sinne der Adressatin einer Ersterscheinung. Aber wie unser Text zeigt, ist dies ja auch vielfach verbunden mit der Stellung des Petrus: Maria holt Petrus (mit dem Lieblingsjünger) herbei; zugleich wird sie wieder zu den Jüngern geschickt (20,16f.). Wir müssen uns - dies ist der zweite Gesichtspunkt - auch darüber klar sein, dass die Erzählung von den Erscheinungen bei den einzelnen Evangelisten unterschiedlich betont und ausgelegt wird. Dies ist kein Wunder, denn hier spiegelt sich, dass die Erscheinungen an der jenseitigen Sphäre und der Geschichte teilhaben und deshalb ihr jeweiliger Anteil unterschiedlich gewichtet werden kann. So betont z.B. Lukas, um die Realität der Auferstehung zu unterstreichen, die ganz konkrete Erscheinungsweise Jesu bei den Jüngern, vor allem am Beispiel des Essens. Dies ist, wie wir sehen werden, bei Johannes und unserer Erzählung von Maria etwas anders. Deswegen ist es wichtig, diese Erzählung auch als Glaubensweg zu verstehen: Auf diesem Weg geschieht etwas, erfolgt ein Wandel vor allem im Verstehen des Glaubens, im Verhältnis von Sehen und Glauben.

Dieser Glaubensweg beginnt bei Maria von Magdala sehr realistisch und nüchtern. Sie kommt in der Frühe des Sabbats zu einem Besuch am Grab Jesu. Es ist ein Gang der Verehrung. Aber es ist nicht nur der Uhrzeit nach „noch dunkel" (20,1). Zu ihrem Erschrecken muss Maria entdecken, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Ja, noch schlimmer: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben." (2). Maria holt Petrus und den Lieblingsjünger - ganz bewusst wird er immer miterwähnt - nicht nur aus Angst, sondern sie weiß um die respektgebietende Stellung des Petrus, aber auch um den tiefen Glauben des Lieblingsjüngers. Wir übergehen den Wettlauf zwischen den beiden Männern und den Besuch am Grab (3-9). Maria wartete auf die Rückkehr der beiden vom Grab. Sie weinte nicht nur wegen des Todes Jesu, sondern auch wegen der offensichtlichen Schändung seines Grabes. Alles Mögliche geht ihr durch den Kopf: Man hat Jesus geraubt, ihn weggenommen, anderswo hingebracht. Dies ist ja schon in der neutestamentlichen Zeit eine Weg-Erklärung der Auferstehung von seiten mancher Juden; es ist ja auch bis heute das Verständnis „normaler" Menschen.

Aber Maria entdeckt in ihrer tiefen Trauer zugleich „zwei Engel in weißen Gewändern" (11ff.) im Inneren des Grabes. Auf die Frage „Frau, was weinst du?" wiederholt Maria ihre schon am Anfang geäußerte Vermutung, man habe ihren „Herrn" weggenommen. Die Erscheinungserzählungen vor allem im Johannesevangelium verwenden sehr oft das Wort „Herr" (Kyrios) für Jesus. Das Wort schwankt zwischen einer Vertrautheit, so dass oft von „meinem Herrn" (13) die Rede ist, oder auch einer stärkeren Distanz, wenn vom „Herrn" gesprochen wird, denn schließlich ist dies ja auch nahe beim Gottesnamen. Auch in diesem Miteinander von Vertrautsein und Distanz zeigt sich die vielschichtige Wirklichkeit der Erscheinung.

Was folgt, ist fast kurios. Während des Gesprächs mit den Engeln wendet sich Maria um und sieht Jesus, „wusste aber nicht, dass es Jesus war" (14). Auch Jesus fragt nun, wie die Engel schon sagten: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?" (15). Sie hält Jesus für den Gärtner, der gleichsam den Garten pflegt, in dem Jesu Grab liegt. Sie denkt also immer noch in den alten Kategorien des hoffnungslosen Todes, des Raubes, der Verlegung des Leichnams. Kurios, dass sie dies ausgerechnet zu Jesus sagt, ohne ihn zu erkennen. Dies zeigt, wie wichtig auf diesem Glaubensweg das „Wiedererkennen" Jesu war. Er ist nicht ein Gespenst, kein phantastischer Geist. Der auferstandene Herr ist der gekreuzigte Jesus von Nazareth, kein anderer. Auch in den anderen Erscheinungserzählungen geht es immer wieder um dieses Wiedererkennen Jesu. Dies ist ja auch nicht selbstverständlich: Ist der geschundene und hingerichtete Jesus, der zwischen Verbrechern an das Kreuz genagelt wird, wirklich lebendig? Ist der Besiegte nun der Sieger? Hier sitzt ja gewiss in uns ein tiefer Zweifel.

Auf diesem Glaubensweg muss man also vieles beachten. Beim Besuch der Jünger am Grab wird uns gesagt, dass man beim sorgfältigen Lesen und Meditieren der Schrift schon eine Spur für die Deutung von Jesu Schicksal hätte finden können. So heißt es ja am Ende des Besuchs: „Denn sie [die Jünger] wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste" (9). Also auch die Schrift hätte schon wenigstens diese Deutung der Auferstehung gestützt.

Jesus kommt in der Begegnung mit Maria, der wir uns gleich noch genauer widmen, in unsere reale Welt. Es ist keine Fiktion und auch keine Märchenwelt. Er kommt jedoch - freilich anders als früher - in unsere vertraute Welt. Dies ist für unseren Glaubensweg sehr wichtig. Der Auferstandene ist und bleibt der Gekreuzigte und behält auch die Wundmale an seinem Leib. Er kennt unsere Welt und flieht nicht vor ihr, wie die vielen Himmelfahrtsgeschichten der Alten Welt von Göttern und Halbgöttern erzählen. Aber wir dürfen auch nicht einfach aufgrund eines alten Denkens, das die Dinge weitgehend nur in ihrer Sichtbarkeit und Greifbarkeit versteht, den auferstandenen Herrn zu verstehen suchen. Da können uns die Schrift und die Boten Gottes, die Engel, davor bewahren helfen.

Aber entscheidend wird etwas ganz anderes, und dies ist der Höhepunkt unserer Erzählung. Dies ist die bewusste Begegnung des Herrn mit Maria. Sie geht von Jesus aus. Jesus spricht mit ihr und redet sie an: Maria! (16) An dieser Stelle verwendet Johannes auch das aramäische Wort Mirjam. Maria antwortet ebenso in ihrer gemeinsamen Sprache: Rabbuni, das heißt Meister (mein Meister). Hier können wir wirklich lernen, was Begegnung heißt. Jesus begründet das frühere Verhältnis zu Maria durch seine freundliche Anrede ganz neu. „Gerade auf dem Höhepunkt dieser Geschichte, in der Begegnung zwischen Jesus und der Maria, wird die Erzählweise von einer geradezu zärtlichen, faszinierenden Menschlichkeit, so dass die Engel ganz aus dem Blick verschwinden. Von ihnen ist dann auch keine Rede mehr. Die Anrede Jesu ‚Maria‘ und die Hinwendung der Maria zu Jesus: ‚Rabbuni‘ - man kann sich diese Hinwendung eigentlich nur ganz plötzlich, als freudig überraschte vorstellen, hat geradezu eine poetisch-erotische Färbung. So wie der Liebste seine Geliebte anruft und diese ihm antwortet, so schildert Johannes diese Begegnung; und es ist nur allzugut verständlich, wenn Maria das Bedürfnis hat, Jesus anzufassen." (J. Blank, Das Evangelium nach Johannes III, Düsseldorf 1977, 170).

Offenbar gehört dies ganz zentral zum Glaubensweg, dass man in eine wirklich persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Herrn kommt. In unserer Erzählung ist zweimal davon die Rede, dass Maria sich „umwendet". Das erste Mal dreht sie sich nur örtlich um (14), steht aber wirklich vor Jesus, den sie allerdings nicht kennt. Ihre Augen bleiben verschlossen. Man kann sehen und doch nicht erkennen. Aber jetzt, nachdem sie sich erkannten, hat dieses neue Umdrehen zu Jesus hin (16) den Charakter auch der Umkehr und einer neuen Zuwendung zu Jesus. Es ist ein wunderbares Spiel mit diesem Wort vom Umkehren. Auch wir brauchen auf dem Glaubensweg von Karfreitag bis Ostern diese Zuwendung im Sinne der persönlichen Begegnung mit Jesus und müssen dafür offen sein.

Aber immer wieder, wie bei Maria, kommt die Versuchung, uns dem auferstanden Herrn in der Sprache und mit den Gesten unserer normalen Welt zu nähern. Dies sehen wir ja auch nochmals in der Thomas-Geschichte, wo das handgreifliche Erleben zunächst eine ganz große Rolle spielt - und plötzlich keine mehr. Deshalb sagt Jesus zu Maria „halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen." (17). Ja, wir wollen immer handfeste Beweise haben. Jesus aber weist uns wie Maria zurück. Diese seine Antwort sagt nicht nur, dass wir ihn nicht festhalten, sondern man kann auch übersetzen, dass wir ihn nicht aufhalten, ihn nämlich für uns zum Vater gehen lassen (17). Wir müssen uns darin einüben, dass Jesus nach seiner Auferstehung durchaus in unserer Welt gegenwärtig wird, aber anders. Vor allem sein Wort der Begrüßung, der Ermutigung und des Vertrauens gehört in die Auferstehungserzählungen hinein: Habt keine Angst, habt Mut; manchmal genügt wie bei Maria auch das Aussprechen eines vertrauten Namens.

Noch etwas lehrt uns - und auch dies ist ganz entscheidend - der Glaubensweg, den Maria geht und der von Jesus selbst ab einem bestimmten Augenblick gelenkt wird: Maria soll sich nicht zu allerlei Versuchen hinreißen lassen, in irgendeiner Weise Jesus nach unseren Vorstellungen festzuhalten. Er gibt uns hier den Auftrag, was wir gesehen, erkannt und geglaubt haben, weiterzugeben, seine Zeugen zu sein: „Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." (17b). Die Ausleger sagen uns, dass hier zum ersten Mal der Jesus des Johannesevangeliums das Wort „Brüder" (und konsequent auch: „Schwestern") für uns verwendet und nicht nur von „meinem Vater" redet wie bisher, sondern uns mit ihm eine neue Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater schenkt: „Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott."

Am Ende dieses Weges, soweit er uns erzählt wird, spüren wir, warum wir Maria von Magdala - wer sie immer ist und was sie früher auch getan hat - verehren. Sie hat Jesus verstanden. Darauf kommt es an, denn am Ende heißt es: „Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte." (18) Nun ist es doch eine Frau, die zu den Jüngern im Sinne der Erstverkündigung geschickt wird. Bald wird man sie bei den Kirchenvätern die „Apostolin der Apostel" nennen, auch wenn der Rang des Petrus dabei nicht bestritten wird. Johannes gibt uns mit dieser Erzählung eine wichtige Lehre. Aber es ist ja Jesus, der uns dies sagt.

Amen.

(MBN)