Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 34

vom 24. September 2014

Das Wappen von Weihbischof Ulrich Neymeyr (c) Bistum Mainz
Das Wappen von Weihbischof Ulrich Neymeyr
Datum:
Mi. 24. Sep. 2014
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Weihbischof Neymeyr zum Bischof von Erfurt ernannt
  • Stellungnahme von Kardinal Karl Lehmann
  • Interview mit Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr
  • Stichworte zur Bischofsernennung in Erfurt
  • 150 Jahre Hildegardisschule in Bingen
  • Vortrag von Erzbischof Nossol im Mainzer Landtag
  • Bischof Martin Mtumbuka zu Gast im Ordinariat
  • 48 Bistumsmitarbeiter beim zweiten Mainzer Firmenlauf
  • Generalvikar weihte Glocken in Gau-Algesheim
  • Martinusmedaille für Werner Strack

Vorschau

  • Interview zur Geistlichen Reihe (ab 26.9.)
  • Kurse für die kirchenmusikalische Ausbildung (ab 1.12.)
Berichte

Weihbischof Ulrich Neymeyr zum Bischof von Erfurt ernannt

Die Amtseinführung findet am 22. November im Erfurter Dom statt

Vatikan/Erfurt/Mainz. Papst Franziskus hat den Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (57) zum neuen Bischof von Erfurt ernannt. Die Ernennung wurde heute, am 19. September, um 12.00 Uhr beim Mittagsgebet im Erfurter Dom von Dompropst Gregor Arndt bekannt gegeben. Zeitgleich veröffentlichte der Heilige Stuhl den Namen des designierten Erfurter Bischofs im Vatikan. Dr. Ulrich Neymeyr ist als Nachfolger von Bischof Joachim Wanke, der 2012 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, der zweite Bischof des 1994 neu gegründeten Bistums Erfurt. Seine Amtseinführung findet am Samstag, 22. November, statt. Bis dahin besteht die Sedisvakanz fort. Das Bistum wird also noch zwei Monate von Weihbischof Reinhard Hauke als Diözesan-Administrator geleitet.

Weihbischof Neymeyr kam am 12. August 1957 in Worms zur Welt. Nach dem Abitur studierte er als Priesterkandidat des Bistums Mainz in Mainz und Münster Philosophie und Katholische Theologie und wurde am 12. Juni 1982 zum Priester geweiht. Nach zwei Kaplansjahren in Mainz wurde Neymeyr für ein Promotionsstudium freigestellt. 1987 erwarb er mit seiner Studie über „Die christlichen Lehrer im zweiten Jahrhundert: ihre Lehrtätigkeit, ihr Selbstverständnis und ihre Geschichte" den Titel eines Doktors der Theologie. Noch im gleichen Jahr berief ihn Bischof Karl Lehmann als Subregens an das Mainzer Priesterseminar, wo er das Theologiestudium der Priesterkandidaten begleitete und in der Hausleitung mitarbeitete. 1993 kehrte Dr. Neymeyr in die Pfarrseelsorge zurück und leitete als Pfarrer eine Kirchengemeinde in der Opel-Stadt Rüsselsheim. Hier wirkte er auch in der Arbeiterpastoral und engagierte sich im christlich-islamischen Dialog. Im Jahr 2000 wechselte er als Pfarrer dreier Gemeinden nach Worms.

Am 20. Februar 2003 ernannte Papst Johannes Paul II. Pfarrer Dr. Ulrich Neymeyr zum Weihbischof in Mainz. Am 21. April 2003 empfing er im Mainzer Dom die Bischofsweihe. Der bischöfliche Wahlspruch stammt aus dem Römerbrief der Bibel: „Christus suscepit nos - Christus hat uns angenommen" (Röm 15,7). Zu seinen Aufgaben als Weihbischof gehörten ausführliche Besuche in den Dekanaten des Bistums, um mit Haupt- und Ehrenamtlichen zu sprechen und mit ihnen die Möglichkeiten kirchlichen Lebens und Handelns vor Ort auszuloten. Seit Mai 2003 leitet Weihbischof Neymeyr außerdem als Bischofsvikar für die Jugend das Dezernat Jugendseelsorge im Bistum Mainz. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist er stellvertretender Vorsitzender der Jugendkommission und Mitglied der Publizistischen Kommission. Darüber hinaus ist er Vizepräsident der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und Vorsitzender des Kuratoriums der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung.

Den meisten Thüringer Katholiken dürfte Weihbischof Neymeyr, der in seinem Heimatbistum als „Mann der Pastoral" gilt, eher unbekannt sein. „Er hat Menschen gern", sagt einer, der ihn näher kennt. Dazu passt, dass ihm in Gesellschaft und Kirche das harmonische Miteinander wichtig ist, dies aber nicht zu Lasten von Verschiedenheit und Pluralismus gehen soll. „In der Kirche trauen wir dem Heiligen Geist auch zu, dass er nicht nur Vielfalt und Verschiedenheit bewirkt, sondern auch die Harmonie dieser Unterschiede", sagte der Weihbischof bei der Eröffnungssitzung des Hessischen Landtages im Januar dieses Jahres.

Thüringen und das Bistum Erfurt sind dem neuen Bischof nicht unvertraut. Seine Großeltern mütterlicherseits stammen aus Pößneck und Sonneberg, zogen aber später nach Mannheim. Der Besuch von Verwandten in Stadtilm führte den Gymnasiasten Neymeyr 1973 auch erstmals nach Erfurt. Hier sollte er später als Subregens und Weihbischof dienstlich noch einige Male zu Gast sein. Beim Deutschlandbesuch des Papstes 2011 zählte Neymeyr zu den Bischöfen, die Benedikt XVI. nach Erfurt und Etzelsbach begleiteten. Um die Situation der Thüringer Katholiken als kleiner Minderheit in einer weitgehend konfessionslosen Bevölkerung weiß der künftige Erfurter Bischof, aber es sind gänzlich andere Verhältnisse als in seinem Heimatbistum. Deswegen will er in seinem neuen Amt „erst einmal hören, sehen und lernen".

Hinweis: Fotos und das Wappen des neuen Erfurter Bischofs können auf der Internetseite www.bistum-mainz.de/presse in der Rubrik „Bildergalerien" heruntergeladen werden.

Bistums-Pressedienst Erfurt (MBN)

 

„Herausragend gute seelsorgliche Arbeit"

Stellungnahme des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann 

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat sich in einer Stellungnahme unter der Überschrift „Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr wird Bischof von Erfurt" zur Ernennung von Weihbischof Neymeyr geäußert. Im Folgenden dokumentieren wir sein Schreiben:

Um 12.00 Uhr des heutigen Tages wird in Rom und Erfurt bekannt gegeben, dass Papst Franziskus den Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr zum Bischof von Erfurt und damit zum Nachfolger von Bischof Dr. Joachim Wanke (1994-2012) ernannt hat.

Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr ist 1957 in Worms-Herrnsheim geboren, wurde 1982 durch Hermann Kardinal Volk zum Priester geweiht, von Papst Johannes Paul II. 2003 zum Weihbischof in Mainz ernannt und im Mainzer Dom am 21. April 2003 zum Bischof geweiht. Er ist Mitglied des Mainzer Domkapitels und Bischofsvikar für die Jugendseelsorge. In der Deutschen Bischofskonferenz arbeitet er intensiv mit in den Kommissionen für die Medien und für die Jugendpastoral.

Das Bistum Mainz nimmt gewiss nicht gerne Abschied von Weihbischof Dr. Neymeyr, der nach dem Tod von Weihbischof Dr. Werner Guballa (2012) als einziger Weihbischof in Mainz wirkte. Wir freuen uns jedoch über die Anerkennung, die Weihbischof Neymeyr durch Papst Franziskus und das Domkapitel in Erfurt gefunden hat. Er hat in über elf Jahren eine herausragend gute seelsorgliche Arbeit geleistet, nicht zuletzt auch in der Jugendpastoral.

Auch wenn uns der Verzicht auf die unmittelbare Mitarbeit des Weihbischofs vor Ort nicht leichtfällt, so gönnen wir gerade dem Bistum Erfurt diesen in vielen Aufgaben bewährten Bischof. Dies erklärt sich auch aus einer langen Verbindung zwischen Mainz und Erfurt. Über 1200 Jahre gehörten beide in einer engen Gemeinschaft zusammen. Auch nach dem Ende des alten Erzbistums Mainz 1802 gab es vor allem während der kommunistischen Zeit einen regen Austausch von Erfahrungen und auch mannigfache Unterstützung, besonders in der Jugendseelsorge, in der Hochschulpastoral und in der Laienarbeit. Die Städte Mainz und Erfurt sind im Übrigen seit 1988 durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Ich selbst habe als Theologe und ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (1987-2008) sowohl mit den Bischöfen Hugo Aufderbeck, Joachim Wanke als auch mit der Theologischen Fakultät engen Kontakt gepflegt.

Die Verabschiedung von Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr in Mainz am Sonntag, 16. November 2014, verbunden mit der Vesper um 15.00 Uhr im Dom, wird mir Gelegenheit geben, Ulrich Neymeyr von Herzen für seinen Dienst im Bistum Mainz zu danken. Wir wünschen ihm heute schon zu seinem Beginn im Bistum Erfurt am 22. November 2014 Gottes reichen Segen mit allen Gaben des Geistes zur Führung der Kirche in Erfurt.

Ich werde unverzüglich Papst Franziskus bitten, der Wiederbesetzung der Stelle zuzustimmen. Danach werde ich möglichst bald mit Hilfe der bisher schon bewährten Beratungen eine Liste für die Nachfolge in Rom einreichen.

Mainz, 19. September 2014                            Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

 

„Erst einmal hören, sehen und lernen"

Vier Fragen an den künftigen Erfurter Bischof Dr. Ulrich Neymeyr

Mainz/Erfurt. Im Vorfeld seiner Ernennung zum Bischof von Erfurt hat der Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr einige Fragen zu seinem neuen Amt beantwortet.

Kennen Sie Erfurt eigentlich?

Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr: Meine Großeltern mütterlicherseits stammen aus Thüringen (Pößneck und Sonneberg). Sie zogen dann nach Mannheim. Während des Krieges war meine Oma zusammen mit meiner Mutter und meinem Onkel bei Verwandten in Stadilm. Diese Verwandten habe ich 1973 zusammen mit meinen Schwestern besucht und war damals zum ersten Mal in Erfurt. Als Subregens im Mainzer Priesterseminar habe ich im Mai 1992 an der Jugendwallfahrt in Erfurt teilgenommen. Als Weihbischof war ich dreimal in Erfurt: im November 2009 bei einer Sitzung der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, im April 2011 bei der Jahrestagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und beim Papstbesuch im September 2011.

Erfurt hat ja früher zum Erzbistum Mainz gehört, aber auch zu DDR-Zeiten gab es immer Kontakte, und bis heute gibt es unter anderem einen regelmäßigen Austausch der diözesanen Räte. Werden sich diese Verbindungen jetzt noch intensivieren?

Neymeyr: Als Mainzer Bischofsvikar für die Jugend bin ich für das Jugendhaus Don Bosco zuständig, das für viele Erfurter gute Erinnerungen weckt, weil von dort aus viele Beziehungen nach Erfurt geknüpft wurden. Sie sind untrennbar mit dem Namen Prälat Hermann Mayer verbunden. Auch heute gibt es - wie auch schon in der Geschichte lange vor der DDR - viele gute Kontakte zwischen Mainz und Erfurt. Ich werde diese Verbindung - ob ich will oder nicht - dadurch bestärken, dass meine Sprache rheinhessisch geprägt ist. Da mein Vater in Naumburg an der Saale aufgewachsen ist, verstehe ich auch problemlos Sächsisch. Und ich bin zuversichtlich, auch mit dem Thüringischen zurecht zu kommen. Bis jetzt habe ich bei Besuchen keinen Dolmetscher gebraucht, und sollte ich doch etwas nicht verstehen, setze ich auf die Freundlichkeit der Thüringer und frage einfach nach.

Wie werden Sie sich auf Ihre neue Aufgabe vorbereiten? Die Diaspora-Situation der Katholiken ist in Erfurt eine ganz andere als in Mainz.

Neymeyr: Ich habe nicht viel Zeit mich vorzubereiten. Ich muss in den kommenden Wochen meine Aufgaben hier in Mainz gut abgeben. Ich weiß, dass die kirchliche und gesellschaftliche Situation in Thüringen ganz anders ist als die in Rheinland-Pfalz oder Hessen. Deswegen werde ich im Bistum Erfurt erst einmal hören, sehen und lernen.

Wie haben Sie von Ihrer Wahl erfahren und wie lange haben Sie überlegt, bis Sie zugesagt haben?

Neymeyr: Von meiner Wahl habe ich am Abend des vergangenen Freitags (12. September) erfahren - während des Dialogformus „Im Heute glauben" in Magdeburg. Am Sonntag haben mich Dompropst Arndt und Domkapitular Hübenthal besucht. Ich hatte dann noch Bedenkzeit bis Montagabend.

Bistums-Pressedienst Erfurt/MBN (MBN)

 

Stichwort:  Das Wappen des neuen Erfurter Bischofs

Kreuz und Prälatenhut über dem Schild lassen das Wappen als das eines Kirchenmannes erkennen. Dass es sich dabei um einen Bischof handelt, zeigen die grüne Farbe des Hutes sowie die sechs Quasten, die beidseitig am Hut hängen. Die drei Spitzen im oberen Teil des Wappenschildes sind ein Bestandteil des Wappens von Worms-Herrnsheim, dem Geburtsort des designierten Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr. Sie gehören zum Wappen der Dalberg-Familie, die ihren Sitz im Herrnsheimer Schloss hatte.

Der heilige Ulrich, der Namenspatron des Bischofs, wird mit einem Fisch dargestellt. Zugleich ist der Fisch ein altes Symbol für Jesus Christus. Die griechischen Buchstaben des Wortes Fisch (Ichtys) stehen für Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Die beiden Fische in Kreuzform erinnern daran, dass Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz die Welt erlöst hat.

Diese Heilsbotschaft klingt auch im Wahlspruch des Bischofs an, der sich unter dem Wappenschild findet: „Christus suscepit nos - Christus hat uns angenommen". Das „Motto" des bischöflichen Dienstes von Ulrich Neymeyr ist einem Vers aus dem Römerbrief der Bibel entnommen (Röm 15,7), der dem Bischof schon als Priester viel bedeutet hat. Im kirchlichen Bereich gibt es Wappen seit dem 13. Jahrhundert, als Geistliche und geistliche Gemeinschaften begannen, sie als Eigentums-, Herrschafts- und Hoheitszeichen zu benutzen. Die Wappen wurden im Siegel geführt sowie auf Denkmälern, in Kirchen und auf Geräten angebracht. Heute finden sich die Wappen von Bischöfen meist auf wichtigen Dokumenten und amtlichem Briefpapier.

 

Stichwort: Bischof

Katholische Bischöfe werden durch den Papst ernannt und stehen in der Regel einem Bistum vor. Das Wort „Bischof" stammt vom griechischen Begriff „episkopos" und bedeutet Aufseher oder Schiedsrichter.

Die Bischofsweihe verleiht ihm nach katholischer Lehre die Vollmacht, das Wort Gottes verbindlich zu lehren und gegen Verfälschungen des Glaubens vorzugehen. Außerdem ist er für die Spendung der Sakramente verantwortlich, für die er auch Priester und Diakone beauftragt, wobei Diakonen-, Priester- und Bischofsweihen nur von Bischöfen vorgenommen werden können.

Der Bischof leitet seine Diözese auch juristisch und repräsentiert sie. Nach katholischem Verständnis ist er Mitglied im Kollegium aller Bischöfe. An dessen Spitze steht der Papst als Bischof von Rom. Die katholische Kirche legt Wert auf die „apostolische Sukzession" der Bischöfe, das heißt auf die Nachfolge der Apostel, also der direkten Jünger Jesu, und die Weihe durch andere Bischöfe. Diese sind wiederum durch Handauflegung anderer Amtsträger in die Traditionskette eingegliedert. So lässt sich das Amt bis auf die Apostel zurückführen.

 

Stichwort: Bistum Erfurt - Historischer Abriss und Statistik

Weihbischof Ulrich Neymeyr wird der zweite Bischof in einem jungen Bistum, gerade einmal 20 Jahre alt, das aber eine über 1.200 Jahre dauernde „Vorgeschichte" hat. Und die beginnt mit der Gründung des Bistums Erfurt - des ersten Bistums Erfurt. Das wurde 742 n. Chr. durch den heiligen Bonifatius gegründet und nur wenige Jahre später (755 n. Chr.) dem Erzbistum Mainz zugeschlagen, dem dann die Thüringer Katholiken mehr als 1.000 Jahre angehörten.

Durch die Reformation änderte sich das katholisch-christliche Glaubensleben in Thüringen tiefgreifend: Die meisten Thüringer wurden protestantisch. Nur im Eichsfeld, einem Landstrich im Nordwesten Thüringens, kehrten die Christen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum katholischen Glauben zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen hunderttausende Vertriebene aus Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland nach Thüringen. Die Zahl der Katholiken vervierfachte sich „über Nacht" und plötzlich lebte eine halbe Million in Thüringen. Doch die Weiterwanderung vieler Flüchtlinge sowie die atheistisch-sozialistisch geprägte DDR verschärften die Minderheitensituation der Katholiken in Thüringen.

Die Teilung Deutschlands erschwerte es den Bischöfen in Würzburg und Fulda zunehmend, mit ihren Diözesangebieten in der DDR in Verbindung zu bleiben. 1929 waren ihnen die katholischen Gemeinden in Thüringen zugeschrieben worden. Es wurde schließlich das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen gegründet, das unter gewissen Einschränkungen auch im totalitären System der DDR die Hauptaufgabe von Kirche erfüllen konnte: die Verkündigung des Wortes Gottes. 1952 wurde mit dem Priesterseminar in Erfurt die einzige theologische Ausbildungsstätte für den Priesternachwuchs auf dem Gebiet der DDR gegründet. Die meisten Priester und Bischöfe der neuen Bundesländer haben hier am Erfurter Seminar studiert.

Mit dem Ende der Teilung zwischen Ost und West wurden auch die kirchlichen Strukturen in der ehemaligen DDR neu geregelt. 1994 schließlich wurde das Bistum Erfurt zum zweiten Mal neu gegründet. Als seinen ersten Bischof ernannte Papst Johannes Paul II. den bisherigen Apostolischen Administrator des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen, Bischof Joachim Wanke.

Der Anteil der Katholiken in Thüringen liegt heute bei knapp acht Prozent an der Gesamtbevölkerung. Nur im Eichsfeld im Nordwesten Thüringens stellen die Katholiken die Bevölkerungsmehrheit von rund 70 Prozent. Der Anteil der katholischen und evangelischen Christen liegt in Thüringen bei rund einem Drittel.

Diese „doppelte Diaspora-Situation" spiegelt sich auch in den pastoralen Angeboten des Bistums Erfurt wider. Für konfessionslose Jugendliche gibt es seit 1998 die eigens konzipierte „Feier der Lebenswende". Ungetaufte Jugendliche, die an der Schwelle vom Jugend- zum Erwachsenenalter stehen und nicht an einer von Vereinen angebotenen Jugendweihefeier teilnehmen wollen, vollziehen dabei bewusst den Schritt in den neuen Lebensabschnitt. Beispiele anderer Angebote, die sich auch an Nichtchristen richten, sind das monatliche Totengedenken, das Weihnachtslob im Erfurter Dom und der Segnungsgottesdienst am Valentinstag. (weitere Informationen: www.bistum-erfurt.de/projekte)

 

Statistische Daten

 

Fläche des Bistums Erfurt: 12.000 qkm

Gliederung: 7 Dekanate mit 63 Pfarreien

Katholiken im Bistum Erfurt (2013): 151.863

 

In kirchlicher Trägerschaft:

  • 69 Kindergärten, 7 Schulen
  • 5 Bildungs- und Begegnungshäuser
  • 5 Krankenhäuser, davon 2 in ökumenischer Trägerschaft

Caritasverband für das Bistum Erfurt:

  • 1 Diözesan-Geschäftsstelle
  • 3 Caritasregionen: Mittel-, Nord- und Südthüringen
  • 52 Beratungsdienste, 19 Behinderteneinrichtungen/-dienste,
  • 18 Alten(pflege)heime, 3 ambulante Pflegedienste

Eckdaten des kirchlichen Lebens (2013):

  • Taufen: 1.183
  • Erstkommunionen: 1.170
  • Firmungen: 1.052
  • Trauungen: 396
  • Wiederaufnahmen: 22
  • Eintritte: 17
  • Austritte: 775
  • Bestattungen: 1.371
  • Gottesdienstteilnehmer: 28.000

Bistums-Pressedienst Erfurt (MBN)

 

150 Jahre Hildegardisschule in Bingen

Festveranstaltung mit Kardinal Lehmann und Staatsministerin Ahnen

Bingen. Zur 150-Jahr-Feier der Hildegardisschule hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Mittwoch, 17. September, einen Gottesdienst mit der Schulgemeinschaft und zahlreichen Ehrengästen in der Basilika St. Martin in Bingen gefeiert. Auch beim anschließenden Festakt in der Sporthalle der Hildegardisschule wurde die Einrichtung in den Ansprachen gewürdigt. Grußworte sprachen unter anderen Staatsministerin Doris Ahnen vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, sowie der Landrat des Kreises Mainz-Bingen, Claus Schick, der Binger Oberbürgermeister Thomas Feser, der Dekan des Dekanates Bingen, Pfarrer Henning Priesel, und der Pfarrer der Johanniskirchengemeinde Oliver Zobel. An der Mädchenschule, die seit 1989 in Trägerschaft des Bistums Mainz ist, werden rund 1.000 Gymnasiastinnen und rund 200 Berufsschülerinnen unterrichtet.

„Ich möchte im Namen des Schulträgers allen danken, die diese Schule - in je unterschiedlichen Rollen - zu dem geprägt haben und heute machen, was sie ist", sagte Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, in ihrer Rede. „Die Gründerspuren der Schwestern und der beiden großen Frauen - Maria Ward und Hildegard - wirken weiter und mögen noch viele Generationen von Mädchen wachsen helfen." Die Gründung im Jahr 1864 sei „der Start für eine Schule mit Wachstum gewesen: Grundschule, Haushaltsschule, Lyzeum und mit sehr wechselvoller Geschichte". Pollak dankte dem Land Rheinland-Pfalz für die „gute Unterstützung" nicht nur im Baubereich, sondern seit der Novellierung der Ersatzschulfinanzierung auch für die finanziellen Verbesserungen im Personalbereich.

Weiter sagte die Schuldezernentin: „Den wichtigsten Kern der Schulförderung freilich bildeten und bilden das hohe Engagement des Schulleitungsteams, der Lehrkräfte und der Mitarbeiterschaft. Nicht dankbar genug zu erwähnen ist das inhaltliche Interesse und der persönliche Einsatz der Eltern und Freunde. Hier danken wir für ideelle und praktische Unterstützung, sowie nicht zuletzt für die großzügigen Spenden, die der Förderverein und der Förderkreis durch die Jahre eingeworben haben." Schulleiterin Birgid Lier-Kories hatte die Gäste beim Festakt begrüßt. Die musikalische Gestaltung der Feier hatten der Unterstufenchor und das Schülerinnen-Lehrer-Eltern-Orchester - beide unter Leitung von Susanne Graf - übernommen.

Die Hildegardisschule wurde 1864 nach der Übernahme der so genannten Weidenbachschen Mädchenschule durch drei „Englische Fräulein" (Maria Ward-Schwestern) gegründet. 1939 musste die Schule auf Anordnung des Reichserziehungsministeriums schließen; 1941 erfolgte die Enteignung durch die Nationalsozialisten. Die Maria Ward-Schwestern öffneten die Schule 1945 wieder unter dem Namen Hildegardisschule. Im Jahr 1989 hat die Rheinische Ordensprovinz der Maria Ward-Schwestern die Schule in die Trägerschaft der Diözese Mainz übergeben; im Jahr 2007 ging auch der Immobilienbestand auf das Bistum über.

Hinweis: http://www.hildegardisschule.org/                                                           

tob (MBN)

 

„Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung"

Nossol: Tiefer Graben von Schuld, Vorurteilen und Feindbildern überwunden

Mainz. Der frühere Bischof der polnischen Diözese Oppeln, Erzbischof Alfons Nossol, hat bei einem Vortrag in Mainz die Versöhnung zwischen Polen und Deutschen bekräftigt und als „Wunder" gewürdigt. Im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags hielt er am Dienstag, 16. September, einen Vortrag zum Thema „75 Jahre deutscher Überfall auf Polen. Vom Beginn des Zweiten Weltkriegs zur polnisch-deutschen Versöhnung". Dabei bekannte er: „Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen vertraue ich selbst auf die Beständigkeit einer polnisch-deutschen Versöhnung vor allem deshalb, weil ihre Anfänge nicht primär in realpolitischen Gegebenheiten wurzeln, sondern im genuin christlichen Gebot der Vergebung."

Nossol schilderte beispielhaft den deutschen Luftangriff auf die westlich von Tschenstochau gelegene Kleinstadt Wielun am 1. September 1939 als einen durch nichts zu rechtfertigenden gezielten Terrorangriff gegen die polnische Zivilbevölkerung, der den Übergang von der Zivilisation zur Barbarei markiert habe. Dieser nur schwer vorstellbaren Brutalität stellte er die Versöhnungsbotschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Glaubensbrüder aus dem Jahr 1965 gegenüber. Dieses Schreiben an die beim Konzil in Rom versammelten deutschen Bischöfe mit dem bemerkenswerten Schlusssatz „Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung" habe sich als das „mutigste und weitsichtigste Dokument in der Beziehungsgeschichte der beiden Nationen" erwiesen. Es habe einen offenen polnisch-deutschen Dialog ermöglicht und auf lange Sicht einen grundlegenden Wandel in der Einstellung der Polen zu den Deutschen eingeleitet.

Wunden und Narben auf beiden Seiten könnten in ihrer Unverhältnismäßigkeit nicht gegeneinander aufgerechnet werden, betonte der Bischof. Der zunächst auf christlicher Ebene beschrittene Weg der historisch-nationalen Wahrheitsfindung habe es beiden Nationen ermöglicht, einen tiefen Graben von Schuld, Anklage, Vorurteilen und Feindbildern zu überwinden und mit dem Abbau der gegenseitigen Entfremdung zu beginnen. Als sehr hoffnungsvolle Entwicklung erachte er all die vielen deutsch-polnischen völkerverbindenden Initiativen, die in religiöser, kultureller aber auch wirtschaftlicher Hinsicht zu einem schöpferischen Dialog - „der Muttersprache der Menschheit" - zwischen den Generationen, Sprachen und Kulturen Deutschlands und Polens anregten.

 Voraussetzung jeder Versöhnung sei die Empathie gegenüber dem Anderen, „das heißt die Wahrnehmung des Konfliktes auch aus seiner Perspektive, so schmerzlich oder ungerecht dies zunächst auch erscheinen mag". Der biblische Satz von der Wahrheit, die frei macht, gelte für das Denken wie für das Leben - des Einzelnen wie der Völker.  Die Wahrheit dürfe nicht in zwei miteinander unvereinbare Teile zerfallen. Dies bleibe im Hinblick auf eine gemeinsame Version der deutsch-polnischen Geschichte ein „immer noch unerfüllt gebliebenes, wenn auch unabdingbares Postulat".

Nossol hat das Bistum Oppeln von 1977 bis 2009 geleitet. Er dankte dem Land Rheinland-Pfalz für den besonderen Einsatz um die deutsch-polnische Versöhnung. Seine Zeit als Gastprofessor an der Mainzer Universität (1977) gehöre zur schönsten seines Lebens. Landtagspräsident Joachim Mertes dankte Nossol für seine „Friedens- und Zukunftsbotschaft" und überreichte ihm als Geschenk das dreibändige Werk über die Geschichte von Rheinland-Pfalz „Kreuz - Rad - Löwe".    

Sk (MBN)

 

Bischof Martin Mtumbuka zu Gast im Ordinariat

Schulpartnerschaft der Edith Stein-Schule Darmstadt mit Karonga in Malawi

Mainz. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Freitag, 19. September, den Bischof von Karonga in Malawi, Martin Mtumbuka, zu einem Informationsaustausch im Bischöflichen Ordinariat in Mainz empfangen. Dabei sagte Giebelmann Bischof Mtumbuka die finanzielle Unterstützung des Bistums Mainz für den Aufbau seiner Diözese zu. Anlass seines Deutschlandbesuches ist die seit sieben Jahren bestehende Schulpartnerschaft der Darmstädter Edith Stein-Schule mit der Chaminade Secondary School in Karonga, die in Trägerschaft der Diözese Karonga steht.

Bischof Mtumbuka hatte am Morgen mit den Schülern in der Darmstädter Liebfrauenkirche einen Gottesdienst gefeiert und sich mit den Religionslehrern der Schule zum Gespräch getroffen. Schulleiter Dr. Manfred Göbel sowie die Lehrer Martin Klein, der an der Edith Stein-Schule für die Partnerschaft zuständig ist, und Bernadette Dorn begleiteten den Bischof nach Mainz.

Göbel wies darauf hin, dass das wichtigste Ziel der Partnerschaft der Dialog der Schüler untereinander und damit das Kennenlernen der unterschiedlichen Lebenswelten ist. Eine finanzielle Unterstützung spiele eine untergeordnete Rolle. Im vergangenen Jahr haben die Darmstädter Schüler und Lehrer insgesamt 8.500 Euro für die Partnerschule gesammelt, sagte Göbel.

Entstanden ist die Schulpartnerschaft durch Schülerkontakte, die über den Frankfurter Paläoanthropologen Professor Dr. Friedemann Schrenk zu Stande gekommen sind. Er hat in Malawi unter anderem das Wissenschafts- und Kulturzentrum in Karonga aufgebaut. Die Kontakte zwischen den Schulen erfolgen vor allem per E-Mail und über ein Videokonferenz-System, das mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen an beiden Schulen installiert wurde. Für 2015 ist erstmals der Besuch einer Schülergruppe aus Darmstadt in Karonga geplant.

Mtumbuka ist der erste Bischof der Diözese Karonga im Norden Malawis. Das Bistum war im Jahr 2010 durch die Teilung der Diözese Mzuzu errichtet worden. Der Bischof berichtete von den Schwierigkeiten beim Aufbau der Diözese, in der bei rund 500.000 Einwohnern etwa 60.000 Katholiken leben. Nachdem der Aufbau einer Bischofskirche fast abgeschlossen sei, stehe nun unter anderem der Bau eines Bischofshauses an.

tob (MBN)

 

48 Mitarbeiter beim zweiten Mainzer Firmenlauf (18.9.)

Bistum Mainz erstmals mit einer eigenen Läufergruppe vertreten

Mainz. 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bistum Mainz werden am Donnerstag, 18. September, am zweiten Mainzer Firmenlauf des Radiosenders „Antenne Mainz 106,6" teilnehmen. Nachdem schon bei der Premiere im vergangenen Jahr einzelne Mitarbeiter mitgelaufen waren, gibt es in diesem Jahr erstmals eine Gruppenanmeldung für das Bistum. Die Mitarbeiter kommen aus den verschiedenen Abteilungen des Bischöflichen Ordinariates, des Erbacher Hofes und der Dombauhütte. Gut erkennbar sein werden die Teilnehmer aus dem Bistum durch ihre einheitlichen weißen T-Shirts mit dem Rückenaufdruck „Die Letzten werden die Ersten sein". Startschuss für die fünf Kilometer lange Strecke ist um 18.30 Uhr auf der Großen Bleiche. Der Erlös des Firmenlaufes kommt auch in diesem Jahr wieder dem Verein „Mainz 05 hilft e.V." zu Gute.

tob (MBN)

 

Generalvikar weihte Glocken in Gau-Algesheim

Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Cosmas und St. Damian

Gau-Algesheim. Bei einem Festgottesdienst am Samstag, 20. September, hat der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, in der Pfarrkirche St. Cosmas und St. Damian drei neue Glocken geweiht. Die kleinen Zimbelglocken ergänzen das Geläut der Kirche. Sie stammen aus einer evangelischen Gemeinde in Frankfurt. Die Gemeinde St. Cosmas und St. Damian begeht in diesem Jahr den 125. Jahrestag der Pfarrkirche. In seiner Predigt sagte Giebelmann: „Gott spricht auch mit dem Geläut der Glocken in die Welt hinein. Gott und St. Cosmas und St. Damian gehören einfach zusammen und davon erzählen die Glocken ganz Rheinhessen."

tob (MBN)

 

Martinusmedaille für Werner Strack

Generalvikar überreichte höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement

Obertshausen. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Sonntag, 21. September, die Martinusmedaille des Bistums Mainz an Werner Strack aus Obertshausen verliehen. Bei dem Gottesdienst in der Kirche Herz Jesu würdigte ihn der Generalvikar für sein treues Engagement über viele Jahrzehnte. Strack war 1962 in den Kirchenchor in Obertshausen eingetreten. Von 1975 bis 2014 war er Erster Vorsitzender, inzwischen ist er Ehrenvorsitzender des Chores. „Anfangen ist leicht", betonte Giebelmann, „aber über eine lange Zeit dabei zu bleiben, auch in Krisen, das verdient eine Auszeichnung." Die Martinusmedaille ist die höchste Auszeichnung des Bistums Mainz für ehrenamtliches Engagement.

tob (MBN)

 

Vorschau

3 Fragen - 3 Antworten

Professor Dr. Ansgar Franz zur Geistlichen Reihe in der Karmeliterkirche (ab 26.9.)

Mainz. „Begegnungen mit der Bibel" heißt die diesjährige Geistliche Reihe, die die Interdisziplinäre Vereinigung „Kultur - Liturgie - Spiritualität", die Abteilung Liturgiewissenschaft und Homiletik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität und die Bistumsakademie Erbacher Hof gemeinsam ausrichten. Die drei Veranstaltungen finden freitagsabends am 26. September, 24. Oktober und 28. November jeweils um 18.30 Uhr in der Mainzer Karmeliterkirche (Karmeliterstraße 7) statt. Im Interview äußert sich Professor Dr. Ansgar Franz, Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik an der Johannes Gutenberg-Universität, zum Inhalt der Geistlichen Reihe.

Mainzer Bistumsnachrichten (MBN): Was ist der inhaltliche Schwerpunkt der drei Abende?

Professor Dr. Ansgar Franz: Schwerpunkte der drei Abende sind die drei Teile der hebräischen Bibel: Tora, Propheten und Schriften. Im Zentrum steht jeweils ein entsprechend dem Kirchenjahr ausgewählter Abschnitt aus der Heiligen Schrift, der in seiner biblischen, spirituellen und kulturellen Bedeutung betrachtet werden soll.

MBN: Wie wird dies umgesetzt?

Franz: Auf zwei Weisen: Zuerst durch das Hören der Texte als Lesungen innerhalb einer Wort-Gottes-Feier, also in einem liturgischen Kontext. Wir werden diese Gottesdienstform nach dem Modell feiern, wie sie im neuen „Gotteslob", dem Gebet- und Gesangbuch der katholischen Kirche, vorgesehen ist. Dann wird der Textabschnitt mit einem geistlichen Vortrag erschlossen: Der Vortrag wird exemplarisch Verständnis und Wirkung des Textes behandeln, sei es im biblischen oder liturgischen Kontext, sei es darüber hinaus im außerkirchlichen kulturellen Raum - beispielsweise in Werken der Bildenden Kunst, der Literatur oder der Musik.

MBN: Wen haben Sie als Referenten eingeladen?

Franz: Den ersten Abend am 26. September gestaltet Professor Dr. Thomas Hieke, der über „Das Blut deines Bruders schreit zu mir" (Gen 4,9) sprechen wird. Professor Dr. Alfred Mertens referiert am 24. Oktober über das Buch Jona und den Hader des Propheten über die Güte Gottes auch gegen Sünder: „Darum bin ich ja geflohen, weil ich wusste, dass du gnädig bist" (Jona 4,2). Zum Abschluss am 28. November spricht Professor Dr. Hansjakob Becker über ein Psalmwort, das sich auch im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen spiegelt: „Die ganze Nacht warte ich auf dich" (Ps 130,6).

am (MBN)

 

Neue Kurse für die kirchenmusikalische Ausbildung (ab 1.12.)

Ansprechpartner für Interessenten ist das Institut für Kirchenmusik in Mainz

Mainz. Am 1. Dezember beginnen im Bistum Mainz die neuen kirchenmusikalischen Ausbildungskurse. Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Drescher macht darauf aufmerksam, dass vor allem junge Menschen (ab 13 Jahren) mit musikalischer Vorbildung zu den Kursen eingeladen sind. Durchgeführt wird die Ausbildung von den insgesamt neun Regionalkantoren im Bistum Mainz und weiteren Lehrbeauftragten. Das Institut für Kirchenmusik bietet folgende Ausbildungsformen an: Orgelspiel (C- und D-Prüfung), Chorleitung (C- und D-Prüfung) sowie Kinderchorleitung (D-Prüfung). Anmeldeschluss ist der 17. Oktober.

Nachwuchs für die Kirchenmusik zu finden, sei eine große Herausforderung für Gemeinden, sagt Drescher. „Gerade jetzt bei der Einführung des neuen Gotteslobes ist es in den Gemeinden wichtig, dass Menschen da sind, die Verantwortung für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernehmen, sei es als Kantor, Chorleiter oder Organist", betont er. „Wir sind sehr darauf angewiesen, dass wir aus den Gemeinden Hinweise auf mögliche Interessenten bekommen. Dann können die Regionalkantoren ein erstes Informationsgespräch mit den möglichen Kandidaten führen." Es sei die besondere Aufgabe des Instituts für Kirchenmusik, die musikalische Begabung junger Menschen zu fördern: „Das macht das Institut seit 1947 immer unter besonderer Berücksichtigung der musikalischen Vorbildung."

Hinweis: Weitere Informationen beim Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz, Telefon: 06131/234032, Internet: http://www.kirchenmusik-bistum-mainz.de/

tob (MBN)

Bilder zu Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 34 vom 24. September 2014

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