Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 19

26. Mai 2010

Datum:
Mi. 26. Mai 2010
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Kardinal Lehmann würdigte Mainzer Hospizgesellschaft
  • 25 Jahre Behindertenseelsorge im Bistum
  • 80. Geburtstag von Professor Theodor Schneider
  • Kurs zum christlich-islamischen Dialog abgeschlossen
  • MBN vor 40 Jahren

Vorschau

  • Treffen der Zivilen Konfliktberatung Rhein-Main (11.6.)
  • Dietrich Bonhoeffer-Vorlesung in Mainz (28.-30.5.)
  • Dommuseum beteiligt sich an Museumsnacht (29.5.)

Dokumentation

  • Dokumentation: Pfingstpredigt von Kardinal Lehmann
Berichte

Lehmann würdigte „wunderbare Idee des Hospizes"

Feierstunde zum 20-jährigen Bestehen der Mainzer Hospizgesellschaft Christophorus

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat die Arbeit des Mainzer Hospizes anlässlich des 20. Jubiläums gewürdigt. In seinem Festvortrag „Sterben in Würde. Von der wunderbaren Idee des Hospizes" dankte er allen Mitarbeitern der Mainzer Hospizgesellschaft Christophorus für ihr Engagement. Wörtlich sagte er: „Ob in der Hospizarbeit, in der Klinik, in ambulanter oder stationärer Pflege, im Besuchsdienst oder in der Familie - alle, die Menschen in ihrem Sterben achtsam begleiten, leisten einen unersetzlichen Dienst an der Würde des Menschen." Und weiter: „Dabei darf man das ehrenamtliche Engagement so vieler Menschen dankbar hervorheben. Es ist - gerade auch nach christlichem Verständnis - eine herausragende Auszeichnung, wenn Menschen in großer Solidarität den Mitmenschen beistehen."

Bei der Feierstunde am Mittwochabend, 19. Mai, im Erbacher Hof in Mainz dankte der Kardinal besonders Professor Dr. Martin Weber, dem Leiter der Interdisziplinären Einrichtung für Palliativmedizin in der Universitätsmedizin Mainz, Hella Seitz, der derzeitigen Geschäftsführerin der Hospizgesellschaft, und der ehemaligen und langjährigen Geschäftsführerin, Lieselotte Grohmann. Für die Evangelische Kirche würdigte Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen, das Wirken der Einrichtung.

Die Hospizgesellschaft war am 15. Mai 1990 von 17 Mainzer Bürgern gegründet worden, um in Mainz und Umgebung schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen beizustehen. Aus dem zunächst rein ehrenamtlichen Angebot ist mittlerweile ein Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst mit fünf Krankenschwestern, einer Palliativmedizinerin, 25 ehrenamtlichen Hospizhelfern und vier ehrenamtlichen Trauerbegleitern geworden, die von inzwischen rund 1.600 Mitgliedern unterstützt werden.

In seiner Festrede wies Lehmann darauf hin, dass die Hospizidee zunächst auf Widerstand gestoßen sei: „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass bei uns in Deutschland die Idee des Hospizes einen schweren Stand hatte und deshalb nur mit Verzögerungen durchgesetzt werden konnte. Damit hing auch eine ambivalente Wirkung des Fernsehfilms ‚Noch 16 Tage' aus dem Jahr 1971 zusammen, denn durch diesen Film wurden Assoziationen von Hospiz und ‚Sterbeklinik' geweckt. So wurde die Hospizidee als ganz benachbart zur Euthanasie missverstanden. Erst in den 1980er Jahren hat sich dies langsam aufgelöst. Als ich 1987 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wurde, hatte ich noch eine gewisse Zeit zu tun, um in den Stellungnahmen der Kirche solchen Ängsten entgegenzutreten. Auch die Krankenhausgesellschaften, die Krankenhaus und Sterben eng miteinander verknüpften, taten sich hier sehr schwer." Inzwischen habe sich viel entwickelt, aber es gebe „gewiss noch eine Unterversorgung", sagte der Kardinal.

Er ging auch auf die wachsende Bedeutung der Palliativmedizin ein: „Die Palliativmedizin hat sich in den letzten Jahren als wichtiges Instrument der medizinischen Betreuung Schwerstkranker und Sterbender etabliert. Die Erkenntnisse in diesem Bereich ermöglichen heute ein ausgesprochen individuelles Eingehen auf die jeweilige Situation eines im Sterben liegenden Menschen. So ist eine medizinische Betreuung möglich, die tatsächlich eine erhebliche Linderung von Schmerzen und Qualen bedeutet, ohne jedoch - auch im Endstadium - selbst den Tod herbei führen zu dürfen. Die Herausbildung eines eigenen Profils von ‚Palliative-Care' spiegelt diese Entwicklung in Wissenschaft und Praxis der Pflege wider. Es bleibt eine Herausforderung, diese Versorgung der Bevölkerung mit palliativpflegerischer und palliativmedizinischer Betreuung gerade am Lebensende in unserem Land auszubauen und zu fördern. In diesem Kontext ist die Entfaltung und immer breitere Umsetzung der Hospizidee ein großes Geschenk. Viele Menschen engagieren sich hier im Sinn einer ‚Kultur des ganzen Menschen' und des Findens einer neuen ‚Sterbekultur'."

tob (MBN)

 

25 Jahre Behindertenseelsorge im Bistum Mainz

Festgottesdienst mit Kardinal Karl Lehmann in St. Petrus Canisius in Mainz-Gonsenheim

Mainz. Die Behindertenseelsorge im Bistum Mainz beging am Pfingstmontag, 24. Mai, ihr 25-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums feierten der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und Diözesan-Behindertenseelsorger, Pfarrer Helmut Bellinger, einen Gottesdienst in St. Petrus Canisius in Mainz-Gonsenheim. Im Anschluss fand das alljährliche Begegnungs-fest der Gemeinde statt.

Kardinal Lehmann lobte zu Beginn des Gottesdienstes das Engagement Pfarrer Bellingers, der seit der Gründung des Referats „Menschen mit Behinderung" im Bistum Mainz als Diözesanbehindertenseelsorger tätig ist. Auch den beiden Mitarbeitern des Referats, Stephan Weidner von der Gehörlosenseelsorge und Jürgen Rath von der Blinden- und Behinderten-seelsorge, sowie den zahlreichen Unterstützern und ehrenamtlichen Helfern, dankte Lehmann für ihren Einsatz in der Behindertenseelsorge. In seiner Predigt betonte Lehmann die Bedeutung des Pfingstfestes für die Kirche. Der Heilige Geist sei eine Kraft, die uns hilft, unser Leben zu gestalten. An den Gottesdienst schloss sich das alljährliche Begegnungsfest der Pfarrei St. Petrus Canisius an, das in diesem Jahr besonders im Zeichen des Jubiläums stand. Auf dem großen Außengelände der Pfarrei gab es bei gutem Wetter neben Essen und Trinken auch ein Zelt mit Live-Musik, ein Kinderkarussell und eine große Fotoausstellung, die Einblicke in die Arbeit der Behindertenseelsorge gewährte. 

Die Behindertenseelsorge im Bistum Mainz bietet das ganze Jahr über zahlreiche Veranstal-tungen und Aktionen für Menschen mit Behinderung im Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-alter. Unter anderem werden Sommer- und Winterfreizeiten, Bildungsfahrten, Wallfahrten und spezielle Gottesdienste angeboten. Zudem arbeitet das Referat „Menschen mit Behinderung" projektbezogen mit Schulen, der Caritas und anderen Seelsorgeverbänden zusammen.

Hinweis: Behindertenseelsorge im Bistum Mainz, Alfred Delp-Straße 64, 55122 Mainz, Tel.: 06131/45522, Fax: 06131/45571, E-Mail: behindertenseelsorge@bistum-mainz.de, In­ternet: http://www.bistum-mainz.de/menschen-mit-behinderung

lk (MBN)

 

Lehmann würdigte Theodor Schneider zum 80. Geburtstag

Teilnahme an Feierstunde für den Jubilar in Wiesbachtalhalle in Armsheim

Armsheim. Als „überzeugenden Lehrer unseres Glaubens" hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, Professor Theodor Schneider anlässlich seines 80. Geburtstages (22. Mai) gewürdigt. Im Glückwunschschreiben des Kardinals heißt es: „Du hast grundlegende Bücher über die Fundamente unseres Glaubens veröffentlicht, die Jahrzehnte überdauert haben." Und weiter: „Es ist ein außerordentliches Zeugnis, wie Du theologische Lehre, christliche Existenz und priesterlichen Dienst zur Einheit gebracht hast. Dies war nicht nur wichtig für Deine zahlreichen Hörer und Schüler, Frauen und Männer, sondern auch für die Menschen in der Diaspora von Rheinhessen."

Lehmann nahm am Pfingstmontag, 24. Mai, an der Feierstunde für Schneider in der Wiesbachtalhalle im rheinhessischen Armsheim teil. Schneider war im Jahr 1971 Lehmanns Nachfolger als Dogmatikprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz geworden. Auch im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen haben die beiden lange zusammengearbeitet: Schneider übernahm 1989 die wissenschaftliche Leitung von Lehmann.

Theodor Schneider wurde am 22. Mai 1930 in Essen geboren und 1956 von Kardinal Josef Frings in Köln zum Priester geweiht. Von 1971 bis 2000 lehrte er Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Mainzer Universität. Von 1989 bis 1996 leitete Schneider die Deutsche Sektion der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie und war von 1989 bis 2005 auch wissenschaftlicher Leiter des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Schneider ist Autor zahlreicher Publikationen und einer Vielzahl von Büchern, darunter „Was wir glauben. Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses", „Zeichen der Nähe Gottes. Grundriss der Sakramententheologie" sowie „Wir sind ein Leib. Meditationen zur Eucharistie".

tob (MBN)

 

„Mit Klugheit und Liebe"

Zweijähriger Qualifizierungskurs für den christlich-islamischen Dialog abgeschlossen

Mainz. Aus dem Bistum Mainz haben fünf hauptamtliche Mitarbeiter einen zweijährigen Qualifizierungskurs für den christlich-islamischen Dialog mit einem Zertifikat abgeschlossen. Das Theologisch-Pastorale Institut (TPI) der Diözesen Mainz, Limburg und Trier bot den Kurs deutschlandweit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Theologisch-Pastorale Fortbildung Freising und der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz unter dem Titel „Mit Klugheit und Liebe" an. In dem Seminar wurden theologische, historische und soziologische Grundlagen zum christlich-islamischen Dialog vermittelt. Daneben wurden aktuelle Ereignisse aus Religion und Politik behandelt und ein interreligiös-pastorales Projekt vorbereitet, durchgeführt und anschließend bewertet. Die 18 Teilnehmer kamen aus neun deutschen Diözesen.

Im Bistum Mainz stehen künftig folgende Mitarbeiter als Ansprechpartner für den christlich-islamischen Dialog zur Verfügung: Lioba Breu-Wedel, Gemeindereferentin in Mainz, Heinrich Döll, Pfarrer in Langen, Dr. Matthias Kleis, Pastoralreferent in Mainz, Martin Weber, Pfarrer in Heusenstamm und Klemens Wittig, Pastoralreferent in Mainz. Geleitet wurde der Kurs von Dr. Katrin Brockmöller (TPI Mainz), Max-Josef Schuster (Freising) und  der Referentin für christlich-islamischen Dialog im Bistum Mainz, Dr. Barbara Huber-Rudolf.

Hinweis: http://www.tpi-mainz.de/                                                                                

tob (MBN)

 

MBN vor 40 Jahren

Auch die Katholiken im Bistum Mainz beteiligen sich zur Vorbereitung der Gemeinsamen Synode (1972 bis 1975) an der bis dato größten religions- und pastoraltheologischen Umfrage in Deutschland. Rund 743.000 Katholiken ab 16 Jahren, was etwa 75 Prozent aller Katholiken im Bistum entsprach, erhielten Anfang Mai über ihre Pfarreien die Fragebogen. Der vierseitige Fragebogen wurde vom Institut für Demoskopie in Allensbach in Zusammenarbeit mit der Vorbereitungskommission der Synode erstellt.

Im Begleitschreiben bittet Bischof Hermann Volk die Katholiken um ihre Mitwirkung, „ganz gleich, ob Sie am Leben der Kirche tätigen Anteil nehmen, oder ob Sie - aus welchen Gründen auch immer - dem kirchlichen Leben mit Zurückhaltung begegnen". Den Bischöfen läge daran, dass von Anfang an möglichst viele deutsche Katholiken an den Überlegungen für die Synode teilnehmen und aus ihrer beruflichen und persönlichen Erfahrung zur Vorbereitung beitrügen. Die Rücksendung war bis zum 12. Juni 1970 an ein eigens errichtetes Auswertungsbüro in Stuttgart erbeten.

In den Bistumsnachrichten vom 22. Juni 1970 (MBN 3/1970) wird schließlich darauf hingewiesen, dass die Umfrage bis Ende Juni verlängert wurde. Die Rücklaufquote liege mit über 20 Prozent „erheblich über dem Erfahrungssatz". Und weiter: „Wie das Sekretariat der Synode in München mitteilte, sind bis 15. Juni an das Umfragebüro in Stuttgart 4.150.000 der insgesamt 20 Millionen an alle über 16-jährigen Katholiken in der Bundesrepublik verschickten Fragebogen ausgefüllt zurückgesandt worden. Nach den Erfahrungssätzen der Umfrageexperten ist bei Großumfragen wie der zur Synodenvorbereitung im Durchschnitt mit einer Rücklaufquote von zehn Prozent, maximal 15 Prozent zu rechnen."

Mainzer Bistumsnachrichten vom 6. Mai 1970 (Nr. 2/1970)

 

Vorschau

Zivile Konfliktberatung Rhein-Main (11.6.)

Ana und Otto Raffai berichten über ihr Engagement für Gewaltfreiheit in Zagreb

Frankfurt. Das Ehepaar Ana und Otto Raffai berichtet am Freitag, 11. Juni, in Frankfurt-Griesheim über seinen kroatischen Verein, der Gewaltfreiheit als Lebenshaltung und Handlungsweg fördern will. Die Veranstaltung der Projektgruppe Zivile Konfliktberatung Rhein-Main findet von 15.00 bis 18.00 Uhr im Gemeindezentrum Mariä Himmelfahrt statt. Initiatoren der Projektgruppe sind die Pax Christi-Bistumsstellen Limburg und Mainz, das Friedenspfarramt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), das Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz und die Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz.

Hinweis: Anmeldung bis 7. Juni erbeten an die Pax Christi Bistumsstelle Limburg, Dorotheenstraße 11, 61348 Bad Homburg, Tel./Fax: 06172/928679, E-Mail: friedensarbeiter@pax-christi.de

tob (MBN)

 

Dietrich Bonhoeffer-Vorlesung in Mainz (28.-30.5.)

Vorträge von Kardinal Lehmann und Professor Wolfgang Huber

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und der ehemalige Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Professor Wolfgang Huber, werden am Samstag, 29. Mai, bei der XIV. Dietrich Bonhoeffer-Vorlesung in Mainz sprechen. Ihre Vorträge stehen unter der Überschrift „Probleme und Perspektiven des deutschen Staat-Kirche-Verhältnisses" und beginnen um 20.00 Uhr im Erbacher Hof in Mainz. Lehmanns Referat legt den Schwerpunkt auf die „Religionsfreiheit in einer immer stärker pluralistischen Gesellschaft" und Hubers Referat geht besonders auf die „europäische Situation" ein.

Die Tagung unter der Überschrift „Kirche und Staat in Deutschland, Frankreich und den USA. Geschichte und Gegenwart einer spannungsreichen Beziehung" findet von Freitag, 28., bis Sonntag, 30. Mai, im Erbacher Hof in Mainz statt. Veranstalter ist die Stiftung Bonhoeffer-Lehrstuhl im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die Evangelisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das Institut für Europäische Geschichte (Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte) der Universität Mainz in Kooperation mit der Bistumsakademie Erbacher Hof.

tob (MBN)

 

Dommuseum beteiligt sich an Mainzer Museumsnacht (29.5.)

Über 40 Museen, Galerien und Institutionen öffnen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr

Mainz. Das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum beteiligt sich nach der Premiere im vergangenen Jahr zum zweiten Mal an der Mainzer Museumsnacht, die am Samstag, 29. Mai, von 18.00 bis 1.00 Uhr stattfindet. Für Besucher stehen die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Hauses den ganzen Abend zur Verfügung, informieren über einzelne oder mehrere Kunstwerke und laden zu spontanen Führungen ein. Im vergangenen Jahr waren zur Museumsnacht rund 1.800 Besucher ins Dommuseum gekommen.

Der Eintritt für die Museumsnacht kostet acht, mit Ermäßigung vier Euro. Die Eintrittsbändchen, mit denen die Besucher freien Zutritt zu allen teilnehmenden Institutionen haben, sind bei der Touristik Centrale Mainz, den beteiligten Einrichtungen und im Verkehrs Center Mainz am Hauptbahnhof erhältlich. Kinder bis einschließlich sechs Jahre können in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos an der Museumsnacht teilnehmen. Mit dem Eintrittsbändchen können außerdem die Museumsnacht-Buslinien und alle Linien des Verkehrsverbundes Mainz-Wiesbaden (Tarifgebiet 65) sowie des Rhein-Nahe-Verkehrsbundes genutzt werden.

Hinweis: Weitere Informationen im Internet unter http://www.dommuseum-mainz.de/ und  http://www.museumsnacht.mainz.de/                                                                   

tob (MBN)

Dokumentation

„Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche"

Predigt von Kardinal Karl Lehmann am Pfingstsonntag im Mainzer Dom

Mainz. Beim Gottesdienst am Pfingstsonntag, 23. Mai, im Mainzer Dom hielt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, die Predigt zur Perikope aus der Apostelgeschichte (Apg 2,1-13). Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Kardinals im Wortlaut. Bei dem Gottesdienst hatte Lehmann auch den neuen Mainzer Domorganisten, Daniel Beckmann, in sein Amt eingeführt und ihm seine Ernennungsurkunde überreicht.

 

Was hat sich am ersten Pfingstfest so ereignet, dass wir heute noch den fünfzigsten Tag nach der Auferstehung Jesu Christi so herausragend feiern? Das Wort Pfingsten kommt ja von dem griechischen Wort „Pentekoste", das ist der fünfzigste Tag nach der Auferweckung. Dies fällt zusammen mit einem großen jüdischen Fest. Sieben Wochen nach dem Pesach-Fest feierte man das so genannte „Wochenfest" („schavuot"). Es war als eines der drei großen Wallfahrtsfeste eine große Dankfeier für die Weizenernte. Es wurde später auch zum Gedächtnis des Bundesschlusses und der Übergabe der zehn Gebote auf dem Sinai gefeiert. Nach der Apostelgeschichte erfolgte an einem solchen ursprünglich jüdischen Fest die Ausgießung des Heiligen Geistes als Frucht und Vollendung der Heilstat Jesu Christi: ein neuer Bund war geschlossen, ein neues Erntedankfest berechtigt. Wie in vieler Hinsicht haben wir auch hier ein jüdisches Fest als äußere Grundlage, die aber doch auch bei aller Neuheit des Christentums einen inneren Zusammenhang mit dem jüdischen Glauben darstellt.

Nach altchristlichem Verständnis ist das christliche Pfingsten die große Oktav von Ostern, der krönende Abschluss der Osterzeit, wie es auch die östlichen Liturgien bis heute weitgehend gehalten haben. In unserer westlichen Tradition wurde dieser Tag zu einem eigenen Fest der Sendung des Geistes und so selbstständiger empfunden. In manchen Ländern bekam Pfingsten - parallel zu Weihnachten und Ostern - einen zweiten Feiertag.  Die Liturgiereform des Konzils hat, wie verschiedene Gebete in den Messen zeigen, das Pfingstfest wieder stärker an Ostern zurückgebunden. Man muss ja überhaupt ein wenig darüber nachdenken, dass nur der Evangelist Lukas vom Pfingstfest als einem eigenen Ereignis berichtet.

Pfingsten versteht man zunächst nur, wenn man die Verheißung ins Auge fasst, die mit der Himmelfahrt Jesu gegeben ist. Jesus sagt vor der Aufnahme zum Vater, die Jünger sollten in Jerusalem bleiben, sie würden in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft (vgl. Apg 1,5), schließlich heißt es sehr viel konkreter: „Aber Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch herabkommen wird; und Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde." (Apg 1,8) Als die Jünger nach Jerusalem zurückkamen, „gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben ... Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern." (Apg 1, 13f)

Dies ist sehr entscheidend für das Verständnis der Jüngerschar, die nun Kirche wird. Die enge Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie fest an die Verheißung glaubt, deswegen ständig zusammenbleibt und einmütig im Gebet verharrt. Die christliche Kunst aller Zeiten hat daraus ein eindrucksvolles Bild geprägt, wie die Apostel mit Maria, der Mutter Jesu, meist in einem engen Kreis, miteinander offen sind für das Kommen des Gottesgeistes, ihn betend erwarten, betend mit nach oben ausgestreckten Armen. Dies gehört ganz elementar zum Verständnis der nun sich stärker herausbildenden Gemeinschaft, dass sie im gemeinsamen Gebet verharren und sich bewusst sind, dass sie aus sich selbst nicht vollendet sind, vielmehr ihre Treue zum Herrn und besonders auch für ihre Sendung „bis an die Grenzen der Erde" den Beistand des Vaters brauchen. Kirche ist darum immer ein Geschöpf des Geistes, nicht zuerst unserer Veranstaltung allein. Es ist verräterisch, wenn wir von Kirche sprechen, man aber im Endeffekt nur Funktionen, Strukturen und Organisationselemente im Blick hat. Auch ein zu großes Interesse an Personen kann Kirche verdecken und entstellen.

In diese Situation gehört nun das Pfingstereignis. Die drei auffallenden Subjekte sind das „Brausen", die „Zungen" und die „Erfüllung aller mit dem Geist". Der Heilige Geist kommt unter dem Brausen und mit den Zungen über die Gemeinschaft. Das Brausen kommt plötzlich, lässt sich also nicht erklären, ähnelt am ehesten noch einem „daherkommenden, heftigen Wind". Das tosende Geräusch erfüllt das Haus, in dem die Gemeinschaft weilt. Die einzelnen „Zungen" lassen sich auf jeden der Anwesenden nieder. Die Bestimmung „wie von Feuer" unterstreicht den rätselhaft-geheimnisvollen Charakter der Zungen. In der Sprache von damals bricht damit eine ganz neue Zeit an. Es sind apokalyptische Bilder. Mit den Zungen kommt die von Jesus verheißene Geistgabe (vgl. Lk 24,49; Apg 1,5). Die Apostelgeschichte spricht von der „Ausgießung des Geistes" (vgl. 2, 17.18.33), eine Redeweise, dass der Gottesgeist als Gabe für die Gläubigen bestimmt ist. (vgl. Apg 10,45; Tit 3,6; Röm 5,5)

Die Wirkung des Geistempfangs auf die Jünger hat zur Folge, dass sie „begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab." (Apg 2,4) Das bisher Erzählte betrifft streng die Gemeinschaft der Jünger, die „alle" den Geist empfingen. Jetzt kommt es auf die Wirkung an: „In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Und als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden." (Apg 2,5f) Es geht also nicht so sehr um die neue Begeisterung des Redens, das verzückte Reden, die so genannte Glossolalie, sondern um die Gabe, auch anderen Völkerschaften verstehbar die Großtaten Gottes zu verkündigen. Die Leute „gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?" (Apg 2,7f) Das Pfingstwunder befähigt zu jenem weltweiten Zeugnis, zu dem der zum Vater entrückte Kyrios sie aufforderte. Die so genannte Völkertafel (vgl. 2,9ff) umfasst nach Ansicht des Erzählers alle Völker der Erde. Es sind vor allem Diasporajuden, die die Weltvölker repräsentieren. Die Kirche ist zu allen Menschen gesendet. Das Evangelium Jesu Christi ist in alle Sprachen übersetzbar und in allen verstehbar. Das Sprachenwunder ist nicht ein besonderes Spektakel in sich selbst, ein zu bestaunendes Mirakel, wie es manchmal in den so genannten Pfingstkirchen und charismatischen Gemeinschaften von heute verstanden wird. Es wird hier ganz der missionarischen Verkündigung „bis an die Grenzen der Erde" untergeordnet. Die Sprachenvielfalt ist kein Hindernis für die Botschaft Jesu zu allen Menschen (vgl. Mt 28,16-20). Die babylonische Verwirrung menschlicher Sprache (vgl. Gen 11,1-9) wird zwar in der Vielfalt menschlicher Rede nicht aufgehoben, aber sie kann durch die Befähigung des Gottesgeistes überbrückt werden.

Dies ist ein ganz wichtiges Bild für die Sendung der Kirche. Es ist zunächst entscheidend, dass die Apostel mit Maria zusammenbleiben. Kirche braucht immer diese unverbrüchliche Gemeinschaft der ihr angehörenden Menschen. Aber sie verschließt sich nicht in sich selbst. Sie verkapselt sich nicht in ihren eigenen Nischen. Sie wird wirklich hinaus in alle Welt gesandt. Es ist ihr auch verheißen, dass sie alle Barrieren der Sprache und damit auch der Milieus überwinden kann. Schließlich wird, wiederum im Blick auf die weltweite Verkündigung gesagt, dass die Jünger „Gottes große Taten verkünden" (Apg 2,11). Das Sprechen von den Großtaten Gottes ist ein geisterfüllt-begeistertes Reden. Es ist immer auch ein menschlich-lebendiges Zeugnis, das den Einsatz der beteiligten Personen erfordert, nicht bloß ein von oben kommendes Wunder. Dazu gehören auch die vielen Übersetzungen der Heiligen Schrift bis zum heutigen Tag. Kein anderes Buch ist in fast alle Menschensprachen übersetzt wie das Buch der Bücher. Es gibt eben keine einzige heilige Sprache. Das Wort Gottes ist durchlässig für alle Sprachen und Dialekte der Welt.

Die Menschen sind verwirrt. Sie können das Gesehene und Gehörte nicht so leicht deuten. Die einen staunen, die anderen machen Witze: „Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken." (Apg 2,12f) So ist es auch noch heute mit der Botschaft des Evangeliums.

Die Jünger aber haben bei aller Bestürzung über das Geschehen verstanden, worum es geht. Denn Petrus hält sofort die erste große Predigt: „Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt Ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie Ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen; sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch, Eure Söhne und Eure Töchter werden Propheten sein, Eure jungen Männer werden Visionen haben, und Eure Alten werden Träume haben." (Apg 2, 14-17)

Die ganze Zeit zwischen Ostern und Pfingsten ist eine einzige große Einübung in das Kirchewerden. In den Erscheinungen Jesu ereignet sich zugleich konkrete Beauftragung. Das neue Verständnis der Schrift und das eucharistische Mahl mit Jesus sind dabei mit der Taufe als Voraussetzung die tragenden Bauelemente. Hinzu kommen die Vertiefung der Unterweisung der Jünger, sozusagen ihre neue Fortbildung nach Ostern und der so genannte Missionsbefehl. Lukas setzt hier noch einen besonderen Akzent. Für ihn ist die Kirche erst in dem Augenblick ganz Wirklichkeit, da in der Kraft des Pfingstgeistes durch die Predigt der Apostel das Gottesvolk weltweit angesprochen und gesammelt werden kann. Der Jüngerkreis stellt zeichenhaft dar, was die Kirche sein wird. Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche. Darum feiern wir das Pfingstfest als tiefste Folge der Auferstehung Jesu. Lukas, der vielleicht am meisten über die Jesuszeit hinaus in die Zukunft blickt, eröffnet damit die Zeit der Kirche, die bis heute reicht. Amen.

(MBN)