Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Berichte
Mainz. Die Situation der Menschen in Zimbabwe war zentrales Thema des traditionellen Treffens von Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, mit Missionaren aus der Diözese auf Heimaturlaub am Montag, 11. August, im Erbacher Hof in Mainz. „Man wundert sich, wie tief Zimbabwe wirtschaftlich noch sinken kann. Und man wundert sich auch, wie die Menschen existieren", sagte Pater Eberhard Fuhge SJ, der seit 1967 in Zimbabwe lebt und in der Kutama Mission in Norton tätig ist.
Pater Fuhge berichtete weiter, dass sich die kirchlichen Einrichtungen „nur noch mit Hilfe von außen über Wasser halten könnten". „Man muss ausländisches Geld haben", sagte er. Leider hätten die Menschen im Zimbabwe aufgrund des täglichen Überlebenskampfes „wenig Zeit für Kirche", deswegen sei die seelsorgerische Arbeit nicht immer einfach. Rund zehn Prozent der elf Millionen Einwohner Zimbabwes seien katholisch.
Auch Schwester Xaveria Bachmann CJ, die bis 2003 in Zimbabwe tätig war, berichtete über die Situation in dem südafrikanischen Land. Neben Gewalt, Hunger und Terror sei vor allem Aids die „Geißel des Landes", rund 24 Prozent der Bevölkerung seien davon betroffen. Auch sie bestätigte, dass die Einrichtungen ihres Ordens nur mit der Hilfe von ausländischen Spenden überleben könnten. Eines ihrer Anliegen sei es, vor allem jungen Frauen eine gute Ausbildung zu geben. „Trotz der Situation im Land ist es erstaunlich, was doch noch alles möglich ist", sagte Schwester Xaveria. Schwester Alexandra Beck, die seit 1970 in Südafrika arbeitet, berichtete, dass man in Südafrika „große Angst" vor der Situation in Zimbabwe habe - vor allem hinsichtlich der Flüchtlingsströme.
An dem jährlich stattfinden Treffen nahmen insgesamt sieben Missionarinnen und Missionare teil, die sich zurzeit in Deutschland aufhalten. Neben Pater Fuhge, Schwester Xaveria und Schwester Alexandra kamen noch Pfarrer Alfonso Blumenfeld, Brasilien, Pfarrer Erich Nußbickel, Südkorea, Schwester Maria Weis, Burkina Faso, und Pater Martin Lenk SJ, Dominikanische Republik, die auch über ihre Arbeit berichteten. Zurzeit sind insgesamt 55 Ordensleute, Weltpriester und Diakone aus dem Bistum Mainz in der Mission tätig.
Alois Bauer vom Referat Gerechtigkeit und Frieden/Weltmission hatte die Gesprächsteilnehmer zu Beginn begrüßt. Die Berichte der Missionare seien „das Fenster zur Weltkirche", durch das die Diözese Mainz die Realität der Weltkirche kennen lernen könne. Auch Kardinal Lehmann dankte den Missionaren für ihren Dienst; man werde die Weltkirche auch weiterhin nicht nur finanziell, sondern auch mit Gebet und Gottesdienst unterstützen, sagte er. Zudem informierte Lehmann die Missionare über die derzeitige Situation des Bistums Mainz.
Hinweis: Nähere Informationen zu den einzelnen Missionaren bei der Missio Diözesanstelle oder beim Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-269/-270, E-Mail: weltmission@bistum-mainz.de
am (MBN)
Mainz. Die Bücherei am Dom in Mainz feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Sie war am 25. April 1988 in ihren neuen Räumen im Bildungszentrum Erbacher Hof durch Weihbischof Wolfgang Rolly eröffnet worden. Im Rahmen eines Festes am Donnerstag, 14. August, ab 17.30 Uhr werden unter anderen der Rezitator und Musiker Oliver Steller, Köln, der Kabarettist Thomas Klumb, Mainz, sowie die Pop- und Folklore-Gruppe des Willigis-Gymnasiums Mainz auftreten. Im Interview äußert sich der Leiter der katholischen Büchereiarbeit im Bistum Mainz, Ordinariatsrat Horst Patenge, zum Jubiläum.
MBN: Was ist die Aufgabe der Bücherei am Dom?
Horst Patenge: Die Bücherei am Dom ist 1988 als Zentralbücherei des Bistums gegründet worden. Sie stellt den 170 Büchereien des Bistums für jeweils drei Monate Sortimente von 100 bis 500 Bücher zur Verfügung. EDV-gesteuert wandern jährlich etwa 120.000 Bücher zwischen den Büchereien hin und her. Auf diese Weise haben auch kleine und mittelgroße Büchereien einen ständig erneuerten und abwechlungsreichen Bestand.
MBN: Wer besucht die Bücherei am Dom?
Patenge: Neben den Büchereiteams aus dem Bistum und vielen Einzellesern aus dem Stadtgebiet Mainz kommen vor allem Menschen zu uns, die sich für Leseförderung einsetzen. Allein 70 Vorleserinnen und Vorleser versorgen sich hier für ihren regelmäßigen Einsatz in Mainzer Kindertagesstätten. Etwa die Hälfte unserer 50 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befasst sich mit der Planung von literarischen Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene. Beispiele sind das Mainzer Literaturschiff, das Literatur-Bistro, die Veranstaltungsreihe „Wein und Wörter" oder die Aktionen zum bundesweiten Vorlesetag.
MBN: Wie ist die Büchereiarbeit im Bistum Mainz strukturiert?
Patenge: Die Bücherei am Dom arbeitet eng mit der Fachstelle für Büchereiarbeit der Diözese Mainz zusammen. Diese Abteilung des Bischöflichen Ordinariats ist für die Beratung und Finanzierung der 170 Büchereien im Bistum zuständig. Viele dieser Büchereien sind für ihre Gemeinden zu literarisch-kulturellen Zentren geworden. Sie sind regelmäßig geöffnet, für jeden zugänglich und tragen mit einer Fülle von Veranstaltungen zum Gemeindeleben bei. Nach wie vor stellen Kinder etwa 50 Prozent der Gesamtleserschaft. Bistumsweit nutzen rund 50.000 Menschen jährlich die Büchereien.
Hinweis: www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit
am (MBN)
Worms. In Worms-Abenheim ist mit der Pfarrstiftung „St. Michaels-Kapelle auf dem Klausenberg" bereits die dreizehnte Unterstiftung der Bonifatius-Stiftung gegründet worden. Das Stiftungskapital der Pfarreien-Stiftung für das Bistum Mainz beläuft sich auf inzwischen rund 1,5 Millionen Euro. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, überreichte bei einem Festgottesdienst am Sonntag, 10. August, in der Kapelle die Stifterurkunde an den Abenheimer Pfarrer Gottfried Marek und den stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Jakob Hemer, von dem die Initiative für die Stiftung ausging.
Giebelmann bezeichnete die St. Michaels-Kapelle in seiner Predigt als „weithin sichtbares Glaubenszeugnis unserer Zeit, da eine Kapelle auch immer ein Stück Glaubens- und Kirchengeschichte ist". Die Gründung einer Stiftung sei „ein Weg in die richtige Richtung", sagte der Generalvikar, „denn wer eine Stiftung gründet, glaubt auch an die Zukunft der Kapelle". Wörtlich sagte er: „Wir übergeben den kommenden Generationen, was wir haben, und vertrauen darauf, dass auch die künftigen Generationen hierher zum Gebet kommen." Giebelmann dankte allen Spendern, die zur Gründung der Stiftung beigetragen haben und forderte die Bevölkerung zu weiteren Zustiftungen auf. Jakob Hemer sprach von „einem guten Tag für die Kapelle, da wir ein erstes, wichtiges Etappenziel erreicht haben". Die Stiftung sei „ein tragfähiges Fundament, um die St. Michaels-Kapelle auch künftig zu erhalten".
Stiftungszweck der mit 37.165 Euro ausgestatteten Pfarrstiftung für die St. Michaels-Kapelle sind „Erhaltung und dauerhafter Bestand der Kapelle, einschließlich Außenanlage und Außenbeleuchtung sowie Förderung der liturgischen und musikalischen Nutzung". Die St. Michaels-Kapelle wird erstmals im Jahr 975 urkundlich erwähnt. 1298 ist für den Klausenberg eine Klause belegt, in der Zisterzienserinnen lebten. Im 15. Jahrhundert wurde die Klause zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte ab dem Jahr 1572. Die Kapelle ist das Wahrzeichen von Abenheim und liegt auf dem Klausenberg, der mit 141 Metern höchsten Erhebung der Stadt Worms.
Aufgabe der Bonifatius-Stiftung ist die Förderung und Unterstützung von kirchlichen und pastoralen Zwecken und Initiativen auf der Ebene der Pfarreien im Bistum Mainz. Sie dient als Gemeinschaftsstiftung für Pfarreien und Verbände im Bistum Mainz. Die Bonifatius-Stiftung bietet als Dachstiftung Beratung und Unterstützung bei Vorbereitung und Durchführung von Stiftungsvorhaben bis hin zur vollständigen Stiftungsverwaltung. Die Entscheidung über die Verwendung der Stiftungserträge erfolgt dabei stets durch die Gremien der Unterstiftungen. Die Bonifatius-Stiftung wurde im April 2005 gegründet und mit einem Anfangsvermögen von 30.000 Euro aus Bistumsmitteln ausgestattet. Mittlerweile ist das Stiftungskapital auf rund 1,5 Millionen Euro angewachsen. Aktuell gibt es 13 Unterstiftungen der Bonifatius-Stiftung; fünf Unterstiftungen befinden sich derzeit noch in der Gründungsphase.
Vorstandsvorsitzender der Bonifatius-Stiftung ist der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann; zum Vorstand gehören darüber hinaus als stellvertretender Vorsitzender der Justitiar und Stiftungsbeauftragte des Bistums Mainz, Professor Michael Ling, und Caritasdirektor i.R. Wilhelm Schulze. Vorsitzende des Kuratoriums ist Helga Hammer, Vizepräsidentin a.D. des rheinland-pfälzischen Landtages. Weitere Mitglieder des Kuratoriums sind: Weihbischof Dr. Werner Guballa, Ordinariatsdirektor Eberhard Hüser, der ehemalige Justitiar des Bistums Mainz, Ltd. Rechtsdirektor i.R. Heinz Brauburger, Ute Kipping-Karbach aus Klein-Winternheim, Mitglied des Diözesankirchensteuerrates, und Andreas Roth, Professor für Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Dekanate des Bistums Mainz sind durch drei Vertreter aus den Regionen vertreten: Dekan Januarius Mäurer aus Gießen (Region Oberhessen), Dekan Manfred Simon aus Worms (Region Rheinhessen) und Dekan Erhard Weilbächer aus Dieburg (Region Südhessen).
Hinweis: Geschäftsstelle der Bonifatius-Stiftung, Bettina Kolbe M.A., Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel.: 06131/253-108, Fax: -113, E-Mail: bonifatius-stiftung@bistum-mainz.de, Internet: www.bonifatius-stiftung.de
tob (MBN)
Worms. „Religion hat die Aufgabe zu integrieren und Solidarität und Versöhnung zu schaffen. Das ist die große Chance der Religion in der heutigen Welt." Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Sonntag, 10. August, bei einer Podiumsdiskussion im Rahmenprogramm der Wormser Nibelungenfestspiele. Das Thema der „Theaterbegegnung" im Heylspark am Wormser Dom lautete „Bringt Religion Frieden?". Kardinal Lehmann ist Mitglied des Kuratoriums der Wormser Nibelungenfestspiele.
Ein wichtiges Kriterium für die Ausübung und Verantwortung einer Religion sei die Frage, „ob die Religion die Freiheit des Menschen fördert oder nicht", sagte der Kardinal. Diese Grundfrage müsse gerade in Zeiten einer „Rückkehr des Religiösen" an jede Religion gestellt werden. Eine Religion könne dem Menschen „eine unerschütterliche Zuversicht und festen Halt im Leben geben", sagte der Kardinal. Es sei daher verheerend, wenn Religion in Fanatismus umschlage. Religion dürfe sich niemals instrumentalisieren lassen, sagte Lehmann. An der Diskussion nahmen außerdem der Intendant der Nibelungenfestspiele, Dieter Wedel, der Autor Maxim Biller, der israelische Dramatiker Josjua Sobol, der Journalist Kamran Safiarian und die Musikerin Nadja Benaissa von der Gruppe „No Angels" teil. Moderiert wurde das Gespräch von Hellmuth Karasek, Mitglied im Kuratorium der Nibelungenfestspiele.
tob (MBN)
Gau-Algesheim. Unter Hinweis auf die Olympischen Spiele in Peking und die Kriegshandlungen in Georgien hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, bei der diesjährigen Laurenziwallfahrt in Gau-Algesheim die Gläubigen dazu aufgerufen, sich in der Treue zum eigenen christlichen Glauben für Religionsfreiheit und die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen. Der Pfarrer von Gau-Algesheim, Henning Priesel, hatte schon bei der Begrüßung der rund 3.000 Wallfahrer am Sonntag, 10. August, vor der Kirche St. Laurentius im Stadtteil Laurenziberg diese aktuellen Herausforderungen benannt.
Er sei sicher, sagte Lehmann, „dass wir ein großes Werk tun, wenn wir jedes Jahr diese Wallfahrtstradition weiter pflegen". Natur und Kultur fügten sich auf dem Laurenziberg in einer schönen Landschaft ineinander. An diesem Tag denke er an die Olympischen Spiele, die immer wieder zeigten, dass das Kräftemessen junger Menschen ein Mittel sei, den Frieden zu festigen, auch wenn derzeit in Georgien und in China Gewalt zu beklagen sei.
Zugleich mahnte Kardinal Lehmann die Wallfahrer im Blick auf die traditionelle Segnung der Pferde und anderer Haustiere am Fest des heiliger Laurentius, die Bewahrung der Schöpfung mitzutragen. „Tier und Mensch gehören zusammen", betonte er. Die Tiere seien als Teil der Schöpfung ein Geschenk Gottes und es gelte, behutsam damit umzugehen. Er segnete die Tiere, in der Mehrzahl Pferde und Hunde, und ihre Besitzer und besprengte sie mit Weihwasser.
In diesem Jahr wurde der 1.750. Todestag des heiligen Diakons und Märtyrers Laurentius gefeiert, der aus Spanien stammte und am 10. August 258 in Rom das Martyrium erlitt. Deshalb freue er sich, erklärte Lehmann, dass die Gläubigen in so großer Zahl der Einladung zur Wallfahrt gefolgt seien. Viele waren zu Fuß mit der traditionellen Prozession von der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian Gau-Algesheim oder mit der später gestarteten Fahrrad-Wallfahrt auf den Laurenziberg gekommen. In seiner Predigt zeichnete der Kardinal Laurentius als Vater und Schützer der Armen und Kranken. Der Überlieferung nach hatte der Diakon Laurentius, als der römische Kaiser Valerian, der damals auch Papst Sixtus II. hinrichten ließ, ihn aufforderte, ihm die Schätze der Kirche zu übergeben, den Kirchenbesitz an die Armen und Kranken verteilt, diese zum Kaiser geführt und ihm gesagt: „Dies sind die wahren Schätze der Kirche." Der Kaiser empfand dies als Verhöhnung und ließ ihn daraufhin auf einem Feuerrost grausam foltern und töten.
Laurentius sei ein Vorbild dafür, wie man seiner Überzeugung furchtlos folgt und ihr treu bleibe, erklärte Lehmann. Dies habe nichts mit Sturheit zu tun. Der Heilige könne dazu ermutigen, für Religionsfreiheit einzutreten. Es gelte, im eigenen Leben, Furchtsamkeit und Feigheit zu überwinden. Die Heiligen seien Zeugen dafür, dass man in allen Lebenssituationen und in allen Berufen das Evangelium leben könne. Die wichtige Botschaft des heiligen Laurentius sei es, sich für die Armen der Welt einzusetzen, wie es zum Beispiel durch die kirchlichen Hilfswerke Adveniat oder Misereor geschehe. Lehmann erinnerte daran, dass Laurentius schon bald nach seinem Martyrium eine große Verehrung in Rom und in vielen anderen Ländern erfahren habe. In Rom sei ihm eine der sieben Hauptkirchen geweiht. Auch die Laurentiuskirche in Gau-Algesheim sei eine Frucht dieser großen Verehrung, die sich frühere Generationen zu eigen machten. Die Wallfahrt auf dem Laurenziberg war entstanden, nachdem der 30-jährige Krieg, Pest und Viehseuchen das Land heimgesucht hatten. Bereits 745 wurde auf dem Laurenziberg eine Kirche erwähnt, die als Mutterkirche aller umliegenden Ortschaften galt. Das heutige barocke Kirchengebäude wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet.
Die Eucharistiefeier am Außenaltar der Kirche wurde musikalisch von der Gau-Algesheimer Kirchenmusik und dem Christian Erbach-Chor gestaltet. Als Konzelebranten wirkten neben dem Bischof und Pfarrer Priesel einer seiner Vorgänger, Pfarrer i.R. Ludwig Hellriegel, die Missionsbenediktiner P. Franziskus Köller OSB und P. Phillipp Neri Mauer OSB aus dem benachbarten Kloster Jakobsberg und Diakon Stefan Faust mit. Pfarrer Priesel dankte auch den Gau-Algesheimer Jagdhornbläsern für die Umrahmung der Tiersegnung. Ebenso dankte er dem Radsportverein 1998 e.V. Gau-Algesheim, der erstmals die Radwallfahrt mit organisiert hatte. Der Verein für Briefmarkenkunde 1984 Gau-Algesheim e.V. hatte zum 1.750. Todestag des heiligen Laurentius zusammen mit der Pfarrei einen Tagessonderstempel bei der Deutschen Post beantragt und bot ihn auf einem Schmuckbrief mit Bild der Laurentiuskirche und der Sonderbriefmarke „80. Geburtstag Papst Benedikt XVI." an.
Sk (MBN)
Mainz. Anstelle von Blumen und Kränzen zur Beerdigung des Mainzer Geschäftsmanns Eckart Schneider-Reuter war in der Todesanzeige um eine Spende für die Restaurierung einer Pergament-Handschrift der Mainzer Martinus-Bibliothek gebeten worden. Den Erlös in Höhe von 2.600 Euro haben die Lebensgefährtin des Verstorbenen, Brigitte Goebel, und der Präsident des Rotary-Clubs Mainz-Churmeyntz, Dr. Dieter Gotthardt, zusammen mit Heinz-Gerd Woschek vom Rotary-Club am Mittwoch, 6. August, vor Journalisten in der Mainzer Martinus-Bibliothek an Direktor Dr. Helmut Hinkel übergeben.
Eckart Schneider-Reuter, der ein langjähriger Freund der Martinus-Bibliothek war, war am 17. Mai im Alter von 78 Jahren verstorben. Er war Gründungsmitglied und zeitweise Präsident des Rotary-Clubs Mainz-Churmeyntz. „Er hat die Handschrift vor seinem Tod noch gesehen und sich gewünscht, dass sie durch seine Spende restauriert wird", sagte Hinkel. Restauriert wird eine Pergament-Handschrift aus dem 12. Jahrhundert. Es handelt sich um ein Psalterium aus dem Mainzer Stift St. Peter.
tob (MBN)
Mainz. Eine positive Bilanz der USA-Tournee der Mainzer Domkantorei St. Martin hat der Mainzer Domkapellmeister, Professor Mathias Breitschaft, gezogen. Höhepunkt der Reise sei die Aufführung der Neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven im Rahmen des Blue Lake Fine Arts Camps in Michigan gewesen, an der die Domkantorei mitwirkte. Breitschaft hatte als Dirigent die Einstudierung für Orchester und Chor übernommen. Die Domkantorei war vom 15. bis 25. Juli in den USA; es war die erste Amerika-Tournee des gemischten Erwachsenenchores. Insgesamt nahmen 67 Sängerinnen und Sänger an der Reise teil, neben Mitgliedern der Domkantorei auch zehn Mädchen des Mädchenchores am Dom und St. Quintin sowie sechs Männer des Mainzer Domchores. Breitschaft lobte nicht nur den homogenen Chorklang, der sich rasch während der Tournee entwickelt habe, sondern auch das gute menschliche Miteinander der Gruppe über die verschiedenen Generationen hinweg.
Das Blue Lake Fine Arts Camp ist ein Sommerferienlager, an dem jährlich rund 5.000 Schüler und Studenten teilnehmen. Im Rahmen ihres Aufenthalt erhalten die Teilnehmer Einzelunterricht, spielen in Ensembles und werden beim Üben unterstützt; außerdem gibt es zahlreiche Blasorchester und Jazzbands sowie Chöre und Orchester. Breitschaft war im vergangenen Jahr vom Leiter des Camps, Fritz Stansell, eingeladen worden, Beethovens Neunte Sinfonie einzustudieren. Die Proben mit dem Orchester, das aus den Lehrern des Camps zusammengesetzt war, bezeichnete Breitschaft als „intensiv und erfreulich". Die amerikanischen Musiker habe es fasziniert, wie ein deutscher Musiker Beethoven probe. „In vielen Gesprächen mit den Musikern wurde mir gesagt, dass sie durch unsere gemeinsame Probenarbeit einen tieferen Zugang zur Musik Beethovens bekommen hätten", sagte der Domkapellmeister.
Breitschaft hatte bereits seit der zweiten Juliwoche mit dem Orchester Beethovens Sinfonie einstudiert. Den Chorpart des Musikstückes übernahm die Mainzer Domkantorei gemeinsam mit dem Chor des Camps. Die vom Publikum begeistert aufgenommene Aufführung sei „voller Wärme, Hingabe und Präzision" gewesen, sagte der Domkapellmeister. Auch das A-cappella-Konzert, das die Domkantorei mit Chorstücken aus der deutschen Romantik zwei Tage zuvor gegeben hatte, sei „ein Riesenerfolg" gewesen. Breitschaft lobte insbesondere die konzentrierte Stille des Publikums während des Konzerts.
Dem Auftritt beim Blue Lake Fine Arts Camp schloss sich eine Tournee durch Michigan an. Stationen der Reise waren Konzerte in Saginaw, Frankenmuth (eine von deutschen Auswanderern geprägte Stadt) sowie Chicago. Das Konzert in der Kathedrale St. Mary in Saginaw war von den Barmherzigen Schwestern von Alma organisiert worden. Die Schwestern von Alma - „Religious Sisters of Mercy of Alma" - haben auch im Bistum Mainz in Breuberg eine Niederlassung. Die Chorsängerinnen und Sänger seien insbesondere von der natürlichen Spiritualität der Schwestern beeindruckt gewesen, sagte Breitschaft.
am (MBN)
Vorschau
Mainz. Die Chöre am Mainzer Dom veranstalten am Sonntag, 17. August, von 14.00 bis 20.30 Uhr einen „Tag des offenen Chorhauses". Anlass für den Tag ist das zehnjährige Bestehen des Hauses, das am 28. Mai 1998 durch den Mainzer Bischof Karl Lehmann eröffnet worden war. Interessierte haben dabei nicht nur Gelegenheit, die Räume zu besichtigen, sondern auch an öffentlichen Proben mit Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft und Domkantor Karsten Storck teilzunehmen. Schirmherr des Tages ist Domdekan Prälat Heinz Heckwolf.
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag, 12. August, im Chorhaus unterstrich Heckwolf, dass sich die rund 330 Sängerinnen und Sänger der Domchöre durch ihr großes ehrenamtliches Engagement ihre Räume verdient hätten. Die Proben- und Aufenthaltsräume hätten sich in den vergangenen zehn Jahren bewährt. Er sei auch heute noch froh, dass sich das Mainzer Domkapitel in 1990er Jahren unter dem damaligen Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly zu einem Neubau entschlossen hätte.
Auch Domkapellmeister Breitschaft lobte die guten Arbeits- und Probenbedingungen im Chorhaus am Dom, die zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl der Chöre gefördert habe. Im Chorhaus proben der Mainzer Domchor, der Mädchenchor am Dom und St. Quintin sowie die Domkantorei St. Martin. Er habe in den vergangenen zehn Jahren viel Lob für die Architektur und Akustik des Chorhauses erhalten, sagte Breitschaft. Zweck des „Tags des offenen Chorhauses" sei auch ein „Blick hinter die Kulissen" für Eltern und Interessierte. „Die meisten kennen uns nur durch unsere Auftritte im Dom und in Konzerten. Doch wie unsere tägliche Probenarbeit, unsere Probenmethodik und unsere Wissensvermittlung aussieht, wissen nur wenige. Das möchten wir einmal der Öffentlichkeit vorstellen", sagte Breitschaft.
Neben den öffentlichen Proben der Chöre am Dom gibt es um 18.30 Uhr eine amerikanische Versteigerung sowie zum Abschluss des Tages ein Serenadenkonzert auf dem Leichhof, in dessen Rahmen sich die Chöre am Dom mit einem jeweils zwanzigminütigen Programm vorstellen werden. Neben Führungen durch das Chorhaus werden darüber hinaus unter anderem Spiele für Kinder, eine Fotoausstellung sowie eine Domführung angeboten. Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt sein.
am (MBN)
Speyer. Die Mainzer Domkantorei St. Martin tritt unter der Leitung des Mainzer Domkapellmeisters Professor Mathias Breitschaft am Freitag, 22. August, um 20.00 Uhr im Speyrer Dom auf. Das Konzert findet im Rahmen der Internationalen Musiktage im Dom zu Speyer statt. Auf dem Konzertprogramm stehen Werke der Renaissance, Romantik und des 20. Jahrhunderts; zudem wird der Speyrer Domkapellemeister Professor Leo Krämer auf der Orgel des Speyrer Doms zu hören sein.
Hinweis: www.dommusik-speyer.de
am (MBN)
Personalie
Mainz. Die Versammlung der Katholischen Fachhochschule (KFH) Mainz hat Professor Peter Orth aus dem Fachbereich Praktische Theologie zum neuen Rektor gewählt. Das hat die KFH am Mittwoch, 6. August, bekannt gegeben. Zur Prorektorin wurde Professorin Ruth Remmel-Faßbender vom Fachbereich Soziale Arbeit gewählt. Die dreijährige Amtsperiode der neuen Leitung beginnt am 1. September 2008.
Orth lehrt seit 1996 Religionspädagogik an der KFH. Er löst Professor Peter Löcherbach ab, der nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidierte. Remmel-Faßbender lehrt seit 1994 an der KFH Interventionslehre der Sozialen Arbeit. Sie ist die Nachfolgerin von Professorin Susanne Schewior-Popp, die ebenfalls nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidierte.
tob (MBN)
Neuerscheinung
Mainz. Das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulusjahr ist Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (2/2008) der Zeitschrift „Religionsunterricht heute". Das am 28. Juni eröffnete Paulus-Jahr dauert bis zum 29. Juni 2009. „RU heute" ist eine kostenlose Publikation des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz für die Religionslehrerinnen und -lehrer im Bistum Mainz. Die Schriftleitung liegt bei Professor Clauß Peter Sajak.
In seinem Geleitwort zur aktuellen Ausgabe schreibt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann: „Dieses Heft der Zeitschrift RU heute beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven das Leben und Wirken des heiligen Paulus und gibt so Anregungen, wie wir an unseren Orten heute Zeugnis geben können für die Botschaft des Evangeliums. Es ergänzt auf diese Weise die zahlreichen Angebote und Informationen, Hinweis und Arbeitshilfen, die wir von Seiten der Bischofskonferenz, aber auch von unterschiedlichen katechetischen Einrichtungen der Kirche bereithalten, erst recht der wissenschaftlichen Theologie."
Hinweise:
tob (MBN)
Dokumentation
Freiburg. Anlässlich des 70. Geburtstages des Freiburger Erzbischofs, Dr. Robert Zollitsch, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am 9. August 2008 im Freiburger Münster die Predigt gehalten. Themen der Predigt waren das Leben und Wirken des Erzbischofs sowie der Wahlspruchs Zollitschs „In fidei communione" - „In der Gemeinschaft des Glaubens". Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Kardinals:
An einem 70. Geburtstag wollen wir an erster Stelle Gott danken für das Geschenk unseres Lebens. Nicht zufällig gehören Danken und Denken auch in unserer Sprache eng zusammen. Wenn wir feiern, unterbrechen wir den selbstverständlichen Gang unseres alltäglichen Lebens, halten inne und besinnen uns.
Wir sind dankbar für Leben und Werk, das uns Erzbischof Dr. Robert Zollitsch in diesen 70 Jahren durch Gottes Güte schenken konnte. Es ist ein Leben, das auch in die Geschichte unserer Zeit hineingehört. Als Robert Zollitsch am 9. August 1938 in Filipovo geboren wurde, einem deutschsprachigen Ort in der so genannten Batschka, damals zu Jugoslawien gehörend, heute zwischen Donau und Theiß, zwischen der Zugehörigkeit zu Ungarn und zu Serbien geteilt, brauten sich schon dunkle Gewitter am Himmel zusammen. Bald beginnt der Zweite Weltkrieg. Als Kind hat Robert Zollitsch brutale Besatzung und bittere Not, Willkür, Mord und Totschlag, Flucht und Vertreibung erleben müssen. Die ersten Besatzer sind die Deutschen, bald kommen die Russen, Titos Partisanen wüten auch in Filipovo. Bei einer großen Massenerschießung ist auch der zehn Jahre ältere Bruder Josef unter den Opfern. Robert selbst kommt mit seiner Großmutter und drei Cousinen in das Todeslager Gakovo und muss dort bis zur nahen Todesangst vieles erleben. Schließlich gelingt der Familie im Schutz der Maisfelder die Flucht über die nahe ungarische Grenze. Von dort kommt die Familie über Wien nach Deutschland, zuerst nach Boxberg, zwischen Walldürn und Bad Mergentheim. Gott sei Dank, dass der Vater die Familie wiederfindet. Später lebt die Familie im Mannheimer Stadtteil Rheinau, wo Robert auch im Jahr 1960 das Abitur macht.
Es waren wohl auch diese Erfahrungen, die den jungen Mann bewegen, sich dem Studium der Theologie zuzuwenden und Priester zu werden. Es ist und bleibt ein zentrales Motiv seines Lebens, auf diesem Weg „anderen Menschen zu helfen, im Glauben ein sinnvolles Leben zu finden". Viele Sicherungen unseres Lebens - dies hat Robert Zollitsch als Kind und Jugendlicher erfahren - können schnell zerbrechen. Gott ist ein verlässlicher Grund unseres Lebens. Zügig studiert er in Freiburg und München und wird hier im Münster am 27. Mai 1965 von Erzbischof Dr. Hermann Schäufele zum Priester geweiht. Seine seelsorgliche Tätigkeit beginnt Robert Zollitsch in Mannheim. Sie entfaltet sich jedoch erst so recht in Buchen, wo Robert mit großem Elan auf eine lebendige Gemeinde und eine begeisterte Jugend stößt. Diese Zeit ist wichtig geblieben für sein ganzes Leben. Man darf nicht vergessen, dass in dieser Zeit in der Kirche das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende ging und viel neuen Schwung und frische Begeisterung in die Kirche brachte. In Freiburg hatte man jedoch mit dem jungen Priester noch viel vor. 1967 wird er für fünf Jahre als „Repetitor" an das Theologische Konvikt berufen. Nun ist Robert Zollitsch für lange Zeit in der theologischen Ausbildung der angehenden Priester tätig. Er geht im Jahr 1972 als Dozent an das Priesterseminar in St. Peter. Er erhält im Jahr 1974 den theologischen Doktortitel mit einer Arbeit „Über das Amt und die Funktion des Priesters in den ersten zwei Jahrhunderten". Im selben Jahr wird er Direktor und wird damit für neun Jahre hauptverantwortlich für den Weg der Theologiestudenten, die Priester werden wollen.
Damit hat Robert Zollitsch eine große Verantwortung für das Erzbistum übernommen. Dies gilt für die Beurteilung und endgültige Annahme der Kandidaten für den Dienst im Erzbistum, aber auch für die Studienbegleitung. So lernt er von seinem eigenen Studium her eine ganze Generation künftiger Priester mit ihren jeweiligen Fähigkeiten sehr gut kennen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, als Robert Zollitsch nach fast zehn Jahren des Dienstes als Direktor eine andere Tätigkeit übernimmt. 1983 wird er Domkapitular und übernimmt von seinem Erzbischof die Aufgabe des Personalreferenten. Oskar Saier wusste sehr gut, warum er diese hohe Aufgabe, die zu den wichtigsten Diensten in einem Bistum gehört, Robert Zollitsch überträgt. Dies ist gerade in einem so großen Erzbistum - Freiburg ist inzwischen das zweitgrößte Bistum in Deutschland - eine sehr hohe Vertrauensstellung, die Erzbischof Oskar Robert Zollitsch bewusst einräumt. Von Anfang an geht es Robert Zollitsch nicht nur um Personalverwaltung und Verteilung der verfügbaren Kräfte, sondern er stellt sich mit viel Nüchternheit und Scharfblick die Frage, wie die Seelsorge um die Jahrtausendwende für die Zukunft vorbereitet und strukturiert sein muss. Dadurch lernt er auf hervorragende Weise intensiv das ganze Bistum kennen.
So war es zwar eine Überraschung, aber bei näherem Zusehen legte sich diese Entscheidung auch nahe, dass Robert Zollitsch am 16. Juni 2003 zum Erzbischof von Freiburg ernannt und am 20. Juni 2003 in sein Amt eingeführt wurde. Viereinhalb Jahre später wählen seine Mitbrüder ihn im Februar 2008 zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Jeder Bischof sucht sich für seinen Dienst ein Leitwort, das ihn täglich begleitet. Es ist gewöhnlich eine Wendung aus der Heiligen Schrift. Das Leitwort des neuen Freiburger Erzbischofs heißt „In der Gemeinschaft des Glaubens" (In fidei communione) und stammt aus dem Brief des heiligen Paulus an Philemon. Dieser Brief ist freilich sehr wenig bekannt. Es ist eigentlich der einzige wirklich sehr persönliche Brief des Apostels, in dem er an Philemon, einem Mitarbeiter, einen kurzen Brief schreibt. Es sind nur 25 Verse, sodass wir nur nach Versen, nicht nach Kapiteln zählen. Auch ist es ein ganz persönlicher Anlass: Der Sklave Onesimus war seinem Herrn, nämlich Philemon, entlaufen. Er kam auf seiner Flucht zu Paulus, der im Gefängnis saß, vermutlich in Ephesus. Paulus gewann Onesimus für den christlichen Glauben. Onesimus war gerade in dieser Situation für Paulus sehr nützlich (vgl. die Verse 11 und 20). Der Apostel schickte den Sklaven zu Philemon zurück mit dem Ziel, Philemon sollte ermutigt werden, dem Sklaven zu verzeihen und ihn als Bruder aufzunehmen. Der Brief soll Onesimus vor der sonst üblichen harten Strafe schützen. Philemon soll ihn sogar als Bruder freilassen und im Herrn annehmen. „Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst." (Vers 17) Der Brief ist in vieler Hinsicht trotz seines sehr persönlichen Anlasses wichtig. Wir bekommen z.B. ein bisschen Einblick in eine so genannte Hausgemeinde von damals. Es ist aber auch ein interessantes Beispiel dafür, wie soziale Probleme (Sklaverei) im frühen Christentum erörtert wurden. Es ist weder ein allgemeines Programm noch ein revolutionärer Aufruf, vielmehr ein Versuch miteinander und einvernehmlich zu einer menschlichen Lösung zu kommen.
Was hat diese Situation mit dem Bischöflichen Dienst und besonders mit Robert Zollitsch zu tun? Seelsorge wendet sich zunächst immer einzelnen Menschen zu. Paulus nimmt sich Zeit, um einen Brief in dieser Angelegenheit zu schreiben, wo es „nur" um einen entlaufenen Sklaven handelt. Eigentlich ein klarer Fall! Es gehört wohl von Anfang an zum Menschen, Priester und Erzbischof Robert, die Nöte eines Einzelnen nicht zu übersehen und für ihn zu sorgen. Der Glaube wurzelt zwar im Herzen, darf aber nicht folgenlos bleiben. So heißt es: „Denn ich hörte von deinem Glauben an Jesus, den Herrn, und von deiner Liebe zu allen Heiligen. Ich wünsche, dass unser gemeinsamer Glaube in dir wirkt und du all das Gute in uns erkennst, das auf Christus gerichtet ist". (Vers 5 f.) Der Glaube braucht seine Lebendigkeit, Zeugniskraft und Fruchtbarkeit in den kleinen Lebenskreisen, wie es nun eine Hausgemeinde ist, aber auch in einer größeren Öffentlichkeit. Erzbischof Robert ist es ein tiefes Anliegen, diese Verantwortung des Glaubens auch tatkräftig zu verwirklichen. Es ist vor allem auch der gemeinsame Glaube, der uns zu diesem Einsatz aufruft und in Anspruch nimmt. Der Glaube macht uns gerade auch durch die Gemeinsamkeit stark. Es ist die Gemeinschaft, die „communio", die „koinonia", die uns eine tiefe gemeinsame Bindung verschafft. Diese Gemeinschaft unterscheidet sich von bloßem Interesse oder von einer gemeinsamen Neigung. Dies schafft eine Gemeinschaft eigener Art, die man nicht einfach mit sonstigen Zusammenschlüssen in eins setzen darf. In der alten Welt sah man diese Gemeinschaft gerne auch, soweit man überhaupt vergleichen konnte, in Verbindung mit der Treue von Mann und Frau in der Ehe oder vielleicht auch noch mit der verlässlichen Partnerschaft von Menschen in einem gemeinsamen Unternehmen. Paulus kommt es darauf an, dass diese tiefe Gemeinsamkeit aus dem Glauben alle sonstigen Unterschiede relativiert und überschreitet. Deshalb ist auch diese Gemeinsamkeit nicht nur ein allgemeines Anteilhaben und Anteilgeben am Glauben, sondern dies vollzieht sich vor allem konkret in der Kirche. So soll es aus der Tiefe des Glaubens heraus weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau geben, wenn man darunter Unterschiede versteht, die eine grundlegende Ungleichheit mit sich bringen (vgl. Gal 3,28; 1 Kor 12,13; Kol 3,11). Robert Zollitsch weiß durch viele Erfahrungen in seiner Familie, in der konkreten kirchlichen Gemeinschaft, in den geistlichen Bewegungen, aber auch in der Weltkirche um diese mächtige Kraft des Glaubens, Unterschieden, die trennen, nicht das letzte Wort zu lassen. Dies gilt auch für das ökumenische Miteinander, ja sogar für das Gespräch mit den nichtchristlichen Religionen.
Noch vieles wäre zu dem kleinen Brief zu sagen, den Paulus entweder um 55 in Ephesus oder auch bald nach dem Jahr 60 in Rom geschrieben hat. Trotz der Kürze und Knappheit hat er uns viel zu sagen. Es ist jetzt auch deutlicher geworden, wie sehr dieses kleine Wort „In der Gemeinschaft des Glaubens" uns und Erzbischof Robert in den großen und kleinen Aufgaben des Alltags stützt. Wir wissen, dass wir nicht allein sind, der Herr bei uns ist und wir auch durch Glaube, Hoffnung und Liebe einander Halt gewähren. Dies wollen wir am heutigen Tag dem Menschen, Priester und Erzbischof Robert, besonders aber auch dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz wünschen und versprechen: Herzlichen Dank für den bisherigen Dienst, nicht zuletzt in den 70 Jahren an verschiedenen Stellen, und Gottes reichen Segen für Leib und Seele in der künftigen, noch größeren Verantwortung. Amen.
(MBN)