Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 34

10. September 2008

Bensheim, 8.9.2008: Die Festansprache hielt die Dezernentin für Schulen und Hochschulen des Bistums Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak (c) Bistum Mainz / Matschak
Bensheim, 8.9.2008: Die Festansprache hielt die Dezernentin für Schulen und Hochschulen des Bistums Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak
Datum:
Mi. 10. Sept. 2008
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel.: 06131/253-128 oder 129,
Fax: 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • 150 Jahre Liebfrauenschule in Bensheim  
  • Erweiterungsbau der St. Marien-Schule eingeweiht  
  • Polnische Ghetto- und KZ-Überlebende zu Gast  
  • Zweite "Nacht der offenen Kirchen" in Mainz  
  • Sternsinger sammeln 1,3 Millionen Euro  
  • Neue Internetseite der Stiftung Weltkirche  
  • Titularbistum Taborenta wieder vergeben

Personalie

  • Thomas Domnick wird Diözesancaritasdirektor  

Vorschau

  • Neunte "katholische" Woche auf der LGS in Bingen
  • Orgelmatineen im Mainzer Dom (bis 27.9.)  
  • Vorstellung des Liber Ordinarius des Doms (12.9.)  
  • 30 Jahre Chagall-Fenster in Mainz (ab 14.9.)  
  • Bundesweiter Tag des offenen Denkmals (14.9.)  
  • "Zivile Konfliktberatung Rhein-Main" (19.9.)  
  • Prominente lesen aus der Bibel (20.9.)

Dokumentation

  • Delp-Predigt von Kardinal Lehmann  
  • Lehmann predigte in Königgrätz

Berichte

Lehmann: „Kirche hat Pionierarbeit geleistet"

Festakt und Gottesdienst anlässlich 150 Jahre Liebfrauenschule in Bensheim

Bensheim. Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, hat die Gründung der Liebfrauenschule in Bensheim vor 150 Jahren als „Pionierarbeit der Kirche" bezeichnet. Die Schwesterngemeinschaft der Maria Ward-Schwestern habe hier in besonderem Maße Mädchen und jungen Frauen „Teilhabe an Bildung" ermöglicht. Lehmann äußerte sich anlässlich eines Festgottesdienstes zum 150-jährigen Bestehen der Liebfrauenschule in Bensheim am Montag, 8. September. Der Gottesdienst fand in der Pfarrkirche St. Georg in Bensheim statt.

Lehmann dankte den Maria Ward-Schwestern (Congegratio Jesu), die „durch manche schwierige Geschichte hindurch" die Schule gehalten hätten. Der Kardinal nannte in diesem Zusammenhang vor allem den so genannten „Kulturkampf" im 19. Jahrhundert sowie die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Bezugnehmend auf das Motto der 150-Jahr-Feiern „Leben lernen - Verantwortlich handeln" rief Lehmann die Schülerinnen dazu auf, nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die Gesellschaft zu übernehmen.

Die Liebfrauenschule in Bensheim ist ein Mädchengymnasium, an dem derzeit rund 1.000 Schülerinnen unterrichtet werden. Die Maria Ward-Schwestern hatten die Schule seit 1858 geleitet. Im Jahr 1978 übernahm das Bistum Mainz die Trägerschaft der Schule. Das 150-jährige Bestehen der Schule wird seit Anfang des Jahres mit verschiedenen Veranstaltungen begangen.

Festansprache von Dr. Gertrud Pollak

Beim anschließenden Festakt in der Anne Frank-Halle der Liebfrauenschule unterstrich Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, dass „die Ausformung und Umsetzung" des christlichen Menschenbildes der „entscheidende Auftrag für unsere katholischen Schulen" bleibe. „Wenn gerade Jugendliche ,entwurzelt' werden, also keinen natürlichen Anteil an den geistigen und geistlichen Gütern ihrer Vorfahren erhalten, wenn sie gleichsam abgeschnitten werden vom lebendigen Strom glaubwürdiger Sinnentwürfe, die in gesunder Erziehung und Bildung immer auch Halt in menschlichen Beziehungen anbieten - wenn dieses Erbe verweigert wird, dann kann die jugendlich altersspezifische Zukunftserwartung durchaus in lähmende Zukunftsangst umschlagen", sagte sie.

Gefragt sei eine religiöse Erziehung, die jungen Menschen helfe, „auch in steinigem Boden die religiösen Wurzeln ihrer Vorfahren zu suchen, sich damit auseinander zu setzen und dann selbst zu erleben, dass sie tragen". Gefragt sei eine „geerdete Religiosität", die im „schnelllebigen Wandel unserer Zeit" Bodenhaftung gebe. Weiter sagte sie: „Geerdete Religiosität aber auch in dem Sinn, dass lebendiger Glaube sich zwar am Himmel, also nach ,oben', orientiert, aber in Gott auch die Menschen und die Welt findet und lieben lernt. Im Einsatz für die Menschen, in der sorgfältigen Ausübung des eigenen Berufes, im politischen Mittun und in der Durchdringung aller Lebensbereiche mit den Werten und Forderungen des Evangeliums wird Glaube konkret und Handeln verantwortlich."

Pollak betonte weiter, dass Schule „kein Supermarkt voll bildungsträchtiger Fertigkost" sei; Klassenzimmer seien keine „sterilen Labore", Schülerinnen und Schüler nicht „Kunden oder Experimentiermasse". „Unser christlicher Bildungsanspruch zielt darauf, dass körperlich-seelische Wachstumsprozesse von Kindern und Jugendlichen in angemessener Balance zur intellektuellen Leistungsförderung und zur emotionalen Reifung stehen", sagte sie. Gefragt sei eine „ganzheitliche Bildung". Schule müsse zugleich ein „Haus der offenen Türen" und ein „Ort gesicherter Schutzräume" sein. „Dann können Jugendliche unterscheiden lernen, was aus der unermesslichen Zahl von Möglichkeiten wirklich lebensdienlich ist", sagte sie.

Pollak erinnerte in ihrer Festansprache auch daran, dass die Liebfrauenschule bis 1978 von der Gemeinschaft der Maria Ward-Schwestern getragen bzw. bis 1989 von der Maria Ward-Schwester Hedwig Fritzen geleitet wurde. Mit dem 150-Jahr-Jubiläum feiere man auch „ein Stück Ordensgeschichte", sagte Pollak: „Wir sind froh über die anwesenden Schwestern und gedenken dankbar der vielen Frauen der heutigen Congregatio Jesu, die mit Liebe, Glaube und Verstand hier in Bensheim Mädchenbildung und Mädchenerziehung geprägt haben."

Der Festakt, bei dem auch der Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Wilkes, anwesend war, wurde von verschiedenen Sportgruppen der Schule sowie von einem Streichquartett gestaltet. Zu Beginn des Festaktes hatte die Schulleiterin der Liebfrauenschule, Dr. Barbara Mitterer, die Gäste begrüßt.

Hinweis: Weitere Informationen zu 150 Jahre Liebfrauenschule Bensheim im Internet unter www.lfs.bergstrasse.de  

am (MBN)

 

Erweiterungsbau soll St. Marien-Schule zukunftssicher machen

Giebelmann segnete neue Räume der katholischen Grundschule in Alzey

Mainz. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hat am Freitag, 5. September, im Rahmen einer Feierstunde die neuen Räumlichkeiten der St. Marien-Schule in Alzey eingeweiht und gesegnet. Im Herbst 2007 war mit dem Bau des zweigeschossigen Erweiterungsbaus begonnen worden, der auf rund 200 Quadratmetern Klassen- und Verwaltungsräume sowie einen Mehrzweckraum mit angeschlossener Bibliothek beherbergt. Die Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro werden durch das Bischöfliche Ordinariat, staatliche Zuschüsse und Spenden des Fördervereins der Schule getragen.

Giebelmann sagte in seiner Ansprache, dass die St. Marien-Schule „einen festen Stand im Alzeyer Raum" habe. Er betonte, dass das Bistum Mainz als Träger die Schule mit dem Anbau „zukunftssicher machen will", gerade auch im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des katholischen Kindergartens und „die angedachte, gemeinsame Mensa". Er dankte allen, „die mitgeholfen haben, das Werk zu vollenden, von der Planung bis zur Fertigstellung". Wörtlich sagte er: „Schule und Kirche bilden in Alzey nicht nur räumlich eine Einheit. Die Kinder in der St. Marien-Schule erfahren in der Kirche die Nähe Gottes. Diese Einheit von Schule und Kirche gilt es zu stärken." Und weiter: „Jedes Kind, jeder Junge, jedes Mädchen erfährt hier, dass er, dass sie etwas ganz Besonderes und Einmaliges ist. Gott sagt zu jedem Kind: Ich habe etwas ganz Besonderes mit Dir vor; gerade Dich brauche ich, um in der Welt wirken zu können; gerade durch Dich will ich die Welt ein wenig heller machen."

„Gute Schule braucht die Unterstützung vieler. Das haben wir in Alzey in den letzten Jahren in höchstem Maß erfahren dürfen. Dafür sind wir dankbar", sagte Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz. Pollak bezeichnete den Erweiterungsbau als „Renovierung, die dem Schulleben gut tun wird". Sie verwies auf das „solide christliche Wertgefüge der St. Marien-Schule, bei dem der individuelle Blick auf den Menschen im Mittelpunkt des pädagogischen Programms stehe. „Schon im ersten Satz des Leitbildes, das sich unsere katholischen Grundschulen selbst als Maß erarbeitet haben, heißt es: ‚Der junge Mensch darf darauf vertrauen, in der Einmaligkeit seiner Persönlichkeit, seiner Lebensgeschichte und in seinen Möglichkeiten angenommen und respektiert zu werden.' Ein hohes Ziel, das nur gelingen wird, wenn ‚im Mittelpunkt allen pädagogischen Handelns' - so das Leitbild an anderer Stelle - ‚das Kind als Geschöpf Gottes' steht."

Die kommissarische Leiterin der St. Marien-Schule Alzey, Christa Becker-Schäfer, hatte die Gäste der Feierstunde begrüßt. Der Mehrzweckraum sei „lange ersehnt" gewesen und werde bereits eifrig genutzt, sagte Becker-Schäfer. Der Raum erleichtere nicht nur die pädagogische Arbeit, sondern eröffne auch viele neue Möglichkeiten. An der Einweihung nahmen unter anderen der Finanzdirektor des Bistums Mainz, Thomas Karst, der Baudirektor des Bistums Mainz Johannes Krämer und der Vizepräsident des rheinland-pfälzischen Landtages, Heinz-Hermann Schnabel, teil. Musikalisch wurde die Feier von Schülerinnen und Schülern der St. Marien-Schule gestaltet.

tob (MBN)

 

„Fragt uns, wir sind die Letzten..."

Polnische Ghetto-und KZ-Überlebende sprachen mit Schülern aus dem Bistum Mainz

Höchst/Odenwald. Vom 30. August bis zum 6. September haben sich sechs polnische Ghetto-und KZ-Überlebende in Höchst und Michelstadt mit Schulklassen aus dem Bistum Mainz getroffen, um über ihre persönlichen Erfahrungen in der Zeit des Nationalsozialismus zu sprechen. „Ich hoffe, dass die Welt durch diese Begegnung vielleicht ein bisschen besser wird, wir ein Zeichen setzen und die Jugend den Mut findet, für Frieden und Freundschaft zu kämpfen", erklärte die 85-jährige Zofia Posmysz, die unter anderem das Konzentrationslager überlebte, ihr Anliegen. Alois Bauer, Referent für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum, lädt zusammen mit dem Maximilian-Kolbe-Werk bereits seit 2001 jährlich zu dieser Begegnung ein: „Die Zeitzeugen kommen, um zu erzählen, nicht um anzuklagen. Sie haben eine Mission und möchten der nächsten Generation lebendige Geschichte weitergeben, damit alles dafür getan wird, dass das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät und sich wiederholt. Sie sagen: Fragt uns, wir sind die Letzten, nutzt die Gelegenheit, solange sie noch besteht." Am Montag, 1. September, hatte Domdekan Heinz Heckwolf die Gäste im Namen des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, im Kloster Höchst begrüßt.

50 Schülerinnen der Maria Ward-Schule im Gespräch mit den Zeitzeugen

Die Maria Ward-Schule war im Rahmen der Schulseelsorge bisher jährlich an diesem Projekt beteiligt. Dieses Jahr machten sich 50 Schülerinnen der elften Klasse und der Berufsbildenden Schule Mittwoch, 7. September, auf den Weg ins Kloster Höchst/Odenwald, um mit drei der Zeitzeugen in Kleingruppen ins Gespräch zu kommen. Die Schülerinnen der Mädchenschule aus Mainz hatten sich schon über den Unterricht hinaus auf diese Begegnung vorbereitet, über Maximilian Kolbe gesprochen und sich mit der Thematik auseinandergesetzt. „Wir möchten die Chance nutzen, möglichst viel erfahren und erzählt bekommen", zeigte sich die 16-jährige Barbara interessiert. Vor Ort begrüßten sie die polnischen Gäste mit einer Ansprache und ausgewählten Texten, die die Intention des Treffens noch einmal verdeutlichten. „Ist es nicht besser/immer wieder Zeugnis zu geben/für jede kommende Zeit/zu mahnen wachsam zu sein", heißt es in einem Gedicht von Peter Paul Wiplinger.

Eine authentische Botschaft des Friedens

„Im Mai 1942 kam ich nach Auschwitz. Es ist so lange her, aber ich erinnere mich noch genau. Obwohl ich von diesem Ort gehört hatte, konnte ich mir damals nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden würde als die Tage bei der Gestapo", erzählte Zofia Posmysz. Die erst 18-Jährige wurde von der Gestapo verhaftet, weil sie Flugblätter gegen die deutsche Besatzung in Krakau verteilte. Nach sechs Wochen unter grausamen Haftbedingungen im Montelupi-Gefängnis in Krakau wurde sie nach Auschwitz in das Frauenkonzentrationslager deportiert und musste im Landwirtschaftskommando arbeiten. „Wer Glück hatte, bekam mittags vielleicht eine Kartoffel und ein Stückchen Zuckerrübe. 200 Gramm Brot mussten für Abendessen und Frühstück reichen", erinnerte sie sich. Nachdem sie zweieinhalb Jahre in der Strafkompanie „Budy" und im Stammlager Auschwitz-Birkenau überstand, wurde sie im November 1944 in einem dreitägigen Fußmarsch nach Ravensburg evakuiert. Die Amerikaner befreiten sie schließlich am 2. Mai 1945.

Posmysz erwähnt aber auch Begegnungen mit Deutschen, die ihr in dieser Zeit geholfen haben. Eine deutsche Vorarbeiterin aus Hamburg zum Beispiel, die Aufsicht über die Lagerarbeit führte, habe ihnen die Möglichkeit zur Erholung gegeben: „Wäre sie nicht gewesen, dann hätte ich ‚Budy' vielleicht nicht überlebt." Seit 1945 lebt Zofia Posmysz in Warschau und arbeitete beim polnischen Rundfunk. Ihre traumatischen Erlebnisse verarbeitete sie durch das Schreiben, wie sie selber sagte. Unter anderem in dem Buch „Passagierin", welches verfilmt wurde. Unmittelbar nach dem Krieg besuchte sie mit ihrer Mutter Auschwitz. Seit Jahren ist Zofia Posmysz für die internationale Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz tätig.

Die Schülerinnen zeigten sich nach dem Gespräch sehr beeindruckt, ließen sich sogar Autogramme von Zofia Posmysz geben: „Das ist etwas ganz anderes als in den Geschichtsbüchern, viel einprägsamer und sehr berührend. Man erfährt viel mehr über ein persönliches Schicksal", sagte die 16-jährige Theresa. „Die Schülerinnen sind mit einer so großen Ernsthaftigkeit bei der Sache, man kann Stecknadeln fallen hören", bestätigten die betreuenden Lehrerinnen Ursula Graw und Christine Krüger. Es sei eine ganz authentische Botschaft des Friedens. Die Zeitzeugen würden den Schülern die Befangenheit nehmen sich diesem schwierigen Thema zu nähern.

Auch das Gymnasium Michelstadt, das Elisabeth-Langgässer-Gymnasium Alzey, das Starkenburg-Gymnasium Heppenheim und die GAZ-Schule Reichelsheim nahmen an dem Projekt teil und trafen sich ebenfalls, um Gespräche mit den Zeitzeugen zu führen. Auf dem Programm stand außerdem eine Lesung im Gymnasium Michelstadt aus dem Buch „...ich kann dich nicht vergessen" von Wladyslaw Kozdon. Der Zeitzeuge hat in diesem Buch seine Erinnerungen an das KZ Buchenwald verarbeitet. 1922 wurde er im oberschlesischen Bergwerksrevier geboren. Er verbrachte insgesamt fünf Jahre im Konzentrationslager und verlor Mutter und Vater. Jacek Zieleniewicz, der ebenfalls das Konzentrationslager Auschwitz überlebte, nahm schon zum fünften Mal an der Veranstaltung teil. Trotzdem will er noch mehr Jugendliche erreichen: „In 15 Jahren habe ich über 50.000 jungen Menschen von meinen Erlebnissen erzählt. Ich werde es auch weiter tun, solange wie es noch möglich ist."

Hinweis: Wladyslaw Kozdon:„...ich kann dich nicht vergessen". Erinnerungen an Buchenwald. Herausgegeben von Rohnstock Biografien, Berlin 2006, bearbeitet von Stefan Kappner. Wallstein Verlag GmbH 2007, 126 Seiten, ISBN 978-3-8353-0210-5.

fw (MBN)

 

Zweite „Nacht der offenen Kirchen" in Mainz

15 Mainzer Innenstadtgemeinden boten zu später Stunde ein facettenreiches Programm

Mainz. In der Nacht vom Freitag, 5. September, auf Samstag, 6. September, fand die zweite ökumenische „Nacht der offenen Kirchen" in Mainz statt. „Die schönste Erfahrung war die zufriedene Grundstimmung, die bei den Besuchern herrschte. Die Menschen haben sich auf das Thema Kirche, Raum und auf neue Erfahrungen eingelassen", sagte Pfarrer Michael Baunacke von der Cityseelsorge, Mitveranstalter der Kirchennacht. Er zeigte sich rückblickend sehr zufrieden mit dem Verlauf der „Nacht der offenen Kirchen". Mit großer Wahrscheinlichkeit werde das Projekt in zwei Jahren wiederholt. In den Gästebüchern, die in allen Kirchen auslagen, waren viele begeisterte Einträge zu lesen: „Es ist beeindruckend, wie facettenreich Glaube vermittelt werden kann", hieß es unter anderem.

Zum zentralen Auftakt um 19.30 Uhr in St. Quintin waren alle Kirchenbänke belegt. Der Altarraum, Kirchengewölbe und Orgel waren kunstvoll illuminiert und leuchteten in verschiedenen Farben. Der katholische Dekan Markus Kölzer begrüßte die zahlreichen Besucher und lud ein, alle Stationen dieser Kirchennacht in den Blick zu nehmen. Diese Nacht sei eine Zeit, die Möglichkeit zur Stille, Gebet, aber auch Tanz biete. Das Ensemble „Renaissance Kontinental" stimmte mit seiner Musik auf den Abend ein. Sie verbanden die musikalischen Stile Asiens, Afrikas, Australiens und Europas miteinander. Kurz vor 20.00 Uhr läuteten die Kirchenglocken dann das Programm ein, welches bis Mitternacht andauerte.

„Die Kirchen sollen als geschichtlicher Teil der Stadt wahrgenommen werden. Wir wollen einladen, die historischen Räume auch außerhalb der Erwartungshaltung des Gottesdienstes zu erleben und Annäherung zu schaffen. Gleichzeitig möchten wir zeigen, dass diese Räume mit gegenseitigem Leben erfüllt sind", erklärte Pfarrer Michael Baunacke das Konzept.

In der Ruinenkirche St. Christoph stand das Thema Sinneswahrnehmung im Vordergrund. Die Besucher konnten Texte des bengalischen Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore hören, die durch die Musik eines Sitarspielers unterlegt wurden. Außerdem waren 14 Ölbilder zu spirituellen Themen von Michael Baunacke in der gut besuchten Kirche ausgestellt.

Nicht weit entfernt, im Karmeliterkloster, gab es Live-Musik mit einer Jugendband der Katholischen Jugend aus Mainz-Hechtsheim, die vor allem moderne Kirchenlieder spielte. „Die Musik dort hat uns besonders gut gefallen", erzählten die 13-jährigen Max und Dennis aus der Firmgruppe von St. Bernhard aus Mainz-Bretzenheim. Zur Stärkung gab es dort Waffeln und belegte Brötchen. Seit drei Jahren werden in dem Kloster mittlerweile Jugendgottesdienste von der Katholischen Jugendzentrale Mainz Kooperation mit den Karmelitern angeboten.

Der Dom St. Martin wurde zum Thema „Der Dom ins Licht gesetzt, zum Klingen gebracht" durch Lichtinstallationen in ein anderes Licht getaucht. Die Besucher waren eingeladen, in der gut besuchten Kirche geistlicher Abendmusik zu lauschen. Sänger des Mainzer Domchors, der Domkantorei St. Martin und des Mädchenchors am Dom und St. Quintin waren im Dom verteilt und musizierten zusammen mit der Orgel. „Eine wunderbare Atmosphäre, man kann seine Gedanken treiben lassen. Es ist ein sehr eindrucksvoller Bau", so zwei Besucherinnen.

„Einfach nur Liebe..." hieß es in der evangelischen Christuskirche. Gemeinsam mit dem Evangelischen Stadtjugendpfarramt hatte die Gemeinde mehrere Impulse zum Thema Liebe vorbereitet. Rote Herz-Luftballons schmückten den Innenraum der Kirche. Vor der Kirche lud der „Christusbeach" mit Sonnenschirmen und Liegestühlen zum Verweilen ein.

Auf dem Stephansberg thematisierte die Gemeinde unter dem Motto „Schlaglichter und Lichtzeichen!" die drei Kirchenpatrone Maria von Magdala, Stephanus und Willigis. Ihre Abbildungen wurden in der sonst dunklen Kirche St. Stephan beleuchtet und Texte über ihr Leben und ihre Bedeutung gelesen. Vor der Kirche mit den berühmten Chagallfenstern gab es einen kleinen Umtrunk und die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Um 23.00 Uhr fand im illuminierten und neu renovierten Kreuzgang eine Wasserstrahlperformance der Künstlerin Barbara Beisinghoff statt, begleitet von Improvisationen auf Trompete und Glastrompete. Sie wolle Lichtzeichen schaffen, erklärte die Künstlerin. „Wir verstehen unsere Kirche als einen Ort, an dem auch zeitgenössische Künstler sich zeigen können", sagte der Pfarrer der Gemeinden St. Ignaz und St. Stephan, Stefan Schäfer.

fw (MBN)

 

Sternsinger sammeln im Bistum Mainz 1,3 Millionen Euro

Bundesweit kamen beim Sternsinger-Jubiläum rund 39,7 Millionen Euro zusammen

Mainz/Aachen. Bei der Aktion Dreikönigssingen im Januar dieses Jahres haben Mädchen und Jungen aus 333 beteiligten Pfarreien im Bistum Mainz rund 1,3 Millionen Euro gesammelt. Im Vorjahr waren in der Diözese rund 1,2 Millionen Euro zusammengekommen. Bundesweit sammelten 500.000 Mädchen und Jungen im Rahmen der Aktion rund 39,7 Millionen Euro für benachteiligte Kinder in aller Welt. Im Vergleich zum Vorjahr kamen bei der diesjährigen 50. Aktion Dreikönigssingen rund 800.000 Euro mehr zusammen. Die beteiligten Gruppen in 11.886 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten erzielten damit das zweithöchste Ergebnis seit dem Start der Aktion 1959. Die Sternsinger-Sammlung zum Tsunami 2005 hatte das bislang höchste Ergebnis erbracht.

Die Träger der Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Mit den 39,7 Millionen Euro werden rund 2.700 Projekte für Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt.

am (MBN)

 

Stiftungskapital wächst um 200.000 Euro

Kuratoriumssitzung der Stiftung Weltkirche im Bistum Mainz

Mainz. Das Stiftungskapital der Stiftung Weltkirche im Bistum Mainz ist im vergangenen Jahr von 1,1 Millionen Euro auf 1,3 Millionen Euro gewachsen. Das wurde bei der Kuratoriumssitzung der Stiftung Weltkirche am Mittwoch, 3. September, im Bischöflichen Ordinariat bekannt gegeben. Zudem wurde im Rahmen der Sitzung die neue Internetseite der Stiftung, www.stiftung-weltkirche.de, frei geschaltet.

Die Stiftung Weltkirche im Bistum Mainz wurde am 11. Juni 2007 zur Unterstützung und finanziellen Förderung der kirchlichen Missions-, Entwicklungs- und Friedensarbeit in der Diözese gegründet. Sie versteht sich auch als Dachstiftung für Stiftungen im Bistum Mainz in den Bereichen Mission und Weltkirche; eine Treuhandstiftung ist die Pfarrer Claus Weber-Stiftung.

Dem Kuratorium der Stiftung gehören an: Gerd Krämer, Staatssekretär im Hessischen Sozialministerium (Vorsitzender), Dr. Stephan Hölz, Ministerialdirigent im Hessischen Sozialministerium (Stellvertretender Vorsitzender), Karl-Heinz B. van Lier, Leiter des Bildungswerks Mainz der Konrad-Adenauer-Stiftung, Heinz F. Benner, Staatssekretär a.D., Domkapitular Dr. Peter Hilger, Offizial des Bistums Mainz. Mitglieder des Vorstands der Stiftung Weltkirche sind: Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann (Vorsitzender), Domdekan Prälat Heinz Heckwolf (Stellvertretender Vorsitzender) sowie der Justitiar des Bistums Mainz, Professor Dr. Michael Ling.

Hinweis: Weitere Informationen zu Stiftungen im Bistum Mainz bei der Geschäftstelle Stiftungen im Bischöflichen Ordinariat, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Bettina Kolbe M.A., Tel.: 06131/253-108, Fax: 06131/253-113, E-Mail: bettina.kolbe@bistum-mainz.de, Internet: www.stiftung-weltkirche.de

am (MBN)

 

Titularbistum Taborenta wieder vergeben

Essener Priester erhält ehemaliges Bistum von Weihbischof Wolfgang Rolly

Vatikanstadt/Mainz. Das Titularbistum des am 25. März 2008 im Alter von 80 Jahren verstorbenen Mainzer Weihbischofs Wolfgang Rolly ist jetzt wieder vergeben worden. Am Montag, 8. September, erhielt Prälat Martin Krebs von Papst Benedikt XVI. das Titularbistum Taborenta im heutigen Mauretanien. Der Priester des Bistums Essen war bisher als Nuntiaturrat in Washington tätig und wurde jetzt zum neuen Nuntius in Guinea und Mali im Rang eines Erzbischofs erhoben. Krebs ist damit neben dem Mainzer Diözesanpriester Erzbischof Karl-Josef Rauber, der Nuntius in Belgien und Luxemburg ist, der zweite deutsche Nuntius im aktiven Dienst.

Wolfgang Rolly war von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 Weihbischof im Bistum Mainz. Nach Weihbischof Josef Maria Reuß (1905 bis 1986) war Wolfgang Rolly der zweite Weihbischof des Anfang des 19. Jahrhunderts neu gegründeten Bistums Mainz. Sein Wahlspruch als Bischof lautete „Cum Christo trans muros - Mit Christus über alles Trennende". Einen Tag nach dem Rücktritt von Kardinal Hermann Volk am 27. Dezember 1982 wählte das Mainzer Domkapitel Weihbischof Rolly zum Kapitularvikar. In dieser Funktion leitete er vorübergehend das Bistum Mainz bis zur Bischofsweihe von Karl Lehmann im Oktober 1983.

tob (MBN)

 

Personalie

Thomas Domnick wird Diözesancaritasdirektor

Der 45-Jährige wird Nachfolger von Peter Deinhart, der im April 2009 in Ruhestand geht

Mainz. Der Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, Thomas Domnick, wird neuer Diözesancaritasdirektor im Bistum Mainz. Das hat der Mainzer Weihbischof Dr. Werner Guballa, der Bischofsvikar für die Caritas ist, am Montag, 8. September, bekannt gegeben. Domnick tritt die Nachfolge von Peter Deinhart an, der Ende April 2009 in Ruhestand geht. Der Aufsichtsrat des Diözesancaritasverbandes hatte dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, satzungsgemäß vorgeschlagen, Domnick als neues Mitglied in den Vorstand des Diözesancaritasverbandes zu berufen. Kardinal Lehmann wird Domnick zum 1. Januar 2009 ernennen. Thomas Domnick wird dann gemeinsam mit Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, der auch Diözesancaritasdirektor ist, den Vorstand des Diözesancaritasverbandes für die Diözese Mainz bilden.

Thomas Domnick wurde am 6. März 1963 in Karlsruhe geboren. Nach einer Ausbildung zum Chemielaboranten machte er über den zweiten Bildungsweg Abitur. Er studierte Sozialpädagogik und Pädagogik in Frankfurt und wurde danach Dozent beim Institut für berufsbezogene Information und Schulung in Mainz. Seit 1993 arbeitet er im Bistum Mainz, zunächst als Referent der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) beim Diözesanverband Mainz. 1994 wurde er zum Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz und Leiter des Bischöflichen Jugendamtes gewählt. Seit 2002 ist er Leiter des Referates Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz.

Peter Deinhart wurde am 13. April 1944 in Wölkendorf/Oberfranken geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Würzburg; anschließend Sozialarbeit in Köln. Nach einer Tätigkeit beim Kreisjugendamt Bad Kreuznach im Jahr 1973 kam er 1974 zur Caritas ins Bistum Mainz. Zunächst war er in der Suchtberatung beim Bezirkscaritasverband Mainz tätig. 1978 wurde er Referent für Gefährdeten- und Behindertenhilfe beim Diözesancaritasverband Mainz. Im Jahr 1988 wurde er Abteilungsleiter und 1993 stellvertretender Geschäftsführer beim Diözesancaritasverband. Seit Anfang 2004 ist Deinhart Diözesancaritasdirektor im Bistum Mainz.

tob (MBN)

 

Vorschau

Hildegard-Herbst

Neunte „katholische" Woche auf der Binger Landesgartenschau (15.-21.9.)

Bingen. Unter dem Motto „Hildegard-Herbst" steht die neunte „katholische Woche" vom 15. bis 21. September auf dem Gelände der Kirchen auf der Landesgartenschau (LGS) in Bingen. Gestaltet werden die Veranstaltungen, Gebetszeiten und Gottesdienste von den Pfarrgemeinden Bingen und Bingerbrück, dem Hildegard-Kreis, dem Taizé-Kreis sowie den Orden.

Täglich werden in dieser Woche Hildegard-Miniaturen im Ikonenstil auf dem Kirchengelände hergestellt. Am Mittwoch, 17. September, wird um 20.00 Uhr ein „Lichtergottesdienst" mit Hildegardtexten gefeiert. Am Samstag, 20., und am Sonntag, 21. September, bieten die Messdiener aus Bingen von 13.00 bis 17.00 Uhr ein Kinderprogramm an. Am Samstag ist um 15.00 Uhr wieder das Stelzentheater „Vier Elemente" zu erleben. Ebenfalls am Samstag wird um 20.00 Uhr ein Hildegard-Oratorium in der Alten Wagenausbesserungshalle sowie gegen 22.00 Uhr die Licht und Feuershow der Gruppe „Baila Fuego" zu sehen sein. Der Eucharistiefeier am Sonntag um 12.00 Uhr steht Dompropst Werner Rössel, Trier, vor.

Hinweis: www.lgs-katholisch.de  

am (MBN)

 

Orgelmatineen im Mainzer Dom (bis 27.9.)

Jeweils 12.00 bis 12.30 Uhr / Schönberger, Brenner und Röhm spielen auf der Domorgel

Mainz. Im Mainzer Dom sind seit Samstag, 6. September, wieder die traditionellen Orgelmatineen zu erleben. Am 13., 20. und 27. September spielen von 12.00 bis 12.30 Uhr Lutz Brenner, Bad Ems, Werner Röhm; Gelnhausen, und der Mainzer Domorganist Albert Schönberger an der Mainzer Domorgel; sie werden musikalisch begleitet von Cornelia Sander (Mezzosopran) und Renate Kehr (Flöte). Der Eintritt zu den Matineen ist frei.

am (MBN)

 

Vorstellung des Liber Ordinarius der Mainzer Domkirche (12.9.)

Vortrag von Dompfarrer Franz-Rudolf Weinert / Übergabe an Kardinal Lehmann

Mainz. Der Mainzer Dompfarrer, Dompräbendat Dr. Franz-Rudolf Weinert, wird am Freitag, 12. September, um 16.00 Uhr im Ostchor des Mainzer Domes den Liber Ordinarius der Mainzer Domkirche aus dem 16. Jahrhundert bei einem Vortrag vorstellen. Ein Liber Ordinarius ist ein liturgisches Ordnungsbuch, in dem alle konkreten gottesdienstlichen Vollzüge verzeichnet sind. Der von Weinert herausgegebene Liber Ordinarius erscheint jetzt im A. Francke-Verlag, Tübingen/Basel, in einer kritischen Edition. Außerdem enthält das Buch einen Kommentar von Weinert zu diesem Quellentext, der Einblicke in das gottesdienstliche Leben am Mainzer Dom Anfang des 16. Jahrhunderts gibt.

Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, übernimmt bei der Präsentation die Begrüßung. Nach seinem Vortrag wird Dompfarrer Weinert dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, das erste Exemplar übergeben. Anschließend wird Kardinal Lehmann ein Dankwort sprechen. Die Präsentation ist eine öffentliche Veranstaltung, zu der die Bevölkerung herzlich eingeladen ist.

tob (MBN)

 

30 Jahre Chagall-Fenster in Mainz (ab 14.9.)

Zahlreiche Veranstaltungen in Mainz-St. Stephan und im Landesmuseum

Mainz. Von Sonntag, 14. September, bis Dienstag, 7. Oktober, finden zahlreiche Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Chagall-Fenster in Mainz" statt. Eröffnet wird der Veranstaltungsreigen am Sonntag, 14. September, mit einer Vernissage im Mainzer Landesmuseum unter der Überschrift „Ich bin mit dir" mit Monsignore Klaus Mayer zur Ausstellung „Farblithografien zum Exodus". Die Ausstellung wird bis zum 12. Oktober zu sehen sein. Die Feierlichkeiten werden vom Förderverein Biblische Botschaft Marc Chagall in Mainz e.V. in Kooperation mit der Pfarrgemeinde St. Stephan, dem Landesmuseum Mainz und der Bistumsakademie Erbacher Hof veranstaltet.

Die Veranstaltungen im Einzelnen:

  • Dienstag, 16.9.: Bildbetrachtungen zum Exodus mit Monsignore Klaus Mayer - 18.00 Uhr, Mainz, Landesmuseum
  • Donnerstag, 18.9.: „Die Vision vom Gott der Väter", Vortrag von Monsignore Klaus Mayer - 19.00 Uhr, Mainz, St. Stephan
  • Samstag, 20.9.: Meditation zu den Chagall-Fenstern in St. Stephan (10.00-11.30 Uhr); Eucharistiefeier zum Kirchweihfest in St. Stephan (18.00 Uhr)
  • Sonntag, 21.9.: Festhochamt am Kirchweihfest. Musikalische Gestaltung durch unter anderen den Kirchenchor unter Leitung von Heinz Lamby (11.00 Uhr); Konzert der Gruppe „Voces Cantantes" unter Leitung von Alexander J. Süß mit „Geistlichen Gesängen aus drei Jahrhunderten" (19.00 Uhr)
  • Dienstag, 23.9.: Meditation zu den Chagall-Fenstern in St. Stephan (10.00-11.30 Uhr); Klavierabend mit Seth Weinstein, New York/USA: Weinstein spielt Sonaten von Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart sowie seine „Chagall Suite" (19.30 Uhr im Erbacher Hof)
  • Samstag, 7.10.: Bildbetrachtungen zum Exodus mit Monsignore Klaus Mayer - 18.00 Uhr, Mainz, Landesmuseum

Außerdem ist am Samstag, 20. September, um 21.50 Uhr im SWR-Fernsehen in der Reihe „Schätze des Landes" die Sendung „Die Chagall-Fenster in Mainz" zu sehen.

Die Chagall-Fenster von St. Stephan

Am 10. April 1973 hatte Monsignore Klaus Mayer den Künstler Marc Chagall in einem Brief angefragt, ein Kirchenfenster für die Mainzer Kirche St. Stephan zu schaffen. Der damals bereits 86-jährige Chagall schuf das erste Fenster 1978 zum Thema „Gott der Väter". Es folgten acht weitere Fenster zur biblischen Heilsgeschichte. Nach dem Tod Chagalls (1985) hat der Leiter des Ateliers Jacques Simon in Reims, Charles Marq, der als Glaskünstler die meisten Fensterentwürfe Chagalls umgesetzt hatte, das Werk des großen Künstlers mit zusätzlichen Fenstern fortgesetzt. Bis heute wird Mayer nicht müde, die biblische Botschaft Chagalls zu deuten. Seit 1978 hat er in über 3.000 Meditationen weit über 400.000 Besucher der St. Stephans-Kirche direkt angesprochen.

am (MBN)

 

Bundesweiter Tag des offenen Denkmals (14.9.)

Tag der offenen Dombauhütte am Mainzer Dom (13.9.)

Mainz. Am Sonntag, 14. September, findet unter dem Motto „Vergangenheit aufgedeckt - Archäologie und Bauforschung" der bundesweite „Tag des offenen Denkmals" statt. Auch im Bistum Mainz werden wieder verschiedene Denkmäler für Besucher geöffnet und bieten die Möglichkeit, Denkmalschutz einmal „live" zu erleben.

Das Kloster Engelthal bei Altenstadt/Oberhessen bietet unter anderem Besichtigungen des Klostergeländes von 10.30 bis 16.30 Uhr an. Stündliche Führungen und eine Dokumentation legen ein besonders Augenmerk auf den Neubau der Kreuzgangflügel und erläutern die dort entstandenen archäologischen Ausgrabungen. Die Führung „Natur und Kultur" rund um das Kloster mit Johannes Wilhelm und Dr. Hans-Jörg Wilhelm beginnt um 11.00 Uhr. In der Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen kann der Kreuzgang des ehemaligen Ritterstifts unter der Leitung von Dipl.-Ing. Angelika Reiff besichtigt werden.

Bereits am Samstag, 13. September, bietet der Mainzer Dom zahlreiche Veranstaltungen zum „Tag des offenen Denkmals an." Von 10.00 bis 17.00 Uhr findet in der Grebenstraße 9 in Mainz der „Tag der offenen Dombauhütte" statt. „Wie jedes Jahr haben Besucher bei uns die Möglichkeit, den Handwerkern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu gucken. Kinder dürfen auch mal selbst ausprobieren, wie sich Stein bearbeiten lässt", erklärt der Steinbildhauer Jörg Walter. Erstmals können auch die neuen Räume der Werkstätten besichtigt werden. Um 12.00 Uhr wird im Rahmen der offenen Dombauhütte im Mainzer Dom eine Matinee mit Gesang von Cornelia Sander und Werner Röhr an der Orgel zu hören sein. Um 20.00 Uhr gibt es dann im Kreuzgang des Domes (Eingang Domstraße) eine musikalische Soiree mit dem Mainzer Domchor, dem Mädchenchor am Dom und St. Quintin und den Dombläsern unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft und Domkantor Karsten Storck.

Am Sonntag, 14. September, hält außerdem Ulrich Klein vom Freien Institut für Bauforschung einen Vortrag über die Bauforschung am derzeitigen Sanierungsabschnitt des Domes. Die neuen Werkstätten im Hof der Dombauhütten werden schon am Freitag, 12. September, um 15.00 Uhr in der Grebenstraße 9 durch den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, gesegnet.

Hinweis: Detaillierte Informationen zu den übrigen geöffneten Kirchen im Bistum im Internet unter www.bistum-mainz.dewww.denkmalschutz.de oder unter www.tag-des-offenen-denkmals.de

fw (MBN)

 

„Zusammenleben mit Muslimen" (19.9.)

Treffen der Projektgruppe „Zivile Konfliktberatung Rhein-Main"

Franfurt. Die Projektgruppe „Zivile Konfliktberatung Rhein-Main" lädt am Freitag, 19. September, von 15.00 bis 19.00 Uhr ins Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Frankfurt, Praunheimer Landstraße, zu ihrem nächsten Treffen ein. Im Mittelpunkt des Treffens steht das Thema „Zusammenleben mit Muslimen. Chancen und Grenzen interkultureller Konfliktbearbeitung". Referent ist Torsten Jäger, Geschäftsführer des Interkulturellen Rates. Zudem sind Austausch und Planung zu Informations- und Bildungsveranstaltungen zum Thema „Zivile Konfliktberatung/Ziviler Friedensdienst" vorgesehen. Initiatoren der Projektgruppe sind die Pax Christi-Bistumsstellen Limburg und Mainz, das Friedenspfarramt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie das Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz.

Hinweis: Weitere Informationen beim Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, Alois Bauer, Tel.: 06131/253-263, E-Mail: frieden@bistum-mainz.de oder bei der Pax Christi-Bistumsstelle Limburg, Benita Suwelack, Tel.: 06172/928679, E-Mail: friedensarbeiterin@pax-christi.de

am (MBN)

 

Prominente lesen aus der Bibel (20.9.)

Veranstaltung der Akademie des Klosters Eberbach mit Generalvikar Giebelmann

Eltville. „Prominente lesen aus der Bibel" ist eine Veranstaltung am Samstag, 20. September, im Kloster Eberbach überschrieben, bei der der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, mitwirkt. Giebelmann wird um 14.00 Uhr einen Vortrag halten zum Thema „Die Psalmen - Ratgeber in Freud und Leid". Bei der Veranstaltung wird auch das von Bundestagspräsident Norbert Lammert herausgegebene Buch „So sehe ich die Bibel" vorgestellt, zu dem unter anderen der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, einen persönlichen Beitrag beigesteuert hat. Veranstalter ist die „Academie Kloster Eberbach".

Der Vorsitzende der „Academie Kloster Eberbach" wird den Tag um 9.30 Uhr eröffnen. Um 10.00 Uhr spricht Professor Klaus Berger zum Thema „Wie lese ich die Bibel?". Um 11.00 Uhr und um 14.45 Uhr werden Prominente aus der Bibel lesen und eine Bibelstelle interpretieren. Teilnehmen werden unter anderen der Programmdirektor des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Thomas Bellut, und der Chefwirt der Deutschen Bank, Professor Norbert Walter. Die Schlussbesinnung um 16.30 Uhr übernehmen Pfarrer Dr. Robert Nandkisore aus dem Bistum Limburg und Propst Dr. Sigurd Rink von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

tob (MBN)

 

Dokumentation 

Lehmann: Delp ist kein Mann für das Archiv oder das Museum

Kardinal als Ehrenmitglied in die Alfred Delp-Gesellschaft aufgenommen

Mannheim. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, ist am Donnerstag, 4. September, in Mannheim als drittes Ehrenmitglied in die Alfred Delp-Gesellschaft aufgenommen worden. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft fand bei einem Empfang der Delp-Gesellschaft und des katholischen Stadtdekanates Mannheim im Ignatiussaal in Mannheim statt. Zuvor hatte der Kardinal bei einem Gottesdienst in der Jesuitenkirche eine Delp-Büste des Mainzer Künstlers Karlheinz Oswald gesegnet. Oswald hatte die Büste 1995 zum 50. Todestag von Delp angefertigt. Bislang waren Altbundeskanzler Helmut Kohl und der Bruder von Alfred Delp, Fritz Delp, Ehrenmitglieder der Gesellschaft. Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Kardinals im Wortlaut.

In diesen Jahren haben wir in besonderer Weise große Männer der christlichen Kirchen geehrt, die nach dem 20. Juli 1944, genauer 1945 vor Kriegsende, ihr Leben verloren haben: Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp, die wiederum für manche andere stehen. Wir haben ihren 100. Geburtstag gefeiert: Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren, Alfred Delp erblickte am 15. September 1907 hier in Mannheim das Licht der Welt. Beide stehen heute in unserem Land und auch in der Welt für das „andere" Deutschland. Dietrich Bonhoeffer ist wohl durch seine Tätigkeit außerhalb Deutschlands bekannter geworden. Alfred Delp ist schon früh in Deutschland zu großer Anerkennung gekommen, als nämlich im Jahr 1947 das Buch „Im Angesicht des Todes. Geschrieben zwischen Verhaftung und Hinrichtung 1944-1945" (Frankfurt 1947) erschien, das nun unter dem Titel „Mit gefesselten Händen" in zwölfter Auflage vorliegt (Freiburg i. Br. 2007). Anlässlich der Segnung der Büste von Pater Alfred Delp SJ, gestaltet von Karlheinz Oswald (Mainz), dürfen wir gerade an seinem Geburtsort ein wenig zusammenfassende Rückschau halten auf das Gedenkjahr.

Die heute hochbetagte, in den USA lebende Witwe des kurz vor Kriegsende noch hingerichteten Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945) erinnert sich an Alfred Delp: „Ich sah Pater Delp zum ersten Mal in Kreisau 1942, als er mit anderen unserer Freunde zu einer Besprechung auf ein langes Wochenende zu uns kam ... Er war jugendlich und feurig, ja, er erschien von allen der Jüngste, er war heiter und lebensfroh. Der entschlossene Ernst, der seinen Charakter bestimmte, verschwand hinter der Wärme und Freundlichkeit seines Wesens, die allen menschlichen Belangen voll zugewandt waren." (Kämpfer, Beter, Zeuge, 3. Aufl. 1978, 111) So haben ihn viele gesehen und viele erlebt. Seine viel gelesenen Aufzeichnungen „Im Angesicht des Todes", die während der Haftzeit als Kassiber das Gefängnis verlassen hatten, haben nach der Katastrophe unserem Volk geholfen, sich dem unfasslichen Geschehen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu stellen und haben auch den Jüngeren viele Anregungen gegeben, sich auf einen anderen Weg auszurichten, und haben viel Mut gemacht zu einem radikalen Neubeginn.

Einige wenige Stichworte zu seinem Leben: Am 15. September 1907 wurde er in Mannheim geboren und katholisch getauft. Der Vater bestand aber für ihn und die fünf nachfolgenden Geschwister auf einer evangelischen Erziehung. In der Vorbereitung auf die Konfirmation entschied sich Alfred Delp 1921 selbst für die katholische Kirche. Seine Eltern wohnten an der heutigen hessisch/baden-württembergischen Grenze in Hüttenfeld und später in Lampertheim. 1922 trat er in das Bischöfliche Konvikt in Dieburg ein, wo er bis zum Abitur (1926) blieb. Dort hat ihn auch der aus der Jugendbewegung kommende Verband Neudeutschland geprägt.

Die Hälfte seines Lebens verbrachte er also im Bistum Mainz. Er trat 1926 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte in Pullach, Valkenburg (Holland) und St. Georgen/Frankfurt. Die Priesterweihe erhielt er 1937, also vor 71 Jahren, in St. Michael/München. Aufsehen erregte seine Auseinandersetzung mit Martin Heideggers „Tragische Existenz" (1935). Schließlich wurde er Mitarbeiter in der Redaktion der Monatszeitschrift „Stimmen der Zeit" in München (1939). Er arbeitete auch in der überdiözesanen Arbeitsstelle für Männerseelsorge - damals schon in Fulda - mit. 1941 wurde er Rektor der St. Georgskirche in München-Bogenhausen. (Im Übrigen: Zehn Jahre später ist dort der junge Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., Kaplan.)

Ab Sommer/Herbst 1942 erhält er Kontakt zur Widerstandsgruppe, die später „Kreisauer Kreis" genannt wird. Er wird schließlich am 28. Juli 1944 durch die Gestapo verhaftet, schließlich nach Berlin überstellt (6./7. August 1944), verschärften Verhören ausgesetzt, im September in die Haftanstalt Berlin-Tegel verlegt, legt am 8. Dezember 1944 im Gefängnis die Professgelübde ab und wird nach dem Prozess vor dem Volksgerichtshof (9. bis 11. Januar) wegen Hoch- und Landesverrat zum Tod verurteilt. Am 31. Januar wird er in das Hinrichtungsgefängnis Berlin-Plötzensee überführt und am 2. Februar 1945 dort am Galgen hingerichtet. Ein Grab gibt es nicht. Die Hingerichteten wurden auf Anordnung Heinrich Himmlers verbrannt und die Asche auf den Rieselfeldern bei Berlin ausgestreut.

Alfred Delp war ein leidenschaftlicher und - wie schon Gräfin von Moltke sagte - feuriger Kopf, lebensfroh und doch auch von tiefem Ernst. Es fiel ihm nicht immer leicht, sich in die Gemeinschaft des Ordens und seiner Ausbildung einzufügen. Das philosophische Studium, so schwer er es damit auch hatte, vor allem aber Heideggers, hat ihn über seine Spontaneität und die Zeitprobleme hinausgeführt und zu einer prinzipiellen Denkweise gebracht. Das unmittelbar zupackende Naturell Delps führte auch dazu, dass er sich manchmal zu rasch ein Urteil bildete, sich korrigieren und auch entschuldigen musste. Das Studium tat ihm gut. Die publizistische Arbeit auf der Schwelle zwischen Grundsatzfragen und aktuell-konkreten Problemen bei den „Stimmen der Zeit" lag ihm ganz besonders. Schließlich stieß Alfred Delp auf den Kreisauer Kreis, wo es um Überlegungen für eine Neuordnung Deutschlands nach dem Krieg ging. Diese Mitarbeit wurde zum Anlass, dass Alfred Delp Opfer des Henkers wurde.

Die Monate in Berlin 1944/45 stellen nach dem Urteil vieler einen großen Wandel mit ihm dar: „Eine Reifung, die mitzuverfolgen unter die Haut geht. Isolationshaft, Folter, Hunger veränderten Delp. Es war eine erzwungene, keine selbst gewählte Wandlung - sie beeindruckt gerade auch junge Menschen." (A. R. Batlogg SJ) Der temperamentvolle, impulsive Mensch hat sich sehr gewandelt. Die Meditationen aus dem Gefängnis, gerade auch in der Advents- und Weihnachtszeit, offenbaren eine sehr große spirituelle Tiefe und Originalität. Man liest sie heute noch wie gestern. Ich denke etwa an die Betrachtung zum Dreikönigsfest 1945, also wenige Tage vor dem Prozess (Mit gefesselten Händen, 112-122). Delp machte sich nichts vor über sein Schicksal, wenn er auch bis zuletzt hoffte. Aber der Hass Freislers richtete sich grundlegend auf einen Mann der Kirche, einen Priester und besonders einen Jesuiten.

In der Zeit der Haft hat er sich nie in sein eigenes Schicksal eingeschlossen. Seine „Reflexionen über die Zukunft" aus Berlin verraten auch in ihren kritischen und skeptischen Betrachtungen über die Geschichte, den Humanismus oder das Schicksal der Kirchen eine größere Sorge, eine bange Ungewissheit vor dem, was werden wird. Hier zeigt sich, dass Delp bereit war, sich selbst zu vergessen, um dem Ernst gegenüber den größeren Aufgaben der Zeit vor aller persönlichen Sorge den ersten Platz einzuräumen. Auch die Haft, der Prozess und die Verurteilung minderten Alfred Delps Sorge um die Zukunft von Welt und Kirche nicht.

Heute wissen wir, in welch tiefer Weise Pater Alfred Delp in seiner Mitarbeit beim Kreisauer Kreis sehr konkret an die Zukunft Deutschlands dachte. Zwar hat man bis heute ein wichtiges Manuskript „Dritte Idee" (etwa 80 Seiten) nicht mehr gefunden. Delp wollte hier zwischen Kapitalismus und Marxismus seinen „sozialen Personalismus" vertreten und entfalten. Es ist eine Sozialethik für ein neues Deutschland. Petro Müller hat eine Rekonstruktion dieser verlorenen Seiten versucht. Einiges ist in der Demokratie und in der Sozialen Marktwirtschaft nach der Katastrophe realisiert worden. Vieles ist fruchtbar geworden in diesen Jahrzehnten. Manches bleibt noch Herausforderung.

Nach der Verurteilung schrieb Alfred Delp am 11. Januar 1945: „Es sollen andere einmal besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind." Überhaupt sind die Überlegungen „Rechenschaft und Abschied" nach der Verurteilung von besonderer Eindringlichkeit (Mit gefesselten Händen, 223-233). Manches in dieser Zeit klingt wie eine Prophetie, z.B. die Worte über die Zukunft der Kirche, über die Notwendigkeit der Ökumene und die tiefe Chance der Diakonie (vgl. Mit gefesselten Händen, 138-144).

Gerade Alfred Delp ist kein Mann für das Archiv oder das Museum. Er lässt sich nicht musealisieren. Er bleibt auch heute ein herausfordernder, unbequemer und unangepasster Jesuit. Auch für seinen Orden ist er eine prophetische Gestalt. Wir haben noch längst nicht ausgeschöpft, was man von ihm lernen kann. Manchmal müssen viele Jahre vergehen, bis wir einen schon Verstorbenen in seiner Bedeutung wiederentdecken. Bei Alfred Delp lässt sich immer noch viel lernen. Immer mehr kam es ihm freilich auf seine Botschaft an: Ohne Gott kann man nicht richtig Mensch sein. Zu seinen letzten Worten gehört auf dem Kassiber vom 30. Januar: „Beten und glauben. Danke!" (Gesammelte Schriften IV, 147). Amen.

Hinweis: Eine ausführliche Würdigung mit vielen Literaturhinweisen findet sich bei M. Kissener/K. Lehmann, Das letzte Wort haben die Zeugen: Alfred Delp = Mainzer Perspektiven. Orientierungen 6, Mainz 2007, 64 Seiten.

(MBN)

 

„Denn der Tempel Gottes ist heilig - und das seid ihr!"

Lehmann predigte bei 700-Jahr-Feier der Kathedrale von Königgrätz

Königgrätz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, war von Freitag, 5., bis Samstag, 6. September, anlässlich der 700-Jahr-Feier der Heilig-Geist-Kathedrale in Hradec Králové (Königgrätz) in Tschechien. Am 5. September hielt er bei den Feierlichkeiten einen Vortrag zum Thema „Die Beziehungen zwischen Staat und Kirche in der Europäischen Union". Am 6. September predigte er in der Kathedrale unter der Überschrift „Denn der Tempel Gottes ist heilig - und das seid ihr!" (1 Kor 3,17). Im Folgenden dokumentieren wir seine Predigt im Wortlaut.

Die Heilig-Geist-Kathedrale ist älter als das Bistum. Dies kann ein Hinweis sein, wie wichtig zuerst und vor allem die Versammlung des Volkes Gottes zur gottesdienstlichen Gemeinschaft ist, und zwar vor allen unseren territorialen und anderen Strukturen. Darum sprechen wir auch von einem Gotteshaus. Der heilige Paulus spricht hier vom „Tempel Gottes".

Was dieses Wort bedeutet, müssen wir sorgfältig überlegen. Gott braucht ja kein Haus. Der Paulus der Areopag-Rede in Athen sagt dazu: „Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind." (Apg 17,24) Schon im Alten Bund wusste man gerade auch angesichts der Schönheit und der Kunst, die im Tempel aufleuchten, um die Unbegreiflichkeit Gottes. So betet König Salomo bei der Weihe des Tempels: „Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde, siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe? ... Halte deine Augen offen über diesem Haus bei Nacht und bei Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast, dass dein Name hier wohnen soll. Höre auf das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte verrichtet. Achte auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, wenn sie an dieser Stelle beten. Höre sie im Himmel, dem Ort, wo du wohnst. Höre sie, und verzeih!" (1 Kön 8,27.29 f)

Gott braucht also kein Haus, aber wir Menschen brauchen ein Haus Gottes in unserer Welt. Voraussetzung dafür ist freilich, dass Gott ein Interesse an uns hat, den Menschen nicht einfach sich selbst überlässt, nicht selig in sich selbst thront. Deshalb ist es vor allem Bau eines Gotteshauses wichtig, dass Gott sich uns zuwendet, ein Augenmerk auf uns hat und bei uns sein will. Nur wenn Gott so bei uns Menschen sein will, können wir ihm ein Haus bauen.

Es ist dann wirklich das Haus Gottes schlechthin. Es darf nicht zu etwas anderem verzweckt werden. Unsere Vorfahren hatten gerade auch in der Gotik einen wachen Sinn dafür, dass dieses Haus bei allen Anleihen von Seiten der weltlichen Baukunst einzig auf ihn allein verweist. Darum ist eine Kirche kein beliebiger Versammlungsplatz, keine Allzweckhalle, und verlangt auch im Blick auf die Gegenwart Gottes in diesem Haus eine gebührende Haltung, besonders Ehrfurcht. Dazu gehört auch das Schweigenkönnen und das Stillewerden. Von diesen Erfordernissen her kann Paulus sagen: „Denn Gottes Tempel ist heilig." Nur wenn wir uns mit der Bereitschaft zur Anerkennung Gottes als Gott seinem Haus nähern, werden wir auch fähig zum Lob und Preis Gottes. Dies ist die erste Bestimmung eines Gotteshauses, dass wir in ihm die Größe Gottes rühmen. Die Psalmen sind die beste Schule für dieses Lob Gottes. Darum gehört es auch im Stundengebet grundlegend zum Leben eines Gotteshauses und besonders auch einer Kathedrale.

Wir kommen oft mit vielen irdischen Gedanken in ein Gotteshaus. Die Menschen vieler Religionen spüren dies und leiten uns an, beim Betreten eines Gotteshauses allzu irdische Gedanken draußen zu lassen, sich zu waschen und zu reinigen und vieles, was uns auf den Wegen zu Gott und den Menschen hindert, hinter uns zu lassen. „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe." (Mt 5,23)

Damit ist deutlich geworden, dass es nicht genügt, ein Haus mit noch so erlesenen Steinen zu bauen, uns selber aber nicht hineinzugeben in die Zielsetzung eines solchen Hauses. Darum werden wir in der Heiligen Schrift daran erinnert: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft." (1 Petr 2,5) Wenn wir also Gott ein Haus bauen, ist dies ein sehr anspruchsvolles Tun. Dies gilt auch für uns Spätere, wenn wir ein solches Haus uns zu eigen machen, es bewahren und pflegen.

Wenn wir für Gottes Gegenwart unter uns ein Haus bauen, räumen wir ihm in unserem Leben einen Platz ein. Er hat uns etwas zu sagen mitten in unserer Wohnwelt, so geschäftig sie auch sein mag und so sorgfältig sie besonders heute Frommes und Weltliches zu trennen versteht. Eine Kirche bedeutet immer, schon durch ihre Existenz, dass wir uns nicht einfach selbst genügen, und dass die Maßstäbe unseres Denkens und Tuns sich nicht in unseren Interessen und Bedürfnissen erschöpfen. Aber es wäre eine Lebenslüge, wenn wir Gott in unserem Dasein einen Ort zuweisen, oft sogar einen weiten und unübersehbaren, aber ihn dann doch aus unserem Leben an den Rand verdrängen und eine Belanglosigkeit daraus machen. Hinter jeder Kirche steht also eine solche Erwartung und Mahnung, dass wir dem Haus Gottes gerecht werden. Darum eifert Gott auch, vor allem durch die Propheten, um die Reinheit seines Hauses. Deshalb greift Jesus auch bei der Tempelreinigung, als er die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler umwirft, auf ein Prophetenwort zurück: „Hei&szli

Bilder zu Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 34, 10. September 2008

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