Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 42

5. November 2008

Worms, 28.10.2008: Joachim Gauck (l.) im Gespräch mit Pater Max Cappabianca OP (c) Bistum Mainz / Matschak
Worms, 28.10.2008: Joachim Gauck (l.) im Gespräch mit Pater Max Cappabianca OP
Datum:
Mi. 5. Nov. 2008
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129,
Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Personalien

  • Lehmann nach Operation wohlauf  
  • 60. Geburtstag von Bernhard Nacke (10.11.)  
  • Pfarrer Karl Kunkel wird 95 Jahre alt (8.11.)  
  • Verabschiedung von Agnes Wiederstein  
  • Martinus-Medaille für Georg Müller (7.11.)  
  • Peter Orth als Rektor der KFH eingeführt

Berichte

  • Kardinal ruft zu Solidarität mit verfolgten Christen auf  
  • Guballa verlieh Missio canonica an 41 Religionslehrer  
  • Joachim Gauck bei Wormser Kreuzganggesprächen  
  • Interview mit Thomas Karst zur Abgeltungssteuer
  • Sechstes Forum Sozialpastoral mit Hans-Jürgen Marcus  
  • Grundstück für Offenbacher Hospiz erworben

Vorschau

  • Kirchensendungen zur Reichspogromnacht (9.11.) 
  • Tagung "Menschenrecht auf Bildung" (13.-15.11.)  
  • DJK-Herbstfest in Mainz (15.11.)

Personalien

Kardinal Lehmann im Krankenhaus

Der Mainzer Bischof ist nach Darmoperation wohlauf

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat sich am Montagabend, 3. November, wegen akuter Schmerzen in ein Mainzer Krankenhaus begeben. Dort wurde er noch am gleichen Abend am Darm operiert. Nach Auskunft seiner Ärzte ist die Operation gut verlaufen und der Kardinal ist wohlauf. Der Mainzer Bischof wird in den kommenden Wochen keine Termine wahrnehmen, um sich von dem Eingriff zu erholen.

tob (MBN)

 

60. Geburtstag von Bernhard Nacke (10.11.)

Festliches Abendessen im Erbacher Hof für den Leiter des Katholischen Büros Mainz

Mainz. Der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, vollendet am Montag, 10. November, sein 60. Lebensjahr. Nacke leitet seit 1996 das politische Verbindungsbüro der katholischen (Erz-)Diözesen mit rheinland-pfälzischen Gebietsanteilen (Trier, Speyer, Mainz, Limburg und Köln). Aus diesem Anlass hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Donnerstag, 13. November, um 18.00 Uhr zu einem festlichen Abendessen in den Ketteler-Saal des Erbacher Hofes eingeladen. Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, wird in Vertretung von Kardinal Lehmann Nacke würdigen; außerdem ist unter anderem ein Grußwort von Staatsminister Karl Peter Bruch vorgesehen.

„Unsere Aufgabe ist es, auf Landesebene die Anliegen der Kirche in das politische Gespräch einzubringen und umgekehrt auch die Interessen gegenüber der Kirche aufzunehmen", beschreibt Nacke die Hauptaufgabe des Katholischen Büros. „Wir sind Ansprechpartner unter anderem für Landesregierung, Parlament, Parteien, Gewerkschaften, Unternehmerverbände Kommunale Spitzenverbände und gesellschaftliche Gruppen", betont Nacke. „Das Katholische Büro nimmt also unterschiedlichste Aufgaben in nahezu allen Politikfeldern wahr."

„Nicht einfach Lobbyarbeit"

„Ein bisschen wie ein Botschafter", antworte er, wenn er gefragt werde, was die Aufgaben des Leiters eines Katholischen Büros seien. Deutlich bringt Nacke den Unterschied des Katholischen Büros zu anderen Interessenvertretungen auf den Punkt: „Die Kirche hat natürlich immer wieder unmittelbare Interessen in der Gesellschaft, aber sie kann und will sich immer gegenüber dem Gemeinwohl verantworten. Deswegen ist unsere Arbeit nicht einfach als Lobbyarbeit zu verstehen, sondern sie hat sich immer wieder an christlichen Werten und dem Gemeinwohl zu orientieren."

Insgesamt habe die Kirche einen guten Stand in Rheinland-Pfalz, da sie fast überall auf Interesse und Offenheit stoße: „Für unsere Anregungen sind die gesellschaftlichen Gruppen und Parteien und auch die Landesregierung immer sehr dankbar, auch wenn sie nicht allen unseren Anregungen immer voll zustimmen." Die „kooperative, politische Praxis auf Landesebene" empfinde er als sehr dienlich für die Menschen, sagt Nacke. Er ist außerdem noch in zahlreichen weiteren Beiräten und Kuratorien vertreten, etwa im Arbeitsmarktbeirat, dem Landesjugendhilfeausschuss, dem Kuratorium der Universität Mainz und dem Vorstand des Landesfilmdienstes. Auf Bundesebene ist Nacke seit 2004 als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Träger Katholischer Fachhochschulen (ATKF) engagiert.

Alltagsgeschäft für das Katholische Büro sind Stellungnahmen und Anhörungen zu Gesetzes-vorhaben des Parlamentes. „Aber ich möchte nicht nur reagieren, sondern auch Themen ins Gespräch bringen", hebt Nacke hervor. Überhaupt sei der Dialog ein prägendes Element seiner Arbeit. Ein wichtiger Ort für diese Gesprächskultur ist der St. Martinsempfang, zu dem das Katholische Büro seit 24 Jahren regelmäßig Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche nach Mainz einlädt.
Integration ist wichtiges Thema für Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft

Besondere Bedeutung hat derzeit das Thema Integration für ihn: „Ich bin davon überzeugt, dass Integrationsarbeit ein wichtiges Handlungsfeld der Politik für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft ist", betont Nacke. Er sei deswegen bereits seit fünf Jahren Mitglied des Islamforums. Insgesamt biete das gewachsene Staat-Kirche-Verhältnis in Deutschland „sehr gute Bedingungen", um neue, auch nicht christliche Religionsgemeinschaften zu integrieren. Nacke verweist darauf, dass die Kirche „immer schon eine hohe Integrationsleistung in ihrem Alltagshandeln in die Gesellschaft eingebracht hat". In vielen kirchlichen Einrichtungen arbeiteten Menschen mit unterschiedlichsten Nationalitäten und kulturellen Hintergründen.

Um sachgerecht politisch handeln zu können, sei es immer wieder notwendig, die Interessen der fünf rheinland-pfälzischen Diözesen zu bündeln, betont Nacke. Hier liege ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Katholischen Büros. „Wir betreiben eine intensive innerkatholische Vernetzungsarbeit und führen rund 30 Arbeitsgruppen aus den Diözesen in unserem Haus zusammen", erklärt Nacke. „Besonders beim Thema Familienpolitik haben wir in den letzten Jahren die Vernetzung mit den Diözesancaritasverbänden weiterentwickelt." So hat das Katholische Büro etwa im Mai dieses Jahres mit den Diözesancaritasverbänden einen Familienkongress in Ludwigshafen veranstaltet. Außerdem ist das Büro in allen katholischen Landesorganisationen mit beratender Stimme im Vorstand vertreten.

Das Katholische Büro Mainz wurde im Jahr 1968 gegründet. Seinen Sitz hat es in der Mainzer Saarstraße im Gebäude der Katholischen Fachhochschule in Bahnhofsnähe. Neben Nacke sind dort außerdem Dr. Ralf Korden als Justitiar und Ordinariatsrat Dieter Skala als Referent für den Bildungsbereich tätig, in dem das Engagement der Kirche besonders ausgeprägt ist.

Bernhard Nacke wurde am 10. November 1948 in Nienburg geboren. Nach einer Ausbildung zum Webermeister und Textiltechniker studierte er - auch als Stipendiat des Cusanuswerkes - Theologie, Pädagogik und Soziologie. 1979 wurde er Referent für Erwachsenenbildung im Diözesanbildungswerk Münster/Westfalen. Im Jahr 1990 wechselte er als Bundesgeschäftsführer der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE) nach Bonn. In dieser Funktion war er unter anderem auch Vizepräsident der Europäischen Katholischen Erwachsenenbildung (FEECA). Seit dem 1. April 1996 ist er als Ordinariatsdirektor der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Kommissariat der Bischöfe Rheinland-Pfalz. Nacke hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem mit Bischof Reinhard Marx („Gerechtigkeit ist möglich"). Er ist außerdem Herausgeber der Buchreihe „Christentum und Gesellschaft, Perspektiven für das 21. Jahrhundert", in der unter anderen das Buch „Sozialwort der Kirchen in der Diskussion" und das zweibändige Werk „Visionen für Gesellschaft und Christentum" erschienen sind.

tob (MBN)

 

Pfarrer Karl Kunkel vollendet 95. Lebensjahr (8.11.)

Erster Rektor des Konviktes in Bensheim / Gefangenschaft im Konzentrationslager

Bensheim. Geistlicher Rat Pfarrer i.R. Karl Kunkel vollendet am Samstag, 8. November, sein 95. Lebensjahr. Aus Anlass des 70. Jahrestages seiner Priesterweihe im März dieses Jahres hatte der Mainzer Weihbischof Dr. Werner Guballa in Bensheim-St. Georg einen Festgottesdienst mit dem Jubilar gefeiert.

Karl Kunkel wurde am 8. November 1913 im ostpreußischen Seeburg geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst an der Staatlichen Akademie Braunsberg, später an den Universitäten Tübingen und München. Nach seiner Priesterweihe am 6. März 1938 war er bis 1942 Kaplan in Allenstein, wo er sich insbesondere der Jugendarbeit widmete. Danach ging er nach Königsberg, wo er im Nebenamt als Standortpfarrer tätig war. Im Juli 1944 wurde Kunkel verhaftet. Er wurde verdächtigt, Kontakte zu Regimegegnern im Ausland unterhalten zu haben. Zunächst brachte man ihn in das Konzentrationslager Ravensbrück, später in das Konzentrationslager Dachau. Ende April 1945 wurde Kunkel von den Amerikanern befreit. Bereits im Juli 1945 übernahm er als Spiritual im Missionskloster der Dominikanerinnen im oberbayerischen Schlehdorf eine neue Aufgabe. Im Bistum Mainz wirkte Kunkel ab 1950 als erster Rektor des wieder eröffneten Bischöflichen Konvikts in Bensheim. 1956 übernahm er die Pfarrei Maria Hilf in Mainz-Kostheim, wo er bis zu seinem Ruhestand 1979 tätig war. Im gleichen Jahr wurde Kunkel, der heute in Bensheim lebt, zum Geistlichen Rat ernannt.

tob (MBN)

 

Verabschiedung von Agnes Wiederstein

Einführung von Pfarrer Tobias Schäfer und Gemeindereferentin Monika Stübinger

Mainz. Die Ausbildungsleiterin für Gemeindereferent/inn/en im Bistum Mainz, Agnes Wiederstein, ist am Freitag, 31. Oktober, in den Ruhestand verabschiedet worden. Bei der Feier im Haus am Dom in Mainz wurden gleichzeitig Pfarrer Tobias Schäfer aus Ingelheim als Ausbildungsleiter für die Gemeindereferent/inn/en und als Dozent für Gemeindepastoral sowie Monika Stübinger als Studienbegleiterin der Gemeindereferent/inn/en eingeführt, beide unter Beibehaltung ihrer bisherigen Tätigkeiten.

Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, bezeichnete Wiederstein als „kompetente Wegbegleiterin" für die Gemeindereferent/inn/en. „Sie haben zusammen mit Lioba Stohl immer darauf geachtet, dass die Gemeindereferenten nicht einfach Macher sind. Wir sind stolz darauf, dass unsere Gemeindereferenten keine Gemeindearbeiter sind, sondern aus einer tiefen Spiritualität heraus Seelsorgerinnen und Seelsorger." Giebelmann verlas einen Brief des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, in dem dieser die Verdienste von Wiederstein würdigte. Darin betont der Bischof, dass Wiederstein mitgeholfen habe, dass die Berufsgruppe im Bistum Mainz „ein deutliches und überzeugendes Profil bekommen hat".

Agnes Wiederstein wurde bei der Feierstunde außerdem in drei Grußworten gewürdigt. Es sprachen: Lioba Stohl, Leitende Diözesanreferentin für die Gemeindereferent/inn/en, Elisabeth Färber, die Vorsitzende der Bundeskonferenz der Ausbildungsleiter aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart, und Maria Schieber von der Mitarbeitervertretung der Gemeindereferent/inn/en. Der Personaldezernent des Bistums Mainz, Ordinariatsdirektor Eberhard Hüser, hatte die Gäste begrüßt. Vor der Feierstunde hatten die Teilnehmer gemeinsam eine Vesper in der Kapelle des Erbacher Hofes gebetet.

Agnes Wiederstein (Jahrgang 1949) steht seit 1971 in Diensten des Bistums Mainz, zunächst als Seelsorgehelferin in Gießen-St. Thomas Morus. Die Gemeindereferentin wurde 1977 zur Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gewählt. 1980 wechselte sie als Gemeindereferentin in die Pfarrei Heilig Geist in Mainz-Mombach. Im Jahr 1995 übernahm sie mit halber Stelle die Aufgabe als Ausbildungsleiterin für die Gemeindereferent/inn/en im Bistum Mainz. 2000 wechselte sie mit ganzer Stelle als Ausbildungsleiterin in die Personalabteilung des Bischöflichen Ordinariates.

Tobias Schäfer wurde am 9. Oktober 1965 in Bad Nauheim geboren. Bischof Lehmann weihte ihn 1992 in Mainz zum Priester. Nach Kaplansstellen in Alzey, Gau-Heppenheim und Seligenstadt wurde er 1995 Bischöflicher Kaplan. Im Jahr 1998 wurde er Pfarrer in Freimersheim und Gau-Heppenheim. Gleichzeitig wurde er Dozent an der Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferent/inn/en. 2000 wechselte er als Pfarrer nach Ober-Flörsheim. Von 2003 bis 2008 war er Dekan des Dekanates Alzey/Gau-Bickelheim. Schließlich übernahm er in diesem Jahr die Pfarreien in Ingelheim-Mitte und Ingelheim-Süd. Außerdem ist Schäfer seit 2004 Vorsitzender des Caritas-Aufsichtsrates des Caritasverbandes Mainz. Im Jahr 2005 wurde er zum Geistlichen Rat ernannt.

Monika Stübinger (Jahrgang 1965) absolvierte zunächst eine Ausbildung als Krankenschwester, bevor sie am Bischöflichen Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik studierte. Als Gemeindeassistentin war sie von 1995 bis 1997 in der Gemeinde St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim tätig. 1997 wurde sie Gemeindereferentin in Dietzenbach-St. Martinus. Seit dem Jahr 2003 ist sie mit halber Stelle Gemeindereferentin in der Pfarrei Heilig Geist in Mainz-Mombach und mit der anderen Hälfte Leiterin des Dr. Maria Reinartz-Hauses, dem Mainzer Kolleg zur Studienbegleitung von Studierenden im Fachbereich Praktische Theologie an der Katholischen Fachhochschule in Mainz.

tob (MBN)

 

Martinus-Medaille für Georg Müller (7.11.)

Übergabe beim „Abschiedsfest" vom Jugendhaus Don Bosco in Mainz

Mainz. Sparkassendirektor a.D. Georg Müller wird für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement im Bereich der Jugendarbeit mit der Martinus-Medaille des Bistums Mainz ausgezeichnet. Der Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, wird die Auszeichnung im Rahmen des „Abschiedsfestes" vom Jugendhaus Don Bosco am Freitag, 7. November, übergeben.

Georg Müller, geboren am 3. August 1931, war über 44 Jahre ehrenamtlich als Vorstandsmitglied im Dienste der Katholischen Kinderhilfe e.V. tätig, zuletzt von 1996 bis 2008 als erster Vorsitzender. Der Verein Katholische Kinderhilfe verwaltet unter anderem das Wendelinusheim im Gonsenheimer Wald. Müller sorgte für die Instandhaltung, die Finanzierung sowie die Belegung des Hauses und führte die Verhandlungen mit den Behörden sowie dem Forstamt. Darüber hinaus war Müller in den 1950er und 1960er Jahren unter anderem Pfarrjugendführer in Mainz-Drais sowie Mitglied des Pfarrgemeinderates in St. Achatius, Mainz-Zahlbach.

Abschied vom Jugendhaus Don Bosco

Mit einem Fest wird am Freitag, 7. November, ab 16.00 Uhr vom alten Jugendhaus Don Bosco Abschied genommen. 50 Jahre lang beherbergte es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bischöflichen Jugendamtes sowie des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz mit seinen Mitgliedsverbänden. Im Rahmen des Festes wird Weihbischof Neymeyr in der Kapelle des Hauses um 18.00 Uhr einen Festgottesdienst feiern. Im Jahr 2009 wird mit dem Neubau des Bischöflichen Jugendamtes in Mainz begonnen. Ab Januar 2009 wird auf dem Gelände ein Containerdorf eingerichtet; im März soll mit dem Abriss des alten Jugendhauses Don Bosco begonnen werden. Mitte 2010 soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein.

Stichwort: Martinus-Medaille

Der heilige Martin ist der Patron des Bistums Mainz und des Mainzer Domes. Die silberne Medaille ist die höchste Auszeichnung des Bistums Mainz für ehrenamtliches Engagement. Sie zeigt auf der einen Seite den Westbau des Mainzer Domes, auf der anderen Seite ist eine Abbildung des heiligen Martin mit dem Bettler zu sehen, die der Chormantelschließe des Grabmals von Adalbert von Sachsen im Mainzer Dom nachempfunden ist. In der Regel überreicht der Generalvikar der Diözese die Auszeichnung im Namen des Bischofs.

am (MBN)

 

Peter Orth als Rektor der KFH eingeführt

Festakt in der Katholischen Fachhochschule Mainz

Mainz. Professor Peter Orth ist am Donnerstag, 30. Oktober, im Rahmen einer Feierstunde in sein Amt als Rektor der Katholischen Fachhochschule (KFH) Mainz eingeführt worden. Er war Anfang August von der Versammlung der KFH zusammen mit Prorektorin Professorin Ruth Remmel-Faßbender gewählt worden. Orth löst Professor Peter Löcherbach ab, der nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidierte. Remmel-Faßbender ist Nachfolgerin von Professorin Susanne Schewior-Popp, die ebenfalls nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidierte. Die dreijährige Amtsperiode der neuen Leitung begann am 1. September dieses Jahres.

Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak würdigte als Vorsitzende des Verwaltungsrates der KFH das „schöpferische Engagement in bewegten Zeiten der Hochschulentwicklung" von Löcherbach und Schewior-Popp. Sie verwies darauf, dass es während der Amtszeit der beiden oft um die wirtschaftliche Zukunftssicherung der KFH gegangen sei. Wörtlich sagte Pollak, die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz ist: „‚Unsere Finanzkrise' hat auf den Leitungsebenen von Hochschule und Träger das Grundkapital des gegenseitigen Vertrauens nicht geschwächt, im Gegenteil. Die gemeinsam erlebten Grenzen haben enger zusammengeführt und in den unterschiedlichen Rollen zur gemeinsamen, klaren Entscheidung geführt." Und weiter: „Ich möchte im Namen der fünf Trägerdiözesen Rektor und Prorektorin gerade für diese Grundhaltung und diesen Stil sehr herzlich danken. Ich bin überzeugt, dass nur so die Leistungen möglich wurden, die sie mit hohem persönlichem Einsatz, Fachkompetenz und Souveränität in ihren Amtsjahren September 2001 bis August 2008 erbracht haben."

Pollak hob einige wichtige Ereignisse der Amtszeit hervor, unter anderem die Einführung des Weiterbildungsstudiengangs „Master of Gerontomanagement" im Jahr 2005, die problemlose Umstellung der Diplom-Studiengänge auf Bachelor- und Master-Studiengänge und den Ausbau der Forschungsaktivitäten mit Einrichtung eines Instituts für Forschung und Internationale Beziehungen, das kurz vor der Eröffnung steht. Sie verwies darauf, dass die KFH 2002 beim bundesweiten Hochschulranking in Sozialer Arbeit den zweiten Platz belegt hat. Der neuen Leitung der KFH wünschte sie alles Gute für die Amtszeit: „Sie haben das Vertrauen des Trägers und teilen gewiss unseren Wunsch, dass es uns weiterhin gemeinsam gelingt, das Profil dieser Hochschule zu schärfen."

Professor Orth kündigte an, das Profil der KFH weiterentwickeln zu wollen. Er verwies darauf, dass sich das Profil der KFH besonders darin zeige, dass theologisch-philosophische Inhalte auch in den anderen Fachbereichen verankert werden. Dies gelte es, „in Richtung einer Theologie der sozialen Berufe" weiterzuentwickeln, sagte Orth. Außerdem werde er sich weiter für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen sowie die Qualität und Weiterentwicklung der Lehre einsetzen. Orth betonte, dass die „überschaubare Größe der Hochschule" ein großer Vorteil der KFH sei, da die Studierenden intensiv begleitet werden könnten.

Professor Löcherbach zog in seiner Ansprache eine positive Bilanz und gab einen Überblick über die vergangenen sieben Jahre. Er wies darauf hin, dass die Zahl der Studenten an der KFH von 2001 (550) bis 2008 (836) um rund 50 Prozent gestiegen sei. Auch die Bewerberzahlen hätten sich in dieser Zeit von rund 580 auf über 1.000 fast verdoppelt. Nach wie vor liege die Abbrecherquote nur bei rund drei Prozent. Gleichzeitig sei die Zahl der Vollzeitprofessorenstellen von 2001 bis 2008 nur um eineinhalb auf 27,5 gestiegen. Auch der Haushalt habe sich langsamer entwickelt als die Studierendenzahlen. Von rund 3,8 Millionen Euro im Jahr 2001 auf rund 4,8 Millionen im Jahr 2007. Möglich gewesen sei das starke Wachstum in seiner Amtszeit vor allem „durch das hervorragende Personal der KFH", betonte Löcherbach.

Ebling: KFH ist „unverzichtbarer Bestandteil der Studienlandschaft"

Staatssekretär Michael Ebling vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz würdigte die KFH Mainz in seinem Grußwort als „unverzichtbaren Bestandteil der Studienlandschaft in Rheinland-Pfalz". Und weiter: „Ohne dieses christliche Element wäre unsere Hochschullandschaft in Rheinland-Pfalz unvollständig." Die KFH Mainz habe in den letzten Jahren „eine erfreuliche Entwicklung" genommen, sagte Ebling. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Studienplätze, der alternativlos ist."

Weitere Grußworte sprachen: der Präsident der Fachhochschule Worms, Professor Dr. Joachim W. Herzig, der stellvertretender Vorsitzender der Landeshochschulpräsidenten-konferenz Rheinland-Pfalz ist; der Rektor der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Professor Dr. Karl Heinz Schmitt, der stellvertretender Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Rektoren und Präsidenten der Katholischen Fachhochschulen in Deutschland ist; Staatssekretär a.D. Heinz Friedrich Benner, Vorsitzender der Hochschulgesellschaft forum sociale, und Frederik Stopfkuchen, Vorsitzender der Studentenschaft der KFH Mainz.

Peter Orth lehrt seit 1996 an der KFH. Dort vertritt er im Fachbereich Praktische Theologie das Fach Religionspädagogik. Bereits ab 1992 hatte er verschiedene Lehraufträge an der KFH übernommen. Ruth Remmel-Faßbender lehrt seit 1994 an der KFH. Sie ist Professorin für Interventionslehre im Fachbereich Soziale Arbeit. Im April 2008 ist sie mit einer Ehrenprofessur der Leo Tolstoi-Universität in Tula/Russland ausgezeichnet worden.

tob (MBN)

 

Berichte

Lehmann: Zuwendung zu allen Bedrängten und Gedemütigten

Podiumsdiskussion zum Thema „Menschenrecht Glaubensfreiheit" in Mainz

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat zur Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen aufgerufen. „Als Kirche in einem Land, in dem Christen überall in gesicherter Freiheit leben, sind wir auch verpflichtet, den eigenen Glaubensbrüdern und -schwestern, die um des Glaubens willen bedrängt werden, zur Seite zu stehen. Wenn wir zu dieser Solidarität nicht fähig wären, würden wir den eigenen Glauben verraten, und auch unsere allgemeine, universale Solidarität wäre schal", sagte Lehmann bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 30. Oktober, im Erbacher Hof in Mainz. Gleichzeitig unterstrich er, dass „die Zuwendung zu allen Bedrängten und Gedemütigten gleich welcher Religion" den Christen „bleibende Verpflichtung" sei. Der Kardinal äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion der Konrad Adenauer-Stiftung; sie stand unter der Überschrift „Menschenrecht: Glaubensfreiheit - Schutz der Christen in der islamischen Welt".

Lehmann wies darauf hin, dass die deutschen Bischöfe im Jahr 2002 die Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen" ins Leben gerufen haben. Er freue sich, dass es für das Thema „Menschenrecht Religionsfreiheit" eine „neue Sensibilität" gebe. Weiter sagte er: „Es gibt noch einen weiteren Grund, uns an die bedrängten Mitchristen zu erinnern. Sie können den Gläubigen in unserem Land helfen, sich von der Dramatik des Christlichen neu inspirieren zu lassen. Denn die um des Glaubens willen Verfolgten und Diskriminierten zeigen uns in besonderer Weise, was es heißt, als Christ zu leben und demjenigen nachzufolgen, der Ablehnung bis zum Tod erfahren hat."

In seiner Begrüßung hatte der Leiter des Bildungswerkes Mainz der Konrad Adenauer-Stiftung, Karl-Heinz B. van Lier, darauf hingewiesen, dass achtzig Prozent aller religiös Verfolgten nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Christen seien. „Religionsfreiheit ist heute in allen internationalen Menschenrechtskonventionen fest verankert. Doch leider sieht die Realität in vielen Regionen der Welt häufig anders aus", sagte van Lier. „Kirchen werden zerstört, Menschen christlichen Glaubens bedrängt oder verfolgt, diskriminiert, inhaftiert oder ermordet." Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von dem Publizisten Martin Lohmann.

Dr. Otmar Oehring, Leiter der Fachstelle Menschenrechte bei Missio in Aachen, schilderte in seinem Statement die Situation der Christen in der Türkei und im Irak. Noch im Jahr 1925 seien ein Viertel der Bevölkerung in der Türkei Nicht-Muslime, vor allem Christen, gewesen. Heute lebten in der Türkei mit einer Bevölkerung von 72 Millionen Menschen noch 100.000 Christen. Die christlichen Kirchen seien in der Türkei keine Rechtspersönlichkeit und dürften deshalb unter anderem kein Eigentum erwerben, nicht ausbilden und kein ausländisches Personal in das Land holen. Daher würden die Kirchen nach und nach ausbluten: „Die Kirchen als Institutionen sind in ihrer Existenz bedroht", sagte Oehring. Dramatisch sei auch die Situation der Christen im Irak: Rund die Hälfte bis zwei Drittel der Christen seien aus dem Irak geflohen. Eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihr Heimatland sei nicht zu erwarten, da die Christen im Irak „massiven Bedrohungen" ausgesetzt seien. „Vor dem Hintergrund dieser Geschehnisse ist eine Versöhnung in nächster Zukunft nicht möglich", betonte Oehring.

Auch die Bundestagsabgeordnete Ute Granold unterstrich die dramatische Situation der Christen im Irak, die vor allem nach Syrien und Jordanien geflohen seien. Sie hob in ihrem Statement hervor, dass eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat aufgrund der „katastrophalen Lage im Irak" nicht in Frage komme. Granold, die auch Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages ist und die Betroffenen vor Ort besucht hat, will sich bei den Regierungen von Bund, Ländern und der Europäischen Union für eine schnelle Aufnahme der christlichen Flüchtlinge einsetzen. „Die Menschen stammen aus Mesopotamien, der Wiege unseres Glaubens: Hier ist Solidarität gefordert", sagte Granold; es brauche eine „schnelle Lösung für unsere Glaubensschwestern und -brüder im Orient".

am (MBN)

 

Guballa: „Prinzip der Einübung des Christentums ist unverzichtbar"

Verleihung der Missio canonica an 41 Religionslehrerinnen und -lehrer im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Weihbischof Dr. Werner Guballa hat am Dienstag, 4. November, die Missio canonica an 41 Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem nördlichen Teil des Bistums Mainz (Dekanate Alsfeld, Gießen, Wetterau-Ost und -West, Offenbach, Dreieich, Rodgau und Seligenstadt) erteilt. Guballa überreichte die Urkunden bei einem Gottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes. Die Eucharistiefeier wurde zum Abschluss einer Tagung des Dezernates Schulen und Hochschulen gefeiert, die von Montag, 3., bis Dienstag, 4. November, im Erbacher Hof in Mainz stattfand. Die Missio canonica ist der kirchliche Sendungsauftrag für Religionslehrer, ohne die kein Lehrer katholischen Religionsunterricht halten darf.

In seiner Predigt unterstrich Guballa, dass die „Einübung in das Christentum" ein „Dauerauftrag für Lehrende wie für Lernende" bleibe. „Wer über Gott und die Welt, über die Kirche und über das Gebet sprechen will, muss selbst lesend, hörend und schweigend Zeit verbringen können", sagte er. Guballa bezeichnete das Prinzip der Einübung des Christentums als „unverzichtbar", da die Wiederholung von schon Bekanntem „eine Grundlage für jede Nachhaltigkeit" sei. Gleichzeitig unterstrich er, dass der Religionsunterricht „nicht das gesamte Erfahrungsfeld des Glaubens" abdecken könne. „Ihr Unterricht kann noch so gut sein, wenn er nicht von anderen Lebensbereichen der Schülerinnen und Schüler aufgenommen wird - etwa durch die religiöse Praxis in der Familie, durch ein Mitleben in einer Pfarrgemeinde oder durch die Einbindung in eine Gruppe", sagte der Weihbischof. Abschließend dankte Guballa für die Bereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer, „sich im Religionsunterricht in den Dienst des Glaubens, wie er in der Kirche lebt, nehmen zu lassen".

Bei der Tagung unter Leitung von Dr. Andreas Günter, Referent für Religionsunterricht im Bistum Mainz, und Lehramtsmentorin Dr. Brigitte Lob (beide Dezernat Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat) wurden in Workshops unter anderem Fragen zur Missio canonica und zur Konfessionalität erörtert. Außerdem setzten sich die Teilnehmer mit den Texten des Gottesdienstes auseinander. Der Gottesdienst wurde musikalisch von den Teilnehmern der Tagung und Hans-Gilbert Ottersbach vom Schuldezernat an der Orgel gestaltet. Am Ende der Messfeier dankte Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Weihbischof Guballa für die Leitung des Gottesdienstes. Guballa hat den Gottesdienst in Vertretung für den erkrankten Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, zelebriert. Sie lud anschließend alle Anwesenden zu einem Empfang in den Erbacher Hof ein.

am (MBN)

 

Gauck: Öffnung der Stasi-Archive ist Zeichen großer Reife unserer Nation

Wormser Kreuzganggespräch mit Joachim Gauck / Abschluss der diesjährigen Reihe

Worms. Das Öffnen der Archive der Staatssicherheit der DDR hat Joachim Gauck als „Zeichen großer Reife unserer Nation" bezeichnet. „Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Opfer der Nazis oft wie Bettler vor den verschlossenen Toren der Archive, weil man meinte, die Persönlichkeitsrechte der Täter mehr schützen zu müssen als die der Opfer. Mit der Öffnung der Stasi-Archive muten wir den Tätern jetzt mehr zu als den Opfern", sagte Gauck beim dritten Kreuzganggespräch am Dienstag, 28. Oktober, im Dominikanerkloster St. Paulus in Worms. Die Reihe Kreuzganggespräche im Oktober stand unter der Überschrift „Lebenswenden" und wurde von Pater Max Cappabianca moderiert. Zu dem Gespräch mit Joachim Gauck waren rund 250 Besucher in die Kirche St. Paulus gekommen.

Der heute 68-jährige Gauck stammt aus Rostock und studierte dort evangelische Theologie. Später arbeitete er dort als Pastor. In der Zeit der Wende war er Mitglied und Sprecher des Neuen Forums Rostock. Von März 1990 bis zur Wiedervereinigung im Oktober desselben Jahres war Gauck Abgeordneter der Volkskammer. Danach war er von 1990 bis 2000 „Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR" und Leiter der nach ihm benannten „Gauck-Behörde", die die Stasi-Unterlagen verwaltet. Er ist heute Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.".

Gauck erteilte gleichzeitig der Forderung nach einem Schlussstrich unter die Zeit der DDR eine klare Absage: „Ein Schlussstrich ist unmoralisch, da er die besser stellt, die früher oben waren, und die schlechter, die früher unten waren", sagte er. Ein Schlussstrich funktioniere vielleicht eine kurze Zeit. Aber die Konflikte brächen irgendwann wieder auf, was am Beispiel der Aufarbeitung der Nazizeit nachvollzogen werden könne. „Wir neigen dazu, uns an das zu erinnern, was uns nicht belastet", sagte Gauck. Aber vor allem in der Politik müsse auch an das erinnert werden, was schmerzhaft war. Die Wahrheit rufe oft Konflikte hervor, betonte er. Aber nur mit Hilfe der Wahrheit, die er als „Lebenselixier in allen Bereichen" bezeichnete, sei es möglich, eine Krise zu bewältigen. „Mit Wahrheit ist Vergebung möglich", sagte Gauck.

„Nur wenige haben in der DDR ein autonomes Leben geführt"

Gauck berichtete auch über die Zeit der so genannten „Wende" in der DDR im Sommer und Herbst 1989: „Die Christen in der DDR haben massiv daran mitgewirkt, dass es zu einer wirklichen, echten Wende kam", sagte er. Gleichwohl sei es in DDR sehr schwierig gewesen, sich als Christ zu behaupten. In einem diktatorischen System wie der DDR, wo Angst, Unterordnung und Anpassung herrschte, habe es nur wenige gegeben, denen es gelungen sei, ein autonomes Leben zu führen. „Solche Systeme gibt es, weil es uns gibt. Denn die Verführung sich anzupassen, ist groß. Und nach und nach bekommt die Unterwerfung unter ein System wie das der DDR eine innere Logik", sagte Gauck. Dass es zu der Revolution in der DDR gekommen sei, habe er von den Ostdeutschen aufgrund der vielen Jahre der Anpassung „nicht mehr erwartet".

Er rief die Zuhörer eindringlich dazu auf, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. „Als autonome Bürger sollten wir die Gesellschaft mitgestalten", sagte er. „Ich fürchte mich vor der Rückverwandlung des Bürgers in den Konsumenten." Er bezeichnete beispielsweise die Möglichkeit, sich als Bürger an Wahlen zu beteiligen, als „keine Selbstverständlichkeit". „Ich habe mit 50 Jahren erstmals frei wählen können. Beim Verlassen des Wahllokals habe ich feuchte Augen gehabt", erzählte Gauck. Auch heute sei es nach wie vor wichtig, sich von der „Herrschaft der Angst" zu befreien: „Wir sollten uns nicht vor den Götzen der Zeit verbeugen", betonte er. „Unsere Seele belohnt es nicht, wenn wir es uns zu einfach machen. Aber wir werden belohnt, wenn wir das machen, was in uns schlummert", hob Gauck hervor.

am (MBN)

 

Drei Fragen - drei Antworten

Interview mit Finanzdezernent Karst zur Abgeltungssteuer

Mainz. Mit der Einführung der Abgeltungsteuer zum 1. Januar 2009 wird in Deutschland die Besteuerung von Kapitalerträgen neu geregelt. Welche Auswirkungen die anstehenden Änderungen für Kirchensteuerzahler haben, erläutert Finanzdirektor Thomas Karst im Interview. Karst ist Dezernent für Finanzen im Bischöflichen Ordinariat des Bistums Mainz.

MBN: Warum verschicken die Banken derzeit an ihre Kunden Anträge auf Einbehalt der Kirchensteuer?

Thomas Karst: Jeder Steuerbürger, der bei einer Bank Kapitalerträge erzielt, bekommt von diesen Einrichtungen ein Schreiben zugesandt, das ein Antragsformular auf Einbehalt der Kirchensteuer und allgemeine Hinweise zu dem Antrag enthält. Wer der Bank seine Konfession mitteilt, ermöglicht es, dass die Bank bereits die Kirchensteuer als Zuschlag zur Abgeltungsteuer einbehält und abführt. Diese Kapitaleinkünfte sind damit abschließend besteuert und brauchen in der Steuererklärung nicht mehr angegeben zu werden. Dies ist eine Entlastung für den Steuerbürger, weil die aufwendige Erklärung der Kapitalerträge in der Steuererklärung nicht mehr notwendig ist.

MBN: Was passiert, wenn ich meiner Bank keine Angaben über meine Konfessionszugehörigkeit machen will?

Karst: Falls der Kontoinhaber diesen vereinfachten Weg nicht wählt und der Bank die erbetenen Angaben zu seiner Konfession nicht mitteilt, muss er die der Abgeltungsteuer unterliegenden Kapitalerträge in seiner Steuererklärung angeben, damit die Festsetzung der Kirchensteuer im Einkommensteuerbescheid erfolgen kann. In beiden Verfahren bleibt, wie bisher, die mögliche Freistellung von Kapitalerträgen, etwa beim Sparerpauschbetrag erhalten.

MBN: Was ändert sich denn eigentlich mit der Einführung der Abgeltungssteuer?

Karst: Schon bisher unterlagen die Einkünfte aus Kapitalvermögen der Einkommensteuer und damit auch der Kirchensteuer. Die Versteuerung erfolgte im Rahmen der Einkommensteuererklärung mit dem individuellen Steuersatz, der bis 45 Prozent gehen kann. Insofern ist die ab 2009 geltende Abgeltungsteuer keine neue Steuer und auch keine neue Quelle für die Kirchensteuer; die Abgeltungsteuer vereinfacht nur den Ablauf und hat in vielen Fällen eine Ermäßigung der Einkommen- und damit auch der Kirchensteuer zur Folge. Künftig werden Zinsen, Dividenden und Kursgewinne steuerlich gleichbehandelt. Soweit kapitalertragssteuerpflichtige Bürger einer kirchensteuererhebenden Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören, entsteht auf die Kapitalerträge nicht nur die staatliche Abgeltungsteuer von 25 Prozent sowie Solidaritätszuschlag, sondern es entsteht auch Kirchensteuer. Der Abzug der Kirchensteuer als Sonderausgabe wird im vereinfachten Verfahren automatisch durch einen pauschalen Abschlag von der Abgeltungsteuer sichergestellt.

Hinweis: Die Bistümer in Deutschland haben detaillierte Informationen zum Thema Abgeltungsteuer und Kirchensteuer auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht (www.dbk.de in der Rubrik „Stichwörter/Abgeltungssteuer"). Informationen finden sich auch unter www.Steuer-Forum-Kirche.de oder auf der Internetseite des Bistums Mainz (www.bistum-mainz.de in der Rubrik „Finanzen").

tob (MBN)

 

Mit Respekt über Armut reden

Sechstes Forum Sozialpastoral im Haus am Maiberg in Heppenheim

Heppenheim. „Über Armut und Arbeitslosigkeit öffentlich mit Respekt zu reden, ist für die Armutsprävention sehr wichtig." Das sagte Dr. Hans-Jürgen Marcus, Diözesancaritasdirektor im Bistum Hildesheim, am Dienstag, 28. Oktober, im Haus am Maiberg in Heppenheim. „Kirche und Caritas müssten in diesem Bereich ein gesellschaftliches Wächteramt übernehmen und öffentlich Stellung beziehen, wenn in der Öffentlichkeit respektlos über Armut gesprochen wird."

Weiter sagte Marcus, der bis 2007 Sprecher der Nationalen Armutskonferenz war: „Der respektvolle Umgang ist oft die erste Forderung, die von armen Menschen gestellt wird. Ich kenne kein europäisches Nachbarland, in dem so abfällig über Arme und Arbeitslose geredet wird wie bei uns. Und das wirkt sich dann auch darauf aus, wie die Menschen etwa auf Ämtern behandelt werden." Er äußerte sich beim sechsten Forum Sozialpastoral im Bistum Mainz, an dem rund 60 hauptamtliche Mitarbeiter aus Seelsorge und Caritas im Bistum Mainz teilgenommen haben. Der Tag, der von der Initiative Sozialpastoral im Bistum Mainz veranstaltet wurde, stand unter der Überschrift „Kein Auge zudrücken. Mit offenen Augen Armut sehen".

„Gleicher Zugang zu Bildung ist die wichtigste Armutsprävention", betonte Marcus. Bildungschancen würden in Deutschland meistens „vererbt". Daher gehöre die Frage der Bildungsteilhabe ins Zentrum der Diskussion. Auch in den Kirchen müsse die Frage nach Bildung immer mehr auch eine sozialpolitische Frage werden, sagte Marcus. „Wir müssen uns fragen lassen, ob das kirchliche Bildungssystem einen sozialen Anspruch hat oder eine Eliteförderung ist." Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein weiterer wichtiger Bereich der Armutsprävention.

Kirche und Caritas müssten sich stets aufs Neue fragen, wie nah sie an den Betroffenen sind. „Die Option für die Armen ist keine Zustandsbeschreibung kirchlicher Caritas, sondern immer ein Anspruch an sie. In diesem Sinn müssen wir uns immer wieder fragen, wer eigentlich die Armen für uns sind und nicht denken, dass wir uns ja bereits um sie kümmern", sagte Marcus.

Er wies darauf hin, dass im dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung aus diesem Jahr 13 Prozent der Deutschen unter die Armutsgrenze fallen. Demnach gilt ein Alleinstehender mit weniger als 781 Euro als arm. Für eine Familie mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 1.640 Euro. Von den aktuell rund 7,8 Millionen Betroffenen seien rund 1,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren, sagte Marcus. Er wies darauf hin, dass die relative Kinderarmut in Deutschland seit 1990 stärker gestiegen sei als in anderen europäischen Ländern. Marcus plädierte dafür, einen eigenen Regelsatz für Kinder bei der staatlichen Mindestsicherungsleistung einzuführen. Außerdem sei es wichtig, etwa zum Schuljahresbeginn, einmalige Sachleistungen einzuführen.

Stichwort: Die Initiative Sozialpastoral

Die Initiative Sozialpastoral ist ein Projekt von hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitern aus dem Bistum Mainz, die im Jahr 2002 gegründet wurde. Die Initiative will die Option für die Armen zur Geltung bringen und Mitarbeiter aus Seelsorge und Caritas, die sich im Bereich der Sozialpastoral engagieren, miteinander vernetzen und unterstützen. Seit dem Jahr 2003 veranstaltet die Initiative einmal jährlich ein Forum Sozialpastoral im Bistum Mainz.

Getragen wird die Initiative von: Lioba Breu-Wedel, Gemeindereferentin in Mainz-Weisenau; Renate Flath, Dekanatsreferentin Bergstraße-Mitte; Pfarrer Winfried Hommel vom Institut für Geistliche Begleitung; Diakon Heinz Lenhart aus Darmstadt; Pastoralreferent Norbert Nichell von der Pfarrgruppe Zaybachtal und Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt aus Rüsselsheim. Unterstützt wird die Initiative von Ordinariatsrat Hans Jürgen Dörr vom Dezernat Seelsorge des Bischöflichen Ordinariates und von Winfried Reininger, Referent für Gemeindecaritas beim Diözesancaritasverband Mainz.

tob (MBN)

 

Grundstück für Hospiz erworben

Wichtiger Schritt für die geplante Einrichtung in Offenbach

Offenbach. Für das geplante stationäre Hospiz „Fanny de la Roche" am Ketteler-Krankenhaus in Offenbach hat die Stiftung Heilig-Geist-Hospital Bensheim, Gesellschafter des Katholischen Klinikverbunds Hessen, ein Grundstück mit Haus erworben. Das wurde am 22. Oktober in einer Pressemitteilung des Ketteler-Krankenhauses Offenbach, das auch zum Katholischen Klinikverbund Südhessen gehört, bekannt gegeben. Nach Auskunft des Krankenhauses eignen sich Grundstück und Haus, die sich in direkter Nachbarschaft zum Ketteler-Krankenhaus befinden, „hervorragend für das geplante Hospiz".

Insgesamt wurden bisher für den Ausbau des Hospizes rund 130.000 Euro eingenommen, heißt es in der Meldung weiter. Das Hospiz „Fanny de la Roche", das als unselbstständige Einrichtung vom Katholischen Klinikverbund Südhessen betrieben werden soll, ist als stationäre Ergänzung der ambulanten Hospizdienste gedacht. Es wird über acht Plätze einschließlich eines kindgerechten Zimmers verfügen.

Erste Pläne zu dem Hospiz waren bereits im vergangenen Jahr von Bernhard Franzreb, Geschäftsführer des Katholischen Klinikverbundes Südhessen, vorgestellt worden. Der Name der Einrichtung geht zurück auf Fanny de la Roche, der ersten Oberin des 1851 von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründeten Ordens der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. Bisher ist das Christophorus-Hospiz in Trägerschaft des Caritaswerkes St. Martin in Mainz das einzige stationäre Hospiz im Bistum Mainz.

am (MBN)

 

Vorschau

„Wort zum Sonntag" zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht (9.11.)

Kirchensendungen in der ARD und im HR thematisieren den 9. November 1938

Frankfurt. Die Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 sind Thema beim „Wort zum Sonntag" am kommenden Samstag, 8. November, um 22.20 Uhr in der ARD. Zum 70. Jahrestag der Ereignisse wird Pastoralreferentin Verena Maria Kitz aus Frankfurt von einer Frankfurter Jüdin erzählen, die diese Nacht als junges Mädchen miterlebt hat und mittlerweile in den USA lebt. Gedreht wurde die Sendung vor dem ehemaligen Haus der jüdischen Frau in Frankfurt-Rödelheim.

Auch Radiosendungen der Katholischen Kirche in Hessen gehen auf den 9. November 1938 ein: Am Sonntag, 9. November, spricht Pater Helmut Schlegel in der „Morgenfeier" in HR 2 um 11.30 Uhr unter anderem über das Schicksal der Jüdischen Gemeinde im Nachbarort seiner Kindheit. Am Montag, 10. November, um 5.45 Uhr stellt sich Beate Hirt im „HR 1-Zuspruch" die Frage, wie es auf den Straßen vor ihrem Haus nach der Reichspogromnacht vermutlich ausgesehen hat, und wie sie sich selbst verhalten hätte.

Hinweis: Alle Sendungen stehen nach der Ausstrahlung zum Nachlesen, Nachhören und Nachsehen im Internet auf www.kirche-hr.de bzw. www.wort-zum-sonntag.de bereit.

bh (MBN)

 

Akademietagung zum Thema „Menschenrecht auf Bildung" (13.-15.11.)

Abendforum mit Ministerin Doris Ahnen zum Thema „Schule: gerecht und frei?" (14.11.)

Mainz. „Menschenrecht auf Bildung: Maßstab für die Bildungspolitik in Deutschland?" heißt eine Tagung in der Bistumsakademie Erbacher Hof von Donnerstag, 13., bis Samstag, 15. November. Sie wird vom Lehrstuhl für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und dem Forschungsinstitut für Philosophie Hannover in Kooperation mit dem Erbacher Hof veranstaltet. Im Laufe der Tagung werden die Ergebnisse des Projekts „Das Menschenrecht auf Bildung: anthropologisch-ethische Grundlegung und Kriterien der politischen Umsetzung" der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgestellt.

Im Rahmen der Akademietagung findet außerdem am Freitag, 14. November, um 19.00 Uhr ein Abendforum zum Thema „Schule: gerecht und frei? - Staat und Kirche in der Verantwortung" statt. Im Rahmen der Veranstaltung wird unter anderen Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Jugend des Landes Rheinland-Pfalz, zum Thema „Freiheit, Gerechtigkeit und Soziabilität als Determinanten schulischer Bildung" sprechen. Dem Vortrag schließt sich eine Podiumsdiskussion an; die Teilnehmer sind neben Ministerin Ahnen Gabriele Hüdepohl, Schulleiterin und Direktorin des Gymnasiums Canisius-Kolleg, Berlin, Professor Dr. Volker Ladenthin, Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft, Universität Bonn, Professor Dr. Gerhard Kruip, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover und Lehrstuhl für Christliche Anthropologie und Sozialethik der Universität Mainz. Moderiert wird die Diskussion von Professorin Dr. Marianne Heimbach-Steins vom Lehrstuhl für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie der Universität Bamberg.

Hinweis: Weitere Informationen und Anmeldung bei der Bistumsakademie Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel.: 06131/257-550 und -521, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de  

am (MBN)

 

DJK Herbstfest 2008 (15.11.)

Delegierte des katholischen Sportverbandes sprechen über Sinus-Milieustudie

Mainz. Das diesjährige Herbstfest des katholischen Sportverbandes DJK, Diözesanverband Mainz, findet am Samstag, 15. November, ab 16.30 Uhr im Jugendhaus Don Bosco in Mainz statt. Nach einem Gottesdienst in der Kapelle des Jugendhauses stellt ab 17.30 Uhr Pastoralreferent Johannes Brantzen, Leiter des Referates Gemeindeaufbau im Bischöflichen Ordinariat, die Sinus-Milieustudie vor.

Hinweis: Weitere Informationen bei der DJK-Geschäftsstelle, Am Fort Gonsenheim 54a, 55122 Mainz, Tel.: 06131/253680, E-Mail: djk-dv@bsitum-mainz.de, Internet: www.djk-dv-mainz.de

am (MBN)

Bilder zu Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 42, 5. November 2008

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