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Berichte
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat in seinem Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit das Vorgehen von Papst Benedikt XVI. bei der Aufhebung der Exkommunikation der vier unerlaubt geweihten Bischöfe der Pius-Bruderschaft verteidigt. „Man verkennt völlig die Einstellung von Papst Benedikt XVI., wenn man sein Verhalten an anderen Maßstäben misst als seinem Auftrag zur Sorge um die Einheit der Kirche. Er ist kein verkappter ‚Traditionalist' oder ein geheimer Förderer der Lefebvre-Bewegung", schreibt Lehmann. Das Hirtenwort trägt den Titel „Kirche - wohin gehst du? Eine Orientierung zur Diskussion um den Weg nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Es wird am ersten Fastensonntag, 1. März, in allen Gottesdiensten im Bistum Mainz verlesen, sowie in den Vorabendmessen am Samstag, 28. Februar.
Weiter schreibt Lehmann: „Es gehört ja zum Grundauftrag eines Papstes, dass er gerade mitten in Gefährdungen der Einheit die Gemeinschaft der Gläubigen zusammenhält und die Einheit zurückgewinnt, wo sie verletzt ist. Dies darf selbstverständlich nicht unter einer Preisgabe verbindlicher Gemeinsamkeit geschehen. Aber es ehrt jeden Papst, wenn er leidenschaftlich und auf allen legitimen Wegen den Verlust an Gemeinschaft verhindert und in die Irre gegangene Mitglieder wieder zurückzugewinnen bestrebt ist."
Es sei geradezu „absurd", die Treue von Papst Benedikt XVI. zum ganzen Zweiten Vatikanischen Konzil anzuzweifeln, „wo er doch einer der wenigen noch lebenden Konzilstheologen ist und auch in der Zeit nach dem Konzil sich immer zum recht verstandenen Vatikanum II bekannte", betont Lehmann. Wörtlich heißt es weiter: „Ganz zu schweigen von den Vorwürfen einer unklaren Stellung zum Antisemitismus und zur Leugnung des Holocaust. Die unsäglichen Äußerungen eines der führenden Vertreter der Pius-Bruderschaft, Bischof Williamson, haben mit dem Kern des bisher beschriebenen Konfliktes in der Kirche nichts zu tun. Das Zusammentreffen der beiden Dinge - die Aufhebung der Exkommunikation und das Bekanntwerden der Holocaust-Leugnung durch Bischof Williamson - war besonders unglücklich. Die Haltung der Päpste und gerade auch von Papst Benedikt XVI. gegen jede Form von Antisemitismus war immer schon eindeutig. Sie ist auch in den letzten Wochen über jeden Zweifel erhaben."
Mit der Aufhebung der Exkommunikation habe der Papst seinen Mut gezeigt und „einen Schritt des äußersten Entgegenkommens gewagt", hebt Lehmann hervor. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die Aufhebung der Exkommunikation nicht mit einer Rehabilitierung zu verwechseln sei und auch keineswegs eine Wiederaufnahme in die Kirche bedeute. „Es ist ein Schritt, der sehr verletzlich macht, wenn die Angesprochenen eine solche extreme Geste nicht annehmen." Weiter schreibt der Kardinal: „Hier kann ich in manchen Worten und im Verhalten der sogenannten Pius-Brüder nur eine Beleidigung und höhnische Zurückweisung dieser Einladung des Papstes sehen. Ich erinnere an Aussagen, dass dies alles nicht genüge. Rom müsse nun weitergehen und Buße tun. Man lasse nicht ab von den radikalen Bedenken gegenüber dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Indem man Bischof Williamson bei der geforderten Zurücknahme der Leugnung des Holocaust eine längere Frist zugestand, trieb man dieses unmögliche Verhalten weiter auf die Spitze."
Kardinal Lehmann betont, dass er in der gesamten Auseinandersetzung nie die Haltung des Papstes selbst kritisiert habe, sondern ihn in dem, was er in Sorge um die Einheit der Kirche getan hat, in Schutz genommen habe. Und weiter: „Wohl aber habe ich bedauert, dass das Management der Kurie im Umgang mit der Öffentlichkeit innerhalb und außerhalb der Kirche nicht besser im Stande war, den Papst selbst mit seinen Absichten zu schützen, rasch auf Missdeutungen zu reagieren und in solchen Konflikten zuverlässig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Diese Kritik, die inzwischen von vielen geteilt wird, halte ich aufrecht, auch wenn ich mich dazu hier und auch in einer größeren Öffentlichkeit nicht weiter äußern will. Ich habe eine jahrzehntelange Erfahrung, um dies behaupten zu können."
Mit der Aufhebung der Exkommunikation habe auch eine „heftige Diskussion" über die Gültigkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils begonnen. Dazu schreibt Lehmann: „Es besteht kein Zweifel, dass das Zweite Vatikanische Konzil uns eine erneuerte und vertiefte Vision der Kirche geschenkt hat. Dass diesem Verständnis auch die überzeugende Verwirklichung folgt, ist immer noch eine Aufgabe, und zwar für alle. Wenn die Kirche den ihr vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgezeichneten Weg geht, vor allem wenn sie ihn mutig und folgerichtig geht, wird sie nichts von ihrer bisherigen großen Tradition verlieren. Im Gegenteil. Die Kirche wird ihr Katholischsein voller und lebendiger ausprägen, als es oft in den vergangenen Jahrhunderten möglich war. Ein tieferes Verständnis des Konzils ist eine große Aufgabe der Theologie und der Verkündigung. Die Kirche wird gerade so mehr als bisher das ganze Evangelium für den ganzen Menschen in der ganzen Welt und mit ganzer Kraft bezeugen. Daran haben wir alle Anteil."
Lehmann bittet die Gläubigen darum, „bei der Beurteilung dieser Vorgänge nicht kurzsichtig zu werden und Schlagworten zu verfallen". Und weiter: „Ich danke allen, die in diesen Wochen inmitten aller Aufgeregtheiten Ruhe und Gelassenheit bewahrt haben und die keine übereilten Maßnahmen, wie zum Beispiel einen Kirchenaustritt, ergriffen haben. Diejenigen, die dies jedoch bereits getan haben, kann ich nur bitten, ihren Entschluss zu überdenken und wieder zurückzukehren."
In einem historischen Rückblick bezeichnet Lehmann die kritische Öffnung zur Moderne und die erhöhte Dialogfähigkeit mit der Welt durch das Zweite Vatikanische Konzil als „zweifellos notwendig". Allerdings sei die Aufnahme der Konzilsbeschlüsse unter anderem durch den gesellschaftlichen Wandel Ende der 1960er-Jahre „zum Teil empfindlich gestört" worden. In diesem Zusammenhang sei es 1969 auch zur Bildung der „Priesterbruderschaft St. Pius X." um den französischen Missions-Erzbischof Lefebvre gekommen. Über die Priesterbruderschaft schreibt Lehmann: „Diese lose Gemeinschaft bildete einen Kreis von Menschen, die nicht nur mit der kirchlichen Entwicklung unzufrieden waren, sondern auch nicht selten mit gewissen traditionellen kulturellen, gesellschaftlichen und auch politischen Strömungen verflochten waren. Der Streit ging nicht nur um liturgische Reformen, vor allem um die Reform der Messe, sondern er erstreckte sich auch auf die Verneinung und Verweigerung gegenüber anderen Konzilsaussagen: vor allem zur Kollegialität der Bischöfe, wodurch man die päpstliche Autorität gefährdet sah; zur Ökumene, in deren Bemühungen man einen Verrat an der Wahrheit erblickte; zur erklärten Religionsfreiheit, die man als Aufgabe des eigenen Wahrheitsanspruchs und als Förderung religiöser Gleichgültigkeit verstand, sowie überhaupt zur Zuwendung zur Moderne, die als Verrat der Distanz zur ‚Welt' erschien. Diese Themen blieben in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch oft eher im Hintergrund."
Hinweis: Der Text dieses Hirtenwortes kann auch im Internet heruntergeladen werden unter www.bistum-mainz.de/kardinal
tob (MBN)
Mainz. 100.000 Euro beträgt der Erlös aus dem Benefiz-Spiel des 1. FSV Mainz 05 gegen Bayern München am 22. Januar dieses Jahres. Das Geld wird der Stiftung Hoher Dom zu Mainz zu Gute kommen. Der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, nahm den Spendenscheck am Dienstagabend, 3. März, im Mainzer Bruchwegstadion aus den Händen des Präsidenten von Mainz 05, Harald Strutz, entgegen. Die Scheckübergabe fand vor dem Pokalspiel von Mainz 05 gegen Schalke 04 statt. Giebelmann dankte im Namen des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, Mainz 05 und Bayern München für das Benefizspiel und für den Spendenscheck.
Das Benefizspiel hatte eine Woche vor dem Eröffnungsgottesdienst zum Jubiläum „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom" stattgefunden, das im Bistum Mainz mit zahlreichen Veranstaltungen bis zum 15. November begangen wird. Das Spiel, das auch Kardinal Lehmann als Ehrengast im Stadion mitverfolgte und live im SWR übertragen wurde, endete 5:0 für Bayern München. Rund 16.000 Zuschauer hatten die Partie im Bruchwegstadion verfolgt.
Hinweis: Stiftung Hoher Dom zu Mainz, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz - Geschäftsstelle: Bettina Kolbe M.A., Tel.: 06131/253-108, Fax: 06131/253-113, Internet: www.bistum-mainz.de/stiftungen
am (MBN)
Mainz. Das Läuten der neuen Glocken der Kirche St. Stephan in Mainz hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, als „abgrundtiefe Trauer" über die Zerstörung der Stadt Mainz vor 64 Jahren bezeichnet. „Zugleich ist es eine ernste Mahnung, dass uns das Geschenk einer relativ langen Friedenszeit bewusst bleibt", sagte Lehmann im Rahmen einer Gedenkstunde zum Jahrestag der Zerstörung der Stadt Mainz im Jahr 1945 am Freitag, 27. Februar, in Mainz-St. Stephan.
Weiter sagte Lehmann: „Wir Nachgeborenen haben das Glück, seit über 60 Jahren in diesem Europa, das sich jahrhundertelang immer wieder verwundet und zerfleischt hat, in Frieden leben zu dürfen." Es reiche, in das ehemalige Jugoslawien zu blicken, „um unsere Gefährdung wahrzunehmen und das Geschenk des Friedens nicht für selbstverständlich zu halten und zu überschätzen". Der Kardinal unterstrich auch die Bedeutung der Erinnerung. Diese erfolge nicht nur, „weil wir die Vergangenheit nicht abstreifen wollen". Sie erfolge auch nicht nur wegen der Pietät, „die wir für die vielen Opfer dieses 27. Februar 1945 im Herzen tragen". „Wir fragen uns nämlich, ob wir dieses Unrechts und Tötens so eingedenk bleiben, dass wir dieser Grausamkeit für heute und alle Zukunft abschwören", betonte Lehmann. Erinnerung bedeute nie bloßes Zurückdenken an Vergangenes, sondern „lebendige Wirklichkeit werden lassen, was damals war".
Die Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Zerstörung der Stadt Mainz, die in den vergangenen Jahren stets in der Ruine von St. Christoph begangen wurde, fand in diesem Jahr in St. Stephan statt. Mainz wurde am 27. Februar 1945 zu 80 Prozent zerstört. Auch St. Stephan war von den Bombenangriffen im Krieg stark betroffen, die Glocken bereits im Jahr 1942 vernichtet worden. Durch eine Spende der Mainzer Schott AG in Höhe von 200.000 Euro wurde der Guss von drei neuen Glocken für St. Stephan sowie die Renovierung des Glockenturms ermöglicht. Lehmann dankte in seiner Ansprache der Firma Schott für ihre Spende: „Wir sind froh und dankbar, dass die Glocken, die wir in der Kirche am 27. September 2008 weihten, nun glücklich ihre Bestimmung und ihren neuen Platz im Turm erhalten haben."
Die drei neuen Glocken wurden im Mai 2008 in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen und sind nach den drei Patronen von St. Stephan benannt: hl. Maria Magdalena, hl. Stephanus und hl. Willigis. Die Verzierungen wurden von dem Wiesbadener Künstler Eberhard Münch gestaltet. Am Ende der Gedenkveranstaltung läuteten die Glocken erstmals. Fünf Minuten später stimmten die Glocken aller Mainzer Kirchen in das Geläute ein.
Der Mainzer Bürgermeister Norbert Schüler unterstrich in seiner Ansprache, dass das Datum der Zerstörung von Mainz „unauslöschlich" in die Stadtgeschichte eingebrannt sei. Gleichzeitig mahne der Tag stets aufs Neue, „aus der Vergangenheit zu lernen: Frieden zu wahren, Friedenssuche zu fördern, sich für Freiheit und Verständigung auf allen Ebenen einzusetzen und unsere Stimme gegen Totalitarismus, Rassismus und Antisemitismus zu erheben", sagte Schüler. Der Vorstandsvorsitzende der Schott AG, Professor Dr. Udo Ungeheuer, betonte, dass St. Stephan nun wieder ein Geläut besitze, „das der Größe und Bedeutung dieses Gotteshauses entspricht". Gleichzeitig habe Mainz ein „Stück Identität zurückerhalten, die im Zweiten Weltkrieg verloren ging". Die Schott AG spendet die Glocken anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens im Jahr 2009.
Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst der Evangelischen Kirche Rheinhessen, sagte, dass der 27. Februar 1945 Wunden geschlagen habe, die immer zur Geschichte der Stadt gehörten. „Als Mainzer Bürgerinnen und Bürger schauen wir an diesem Morgen auf das unsägliche Leid und auf die Wunden, die die Trauer verursacht hat", sagte Schütz. Es gehe aber an einem solchen Tag auch darum, „dass wir aus der Erinnerung erlittenen Leids Kraft schöpfen für den Weg, der in die Zukunft weist". „Durch Christus wissen wir, dass die Option des Friedens existiert, und dass sie gelebt werden kann", betonte Schütz. Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkfeier von den Kirchenchören St. Alban, St. Stephan und der Kantorei St. Alban unter der Leitung von Heinz Lamby sowie vom Werksorchester der Firma Schott unter der Leitung von Karlheinz Lang.
Insgesamt wird das neue Geläut von St. Stephan ein Gewicht von 5.200 Kilogramm haben. Gegossen wurden eine d-Glocke (1.900 Kilogramm und 145 Zentimeter Durchmesser, Stephanus-Glocke), eine e-Glocke (1.400 Kilogramm und 128 Zentimeter Durchmesser, Willigis-Glocke) und eine g-Glocke (800 Kilogramm und 108 Zentimeter Durchmesser, Maria Magdalena-Glocke). Die vorhandene Beatrix-Glocke ist eine fis-Glocke und hat ein Gewicht von 1.100 Kilogramm bei einem Durchmesser von 118 Zentimetern. Die Beatrix-Glocke aus dem Jahr 1493 ist die drittälteste der Stadt Mainz. Sie war erst in den 1950er Jahren nach St. Stephan gekommen.
am (MBN)
Hamburg. Anlässlich der zentralen Eröffnungsfeier der Woche der Brüderlichkeit 2009 ist am Sonntag, 1. März, dem katholischen Alttestamentler Professor Dr. Erich Zenger die Buber-Rosenzweig-Medaille in Hamburg verliehen worden. Die undotierte Auszeichnung wird vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an Persönlichkeiten, Initiativen oder Einrichtungen vergeben, die sich um Verständigung und christlich-jüdische Zusammenarbeit verdient gemacht haben. An dem Festakt im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg nahmen unter anderen Bundespräsident Horst Köhler und die Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, teil.
In seiner Laudatio würdigte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, Zenger als mutigen Förderer des jüdisch-christlichen Dialogs. Der Ruf Zengers beruhe vor allem auf seiner Fähigkeit, die Schriften des Alten Testamentes mit dem ganzen heute möglichen Wissen im Blick auf ihre existentielle, gesellschaftliche und kirchliche Bedeutung eindrucksvoll zu erschließen. „Gerade weil Erich Zenger immer überzeugt war, dass das Alte Testament kein vergangenes oder gar veraltetes Buch darstellt, hat er leidenschaftlich nicht nur die Gegenwartsbedeutung der ganzen Bibel betont, sondern sich auch um Rezeption und Integration der zeitgenössischen jüdischen Schriftauslegung bemüht", sagte Kardinal Lehmann.
Das Motto der diesjährigen Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille, „1949 - 2009. So viel Aufbruch war nie" gelte in allen Bereichen und Ebenen für Professor Zenger. „Ich bin gewiss, dass das, was er in drei Jahrzehnten, gemeinsam mit vielen Weggefährten aus Christentum und Judentum auf- und ausgebaut hat, die alternativlose Richtung unseres Verhältnisses zueinander ist", betonte Bischof Lehmann. Dafür gebühre Zenger und der Jury ein großer Dank „und ein herzlicher Glückwunsch, und zwar bewusst in der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit, aber auch im Zusammenhang der unsäglichen Auseinandersetzung der letzten Wochen um den Antisemitismus in unserer Kirche. Dies ist eine neue Ermutigung für den Weg, den der jüdisch-christliche Dialog im vergangenen halben Jahrhundert bis heute eingeschlagen hat. Dahinter gibt es kein Zurück." Die wissenschaftliche Einzeldisziplin Zengers als Forscher des Alten Testamentes sei die Basis für sein unermüdliches Wirken im jüdisch-christlichen Dialog, sagte Kardinal Lehmann.
SDBK (MBN)
Mainz. „Die wichtigste Aufgabe der Kunst ist es, den Menschen ihre Umwelt nahe zu bringen." Das sagte der Künstler Professor Markus Lüpertz beim Aschermittwoch der Künstler und Publizisten am 25. Februar im Erbacher Hof in Mainz. Erst in der Überhöhung der Kunst würden die Menschen die Schönheit der Welt wahrnehmen, sagte Lüpertz. Auf diese Weise trage Kunst auch zur Bildung bei. Das Gespräch mit Lüpertz unter der Überschrift „...den Engeln sehr nahe. Zum Selbstverständnis des Künstlers heute" führte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates in Berlin.
„Wenn man als Künstler Selbstzweifel hat, dann braucht man gar nicht erst anzufangen", betonte Lüpertz. Und weiter: „Ich glaube nicht, dass es einen Maler gibt, der nicht glaubt, dass er gut ist. Ein Künstler existiert, um etwas zu schaffen, das in der Malerei Ewigkeit hat." Lüpertz betonte, dass es „eine Auszeichnung sei, Künstler zu sein. Es ist ein Fingerzeig Gottes." Er erzählte, dass er vom evangelischen zum katholischen Glauben konvertiert sei. Lüpertz würdigte die katholische Kirche als Institution, die in der Geschichte immer die Kultur gefördert und teilweise überhaupt erst ermöglicht habe. Allerdings habe sich dieser Bildungsauftrag gewandelt. „Heute ist eine Zeit, in der die Kirche den Glauben stärken muss."
Der Direktor der Bistumsakademie Erbacher Hof, Professor Dr. Peter Reifenberg, hatte die rund 400 Gäste im Ketteler-Saal begrüßt. Musikalisch gestaltet wurde der Abend durch Linus Roth (Violine). Lüpertz, der Rektor der Kunstakademie Düsseldorf ist, hat unter anderem bereits Kirchenfenster in der gotischen Kathedrale von Nevers/Frankreich und in der Kölner Sankt Andreas-Kirche gestaltet. Veranstaltet wurde der Abend von der Bistumsakademie Erbacher Hof in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturrat.
Vor dem Gespräch im Erbacher Hof hatte der Mainzer Weihbischof, Dr. Ulrich Neymeyr, im Mainzer Dom einen Gottesdienst mit Austeilung des Aschenkreuzes gefeiert. In seiner Predigt betonte er, dass nach der Freude der Fastnacht am Aschermittwoch die Erinnerung an die Sterblichkeit des Menschen im Mittelpunkt stehe. „In der Kirche muten wir uns die Konfrontation mit dem Tod zu. In einer Gesellschaft, deren geheimste Sehnsüchte ewige Jugend und Kraft zu sein scheinen, gibt es nicht mehr viele Orte, an denen der Tod einen Platz hat", sagte Neymeyr. Die Erinnerung an den Tod sei jedoch „keine asketische Übung, die uns die Angst vor dem Sterben nehmen soll", sondern stehe am Beginn der Vorbereitungszeit auf Ostern. Wörtlich sagte Neymeyr: „Wenn wir uns zumuten, so radikal an unsere Sterblichkeit erinnert zu werden, dann tun wir dies, weil wir hinter dem Dunkel des Sterbens und des Todes das Licht des Ostermorgens erahnen, weil wir glauben, dass Ostern nicht nur das Ziel der Fastenzeit ist, sondern dass uns die Auferstehung der Toten und das ewige Leben nach unserem eigenen Tod blühen."
Der Weihbischof wies darauf hin, dass auch „Kunst und Publizistik Räume schaffen, in denen wir Menschen uns mit unserer Sterblichkeit und unserem Tod auseinandersetzen". Und weiter: „In einer Gesellschaft, die den Tod zunehmend tabuisiert, ist es nicht verwunderlich, dass die Kunst immer wieder dazu neigt, das Tabu des Todes zu brechen", sagte Neymeyr. Besonders intensive Auseinandersetzungen mit dem Tod seien für ihn etwa die Werke „Tod in Venedig" und „Der Zauberberg" von Thomas Mann und der Film „Love-Story" aus dem Jahr 1970. Der Weihbischof wies zu Beginn des Gottesdienstes darauf hin, dass der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, nicht am Gottesdienst und am Aschermittwoch der Künstler und Publizisten teilnehmen könne, da er in Kur sei. Lehmann werde jedoch bereits am Donnerstag, 26. Februar, wieder in Mainz sein.
tob (MBN)
Nieder-Olm. Bereits zum zwölften Mal laden die Kirchen von Sonntag, 8. März, bis Sonntag, 5. April, zur Aktion Autofasten ein. Ziel der Aktion ist es, die alltägliche Nutzung des Autos in Frage zu stellen und klimafreundlichere Verkehrsalternativen auszuprobieren. Autofahrer sollen sich bemühen, in der Fastenzeit ihr Auto möglichst oft stehen zu lassen und öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder Car-Sharing zu nutzen bzw. zu Fuß zu gehen. Die Aktion will dazu beitragen, dass Menschen Verantwortung für die Schöpfung übernehmen. Interessierte können sich noch bis zum 2. März unter www.autofasten.de zum Autofasten anmelden.
„Autofasten ist attraktiv, weil es die Möglichkeit bietet, die Fastenzeit durch ein zeitgemäßes Fasten zu gestalten: Das Auto also möglichst selten zu nutzen, um in Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen die Umwelt zu schützen", sagte der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, bei der diesjährigen Startveranstaltung am Donnerstag, 26. Februar, in Nieder-Olm. Giebelmann warnte davor, das Thema „Klimawandel" angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise in den Hintergrund geraten zu lassen. „Es wäre falsch, die Wirtschaftskrise zu Lasten des Klimas zu lösen", unterstrich der Generalvikar. Weiter sagte er: „Sicherlich kann niemand von uns die Welt auf einen Schlag ändern oder verbessern - dies gilt auch für den Klimaschutz. Aber viele kleine Schritte an vielen Orten können sehr wohl Veränderungen bewirken." Der evangelische Propst für Rheinhessen, Dr. Klaus-Volker Schütz, bezeichnete die Aktion Autofasten als „Erfolgsgeschichte". Sie mache deutlich, was Mobilität für die Menschen bedeute. „Mobilität muss aber dort ihre Grenzen haben, wo die Bewegungsfreiheit des einen die Lebensqualität des anderen beeinträchtigt und behindert", sagte er.
Bisher haben sich bereits 1.000 Teilnehmer für das Autofasten registrieren lassen, sagte Alois Bauer vom Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden des Bischöflichen Ordinariates, der die Aktion im Bistum Mainz koordiniert. Er verwies darauf, dass seit dem Start der Aktion im Jahr 1998 bereits rund 12.500 Menschen am Autofasten teilgenommen hätten. Heiko M. Ebert, Prokurist beim Rhein-Nahe Verkehrsverbund (RNN), erläuterte die Beteiligung des RNN an der Aktion. Ziel sei es, dass die Teilnehmer ihr bisheriges Mobilitätsverhalten überdenken. „Wir möchten einen Einstieg bzw. Umstieg auf Bus und Bahn ermöglichen", sagte Ebert.
Träger des Autofastens sind die Bistümer Trier, Mainz und Limburg und die Evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und in der Pfalz gemeinsam mit der Katholischen und der Protestantischen Kirche in Luxemburg. Unterstützt wird die Aktion unter anderen durch die Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland Pfalz, das Ministerium für Umwelt des Saarlandes, die Ministerien für Verkehr und Umwelt des Großherzogtums Luxemburg sowie durch Verkehrsverbünde, Verkehrsunternehmen, Fahrradverleiher und Car-Sharing Unternehmen sowie vom Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), VELO mobil, und vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die beteiligten Verkehrsverbünde stellen 800 Freifahrscheine oder Bonusscheine für stark verbilligte Zeitfahrkarten für ihr jeweiliges Tarifgebiet zur Verfügung. Diese Tickets werden unter allen Teilnehmenden verlost.
Aktionsjahr „Bewahrung der Schöpfung" im Dekanat Mainz-Süd
Im Rahmen der Startveranstaltung zum Autofasten wurde auch das Themen- und Aktionsjahr „Bewahrung der Schöpfung" im Dekanat Mainz-Süd vorgestellt. Mit dem Beginn der Fastenzeit werden die 16 Pfarrgemeinden und Pfarrgruppen bis zum Pfingstfest 2010 „ökologische Handlungsfelder definieren, Veränderungsschritte einleiten und konkrete Handlungsfelder durchführen", wie es in einer Pressemitteilung des Dekanates heißt. Diese sollen dann auf einer „ökologischen Landkarte" des Dekanates dargestellt werden. Der Dekan des Dekanates Mainz-Süd, Pfarrer Hubert Hilsbos, unterstrich die Notwendigkeit eines Themen- und Aktionsjahres zur Bewahrung der Schöpfung: „Wir müssen noch mehr die weltweiten Zusammenhänge erkennen, die zum unbedingten Handeln jetzt und hier bei uns herausfordern." Dafür ist ein Faltblatt mit Themenvorschlägen erarbeitet worden, so dass die Pfarrgemeinden eigene Umweltprojekte entwickeln können.
Hinweise:
am (MBN)
Mainz. Sechs Frauen im Alter von 22 bis 47 Jahren und zwei Kinder aus dem Bistum Mainz sind am Samstag, 28. Februar, bei einem Wortgottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes von Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr zur Taufe zugelassen worden. Der Gottesdienst im Mainzer Dom als zentrale Zulassungsfeier für die Katechumenen aus dem gesamten Bistum fand in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Die Taufbewerberinnen kommen aus Gießen, Groß-Zimmern, Offenbach und Rüsselsheim.
Weihbischof Neymeyr erinnerte in seiner Predigt daran, dass die Taufbewerber durch die Taufe zu einem Mitglied in ihrer Pfarrgemeinde werden, „wo Ihr Glaube eine Heimat hat". Zum anderen gliedere die Taufe aber auch in die weltumspannende Gemeinschaft der Kirche ein. Wörtlich sagte er: „Überall auf der Welt gibt es katholische Christen, die sich in Pfarrgemeinden versammeln. Wer verreist oder umzieht, kann seinen Glauben, seine Einbindung in die katholische Kirche einfach mitnehmen. Die katholische Kirche war schon ein globales Unternehmen, bevor es diesen Begriff überhaupt gab." Neymeyr wies darauf hin, dass die Getauften auch über den Tod hinaus „mit der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel" verbunden seien. „Die Heiligen im Himmel sind nicht alle deswegen heilig, weil sie sittlich vollkommen in ihrem irdischen Leben gelebt hätten, sondern sie sind deswegen heilig, weil sie sich der barmherzigen Vaterliebe Gottes anvertraut haben."
Die Bewerberinnen befinden sich derzeit alle im so genannten Katechumenat, der Vorbereitungszeit für Jugendliche und Erwachsene, die Christen werden wollen. Höhepunkt des Katechumenats ist die Spendung der Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie. Die Feier dieser so genannten Einführungssakramente wird in den jeweiligen Heimatgemeinden in der Regel in der Osternacht begangen. Mit dem Sakrament der Taufe wird der Mensch in die Kirche aufgenommen. Die Taufe erfolgt durch die Worte: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Dabei wird dem Täufling Wasser über den Kopf gegossen als Zeichen für die Reinigung von der Erbsünde und allen persönlichen Sünden. In verschiedenen Riten wird die Taufe anschließend gedeutet, unter anderem durch die Salbung mit Chrisam-Öl. Dabei wird deutlich, dass der Getaufte durch die Taufe zu Christus gehört.
Hinweis: Weitere Informationen zum Katechumenat im Bistum Mainz bei Rainer Stephan, Referent für Gemeindekatechese im Bischöflichen Ordinariat, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-241, Fax: 06131/253-558, E-Mail: gemeinde-katechese@bistum-mainz.de oder im Internet unter www.katechumenat.de
tob (MBN)
Mainz. Der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, hat sich „gegen eine Ideologisierung der Familie" gewandt. Die Politik sei derzeit vor allem darauf eingerichtet, dass beide Elternteile arbeiten. Wörtlich sagte er: „Der Staat darf nicht Strukturen schaffen, die ungerecht sind für Familien, in denen sich die Ehepartner einig sind, dass einer zu Hause bleibt." Nacke äußerte sich am Freitagabend, 27. Februar, bei einer Podiumsdiskussion im Orchestersaal des Staatstheaters Mainz. Der Abend unter der Überschrift „Wie viel Familie braucht der Mensch? Familie zwischen öffentlichem und privatem Anspruch" wurde von der Bistumsakademie Erbacher Hof in Kooperation mit dem Staatstheater Mainz veranstaltet.
In der Frage der Unterstützung von sozial schwachen Familien oder Familien mit Migrationshintergrund sei „eine sehr differenzierte Betrachtungsweise" notwendig, sagte Nacke. Die „Hilfe zur Selbsthilfe" müsse jedoch „Kernbotschaft jeder Sozialpolitik sein", sagte der Leiter des Katholischen Büros. „Die Familien müssen in die Lage versetzt werden, etwas wieder selbst zu können und nicht einfach die Arbeit abgenommen bekommen. Dieser Satz wird noch viel zu wenig beachtet." Er wies darauf hin, dass Rheinland-Pfalz in diesem Bereich etwa mit dem Kinderschutzgesetz, das jetzt auch im Bund aufgegriffen werde, federführend sei.
„Kinder sind unsere Zukunft und doch müssen wir feststellen, dass dieses Thema stark vernachlässigt wird", sagte der Intendant des Mainzer Staatstheaters, Matthias Fontheim. „Die Leute leben oft nur im Hier und Jetzt und vergessen darüber diese Zukunft." Fontheim wies darauf hin, dass die Ansprüche der Gesellschaft an die Familien nur schwer zu erfüllen seien. Mit Blick auf die gestiegene Mobilität und Flexibilität sei es vor allem auch eine Frage des Geldes, diesen Ansprüchen überhaupt noch gerecht werden zu können, hob der Intendant hervor.
Mit der Wahl des Spielzeitmottos „Wie viel Familie braucht der Mensch? Familie zwischen öffentlichem und privatem Anspruch" habe das Staatstheater die Diskussion über das Thema Familie anregen wollen, sagte die Chefdramaturgin des Staatstheaters, Marie Rötzer. Sie bedauerte, dass die familienpolitische Diskussion vor allem unter ökonomischen Gesichtspunkten geführt werde.
Dr. Brigitte Bertelmann vom Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Mainz wies darauf hin, dass die Akzeptanz der beiden zusätzlichen Monate für Väter beim Elterngeld vor allem deswegen gegeben sei, weil Männer gegenüber ihren Arbeitgebern argumentierten, dass sie ja Geld verschenken würden, wenn sie die beiden Monate nicht in Anspruch nähmen. „Diese Argumentation passt in unser System. Wir haben aber noch einen weiten Weg vor uns, bis ein Vater sagt, dass er nicht nur der Ernährer sein will." In diesem Vorgehen spiegle sich die Kurzfristigkeit des aktuellen Denkens in Familienfragen, sagte Bertelmann. Und weiter: „Es sind politische Signale, die sich an ökonomische Vorgaben richten, dass bei der Elterngeldregelung beide Elternteile nach 14 Monaten wieder für den Beruf zur Verfügung stehen sollen. Das erhöht nicht die Wahlfreiheit."
Vito Contento, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Rheinland-Pfalz, wies darauf hin, dass die Bedeutung der Familie für Migranten „mindestens doppelt so hoch einzuschätzen ist wie für Einheimische, vor allem weil der Zusammenhalt, die Geborgenheit und die Sicherheit, die der Einzelne erlebt, nicht so gegeben sind wie in der Heimat". Dieses Phänomen werde in der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Die Moderation der Podiumsdiskussion hatte Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Studienleiterin der Bistumsakademie Erbacher Hof, übernommen.
tob (MBN)
Personalie
Mainz. Der Finanzdirektor des Bistums Mainz, Thomas Karst, vollendet am Donnerstag, 5. März, sein 65. Lebensjahr. Ende März tritt Karst, der das Dezernat für Finanz- und Vermögensverwaltung des Bistums Mainz seit September 1987 leitet, in den Ruhestand. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird Karst am Dienstag, 28. April, um 11.00 Uhr im Rahmen einer Feierstunde im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz in den Ruhestand verabschieden.
Leitlinie seiner Finanzpolitik sei stets gewesen, „dass wir nur soviel ausgeben können, wie wir haben". Deshalb hat es in Karsts Amtszeit nicht einen einzigen mit Schulden finanzierten Bistumshaushalt gegeben. „Wichtig war mir immer das Prinzip der gläsernen Taschen. Die Leute müssen wissen, was die Kirche mit ihrem Geld macht", betont Karst. Ein Anliegen sei ihm immer gewesen, so manches Vorurteil gegen die kirchlichen Finanzen auszuräumen und für das Finanzierungssystem aus der Kirchensteuer zu werben. „Es ist ein gerechtes System und dient der Freiheit der Kirche von Einflüssen einzelner Geldgeber." Im Bistum war er häufig zu Vorträgen unterwegs und hat bereitwillig Auskunft über die Kirchenfinanzen gegeben: „Wer mir schreibt, bekommt auch Antwort."
Neben der Aufstellung des Bistumshaushaltes, der Vermögensaufsicht über die Kirchengemeinden sowie der Finanz- und Liegenschaftsverwaltung gehört die Kontrolle des Ausgabenverhaltens zu seinen wesentlichen Aufgaben: „Man muss halt den Daumen draufhalten und auch bereit sein, sich gelegentlich unbeliebt zu machen." Konsequent hat Karst in den vergangenen Jahren den Ausbau der Fonds zur Altersversorgung von Priestern und Kirchenbeamten vorangetrieben. Dadurch ist das Bistum Mainz eines der wenigen Bistümer in Deutschland, das seine finanziellen Verpflichtungen in der Altersversorgung vollständig aus den Zinserträgen leisten kann. Als wichtige Neuerung seiner Amtszeit begreift Karst die Einführung eines neuen Systems zur Finanzierung der Pfarrgemeinden im Jahr 2004. „Die Einführung der Schlüsselzuweisungen hat sich bewährt", vor allem, weil dadurch eine größere Objektivität bei der Finanzierung der Pfarreien entstanden sei.
Karst weist darauf hin, dass aufgrund der demographischen Entwicklung in den nächsten 25 Jahren mit einem Rückgang der Kirchensteuer zwischen 30 und 50 Prozent zu rechnen sei, wie Prognosen ergeben hätten. Da die Kirchensteuer mit rund 60 Prozent den größten Anteil an den Haushalten der Bistümer habe, werde dies einschneidende Änderungen mit sich bringen. Er sieht deshalb drei Schwerpunkte gerade für die Haushalte der Pfarreien: Zum einen sei es notwendig, die Einnahmen und Rücklagen durch Spenden und Stiftungen zu erhöhen. Zum anderen müssten die Ausgaben gesenkt werden: das gelte insbesondere für die finanziellen Lasten aus den 1.700 Gebäuden im Bistum. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, sich gegebenenfalls von Immobilien zu trennen, deren Mieteinnahmen die wirklichen Kosten nicht decken oder auch Gemeinschaftsräume zu verkleinern bzw. mit benachbarten Pfarreien gemeinsam zu nutzen, betont er.
Als dritten wichtigen Punkt nennt Karst die Werbung für das Ehrenamt. „Ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft viele Dinge nicht mehr von hauptamtlichen Mitarbeitern machen lassen können, sondern Ehrenamtliche diese Aufgaben übernehmen werden." Es gebe heute schon viele Menschen im Ruhestand, die sich in ihrer Pfarrei gerne mit ihren Fähigkeiten einbringen wollen. „Da gilt es, den richtigen Ton zu treffen, um die Leute anzusprechen und zu begeistern", sagt Karst.
Künftig wird er sich selbst wieder verstärkt ehrenamtlich in der Kirche einbringen. Seit langem ist er in seiner Pfarrgemeinde St. Achatius in Mainz-Zahlbach aktiv. Dort war er über Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderates und des Kirchenverwaltungsrates, zeitweise als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender.
Thomas Karst wurde am 5. März 1944 in Mainz geboren. Er war das achte von zehn Kindern des Oberfinanzpräsidenten Joseph Karst und seiner Frau Eugenie. In Koblenz besuchte Karst das altsprachliche Görres-Gymnasium und studierte anschließend an der Freiburger Albert Ludwigs-Universität Rechtswissenschaften. Die erste juristische Staatsprüfung legte er 1970 in Freiburg, die zweite 1974 in Mainz ab. 1974 trat er in den Dienst der Finanzverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz ein. Im Jahr 1976 wurde er stellvertretender Leiter des Finanzamtes Worms. Am 1. August 1986 kam er zum Bistum Mainz und wurde Stellvertreter des damaligen Finanzdezernenten, Domkapitular Prälat Josef Ludwig. Im September 1987 übernahm er die Leitung des Dezernates für Finanz- und Vermögensverwaltung. Daneben ist Karst unter anderem Vorsitzender des Aufsichtsrates des Gemeinnützigen Siedlungswerks (GSW) der Bistümer Fulda, Limburg, Mainz und Erfurt und Mitglied im Aufsichtsrat der Pax-Bank. Karst ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Töchter und einen Sohn.
tob (MBN)
Vorschau
Mainz. Im Rahmen des Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom" sind vier Autorenlesungen im Mainzer Dom vorgesehen. Den Auftakt macht die diesjährige Mainzer Stadtschreiberin Monika Maron am Freitag, 6. März, um 19.00 Uhr zum Thema „Stadt und Land - Geburtsort Berlin und Vorpommern". Die Reihe der Bistumsakademie Erbacher Hof steht unter der Überschrift „...dichterisch wohnet der Mensch". Der Eintritt zu den Lesungen, die jeweils vom Südwestrundfunk (SWR) für das Radioprogramm von SWR 2 aufgezeichnet werden, ist frei.
Die weiteren Termine:
Hinweis: Bistumsakademie Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel.: 06131/257-521, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de
tob (MBN)
Mainz. Der Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr wird bei einem Gottesdienst im Mainzer Dom am Samstag, 7. März, um 15.00 Uhr 78 Frauen und Männern aus dem Bistum Mainz das Sakrament der Firmung spenden. Aufgrund der gestiegenen Zahl der erwachsenen Firmkandidaten findet der zentrale Firmgottesdienst seit dem Jahr 2007 nicht mehr im kleineren Ostchor, sondern im Westchor des Domes statt.
Das Sakrament der Firmung gehört mit Taufe und Eucharistie zu den so genannten Einführungssakramenten. Bei der Firmung empfängt der Gläubige den Heiligen Geist zur Stärkung des persönlichen Glaubens und als Zeichen für die Verbundenheit mit allen anderen Glaubenden. Die Spendung der Firmung geschieht durch Handauflegung und Salbung der Stirn mit den Worten: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist." Während der Firmung legt der Pate dem Firmling die Hand auf die Schulter. Damit drückt er aus, dass er ihn auf seinem Glaubensweg stärken will. In der Regel wird die Firmung im Alter zwischen 14 und 16 Jahren gespendet. Die Firmlinge bekräftigen in der Firmung ihre Entscheidung, Christ zu sein. Während bei der Taufe noch Eltern und Paten für sie entschieden haben, treten sie jetzt selbst für ihren Glauben ein. In diesem Sinn vollendet die Firmung die Taufe.
tob (MBN)
Mainz. „Die Kollegen des Königs. Bischöfe und ihre Stellung im Reich vor 1.000 Jahren" lautet die Überschrift des ersten Domvortrags im Jubiläumsjahr „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom". Referent am Dienstag, 10. März, um 19.00 Uhr im Mainzer Dom ist Professor Dr. Stefan Weinfurter, Heidelberg. Die Vortragsreihe, in deren Rahmen über historische, liturgiegeschichtliche und kunsthistorische Fragen gesprochen wird, wird von der Bistumsakademie Erbacher Hof und dem Bischöflichen Domkapitel Mainz veranstaltet.
Hinweis: Weitere Informationen beim Erbacher Hof, Akademie des Bistums
Mainz, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel.: 06131/257-550 oder -523, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de, Internet: www.ebh-mainz.de
am (MBN)
Mainz. Die Mainzer Martinus-Bibliothek zeigt anlässlich des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Paulus-Jahres (28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009) im Rahmen einer Kabinettausstellung Buchillustrationen aus sechs Jahrhunderten über den Apostel Paulus. Die Ausstellung unter der Überschrift „Paulus - Apostel der Völker" wird von 12. März bis zum 29. Juni - bei freiem Eintritt - in den Räumen der Wissenschaftlichen Diözesanbibliothek (Grebenstraße 8) zu sehen sein. Bei der Vernissage am Mittwoch, 11. März, um 18.15 Uhr wird der Mainzer Neutestamentler, Professor Marius Reiser, über Leben und Wirken des Apostels sprechen. Sein Vortrag steht unter der Überschrift „Paulus, Apostel der Völker - ein Lebensbild".
Zu der Kabinettausstellung kommt ein Begleitbuch heraus. Es ist im Verlag der Abteilung Publikationen des Bischöflichen Ordinariates erschienen und wurde von Ordinariatsrätin Dr. Barbara Nichtweiß gestaltet. Hinkel, der zusammen mit Bibliothekar Thomas Füchtenkamp das Konzept der Ausstellung erarbeitet und umgesetzt hat, schreibt im Vorwort des Bandes: „Das Buch will im besten Sinne unterhaltend und anregend dazu anstiften, sich dem großen Apostel zu nähern. Unbelastet von kunsthistorischer Entwicklung und Gewichtung sollen die Bilder sein Leben und Werk lebendig werden lassen. Texte aus den Briefen und der Apostelgeschichte laden zur Bibellektüre ein. Exegetische Miniaturen eines renommierten Neutestamentlers zeigen, wie lebensnah theologische Forschung heute sein kann." Die erläuternden Texte des Bandes stammen von Professor Reiser.
Hinweise:
tob (MBN)
Mainz. Professor Dr. Thomas Söding, Wuppertal, ist der Referent einer Akademietagung von Freitag, 13., bis Samstag, 14. März, in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz. Das Thema der Tagung lautet: „Gottes Gerechtigkeit - unsere Hoffnung. Die Grundbotschaft des Apostels Paulus nach dem Römerbrief"; sie wird im Rahmen des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Paulus-Jahres (noch bis zum 29. Juni) veranstaltet.
Hinweis: Die Anmeldung wird bis zum 6. März erbeten. Weitere Informationen beim Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel.: 06131/257-554 oder -521, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de, Internet: www.ebh-mainz.de
am (MBN)
Dokumentation
Hamburg. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Dienstagmorgen, 3. März, bei einem Gottesdienst im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Hamburg, die Predigt gehalten. Bei der Eucharistiefeier in der Sankt Elisabeth-Kirche predigte er über das Vaterunser. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seiner Predigt:
Im Evangelium des heutigen Tages (Mt 6,7-15) haben wir von Jesus gelernt, wie wir beten sollen. Die Fassung des Vaterunsers bei Matthäus ist nach der überwiegenden Ansicht der Exegeten heute etwas erweitert und enthält in der sechsten Bitte eine Doppelung: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Man kann die beiden Bitten aber auch in ihrem Zusammenhang als eine Aussage sehen.
Das Vaterunser dürfte wohl nach Ansicht vieler das am meisten gesprochene Gebet aller Religionen sein. Es hat eine immer wieder erstaunliche Kürze, Dichte und Konzentration. Dies gilt von der knappen Anrede „Vater" bis zu dem geradezu abrupten Ende. Nicht zuletzt deswegen hat man wohl auch sehr früh (vgl. schon Didache) diesen Schluss um die so genannte Doxologie erweitert: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Gebete endigen ja, besonders auch im Judentum, mit einem solchen Lobpreis. Wir haben ja in der erneuerten Eucharistiefeier nach dem Konzil diesen Lobpreis aufgenommen, vom Grundtext des Vaterunsers durch ein Gebet abgehoben, dem so genannten Embolismus.
Bei Lukas sind die Adressaten des Gebetes besonders klar. Bei ihm bittet einer der Jünger Jesu: „Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat." (Lk 11,1). Das Vaterunser ist grundlegend ein Jüngergebet. Die Nachfolger Jesu sollen ihre eigenen Wünsche und Lebenspläne zurückstellen und nur noch das wollen, was Gott will. Es ist damit auch ein herausforderndes, ja für die Jünger geradezu gefährliches Gebet. Man hat dies in der frühen Kirche noch gut gespürt. Die Taufbewerber haben erst kurz vor ihrer Taufe mit dem Glaubensbekenntnis auch das Vaterunser überreicht bekommen (traditio orationis). Nach der Taufe haben sie es mit der Gemeinde zum ersten Mal gebetet. Für uns ist das Vaterunser oft blass und formelhaft, ja verschwommen und unscharf geworden. Im Munde Jesu und in den Ohren der Jünger hatte es eine sehr klare, genaue Kontur. Diese Kostbarkeit wollen wir aber uns nicht entgehen lassen.
Gewöhnlich teilen wir das Vaterunser ein in sechs Bitten. Es sind die drei Du-Bitten und die drei Wir-Bitten. Auf die Anrede kommen wir noch kurz zurück. 1. Bitte: Dein Name werde geheiligt, 2. Bitte: Dein Reich komme, 3. Bitte: Dein Wille geschehe. Diese drei Bitten sind im engen Sinne das „Gebet Jesu". Die letzten drei Bitten sind für die Jünger bestimmt. Die 4. Bitte: Unser tägliches Brot gib uns heute, 5. Bitte: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern, 6. Bitte: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen (der Nachsatz bei Matthäus wird manchmal auch, wie schon erwähnt, als eigene Bitte gezählt). Es folgt am Schluss die schon genannte Lobpreisung (Doxologie).
Uns überrascht die Kürze des Vaterunsers. Ohne den Lobpreis am Schluss hat die Lukasfassung, die wahrscheinlich die älteste Form des Vaterunsers bietet, in einer hebräischen Rückübersetzung gerade einmal 23 Wörter, in der deutschen Übersetzung 49 Wörter (ohne Doxologie). Jesus sagt uns etwas über diese Kürze: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern, wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. (Mt 6,7) Diese Knappheit steht im umgekehrten Verhältnis zu der komprimierten Tiefe. Das Gebet kommt auch sofort zur Sache. Andere Gebete sind in der Tradition der Religionen viel langsamer und wort