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Bistumsfest und Bischofsjubiläum
Mainz. Beim Bistumsfest am Sonntag, 5. Oktober, steht neben dem Silbernen Bischofsjubiläum von Kardinal Karl Lehmann auch das 40-jährige Bestehen der Pfarrgemeinderäte (PGR) im Bistum Mainz im Mittelpunkt. Mit einem Stand vor der „Kirche am Markt Nr. 10" am Haupteingang des Mainzer Doms ist die Diözesanstelle für Pfarrgemeinderäte, Seelsorgeräte und Dekanatsräte an prominenter Stelle auf dem Bistumsfest vertreten und lädt mit vielen Angeboten und Aktivitäten zur Begegnung ein. Im Bistum Mainz hatten 1968 die ersten Pfarrgemeinderatswahlen stattgefunden. Aktuell engagieren sich rund 3.000 Katholiken aus dem Bistum Mainz in den Pfarrgemeinderäten ihrer Gemeinden.
„Die Einrichtung der Pfarrgemeinderäte ist meines Erachtens auch nach 40 Jahren aktueller und zeitgemäßer denn je, weil hier Mitverantwortung auf der Basis des Evangeliums praktiziert und verwirklicht werden kann", betont Ulrich Janson, Referent für die Pfarrgemeinderäte im Bistum Mainz im Interview für die gerade erschienene Sondernummer der Kirchenzeitung „Glaube und Leben" anlässlich des Bischofs- und des PGR-Jubiläums. Gerade für Laien könne es „interessant und reizvoll" sein, ihre persönlichen Lebenserfahrungen in die PGR-Arbeit mit einzubringen. „Dieses ehrenamtliche Engagement, das viel Zeit und Kraft kostet, verdient immer wieder Dank und Wertschätzung."
Janson räumt ein, dass es in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sei, Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte zu gewinnen. „Das hat ganz sicher damit zu tun, dass die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement in allen Lebensbereichen nachlässt, hat aber auch andere Gründe", erklärt Janson. „Ein entscheidender Grund liegt aber auch im Selbstverständnis beziehungsweise bei der Öffentlichkeitsarbeit des Pfarrgemeinderats. Viele Gemeindemitglieder wissen überhaupt nicht, was ein Pfarrgemeinderat ist und sehen somit auch nicht, dass in diesem Engagement eine große Chance zur Mitgestaltung liegt."
Die wirkliche Aufgabe der Pfarrgemeinderäte liege darin, „die Menschen im Gebiet der Pfarrgemeinde, der Pfarrgruppe oder des Pfarreienverbunds mit dem Glauben an Jesus Christus in Berührung zu bringen und ihnen so Hilfe für ein gelingendes Leben anzubieten", bekräftigt Janson. Und weiter: „Das ist vielleicht in der Betriebsamkeit vieler Gemeinden etwas in Vergessenheit geraten, aber das Umdenken in der Pastoral setzt ein neues Bewusstwerden für unseren Sendungsauftrag voraus." Janson weist darauf hin, dass die Diözesanstelle viele Angebote, Schulungen und auch eine geistliche Begleitung anbietet, um die Arbeit der Pfarrgemeinderäte zu unterstützen.
Am PGR-Stand bietet Janson zusammen mit Monika Dörr von der PGR-Diözesanstelle unter anderem einen Jubiläumswein zum PGR-Jubiläum an. Die Präsentpackungen enthalten eine Flasche Rotwein und eine Flasche Weißwein mit einem eigenen Jubiläums-Etikett. „Das ist ein heißer Tipp für alle Hauptamtlichen, die noch nicht wissen, was sie den Pfarrgemeinderats-Mitgliedern zu Weihnachten schenken sollen", meint Janson. Im Angebot ist außerdem ein Gebetswürfel-Würfel für Pfarrgemeinderäte mit Bibelzitaten, „die sich gut als geistlicher Impuls zu Beginn einer PGR-Sitzung verwenden lassen". Zu haben ist auch ein kleiner Anstecker mit dem PGR-Logo.
In einem Kleinbus können Besucher Video-Glückwünsche und Anregungen für die Räte im Bistum aufnehmen. Auf Video zu sehen sind Glückwünsche zum PGR-Jubiläum unter anderem von Kardinal Lehmann und den Mainzer Weihbischöfen Guballa und Neymeyr. Auch Prominente wie der Mainz 05-Spieler Marco Rose und der Präsident von Mainz 05, Harald Strutz, sowie Peter Frey vom ZDF haben sich für Glückwünsche zur Verfügung gestellt. Am Stand wird außerdem ein Glückwunschbuch ausliegen, das Raum für Anregungen zur PGR-Arbeit bietet. Auch beim Bühnenprogramm auf dem Marktplatz wird das PGR-Jubiläum zur Sprache kommen. Moderator Frank Lehmann vom Hessischen Rundfunk wird engagierte PGR-Mitglieder der letzen 40 Jahre interviewen und der Kunstkraftsportverein (KKSV) Mainz-Finthen wird die Besucher mit sportlichen Darbietungen unterhalten.
Entstanden ist der Pfarrgemeinderat als Gremium der Laien nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Die Mitverantwortung aller Gemeindemitglieder für die Sendung der Kirche ist Leitidee des Gremiums. Die Räte sollen das Leben in den Gemeinden mitgestalten und Sorge für die Gemeindemitglieder tragen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Beratung des Pfarrers in pastoralen Fragen. In den Statuten des Bistums Mainz heißt es dazu: „Aufgabe des Pfarrgemeinderates ist es, die gemeinsame Sendung aller Glieder der Pfarrgemeinde darzustellen. Im Pfarrgemeinderat sollen sich Pfarrer und Laien über die Angelegenheiten der Gemeinde informieren, gemeinsam darüber beraten und gemeinsame Beschlüsse fassen."
Nach einem Beschluss der Würzburger Synode im Jahr 1975 sind in Deutschland Pfarrgemeinderäte in jeder Gemeinde verbindlich vorgeschrieben. Je nach Größe der Gemeinde werden zwischen drei und elf Mitglieder direkt in den Pfarrgemeinderat gewählt. Außerdem kann der Rat weitere Mitglieder (bis zu einem Drittel der festgelegten Mitgliederzahl) hinzuwählen. Kraft ihres Amtes gehören unter anderen Pfarrer, Diakone, sowie Pastoral- und Gemeindereferenten dem Pfarrgemeinderat an.
Hinweis: Diözesanstelle für Pfarrgemeinde-, Seelsorge- und Dekanatsräte, Bischöfliches Ordinariat Mainz, Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel: 06131/253-201, Fax: 06131/253-204, E-Mail: pgr@bistum-mainz.de, Internet: www.pfarrgemeinderatswahlen.de
tob (MBN)
Mainz. Anlässlich des Silbernen Bischofsjubiläums von Kardinal Karl Lehmann findet am Donnerstagabend, 2. Oktober, um 19.30 Uhr im Mainzer Dom ein Festkonzert statt. Zur Aufführung kommen die „Litaniae de venerabili altaris Sacramento" von Wolfgang Amadeus Mozart sowie die „Große Messe in As-Dur" von Franz Schubert. Außerdem wird die Komposition „Steht fest im Glauben - Der Herr ist mein Hirt" von Christian Ridil uraufgeführt. Ridil ist Universitätsmusikdirektor am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Frankfurt. Das Werk ist eine Auftragskomposition anlässlich des Bischofsjubiläums.
Die Solisten des Konzerts sind Sabine Goetz (Sopran), Alison Browner (Alt), Daniel Sans (Tenor) und Christof Fischesser (Bass). Zudem musizieren der Mainzer Domchor, die Domkantorei St. Martin, Mainz, der Mädchenchor am Dom und St. Quintin sowie das Philharmonische Staatsorchester Mainz. Die musikalische Leitung haben Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft und Domkantor Karsten Storck.
Hinweis: Karten zum Preis von zehn Euro (Sitzplatz) und fünf Euro (Stehplatz) sind bei der Dominformation (Telefon: 06131/253-412), dem Infoladen des Bistums (Telefon: 06131/253-888) und an der Abendkasse am Marktportal erhältlich; für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist der Eintritt frei.
am (MBN)
Mainz. Anlässlich des Silbernen Bischofsjubiläums von Kardinal Karl Lehmann und anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Pfarrgemeinderäte" im Bistum Mainz hat die Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben" eine 64-seitige Sondernummer herausgegeben, die als Beilage zur Ausgabe vom 28. September erschienen ist.
Sie enthält neben einem ausführlichen Interview mit dem Mainzer Bischof und vielen Fotos unter anderem Grußworte und Glückwünsche von Alt-Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, den Ministerpräsidenten Kurt Beck und Roland Koch sowie von Weggefährten, Freunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Texte, Interviews und Informationen zum Thema „40 Jahre Pfarrgemeinderäte" - so unter anderem ein Interview mit dem Dezernten für die Pastoralen Räte, Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann.
am (MBN)
Mainz. Anlässlich des Silbernen Bischofsjubiläums von Kardinal Karl Lehmann hat die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Mainz 3.000 Festtags-Briefkuverts drucken lassen. Auf den Briefkuverts ist eine 55 Cent-Sonderbriefmarke gedruckt, die ein Foto von Kardinal Lehmann zeigt; außerdem sind das Logo des Bistumsfestes mit dem Motto „Du zeigst mir den Pfad zum Leben" (Ps 16,11) und das Bischofswappen des Kardinals auf den Briefumschlag gedruckt.
Die Kuverts können beim Bistumsfest am Sonntag, 5. Oktober, an einem mobilen Verkaufsstand zwischen 12.30 und 16.00 Uhr auf den Domplätzen erworben werden. Es werden jeweils drei Kuverts zum Preis von zwei Euro verkauft. Der Verkaufserlös kommt der Bonifatius-Stiftung und der Stiftung Netzwerk Leben des Bistums Mainz zu Gute. Kardinal Lehmann hatte darum gebeten, auf persönliche Geschenke zu seinem Silbernen Bischofsjubiläum zu verzichten und stattdessen für die beiden Stiftungen zu spenden.
tob (MBN)
Mainz. Anlässlich des Silbernen Bischofsjubiläums von Kardinal Karl Lehmann sind in den kommenden Tagen mehrere Hörfunk- und Fernsehsendungen im Südwestrundfunk (SWR) über den Mainzer Bischof vorgesehen. Der 90-minütige Jubiläumsgottesdienst am Donnerstag, 2. Oktober, um 10.00 Uhr, wird vom SWR für die ARD live übertragen. Den anschließenden Empfang im Erbacher Hof (12.00 Uhr) überträgt der Sender Phoenix ebenfalls live.
Am Donnerstag, 2. Oktober, wird der Kardinal im SWR-Fernsehen in der „Landesschau" (18.45 bis 19.45 Uhr) im Interview zu sehen sein. Am Freitag, 3. Oktober, sendet SWR 4 zwischen 16.00 und 18.00 Uhr in mehreren Teilen ein rund einstündiges Gespräch mit Kardinal Lehmann. „Der Manager Gottes. Karl Kardinal Lehmann - Bischof von Mainz" heißt ein 30-minütiges Filmporträt von Hannelore Engler, das vom SWR-Fernsehen am Freitag, 3. Oktober, um 13.10 Uhr ausgestrahlt wird.
tob (MBN)
Berichte
Fulda. Für eine notwendige „Unterscheidung der Geister" im interreligiösen Dialog hat sich der Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann aus Mainz, ausgesprochen. Es brauche zwischen den Partnern eine ebenbürtige Anerkennung nach dem klassischen Grundsatz: „Ein Gleicher redet mit einem Gleichen." Doch bedeute dies keine Gleichschaltung, „schon gar nicht eine Gleichgültigkeit der Religionen untereinander", sagte er am Mittwoch, 24. September, vor Journalisten in Fulda. Die Überzeugung vom Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens müsse mit der Bereitschaft und Öffnung zum Dialog mit den anderen Religionen einhergehen, betonte Lehmann bei der Vorstellung der zweiten aktualisierten Auflage der Arbeitshilfe „Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen".
2002 war erstmals eine Handreichung der deutschen Bischöfe unter dem Titel „Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen" herausgegeben worden. Eine Überarbeitung war nach den Worten von Kardinal Lehmann notwendig geworden, weil es zum einen um eine wachsende Annäherung der Religionen gehe, zum anderen aber im Zusammenhang mit dem Terrorangriff am 11. September 2001 in den USA auch zunehmend die Frage nach der Identitätsstärke der eigenen Glaubensüberzeugung gestellt werde. Die neue Handreichung, die mit 72 Seiten erheblich umfangreicher als die erste Fassung (48 Seiten) ist, berücksichtige sowohl die weiterführenden Erfahrungen als auch kritische Einwände, sagte Lehmann.
So seien die Begriffe „Feier" und „multireligiös" durchgängig durch geeignetere Begriffe ersetzt worden, um Missverständnissen vorzubeugen. Deutlich werde dies bereits im veränderten Titel. Stärker herausgearbeitet worden seien zudem die unterschiedliche Nähe im Verhältnis von Judentum und Christentum einerseits und Christentum und Islam andererseits. Dies betreffe hauptsächlich die Aussagen über das Gottesbild. Unverändert und durchgängig als Grundlage des Textes vertreten sei die von Papst Johannes Paul II. auf dem Weltgebetstreffen in Assisi 1986 formulierte Aussage, dass nicht gemeinsam, sondern in der je eigenen Tradition im Beisein des anderen gebetet werde, sagte Kardinal Lehmann.
Die zweite Auflage der Arbeitshilfe richtet sich wie bereits die erste Fassung an die Verantwortlichen in Gemeinden, Schulen, Verbänden und Krankenhäusern. Ihnen wird damit ein Rahmen mit konkreten Anregungen und Hilfen für religiöse Begegnungen mit Angehörigen anderer Religionen in die Hand gegeben. Dazu zählen neuerdings auch ausgewählte Texte, die die Verschiedenheit der Gebetsauffassungen und das Beten in den unterschiedlichen Formen der drei monotheistischen Religionen verdeutlichen.
Hinweis: Der Wortlaut des Statements von Kardinal Lehmann und die Arbeitshilfe 170 „Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen" sind im Internet verfügbar unter www.dbk.de.
SDBK (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat am Samstag, 27. September, die drei neuen Glocken der Pfarrgemeinde St. Stephan in Mainz geweiht. Die Mainzer Schott AG hatte durch eine Spende in Höhe von 200.000 Euro den Guss der drei neuen Glocken und die Renovierung des Glockenturms ermöglicht. „Es ist ein großer Tag der Freude und Dankbarkeit für unsere Gemeinde", betonte Pfarrer Stefan Schäfer von St. Stephan in seiner Begrüßung. „Ohne die großzügige Spende des Technologiekonzerns Schott wäre dieses Projekt niemals möglich gewesen", sagte Schäfer.
Der Vorstandsvorsitzende der Schott AG, Professor Udo Ungeheuer, betonte, sein Unternehmen habe „gerne und aus Überzeugung" der Anfrage nach finanzieller Unterstützung für die neuen Glocken entsprochen. „Es ist Teil der Unternehmenskultur von Schott, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Dabei liegen uns Projekte am Hauptstandort Mainz besonders am Herzen. Als Technologiekonzern bieten wir nicht nur attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze, sondern wir setzen uns als guter Nachbar - im Rahmen unserer Möglichkeiten - auch für das Gemeinwohl ein", sagte Ungeheuer. Die Glocken sind derzeit im Westchor der Kirche unter dem Glockenturm aufgestellt und werden zu einem späteren Zeitpunkt in den Glockenturm gehoben.
Glocken seien eine Hilfe „dass wir die Zeit unseres Lebens, einzeln und gemeinschaftlich nicht einfach einebnen", sagte Kardinal Lehmann in seiner Predigt. Unter weiter: „Die Glocken helfen uns, unser Leben, nicht zuletzt unsere Jahre, Monate und Tage in ihrem Gefüge und in ihrer Ordnung zu verstehen. So machen uns die Glocken auf das Geheimnis der Zeit für das Leben der Menschen aufmerksam."
Kardinal Lehmann würdigte St. Stephan als „Kirche des Friedens und der Versöhnung". Wörtlich sagte er: „Dies gilt schon am Anfang ihrer Erbauung, als Erzbischof Willigis St. Stephan als eine Gebetsstätte für den Frieden errichtet hat. Dafür ist diese Kirche gestiftet. Indem der große jüdische Maler Marc Chagall uns die in der Zwischenzeit wohl weltberühmten Glasfenster für diese Kirche geschenkt hat, ist diese Stiftung noch viel tiefer geworden. Er hat trotz der Erfahrung von so viel Hass und Zerstörung, die für sein Volk aus unserem Land kamen, die Mauern der Fremdheit überwunden und uns ein wichtiges Zeichen der Verständigung zwischen Juden und Christen, der Versöhnung zwischen dem deutschen und dem jüdischen Volk, aber auch des Friedens für alle Menschen hinterlassen. Dieses Vermächtnis ist Erbe und Auftrag zugleich, für uns und die kommenden Generationen."
Bislang gab es nur eine Glocke im Glockenturm von St. Stephan: die Beatrix-Glocke aus dem Jahr 1493. Sie ist die drittälteste der Stadt Mainz. Die drei neuen Glocken wurden im Mai in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen und sind nach den drei Patronen von St. Stephan benannt: hl. Maria Magdalena, hl. Stephanus und hl. Willigis. Die Verzierungen wurden von dem Wiesbadener Künstler Eberhard Münch gestaltet. Zum ersten Mal wird das neue Geläut am 27. Februar 2009 im Rahmen des Gedenkens an die Zerstörung der Stadt Mainz im Jahr 1945 zu hören sein.
Insgesamt wird das neue Geläut von St. Stephan ein Gewicht von 5.200 Kilogramm haben. Gegossen wurden eine d-Glocke (1.900 Kilogramm und 145 Zentimeter Durchmesser), eine e-Glocke (1.400 Kilogramm und 128 Zentimeter Durchmesser) und eine g-Glocke (800 Kilogramm und 108 Zentimeter Durchmesser). Die vorhandene Beatrix-Glocke ist eine fis-Glocke und hat ein Gewicht von 1.100 Kilogramm bei einem Durchmesser von 118 Zentimetern. Bei der Bombardierung von Mainz im Zweiten Weltkrieg war der Glockenturm von St. Stephan ausgebrannt, die Glocken teilweise herab gestürzt. Die Beatrix-Glocke war erst in den 1950er Jahren nach St. Stephan gekommen.
tob (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat sich am Freitag, 26. September, zu einer Begegnung mit einer Gruppe von NATO-Generälen im Erbacher Hof in Mainz getroffen. Lehmann ging in seiner Begrüßung auf Geschichte und aktuelle Situation des Bistums Mainz ein. Die NATO-Generäle aus ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada waren vom 25. bis 27. September zu einem Treffen unter Leitung von General Karl-Heinz Lather nach Mainz gekommen. Lather ist seit dem vergangenen Jahr Chef des Stabes im NATO-Hauptquartier Europa, dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) in Mons/Belgien.
Papst Benedikt XVI. hatte General Lather erst vor wenigen Tagen „in Anerkennung seiner Verdienste um die Katholische Militärseelsorge und die Katholische Kirche in Deutschland" den Orden „Ritter des Heiligen Papstes Silvester" verliehen. Seit 2001 ist Lather sowohl im Vorstand der Zentralen Versammlung der katholischen Soldaten als auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). An dem Treffen nahmen von Seiten des Bistums Mainz außerdem Domkapitular Jürgen Nabbefeld teil, der zeitweise in der Militärseelsorge tätig war, unter anderem von 1995 bis 2000 als Militär-Generalvikar des Militärbischofsamtes, sowie Militärdekan i.R. Prälat Walter Theis und Dekan Hans-Joachim Wahl aus Bad Nauheim, der von 1997 bis 2001 Militärpfarrer im NATO-Hauptquartier SHAPE in Belgien war.
tob (MBN)
Mainz/Ars. Das Institut für Geistliche Begleitung von Hauptamtlichen in Seelsorge und Caritas veranstaltet unter Leitung des Mainzer Weihbischofs Dr. Werner Guballa von Montag, 6., bis Freitag, 10. Oktober, unter der Überschrift „Auf den Spuren des heiligen Jean-Marie Vianney" eine Wallfahrt für Priester der Diözese Mainz nach Ars und Dijon in Frankreich. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird am 9./10. Oktober während des Aufenthaltes in der Partnerdiözese Dijon an der Wallfahrt teilnehmen. Im Interview erläutert Weihbischof Guballa, der Bischofsvikar für die Geistlichen und Ordensleute im Bistum Mainz ist, Ziele und Programm der Wallfahrt.
MBN: Wie kam es zur Idee einer gemeinsamen Wallfahrt der Priester nach Ars, und was macht den heiligen Jean Marie Vianney aus?
Weihbischof Werner Guballa: Die Wallfahrt ist Frucht des Bistumsprozesses. Dort wurde mit viel Überlegung und durch vielfältige Mitarbeit der Weg der Pastoral im Bistum Mainz beschrieben. Ein solcher Prozess ist aber nicht allein ein organisatorisches Geschehen, sondern auch eine geistliche Herausforderung. Die Fragen, die unsere Priester dabei begleiten, wollen wir mit auf den Weg nehmen, ins Gebet bringen und in Ars der Fürbitte des heiligen Pfarrers von Ars anvertrauen. Er hat in einer ganz schwierigen Zeit als Pfarrer und Seelsorger gewirkt. Er war Ratgeber vieler Menschen, nicht nur zu seiner Zeit, sondern ist es über seine Lebenszeit hinaus geblieben durch das Beispiel seines heiligen Lebens.
MBN: Wie sieht das Programm aus?
Guballa: Das Programm wird von drei Schwerpunkten gebildet. Auf dem Weg nach und in Ars werden wir uns mit dem Leben und Wirken des Heiligen näher befassen, um den geistlichen Reichtum seines Zeugnisses zu erschließen. Dies geschieht durch die Feier der Gottesdienste, besonders die Feier der Eucharistie, durch geistliche Impulse, durch gemeinsames Gebet sowie durch Gespräch und Austausch. In Dijon werden wir dem Erzbischof und Priestern des Erzbistums, das seit vielen Jahren mit uns partnerschaftlich verbunden ist, begegnen. Wir werden die pastorale Situation des Erzbistums kennen lernen und ins Gespräch über unsere Erfahrungen eintreten. So können wir voneinander lernen. Auch Kardinal Lehmann wird von Dijon an mit uns unterwegs sein. Diese Weggemeinschaft nehmen wir mit Freude auf.
MBN: Was erhoffen Sie sich von der gemeinsamen Wallfahrt?
Guballa: Ich erwarte eine Stärkung durch unsere Gemeinschaft mit Christus und untereinander, darüber hinaus auch Gottvertrauen und Gelassenheit gegenüber all dem, was sich in der Zukunft noch als Herausforderung stellen wird und nicht zuletzt eine Festigung von Standpunkt und Zeugnis für uns.
tob (MBN)
Alsfeld. „Die Eingliederung von Migranten muss künftig ein wichtiges pastorales Ziel im Dekanat sein." Das sagte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, am Mittwochabend, 24. September, bei der Schlusskonferenz der Visitation des Dekanates Alsfeld. Gerade die Integration vor allem von russlanddeutschen Gemeindemitgliedern sei „eine wichtige, aber auch schwierige Aufgabe, bei der die Erwachsenenbildung, die Gemeinden und die Caritas gefordert sind", sagte Giebelmann. Das Dekanat werde immer „ein Schmelztiegel" für Einwanderer bleiben. Das Treffen fand im Pfarrzentrum Christkönig in Alsfeld statt.
An der Schlusskonferenz nahmen sowohl die hauptamtlichen als auch Vertreter der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus dem Dekanat teil. Eingeladen hatte der Dekan des Dekanates Alsfeld, Pfarrer Helmut Grittner, zusammen mit der neuen Dekanatsreferentin Hedwig Kluth. Generalvikar Giebelmann hatte das Dekanat seit dem 27. Februar visitiert. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte in dieser Zeit die Firmgottesdienste im Dekanat übernommen.
Grundsätzlich seien Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung in der starken Diasporasituation des Dekanates Alsfeld mit insgesamt rund zehn Prozent Katholikenanteil schwierig, stellte Giebelmann fest. Angesichts der großen sozialen Problematik „muss sich die Caritasarbeit dieses Themas verstärkt annehmen", sagte der Generalvikar. Es sei notwendig, „sich armer Familien noch stärker anzunehmen".
Er forderte dazu auf, die Frage nach dem sonntäglichen Gottesdienstbesuch lebendig zu halten. „Viele Gläubige haben die Selbstverständlichkeit des Sonntagsgottesdienstes verloren." Vielen Menschen werde der Event-Charakter eines Gottesdienstes immer wichtiger, „aber so viele Events können wir gar nicht gestalten", gab der Generalvikar zu bedenken. Er regte die Hauptamtlichen außerdem dazu an, sich Freiräume für eine „aufsuchende Pastoral" zu schaffen und auf die Menschen zuzugehen.
Der Generalvikar hob die ausgeprägte Messdienerarbeit im Dekanat hervor. Insgesamt gebe es 290 Ministranten. Außerdem habe das Dekanat „eine beachtliche Weltjugendtagsinitiative hervorgebracht", sagte Giebelmann. Ein Zukunftsthema der Jugendarbeit werde angesichts der Einführung von Ganztagsschulen mit Sicherheit die Zusammenarbeit mit der Schule sein, denn dadurch werde die klassische Kinder- und Jugendgruppenarbeit schwieriger. Er wies außerdem darauf hin, dass es im Dekanat Alsfeld „eine relativ hohe Unterrichtsabdeckung" beim Religionsunterricht gebe.
tob (MBN)
Frankfurt. Das meist gefragte Download-Angebot beim dritten Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks (HR) ist zurzeit eine kirchliche Verkündigungssendung. Fast 14.000 Mal wurde im August das „HR3 Moment mal" als Podcast abgerufen - häufiger als die Informations-, Kabarett- und Kultur-Angebote der Welle.
Das „HR 3 Moment mal" ist nicht nur Spitzenreiter, es war auch Vorreiter im Podcast-Angebot des Hessischen Rundfunks: Seit Herbst 2005 können die religiösen Kurzbeiträge, unabhängig vom Sendetermin, im Internet nachgehört werden. Es war damals bundesweit das erste „Godcast" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die erste religiöse Hörfunksendung, die im Internet zu abonnieren war. Die Sendung liefert dreimal in der Woche religiöse Gedanken zu aktuellen Themen im Pop- und Rockradio des Hessischen Rundfunks (dienstags und donnerstags um 10.45 Uhr, sonntags um 7.15 Uhr). Evangelische und Katholische Kirche wechseln sich dabei ab. Für die katholischen Diözesen sind Klaus Depta (Bistum Fulda), Pia Arnold-Rammé (Bistum Limburg) und Michael Kinnen (Bistum Mainz) zu hören.
Das elektronische Angebot der kirchlichen Verkündigungssendungen im Hessischen Rundfunk ist in den letzten drei Jahren insgesamt rasant gestiegen: Mittlerweile sind fünf von sechs Kirchenformaten auf den Podcast-Seiten des HR vertreten (www.hr-online.de). Über 40.000 Mal im Monat werden „Zuspruch" (HR1/HR2), „Sonntagsgedanken" (HR1), „Übrigens" (HR4) und „Moment mal" (HR3) abgerufen. Über 25.000 Besucherinnen und Besucher zählt zudem monatlich die Seite der „Katholischen Kirche beim Hessischen Rundfunk" (www.kirche-hr.de). Auf ihr können die Texte aller katholischen Hörfunksendungen nachgelesen werden. Außerdem gibt es Informationen zu den Sprecherinnen und Sprechern und zu zukünftigen Beiträgen.
Hinweis: Weitere Informationen bei Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Bistümer beim Hessischen Rundfunk, Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main, Tel.: 069/8008718250, Fax: 069/800 87 18 229, E-Mail: info@kirche-hr.de, Internet: www.kirche-hr.de
bh (MBN)
Mainz. Bei der aktuellen Erarbeitung des 2001 beschlossenen neuen Gemeinsamen Gesang- und Gebetbuchs der katholischen Bistümer im deutschen Sprachraum (ausgenommen die Schweiz), „Gotteslob 2", werden aus Sicht des Mainzer Gesangbuchforschers Professor Dr. Hermann Kurzke vor allem zwei Tendenzen deutlich: Zum einen werde versucht, dem veränderten Frömmigkeitsverständnis gerecht zu werden, zum anderen solle die regionale Vielfalt des Liedguts wieder stärker zum Tragen kommen. Kurzke sprach am Samstag, 27. September, beim Studientag „Geschichte und Gegenwart des katholischen Gesangbuchs" im Haus am Dom in Mainz. Das neue „Gotteslob 2" soll in einigen Jahren das erste „Gotteslob" von 1975 ersetzen.
Die Bearbeitungstendenzen des „Gotteslob 1" ließen sich für die Kernzone der Liederauswahl und Liederbearbeitung grob als „neoaufklärerisch" bezeichnen, sagte Kurzke. Wie schon in der Gesangbuchgeschichte um 1800 sei eine deutliche Zurückdrängung der Eschatologie und die Bevorzugung einer sozial-horizontalen Frömmigkeit anstelle einer vertikal-mystischen festzustellen. Hinzu gekommen sei eine Reduktion der Heiligen- und Marienlieder sowie eine poetische Verarmung durch die Ausrichtung auf eine einfache Sprache. Jetzt gebe es deutliche Hinweise darauf, dies wieder auszugleichen.
„Ich glaube, das ‚Gotteslob 2‘ wird pluralistisch sein, und es wird postmodern sein im Sinne eines Vorwaltens ästhetischer Gesichtspunkte sowie des kulturellen Respekts vor Glaubensüberzeugungen der Vergangenheit", stellte Kurzke fest. Die soziale Theologie der 1970er Jahre habe an Einfluss verloren. Zum Teil werde die Tradition des Gotteslob fortgesetzt, zum anderen Teil werde Altes, lange Vergessenes wiederbelebt werden.
Generell habe das Einheitsgesangbuch von 1975 mit der Restaurationsbewegung, die das alte Liedgut zurückgewinnen wollte, gebrochen, sagte er. Zwar stünden 120 Liedern aus dem 16. und 17. Jahrhundert nur 20 aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert gegenüber. Aber die meisten alten Lieder seien ohne Respekt vor dem Original überarbeitet worden, mit oft sinnverändernden Eingriffen. Bisher habe es im Stammteil des Gotteslobs nur kleine Anpassungen an geänderte Zeiterfordernisse gegeben. Nur eine einzige betreffe den Stammteil: die „Brüderrevision", mit der 1995 das inklusive Sprechen beschlossen wurde, um wirkliche oder vermeintliche Frauendiskriminierung in den Liedtexten auszumerzen.
Flexibler sei mit den Diözesananhängen umgegangen worden, die fast alle in den letzten 20 Jahren aktualisiert wurden, betonte Kurzke. Durch sie habe sich die Vielfalt vermehrt. Im Stammteil des Gotteslobs, für das eine Gesamtauflage von mehr als 20 Millionen Exemplaren in den 37 beteiligten Diözesen zu verzeichnen sei, stehen 256 Lieder. Die zuständige Arbeitsgruppe für die Lieder des „Gotteslob 2" habe mehrere tausend Lieder gesichtet, daraus 500 in die engere Wahl genommen. Die endgültige Zahl dürfte bei etwa 300 liegen. Für den Mainzer Diözesananhang rechne er mit maximal 150 Liedern.
Hauptziel des Studientags war, die durch das interdisziplinäre Forschungsprojekt Gesangbuchbibliografie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz gewonnenen Erkenntnisse über die Entwicklung des Kirchenlieds erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Veranstalter der Tagung waren die Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof, der Interdisziplinäre Arbeitskreis Gesangbuchforschung der Mainzer Universität und die Vereinigung „Kultur - Liturgie - Spiritualität e.V." mit dem Mainzer Liturgiewissenschaftler Professor Dr. Ansgar Franz als Vorsitzendem, der die Tagung eröffnete.
Dr. Andreas Scheidgen, Mainz, legte dar, welche revolutionäre Dynamik die deutschsprachigen Kirchenlieder Martin Luthers entwickelten. Der Dominikaner Michael Vehe, ein Berater des Kardinals Albrecht von Brandenburg, habe Luther mit dessen eigenen Waffen schlagen wollen. Dem Klugschen Gesangbuch von 1529 mit den Liedern des Reformators stellte er 1537 ein „Gesangbüchlein Geystlicher Lieder" entgegen. Nach der Vertreibung Albrechts aus Halle sei Mainz ab 1541 zur Rückzugsbasis für die Vorkämpfer des alten Glaubens und zum Vertriebszentrum katholischer Gesangbuchdrucke geworden.
Im Zeitalter der Gegenreformation spielten die Kirchenlieder eine wichtige Rolle, was sich im 17. und 18. Jahrhundert fortsetzte, wie Dr. Andrea Neuhaus, Frankfurt, sagte. Die Reformen des Konzils von Trient (1545-1563) sollten umgesetzt werden. Es entstanden vor allem unter Führung der Jesuiten Gesangbücher in großer Zahl, die der katholischen Reform dienten. Ein herausragendes Beispiel war das Mainzer Cantual von 1605 (bis 17788 aufgelegt), das auf alte, vorreformatorische volkssprachliche Lieder zurückgriff und sich von den reformatorischen Kirchenliedern stärker absetzte.
Ein Bruch mit dieser Tradition ergab sich im Zeitalter der Aufklärung, erläuterte Dr. Dominik Fugger am Beispiel von Ernst Xaver Turin, Pfarrer von St. Ignaz in Mainz. Die von ihm herausgegebene Sammlung geistlicher Lieder, die 1787 als Diözesangesangbuch eingeführt wurde, enthielt viel aufklärerisches Gedankengut und legte die Betonung auf das praktische Christentum. Erst 1865 musste sein „Neues christkatholisches Gesangbuch" im Zuge der Restauration einem neuen Diözesangesangbuch weichen.
Wegbereiter dafür waren der geistliche Direktor des Mainzer Gymnasiums, Heinrich Bone, der 1847 ein Liederbuch „Cantate" herausgab und der Jesuit Joseph Mohr mit seinem ersten Gesangbuch „Cäcilia" von 1868. Dr. Christiane Schäfer, Speyer, stellte fest, dass vor allem die Gesangbücher Mohrs und die Aktivitäten des Cäcilienvereins dazu beigetragen hätten, dass die katholische Gesangbuchrestauration so erfolgreich war. Sie habe unübersehbar zur Vereinheitlichung des katholischen Kirchenliedbestandes beigetragen. Es sei allerdings auffällig, dass der Diözesananhang des Mainzer „Gotteslob" viele von der Restauration verdrängte Lieder aus der Zeit der Aufklärung enthält. Die Diözesananhänge bewahrten vieles, „was dem Kirchenvolk näher am Herzen liegt", stellte Schäfer fest.
Durch den Leiter des Francke-Verlags, Tübingen, Gunter Narr, wurde die Neuerscheinung „Geschichte des katholischen Gesangbuchs" präsentiert. Die Tagung klang aus mit der Darbietung von Marienliedern in alten und neuen Fassungen durch einen Chor des Fachbereichs Katholische Theologie der Mainzer Universität in der Memorienkapelle des Domes unter der musikalischen Leitung von Mechthild Bitsch-Molitor.
Hinweis: Geschichte des katholischen Gesangbuchs. Hrsg. Dominik Fugger/Andreas Scheidgen. Bd. 21 der Reihe Mainzer Hymnologische Studien, Francke-Verlag , Tübingen 2008, 273 Seiten, 48 Euro, ISBN 978-3-7720-8265-8
Sk (MBN)
Darmstadt. Nach einer über drei Jahre währenden Umbauphase stehen die Arbeiten im Katholischen Bildungszentrum NR 30 in Darmstadt vor dem Abschluss. Darauf hat der Leiter der Einrichtung, Godehard Lehwark, anlässlich des gerade erschienenen Herbstprogramms hingewiesen. Eine auffallende, kräftig grüne Rampe weist den Weg zu dem Gebäude, das nun behindertenfreundlich mit Aufzug ausgestattet ist. Das 60-seitige Programmheft wird auf Wunsch zugeschickt (Tel.: 06151-20963).
Mit Erscheinen des Herbstprogramms könne das Zentrum seine Arbeit wieder voll aufnehmen, betont Lehwark. Schwerpunktmäßig befasse sich das Programm in den Veranstaltungen 75 Jahre nach der Machtübernahme durch Hitler mit dem Verhältnis von Kirche und Nationalsozialismus vor und nach 1933 sowie mit der Bedeutung des Reichskonkordats. Außerdem werde aus Anlass des 70. Jahrestags der Reichpogromnacht an die liberale Darmstädter Synagoge erinnert.
Nikolaus Heiss schildert (29. Oktober) den Weg vom Auffinden der Fundamente bis zur Errichtung einer Gedenkstätte. Professor Lorch, Architekt der Dresdener und der Münchner Synagoge, berichtet mit Hilfe von Bildprojektionen am 4. November über die Rückkehr der Synagogen in die Städte. Eine erste Vortragsreihe befasst sich mit den geschichtlichen Wurzeln des Christentums im Nahen Osten, mit seiner Vielfalt und seinen Problemen in einer islamischen Umwelt. Am 30. Oktober spricht Professor Dr. Hacik Rafi Gazer von der Universität Erlangen über das Thema „Die Türkei - Land der Kirchen seit neutestamentlicher Zeit". Über die Situation der Christen und religiösen Minderheiten in der Türkei berichtet der Journalist und Buchautor Günter Seufert aus Istanbul am 17. November.
Am 28. Oktober beginnt ein vierteiliges Seminar mit Dr. Achim Seip über Leben und Werk des französischen Komponisten Olivier Messiaen. Im Mittelpunkt des kunstgeschichtlichen Angebots steht ab dem 6. November eine dreiteilige Vortragsreihe zum Thema „Eine Stadt - drei Gesichter: Konstantinopel - Byzanz - Istanbul" mit Dr. Andreas Thiel aus Bad Soden.
Ein für Darmstadt neues Angebot stelle die „LernWerkstatt 50plus" für Menschen im „3. Lebensalter" dar, erläutert Lehwark. In ihr finden sich Interessenten zur Bearbeitung eines selbstgewählten Themas oder Projekts zusammen. Näheres dazu ist in der unverbindlichen Informationsveranstaltung am 30. Oktober zu erfahren.
Weiterhin stehen neben Angeboten zur Meditation auch solche zur Literatur auf dem Programm, unter anderem eine polnisch-deutsche Lesung mit dem polnischen Dichter und Priester Jerzy Szymik aus Lublin (22. Oktober) und ein monatliches Literaturfrühstück (ab 11. November). Für Menschen, die von Trennung oder Scheidung betroffen sind, bietet das Zentrum einen vierzehntäglich stattfindenden Gesprächskreis an.
tob (MBN)
Vorschau
Mainz. In der Bistumsakademie Erbacher Hof stellt Michael Kleeberg am Freitag, 10. Oktober, um 19.00 Uhr sein neues Buch „Aufgehoben - Kleines Mainzer Brevier" vorstellen. Michael Kleeberg ist der Mainzer Stadtschreiber 2008. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Verlag Hermann Schmidt, Mainz, statt. Das Buch enthält Erzählungen, Erinnerungen und Gedanken zu den Themen „Heimat" und „Religion".
am (MBN)
Altenstadt/Butzbach. Die katholische Kirche in der Wetterau und das evangelische Dekanat Wetterau bieten wieder begleitete Selbsthilfegruppen für trauernde Menschen an. Die drei Gruppen starten mit ihren Angeboten im Oktober und November in Altenstadt und Butzbach. Am Mittwoch, 29. Oktober, trifft sich erstmals um 20.00 Uhr die begleitete Selbsthilfegruppe „Partnerverlust durch Tod" im katholischen Gemeindezentrum St. Andreas in Altenstadt; die Gruppe trifft sich zehn Mal alle vierzehn Tage. Geleitet wird die Gruppe von Joachim Michalik, Dekanatsreferent des katholischen Dekanates Wetterau-West (Anmeldung unter Tel.: 06032-931313).
Die Selbsthilfegruppe „Trauernde Eltern" beginnt ihre Treffen am Mittwoch, 22. Oktober, um 20.00 Uhr ebenfalls im Gemeindezentrum St. Andreas, Altenstadt. Bis April 2009 wird es insgesamt zehn Treffen geben. Geleitet wird die Gruppe neben Joachim Michalik von Dr. Sylvia Börgens, die selber vom Tod eines Kindes betroffen ist und seit Jahren einen Kreis trauernder Eltern leitet. Eine Anmeldung ist bei Börgens unter Tel.: 06036-3058 möglich.
In Butzbach bildet sich am Dienstag, 11. November, um 20.00 Uhr in der evangelischen Markuskirche (Kirchplatz 12) die Selbsthilfegruppe „Trauernde Angehörige". Sie wird vom evangelischen Pfarrer Jörg Fröhlich geleitet (Anmeldung unter Tel.: 06032-949761). Hier sind sieben Treffen alle 14 Tage vorgesehen.
Hinweis: Die Teilnahme an den Gruppen, die seit 1993 angeboten werden, ist kostenfrei und steht allen Menschen offen. Weitere Informationen bei Dekanatsreferent Joachim Michalik, Tel.: 06032-931313, E-Mail: joachim.michalik@kirche-wetterau.de, Internet: www.trauerbegleitung-wetterau.de
am (MBN)
Personalien
Mainz. Wolfgang Siebner aus Mainz ist zum neuen Vorsitzenden der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Mainz gewählt worden. Er wurde beim elften Diözesantag des Verbandes am Samstag, 20. September, im Erbacher Hof einstimmig gewählt. Siebner ist als Ständiger Diakon mit Zivilberuf in Bingen tätig. Die stellvertretende Vorsitzende Antonia Kleinmeier aus Biblis wurde einstimmig in ihrem Amt bestätigt. In einem Grußwort hatte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, die KAB als „das moralische Gewissen der Kirche" gewürdigt.
tob (MBN)
Mainz. Bei der Diözesankonferenz der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Krankenhausseelsorge im Bistum Mainz am 5./6. September in Mainz sind die fünf neuen Sprecher der Arbeitsgemeinschaft gewählt worden. Das hat jetzt der zuständige Ordinariatsrat Hans Jürgen Dörr vom Seelsorgeamt des Bischöflichen Ordinariates mitgeteilt. Die Amtszeit beträgt drei Jahre. Die Konstituierung der Sprechergruppe findet am 14. Oktober statt.
Als Mitglieder der Sprechergruppe wurden gewählt: Pastoralreferentin Agnes Dörr-Roet, Evangelisches Krankenhaus Elisabethenstift Darmstadt; Gemeindereferent Matthias Gehrmann, Zentrum für soziale Psychiatrie Bergstraße, Heppenheim; Pastoralreferentin Heike Knögel, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Gemeindereferent Gregor Rettinghaus, Katholische Klinik- und Altenheimseelsorge Bad Nauheim, und Pfarrer Franz Zierz, Katholisches Klinikum Mainz.
tob (MBN)
Der Landpädagogische Arbeitskreis, der bei einer Tagung der rheinland-pfälzischen Landesarbeitsgemeinschaft der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) am 20. Oktober 1968 in Mainz gegründet worden war, hat bedauert, „dass in Rheinland-Pfalz keine Ausbildungsbeihilfe für Dorfhelferinnen gewährt werde, wie dies in anderen Bundesländern der Fall sei". Weiter heißt es in den Bistumsnachrichten: „Zwar werde die Notwendigkeit des Berufes von den zuständigen Behörden durchaus anerkannt, doch habe bisher trotz mehrmaliger Vorsprache keine Regelung gefunden werden können."
Mit der „Geschichte des Bolschewismus und seinem Verhältnis zum Christentum" beschäftigte sich eine Wochenendtagung für berufstätige Frauen am 19. und 20. Oktober 1968 in Heppenheim. Veranstalter war die Diözesanstelle für Frauenseelsorge in Mainz. Referent war der Politologe Udo Apel aus Mannheim, der den 43 Teilnehmerinnen „die Entwicklung des Bolschewismus und seine Veränderungen seit Marx" aufgezeigt habe. Und weiter: „Der Referent arbeitete die Unterschiede zwischen Christen und Marxisten heraus, wies aber auch auf das Gemeinsame hin."
Mainzer Bistumsnachrichten vom 25. Oktober 1968 (Nr. 14/1968)
Dokumentation
Fulda. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat zu einem verantworteten und überlegten Zeugnis des eigenen Glaubens in der Öffentlichkeit aufgerufen. „Die zeugnishafte Rede des Christen muss Qualität haben", sagte er bei seiner Predigt im Pontifikal-Gottesdienst im Rahmen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwochmorgen, 24. September, im Fuldaer Dom. Das Bischofstreffen stand an diesem Tag im Zeichen eines Studientages zum Thema „Kirche und Medien". Der Lesungstext aus dem Kolosserbrief (Kol 4,2-6) über den der Kardinal predigte, sei „eine kleine praktische und auch theoretische Theologie der Kommunikation des Christlichen in der Zeit", sagte Lehmann. Im Folgenden dokumentieren wir den Lesungstext und die Predigt des Kardinals.
Lesung aus Kol 4,2-6
Lasst nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar! Betet auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können, für das ich im Gefängnis bin; betet, dass ich es wieder offenbaren und verkündigen kann, wie es meine Pflicht ist. Seid weise im Umgang mit den Außenstehenden, nutzt die Zeit! Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt; denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können.
Predigttext
Als Vorbereitung für den heutigen Studientag zur Frage Kirche - Medien suchte ich nach einem passenden Text und fand ihn zu Beginn des letzten vierten Kapitels im Kolosserbrief (Kol 4,2-6).
Der Brief an die Kolosser ist ein Dokument des Glaubens aus einer schon etwas späteren Zeit, da die Christen stärker um ihre Weltverantwortung zu wissen beginnen. Der Brief schließt mit letzten Mahnungen an die Christen.
Leicht kann man zwei Grundaussagen unterscheiden, die jedoch auch wiederum aufeinander verweisen: die Solidarität des fürbittenden Gebetes und die Solidarität des verantwortlichen Dialogs gerade mit den Außenstehenden. Zur Sendung in die Welt gehört die Verwurzelung im Glauben, die hier mit dem Dreiklang Immerwährendes Gebet - Wachsamkeit - Dankbarkeit umschrieben wird (Vers 2). Der Apostel ruft die Gemeinde besonders auf zum Gebet für ihn, „damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können" (Vers 3). Obgleich er im Gefängnis sitzt, verschließt er sich nicht in einem Ghetto, auch nicht in der Abkapselung der Verfolgung. Es kommt hier kein Wort der Klage über seine Lippen. Er bittet um das Gebet für die missionarische Verkündigung. Hier werden die beiden Hälften des Textes verbunden: Fürbitte und Zeugnis nach draußen. Gott möge eine Tür öffnen für das Wort (vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12; Apg 14,27). Gottes Wort selbst drängt in die Welt. Der Apostel möchte die Herzen vieler Menschen für das Evangelium öffnen. In der Mitte steht das Geheimnis Jesu Christi (vgl. Vers 3). Das Evangelium selbst will von ihm selbst her übersetzt und vermittelt werden.
Der ganze Text - darum passt es so gut zu diesem Tag - spricht von der Öffentlichkeit der Verkündigung und des Zeugnisses. Durch die Verkündigung soll das Mysterium allen zugänglich werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es Einsatz und Freimut braucht, um zu anderen Menschen zu gelangen. Hier ist ein anderer Ton: keine Rede - wie an anderer Stelle - von Verstockung (vgl. Mk 4,11 f.), keine verschlossenen Türen (vgl. Lk 12,36 f.; 21,24 f.). Trotzdem ist es mit „Öffentlichkeit" noch nicht getan. Druckerschwärze und Kamera, Mikrofon und Mattscheibe, Plakate und Lautsprecher erreichen für sich noch nichts. Sie können sogar abspenstig machen. Auch muss nicht jeder predigen oder missionarisch verkündigen. Dies ist Sache des Apostels, für den es geradezu eine Pflicht ist, obgleich das Evangelium letztlich von selbst läuft.
Zum Gebet um den Segen der Mission gehört auch der weise Umgang mit den „Außenstehenden". Die Gemeinde lebt in einer Umwelt, in der sie kritisch beobachtet und beurteilt wird. In einer solchen Situation hat jeder Verantwortung auch und besonders im Lebenswandel. Ohne Weisheit, das heißt hier Klugheit und Rücksicht, gibt es keine positive Resonanz bei den Menschen „draußen", vgl. 1 Thess 4,12: „So sollt ihr vor denen, die nicht zu euch gehören, ein rechtschaffenes Leben führen und auf niemand angewiesen sein." (vgl. dazu: 1 Kor 5,12f.).
Aber die indirekte Rechenschaft durch das Leben selbst genügt nicht. Der Christ soll jedoch gefasst sein, dass er auf sein Zeugnis angesprochen wird. Er soll bereit sein, auf Fragen zu antworten und Rechenschaft abzulegen von seiner Hoffnung (vgl. 1 Petr 3,15). Er soll dabei „freundlich", „voll Freude", Luther übersetzt „lieblich" sein. Jedenfalls darf das Zeugnis des Wortes weder aufdringlich werbend noch rechthaberisch sein, freilich auch nicht feige und furchtsam. Die zeugnishafte Rede des Christen muss Qualität haben. Beredsamkeit und Argumentationsgeschick sind durchaus erwünscht. Sie sollen einen gewissen Anreiz, ja Charme geben (vgl. dasselbe Wort für „Gnade" = charis). Die meisten übersetzen: in Anmut, anmutig, gewinnend.
„Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt." (Vers 6a) Das heißt auch, dass unsere Worte packend und treffsicher, ja gepfeffert und entschieden sein sollen, nicht fade und faul, langweilig und kompromisslerisch. Es darf ruhig eine „gesalzene Rede", ja aufreizend und manchmal beißend sein. Es genügt jedoch nicht, etwas Charme zu produzieren oder einen „Biss" zu haben, zu provozieren.
Das Wort Gottes ist ein eigenes Wort. Es ist nicht nur unser Wort. „Gott" selbst öffnet die Tür zu den Herzen der Menschen. Schon gar nicht darf man das Wort der „Außenstehenden" einfach nachplappern oder sich anpassen. Es ist keine Hilfe, dem Menschen nur nach dem Mund zu reden. Man muss im Gebet wachsam bleiben gegen alles, was angebetet wird. Was gesagt wird, muss auch vom Leben gedeckt sein. Wir dürfen die Welt nicht ernster nehmen als den Herrn. Nur wenn wir selbst in diesem Sinne „Salz der Erde" (Mt 5,13) sind, das nicht schal ist, das vielmehr würzig-frisch ist und Fäulnis beseitigt, werden wir Menschen gewinnen. So kommt es darauf an, dass wir die doch auch verborgene Kraft des Geheimnisses Jesu Christi an den Tag bringen, ja regelrecht offenbaren (vgl. Vers 4). Unsere Freundlichkeit soll die Freundlichkeit Gottes vermitteln (weswegen die Freundlichkeit von Vers 6 am Ende doch auch etwas mit der „Gnade" Gottes zu tun hat). Ein altes jüdisches Wort sagt: „Die Welt kann nicht ohne Salz und nicht ohne Pfeffer, auch nicht ohne Gewürze sein." (Trakt.Sopherim 15,8; Billerbeck I,232ff.)
Der Apostel ist der Meinung, dass wir nur „so jedem in der rechten Weise antworten können" (Vers 6b). Auch dies ist nochmals wichtig: Wir sollen uns auf jeden/auf jede einlassen, nicht einfach nur einen Propagandafeldzug eröffnen, sondern uns den Fragen der Menschen stellen und dann auch „jedem in der rechten Weise" antworten. Wir wissen es, wie viel dies voraussetzt. Auch dies ist gut jüdisch, denn es heißt: „Wohl dem Mann, der die Worte der Thora zu eigen hat und in dessen Hand sie verwahrt werden, und der es versteht, mit ihnen am rechten Ort eine vollkommene Antwort zu geben." (Billerbeck III, 765 zu 1 Petr 3,15)
Dafür sollen wir „die Zeit nützen": sie regelrecht „auskaufen", jede Gelegenheit nützen für das rechte Wort zur rechten Zeit. Es gibt kein dringlicheres Wort als das Evangelium, da es in dieser Zeit von niemand überholt werden kann. Also müssen wir auch unseren Ort mit unseren Möglichkeiten ausschöpfen. Dieses letzte, äußerste Wort ist durchaus endzeitlich gemeint.
Es ist ein unglaublich dichter Text, der sich hier einem erschließt. Er schenkt uns eine kleine praktische und auch theoretische Theologie der Kommunikation des Christlichen in der Zeit. Ich brauche darum dieses Wort auch nicht zu übersetzen in die Gegenwart: Jeder entdeckt seine Möglichkeiten in seiner Situation. Die Lesung aus dem Kolosserbrief ist wie ein Kommentar zu einem bekannten Jesuswort: „Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern." (Mt l0, 26 f., vgl. Mk 4,22; Lk 8,17). „Freimut" („parrhesia") nennen dies vor allem Johannes, die Apostelgeschichte, der hl. Paulus (Kol 2,15) und der Hebräerbrief (abgesehen von Mk 8,32).
Der Herr selbst macht uns also zu Offenbarern, zu „Publizisten": Dies sind Leute, die über öffentliche Angelegenheiten schreiben. Das Evangelium ist eine eminent öffentliche Angelegenheit - und nicht die private Anmutung, zu der wir es oft gemacht haben und machen. Gegen diese moderne Häresie steht der Publizist, der Christ ist und sein will, mit Leib und Seele. Amen.
(MBN)